Ab wann ist man wirklich trocken?

  • Hallo!
    Ein paar Tage ohne Alkohol, da ist man abstinent, aber nicht trocken - denke ich und auch andere. Ich habe mich bei meinem Tockenprozess öfter gefragt, ob ich jetzt trocken bin oder nicht?

    Ab wann habt Ihr Euch für trocken gehalten? Gibts da Kriterien für Euch?
    Oder ein Zeitmaß?

    Ich selbst weiß nicht, wie ich mich bezeichne. Habe über ein halbes Jahr nicht getrunken, dann hatte ich einen Rückfall. Habe sofort wieder an mein nüchternes Leben angeknüpft und bin seitdem sechs Monate nüchtern.
    Ich merke jetzt aber einen deutlichen Unterschied zur Zeit vor dem Rückfall. Ich nehme es wesentlich ernster, bin viel achtsamer und stehe jetzt auch überall dazu, dass es mich nicht mit Alkohol gibt und bei mir zu Hause wird auch nicht getrunken.

    Viele Grüße
    Calida

  • Gute Frage:

    auch wenn ich mich gerne als "Trocken" (einfach weil abstinent nicht so richtig passt und bei Trocken dem Gegenüber recht klar ist was los ist) bezeichne jetzt nach 3 Monaten und einen "Rückfall" jetzt auch als solchen sehen würde (man kann ja quasi nur rückfällig sein wenn man trocken ist).

    Ich für mich würde mich mir gegennüber noch nicht als "trocken" bezeichnen.

    Dafür fehlt mir noch das Umsetzen einiger Grundbausteine, an denen ich Arbeiten will wenn ich aus dem Baustellenjob raus bin:

    - Umsetzen eines Alkoholfreien Umfelds
    - realer Austausch
    - Je nach Situation: Therapie

    sind da noch Aufgaben die ich erledigen will, und solange sehe ich mich als abstinent/nüchtern an ....

    Train to survive

    survive to train

  • hallo calida

    ich bezeichne mich als trocken, ein gewisses zeitmaß gibt es für mich dafür nicht. irgendwann war es einfach so das ich gesagt habe ich bin trocken.
    grüße
    NNGNeo

  • Hallo Calida,

    trocken wird "man" nicht über Nacht, das dauert schon einige Zeit.

    Ich würde nicht von einer bestimmten Zeitspanne reden, das kommt auf jeden selbst an.

    Manche Alkoholiker würde ich nach z.B. 2-3 Jahren, andere erst nach 4-5, oder noch mehr Jahren als trocken bezeichnen.

    Da spielt unter anderem eine Rolle wie weit der Alkohol noch eine Rolle spielt.

    Damit meine ich z.B. Verzichtsgedanken, Neid auf Menschen die trinken können....

    LG Martin

  • Hallo Calida,

    Das ist vermutlich eine individuelle Definition, die jeder für sich finden muss.
    So wie ich für mich selbst vormals erkannt habe, nasser Alkoholiker zu sein.

    Die Sicherheit in deinem trockenen Lebensgefühl wächst im Laufe der Zeit,
    weil du zunehmend Erfahrungen sammelst, damit umzugehen.
    Für dich selbst, als auch im Umgang mit anderen.
    In den immer wiederkehrenden alltäglichen Situationen, wie Sylvester, Geburtstage, Betriebsfeiern etc.
    Damit du alle die Situationen einmal erlebst hast, braucht es also schonmal ein Jahr.

    Routine gewinnen, im Umgang mit dem ständig uns umgebenden Alkohol, als auch im Umgang mit dem Suchtgedächtnis.
    Irgendwann wird auch das Suchtgedächtnis weniger im Vordergrund stehen, du kannst dich unbeschwert mit den vielen andren Dingen des Lebens beschäftigen und sagst, jetzt fühl ich mich wirklich trocken.

    Das dauert schon eine Zeit. Minimum 1-2 Jahre.
    Denn das was du erreichen willst, ist ja eine zufriedene Trockenheit.
    Alles andere macht langfristig keinen Sinn.

    Liebe Grüße
    Hans

  • glück auf

    stehn schon viele kluge und richtige gedanken hier (denen ich mich anschliese).

    für mich is: "trockener alkoholiker" n ehrentitel - hab ich mir den verdient? was hab ich dafür getan, mir so n titel zuzulegen? war s genug? hab ich genug gelernt? wie lange hab ich gebrauch um (vor mir selber) so n ehrentitel führen zu dürfen?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Guten Morgen,
    danke für das, was Ihr geschrieben habt!
    Da steckt viel für mich drin.
    Neidgedanken und Verzichtgedanken hab ich schon mal nicht mehr :lol:
    Mit diesen jährlichen Anlässen habe ich auch kein Problem.
    Das, was mich persönlich vor eine Herausforderung stellt: Leute besuchen. Ich meine länger besuchen - über Nacht. Das kann ich nicht, wenn ich nicht weiß, wie es da alkoholtechnisch aussieht.
    In einer früheren abstinenten Phase hab ich durchsowas wieder angefangen zu trinken. Im Gästezimmer, in dem ich schlafen sollte, standen Whiskeyflaschen. Okay, damals wollt ich nur ein paar Wochen aussetzen und nicht dauerhaft ohne Alkohol leben. Trotzdem würde ich mich auf sowas nicht einlassen wollen.
    Ich glaube aber auch, dass ich mich nie auf sowas einlassen will. Auch wenn ich nach ein paar Jahren immer noch trocken bin. Muss ich ja auch nicht.
    Ich hab gemerkt, dass ich jetzt viele Erfahrungen gesammelt habe und dass vieles auch gar nicht so schwer war, wie ich dachte - z.B. eine alkoholfreie Party zu feiern und allen klar zu machen, dass dies ein alkoholfreies Haus ist. Und dass ich so viele anstrengende und nervenaufreibende Dinge hinter mich gebracht habe und erfahren habe, dass dies doch nüchtern 1000mal besser geht als benebelt.
    Aber ich denke, da geht noch einiges an Erfahrungen, die ich sammeln kann. Und ich freue mich auch darauf.
    Viele Grüße
    Calida

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