Trennung. Meine Freundin, meine Kinder, Alkohol, Ich ein Co?

  • Hallo Neustart,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Deinen Link mußte ich entfernen, zum einen weil es ein Fremdlink war und zum anderen tauschen wir uns hier im Forum nicht über reduzierendes und kontrolliertes Trinken aus.
    Es zeigt mir aber, wie tief du in der COabhängigkeit steckst, denn du suchst nach Lösungen für sie, schreibst aber auch, sie sieht kein Problem.

    Ich kenne das nur zu gut, da werden Lösungen gesucht, die der andere gar nicht will. Du kannst ihr nicht helfen, solange sie ihr Problem nicht sieht.

    Zitat

    ich habe anscheinend das Problem und solle Gespräche führen, da mein Vater Alkoholprobleme hatte.


    du hast ein Problem mit ihrem Alkoholkonsum, und das solltest du sehr ernst nehmen.
    Deine negativen Gefühle in puncto Alkohol sind nicht falsch, es sind deine ureigenen Wahrnehmungen und wenn du sie einem nassen Alkoholiker mitteilst, wird er genau so und nicht anders reagieren.

    Zitat

    weil wenn ich gefragt werden sollte warum ich mich trennen möchte... dann bleibt mir nur ein Wort. Alkohol.


    das reicht. Niemand der nicht mit einem nassen Alkoholiker gelebt hat, kann ermessen, was es bedeutet.
    Du sagst die Teilnehmer in der Gruppe seien viel schwerer belastet als du, das mag vielleicht sein, aber das heißt in meinen Augen nur, dass sie den Weg schon gegangen sind, der dir noch bevorsteht.

    Zitat

    Wenn ich DAS erzähle, geraten sie selbst in meine Lage und kontrollieren sie automatisch bei jedem Treffen und verändern ihre Wahrnehmung.


    Als ich begann zu reden, war es für mich eine riesige Erleichterung, und ich war sehr überrascht, dass es alle schon wußten, nur keiner hatte etwas gesagt.
    Was andere mit deiner Info machen, ist nicht deine Sache, dafür trägst du keine Verantwortung. Ich bin mir fast sicher, das sie es auch wissen.
    Fang an etwas für dich zu tun, für dich etwas zu verändern. Du kannst nur dich ändern und sonst keinen anderen Menschen auf dieser Welt.
    Sei es dir wert, und fange heute damit an.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Neustart,

    willkommen hier. Gute Entscheidung die Hemmungen zu überwinden und dir das alles von der Seele zu schreiben.
    Aus meiner Erfahrung hilft das ein bißchen "Ordnung" in die ganzen wirren und widersprüchlichen Gefühle und Gedanken zu bringen.
    Und sich damit auseinander zu setzen, was man selbst fühlt und denkt.
    Denn wie Morgenrot auch schon schreibt, man denkt ja die ganze Zeit über Lösungen nach für den Alkoholiker - und nicht für sich selbst.

    Auch ich will dir erst mal den Rücken stärken.
    Wenn sich dieses Leben für dich falsch anfühlt und du es so nicht willst, dann ist das vollkommen ok!
    Du darfst und solltest selbst entscheiden wie du leben willst.
    Trotz bzw. gerade wegen der gemeinsamen Kinder.

    Am Anfang kam mir eine Trennung und alles was das noch so mit sich bringt wie ein unüberwindbarer Berg vor.
    Aber nachdem ich einfach jeden Schritt einzeln betrachtet habe und immer nur den nächsten Schritt entschieden habe war es gar nicht mehr so unüberwindbar.

    Daher lass dir Zeit und geh in deinem Tempo vor. Und fange wieder an deinem Gefühl zu vertrauen.
    Was andere sagen muss für dich nicht so gelten. Du darfst selbst entscheiden, ob du das auch so siehst oder eben anders.

    Alle Geschichten ähneln sich irgendwie, aber kein Weg ist ganz gleich.
    Und wenn deine Grenze erreicht ist, dass ist es doch egal ob jemand anders viel mehr mitgemacht hat.
    Das hat ja nichts damit zu tun, dass deine Grenze eben woanders liegt.

    Meine Erfahrung ist auch die, dass das Offenlegen nach Außen verbunden damit, dass man endlich sagen kann "mir geht es damit nicht gut", eine unglaubliche Last von den Schultern nimmt.
    Man holt sich damit das eigene Leben Stück für Stück zurück.

    Ich wünsche dir viel Kraft.

    LG JUF

  • Hallo Neustart,

    erstmal herzlich willkommen hier!

    Zitat

    Obwohl ich denke, ich schaffe es nicht den Alkohol zu besiegen

    Da denkst du richtig! Du wirst es nicht schaffen, aktiv kann da nur deine Frau werden. Für dich ist es ein Kampf gegen Windmühlen.

    Morgenrot und JUF haben dir schon viel geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann.

    Zitat

    Ich war ein Mal bei einer Al-anon Gruppe. Die Anwesenden hatten aber deutlich schwerere Fälle zu tragen

    Das ist so ganz typisch. Denn damit machst du dich und deine Probleme klein. Warum nur? Deine Dinge sind riesig für dich, scheinen erst mal kaum überwindbar. Aber sie sind doch schwer. Sehr schwer! Genau so schwer wie die Probleme von anderen Leuten, denn dein Leben ist doch nachhaltig davon betroffen und beeinträchtigt.

    Zitat

    Ich bin völlig durcheinander, verunsichert und es fällt mir schwer mich auf meine Arbeit zu konzentrieren.


    Das sagt doch schon eine Menge...

    Und was ist mit den Kindern? Wie alt sind sie denn? Und wo leben sie, bei dir oder bei deiner Frau?

    Du fragst

    Zitat

    Hast du einen ähnlichen Alkoholkonsum erlebt und es wurde wieder besser, auch dir als Co ging es wieder besser?

    Ich kann schon sagen, ich habe es ähnlich mit meinem Exmann erlebt. Und der Alkoholkonsum wurde immer mehr, die nüchternen Zeiten immer weniger. Und mir als Co ging es auch immer schlechter. So schlecht, dass ich null Lebensfreude mehr hatte...

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Neustart,

    die Kinder sind also bei ihrer Mutter. Und die trinkt ja doch oft sehr heftig, wenn ich das richtig verstanden habe.

    Zitat

    Es ist, wie schon erwähnt, nicht so offensichtlich wie bei anderen, bei denen Gewalt und starker Alkoholismus alles zerstört und den Alltag bestimmt und auch der Co schon stark verändert ist.

    Gewalt physischer Art gab es damals bei uns auch nicht. Alkoholismus war es schon lange, wurde immer schlimmer, schleichend. Und ich weiß, dass meine Kinder das durchaus mitgekriegt haben. Kinder haben feine Antennen, das solltest du nicht unterschätzen. Als es bei mir damals mit meinem Ex eskalierte war mein Sohn schon Anfang 20. Und doch hat er genau so gelitten wie ich!

    Meine Enkelin sieht ihren Opa, meinen Exmann, sehr selten. Inzwischen hat mein Schwiegersohn den Kontakt ganz eingestellt, denn die Sauferei ist extrem geworden, leider. Trotzdem hat die Kleine, sie ist inzwischen 7, was mitbekommen. Wir trafen meinen Exmann vor längerer Zeit mal im Treppenhaus, er wohnt im gleichen Haus wie meine Eltern. Er kam vom Einkaufen. Seine Tasche war einen Minischlitz weit offen. Und was sagte meine Enkelin hinterher? "Oma, Opa hatte da Bierflaschen drin."
    Das hat sie gesehen. Soviel dazu, "mein Kind bekommt nix mit". Das ist Wunschdenken.

    Du denkst, deinen Kindern geht es gut. Vielleicht werden sie nicht viel sagen, denn sie wollen auch ihre Mutter schützen. Auch Kinder sind coabhängig! Sie entwickeln eine Solidarität und Fürsorge für den trinkenden Elternteil und übernehmen Aufgaben, die nicht Kinderaufgaben sind. Sie gehen nach und nach daran kaputt.

    Es gibt sehr viele EKAs hier, erwachsene Kinder von Alkoholikern. Sie haben es nicht leicht, mal gelinde ausgedrückt.

    Zitat

    Meine Kinder und ICH!

    Ja! Du hast da auch Verantwortung für die Beiden. Bitte schau da genau hin und unternimm etwas. Sie haben es verdient.

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Neustart,

    beim Lesen Deines ersten Beitrages war ich mir nicht sicher, welchen Neustart Du meinst. Ein Leben, in dem es UM Dich geht oder einen Restart der Beziehung (ihr wart euch ja wieder nähergekommen).

    So wie sich das in den letzten Beiträgen zeigt, scheint es eher ein Neustart für DICH zu sein, evtl. ohne die Partnerin.

    Du mußt Dich ja nicht entscheiden. Es kommt vielleicht erstmal darauf an, das fühlen wieder zu lernen und Deinen eigenen Gefühlen und Wahrnehmung zu trauen.

    Kopf und Bauch wieder zusammenzubringen war für mich, als ich die Beziehung zu xy beendete, sooo wichtig.

    Da ich meinen Gefühlen und meiner Wahrnehmung in der Beziehung irgendwie nicht mehr traute und nciht wußte, dass ich oft manipuliert wurde von xy, wußte ich nicht, warum ich mir nicht mehr trauen konnte.

    Erst als ich verstand, dass xy ein Alkoholproblem hat(te?), die Beraterin von der Alkoholberatungsstelle mich Zusammenhänge erkennen ließ, da wußte ich, dass meine Zerissenheit heilenl kann.

    Ich kann Dir soviel sagen, dass nach Beendung der Beziehung für mich gut und gern eine Zeit von zwei Jahren begann, in der ich anfing einiges über mich selber zu lernen, in Aufarbeitung dessen, warum ich so lange in der Beziehung mit xy war und die Zeichen nicht vorher erkannt hatte.

    Da sind psychologische usw. Gedankekn mit dabei, einige mögen Co spezifisch sein, einige haben was mit der eigenen Vergangenheit zu tun. Das mischt sich. Es entwickelt sich Schritt für Schritt. Als erstes mußte ich jedoch wieder den Boden unter den Füßen spüren, der Boden der mich trägt und den mir auch xy nicht mehr wegziehen konnte.

    Gruß
    Rhein

  • Hallo Neustart,

    ja, neben der Beschäftigung mit xy, der Co Beziehung, Alkoholismus stand bei mir auch die Rolle von Alkoholkonsum in der Gesellschaft, meinem Umfeld und mir unter Beobachtung.

    Seitdem sehe ich Alkoholkonsum kritischer, mir fallen eher Sachen auch und ich selber trinke eher noch weniger. Finde ich soweit alles ok.

    Schwierig ist, dass Du bei xy keine Kontaktsperre ausrufen kannst, da ihr ja die gemeinsamen Kinder habt. Ich hatte damals eine Kontaktsperre ausgerufen, erstmal lzwei Wochen, dann entsprechend nochmal verlängert, dazuwischen 1 Treffen.


    Gruß
    Rhein

  • Hallo Neustart,

    als es im Laufe meiner ersten Ehe immer schlimmer mit dem Trinken meines Exmannes wurde, habe ich auch mit meinen Kindern geredet. Sie haben das ja mit bekommen. Meine Tochter wohnte damals schon nicht mehr zuhause sondern mit ihrem Partner zusammen. Mein Sohn war aber noch da. Die Kinder hat das sehr belastet, obwohl sie da dann schon erwachsen waren.

    Sie waren wütend auf ihren Vater und besorgt um mich. Ich begann dann ja auch, merklich mehr zu trinken. Meine Tochter war sehr klar und deutlich zum Vater und zu mir, der Sohn wurde immer aggressiver und versuchte, sich abzugrenzen. So gut das eben ging in einer Wohnung.

    Es gab dann eine Zeit, da habe ich mich bei meinem Sohn versucht auszuheulen. Der hat aber da schon auch Grenzen gesetzt und ich hab das zum Glück schnell gelassen. Denn das ist kein richtiger Ansatz. Als ich dann begann, mich mit dem Thema Alkoholismus und Co-Abhängigkeit zu beschäftigen, konnte ich auch anders mit den Kindern reden. Auf einer sachlicheren Ebene. Das war vor allem für meinen Sohn wichtig. Nach der Trennung versuchte ich noch mehr mit ihm zu reden, denn er hatte ja die totale Eskalation hautnah mit bekommen :( . Aber er machte da zu.

    Es ergaben und ergeben sich aber immer mal wieder Gelegenheiten, darüber zu reden, das Stopp-Zeichen setzte und setzt immer mein Sohn! Und ich akzeptiere das, denn es ist wichtig für unsere Vertrauensbasis. Ich habe meine Verarbeitung mit dem Thema, er darf seine Art der Verarbeitung auch haben. Ich versuche immer, nicht über den Vater schlecht zu reden, ihn schlecht zu machen. Denn es ist auch sein Vater. Und es tut weh, ihn zugrunde gehen zu sehen, denn das ist jetzt der Fall :( , ganz deutlich. Mir tut das übrigens auch irgendwo weh, geb ich ehrlich zu. Ich habe keinerlei Liebe mehr für diesen Mann und bin sehr, sehr glücklich neu verheiratet. Aber trotzdem tut mir dieser Mensch leid, den ich seit bald 35 Jahren kenne und der der Vater meiner Kinder ist.

    Und der sich tot säuft.

    Aber mir tut jeder irgendwo leid, der den Absprung nicht schafft. Soviel dazu.

    Zitat

    SIE entscheidet für sich und ich für mich.


    So ist das!

    Es ist eben nur wichtig, die Kinder im Auge zu haben. Das große wie das kleine. Gesprächsbereit zu sein und ehrlich. Vielleicht fällt dir ein, was du damals vermisst hast, gerne gehabt hättest. Vielleicht kannst du deinen Kindern das nun geben.

    Meine Kinder waren übrigens sehr froh, dass ich mich getrennt hatte. Einerseits waren sie traurig und hatten gehofft, ich gehe wieder zurück. Kinder wollen immer, dass die Eltern zusammen bleiben, egal, wie alt die Kinder sind. Andererseits sahen sie immer mehr, wie ich wieder lebendig wurde.

    Mein Sohn wohnt nun auch schon lange nicht mehr bei seinem Vater. Und hat inzwischen den Kontakt fast eingestellt. Meine Tochter lebt leider nicht mehr :cry: , aber mein Schwiegersohn hat auch den Kontakt eingestellt. Die sind aber eben alle erwachsen und können das selbst entscheiden. Meine Enkelin ist 7, sie hat inzwischen auch keinen Bock mehr auf Opa...

    So, Roman beendet :lol: .

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Neustart,

    Zitat

    Frage: wann, wie sollte ich mit dem großen Kind reden? Hat da jemand Erfahrung?


    Ich konnte mit meinen Kindern erst reden, als ich nichts mehr vertuschen wollte, als ich angefangen habe darüber zu reden.
    Ich kann mich noch sehr gut an das erste Gespräch mit meiner Tochter erinnern.
    Da hat sie sehr viel gefragt, aber auch mitgeteilt, wie lange sie schon wußte, das bei uns etwas nicht stimmt.
    Natürlich konnte sie das als Kind noch nicht benennen, aber sie hat sehr genau gespürt, das es bei uns anders war, als bei ihren Freundinnen zuhause.
    Dieses Gefühl trug sie seit der Grundschulzeit mit sich herum, und hat es nicht thematisieren können, weil ich zu diesem Zeitpunkt einfach noch nicht in der Lage war, darüber mit ihr zu reden.
    Die Kinder bekommen sehr viel mit, auch wenn sie vielleicht nicht alles einordnen können. Dieses nicht einordnen können, verunsichert die Kinder.
    Sie stellen sich darauf ein, und versuchen alles richtig zu machen, und sind schneller im Alkoholkreislauf des vertuschens und verleugnens drin, als du dir denken kannst.
    Das sind dann sehr wohl CO - Anteile, denn Kinder fühlen sich sehr schnell schuldig.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

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