Hallo zusammen,
nachfolgend ein paar Zeilen zu der schon erwähnten Doktorarbeit zu dem o. g. Thema. Diese habe ich durch Zufall im Internet gefunden und komplett gelesen und versucht, sie zu verstehen.
a) Gründe, wieso ich das getan habe
Ich habe mich seit dem ersten Tag meiner Trockenheit gefragt, wieso der eine trocken bleibt und die Mehrzahl der anderen nicht und war immer der Überzeugung, dass es dafür Gründe oder Wahrscheinlichkeiten geben muss, welche auch immer.
Der zweite Grund war, dass ich nicht vorhatte, in der passiven Rolle zu verharren, sondern basierend auf Fachwissen anderer die richtige Therapie, den richtigen Weg für mich zu finden, soweit mir dies aufgrund meiner (in dem Thema nicht vorhandenen) Vorbildung überhaupt möglich ist. Erster Berührungspunkt war ein sehr komplexes Fachbuch, von welchem ich mir eine Leseprobe zu Gemüte geführt habe. In dem Buch ging es um spezifische Psychotherapie für Alkoholiker und die Leseprobe war ganz schwere Kost, die ohne Vor- und Basiswissen nicht zu verdauen war, geschweige denn das ganze Buch mit schlappen 800 Seiten....
Also musste Basiswissen her, welches ich mir im Internet angeeignet habe, so gut es eben ging. Rückfallmodell nach Marlatt und Gordon, AASE und so weiter kannte ich vorher nicht, hat mich aber irre interessiert und ich habe es mir reingepfiffen, vieles andere auch.... Ich habe etliche Fachartikel, Aufsätze etc. zu dem ganzen Thema regelrecht verschlungen.
b) Vorgehensweise bei der Lektüre der Arbeit und anderer Artikel:
Thesen, Behauptungen und Feststellungen sowie Ableitungen und Vermutungen habe ich, soweit ich dies konnte, mit meinen eigenen Erfahrungen abgeglichen (was hast Du in der Situation gemacht, tickst Du auch so, wie würdest Du reagieren) und Personen, die ich in der Entgiftung und in der Dienstagsgruppe getroffen habe, ebenfalls damit abgeglichen, soweit dies eben möglich ist.
Ich hatte mit einigen Leuten in der Entgiftung gesprochen, das Thema Rückfall hat mich immer am meisten interessiert und ich habe viele in der Entgiftung gefragt, was denn der Anlass für den Rückfall war. Fast jeder konnte einen ganz scharf definierten Anlass nennen (ich schreibe hier bewusst nicht "Grund"), wieso der Rückfall kam. Was ich auch interessant fand war die Tatsache, dass die meisten sich umso weniger gegen den Rückfall gewehrt haben, desto höher die Anzahl der Rückfälle war, die derjenige Mitpatient bislang erlitten hatte. Ab einer gewissen Anzahl Rückfälle, die ich nicht beziffern kann, erschien den MP der Rückfall normal, sicher und unabänderlich, so wie es abends dunkel und morgens wieder hell wird. Die Anzahl der bislang erlittenen Rückfälle bedingte also die Zuversicht, es diesmal zu schaffen, antiproportional. Laut sehr einfacher Logik muss es dann so sein, dass ich den ersten RF unbedingt verhindern muss, da dann der zweite Versuch, trocken zu bleiben, schwerer wird als der erste, da ich ja den "Sack" des ersten Scheiterns mit mir rumtrage.
So, wie diese mangelnde Abstinenzzuversicht die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls steigert, ist es umgekehrt auch so, dass eine echte, stärkere Abstinenzzuversicht Rückfälle unwahrscheinlicher macht.
Woher kommt aber diese Abstinenzzuversicht?