Fuzzi auf ausgetrampelten Pfaden

  • Hallo alle miteinander,

    ich bin neu hier und ihr könnt mich Fuzzi (gesprochen Futzi) nennen.

    Ich bin Alkoholiker!

    Das zu schreiben oder auszusprechen habe ich erst kürzlich gelernt.
    Und allein dieser Lernprozess hat sich über 6 Monate hingezogen.

    Gemäß meiner heutigen Definition und Sichtweise war ich schon locker vor 12 Jahren ein Alki.
    Bis dahin war ich allenfalls ein kleiner Suffkopp, ein Opfer der Gesellschaft, einer der gern mal über Durst trinkt, etc. pp. zuletzt hatte ich den Begriff Alkoholmissbrauch(er) zugelassen.
    Alles, alle Umschreibungen, aber nur nicht den Begriff: Alkoholiker!

    Ein Bier allein gab es schon lange nicht mehr und danach hieß es frei nach dem Motto:
    Halb besoffen ist rausgeschmissenes Geld.

    Der Grund warum ich mich hier angemeldet habe ist einfach:
    Ich benötige Hilfe!
    Ich befinde mich irgendwo auf der Reise zwischen meinem ersten Bier und dem Endstadium des Alkoholkonsums: den Tod.
    Diese Reise möchte ich gern stoppen.
    Im April diesen Jahres habe ich aufgehört zu trinken und ich war fest davon überzeugt, dass ich dass zunächst für 12 Monate durchhalten kann. Danach wollte ich die Situation neu bewerten. Pustekuchen!

    Ich bin jetzt wieder bei Tag 3.

    Noch habe ich mein Leben gefühlt im Griff, auch wenn es bereits Anzeichen gibt, dass mir das eine oder andere durch den Alkohol aus der Hand gleitet.

    Darüber möchte ich mich gern in diesem Fred austauschen und mein Werdegang dokumentieren.
    Ich freue mich über jeden Kontakt, Tipp, Hinweis und den ein oder anderen erhobenen Zeigefinger.

    An der Stelle auch ein herzlichen Dankeschön an die Forumbetreiber für diese Plattform und Freischaltung. Ich habe schon viel stöbern können.
    Ihr macht hier einen ganz tollen Job.

    Auf später dann
    Fuzzi

  • Guten Morgen Fuzzi,

    einen erhobenen Zeigefinger kannst Du von mir nicht bekommen.
    Das machen andere im Forum bereits recht gut.
    Ich halte es für sehr gut und wichtig,
    dass Du wieder aufgestanden bist.
    Glückwunsch!

    Du stehst jetzt bei Tag 3.
    Aber Du hast schon Erfahrung gesammelt.
    Vielleicht kannst Du die Gründe,
    warum Du beim letzten Mal umgefallen bist, finden.
    Schreib diese Gründe auf!
    Meist sind dies die ersten wertvollen Hinweis,
    die genau zu Dir passen. Und vielleicht weißt Du dann,
    was es bei Deinem neuen Versuch zu beachten gibt.

    Du kannst hier im Forum sehr viele Tipps bekommen.
    Aber die richtig passenden Tipps "kennst" Du schon.
    Ich wünsche Dir einen guten Weg.
    Viel Erfolg.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hallo Fuzzi und herzlich Willkommen.

    Schön, dass du dich hier mit uns austauschen willst. Mir ist der Austausch mit anderen Menschen und das dadurch angeregte und angereicherte Nachdenken über mich selbst sehr wichtig geworden, um auf mich zu achten und dadurch auch meine Trockenheit wichtig zu nehmen.


    Wie ist es zum Rückfall gekommen? Ich schließ mich da Correns' Gedanken an.

    Hattest du im April eine Entwöhnungstherapie oder so etwas gemacht?

    Grüsse
    Thalia

  • Guten Morgen,

    Tag 4. :) .

    Correns, Danke für deinen Zuspruch.
    Das tut gut und bestätigt mich in meinem Vorgehen, mich hier angemeldet zu haben.
    Ich verfolge auch deinen Fred, bin aber noch nicht durch.

    Thalia, dir auch herzlichen Dank für dein Feedback.

    Weiß ich doch nur zu gut, dass 4 Tage noch NICHTS bedeuten. Wie oft war ich da schon?

    Ich möchte gern meine Erkenntnisse und Erfahrungen hier niederschreiben.
    Ich glaube es wird mir helfen.
    Der Versuch meine Gefühle und Gedanken niederzuschreiben fällt mir aktuell sehr schwer. Ich taste mich langsam ran.
    Heute Abend geht es zu einer lokalen SHG.

    Das erste Problem war, dass ich mir nie wirklich eingestanden habe, dass ich ein Alkoholiker bin.
    Das hatte auch einen guten Grund, denn dann hätte ich mir auch eingestehen müssen dem größten Problem in meinem Leben gegenüber zu stehen.

    War Alkohol bisher doch meine Medizin um Stress, Probleme und Alltagssorgen zu betäuben.
    Normal würde ich doch das Problem Alkohol zunächst mit einem gepflegten Besäufnis und einer ordentlichen Portion Selbstmitleid begrüßen müssen!?
    So habe ich es die letzten Jahre doch gelernt und den eigentlichen „normalen“ Umgang mit Sorgen verlernt.
    So nichtig sie im Nachgang auch erscheinen mögen.

    Nun bin ich selbsternannter Alkoholiker! Und schreibe das hier erstmals öffentlich.
    Wenn ich das so lese macht mir das richtig Angst.
    Habe ich doch aktuell allein Probleme meine Rechnungen zeitig zu zahlen, wie soll ich da den Brocken Alkohol bewältigen können? … und nicht zuletzt das Thema Rauchen, was ich bisher noch ausblende, aber auch noch im Hintergrund lauert, jedes Mal wenn ich gesoffen habe wurde es mit einer Schachtel Zigaretten abgerundet.

    Ich habe in den letzten Jahren viele „Rückfälle“ erlebt. Immer wieder war ich davon überzeugt allein in die gute alte Zeit im Umgang mit dem Alkohol zu finden.

    Was ist im März/April in diesem Jahr geschehen und wo fand ich mich im August wieder?

    Kurz umschrieben, wie ich es jetzt sehe:
    Schlechtes Rüstzeug und keinen Guide.
    Ich habe mich alleine auf Badelatschen und einer kleinen Flasche Wasser in den Grand Canyon aufgemacht.
    Tatsächlich habe ich doch noch gute 12 Wochen ausgehalten.

    Dazu möchte ich gern ausholen und über mein Trinkverhalten schreiben.

    Nach meiner Scheidung in 2014 habe ich mein Trinkverhalten geändert, …eigentlich wollte ich mal wieder aufhören..

    Ich bin mir mittlerweile sicher, der Alkohol hat ein ordentliches Pfund zur Scheidung beigetragen.
    Während meiner Ehe war ich regelmäßig mit Alkohol konfrontiert. Sicherlich auch schon vorher, an Wochenenden betrunken zu sein kannte ich schon, aber ich hatte ein neues Level erreicht.
    Ich bin aufs Dorf gezogen, Hausbau, Sportverein, Feiern, meine Familie und Co. überall gehörte Alkohol zum guten Ton, auch innerhalb der Woche. Und ich war schon immer einer der zum harten Kern gehörte und zumeist mit als letzter das Feld geräumt hat. Meine Ex-Frau fand das zunächst nicht weiter schlimm, da sie selbst gern um „die Häuser“ zog.
    Irgendwann habe ich angefangen allein zu trinken und mich immer mehr zurückgezogen… das war verstörend, für mich sowie für meine Ex-Frau. Ich wollte immer reduzieren, vergebens.
    Ich kann mich noch gut an Wochen erinnern, die wie folgt abliefen. Montag voll, Dienstag leiden, Mittwoch voll, Donnerstag leiden, Freitag richtig voll, Samstag und Sonntag leiden.
    Und ihr glaubt gar nicht, was ich für helle Momente hatte, während ich getrunken habe.
    Irgendwann habe ich mal gedacht, das musst du dir das nächste Mal aufschreiben. Am nächsten Tag konnte ich mich nämlich gar nicht mehr daran erinnern, was denn so glorreich gewesen ist.
    Das habe ich dann auch zweimal gemacht.
    Was ein Schrott, wenn man nüchtern auf so einen Zettel schaut.

    Das waren gefühlt meine Hochzeiten… mithin der Scheidung meiner Ehe.

    Ein Tiefpunkt, der mich eigentlich aus dem Suff bringen sollte. Davon war ich überzeugt….

    Fortsetzung folgt.

  • Hallo Fuzzi,

    Zitat

    Schlechtes Rüstzeug und keinen Guide.
    Ich habe mich alleine auf Badelatschen und einer kleinen Flasche Wasser in den Grand Canyon aufgemacht.

    das ist ein passender Vergleich für das was viele falsch machen.

    Kennst du schon die Grundbausteine ?

    Damit haben es schon viele Alkoholiker geschafft, warum nicht auch du ?

    LG Martin

  • …Fortsetzung.

    Tatsächlich habe ich erstmal eine schöne Ausrede gehabt, mich gelegentlich volllaufen zu lassen, um meine Scheidung zur verarbeiten.
    Ich musste ja mein Selbstmitleid feiern und lernen mir selbst zu verzeihen.
    Klappte ja immer ganz gut mit einem ordentlichen Schluck aus der Bierpulle.

    Nüchtern war die Welt zu viel.
    So konnte man sich doch besser mit Alkohol mit den Themen auseinander setzen.
    Betrunken zu sein, um sich die Welt ohne Alkohol besser vorstellen zu können?
    Wie bescheuert das doch ist.
    Ich glaube damals war es tatsächlich mein innigster Wunsch alkoholfrei leben zu können… obwohl ich im tiefsten Inneren wusste gefangen und hilflos zu sein.
    Der größere Treiber war es der Welt und gar meiner Exfrau zu zeigen, dass ich auch anders kann.

    Ich habe es tatsächlich geschafft massiv zu reduzieren und es „der Welt“ zu zeigen.
    Seitdem zeigte im mich in der Öffentlichkeit, wenn ich denn nicht ganz verzichtete, mit 1-3 kleinen Bier.
    Den „Rest“ habe ich mir dann im Nachgang allein geholt und eingetrichtert.

    Seit guten 3 Jahren bin ich in einer neuen Beziehung und habe jetzt auch eine bezaubernde anderthalb Jahre alte kleine Tochter.
    Meine jetzige Lebensgefährtin hat so ziemlich gar keinen Bezug zu Alkohol.

    Als wir noch getrennt voneinander wohnten war es einfacher „heimlich“ zu trinken, da wir uns innerhalb der Woche kaum sahen. Am WOE war ich abstinent.
    Sie erkannte aber schon schnell, dass mit mir etwas nicht stimmt.

    Ich bin zum Heimlich&Alleine Trinker geworden. Was ich damals noch am WOE gemacht habe musste ich innerhalb der Woche nachholen. Was darin ausartete, dass ich am besten erst von Arbeit nach Hause gekommen bin, wenn es schon spät war und alle im Bett liegen.
    Und der ein oder andere Streit rund um das Biertrinken gab auch hin und wieder den Anlass sich am WOE zu verkrümeln, …um Trinken zu gehen.
    Abgesehen, dass ich es geschafft habe immer mal wieder Pausen einzulegen, war ich doch schon wieder da, wo ich schon Mal gewesen bin.

    Meine Lebensgefährtin ist sehr tough, so hat sie sich schon viel früher Hilfe bei der Suchthilfe geholt, als ich überhaupt bereit war nur ansatzweise intensiv darüber nachzudenken.
    Ihre Konfrontation mit all diesen Themen hat mich teilweise zur Weißglut gebracht, was wiederum das ein oder andere Besäufnis zur Folge hatte.
    Ein wesentlicher Wendepunkt war der Zeitpunkt an dem meine Schwester mir ernst und mit enttäuschter Stimme sagte:
    Fuzzi, du bist ein Alki!

    Alle hatten recht, nur ich nicht!

    Im März diesen Jahres war ich bei der Suchtberatung und diversen Ärzten.
    Auch habe ich schon eine SHG besucht die mir aber nicht zusagte.

    Laut meiner Hausärztin bin ich noch fit genug, um es ohne eine stationäre oder ambulante Therapie zu wuppen. Ich bräuchte psychologische Unterstützung.

    Im Selbststudium bin ich dann los. Filme und Bücher gefressen.
    Ganz speziell die Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn und den Körper.
    Doch nichts über mich gelernt.

    Ich stand innerhalb der 12 Wochen Abstinenz einmal vor dem Kühlschrank in der Tanke.
    Es war ca. in der 10ten Woche.
    Es war ein langer nerviger Arbeitstag und musste noch das Auto tanken.
    Ich habe nicht gezielt den Kühlschrank angesteuert.
    Ich weiß nur noch wie ich verwundert vor dem Kühlschrank stand und reihenweise halbe Liter Dosen Bier vor mir stehen sah.
    Ich war zum Teil geschockt und amüsiert. Hatte kurz überlegt und bin dann direkt zur Kasse.

    Diesen Moment hätte ich wohl ernst nehmen müssen.
    Ich hatte angefangen mein Vorhaben zu vergessen.

    2 Wochen später reichte ein heftiger Streit um zuzugreifen.

    --------------------------------------------------------------------

    Martin
    Die Grundbausteine nehme ich mir als nächstes vor.

  • Guten Abend Fuzzi,


    Herzlich willkommen hier im Forum.
    Ich wünsche dir einen hilfreichen Austausch.
    Ich glaube, es gibt bei uns Alki's immer die zwei Baustellen:

    Trocken bleiben
    Herausfinden, warum man gesoffen hat.

    Beides nicht einfach. Erfordert Zeit und Energie und ist im Alleingang unmöglich zu bewältigen.

    Viel Kraft und Mut wünsche ich dir.

    Hans

  • Hallo allerseits,

    Hans danke für deine Wünsvhe, das kann ich gut gebrauchen.

    Dieses Forum hilft mir schon sehr deutlich meine Gedanken zu ordnen.
    Der Fred von Correns allein spiegelt sehr viel von mir wieder.

    Das gibt mir Mut.

    Entgegen der bisherigen Versuche das Trinken sein zu lassen verspüre ich aktuell eine Art von Demut oder Niedergeschlagenheit, ich bin nahezu schon melancholisch. Ist doch ein ganz schöner Brocken.

    Sonst war ich immer mit einer gehörigen Portion an Motivation gestartet.

    Vielleicht ist das dieses Mal ja ein gutes Zeichen.

    Ich verspürte in den letzten Tagen auch kein Verlangen zu Trinken.
    Gestern Nachmittag auf Arbeit kaum es wirklich nur kurzzeitig wie ein Welle über mich.
    Das könnte ich erstaunlich gut mit einem "Hallo? Nacher ist SHG Treffen, Tzetze." Wie mit einer Wand abblocken.

    Freitag, nervige Arbeitswoche, eigentlich schon zu viel Kaffee getrunken, wenig gegessen, kurz vor Feierabend.
    Beste Voraussetzungen für mein Suchtgedächtnis. Vorletzte Woche ist die Situation mehrfach ausgeartet.
    Meinen Suchtgedächtnis scheint es vollkommen egal zu sein, wie schwach ich mich körperlich auch fühle. Hauptsache Rausch. Einsicht werde ich da wohl nicht erwarten können.

    Der Besuch bei der hiesigen SHG hat mir gefallen. Da werde ich nächste Woche wiederhin. Endlich mal eine vernünftiges Feedback und kein religiöses Protokoll (so etwas liegt mir nicht)

    Hans
    Ich glaube ich werde nie rausfinden warum ich getrunken habe. Wenn ich gnädig mit mir bin, werde ich vielleicht die Antwort haben.
    "Weil ich behämmert bin und verlernt habe mich anderweitig zu entspannen."

    Vielmehr werde ich für mich wohl Antworten verinnerlichen müssen, warum ich nicht trinken möchte.
    Das vergaß ich nämlich immer wieder.
    Mein Notfallkoffer, so scheint es mir, muss in mein morgendliches Programm integriert werden.

    Aktuell drehen sich alle meine Gedanken rund um Alkohol.. Ich merke gerade wie ich die Gedanken liebend gerne reduzieren möchte.

    In dem Sinne auf später
    Fuzzi

  • Zitat von FuzziJones

    Ich kann mich noch gut an Wochen erinnern, die wie folgt abliefen. Montag voll, Dienstag leiden, Mittwoch voll, Donnerstag leiden, Freitag richtig voll, Samstag und Sonntag leiden.
    Und ihr glaubt gar nicht, was ich für helle Momente hatte, während ich getrunken habe.
    Irgendwann habe ich mal gedacht, das musst du dir das nächste Mal aufschreiben. Am nächsten Tag konnte ich mich nämlich gar nicht mehr daran erinnern, was denn so glorreich gewesen ist.
    Das habe ich dann auch zweimal gemacht.
    Was ein Schrott, wenn man nüchtern auf so einen Zettel schaut.

    Hallo und viel Erfolg,

    Was stand denn auf den Zetteln?

  • Guten Abend Forum,

    mich lässt der Gedanke und die Anmerkung von Hans momentan nicht los, warum ich gesoffen habe.

    Ich habe jetzt sehr viel dazu geschrieben und mich dennoch dazu entschieden, das nicht in Gänze hier im offenen Bereich zu posten.

    Ist schon verblüffend, was es in mir bewirkt, wenn ich das Ganze tatsächlich mal aufschreibe und nicht als flüchtige Gedanken durch meinen Kopf huschen lasse.

    Von Relevanz sind wahrscheinlich die Gründe, warum und wann ich das Trinken für mich als problematisch empfunden habe und lange Zeit glaubte es wieder in den Griff zu bekommen.
    Ich konnte diesen Teufelskreis nicht leider nie oder wenn nur kurzfristig durchbrechen.
    Damit kann ich auch gleich die Frage von Hull beantworten, was auf diesen Zetteln stand.

    Zuletzt hatte ich das Gefühl von der Vielzahl der offenen Punkte, die es zu erledigen gilt, überfordert zu sein und mich der Alkohol puscht oder gar hilft klare Gedanken zu fokussieren, mich zu konzentrieren oder einfach nur zu betäuben.
    Alkohol war meine Medizin.
    Meine Belastbarkeit und Frustrationstoleranz war bzw. ist am Boden.

    Wenn ich z.B. an einem Samstag etwas am Haus erledigen wollte, reichte schon die Vorplanung und Vorbereitung aus, um sich das erste Bier aufzumachen. Zunächst hat es mir kurzfristig geholfen in den Tritt zu kommen, aber damit war der weitere Tagesablauf meist schon vorprogrammiert. War es dann doch einfacher über die Arbeit nachzudenken oder zu quatschen, wenn Besuch (zum Trinken) kam.
    Das was man nicht geschafft wurde auf Morgen verschoben. Nur dumm, dass man am nächsten Tag selbst nicht mehr viel geschafft hat, weil man flach lag.

    Gleiches habe ich auf den Beruf übertragen. Nur das ich nicht während der Arbeit oder davor trank.
    Nach der Arbeit habe ich mit dem Bier nicht "abgeschaltet", ganz im Gegenteil.
    Frust, geringe Belastbarkeit bereits im Gepäck und eine gehörige Portion Unzufriedenheit war stets mein Begleiter.
    Mit Bier habe ich den Tag oder Arbeitssituationen aufgearbeitet. Mit 2 Halben ging es ganz gut. Ich konnte mir wichtige Dinge für den Folgetag "notieren".
    Ab dem 5-8 Halben, zur Not auch mehr, je nachdem wie ich den Tag über gegessen habe, wurde es absurd mit meinen Gedankengängen.
    Ich habe mir neue Vorgehen für den Job notiert, um letztendlich Frust abzuladen.
    Was ich mir da notiert habe konnte ich am nächsten Tag entweder gar nicht mehr entziffern, es waren Aggressionen, wo ich eine Mücke zum Elefanten gemacht hatte, oder es war ein Wirrwarr den ich nicht mehr nachvollziehen konnte.
    Zum Glück habe ich das ein oder andere Email dazu nie abgeschickt, das wäre nach hinten losgegangen.

    Die Probleme mit dem Job konnte ich durch einen Wechsel regeln, nur nicht mein Trinkverhalten.
    Dann mussten halt neue Probleme herhalten.
    Dank Alk bleiben die ja nicht lange fern.

    Was ich damals an Problemen noch mit einem "Und schlimm? Andere haben ein Holzbein!" abgetan habe ist heute für mich eine große Hürde.
    Danke Alkohol!

    Der Tag war heute durch einen netten Besuch sehr entspannend und ich hatte kein Verlangen Alkohol zu trinken.

  • Narbend,

    hat jemand eigentlich schon gute Erfahrungen mit Yoga machen können?

    Darüber denke ich schon länger nach.
    Bin es aber nie angegangen, mir kam immer der Stoff dazwischen.
    Der hat mir immer gesagt, dass ich das ja erst lernen müsste und mein Körper wäre dazu eh nicht in der Lage.

    Darüber hinaus mache ich mir Gedanken über mein Zigaretten und Kaffee Konsum. Immer wenn ich eine "Trinkpause" gemacht habe ist der gestiegen.
    So auch jetzt wieder.

    Bin mir nicht so sicher, ob ich es aktuell auch schaffe die Zigaretten wegzulassen, auch wenn es wahrscheinlich sinnvoll wäre.
    Bin da für Tipps dankbar.

  • Hallo Fuzzi,

    mir hilft es meist, wenn ich die Anzahl meiner "Baustellen" gering halte.
    Immer wenn es mir gelingt, mich auf eine Sache zu fokussieren,
    steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Sache auch gelingt.
    Vielleicht können die Themen Kaffee und Rauchen ja noch etwas warten.
    Yoga ist einen Versuch wert. Idealerweise in einer Yogagruppe.
    Das Lernen aus einem Buch und das Alleinüben
    kann ich nicht so recht als Einstieg empfehlen.
    Mir hat in der Anfangszeit vor allem die Bewegung
    an der frischen Luft geholfen.

    Viele Grüße
    Correns

  • Hi,

    da bin ich wieder.
    Wenn auch ein wenig müde, aber trotzdem gefühlt frisch und munter.
    Wenn ich genauso aus der Arbeitswoche wieder raus komme bin ich schon glücklich.

    Correns, Danke für dein Feedback.

    Ich denke es macht auch für mich Sinn die Anzahl Baustellen gering zu halten.
    Kaffee werde ich mal nebenbei im Auge behalten, ohne große und aktive Aufwände.
    Ich habe auch die Hoffnung, das sich das Rauchen ein wenig relativiert, wenn ich mich sportlich mehr bewegen werde.

    Hört sich doch mal nach einem Plan an, der einem das Leben gerade ein wenig leichter macht.

    Ich werde mich jetzt mal an eine kleines Bewegung/Sport Programm ran machen und mal schauen, wo ich eine gute Yoga Truppe finde.... grmpf.. es gibt ja unterschiedliche Formen von Yoga.

    auf später & bleibt schön brav

  • Hallo Forum,

    meine Arbeitswoche ist rum und ich kann euch mitteilen, dass ich weiterhin standhaft bin.

    Ich fühle mich jedoch matt und müde, wie schon lange nicht mehr.
    Das Ganze wird mit einer kleinen Portion Wehmut begleitet, was ich mir doch die Jahre über angetan habe.

    Mit einem klaren Kopf in den Tag zu starten .. daran kann ich mich gewöhnen. Das stimmt mich positiv.
    Euphorie? ... die verspüre ich noch nicht wirklich.

    Meine "Achtsamkeitsflamme" zum Thema Alkohol brennt am Limit.
    Auch konnte ich das eine oder andere recht heftige Verlangen recht gut abwenden.

    Dadurch fühle ich mich darin auch bestätigt, dass es einen guten Grund hat, warum ich mich hier angemeldet habe. Ich habe mal so richtig ein Problem mit dem Teufelszeug.
    Das Forum hilft mir enorm... Allein mein aktuell noch spärlich gefüllter Notfallkoffer hat seinen Job getan.
    1,5 Liter Wasser bleiben da auf jeden Fall vorerst drin.
    Genauso wie die reale SHG, die ich heute wieder besuchen werde.
    Danke dafür an das Forum.

    Ich habe mal überschlagen, wenn ich pro Beitrag hier im Forum 50 Wörter annehme, stehen mir über 600 Bücher in Romanlänge von 70.000 Wörter voller hilfreicher Erfahrungen rund um das Thema Alkohol zur Verfügung.
    Das ist schon ein Hammer.
    Ich habe allein in den letzten 2 Wochen sehr sehr viel lernen dürfen.
    Auch über mich.

    Correns sein Fred ist mir in den letzten Tagen eine gewaltige Stütze.
    Ich bin noch nicht so weit im Strang fortgeschritten und hinke noch ein paar Jahre hinterher. Bin erst ca. auf Seite 50, der Kampf mit seinem Gewicht. Diese Problem hätte ich jetzt gern :wink: aber ich ertappe mich auch dabei, dass ich gern soweit wäre.
    Das ist gefährlich.
    Die Erkenntnisse in Zeitraffer zu verinnerlichen wird nicht klappen.
    Mir ist klar, dass ich diese Reise auch erst hinter mich bringen muss.

    Achtsamkeit!
    Meine "Achtsamkeitsflamme" brennt aktuell am Limit. Das empfinde ich zum Teil als störend, weil es meinen ganzen Tagesablauf bestimmt.
    Vielleicht ist das auch nur der "Einflüsterer"?
    Der wollte mir nämlich schon mal erzählen, dass ich mit Alk nicht soviel Aufwände hätte.

    Ich weiß, dass diese Flamme nie ausgehen darf. Würde mich aber freuen, wenn ich es schaffe, die auf eine Minimum zu reduzieren.

    a presto
    Fuzzi

  • Hallo Fuzzi,

    Zitat

    Ich weiß, dass diese Flamme nie ausgehen darf. Würde mich aber freuen, wenn ich es schaffe, die auf eine Minimum zu reduzieren.

    meine "Flamme" brennt nicht immer auf Minimum, das ist unterschiedlich.

    Meist ist sie zwar sehr klein, wenn es aber sein muss kann ich sie auch zu einem Flammenwerfer werden lassen.

    Je nach Bedarf :!:

    LG Martin

  • Guten Abend Forum,

    Katrienchen, danke für deinen Zuspruch und Daumendrücken.
    Habe bei Dir auch schon lesen dürfen.
    Ich wünsche Dir alles Gute und viel Stabilität für deinen neuen Lebensabschnitt.
    Stimmt mich wahnsinnig nachdenklich, wie der Alkohol sich auf eine Beziehung auswirken kann und die Sichtweise auf die betroffene Person verändert.
    Sind das Sichtweisen, die ein nasser Alki überhaupt nachvollziehen kann?
    --> Memo an Fuzzi: Denk darüber mal nach!

    Martin
    Puhh, ich hätte gedacht, das nach so langer Zeit der Abstinenz schweres Gerät nicht nötig sein wird.
    Ich verstehe das so, die Alkoholsucht ist wie Fahrradfahren, man kann es sich abgewöhnen, aber verlernen wird man es nie.
    Ich stelle gerade fest, dass mir die ganze Nummer rund um das Suchtgedächtnis überhaupt nicht gefällt. :evil:

    Ich fühle mich immer noch schlapp und exterm müde. Ich bin antriebslos. Das macht mich auch innerlich ein wenig ruhiger. Meine Tage sind auch gefühlt länger. Das empfinde ich als positiv.
    Störend sind jedoch die alltäglichen Dinge und Planungen, die es zu erledigen gilt, ich aber aktuell mangels Motivation nicht angehe.
    Da muss morgen etwas passieren.

    Verlangen habe ich die letzten 3 Tage nicht verspürt. Auch wenn mir heute im Café (Geburtstag in der Familie des älteren Semesters) ein Erdbeersekt vor die Nase gestellt wurde, ließ mich das recht unberührt und konnte ohne weiteres dankend ablehnen.
    Der Alkohol lauert in unserer Gesellschaft an jeder Ecke.
    In meinen Hochzeiten hätte ich das eh nur getrunken, wenn nichts anderes mehr da gewesen wäre.
    Ich horche aber in mich rein, ob mich das tatsächlich auch nachhaltig kalt lässt.

    Auf später
    Fuzzi (ist müde)

  • Hallo Fuzzi,

    erstmal Dankeschön für deine lieben Wünsche :)

    Zitat von FuzziJones


    Stimmt mich wahnsinnig nachdenklich, wie der Alkohol sich auf eine Beziehung auswirken kann und die Sichtweise auf die betroffene Person verändert.

    ja, das ist wahr, leider :(

    Es hat sich nichts daran geändert, dass er die Liebe meines Lebens war bzw ist, und ich hätte alles dafür gegeben ihm zu helfen, um den Menschen/Freund/Geliebten zurück zu bekommen, der er ohne den schei.. Alk war/ist.
    Dennoch musste ich begreifen, dass es für uns beide die einzige Möglichkeit ist, den Kontakt komplett zu kappen.
    Denn ich war auch am Limit. Mein eigenes Leben, und das meiner Familie war mir total egal. Ich war mit jedem Gedanken und in jedem Moment nur noch bei ihm. Mein eigenes Leben bedeutete mir gar nichts mehr...ich war nicht mehr ich...und ganz ehrlich? da will ich NIE wieder hin.

    Ich bin zwar noch nicht wieder glücklich, aber eben auch nicht mehr todunglücklich. Momentan bin ich ganz zufrieden so wie es ist.

    Die letzten Wochen und Monate waren ein Wechselbad der Gefühle.
    Trauer, Verzweiflung, und vor allem Wut wechselten sich ab. Wut zuallererst auch mich, dann auf ihn und zuletzt nur noch auf den Alkohol, Wut, die ich gebraucht habe, um damit umzugehen.

    Was mir aber sehr geholfen hat, sind liebe Menschen in meinem aktuellen Arbeitsumfeld, die mich verstehen, und mich bisher immer wieder aus meinem Loch geholt haben. Gerade erwische ich mich dabei, dass ich doch noch ein paar Tränen vergiesse, aber unterm Strich gehts mir derzeit ganz gut.
    Ich liebe meinen körperlich anstrengenden Job, und vor allem die Kollegen, die lassen mir kaum Zeit zum Grübeln, und das ist auch gut so :)

    (Auch wenn ich insgeheim hoffe, dass wir uns noch einmal begegnen in diesem oder einem anderen Leben, dafür war unsere Beziehung einfach zu einzigartig und wunderbar :/ )

    Ganz liebe Grüße... dat Katriensche ;)

    Es ist nicht wichtig, wie schön die Worte klingen, sondern wie ehrllich sie sind...

  • Hallo Forum,

    da bin ich wieder.

    Bin jetzt schon ein paar ohne Alkohol unterwegs und ich merke so langsam wie gut es tut.
    Ich bin um einiges ruhiger und gelassener unterwegs, auch wenn ich noch einen ganzen Hintern voll an Baustellen offen habe.

    Habe fleißig im Forum gelesen und viel verarbeiten müssen.
    Es stimmte mich sehr nachdenklich, die zweite Seite der dunklen Macht zu lesen, ...aus Sicht der Co Abhängigkeit.
    Ich habe hier im Forum schon sehr viel lernen dürfen, letztendlich auch über mich selbst.
    Schon komisch.. die Situation der anderen zeigen mir meine Schwachstellen.

    An der Stelle ein Danke an alle, die ihre Situationen hier im Forum darstellen und teilen.
    Es tut gut zu wissen, dass man nicht allein ist.

    Ein Thema will ich kurz anschneiden...

    Mich berühren die Freds, wenn es um die massiven Streitigkeiten innerhalb der Beziehung geht.
    Ich kenne es selbst zu gut und auch die Tatsache, dass der nächste Streit auch gern den nächsten Grund zum Trinken darstellt.
    An der Stelle finde ich es auch schade, dass FrankyFresh a.k.a Frank P. nicht mehr schreibt... ich kann mich da wieder finden nd würde gern mehr erfahren.

    Probleme und die ein oder ander Überforderung habe ich gern im Alkohol ertränkt.
    Wie wir wissen werden die Probleme von einem Alki nicht wirklich angegangen. Ich ja auch nicht.

    Aus Erfahrung kann ich auch sagen, dass die Probleme nicht wirklich größer werden.
    Sie werden irgendwann nur noch verschleppt und erscheinen größer als sie sind.
    Das relativiert sich aber wieder, wenn man aufhört zu saufen.
    Meist hat man dann aber schon viele neue Baustellen angehäuft die man derweil igoniert hat.

    Das Verrückte ist, sobald der Alkohol als Beziehungsproblem im Vordergrund steht
    und der Alki z.B. nicht adressierte Beziehungsprobleme mit sich mitschleppt wird es kritisch.
    Man streitet aneinander vorbei.
    "Hausdrache" gegen "Taugenichts Alki".

    Was ich sagen möchte ist, selbst wenn die Einsicht vorhanden ist und der Alki abstinent lebt, ruhiger, ohne Aggression und Jähzorn,
    lösen sich damit nicht alle Probleme in Wohlgefallen aus.

    In machen Freds scheint dieser Wunschgedanke im Vordergrund zu stehen und ich erlebe es gerade selber.

    Zumeist müssen auch erst das eine oder andere böse Wort oder die evtl. gegenseitig gemachten üblen Vorwürfe verdaut werden.
    Das kann ein sehr langer Weg sein.

    Trockengelegt und Trennung
    oder
    Trockengelegt und unglücklich lädiert

    sind durchaus valide Alternativen.


    auf später

  • Guten Morgen Fuzzi,

    ich habe mir Deinen Thread durchgelesen, Du hast zwar ein paar nüchterne Tage mehr auf dem Buckel, aber wir befinden uns ja so ungefähr zeitgleich auf einer Schiene :) Auch wenn Du schon einmal Erfahrung gemacht hast, indem Du längere Zeit nichts getrunken hast.

    Du hast das Thema "Beziehung" aufgegriffen. Ich bin da ganz Deiner Meinung. Der Alkohol beeinträchtigt eine Beziehung schon enorm, oft scheitern Beziehungen daran. Ich kann da auch ein Lied von singen... Áls vor einigen Jahren meine Ehe in die Brüche ging, war ich zwar diejenige, die nicht mehr wollte und es gab auch wirklich Gründe, die mit dem Alkohol nichts zu tun hatten. Dennoch glaube ich, dass auch ICH mich anders verhalten hätte und vielleicht anders mit den Sorgen umgegangen wäre, wenn ich nicht damals in dem Stadium gewesen wäre, wo ich "dank Alkohol" regelmäßig auf Partys die Sau rausgelassen habe und mich nicht wirklich um meine Sorgen zu Hause gekümmert habe. Stattdessen hab ich mich lieber von den Alltagssorgen abgelenkt und damit nur noch mehr Probleme durch mein Verhalten geschaffen.

    In meiner letzten Beziehung war/ist es da schon anders gelagert. Da bin ich der Meinung, dass nicht Alkohol getrunken wird/wurde, um Probleme zu vergessen, sondern anders herum. Hier sind die Probleme eigentlich nur da, WEIL eben Alkohol eine Rolle spielte. Und das ist eigentlich trauriger, als alles andere. Wenn man im Nachhinein auf eine Ehe/Beziehung sieht, wo es Probleme gab, weil man einfach nicht miteinander klar kam und dann Alkohol getrunken wurde. Dann ist es schon schlimm genug...

    Wenn man aber im Nachhinein auf eine Beziehung blickt, wo alles so perfekt zusammen gepasst hätte und man sich das aber selbst kaputt gemacht hat, WEIL der Alkohol da schon so eine große Rolle eingenommen hat, dann ist das sehr bitter....

    Selbst wenn man es dann schafft, auf den Alkohol zu verzichten und ein Leben komplett ohne Alkohol anstrebt, ist das Gesagte gesagt und das Getane getan. Leider!

    Dennoch glaube ich, dass man das in den Griff bekommen kann, aber das braucht wohl Zeit....

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!