Fühle mich schlecht!!

  • Guten morgen yorki,

    mir geht es genauso und es hält an...und das nach 6 wochen ohne alkohol!

    es ging sogar so weit, daß ich jetzt 2 tage krankgeschrieben wurde. Habe auch nichts mehr geregelt bekommen. Fühle mich auch unkonzentriet und alles ist mir zu viel. die kraft ist auch bald am ende. der schlaf reicht nicht.
    der arzt meint - ich sei ausgebrannt - völlig alle!

    darum habe ich mir jetzt eine auszeit genommen - obwohl mein pflichtbewußtsein sehr dagegen sprach, doch auch da lerne ich jetzt auf meinen körper zu hören und nicht erst zu handeln, wenn es zu spät ist.


    halte mir im moment alles fern, was mich belasten könnte.

    yorki, höre das zur zeit von einigen menschen um mich herum - doch wir müssen da jetzt durch. immerhin leben wir ja noch nicht so lange ohne alkohol und erleben auch diese phasen jetzt knochenhart..

    yorki, vor uns sind schon viele wieder aus ihren löchern gekommen,
    wir schaffen das auch... und nicht vergessen.... HILFE HOLEN - wenns brennt!!!

    Ich wünsche es dir!!!!
    sophia

  • Hallo Yorki
    diese Situation trifft denke ich mal viele von uns. Jedenfalls habe ich auf Reha bei vielen anderen, auch bei mir, dieses "Symptom" entdeckt und auch durchlebt. Ich habe das durch Arbeit in der klinikeigenen Elektrowerkstatt kompensiert. Obwohl ich da auch des öfteren meinen "Schweinehund" überwinden mußte. War ich aber über diesen Punkt raus, dann lief es auch. So war es zumindest bei mir. Bestimmt hilft es anderen eher, sich einfach mal ruhig treiben zu lassen und abzuschalten. Das denke ich muß man für sich selber rausfinden. Wie immer Du es auch handhabst, ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg dabei!
    Mich

    Der weg aus der Sucht ist EIN Schritt nach vorn. Du mußt ihn nur gehen. Clean seit 08.04

  • Halo Yorkie,

    bei mir sind es jetzt auch 2 Monate die ich keinen Alkohol in mich aufgenommen habe. Und auch ich fühle mich irgendwie ausgebrannt und urlaubsreif.

    Aber um ehrlich zu sein bin ich noch gar nicht auf die Idee gekommen, das auf meine Abstinenz zu beziehen.
    Im Gegenteil. Mein Alltag ist zur Zeit derart gestaltet, dass ich wirklich viel um die Ohren habe. Arbeitsmäßig. Und ich realisiere, dass ich alleine bin. Das wird mir nüchtern jetzt richtig klar. Das macht mir so "nebenbei" Sorgen. Mein ganzer Zustand hat was von einer Midlife-Krise ....

    Aber ich bin mir sicher, dass ich die gleiche Lebensituation nicht annähernd bis überhaupt nicht im Griff hätte, wenn ich als "Berater" mein Bier"chen" hinzuziehen würde.

    Ich finde da black-billiys Gedankenanstoß sehr wertvoll zu bedenken, dass sowas in Phasen jeder kennt, Alkloholiker oder nicht. Der Nichtalkoholiker würde nur eben nicht auf die Idee kommen, ein Energie- oder Motivationsloch mit Alkohol in Verbindung zu bringen.

    Ich denke, ich werde es demnächst wie Sophia halten und mir demnächst (also die Woche) eine kleine Auszeit nehmen. Ich arbeite selbstständig und bin in einer Phase meiner Arbeit, wo sich das auch geradezu anbietet einen kleinen break zu machen. Zumindest kürzer treten.

    Ich bin allerdings mal gespannt, was dabei auf mich zukommt und hoffe sehr, nicht feststellen zu müssen, dass mich meine äußeren Aufgaben ganz gut von mir selbst abgelenkt haben.

    Aber das ist dann schon die nächste Geschichte. Ich werde ich ja erleben. Ich bin sehr gespannt was sich von weiter drinnen so melden wird.

    Ich weiß nur eins ganz sicher: ich lehne ab, jedem blöden Zipperlein und jeder müden Stimmungslage zu gestatten, mir zu suggerieren, das hätte etwas damit zu tun, dass ich keinen Alkohol trinke. Oder noch abwegiger: das würde besser wenn ich welchen tränke.

    Ich glaube, das sind alles Stimmungen, die man eben hat, schon früher hatte aber eben weggespült hatte, nicht bemerkte. Ich werte sie in meiner Philosophie keineswegs als Zeichen dafür trinken zu sollen/wollen.

    "GEDULD" ist hier mehrfach genannt worden. Ich halte sie auch für superwichtig zu erlernen. Ich war auch immer so ein kleiner Gipfelstürmer. Auch in meinen frühen Versuchen das Saufen aus meinem Leben zu tilgen. Ich meinte, alles in meinem Leben müsste sich von jetzt auf gleich positivst verändern.

    Mittlerweile überrrascht mich die Erkenntnis zum Glück nicht mehr auf dem falschen Fuß, dass ein nüchternes Leben nicht automatisch auf die rosa Wolke führt, sondern im Gegenteil nach der Anfangseuphorie recht gräulichen Alltag zum Vorschein bringen kann.

    Aber erneuter Sprit würde das Grau nur verdunkeln und man würde es vorrübergehend dadurch nicht mehr erkennen.
    Aber bunt geht nur nüchtern ...

    Ich wünsch' dir und uns die Geduld und die Kraft, die man braucht, um die Farbtöpfe wieder ausfindig zu machen

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Yorkie,

    Zitat

    ABER DIESMAL IST ES ANDERS! ICH WILL DA DURCH!!!

    und das ist gut so !!!!!!!!!!!! ... und das einzige, was zählt. Dann kommt erst mal eine ganze Weile gar nichts.

    Ich beurteile das auch ähnlich wie du, dass es jetzt nach ein paar Wochen erst richtig interessant wird. Ich bin auch 2 Monate trocken und kenne alles was du geschrieben hast. Ich meine alles was die anderen Menschen anbelangt.

    Es gibt nur einen einzigen Grund warum ich davon nicht überrascht bin und " keine Probleme " damit habe und das ist, weil ich letztlich schon seit Jahren meinen Ausstieg aus dem Saufen vorbereitet hatte. Nicht bewusst, aber ich würde das mittlerweile so nennen.

    D.h. den Abschied von Saufkumpels hab' ich schon hinter mir. Ich hab' das vorher erledigt. Ich glaube, das ist so mit das schwerste überhaupt, aber es gehört ganz wichtig dazu.

    Bei mir war es gerad' umgekehrt: Mir ging das besoffene Gelaber schon vorher auf den Keks und erschien mir nichtig und unwichtig. Deswegen wollte ich davon weg. Weil ich gemerkt hatte, dass das alles nicht weiterführt. Ich hab' zum Schluss auch am liebsten alleine getrunken, weil es nichts mehr zu labern gab mit anderen. Sie gingen mir genauso auf den Sack wie ich selbst.

    So setzte ich mich quasi schon prophylaktisch vom harten Kern meines Trinkerdaseins ab und hörte dann auf zu trinken. Wenn ich schreibe, ich hätte damit keine Probleme, meine ich jetzt nicht mehr. Weil das bei mir alles schon seit Jahren läuft. Ich schafffte mir erst eine brauchbare Situation und hörte dann mit dem saufen auf.

    Ich weiß allerdings, dass das ein ungewöhnlicher Weg ist, den man nicht einfach für jemand anders umsetzen kann. Ich erwähne das nur damit du dich nicht wunderst, dass ich nach 2 Monaten damit keine Probleme habe. Glaub' mir: Ich hätte sie ganz gewiss, bzw. habe derartige Versuche schon viele hinter mir.

    Genau daran bin ich dann gescheitert. Ich merkte, dass ich nicht mehr in meine Welt passte. Und wurde davon überrascht. Ich fühlte mich verloren und so trank ich mich in meine Welt zurück.

    Ja, ich schrieb ich bin allein und auch ich unterscheide Alleinsein von Einsamkeit. Annika hat dazu noch hinzugefügt:

    Zitat

    Alleinsein ist ein Zustand den man bewußt schafft.
    Den jeder mal braucht, der gut tun kann.

    Genau das war bei mir der Fall. Zumindest so halb bewusst, aber auf jeden Fall mit Absicht. So richtig kapieren was ich da tat, als ich schon mal nach und nach aussortierte in meinem Umfeld, tu' ich erst jetzt so langsam richtig.

    Ich bin jetzt allein weil nicht viel übrig blieb von meinem Umfeld. Kein Partner, keine Freunde (waren eh nicht viele), es geht bis zur Familie. Ich bin seit einigen Monaten recht intensiv dabei, mir etwas neues an sozialen Kontakten aufzubauen, was über meine Arbeit läuft und langsam anfängt ins private zu schwappen. Langsam. Und es fällt mir verdammt noch mal nicht leicht weil ich sowieso nicht so leicht auf Leute zugehe.

    Ich habe auch totale Probleme mich da in dieser Hinsicht neu zu definieren und ein glückliches Maß zu finden, dazwischen Leute an mich ranzulassen und mich vernünftig abzugrenzen. Manchmal habe ich mitten in einem Gespräch plötzlich das Gefühl, man hat mich im Theater in einen Darsteller gebeamt, dessen Rolle und Text ich nicht kenne.

    Aber selbst wenn mir das noch Jahre so gehen sollte oder von mir aus auch für immer (was ich weder hoffe noch glaube, aber selbst wenn), werde ich für die Ewigkeit wissen, dass ich auch nicht das geringste Schrittchen noch einmal zurücklaufen werde und auf Leute zugehen, die nur den alten be-oder angetrunkenen Micha haben wollen und sich weigern, andere Facetten an mir zur Kenntnis zu nehmen. Denn ich fühle mich lieber allein, als in Gesellschaft einsam. Für mich gibt es nichts schlimmeres. Und das wäre mein Gefühl, wenn ich jetzt in eine Kneipe gehen müsste und mir unter Alkohol das dämliche Gelaber anhören müsste. Ich würde da nie wieder daran teilhaben wollen. Meine Abneigung sitzt zu tief. Ich würde auch bei 3 Promille noch wissen was das für eine beschissene Selbstäuschung das ist und was für eine Zeitvernichtung.

    Ich bin das sehr kompromisslos geworden und ich habe mir das hart erarbeitet. Mir sind die Konsequenzen auch egal. Das Schlimmste was passieren kann wenn mich jemand nicht so nehmen will wie ich bin ist, dass sich unsere Wege trennen. Und wenn es sich dabei um jemanden handelt, der mich lediglich über mein ehemaliges Sauffverhalten definieren möchte, dann ist mir nichts lieber, als das sich unsere Wege trennen, auch wenn ich von dort allein weitergehen muss. Das muss ja nicht so bleiben.

    Lieber als der ausgelatschte Rundweg ist mir jede andere Richtung.

    Gute Güte, ich komm' manchmal ganz schön ins schwafeln, aber wir sind ja zum schreiben hier .... :wink: also Yorkie, lass' die Synapsen offen und bedenke: Es gibt Gesellschaften in denen ein Außenseiter zu sein eine Auszeichnung ist .....

    Das Schönste kommt noch

  • Moin Yorkie,

    Karsten schrieb in einem anderen threat: Wenn man anfängt, sein Leben aus der Gewohnheit heraus ohne Alkohol zu führen, dann lebt man wirklich als trockener Alkoholiker.
    Und dieser Zustand bedarf seiner Zeit. Du bist doch aber auf dem besten Wege. Dein Empfinden zu deiner Umwelt und früheren Kumpels kann ich vollends nachempfinden. Auch diese Unsicherheit der Leute dir gegenüber. Ich habe darüber immer triumphal in mich rein gegrinst. Auch dieses Unverständnis der Saufkumpel von damals, 2 Monate müssen ja wohl reichen, kenne ich noch zur Genüge. Aber ich habe sie enttäuscht. Glaube mir, spätestens nach einem Jahr kehrt sich das Blatt wiederum, und du erfährst Achtung und Kapitulation von denen, die immer noch gehofft haben, dich zurück zu erobern. Du bist auch nur Außenseiter bei diesen Leuten, weil sie mit dir nichts mehr anfangen können und dich nicht in ihr oberflächiges Leben und Suchtverhalten einbeziehen können. Und ändern kannst du diese Leute nicht, und das ist vielleicht schade.

    Man muss sich eben neue Interessen und neue Hobbys suchen, über die man eben auch einen neuen Bekanntenkreis sich schafft. Das ist schon etwas schwerer, aber durchaus machbar.
    Auch ich (wir) habe(n) festgestellt, dass viele Leute Ausgehen und Unternehmungen immer mit Alkoholkonsum verbinden. Und das ist nicht mein Ding. Und da setze ich strikt meine Priorität.

    Obwohl du sagst, dass du absolut keinen Bock mehr auf Alkohol hast, solltest du in dieser momentanen Phase sehr achtsam sein. In diesem Unwohlsein meldet sich der Teufel Alkohol schneller zurück als man denkt. Er bietet sich in einem unbedachten Moment gern als Helfer in der Not an, der Schweinehund.

    Ich habe in Unwohlphasen oder Druck mich z.B. immer aufs Fahrrad gesetzt und alles raus gepowert, danach ging es mir besser. Vielleicht hast du ja auch irgendeine Sportart oder Freizeitbeschäftigung, bei der du dich ablenken und befreien und positiv stimmen kannst.

    Auch wenn dein Weg gerade sehr steinig ist, gehe ihn weiter so.
    Der angenehmere Asphalt ist gar nicht so weit.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Yorkie,

    auch mir geht es ganz ähnlich wie dir. Alles, was ich mir vornahm, scheitert zur Zeit, vor allem wegen meines beschränkten Zeitrahmens. Nix löst bei mir zur Zeit Freude aus, alles scheint Last zu sein & irgendwie unüberwindbar. Vor allem gestern Nachmittag war es sehr schlimm.
    Nun weiß ich um den endorphinen Kick, den mir Alkohol verschaffen könnte & ich frage mich in solcher Situation immer wieder, warum ich mir das alles überhaupt antue. Saufe ich nicht, fällt mir die Bude über den Kopf zusammen & reißt mich mit nieder; saufe ich, fällt mir die Bude ebenso über den Kopf zusammen, aber ich bin wenigstens betäubt, als dass ich es als allzu belastend empfinden würde.
    Allerdings ist mir dieser Gedanke zu pathetisch. Zudem lösen sich durch Abstinenz nicht alle Probleme von alleine, man ist bloß eher in der Lage, die Probleme anzupacken, auch wenn es anscheinend überhaupt nicht weiter gehen will.
    Am meisten belastet mich der Umstand, dass ich keine Zeit finde, die anstehenden Aufgaben zu absolvieren. Für heute stehen bzw. standen 5 Termine im Kalender, von denen ich max. 3 zu erledigen vermag (wg. einer Vielzahl von Spätschichten). Wenn dann noch ein Termin, der obendrein als der wichtigste erscheint & der in absehbarter Zeit nicht nachzuholen ist, wie in meinem Fall platzt, ist es kaum auszuhalten. Ich werde trotzdem abarbeiten, was zu schaffen ist, obwohl dies mit Freizeit & Erholung nicht mehr gleichzusetzen ist.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Yorki,

    Zitat

    Wie lange muß ich noch warten. Der einzig positive Effekt ist, das ich auf Alkohol absolut keinen Bock mehr habe.

    Ich selbst mußte nach 4 Monaten Trockenheit in eine Depression fallen, um zu begreifen, dass nicht automatisch alles gut wird, nur weil man nicht mehr trinkt!

    Es ist verdammt harte Arbeit, das trocken werden. Arbeit an sich selbst, neue Denk- und Verhaltensmuster suchen und finden und dann auch noch anders handeln, als man es sein Leben lang gemacht hat.

    Vor einigen Wochen habe ich hier einen sehr guten und sehr richtigen Satz gelesen: Allein vom Nachdenken und nichts neues tun, ist noch keiner Trocken geworden.

    Beantworte Dir doch mal ganz offen und ehrlich nur für Dich die Frage, ob Du täglich genug für Deine Trockenheit tust.

    Trocken werden besteht nicht daraus zu warten, dass irgendwann als schön ist. Nein, so einfach ist es leider nicht. Es genügt leider nicht, nur nicht einfach mehr keinen Alkohol zu trinken, mitunter sind drastische Veränderungen in seinem Leben erforderlich. Bei mir betrafen sie u.a. Partnerschaft, Familie und Beruf in einem Ausmaß, dass ich früher nicht für möglich hielt. Das kann bei Dir ganz anders sein und bei weitem nicht so drastisch. Was hast Du denn bisher an Deinem Leben verändert?

    Hast Du Dir Hilfe gesucht? Eine SHG, Suchtberater, Therapeuten oder Ärzte? Es ist schon möglich, dass Du Dich in einer Depression befindest, die aber behandelt werden kann.

    Bedenke aber auch, Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen gehören zum psychischen Entzug, der noch sehr lange andauern kann.

    Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft, um weiterhin Deinen Weg zu gehen.

    lg
    Teufelchen

  • Moin Yorkie,

    ich bin ja, wie Du auch selbständig. In der Zeit, in der ich meine Probleme, privat wie geschäftlich, mit Alkohol betäubt habe, sind nun vorbei. Da man mittlerweile klar denkt, und zwar nicht nur mit kurzen Lichtblicken, sondern auf Dauer, sieht man die Probleme natürlich auch deutlicher. Der entscheidende Unterschied ist, dass man die Probleme jetzt auch angeht und nicht wie sonst mal wieder aufschiebt. Ich habe im Moment das Gefühl, dass mein Leben ohne Alkohol nicht einfacher geworden ist. Oder sagen wir es mal so, ich habe mich im Suff nicht mit meinem Leben, den Problemen auseinandergesetzt. Wäre ich die Probleme früher angegangen, was aber durch die Sauferei nicht möglich war, hätte ich sie jetzt nicht in dieser Fülle. Natürlich kann ich in 2 - 3 Monaten nicht das aufarbeiten, was ich in 15 Jahren versaut habe. Ich wundere mich nur, wie in der besoffenen Zeit Vieles überhaupt gelaufen ist. Ich habe mir jetzt einen Plan aufgestellt, nach dem ich die angefallenen Problem abarbeiten werde. Und ich sehe, nach relativ kurzer Zeit auch wieder Licht am Horizont. Oberste Priorität hat für mich die Abstinenz. Alkohol ist in meinem Arbeitsplan nicht vorgesehen. Im Moment tauchen natürlich, während ich die liegengebliebenen Sachen abarbeite, ständig Neue auf. Das kann an die Substanz gehen, aber wenn ich mein Geschäft im Suff gerade so aufrecht erhalten kann, dann sind ohne Alkohol deutlich grössere Sprünge möglich. Ich sehe eine Perspektive und zwar ein glückliches Leben, es wird eine Zeit dauern, aber sie kommt bestimmt.
    Ist jetzt etwas länger geworden als geplant, aber ich glaube zum Verständnis musste ich das etwas ausführlicher schreiben.

    Liebe Grüße

    Caruso

    Lasse niemals die Menschen fallen, die Dich tragen. Caruso 11/06

    Stuff you died but I don`t cry, my life still starts it`s not a try.
    Caruso 2006

  • Hallo Yorki,

    Zitat

    am Arbeitsplatz bin ich der Analytiker. Vielen habe ich schon geholfen, aber es bleibt immer etwas von mir auf der Strecke. Dann schaffe ich mein normales Leben nicht, und ich habe nicht die Kraft, nein zu sagen.

    Na das kommt mir aber bekannt vor! Vorher weißt Du soviel aus meiner Vergangenheit? Nein, im ernst. Ich habe mich als ich nüchtern wurde einfach mal gefragt, was habe ich eigentlich davon? Nichts, denn es kostet Kraft und gibt keine neue Energie! Die brauche ich aber, um mich selbst in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen, den nötigen Egoismus aufzubringen, um trocken zu werden! Das ist mir wichtiger als die Probleme meiner Kollegen.

    Ich habe gelernt NEIN zu sagen. Ich hatte gar keine Wahl. Viele haben und verstehen es heute noch nicht, dass ich nicht mehr das liebe Engelchen bin, das für jeden ein offenes Ohr hat und den anderen sogar ihre Probleme abgenommen hat.

    Aber die meisten verstehen es. Inzwischen haben sich die meisten auch daran gewöhnt. Wenn mich ab und zu doch mal einer fragt, warum ich nein sage, antworte ich nur: Hättest Du mich auch gefragt, wenn ich JA gesagt hätte? Bisher hat kein Mensch mit mir jemals darüber diskutiert.

    Wer trocken werden will, muß NEIN sagen können! Wenn er es bisher nicht konnte, wird er es wohl lernen müssen. Das kann man lernen und ist eigentlich gar nicht so schwer.

    Alles andere frißt einfach zuviel Kraft. Doch wir brauchen alle Kraft die wir aufbringen können, um die Voraussetzungen zu schaffen, das erste Glas stehen lassen zu können!

    Es geht um Deine Nüchternheit! Was gibt es wichtigeres?

    lg
    Teufelchen

  • Da nimmt mir Teufelchen das Wort aus dem Munde, dass ihr Yorkie aus dem Munde genommen hatte ... :D

    Ich meine das Zitat mit dem analytischen Behilflichsein bei anderen Menschen.
    Da bin ich auch immer schon sehr beliebt gewesen und viele Menschen waren schon erstaunt und erfreut über meine Empathie.

    Ich bin auch froh, dass ich mich in andere Menschen hineinfühlen kann, weil ich das als große Bereicherung empfinde. Aber es ist nur solange eine positive Eigenschaft, wie man sich auch klar abgrenzen kann.

    Ich denke heute, dass ich diese Eigenschaft für mich so ausgebaut hatte, um von meinen eigenen Problemen abzulenken.

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo Yorkie,

    ich kenne so eine kritische Phase auch, so um den 2. Monat herum.

    Ich konnte es garnicht richtig zuordnen, und habe in dieser Zeit ziemlich viel mit dem Kopf und Verstand gegen diesen unsichtbaren "Feind" gekämpft, obwohl ich sonst eher ein "Bauch" Mensch bin.
    Es waren ziemlich heftige Stimmungsschwankungen. Ich habe mich sehr viel mit allen wichtigen und unwichtigen Dingen abgelenkt, und viel Zeit im Forum verbracht.
    Viele hier kennen solche Einbrüche um den 2. Monat herum. Augen zu und durch !, nur nicht wankelmütig werden, nicht alles läuft immer reibungslos.

    Ich habe mal für mich analysiert, daß dieser "Einbruch" nach 2 Monaten, immer so meine Trinkpausen waren in der Vergangenheit. 2 Monate hatte ich mir auferlegt nichts zu trinken und dann fieberte ich schon wieder dem Ende meines Versprechens entgegen. Das ist so meine Erklärung für die Krise "2 Monate"

    Es geht vorüber, bleib am Ball !

    Liebe Grüße, rose

  • Hallo Yorkie,

    ich bin jetzt so 10 Wochen nüchtern. In den vielleicht letzten 2 Wochen wird mir jeden Tag klarer, wie weit ich vom Trockensein entfernt bin. Roses Erklärung passt für mich auch ganz gut. Der Kopf - oder wer auch immer - realisiert wohl allmählich, dass es sich diemal nicht um eine Trinkpause handelt (die bei mir auch mal 2 Monate dauern konnte), sondern ein wirkliches Trockenwerden eingeleitet wird.
    Wenn ich mir das so erkläre, ist es kein Wunder, dass die Psyche etwas unorthodox reagiert. Schließlich ist sie noch nie in dieser Situation gewesen. Erst jetzt beginnt wohl der Bewusstwerdungsprozess so richtig, was es heißt : Trocken leben.
    An dieser Stelle greifen altbewährte Muster halt nur noch bedingt. An dieser Kante beginnt wohl das Neue, das Unbekannte.
    Oft bin ich an dieser Schwelle zurückgegangen. Habe mich alten Mustern hingegeben. Habe mein Vorhaben, nichts zu Trinken über Bord geworfen. Und ich habe mir dann immer eingebildet, ich hätte mich eben umentschieden um möglichst kein Scheitergefühl aufkommen zu lassen.
    Heute seh' ich dieses damalige Verhalten etwas anders. Ich hatte mich nicht umentschieden. Sondern ich bin meiner Sucht und den alten Verhaltensmustern erlegen. Sonst nix. Weil ich überhaupt nichts verstanden hatte.

    Aber genau das habe ich nicht mehr vor. Ich werde nicht wieder in das Hamsterrad steigen und wertvolle Zeit vergeuden um mich im Kreise zu drehen.
    Ich fühl' mich zwar etwas blockiert momentan. Weiß gerade nicht, worauf es bei mir hinausläuft. Was ich als nächstes verändert kriege.
    Aber ich lass' mich davon nicht irritieren. Ich zieh' diesmal durch. Es ist sehr hilfreich, zu wissen, dass man diese Phasen nicht erfunden hat und nicht alleine ist damit.
    Ich will es jetzt wissen, mir wird etwas besseres einfallen, als zu Saufen.
    Genaugenommen kann das gar nicht sehr schwierig sein, denn es kann nichts dümmeres geben, als wieder zu trinken. Also was kann schon passieren ... ? Wir können uns nur verbessern.

    Dir Yorkie wünsch' ich viel Kraft dabei und bleib' am Ball.


    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Moin Yorkie, moin Micha,

    ich versuche mich an eure Schilderungen, so nach 2 – 3 Monaten, zu erinnern. Es ist richtig, dass das auch bei mir so eine max. Zeitspanne vor meinem nüchternen Leben war, die ich ohne Alkohol gelebt habe. Damals war aber der eine Anlass meine MPU und gute Leberwerte samt Belegen. Vom Alkohol hatte ich mich nicht gelöst. Und da kam dann wieder dieser Saufdruck, den ich dann erlöste. Mehr nicht.
    Man darf auch nicht den Fehler machen, wie Micha ihn so schön beschreibt:
    Und ich habe mir dann immer eingebildet, ich hätte mich eben umentschieden, um möglichst kein Scheitergefühl aufkommen zu lassen.
    Heute seh' ich dieses damalige Verhalten etwas anders. Ich hatte mich nicht umentschieden. Sondern ich bin meiner Sucht und den alten Verhaltensmustern erlegen. Sonst nix. Weil ich überhaupt nichts verstanden hatte.

    Man hat mit diesen 2 – 3 Monaten schon so einen langen Weg hinter sich, den man weiter gehen MUSS. Man muss wirklich täglich positiv an sich arbeiten, ob mit SHG, Forum, Therapie, Familie oder Freunden. Da muss man hart und egoistisch seinen Weg gehen.
    Yorkie, du erzähltest auch von einem Freund, der seinen Führerschein verlor, immer weiter trinkt, Anekdoten erzählt und dich versucht zum Trinken animieren zu wollen. Kenne ich !
    Du kannst die Welt nicht verändern und auch nicht alkoholsüchtige Menschen zur Abstinenz bewegen. Da fehlt noch die Einsicht. Du kannst nur dein Leben, dich verändern. Und das hat Priorität !
    Das meint dein Freund vielleicht auch nicht böse, dich animieren zu wollen. Er ist sehr krank und sucht nur Gleichgesinnte. Dein Verhalten ist ihm zu fremd. Damit kann er nicht umgehen. Solchen Kontakt solltest du aber möglichst meiden. Habe ich auch gemacht, obwohl es mir auch teils weh tat. Aber diese Trennung vom Alkohol selbst und natürlich auch von Menschen, die diesen konsumieren, ist nun einmal elementar. Und irgendwann tat es mir auch nicht mehr weh, weil sich Ansichten und Interessen zu sehr differenziert haben.
    Yorkie, du musst nur an dir arbeiten und dir „helfen“. Alles andere ist zweitrangig.

    Liebe Grüße, Freund.

  • Jetzt habe ich das Problem nicht erfassen können. SIE war alkoholisiert?
    Wer von euch beiden trinkt heimlich?
    Ich bin jetzt etwas verwirrt. :shock:

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Yorkie,

    es gibt für dieses spezielle Partnerschaftsproblem sicher kompetentere Ratgeber als mich. Aber eins ist ganz sicher: Du darfst dich von nichts, also auch nicht von deiner heimlich trinkenden Partnerin, so 'runterziehen lassen, dass du das Wichtigste dabei aus den Augen verlierst, nämlich deine Trockenheit.

    Nur trocken bist du handlungsfähig. Egal ob du noch mal vernünftig mit deiner Freundin sprechen möchtest oder dich trennen, oder, oder oder ... egal was, es geht nur nüchtern !!!

    Ich sage das nicht gerne, weil ich innerlich auch noch nicht so weit bin, dass ich glaubhaft die allerletzte Konsequenz predigen kann, aber ich denke, du wirst dich schlimmstenfalls von ihr trennen müssen. Und schlimmstenfalls ist dann, wenn ihr Verhalten dazu geeignet ist, dich im Teufelskreis des Alkohols zu halten. Und das scheint bereits der Fall zu sein.

    Nimm' die Situation bitte als Herausforderung. Lass' dich nicht unterkriegen. Jetzt müssen wir uns bewähren, jetzt geht's richtig los. Das trockene Leben. Jetzt heißt es klar bleiben, Yorkie, nüchtern der Situation ins Auge sehen und handeln.
    Bitte nicht flüchten, du kannst nicht mehr weglaufen. Bleib' stehen, überlege deinen nächsten Schritt und gehe weiter in die richtige Richtung und nicht zurück.

    Mir geht es heute ganz gut und ich sende dir 10 Kilo Kraft dafür ... bleib' sauber und melde dich wieder, hörst du ... ?

    Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Moin Yorkie,

    also das mit deiner Partnerin, die Alkohol (und dann noch heimlich) trinkt, hatte ich noch nicht registriert. Da stehst du ehrlich gesagt unter sehr schlechten Sternen.
    Das hört sich jetzt sicher sehr hart an. Aber Menschen, die Alkohol trinken und dazu noch alkoholkrank sind (was ich aufgrund ihres Verhaltens jetzt mal annehme), gehören nicht in dein Umfeld. Da schleicht der Teufel immer um dich rum.
    Genauso wichtig wie es war, dein Zuhause alkoholfrei geräumt zu haben,
    ist es jetzt, dich von diesen Menschen zu trennen.
    Erkläre ihr deinen Weg und die Konsequenzen.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Yorki,

    Zitat

    Habe auch oft gehört, das viele nur 6 Wochen bis 3 Monate durchhalten.
    Was passiert ab diesem Zeitpunkt???

    Es passiert eigentlich nichts weiter, außer dass das nüchterne Leben langsam normal ist. Die Anfangseuphorie ist vorbei, Normalität kehrt ein.

    Und man nimmt die Realität endlich zur Kenntnis. So wie sie ist, völlig unvernebelt.

    Deine Realität ist u.a. auch davon geprägt, dass Deine Partnerin heimlich trinkt. Dich belügt und betrügt, um ihre Sucht weiter auszuleben und Du nur hilflos zu sehen kannst.

    So hast Du Dir Dein nüchternes Leben sicher nicht vorgestellt.

    Aber Du kannst Dir Dein Leben so gestalten, wie Du es haben willst.

    Das Gift ist aus Deinem Körper, aus Deinem Kopf noch lange nicht, doch Du kannst Entscheidungen für Dich treffen, um Dir Dein Leben einzurichten.

    Was Deine Partnerin angeht, kann ich Dir nur einen Rat geben. Prüfe Deine Gefühle für sie und vor allem für Dich. Sei offen und ehrlich, wie wichtig bist Du Dir eigentlich?

    Was ist Liebe?

    lg
    Teufelchen

  • Hallo Yorkie,
    Dein Job ist in Bewegung zu kommen, zu schreiben, zu quatschen, zu laufen, zu arbeiten, Unkraut im Garten zu pflücken oder 10 Stunden Nägel in die Wand zu schlagen und Dir dabei 10mal auf die Finger zu klopfen, aber dabei wird was in Bewegung kommen.

    Es sind nur Gedanken, die Dich davon Trennen das zu tun, was gut für Dich ist, nur für Dich. Du wirst es schaffen nicht mehr in die Tischkante zu beißen, wenn heimlich etwas an Dir vorbei geschmuggelt wird, Dir irgendwelche Gerüche in die Nase steigen oder verächtliche Blicke und Kommentare in Deine Richtung zielen. Du bist viel weiter als Du glaubst.

    Lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Yorkie,

    Zitat

    Mir geht soviel durch den Kopf.
    Weiß auch nichts zu schreiben, weil bei mir gar nichts sortiert ist.

    ich bin dabei, die Erfahrung zu machen, dass mir das Schreiben dabei hilft, meine Gedanken zu sortieren. Ich habe hier unter "Tagebücher der Forenteilnehmer" ein Tagebuch angelegt und wusste erst nicht so recht, was ich schreiben soll. Und wie. Ich hatte nie Tagebuch geschrieben. Und es ist ja hier auch nicht wirklich geheim, sondern andere können es lesen.

    Ich hatte mir bei einem Tagebuch immer ein kleines Mädchen vorgestellt, das aufschreibt, dass es in den Nachbarjungen verliebt ist und sich nicht traut es ihm zu sagen, weil der lieber mit den Jungs Fußi spielt ... und das Buch unterm Kopfkissen verstaut. :lol:

    Naja, und jetzt hab' ich festgestellt, dass es eine gute Art ist, etwas Klarheit in seine Gedanken zu bekommen. Es ist eigentlich egal was man schreibt oder ob es wirr ist - Hauptsache, es kommt aus dem eigenen Inneren und entspricht der Wahrheit. Dann kann man sich das hinterher durchlesen und kennt sich selbst etwas besser. Man kann es zu Hause auf einem Zettel machen oder auch hier, wo man zusätzlich noch andere an seinen Gedanken teilhaben lässt und eventuell wertvolle Gedankenanregungen bekommen kann. Man für sich selbst denkt ja manchmal sehr im Kreis.

    Ich finde das eine gute Übung, sich seinen eigenen Gedanken bisschen zu nähern.

    Ich glaube, wir sind so vom Zeitraum in einer ähnlichen Phase. Du hast diesen Thread hier am 5. August eröffnet und bist seitdem nicht so richtig aus deinem Loch herausgekommen. Das ist schon recht lange und du wirst immer ruhiger. Versuch' doch wirklich mal für dich zu formulieren, was du denkst, fühlst, was du dir wünschst, welche Sorge du hast, das die Wünsche nicht in Erfüllung gehen oder ob du Angst hast vor was. Vor dem Neuen, der Veränderung. Vor der eigenen Courage. Mach' dir einen Plan was du verändern willst und über das Geschaffte kannst du dann stolz sein und wenn du nicht alles schaffst liegt darin auch schon wieder eine Erkenntnis ...

    Kaltblut hat's gesagt:

    Zitat

    Dein Job ist in Bewegung zu kommen, zu schreiben, zu quatschen, zu laufen, zu arbeiten, Unkraut im Garten zu pflücken oder 10 Stunden Nägel in die Wand zu schlagen und Dir dabei 10mal auf die Finger zu klopfen, aber dabei wird was in Bewegung kommen.

    Ich glaube das stimmt. Wir müssen uns rücken und rühren, sonst fallen wir dorthin zurück, wo wir herkommen. Und ich finde diese Vorstellung zu deprimierend, als sie für mich Realität werden lassen zu wollen.

    Ich hoffe, dir geht's gut und vor allem wünsche ich dir heute einen erholsamen Schlaf. Einen von der Sorte, der die Welt morgen schon wieder anders aussehen lässt.

    Micha


    P.S.:

    Yorkie, 7. August 2006 :

    Zitat

    ABER DIESMAL IST ES ANDERS! ICH WILL DA DURCH!!!

    Das Schönste kommt noch

  • Moin Micha,

    ein sehr guter Beitrag, so ist die Realität. Das ist der Weg.

    Gruß, Freund.

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