ich glaub es wird Zeit was zu ändern

  • Hallo dawarmalwas,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Bei deinen Schilderungen habe ich Gänsehaut bekommen. Da passt so vieles auft Situationen die auch ich erlebt habe.
    Ich habe auch versucht zu vertuschen, meine Kinder rauszuhalten.
    Das dies nicht möglich ist/war habe ich erst später begriffen. Die Kinder haben es mitbekommen, konnten es nur nicht richtig einordnen, weil ich damals eben noch vertuschen wollte.
    Meine Kinder sind aus dem Haus, und haben heute sehr wenig Kontakt zum Vater.

    Was bei dir deine Schwester war, war mein Vater bei mir. Er hatte da auch einen klaren Blick.
    Leider ist er auch schon seit Jahren tot, und als er noch lebte, konnte ich seine Gespräche zu diesem Thema kaum ertragen.

    Ich kenne diese Anschuldigungen, ich hatte auch mit jedem Mann was, der mich nur etwas länger angesehn hat.
    Das hat meine Lebensqualität sehr eingeschränkt, weil ich dann immer aufgepasst habe, das ich es das nächste Mal "besser" mache, ich dachte, dann hat er einfach keinen Grund mehr zum saufen.
    Er trinkt heute noch, und ich lebe mein Leben. Mein Leben fühlt sich ganz anders an als früher, viel freier.

    Hast du schon einmal daran gedacht, zu einer Suchtberatung zu gehen, dort werden auch Angehörige betreut, und ich habe das damals gemacht, war fast schon wie eine Therapie. Dies hat mir sehr gut getan.
    Ich tue mich schwer mit Ratschlägen, denn diese waren in der Vergangenheit für mich oft auch "Schläge".


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo dawarmalwas,
    Herzlich Willkommen hier im Forum.
    Schön, das Du hergefunden hast.

    Für mich ist es immer wieder schrecklich, zu lesen, wie viel der Alkohol zerstört. Und ich glaube, da werde ich auch nei abstumpfen, egal
    wie viel Geschichten ich lese.

    Erst einmal eines vorweg:
    Die einzig mögliche Hilfe für den Alkoholkranken ist die NICHT-Hilfe, solange er säuft.
    Und das Dein Mann ein Alkoholproblem hat und längst die Schwelle des Missbrauchs überschritten hat, liegt für mich klar auf der Hand.
    Wie können und dürfen hier ja keine "offiziellen" Diagnosen stellen, aber ich darf ja denken, was ich will.
    Und wenn ich lese, was schon alles passiert ist, dann sehe ich mich teilweise in meine eigenen Vergangenheit zurückversetzt.
    Und ich war zum Zeitpunkt ähnlicher Geschehnisse bereits stark alkoholabhängig.
    Von daher ziehe ich meine eigenen Schlüsse.

    Du hilfst ihm immer wieder, ins Bett zu kommen.
    Warum eigentlich?
    Mit solchen Aktionen zeigst Du Deinem Mann ja auch immer wieder, das er tun kann, was er will.
    Du kümmerst Dich schon.
    Und wie soll er wach werden, wenn sein Umfeld versucht, alles ungeschehen zu machen?
    Dazu gehört ja auch, ihn vom Flur aufzusammeln (oder wo auch immer) und ins Bett zu verfrachten.
    Ich sag Dir was, dawarmalwas:
    Ein Alkie muss erst seinen Tiefpunkt erreichen !
    Eher wird er nicht mal in Erwägung ziehen, mit dem saufen aufzuhören.
    Ein Tiefpunkt sieht natürlich bei jedem anders aus.
    Den einen reicht geringfügigere Vorkommnisse wie einem anderen.
    Es kann jedenfalls schon mal helfen, sich in einer schlimmen Situation wieder zu finden, um knallhart zu sehen, was abgeht !
    Selbst nasse Alkoholiker haben noch ab und an klare Momente, wo sie sehen können, was sie anrichten.
    Und in seiner eigenen Kotze und Pisse aufzuwachen(ich schriebe das Extra so knallhart!) kann hilfreich sein !
    Ich erinnere da gerade jemanden, der morgens in einem Blumenbeet aufwachte und das war ihm genug Anlass, mit dem Saufen aufhören zu wollen.
    Wenn Du also noch irgendwas für Deinen Mann tun willst, weil er Dir noch ein bisschen was bedeutet (als Mensch, vielleicht nicht mal mehr als Partner) dann lass ihn um Gottes Willen da liegen !
    Du gibts ihm damit eine Chance, vor den Konsequenzen seines Tuns zu stehen.
    Und vielelicht doch zu handeln.
    Unterstütze ihn nicht mehr in seinem Tun. Das tust Du nämlich momentan.
    Das beinhaltet auch nicht nur, ihn liegen zu lassen.
    Stelle ihn auch vor andere Konsequenzen.

    Du schreibst:

    Zitat

    Ich habe mich vor ein paar Wochen einer sehr guten Freundin anvertraut und das hat schon mal bewirkt dass man viele Dinge klarer sieht. Aber wie es nun weitergehen soll weiß ich nicht. Es muss einfach was passieren. So kann und will ich nicht leben. Ich habe letztes Jahr meine kleine Schwester an Krebs verloren, sie hatte noch so viel vor und hatte so ein realistisches Bild von meinem Mann und ich habe ihr einfach nicht zugehört bzw habe das zur Seite gewischt weil es mir so unangenehm war. Ich will das nicht! Ich will später mal auf mein Leben zurück gucken können und sagen können es war schön.

    Damit hast Du schon den ersten wichtigen Schritt getan!
    Du bleibst nicht mehr allein in dieser Situation, schweigst nicht länger.
    Sehr gut gemacht!
    Und Du hast außerdem hier hergefunden. Und schreibst auch hier offen, was wirklich abgeht.
    UND Du weisst schonmal, was Du NICHT mehr willst !
    Dir ist außerdem auf schreckliche Art und Weise bewußt geworden, wie endlich das Leben ist, durch den Tod Deiner Schwester.
    Mein Herzliches Beileid, das muss schrecklich gewesen sein :cry:
    Nun musst Du eigentlich "nur noch" ins Handeln kommen.
    Was aber auch schwer ist, ich weiß.
    Du wirst sicher nicht gleich alles ändern können, vielleicht auch noch keine Trennung schaffen.
    Aber Du kannst schrittchenweise vorwärts gehen. Das ist auch schon viel!
    Schau bitte ganz genau hin, was Du wirklich willst, denn ich gehe davon aus, das wir nur dieses eine Leben haben.
    Und Du wirst hier auch Begleitung finden bei Deinen Schritten.
    Ich kann hierzu auch immer nur wieder den Geschlossenen Bereich empfehlen, gerade für "Frischlinge", egal ob Alkoholiker oder CO.
    Dort ist meiner Meinung nach der Austausch einfach intensiver.
    Außerdem kann dort nicht das gesamte www drauf zugreifen, ich halte auch das für wichtig!
    Aber das nur mal am Rande... das musst Du letztendlich selbst entscheiden.

    Du schreibst:

    Zitat

    Um die Kinder kümmere ich mich. Schon immer. Es gab nicht eine Nacht in der er aufgestanden ist uns sich um die Kinder gekümmert hätte. Nicht eine Windel die er mal gewechselt hätte – außer natürlich es war Besuch da und er musste präsentieren wie toll er ist.


    Da möchte ich Dir einiges mal gleich vorweg sagen:
    Ein "Saulus" wird auch trocken selten zum Paulus.
    Mit sowas würde ich also nicht rechnen, selbst wenn er wach würde und trocken werden wollte.
    Auch trocken dreht sich meiner Meinung nach (und auch Erfahrung) niemand um komplett 180°.
    Ich sehe in meinem Bekanntenkreis momentan viele ganz tolle, junge Väter.
    Die ihre Vateraufgabe ganz bewußt wahrnehmen, und dazu gehört bei ihnen auch, die Kleinen auch zu wickeln und ihnen Essen zu machen.
    Ich habe meinen Schwiegersohn schon sehr oft in der Küche stehen sehen oder die Kinder wickeln und anziehen.
    Viele der "neuen Väter" kümmern sich meiner Meinung nach heutzutage rührend um ihre Kinder und wollen sie ganz bewußt aufwachsen sehen.
    Ich finde das einfach toll, muss aber auch dazu sagen, das auch mein erster Mann sowas schon vor weit über 30 Jahren tat.

    Darum würde ich auch dad mal genauer hinschauen an Deiner Stelle, liebe dawarmalwas.
    Wenn ich Dich lese, erscheint mir doch das Verhalten Deines Mannes sehr lieblos. Nicht nur den Kindern gegenüber...
    Und da würde ich hinsehen, ob ich SO leben will?
    Ich möchte jedenfalls, das mein Partner mich wertschätzt und mich auch so behandelt.
    Alles andere käme gar nicht in Frage.

    Zitat

    denn er wüssste ganz genau dass ich es mit einem seiner Kollegen eben auf dem Gästeklo getrieben hätte. Dann hat er seinen Ehering abgenommen und ihn auf den Tisch geknallt.

    Das ist soooo typisch "nasser Alkoholiker" !
    Ich habe auch solche Schoten gerissen, wenn auch nicht ganz so krass.
    Ich habe meinem Partner unterstellt, fremdzugehen und mich nicht mehr zu lieben.
    Nichts davon stimmte !
    Weißt Du, ich weiß auch heute, woher das kam...
    Ich fühlte mich selbst so wertlos. So unliebenswert.
    Warum also sollte denn jemand bei mir bleiben, mich als Partnerin wollen.
    Ich hatte mein Selbstwertgefühl völlig kaputtgesoffen, da war ja kaum noch was.
    Und dann passieren solche grundlosen Eifersüchteleien, die mit ienem gesunden Selbstwertgefühl auch nicht nur ansatzweise entstehen.

    Du siehst also, der Alk macht ALLES kaputt, wenn jemand alkoholkrank wird und im nassen Stadium seiner Krankheit ist.
    Der Alk verändert auch das Wesen durch Zerstörung des Selbstwertgefühls.
    Und er macht auch innerlich in der Seele/Psyche noch viel mehr kaputt :?

    Eines sollte aber nie passsieren, nämlich das der Alkohol sich gleich 2 Menschen oder noch mehr holt (die Kinder sind auch immer mit betroffen)
    Und da musst Du nun irgendwie tätig werden, wenn Du das verhindern willst, liebe dawarmalwas
    Damit Du wirklich nicht Dein ganzes restliches Leben und das Deiner Kinder schrottest.
    Und am Ende dastehst und Dein Leben nie so gelebt hast, wie Du es gerne wolltest.
    Du hast es in der Hand, was in Deinem Leben (und im Leben Deiner Kinder, sie können noch nicht selbst entscheiden) passiert !

    LG Sunshine

  • Hallo darwarmalwas,

    willkommen hier, schön, dass du da bist! Und ja, ich habe diesen Mammut - Text gelesen, sogar im Vorstellungsbereich schon mal. :wink: . Kein Problem. Im Gegenteil, es ist gut, wenn du dich öffnest und raus gehst und sagst, was ist.

    Mir geht es ähnlich wie Morgenrot, beim Lesen deiner Geschichte dachte ich, das könnte zu vielen Teilen auch meine sein...

    Diese Angst, dass im Suff was passieren könnte, hatte ich auch oft genug. Das hat ganz schön viel Kraft gekostet. Und mich auch am Leben behindert, denn manchmal traute ich mich nicht, weg zu gehen. Es hat gedauert bis ich erkannt hatte, dass es nicht in meiner Verantwortung liegt, was er macht. Und dass ich auch nicht für die Folgen verantwortlich bin bzw. ihn bewahren kann vor etwas.

    Das zu akzeptieren ist eine große Erleichterung gewesen!

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass viele Dinge nur Schritt für Schritt gemacht werden können. Dass dazu auch eine Bereitschaft da sein muss, der Wunsch, jetzt wirklich was verändern zu wollen. Diesen Wunsch hast du ja, nun muss nur noch der nächste Schritt erfolgen. Hast du schon daran gedacht, mal einen Anwalt aufzusuchen? Oder eine Beratungsstelle? Um dich einfach zu informieren.


    Zitat

    Ich weiß, dass ich nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder gehen müsste. Das ist nur so leicht gesagt. Wie geht sowas wenn man verheiratet ist, ein Haus hat welches noch nicht abbezahlt ist und der Partner niemanden in seinem Leben hat außer seiner direkten Familie?

    Eine Ehe kann getrennt, geschieden werden, dass ist heutzutage kein Drama mehr. Das mit dem Haus ist natürlich blöd. Aber dafür ist eben eine Beratungsstelle, ein Anwalt oder so geeignet. Da kann dir gesagt werden, was du an Rechten und Pflichten etc. hast. Was dich auf rechtlicher Ebene, auf finanzieller Ebene erwartet. Solche Infos sind unheimlich hilfreich, denn sie bringen Klarheit. Etwas, wonach du dich richten kannst.

    Der Partner hat niemanden? Ironie an ...Ach der Arme... Ironie aus. Er hat zumindest seine Kollegen, die mit ihm einen heben. Und er ist erwachsen, er kann raus gehen, Kontakte knüpfen, sich Freunde suchen, sich einer Gruppe, einem Verein anschließen, was weiß ich. Dafür bist doch du nicht verantwortlich! Mach dich da bloß von frei, solchen Gedanken machen so viele Schuldgefühle.

    Ich sag das aus eigener leidvoller Erfahrung, denn ich habe ja genau so auch gedacht. "Ach der Aaaaarme, er hat doch keinen außer mir...", so in etwa. Bis mir dann während der Therapie, die ich damals nach der Trennung machte, klar wurde, dass ich nicht für ihn und sein Leben, sein Wohlbefinden, seine Bespaßung und was weiß ich zuständig bin!

    Und ja, mein herzliches Beileid zum Tod deiner Schwester. :( . Liebe darwarmalwas, und weißt du, vor 3 1/2 Jahren ist meine Tochter gestorben, zusammen mit ihrem Baby, meinem kleinen Enkel, der auch tot zur Welt gekommen war. Das Leben ist endlich, es kann schnell vorbei sein, das weiß niemand. Und die Zeit, die dir zum Leben bleibt, die darfst du für dich so nutzen, dass es eine gute Zeit ist! Auch das sage ich dir aus Erfahrung! Ich bin gerade dabei, das auch für mich anzunehmen, aber nicht im Hinblick auf meinen Exmann, davon bin ich schon mehr als 8 Jahre getrennt. Bei mir ist es im Hi8nblick auf mein Erwerbsleben. Aber der Grund ist ja egal. Das Leben soll lebenswert sein! Und dafür bleibt es eben manchmal nicht aus, dass wir Veränderungen machen müssen, die unangenehm sein können, die weh tun, die uns traurig machen. Aber das ist der Weg!

    Und am Ende des Weges ist es hell und freundlich. Und so soll es sein, das Leben...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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