Manchmal hab ich das Gefühl verrückt zu werden

  • Liebe Nuna,

    ich hab's gelesen :) , soooo lang ist das ja nicht :wink: .
    Und es ist deine Geschichte, sie ist für dich wichtig und Bestandteil deines Lebens gerade. Gut, dass du hier was raus lassen konntest. Das hilft schon mal beim Sortieren, macht manchmal auch Dinge klar, die man vorher nicht gesehen hat und erleichtern ja auch.

    Wie du deinen Werdegang schilderst könnte das auch ein wenig meiner sein. Meine Eltern sind zwar keine Alkoholiker, haben aber Missbrauch betrieben und ich bin mit einem trinkenden Familienumfeld groß geworden. Für mich war das ganz normal. Keine Feier ohne riesen Besäufnis. Als ich alt genug war, auch für mich. Leider.

    Als ich meinen Exmann kennen lernte, war es für mich also normal, wie er trank. Es hat gedauert, bis mir was aufgefallen ist. Wir hatten inzwischen auch 2 Kinder.

    Ich war immer sehr unsicher, ob er nun Alkoholiker ist oder nicht. Er hatte auch immer trinkfreie Zeiten, am Anfang waren die auch noch länger. Und somit war ich immer verunsichert, traute meinen Augen, meinem Gefühl nicht und ließ mich von ihm einlullen. Weil ich es glauben wollte. Denn - er ging doch zur Arbeit, verdiente gutes Geld usw. ...

    Zitat

    Manchmal hab ich das Gefühl, verrückt zu werden, weil ich nicht mehr weiss, was richtig und was falsch ist. Ob ich ihn darauf ansprechen kann oder nicht.

    Genau so ist das! Deine Wahrnehmungen sind verdreht, genau so ging mir das ja auch! Ich habe meinem Gefühl nicht vertraut, hatte Angst, was falsch zu machen, ihn zu verletzen damit. Ihn ungerecht zu behandeln. Aber heute weiß ich, ungerecht behandelt und verletzt habe ich damit mich selbst. Denn in meinem Leben geht es ja auch darum mich selbst gut zu behandeln und gut zu fühlen.

    Ob du mit ihm reden kannst? Na klar! Du kannst ihm doch deine Sorgen und Nöte schildern. Das kann er doch ruhig wissen. Es ist nur spannend, wie er darauf dann reagiert. Habe ich das z.B. mit meinem Ex so gemacht, wurde ich als blöd bezeichnet, als pingelig, als verkehrt und überhaupt. Meine Wahrnehmung würde überhaupt nicht stimmen und Alkoholiker wären die Anderen und die tränken ja auch viel mehr usw.

    Wenn dein Mann nun nächste Woche auf Geschäftsreise geht ist das eine gute Gelegenheit für dich, dir dein Leben gemütlich zu machen. Zu versuchen, nicht daran zu denken, was er da machen wird, denn darauf hast du null Einfluss. Hast du schon eine Idee, was dir besonders gut tun würde? So zur Ablenkung. Und um es dir gut gehen zu lassen.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Nuna,

    ich habe deinen Text auch ganz gelesen. Hab keine Hemmungen hier zu schreiben.
    Grenzen sind nur gesetzt, wenn du lieber nicht willst, dass das frei im Netz zu lesen ist.
    Dafür gäbe es dann einen geschlossenen Bereich, der nur für Mitglieder zugänglich ist.
    Aber ansonsten ist das hier ja ein Selbsthilfeforum und dafür gedacht, dass jeder hier seine Ängste, Gefühle und Sorgen loswerden kann :-).

    Ich finde es ganz wichtig, dass du mit deinem Mann über deine Ängste redest. Nur so kann ja eine normale Beziehung gelebt werden.
    Wenn du deine Sorgen nicht mit ihm besprechen kannst, dann ist das ja ein Stück weit auch ein Barometer dafür, dass etwas nicht stimmt, oder?

    Ich habe bei mir gemerkt, dass ich verlernt hatte was normal ist und was nicht.
    Weil ich gar nicht mehr normal gedacht und gefühlt und gelebt habe.
    Alles war darauf abgestimmt, dass nur kein Stress entsteht.
    Nur nicht "auffallen", immer schön schauen, dass nix aus dem Ruder läuft.
    Alle Stolpersteine aus dem Weg räumen, damit es nicht noch schlimmer wird.

    Erst im Nachhinein kann ich sehen wie absurd diese Art zu leben war.
    Und wie bescheiden es mir damit ging. Das alles war ja für mich "Normalität" geworden.

    Um ein trockenes Leben zu leben und damit klar zu kommen sollte dein Mann mit den Anforderungen die das Leben an einen stellt ohne Alk klar kommen.
    Und dazu gehören eben auch Sorgen und Nöte des Partners.
    Ich will nicht so tun als sei das leicht.
    Manchmal ist es das ja nicht mal als Nicht-Süchtiger ;-).
    Aber so ist es eben im Leben - nicht immer leicht.

    Das gilt auch für uns als COs. Manchmal müssen wir hinschauen und das Risiko eingehen, dass das was wir sehen uns nicht gefällt.
    Und dann entscheiden, ob wir damit leben wollen oder nicht.
    Oft hat man aber Angst davor, beim Hinschauen zu merken, dass eben nicht alle Probleme gelöst sind....
    Oder? Und Wegschauen geht ja auf Dauer auch nicht....

    Wie auch immer, fang wieder an deinem Gefühl zu vertrauen.
    Auch wenn dein Gefühl deinem Mann nicht gefällt.
    Du musst ja auch damit leben, dass er Dinge denkt und sagt, die dir nicht gefallen, richtig?
    Man kann ja nicht mit zweierlei Maß rechnen.

    Ich weiß dass das schwer ist und ich selbst habe jahrelang mit zweierlei Maß gerechnet....in vielen Punkten.
    Aber das hilft nicht weiter.

    Ich wünsche dir Mut und Kraft auf dem Weg.
    Und wir sind hier, schreib ruhig.

    LG JUF

  • liebe Nuna,

    Zitat

    Vielleicht stimmt ja was nicht mit mir


    das ist die typische Denkweise von uns CO`s. Alle anderen ticken richtig, aber wir sind falsch.
    Das wäre ein erster Punkt, den du angehen kannst, dir immer wieder sagen: ich, meine Wahrnehmungen und Gefühle sind ok.
    Es ist wichtig, das du erst einmal wieder beginnst dir zu (ver)trauen.

    Zitat

    Ab wann ist genug genug?


    das entscheidet jeder für sich, sozusagen als Tiefpunkt für sich. Als ich begann etwas zu ändern, hatte ich die Tabletten, mit denen ich allem ein Ende machen wollte, im Haus.
    Dann habe ich dieses Forum entdeckt, und war plötzlich nicht mehr alleine, das hat mir sehr gut getan.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Nuna,

    herzlich wllkommen. Du bist ja bereits einen weitern Weg gegangen. Da Du bereits viel aufgearbetet hast, Dir die Augen geöffent wurden und Du Dir sie auch selber geöffnet hast über Zusammenhänge in Deinem Leben, wirst Du ahnen, dass die Reise weitergehen wird, dass es weiterhin zu Situationen kommen wird, die Dich fordern werden.

    Ich meine in Deinen Zeilen zu lesen, dass Du über die letzten Jahresn hinweg einen klaren Blick gewonnen hast. Du hast bereites vieles gemeistert. Dadurch scheinst Du Kraft und innere Stärke bekommen zu haben, das Wissen, dass Du auch künftig auf Dich aufpassen willst. Insofern könnte ich mir vorstellen, dass Du auf dem Weg zu Dir selbst weitergehen wirst und Dich nicht aufhalten lassen wirst. Dafür viel Kraft.

    Was ich mir auf dem weiteren Weg ggfls. schwierig vorstellen könnte, ist, dass Du mit xy ins Ausland gegangen bist, evtl. ist er der Geldverdiener, Du machst die Kinder. Einerseits guckst Du nun auf ihn, ob er trinkt oder nicht. Sein handeln -scheint- Dein Handeln zu bestimmen, Du guckst, ob Bedingungen eingehalten werden. Das ist einerseits Kontrolle einfordern, andererseits ein test, ob man schon wirklich so unabhängig ist im FAll, dass die Bedingung nicht eingehalten wird, die angekündigten Konsequenzen zu treffen.

    Ich könnte mir vorstellen, Du nun im Ausland, dass eine Trennung von ihm evtl. bedeuten würde, dass Du dann nach DEU zurückgingest, evtl. sogar unfreiwillig. Da werden Implikationen bei einer Entscheidung sein, die über eine "einfache" Trennung hinaus gehen werden, was es evtl. nicht leicher macht.

    Hier der Hinweis, dass sich bei Scheidungen bei Menschen, die - auch wenn sie in Deutschland geheiratet haben und zu dem Zeitpunkt ihren Lebensmittelpunkt in DEU hatten - ihren Lebensmittelbpunkt im Ausland haben seit 2014 sich nach dem Recht des Landes richtet, in dem sie nun aktuelle ihren Lebensittelpunt haben. Das kann natürlich notraiell anders vereinbart werden, also zB DEU recht.

    Gruß
    Rhein

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