Ein neues Leben. Vom Glück Nein sagen zu können.

  • Hallo an alle Forenmitglieder und stille Mitleser/innen! :D

    Martin weiß ja nun schon warum ich hier bin. Euch möchte ich dies natürlich nicht vorenthalten. Dafür kopiere ich Teile aus dem Vorstellungsbereich hier mal in den Thread.

    Ich möchte das hier gerne als Tagebuch bzw. Dokumentation meines neuen Lebens führen.

    Es begann alles in meinem 14. Lebensjahr. Die Jugendweihe stand vor der Tür und somit das erste richtige Besäufnis. In meinem damaligem Umfeld war das einfach so üblich.

    Meine Eltern tranken seit dem ich denken kann täglich Alkohol. Mitlerweile ist meine Mutter an Krebs gestorben und mein cholerischer Vater, welcher 20-30 Zigaretten am Tag raucht und auch schon den ersten Schlaganfall hinter sich hat, trinkt immernoch täglich seine 4-6 Bier.

    Ab dem 16. Lebensjahr begann ich mit dem kiffen, ab und zu auf diversen Partys konsumierte ich zusätzlich zum Alkohol auch Amphetamine und Ecstasy. Dieses "Partyleben" zog sich noch hinein bis in mein Studium.
    Da ich schon immer ein recht sportlicher Typ war, konnte ich diesen Lebenswandel bisher immer recht gut kompensieren. Mittlerweile kiffe ich gar nicht mehr und gehe auch nicht mehr auf Technopartys.

    Nun zu meinem eigentlichen Anliegen, da ich ein sehr reflektierter Mensch bin, der sogar einen Bachelor Abschluss hat und mitten im Berufsleben steckt, mache ich mir seit einiger Zeit immer mehr Gedanken um meinen Alkoholkonsum.

    Im Grunde kann ich behaupten, dass Alkohol seit mehreren Jahren ein fester Bestandteil meines Lebens ist. Während des Studiums hatte ich nahezu täglich 4-8 Bier pro Abend konsumiert. Ich hatte mich thematisch sehr in das Thema Onlinepoker vertieft und versuchte profitabel zu spielen, das klappte Anfangs auch recht gut, allerdings verzockte ich alle Gewinne jedes mal wieder im Suff. Mittlerweile habe ich auch das "professionelle" Pokern, was im Nachhinein gesehen nur ein Hobby oder eine Möglichkeit des Verdrängens war, an den Nagel gehängt.

    An manchen Tagen waren es nur 3 Pils, wenn ich ausschlafen konnte oder am nächsten Tag keine Verpflichtungen hatte auch mal 10 halbe Liter. Oft trank ich alleine, wenn man die Menschen an den virtuellen Pokertischen mal ausklammert. Obwohl ich seit dem ich von zu Hause auszog, stets ein solides soziales Umfeld mit vielen lieben Menschen habe, neige ich dazu mich zu isolieren.

    Da mich auch des öfteren depressive Phasen und Selbstzweifel heimsuchen, hatte ich mal eine Verhaltenstherapie begonnen. Obwohl eine der Hauptbedingungen darin bestand, dass ich während der Therapie keinen Alkohol und keine Drogen konsumiere, war ich dazu jedoch nicht in der Lage. Ich erzählte dem Therapeuten zwar, dass ich clean sei, und na klar wie zu erwarten, trugen die Methoden der Therapie nicht die gewünschten Früchte.

    Nach dem Studium landete ich also bei den berühmten 2-3 Feierabendbier. An Wochenenden und zu Feierlichkeiten der übliche Abschuss mitunter auch mit Schnapps. Bei der letzten amtsärztlichen Untersuchung wurden bei mir erhöte Leberwerte fest gestellt. Laut Aussage einer Ärtztin seien diese identisch, wie bei einem 60 Jährigen, der Medikamente nimmt. Dies gab mir dann letztendlich den Anstoß dazu, mir einzugestehen, dass ich ein Alkoholproblem habe.

    In Folge dessen hatte ich beschlossen erst einmal 30 Tage lang keinen Alkohol mehr zu trinken. Das hat soweit auch ganz gut geklappt. Nicht mehr getrunken habe ich jetzt seit dem 4. Februar 2016.
    Nun stehe ich allerdings vor einer Entscheidung, die für den Rest meines Lebens von zentraler Bedeutung sein könnte. Wie soll es weiter gehen? Am 8.4. habe ich eine erneute Blutuntersuchung. Darauf aufbauend, wollte ich mich entscheiden. (was ich nun getan habe) Auf der einen Seite, vermisse ich das trinken, bzw. ich habe das Gefühl, dass ich nie wieder ausgelassen feiern gehen und auf Partys Spaß haben kann. Oder das flirten mit den Frauen, grundsätzlich habe ich keine Probleme damit, aber die entscheidenden Schritte, traute ich mich bisher nur durch die enthemmende Wirkung des Alkohols.

    Auf der anderen Seite denke ich, dass ich nie wieder in Maßen Alkohol konsumieren kann, da ich mir über die Jahre neuronal ein Suchtmuster in mein Gehirn einprogrammiert habe, welches nicht mehr rückgängig zu machen ist. Sprich ich bin Alkoholiker.

    Tja und nun stehe ich da, meine Freunde behaupten das ich kein Problem habe, da ich ja den Alltag gut auf die Kette bekomme (kollektiver und gesellschaftlich akzeptierter Alkoholismus). Es heisst dann immer ab und zu trinken in Maßen auf Partys und nur am Wochenende sei doch okay. Ich hingegen denke, dass ich auf der Schwelle stehe und wenn ich jetzt nicht die Notbremse ziehe, wird der Alkohol auf kurz oder lang die Kontrolle übernehmen.

    Leider mit dem bitteren Beigeschmack den Rest meines Lebens auf etwas meiner Meinung nach schönes verzichten zu müssen, dem Rausch.

    Als stiller Mitleser hier im Forum habe ich einige Interessante Geschichten, Gedanken und auch durchaus schöne Lebenseinstellungen ohne Alkohol gelesen. Vielleicht ist es gar keine schlechte Idee meine Erfahrungen mit Euch zu teilen.

    Da ich quasi durch meine Eltern vorbelastet bin und hier schon die ein oder andere schlimme Geschichte hörte, habe ich mich also entschlossen, den Rest meines Lebens auf Alkohol zu verzichten. Es ist mir einfach zu riskant, denn teilweise fand ich mich in der Einleitungsphase und stellenweise in der kritischen Phase des Alkoholismus wieder.

    Ich freue mich auf spannende Zeiten, denn es wird sich einiges Verändern. Alte Gewohnheiten ablegen, alte "Freunde"? hinter sich lassen, dafür aber endlich wahrhaft und klar dem Leben gegenüber treten.

    Das soweit fürs erste. Danke fürs lesen.

  • Guten Morgen luzider Träumer,

    ich möchte Dich hier herzlich willkommen heißen und finde es gut, dass Du erkannt hast, dass Dein Alkoholkonsum krankhaft ist. Auf Deinem weiteren Weg zu einem abstinenten Leben wünsche ich Dir viel Erfolg. Hier im Forum wünsche ich Dir einen guten Austausch, es lohnt sich und wird Dich weiter bringen. Kurz nachdem ich mich hier angemeldet habe, so lange ist das noch gar nicht her, habe ich mir ein wenig Literatur zum Thema Alkoholismus bestellt, um mich da weiter drüber zu belesen, um mich aufzuklären und mein Wissen zu erweitern. Besonders gut hat mir "Alk" von Borowiak gefallen, aber auch andere Bücher sind hilfreich. Bei diesem Buch muss man halt wissen, dass es ein wenig lockerer gehalten ist, wen das nicht stört, dem kann ich es empfehlen.

    Viel Erfolg wünsche ich Dir auf Deinem weiteren Weg!

    csqn

  • Hallo csqn,

    danke für den Tipp. Bisher hab ich zum Thema Alkohol "Endlich ohne Alkohol" von Allen Carr und "Nüchtern" von Daniel Schreiber gelesen.

    Der Ansatz von Carr hat mir jedoch nicht wirklich geholfen, denn zusammengefasst verspricht er, dass man nach dem lesen des Buches aufhören wird mit dem trinken, da man erkennt, dass es nicht einen einzigen Vorteil hat zu trinken. Leider habe ich weiterhin das Gefühl, dass Alkohol durchaus auch positive Wirkungen hat.

    Der Essay von Schreiber war sehr angenehm zu lesen, denn er vermittelte bei mir eine gewisse Lebensnähe. Des öfteren erkannte ich mich in seinen Ausführungen wieder, dadurch kann ich mich gut mit ihm identifizieren. Er beschreibt wunderbar, wie die einzelnen Phasen und Stimmungen aussehen können, wenn man beginnt ohne Alkohol zu leben.

    Kennt ihr noch weitere lesenswerte Bücher zum Thema?

  • :D da sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Danke


    Zwei Dinge möchte ich nach den ersten zwei trockenen Monaten schon mal fest halten:

    1. Ich fange an Tee zu lieben. Das könnte eine schöne Beziehung werden. :D

    2. Ich hab mir jetzt mal alte songs angehört, die ich mir sonst immer alkoholisiert angehört hatte. Und siehe da, es löst trotzdem Glücksgefühle aus. Diesmal sind sie ECHT, gut vorher waren sie auch irgendwie echt, aber gefährlicher echt.


    Zur neuen Lebenssituation noch ein Tocotronic Zitat:

    edit Moderation.
    bitte keine fremden Zitate reinschreiben.

  • glück auf träumer

    mir gefällt, dass du jetzt die guten seiten des trockenen lebens betonst.
    bin gespannt, mehr von dir zu lesen.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Moin,

    jetzt geht es erst so richtig los. Nun beginnt die ungewisse Phase. Das Unbekannte wartet.

    Im Grunde gibt es einen Grund zum Feiern. Meine Blutwerte sind da und sie sind total in Ordnung. Das ist super und freut mich auch sehr. Mein altes Ich hätte sich jetzt nen sixer gekauft und unbeschwert weiter gesoffen, denn körperlich ist doch alles OK.

    Ich mache das jetzt aber mal ganz anders. :D Ich sehe meine Blutwerte und die Gesundheit als Geschenk und als Belohnung. Ab jetzt heisst es Tee statt Bier. Meditation statt saufen. Und nach wie vor regelmäßig joggen gehen.

    Bald stehen die ersten Veranstaltungen an, bei denen ich normalerweise automatisch und ohne drüber nachzudenken getrunken hätte. Einfach weil es alle so machen. Ich sehe mich noch nicht in Sicherheit, aber irgendwas in meinem Inneren sagt mir, dass ich nicht mehr trinken möchte. So langsam finde ich einen Zugang zu meinem Körper. Es wird alles immer klarer. Und das ist gut so.

  • Hallo Träumer,

    wenn jetzt die ersten Veranstaltungen anstehen bei denen du getrunken hast, was machst du jetzt ?

    Hin gehen und nichts trinken :?:

    LG Martin

  • Hallo!

    Wenn sich dein Innerstes auf so einer Veranstaltung genau anders rum meldet, was dann?

    In meiner Anfangszeit bin ich riskanten Veranstaltungen konsequent aus dem Weg gegangen, alles andere triggert zu sehr. Ich bin nicht der Einzige hier, der das so sieht.

    Schau Dir mal die Grundbausteine an.

    Gruß Carl Friedrich

  • Hallo Martin,

    das entscheide ich spontan und nach Befinden. Die hardcore-Besäufnisse, bei denen es eigentlich immer das Ziel ist sich schnellstmöglich aus dem Leben zu schießen, die werde ich in Zukunft auf jeden Fall meiden. Da bin ich auch froh drüber und empfinde es auch nicht als Verzicht. Schon alleine wegen dem krassen "Emo-Kater" (neben dem körperlichen), der mir erspart bleibt.

    Auf Konzerten z.B., auf denen Freunde (die das irgendwie können) dann gemütlich ein oder zwei Bier trinken werden, da gehe ich trotzdem mit und kauf mir ne Cola oder Club Mate. Ich habe auch verschiedene Freundeskreise, quasi die Säufer und die normalen.

    Schwierig wird es bei Veranstaltungen, wie z.B. in einen Club zum tanzen gehen. Da habe ich bisher zwei Erfahrungen gemacht. Beim ersten mal musste ich nach einer Stunde wieder gehen, da ich überhaupt nicht in Stimmung kam und mir die Musik nicht gefiel. Beim zweiten mal, da bin ich sogar bis 4 Uhr morgens geblieben, weil die Musik gut war und ich richtig Spaß am tanzen hatte. Alle anderen meinten nur so, dass sie voll den Respekt davor haben und sich das überhaupt nicht vorstellen können. Selbstverständlich habe ich jegliche "negativen" Gedanken von wegen, mhh vielleicht habt ihr ja auch schon ein kleines Alkoholproblem für mich behalten. Man möchte ja auch nicht die Stimmung runter ziehen.

    Irgendwie möchte ich nicht, dass mir Dinge wie tanzen gehen auf einmal keinen Spaß mehr machen sollen, nur weil ich dabei auf Alkohol verzichte. Generell wurde das aber auch vor der Abstinenz schon viel seltener mit dem weg gehen, daher denke ich, dass es in den nächsten Jahren noch seltener wird.

    Und wie gesagt auf "Feiern", bei denen sich einfach nur sinnlos betrunken wird, hatte ich vorher auch nicht mehr so richtig Spaß. Von daher empfinde ich das eher als Gewinn dort nicht mehr dabei sein zu müssen.

  • Hallo Carl Friedrich,

    ich möchte natürlich auch nicht unvorsichtig werden, ich entscheide mich auf Partys nur dann zu gehen, wenn ich schon im Vorfeld gute Laune habe. Vorher war das egal, da habe ich sie mir dann einfach schön getrunken. Bzw. habe einfach getrunken, egal ob die Laune dadurch besser wurde.

    Trotzdem werde ich mir deinen Ratschlag nochmal durch den Kopf gehen lassen und evtl. ertmal nirgends wo hin gehen, wo getrunken wird.

  • Hallo Luzider Träumer,

    Zitat

    Irgendwie möchte ich nicht, dass mir Dinge wie tanzen gehen auf einmal keinen Spaß mehr machen sollen, nur weil ich dabei auf Alkohol verzichte. Generell wurde das aber auch vor der Abstinenz schon viel seltener mit dem weg gehen, daher denke ich, dass es in den nächsten Jahren noch seltener wird.

    Mir machen Dinge wie Kneipen und Discotheken tatsächlich keinen Spaß mehr. Macht aber nichts. Was soll ich da nüchtern mit angetrunkenen Menschen anfangen? Ich habe in meinem nüchternen Leben dafür anderes gefunden, das mir Spaß macht. Es hat sich sowieso alles sehr verändert, seit ich nüchtern bin. Das, was ich nur alkoholisiert machen wollte, kann kein wirklicher Spaß gewesen sein. Das wusste ich aber auch nicht sofort - nach ein paar wenigen klaren Wochen. Diese Erkenntnis kam mit der Zeit.
    Außerdem habe ich all das, wobei ich getrunken habe, gerade am Anfang gemieden, um mich keinem Risiko auszusetzen.
    Dazu kann ich Dir nur raten, wenn Du wirklich ohne Alkohol leben willst.
    Viele Grüße
    Calida

  • Hallo Calida,

    kann sein, dass Du recht hast. Heute zum Beispiel könnte ich mich nicht in eine Bar setzen ohne etwas trinken zu wollen. Heute ist auch der erste Tag, an dem ich richtig Bock auf ein Bier habe.

    Bin morgens auch schon total gestresst zur Arbeit gefahren und war irgendwie (grundlos) unglücklich. Weiß auch nicht so recht wo das her kommt. Irgendwie scheint eine gewisse Unzufriedenheit durch zu kommen, die ich vorher einfach weg gespült habe. Die Betonung liegt dabei auf EINFACH, denn saufen ist der einfache Weg.
    Von nun an muss ich mir wirklich Gedanken machen, was eigentlich los ist.

    Maßnahme: Tee und Meditation. Und versuchen alles nicht so ernst zu nehmen.

  • Hallo Träumer,

    ich kann mich jeden Tag in eine Kneipe/Bar setzen ohne etwas trinken zu wollen.

    Es hat bloß nicht viel mit nicht wollen zu tun wenn es mich plötzlich überkommt und ich doch trinke.

    Bist du dir denn sicher jetzt schon einschätzen zu können an welchem Tag du in eine Bar gehen kannst und wann nicht :?:

    LG Martin

  • Hallo!
    Da meldet sich womöglich was in Dir, das Du als Trinker nicht wahrgenommen hast. War bei mir zumindest so. Ich musste erst wieder lernen, meine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen. Diese scheinbar grundlose Unzufriedenheit hatte ich auch anfangs. Aber natürlich gab es Gründe. Meditation kann da vielleicht helfen, sie zu finden.
    Viele Grüße
    Calida

  • Guten Morgen zusammen

    Herzlich willkommen, luzider Träumer.
    Als ich aufhören konnte, zu trinken, hat mein gesamtes Ich dies als Verlust empfunden, da ein entscheidender Teil meines Lebens wegbrach. Da waren sowohl der körperliche Entzug als auch eine innerliche Leere. Diese „scheinbar grundlose Unzufriedenheit“, die sich über Monate hinzog, war also bei mir nichts anderes als eine Art von Trauer. Ich konnte sie mit Inhalt füllen – tanzen gehört dazu – und freue mich wieder auf jeden neuen Tag. Kneipen habe ich allerdings gemieden und tue das heute noch, denn dort wird in erster Linie nach wie vor gesoffen.
    Ich hörte immer mehr auf meinen Bauch, denn wenn mein Kopf noch sagte: „Pah, gar nichts los. Ich schaffe das, kann Anderen beim Trinken zusehen und das ficht mich nicht an“, grummelte mein Bauch bereits und warnte mich vor Gefahren oder auch „nur“ einem Unbehagen. Ich muss mich ja nicht für nichts und wieder nichts schlecht fühlen und damit Energien verbraten, die ich an anderer Stelle benötige.

    Alles Gute weiterhin auf Eurem Weg.

    Viele Grüße
    Katha

  • Hallo zusammen,

    wirklich schön von euch zu hören/lesen. Tut richtig gut zu lesen, dass es dem ein oder anderen auch so ergangen ist.

    Zitat von Martin

    Bist du dir denn sicher jetzt schon einschätzen zu können an welchem Tag du in eine Bar gehen kannst und wann nicht :?:

    Teilweise ja. Dann spüre ich die Energie auch ohne Alkohol, habe gute Laune und genieße die Zeit. An solchen Tagen freue ich mich richtig, dass ich dafür gar keinen Alkohol brauche.

    Das mit dem grundlos traurig sein, kannte ich aber auch schon vorher von mir. Nur im Gegensatz zu damals, habe ich jetzt nicht mehr diese einfache Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen. Bzw. ich hatte mir dann ein paar Bier besorgt, entsprechende Musik angemacht und mich in Selbstmitleid gebadet.

    Manchmal habe ich meine Gedanken auch in reimform nieder geschrieben. Zum Beispiel Texte wie diesen, verfasste ich dann morgens um 5 schon ziemlich besoffen:

    "Alles was Sinn macht, macht keinen Sinn
    da steckste nicht drin, wo gehören wir hin?
    Alkohol schädigt den Körper, doch er gibt mir den Sinn
    wo führt das alles hin? Ich kratz mir am Kinn
    und frag mich ist das jetzt schlimm?
    Kontrollverlust ihr seit die Zeugen, ich werde mich beugen.

    Nur eine Seele zwischen den Milliarden, nur einer der schreibt,
    epische Musik im Ohr und immer wieder zur Schlafenszeit,
    keine Antwort, keine Resonanz, das ist der einsame Tanz
    mit den Worten. Es sprudelt heraus, Lyrik braucht keinen Applaus.

    Der Rausch als Liebesersatz, Satz für Satz, macht er Platz
    und verdrängt die Zweifel, macht den Körper krank und betäubt die Seele
    solange man nur sich selbst kaputt macht ist doch alles ok
    denn ein Diktator in spe, der sieht das anders, der ist verrückt
    der hat sie verloren diese Humanität, Terror geschürt durch das Verlangen nach Geld, Administrationen einzelner Länder zerstören die Welt,
    sie schüren den Hass nur noch weiter.

    Drum werd ich weiter leiden, mich dabei selbst zerstören und
    behindert selbstgerecht Zustände beschreiben."


    Wie man merkt, mit viel Weltschmerz und ner gehörigen Portion Selbstmitleid. Das habe ich dann so in diverse Gruppenchats gepostet und natürlich um diese Uhrzeit nie ein feedback bekommen.

    Es gibt aber auch positives zu berichten. Ich habe mal ausprobiert ohne Alkohol Graffitibilder zu malen und bekam sogar eines der besten bisher hin. Auch Musik machen am PC klappt ohne Alkohol immer noch. Das mache ich dann mit einem Programm, mit dem man so samples zusammen basteln kann.

    Soweit erstmal. Danke fürs lesen! :)

  • Hallo!

    Heute ging ich mal kurz die Buchhandlung auf und stolperte dort förmlich über den Essay von Schreiber, den Du empfohlen hast und den ich bis dato nicht kannte. Nachdem ich ein paar Zeilen auf verschiedenen Seiten gelesen hatte, wurde er sofort gekauft. Er kommt in den Koffer für den Pfingsturlaub.

    Ein kleiner Nachschlag hinsichtlich möglicher Barbesuche: Das ist der falsche Ort für dich. Und wenn Du mal das Stadium des zufriedenen Langzeittrockenen erreicht hast, wirst Du merken, dass Du womöglich keinerlei Bedürfnis mehr nach so etwas verspürst. Mich jedenfalls zieht nach knapp einem Jahr nichts mehr dorthin, obwohl ich noch kein Langzeittrockener bin.

    Gruß Carl Friedrich

  • glück auf träumer

    ich finds gut, dass du sinnvolle beschäftigungen hast - eine unserer größten gefahren is die langeweile.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Träumer,

    auf meine Frage

    Zitat

    Bist du dir denn sicher jetzt schon einschätzen zu können an welchem Tag du in eine Bar gehen kannst und wann nicht :?:

    antwortest du

    Zitat


    Teilweise ja. Dann spüre ich die Energie auch ohne Alkohol, habe gute Laune und genieße die Zeit. An solchen Tagen freue ich mich richtig, dass ich dafür gar keinen Alkohol brauche.

    Genau die verspürte Energie und gute Laune sind in meinen Augen eine große Gefahr.

    Wir haben uns alle viel Zeit genommen um ein nasses Leben aufzubauen,

    beim trockene Leben haben wir's dann eilig.

    Ich habe mir viel Zeit genommen und als ich dann "sicher genug" war

    um in eine Bar gehen zu können hatte ich keine Lust mehr dazu 8)

    Was machst du denn wenn dein Suchtgedächnis sagt dir geht es gut und du sitzt in einer Bar und bekommst Druck :?:

    LG Martin

  • Hi!

    Anknüpfend an die absolut zutreffenden Ausführungen von Martin: Du hockst da garantiert nicht alleine und dein Gegenüber kippt sich einen. Was meinst Du wohl, wie schnell Du da Alk geordert hast.

    Mein ehemaliger Therapeut hat dazu aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung ausgeführt: "Das geht ein paar Male gut, aber dann fällst Du um."

    Weiter leben wie bisher, nur ohne Alk, wird auch bei Dir höchst wahrscheinlich nicht funktionieren.

    Gruß Carl Friedrich

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