Mir ist ein Licht aufgegangen

  • Klasse, danke für den Hinweis. Ich hab mich da auch schon länger mit dem Gedanken befasst. Aber irgendwie hab ich mir auch immer gesagt, dass es vermutlich aufs innere Gefühl ankommt. Wenn mir über die Finger oder Lippen das Wort "trocken" kommt, dann wird es wohl soweit sein :)

  • MieLa, entschuldige bitte!!!!

    Ich hätte schwören können, dass ich schon "Hallo" gesagt habe, bei Dir im Thread, aber das ist ja gar nicht wahr! Also erstmal:

    Hallooooo! :)

    Gelesen hab ich aber. Und ich bin echt davon abgekommen, Dich zu begrüßen und platze hier so rein. Sorry.

    Ich wollte jedenfalls noch sagen, dass ich Deine Gedanken zu dem ganzen Thema gut finde. Also das, was Du am Anfang geschrieben hast, fand ich sehr gut durchdacht. Also, wie Du die Dinge, die Du im Alltag so gemacht hast, durch etwas anderes ersetzt hast.

  • Hallo MieLa,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum.
    Ich bin ebenfalls ganz neu hier und freue mich über jeden nüchternen Tag. Ich lese hier ganz viel und schaue gerne öfter bei Dir vorbei.
    Pass auf Dich auf.

    Liebe Grüße,
    Paul Newman ☀️

  • Hallo MieLa,

    ich finde deinen Namen auch wirklich schön. Und willkommen möchte ich dich auch heißen.
    Ich mag Menschen, die sich "analysieren". Man kommt damit zwar nicht immer groß raus, aber ich erlebe immer wieder, dass mir genau das guttut.

    Zitat

    Ich hatte keine größeren Aufregungen - weder beruflich noch privat. Aber wie werde ich reagieren, wenn so eine Aufregung kommt? Reicht meine Selbstanalyse aus oder brauche ich präventiv professionelle Beratung? Wie hast du es gemacht? Wie habt ihr anderen es gemacht, die ihr gerade mitlest?


    Bei mir war es so, dass kurz nach meiner Trockenheit eine Situation eintrat, in der ich dachte, sie würde meine Existenz bedrohen.
    Sie dauerte viele Monate an, löste sich aber irgendwann auf.
    Mir half sehr, dass ich zu dieser Zeit bereits ein Umfeld hatte, das entspannt und "sicher" für mich war. Es gab Menschen, mit denen ich reden konnte, ohne viel zu erklären. Außerdem wusste ich recht gut, was mir guttut und hatte Möglichkeiten zum Abschalten in der Freizeit. Bei mir war und ist es das Rumwerkeln an meinem Heim oder der Aufenthalt in der Natur. Entweder mit dem Rad oder zu Fuß.
    Ich legte bewusst Pausen ein und verschob belastende Gedanken. Freitags läutete ich ganz bewusst das Wochenende ein, indem ich z.B. auch meine Sorgen auf Montag verschob.
    Die Möglichkeit professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ließ ich mir immer offen. Ich gestatte mir diese Option regelrecht. In Anspruch genommen habe ich sie nicht.

    Ich wünsche dir in diesem Sinne ein schönes Wochenende,
    Penta

  • Liebe Penta,

    vielen Dank für deinen Willkommensgruß und deine Gedanken. Das ist sehr hilfreich.

    Bewusst auf sich achten, Pausen einlegen, Grenzen ziehen, Raum für sich nehmen, ab in die Natur, Bewegung: ich merke immer mehr, dass ich genau das brauche.

    Du hast diese Sachen als wichtig für dich beschrieben und auch Ernest und Maria haben so geantwortet. Ich glaube, dass ich diese Sachen vernachlässigt habe. Als Alkoholikerin konnte ich gerade in anstrengenden oder aufregenden Gefühlszuständen den Rotwein zum "Runterkommen" einsetzen. Ohne den Stoff muss ich mich bewusst um meinen seelischen und geistigen Zustand bemühen.

    Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende.

    Lieben Gruß, MieLa

  • Hallo MieLa,

    oder du darfst dich bewusst um deinen seelischen Zustand bemühen.
    :wink:
    Nur nochmal kurz, mir hilft auch heute noch, nicht immer gleich meinem ersten Impuls zu folgen.
    Manchmal ist es hilfreich, (wie ein Kollege von mir oft sagt) erstmal locker durch die Hose zu atmen.
    Außerdem war anfangs meine Wohnung durch ihre Alkfreiheit ein sicherer Ort. Es war nicht möglich, schnell an Stoff zu kommen.

    Viele Grüße nochmal und alles Gute beim Erforschen deines seelischen Zustandes.

    Grüße, Penta

  • Liebe Wegbegleiter,

    nun sind über 2 Monate geschafft und es wird längst Zeit für einen Bericht.

    Nachdem ich mich am Anfang fast ununterbrochen mit der Krankheit beschäftigt habe - die Gedanken ständig darum kreisten und ich Informationen ohne Ende aufgesaugt habe, ist es nun deutlich ruhiger geworden. Die Krankheit ist sehr präsent, aber beschäftigt mich nicht mehr ununterbrochen.

    Ich lese hier im Forum mit und achte ansonsten sehr auf mich. Das heißt, ich bin mir sehr bewusst, wie es mir geht – gerade in Situationen, in denen Alkohol nicht weit entfernt ist. Ich beschäftige mich auch im Voraus mit Situationen, überlege, was passieren könnte und wie ich reagieren würde, wie ich mich verhalten will. Das gibt mir eine gewisse Sicherheit, weil es mich ziemlich gut vor Überraschungen schützt. So richtig klar geworden ist mir das, als Ernest von seinem Rotwein-Erlebnis im Flieger schrieb. Eine kurze Zeit konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen, einen nächtlichen Langstrecken-Flug ohne Rotwein zu „meistern“ (Ich fliege übrigens richtig gern). Inzwischen visualisiere ich auch diese Situation (obwohl sie momentan überhaupt nicht ansteht) und sehe mich zufrieden nach dem Einchecken an meiner Limo nuckeln.

    Sucht“druck“ habe ich nicht, nur manchmal ein Verlangen. Dann gibt es Ablenkung in Form meines Ersatzgetränkes. Das funktioniert gut. Hilfreich sind natürlich Ablenkung und Bewegung. Aber das klappt nicht grundsätzlich. Einmal habe ich zum Beispiel im Büro dieses Verlangen verspürt und zur Ablenkung beschloss ich, zu Fuß nach Hause zu marschieren. Das sind immerhin 7 Kilometer. Als ich ankam, war das Verlangen stärker geworden. Mit ein bisschen Nachdenken ist mir auch der Grund klargeworden: Ich bin auch in nassen Zeiten hin und wieder zu Fuß nach Hause gegangen. Dort angekommen, war dann immer Rotwein-Zeit (ich arbeite ziemlich lange). Also hilft Bewegung nur, wenn sie vom Hirn nicht gleichzeitig mit Rotwein in Verbindung gebracht wird.

    Gut für mich ist auch, weiterhin sehr auf seelische und geistige Ausgewogenheit zu achten. Gelingt mir das, habe ich kein Verlangen. Gerate ich etwas in Schieflage (wie letztens bei einer kleinen Auseinandersetzung mit meinem Vermieter bezüglich einer Mieterhöhung), setzt sich ein altes Muster in Gang: Rotwein als Mittel zum Runterkommen, zur Betäubung, drängt sich in meine Gedanken.

    Sehr hilfreich ist für mich, offen mit der Erkrankung umzugehen. Gegenüber ausgewählten Personen offenbare ich mich und erkläre auch, was das Suchtgedächtnis bedeutet. Erstaunlich ist, wie wenig Wissen über die Erkrankung teilweise vorhanden ist. Alkoholiker ist demnach nur, wer immer einen Pegel halten muss, Flaschen versteckt, schon auf der Parkbank schläft oder kurz vor dem Umzug dahin steht, schwankt, torkelt, lallt und jeden Morgen mit einem Kater aufwacht. Nichts davon trifft auf mich zu, aber trotzdem bin ich eindeutig Alkoholikerin. Der offene Umgang im Privatleben ist für mich sehr entspannend. Ich muss nicht ständig auf der Hut sein oder erklären, warum ich kein Käsefondue essen möchte oder Wasser bestelle.

    Körperlich und geistig geht es mir hervorragend. Ich habe richtig das Gefühl, mich zu erholen. Wenn das so weitergeht, brauche ich gar keinen Urlaub mehr :D Ich schlafe fantastisch und wache erholt auf. Auch wenn ich mal spät ins Bett gehe und früh wieder raus muss, bin ich total entspannt, denn 5 Stunden Schlaf ohne Alkohol sind im Gegensatz zu 5 Stunden Schlaf mit Alkohol richtig erholsam. Das ist für mich jeden Tag ein fantastisches Erlebnis, denn in nassen Zeiten war ich der Ansicht, ohne Rotwein nicht einschlafen zu können …

    Und seelisch? Ich bin glücklich
    :lol:

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Liebe MieLa,

    Das klingt ja richtig gut bei dir. Erinnert mich sehr an meine eigenen Anfänge hier, und ich finde es bemerkenswert, wie gut du herausfinden kannst, was dir gut tut und was nicht.
    Mach so weiter, viel Freude auf deinem Weg und eine schöne Zeit.

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo MieLa,

    (ich finde übrigens Deinen Namen auch immer wieder toll...).

    Das hört sich richtig gut an bei Dir. Ich finde es auch toll, wie Du Dir so Gedanken zu Allem machst. Mit dem Fußmarsch z. B., dass Du im Nachhinein genau weißt, woher das kommt. Dass Du zwar eigentlich Bewegung wolltest, um den Gedanken an Alkohol entgegenzuwirken, aber es letztendlich das Gegenteil erzeugt hat, weil dieser Fußmarsch eben auch oft eine "Belohnung" in Form von Alkohol zur Folge hatte.

    Ich finde, es hilft ungemein, wenn man auf solche "Lösungen" eben kommt. Also dass man nicht so mit seinen Verwirrungen da steht. Sondern, dass man drauf kommt, wie sich alles so verhält und dass man es eben beim nächsten Mal besser und anders machen kann.

    Du hast Recht. Viele denken bei dem Begriff "Alkoholiker" an genau die Form, die Du beschrieben hast. Dass es bei den Meisten jedoch anders ist, darüber wird nicht gestolpert. Oder die Menschen möchten das nicht einsehen, weil sie sonst vielleicht selbst noch näher an dem Begriff "Alkoholiker" stehen, als es ihnen lieb ist.....

  • Liebe Cadda,

    mit denjenigen, die dichter dran stehen, als ihnen lieb ist, hast du vollkommen Recht. Alle, denen ich mich bisher offenbart habe, haben als erstes bezweifelt, dass meine Diagnose richtig ist. Als zweites haben sie aber sofort ihren eigenen Alkoholkonsum reflektiert und erzählt, dass sie selbst ja gar nicht täglich trinken und auch gar nicht sooooo viel. Ihr eigener Alkoholkonsum war schon Thema, bevor ich meine Sicht auf meinen Alkoholkonsum zu Ende erzählen konnte ...

    Lieben Gruß,
    MieLa

  • Liebe MieLa,

    das habe ich hier im Forum schon ganz oft gelesen!! Dass von vielen Menschen direkt der eigene Alkoholkonsum gerechtfertigt und erklärt wird.

    Das ist bei mir bisher noch nicht so der Fall gewesen. Bisher war es entweder so, dass meine Freunde sich zu ihrem Alkoholverhalten gar nicht geäußert haben, was auch daran liegen kann, dass ich es ja selbst weiß, wie es bei ihnen ist, denn ich verbringe ja viel Zeit mit ihnen und es ist dort einfach wirklich ok, wie es gehandhabt wird....

    Oder es gab die Variante, dass vor mir offen zugegeben wurde, dass der eigene Alkoholkonsum im Grunde genommen auch zu hoch ist.

    Die Variante des "Schön-Redens", wie ich es aber hier wirklich schon oft im Forum gelesen habe, ist mir persönlich nicht begegnet. Das würde ich dann aber auch eher von den Leuten erwarten, mit denen ich nicht so viel Zeit verbringe. Die könnten mir ja viel erzählen, wenn der Tag lang ist :)

  • Hallo MieLa,

    Du schreibst schon einige Zeit nicht mehr.
    Geht es Dir gut?
    Brauchst Du Hilfe?

    Viele Grüße
    Correns

  • Liebe Wegbegleiter,

    jetzt sind es für mich 92 Tage bzw. drei Monate bzw. ein Vierteljahr (Wow!) Abstinenz. Diese Zeit und das Wissen darum, wie ein Leben ohne Alkohol machbar ist, empfinde ich als Geschenk.

    Warum habe ich mich nicht schon früher beschenkt?

    Weil ich nicht wusste, dass

    a) nur eine völlige Kapitulation die Befreiung bringt (alle Versuche des kontrollierten Trinkens und die damit verbundene Hoffnung, maßvoll trinken zu können, waren zum Scheitern verurteilt)

    b) ein Leben ohne Alkohol kein Verlust, sondern eine Bereicherung ist (das Gefühl des Verlustes ist suchtgemacht, mit der Realität hat dieses Gefühl nichts zu tun).

    Viele Grüße,
    MieLa

  • Guten Morgen MieLa,

    diese Frage kann ich ziemlich eindeutig beantworten. Es ist b.
    Zumindest die letzten Jahre habe ich gewusst, dass a der Fall ist. Bei b war ich mir da nicht so sicher.

    Es geht mir aber ähnlich. Auch ich hab ja schon oft das Wort FREI benutzt. So empfinde ich es auch.

    Dass ich nicht schon früher einen Schlussstrich gezogen habe, stört mich immer wieder. Aber das kann man nun nicht mehr ändern und man kann im Grunde genommen froh sein, dass man es überhaupt angegangen ist.

    Ich wünsche Dir einen schönen, freien Tag :)

  • Liebe Cadda,

    ja, frei ist genau das richtige Stichwort! Als ich vor drei Monaten startete, war es mein sehnlicher Wunsch, vom Alkohol frei zu sein.

    Ich finde es sehr spannend zu erfahren, welche Erfahrungen andere machen. Bei a) habe ich mir tatsächlich noch Ende letzten Jahres eingeredet, dass kleinere Mengen und tageweise Abstinenz doch möglich sein muss.

    Ich wünsche dir auch einen schönen freien Tag :lol:

    Viele Grüße,
    MieLa

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