Gefühlschaos nach der Trennung

  • Hallo Nocturna,

    erstmal herzlich willkommen!

    Ich habe es zwar nicht auf diese Art hinter mir, aber ich kann deine Gefühle trotzdem nachvollziehen. Denn die hatte ich auch so in der Art. Diese Erleichterung, endlich meine Ruhe zu haben, nicht mehr diese Angst vor dem Nachhausekommen, Schuldgefühle...

    Er lässt dir nun mitteilen, dass er sich platt macht... Fies! Aber viele Alkoholiker sagen und machen Dinge, die im Partner oder auch Expartner Schuldgefühle hervorrufen (sollen).

    Da hilft es, den Kontakt rigoros zu kappen. Ihr seid getrennt, wozu muss man sich da noch gegenseitig solche Dinge mitteilen? Oder sich mitteilen lassen. Und totsaufen - das tut er sowieso, wenn er nicht aufhört. Alkoholismus ist Selbstmord auf Raten! Wenn er nicht gestoppt wird.

    Natürlich sind einem die Menschen, die so trinken, auch nicht immer egal. Ich erlebe es gerade bei meinem Exmann. Mein Sohn hat über Weihnachten und Neujahr da gewohnt und am letzten Tag ist er regelrecht zu uns geflüchtet, weil er es nicht mehr bei seinem Vater ausgehalten hat. Der scheint inzwischen wirklich auf dem letzten Level zu sein :( . Das ist mir nicht egal, auf eine Art, denn ich kenne ihn ja sehr lange. Andererseits ist es aber sein Entschluss. Er hat sich bewusst für dieses Leben entschieden, denn zwischendurch war er auch mal 4 Jahre nüchtern. Er weiß ja, wie das geht. Er hat aber so entschieden und das muss jeder akzeptieren.

    Konzentriere dich also einfach auf dich und dein neues Leben. Denn du bist wichtig! Es geht um dich, nicht um ihn.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Nocturna!
    Herzlich Willkommen hier bist du richtig! 8)
    Jetzt bin ich schon über ein Jahr von meinem Mann getrennt, und immer noch heilfroh darüber! Das Gute überwiegt, weil ich doch (habe auch erwachsene Kinder ) immer wieder Kontakt habe, und dann den Unterschied sehe. So will ich nie wieder leben.
    Wenn meine Tochter etwas erzählt bin ich freilich traurig, aber es vergeht sehr schnell. Das habe ich mir angelernt, und das "gute" neue Leben hilft mir da durch.
    Nach Hause zu kommen, jederzeit, ohne denken zu müssen: Wie ist er denn heute drauf??? - das ist ein wunderbares Lebensgefühl und es macht mich jeden Tag wieder neu glücklich!
    Einen schönen Tag und ein entspanntes Wochenende wünscht dir Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Zitat von Nocturna

    Hallo Gotti :)

    Du sprichst mir aus der Seele...nach der Trennung wird einem erst so richtig bewusst wie sehr man während der Beziehung unter Druck stand.
    Es tut gut sich nicht mehr ständig Gedanken machen zu müssen...wenn ich bedenke dass dies ja eigentlich immer der Fall war. Ein Restaurantbesuch...schon war die Angst da dass er sich betrinkt und daneben benimmt. Also hatte ich schnell keinen Spass mehr an Restaurantbesuchen Hatte er frei und ich hab gearbeitet dann wusste ich bereits im Voraus was mich nach der Arbeit zu Hause erwartet. Hatte er im Alltag mal Verspätung kam in mir sofort die Angst hoch dass er mal wieder in der Kneipe hängengeblieben ist und betrunken nach Hause kommt. War Zahltag, also wenn er Lohn bekommen hat, das gleiche Szenario.
    Wenn ich an all das zurückdenke bin ich froh dass ich es geschafft habe endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

    Liebe Grüsse,
    Nocturna

    Hallo Nocturna,

    ich bin auch noch relativ neu hier und habe in deinen Nachrichten sofort meine Beziehung und meine Ängste wieder erkannt. Ich finde es bewundernswert und wahnsinnig stark, dass du gegangen und standhaft geblieben bist. Ich hadere immer noch damit zu gehen, obwohl sich nichts ändert. Mein Freund und ich sind seit über einem Jahr zusammen und ich habe gleich am Anfang gesehen, dass er extrem viel trinkt. Er verleugnet es auch nicht ein Alkoholproblem zu haben, hat oft darüber geredet, dass er aufhören will, tut aber nichts.

    Ich habe panische Angst, wenn ich ihn telefonisch nicht erreiche, wenn er sich verspätet oder wenn er alleine oder mit Freunden unterwegs ist. Er ist schon öfter nächtelang nicht nach Hause gekommen und ich hatte keine Ahnung, was los war und war krank vor Sorge. Konnte ihn nicht erreichen bis zum nächsten Tag.

    Jetzt kann ich nicht mehr entspannt mit ihm ausgehen, weil ich immer darauf warte, dass er zu viel trinkt und dann verbal fies zu mir wird und mir alles mögliche an den Kopf wirft und sich am nächsten Tag an nichts erinnert.

    Ich hoffe, ich finde eines Tages auch die Kraft zu gehen und nicht mehr zurückzukommen, wie du es getan hast.

    Liebe Grüße
    Julia

  • Ich habe Jahrelang an meiner Beziehung festgehalten. Erst als ich wirklich total am Boden war und wir beide professionelle Hilfe hatten konnten wir auseinander gehen. Ich bin heute dankbar für jede positive und jede negative Erfahrung. Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute. Julia, wenn meiner sich Nächtelang nicht meldet, würde ich durchdrehen. Das ist ja wirklich psychoterror. Aber meine Mutter hat schon als Kind immer zu mir gesagt ich müsste stark sein und alles mögliche aushalten. Und immer ihrem Kummer zuhören. Viel zu lange habe ich daran geglaubt. Aber sage ich mir: NEIN. Man muss nicht immer stark sein und alles aushalten. Heute kann ich einen Mann einfach vor die Türe setzen, wenn er emotionale Ausfälle hat. Weil ich weiß, dass es das beste für ihn und für mich ist. Heute kann ich einfach gehen und für mich selbst sorgen und mir Menschen suchen, die mich besser behandeln, wenn ein Mensch mich schlecht behandelt. Und es fühlt sich richtig gut an.

  • Zitat von CoA12307

    Ich habe Jahrelang an meiner Beziehung festgehalten. Erst als ich wirklich total am Boden war und wir beide professionelle Hilfe hatten konnten wir auseinander gehen. Ich bin heute dankbar für jede positive und jede negative Erfahrung. Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute. Julia, wenn meiner sich Nächtelang nicht meldet, würde ich durchdrehen. Das ist ja wirklich psychoterror. Aber meine Mutter hat schon als Kind immer zu mir gesagt ich müsste stark sein und alles mögliche aushalten. Und immer ihrem Kummer zuhören. Viel zu lange habe ich daran geglaubt. Aber sage ich mir: NEIN. Man muss nicht immer stark sein und alles aushalten. Heute kann ich einen Mann einfach vor die Türe setzen, wenn er emotionale Ausfälle hat. Weil ich weiß, dass es das beste für ihn und für mich ist. Heute kann ich einfach gehen und für mich selbst sorgen und mir Menschen suchen, die mich besser behandeln, wenn ein Mensch mich schlecht behandelt. Und es fühlt sich richtig gut an.

    Es ist am Wochenende wieder passiert, dass er zwei Nächte lang nicht nach Hause gekommen ist. Einmal hat er eine Nachricht geschrieben, wo er ist und dass ich mir keine Sorgen machen soll. Das ist schon fast anmaßend von ihm, weil ich ihm so oft versucht habe klar zumachen, was diese Nächte für mich bedeuten aber es fruchtet nicht. Was ich jetzt begriffen habe ist, dass es null Sinn macht, wenn ich etwas sage. Er tut, wonach ihm ist, egal, wie es mir dabei geht. Das zu verstehen, nimmt etwas Druck und Kontrolle weg, ist aber auch sehr bitter und traurig. Weil ich damit auch sehe, dass es keine Zukunft gibt. Er will sich nicht ändern, sieht im Alkoholkonsum nichts Negatives. Ich spüre auch, wie sich eine Distanz in mir ihm gegenüber bildet aber es reict noch nicht ganz um zu gehen. Danke für deine Worte CoA. Es tut so gut, sich hier austauschen zu können und zu sehen, dass man nicht alleine ist.

    Etwas verspätete Ostergrüße! :)
    Julia

  • Hallo Julia,
    Dir ebenfalls verspätete Ostergrüße. Ich stelle mir gerade die Frage, was er sich da eigentlich holt, wenn er auf Tour ist? Meine Katze kam meistens mit ein paar Schrammen, hungrig und manchmal etwas zerzaust von ihren nächtelangen touren heim, aber sie kam wieder.
    Muss er Stress abbauen weil er einen anstrengenden Job hat? Sucht er Abenteuer weil ihm das Leben zu Hause zu langweilig ist? Oder einfach Freiraum und Luft zum Atmen?

    Was bedeutest du für ihn? Bist du seine Krankenschwester? Sein Spielzeug? Oder ein Statussymbol?

    Aber die SMS zeigt, dass er sich bemüht: Er hat gesagt wo er ist und dass du dir keine Sorgen machen sollst. Das zeigt schon, dass du ihm wichtig bist und er dir nicht wehtun möchte. Aber die sms kann deine offenen Wunden nicht schließen. Weil du Vertrauen brauchst und ihn kontrollieren möchtest. Du hast Angst vor Verletzungen. Deswegen kannst du dich nicht entspannen. Klingt mir wie ein Teufelskreis.

    Es macht mich wirklich wütend, der Gedanke, alleine zuhause zu sitzen und mit einer SMS abgefertigt zu werden und sich die ganze zeit vorstellen zu müssen, was er gerade macht. Da verkrampft sich mir der Magen. Wäre ich an deiner Stelle, so würde ich mir denken: Auf die Frauen, bei denen er vielleicht gerade ist, brauche ich nicht neidisch zu sein. Weil mit denen wird er genau das gleiche Spiel spielen und auch die werden sich fragen ,was er gerade macht, wenn er bei mir ist.
    Aber will ich so jemanden wieder an mich ran lassen wenn er wieder kommt? Wenn der gerade weg war und sich mit wer weiß wem und wer weiß wie amüsiert hat? Wenn kein Vertrauen da ist? Nein, so jemanden würde ich nicht wollen. Ich könnte meine Wut sicher nicht kontrollieren.

    Vergiss den Kerl. Zieh aus. Lass dir den blödsinn nicht mehr gefallen.

    Aber moment. Vergessen wir eine Sache nicht: Verständnis für den Alkoholiker.

    In einer gesunden Beziehung braucht jeder Partner seinen Frei Raum. Jemanden irgentwo festhalten zu wollen, ist eine einschränkung in die persönliche Freiheit des anderen. Vielleicht muss er einfach Stress abbauen weil er sonst Platzt.

    Aber das Problem ist doch, dass du dich nicht entspannen kannst, weil du ständig angst haben musst vor der nächsten Verletzung? Weil er einfach nicht Vertrauenswürdig ist und dein Vertrauen nicht verdient hat?

    Stell dir mal vor, du würdest alleine Wohnen. Und er hätte eine Frau, die jammernd zuhause sitzt, und sich fragt, wo er ist. Und er Käme dich jedes oder jedes zweite wochenende besuchen um fröhlich zu sein und spaß zu haben. Und du würdest dir von ihm nichts gefallen lassen und wärst eigenständig und unabhängig. So könntest du vielleicht den Spieß einfach umdrehen?

    Ich könnte so liebevolle Männer haben. Stattdessen jammere ich lieber darüber, dass der alkoholiker nicht so ist, wie ich ihn gerne hätte. Seltsam, nichtwahr? Aber gut dass ich alleine wohne und mich auf mein leben fokussieren kann.

  • Hallo CoA,

    danke für deine Nachricht. Genau die Fragen stelle ich mir auch: was holt er sich bei seinen Sauftouren und was bin ich für ihn. Er hat eine halbe Million Euro Schulden und versucht seine Verzweiflung auf diese Weise zu lindern und sich Freiraum zu verschaffen. Er war derjenige der mich gefragt hat, ob ich bei ihm einziehen will, er muss also vorher gewusst haben, dass es eng wird weil seine Wohnung super klein ist.

    Auf meine Frage hin ob er fremdgeht sagt er nein, er will allein sein, nicht nachdenken müssen, braucht Freiraum und das ist alles. Sorry, aber mein Vertrauen ist dahin, egal, ob das stimmt oder nicht. Und ja, Zuhause zitternd, weinend und schlaflos auf ihn warten und mit einer SMS abgefertigt zu werden ist das allerletzte.

    Vorgestern hat ers wieder getan, dieses Mal ohne SMS und ohne irgendein Wort seinerseits am nächsten Tag. Also hab ich ein paar Sachen genommen und bin zu einer Freundin, wo ich übernachtet habe. Von ihm kam ein Anruf und eine Nachricht ob ich okay bin. Als ich sagte, nein ganz und gar nicht meinte er darauf, also hast du wirklich so ein großes Problem mit mir. Und ich dachte nur, wow, also bin ich jetzt diejenige, die kein Verständnis hat und er hat wegen seiner Probleme die Freikarte alles zu tun.

    Ich ziehe aus und gehe, ich kann nicht mehr. Ich bin innerlich gebrochen und verstehe nicht, was ich falsch gemacht habe. Ich habe versucht ihn so gut es geht zu unterstützen und er hat hat mich ein ums andere Mal verletzt. Trotzdem bin ich geblieben weil ich Verständnis zeigen wollte. Aber jetzt sehe ich, er braucht mich nicht, ich bin ihm sch...egal.

    Einen schönen Tag und liebe Grüße
    Julia

  • Er holt sich seinen Alkohol und die Möglichkeit in Ruhe zu trinken. Ganz einfach. Lange darüber herumzuphilosophieren führt ja zu nichts. Denke an dich, an dein Leben und an deine Bedürfnisse.

  • Zitat von Chuck81

    Er holt sich seinen Alkohol und die Möglichkeit in Ruhe zu trinken. Ganz einfach. Lange darüber herumzuphilosophieren führt ja zu nichts. Denke an dich, an dein Leben und an deine Bedürfnisse.

    Hallo Cuck81,

    danke für deine Nachricht. Absolut wahr. Absolut irrelevant, was er sucht. Letzten Endes macht es mich unglücklich. Und ich frage mich, warum bin ich so respektlos zu mir selbst.

  • hallo Julia,

    Am besten ziehe aus und gehe, ja, dann hört der Psychoterror auf. Dein Partner hat wohl ein sehr starkes Bedürfnis nach Freiheit. Aber wenn keine Vertrauensbasis da ist, kannst du ihm ja auch nicht geben was du willst: Du kannst ihn nicht einfach loslassen und dir denken, "der geht nur ein paar nächte saufen, irgentwann kommt er wieder". Weil du dich alleine mit dir selbst auch nicht entspannen kannst. Weil du ständig Angst haben musst vor Verletzungen. Welche Bedürfnisse hast du? Wie kannst du sie dir erfüllen?

    Du schaffst das!

  • Zitat von CoA12307

    hallo Julia,

    Am besten ziehe aus und gehe, ja, dann hört der Psychoterror auf. Dein Partner hat wohl ein sehr starkes Bedürfnis nach Freiheit. Aber wenn keine Vertrauensbasis da ist, kannst du ihm ja auch nicht geben was du willst: Du kannst ihn nicht einfach loslassen und dir denken, "der geht nur ein paar nächte saufen, irgentwann kommt er wieder". Weil du dich alleine mit dir selbst auch nicht entspannen kannst. Weil du ständig Angst haben musst vor Verletzungen. Welche Bedürfnisse hast du? Wie kannst du sie dir erfüllen?

    Du schaffst das!

    Hallo CoA,

    danke für deine Nachricht. Ich habe sehr lange und oft darüber nachgedacht, ob man das denn überhaupt kann und will. Also sich "einfach" zu denken, der geht ja nur saufen ein paar Nächte und kommt irgendwann wieder. Will man in so einer Beziehung leben? Ich habe sehr viel mit Freunden und nicht so engen Bekannten darüber gesprochen und denke bis heute darüber nach. Es geht ja nicht nur um das wegbleiben und irgendwann wieder zurückkommen sondern was damit verbunden ist. Er hat keinen Drang nach Freiheit, er ist verzweifelt und mit den Nerven am Ende, weil er vor riesigen finanziellen Problemen steht, die für ihn unüberwindbar erscheinen. Sein letzter Ausweg ist in den Alkohol, obwohl er selbst weiß, dass das null Sinn macht und kontraproduktiv ist. Aber wenn man jahrelang auf diese Weise versucht hat vor seinen Problemen davon zulaufen, wird man das auch weiterhin so handhaben wenn man sich nicht dazu entscheidet etwas dagegen zu tun. Und unter solchen Umständen kann man auch keine Vertrauensbasis schaffen, denke ich. Da müsste man ja den alkoholkranken Partner vom nüchternen Partner trennen und damit auch die Gefühle. Also bei dem ersten auf Distanz schalten und bei dem zweiten auf Vertrauen und Liebe. Ich denke, das kann niemand bzw. erscheint mir das auch nicht der Sinn einer Beziehung zu sein.

    Liebe Grüße und viel Kraft
    Julia

  • Hallo Julia,

    Besser für euch beide, wenn er alleine mit seinen Problemen ist. Meine Mom hat jahre damit verbracht, über ihr schreckliches Leben zu jammern. Aber ändern wollte sie nie etwas. Manchmal denke ich, manche Menschen wollen ihr Opferstatus einfach behalten und Jahrelang ihr Elend geniessen. Aber sind Schulden wirklich so schlimm? Es gibt doch einen Selbstbehalt und jeder Mensch kann trotzdem in Würde leben. Wie geht es dir?

  • Zitat von CoA12307

    Hallo Julia,

    Besser für euch beide, wenn er alleine mit seinen Problemen ist. Meine Mom hat jahre damit verbracht, über ihr schreckliches Leben zu jammern. Aber ändern wollte sie nie etwas. Manchmal denke ich, manche Menschen wollen ihr Opferstatus einfach behalten und Jahrelang ihr Elend geniessen. Aber sind Schulden wirklich so schlimm? Es gibt doch einen Selbstbehalt und jeder Mensch kann trotzdem in Würde leben. Wie geht es dir?

    Hallo CoA,

    das mit dem Opfer sehe ich sehr ähnlich. Manchmal wirkt es so, als ob er dieses Leiden genießt. Oder es ist einfach noch nicht groß genug, um etwas dagegen zu unternehmen. Die Schulden sind nur ein Teil des großen Ganzen. Da sind viele Sachen in der Ehe passiert und dann Schicksalsschläge, schwere Kindheit. Aber so ist das Leben nun einmal und jeder hat sein Päckchen zu tragen, deshalb wird nicht jeder zum Alki. Ich will es auch nicht mehr rechtfertigen, denn all diese Probleme sind lösbar. Es dauert vielleicht und ist schwierig aber sie sind lösbar.

    Lieb, dass du fragst, wie es mir geht. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Eine Mischung aus resigniert, distanziert, gleichgültig und ohne Illusion. Ich versuche meinem Leben nachzugehen, meinen Job zu machen, mich mit Freunden zu treffen. Mich irgendwie auf mich selbst zu besinnen. Wirkt gerade wie ein Riesenprojekt, für das ich ewig brauchen werde...

    Wenn ich die Frage zurückgeben darf. Wie geht es dir? Hast du gerade einen festen Partner?

    Liebe Grüße
    Julia

  • Hallo Julia,

    Lass die Finger von seinem Päckchen. Auch Gedanklich. Ich habe keinen festen Partner. Wenn ich einen bekomme, dann wühl ich gerne in seiner verletzlichen Gefühlswelt herum und denke ich muss ihn heilen. Und seine schmerzen aus seiner Vergangenheit herausoperieren. Das finde ich idiotisch, als hätte ich keine eigenes Päckchen, um das ich mich kümmern sollte. Bleib bei deinem Weg. Du bist auf dem richtigen Weg. Manche Frauen kommen Jahrzehnte nicht aus dieser Falle heraus und fallen immer wieder auf den gleichen Männertypus herein. Ich bin so froh das ich früh genug den Absprung geschafft habe.

    Ich träume ständig von dem idealen Partner und versuche jetzt, meine Grübelei abzustellen. Garnicht so einfach. Mein Schwarm will jetzt eine wochenlange Kontaktsperre weil ich ihn zu sehr genervt hab. Ich gehe viel im Wald spazieren und treffe menschen, dadurch wird mein Schmerz langsam weniger. Ich will mir keine Hoffnungen machen.

    Ich hätte gern einen Partner, aber der ideale ist noch nicht da. Aber da sind sehr viele tolle Interessenten, die mich hofieren. Aber alles braucht seine Zeit. Freundschaft ist doch auch etwas schönes.

  • Hallo CoA,

    ich bin leider auch so, dass ich immer das Gefühl habe, jemanden heilen oder retten zu müssen. Keine Ahnung, woher das kommt. Ich versuche das in meiner Therapie zu ergründen. Seltsamerweise liegt mir nicht so viel daran, mich selbst zu heilen und zu retten sondern immer irgendwelche abgewrackten Typen, denen es im Grunde egal ist, ob ich da bin oder nicht. Vielleicht spricht hier jetzt die Wut aus mir, denn mein XY ist im nüchternen Zustand so lieb. Wie oft habe ich diesen Satz hier im Forum schon gelesen!

    Ich frage mich, ob das an mir liegt? Ob ich einen bestimmten Typus anziehe? Weil ich im Grunde weiß, dass es nicht gesund ist und dass die Beziehung so nicht sein sollte und trotzdem...Vielleicht ist es auch vollkommen irrelevant sich diese Frage zu stellen, weil das auch wieder zu den unendlichen und fruchtlosen Grübeleien gehört. Wie oft habe ich Selbstgespräche in meinem Kopf mit meinem XY geführt, wenn er Nachts nicht nach Hause gekommen ist und habe dann doch nichts gesagt. Und was habe ich eigentlich zu verlieren? Einen kaputten Alkoholiker, der das ganze Wochenende seinen Rausch ausschläft während andere Paare schöne Dinge zusammen machen? Dass er eine andere findet für die er das Trinken plötzlich aufgibt? Ja scheinbar genau davor. Dass meine ganze Arbeit umsonst war und eine andere den gesunden, trockenen und bemühten Mann bekommt.

    Mir geht es zurzeit gar nicht gut aber ich versuche jeden Tag mit etwas auszufüllen, das eine heilende Wirkung haben könnte.

    Viel Kraft für dich!
    Julia

  • Hallo Julia,
    Allmählich wirst du vermutlich Entzugserscheinungen bekommen. Von deiner Droge: Der Coabhängigkeit und dem Alkoholiker. Bei mir waren die sehr stark und sehr lange. Aber irgentwann ging es wieder aufwärts. Vorallem die Schmerzen fehlen mir irgentwie. Ganzschön krank. Ich kann das Leben ohne Schmerzen kaum geniessen.

    Glaub mir, die nächste die er findet, die wird er ganz genauso behandeln wie dich. Als ich mich von meinem Alkoholiker getrennt habe, da fand er eine Neue. Die hatte bald die gleichen Probleme wie ich und ist ausgeflippt. Später hatte er dann noch eine Neue. Auch die hat er verletzt und beleidigt. Er kam zu mir und wollte mit mir anbändeln, aber ich konnte ihn abweisen, nachdem ich lange den Trennungsprozess verarbeitet habe (es dauerte bei mit etwas 1,5 Jahre). Bei dem letzten habe ich nach 2,5 jahren immernoch liebeskummer.
    Ja der Typ wo jetzt weg ist.. ich rede mir auch immer ein, er wär so toll, es war so toll, es kann wieder ganz toll werden. Aber die Realität ist anders.

    Stell dir mal vor, der Mann, der jetzt nicht mehr da ist, wäre trocken, hätte keine sorgen, keine Probleme mehr, würde kein Alkohol mehr trinken, wäre ganz brav. Könntest du dann überhaupt wirklich zufrieden sein? Ist das wirklich alles was du willst?


    Ich habe auch immer neidisch andere Paare gesehen, die händchen haltend zusammen baden gehen. Ich wollte das er das auch macht. Irgentwann haben wir das gemacht, während er einen Entzug in der Klinik machte. Aber in meiner Vorstellung war alles viel schöner als in echt.

    Hast du immernoch Ängste und Sorgen? Diesmal vielleicht nicht weil er weg ist, sondern weil du dich alleine fühlst? Aber deine Therapeutin wird dir sicher zur Seite stehen. Wenn sie Sachen in dir aufwühlt, dann ist es vielleicht besser, wenn du alleine bist, damit du alles in Ruhe verarbeiten kannst.

    ich bin ganz ganz ganz traurig dass meiner weg ist. Aber wenigstens habe ich mich dafür entschieden, mich nicht von ihm verletzen zu lassen.

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