• Hallo Nelay,

    Herzlich willkommen und einen guten Austausch hier im Forum!

    Und auch schon Glückwunsch zur Entscheidung, erstmal den räumlichen Absprung zu schaffen.

    Leider kannst Du ihm nicht helfen. Ich denke, dass Du das vom Kopf her auch schon weißt. Er kann sich nur selbst helfen wenn und sobald er das will. Bei vielen dauert es Jahre oder Jahrzehnte bis sie soweit sind, andere schaffen es nie. Du hast ihm jetzt mit deinem Auszug ein deutliches Signal gegeben. Warte einfach ab, was passiert und lebe Du Dein Leben. Vielleicht hat er jetzt seinen sog. Tiefpunkt und Grund genug sich Hilfe zu suchen, vielleicht nicht.

    Vielleicht sieht die Welt in ein paar Monaten ganz anders aus. Vielleicht hat er sich Hilfe gesucht, Deine Welt hat sich aber weitergedreht und Du freust Dich zwar für ihn, willst aber keine Beziehung mehr. Jedenfalls kann es ohne Trockenheit keine gesunde Annäherung mehr zwischen Euch geben und jedenfalls musst Du vermeiden, dass er fröhlich weitertrinkt, Du Dich aber nicht von den "es könnte doch alles soo schön sein.." (wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär...) Tagträumen verabschieden kannst.

    Die fressen nämlich Dein Leben auf.

    Ich bin in einem ähnlichen Alter wie Du und weiß, dass ich eine Familie haben will. Irgendwann wurde mir klar, dass selbst wenn mein Ex trocken wird (was er meines Wissens bis heute nicht ist!) wir gar nicht genug Zeit hätten, dass ich genug Vertrauen in ihn und seine Trockenheit aufbauen könnte um Kinder mit ihm zu haben.

    Verschleuder nicht Deine Zeit und Dein Leben auf das Hätte-Wäre-Wenn-Liedchen.

    Du hast Dich egal was kommt erstmal von einer riesen Last befreit. Nutze die Zeit für Dich und raus zu finden was Du willst.

  • Ja, ich wünsche meinem Ex auch, dass er es schafft. Das ist ganz normal.

    Deiner hat jetzt die besten Voraussetzungen. Dass es auf einmal so dicke kommt ist gut! Du weg, Arbeit weg, Führerschein weg. Jeder Faktor kann der entscheidende sein, dass es endlich klingelt.

    Mitleid hilft bei Sucht nicht. Es schadet eher. Das ist sehr hart aber die Wahrheit.

    Praktischerweise ist bei Deiner Entscheidung und ganz bei Dir bleiben das Beste für Dich und ihn.

    Schreib in den nächsten Tagen einfach hier, wenn es Dir in den Fingern juckt ihn zu kontaktieren oder wieder zu "helfen". Ich weiß, wie schwer es ist, innerlich und äußerlich los zu lassen.

  • Hallo Nelay,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Zitat

    Es tut mir halt jetzt auch noch so leid, weil er jetzt auch noch seinen Führerschein und somit auch seine Arbeit verloren hat


    Das sind oft die Konsequenzen mit denen sich ein nasser Alkoholiker auseinander setzen muß.
    Ich glaube dir sofort, das du alles versucht hast ihm zu helfen, aber ohne seine Einsicht wird sich nichts verändern.
    Du hast dir deine Dinge mitgenommen, das ist in meinen Augen auch ok, aber es liegt jetzt in seiner Hand, etwas an seinem Leben zu verändern.
    Tu etwas für dich, damit es dir besser geht.
    Das ist anfangs sehr schwer, und geht oft auch nur langsam voran, aber es wichtig, das du damit anfängst und dich wichtig nimmst.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • hallo,

    Zitat

    Hört sich das für euch an, wie ein Alkoholproblem? Ich habe irgendwie auch Angst, dass ich da was hineininterpretiere, oder ihm was glaube, was eigentlich gar nicht da ist.


    Ja es hört sich so an, als hätte er ein gewaltiges Alkoholproblem.
    Ein Psychiater der auch gleichzeitig Kabarettist ist, hat es mal so formuliert.
    Wenn die 3 "F"s mit ja beantwortet werden, ist die Diagnose klar.
    Frau hat sich über den Alkkonsum beschwert,
    Führerschein ist weg
    Firma macht auch Probleme
    Aber all das ist nicht wichtig, wichtig ist, das du deinen Wahrnehmungen vertraust oder lernst ihnen zu vertrauen.
    Denn diese Selbstzweifel lassen dich immer wieder "umkippen". Ich habe es selbst erlebt, mit welchen Ausreden ich besänftigt wurde.
    Ich wußte teilweise, dass ich den größten Schei.. erzählt bekomme, aber ich habe es geglaubt, sicher auch, weil ich es glauben wollte, weil vielleicht noch Hoffnung da war, aber es war auch das ich mir selbst nicht geglaubt habe was ich sehe.
    Wenn jemand mit der Pulle vor dir steht und sagt, ich trinke doch nichts, dann fühlst du dich im falschen Film.
    Du hast das Bild vor Augen, hast aber trotzdem Zweifel an dir.
    Das ist eine total verrückte Situation.
    Icvh bin mir sicher, das deine Wahrnehmungen richtig sind, vertrau dir.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Liebe Nelay,

    Ja! Ja, das klingt nach einem großen Alkoholproblem. Ja, Deine Wahrnehmung ist richtig! Vertraue ihr. Und mach Dir bewusst, dass Süchtige vertuschen so gut es nur geht. Was Du wahrnimmst ist nicht übertrieben sondern die Spitze des Eisbergs. Nur das, was er selbst bei bestem Bemühen nicht mehr verbergen kann.

    'Die drei Fs' nennt man in der Schuldnerberatung auch den Schuss mit drei Treffern. Ein Schuss (Alkohol), drei Treffer: Frau weg, Job weg, Führerschein weg.

    Du sprichst Deinen Wunsch nach Kindern und Familie an. Das ist mit diesem Mann nicht zu haben! Selbst wenn er morgen beschließt, sich Hilfe zu holen (echte Hilfe, nicht Putzdienste durch Dich...), es würde JAHRE dauern, bus er stabil trocken ist. Mit einzuplanenden Rückschlägen sprechen wir hier von einem Horizont von etwa fünf Jahren. Die trockenen Alkoholiker mögen mich korrigieren, wenn ich das falsch sehe. Das ist das bestmögliche Szenario. Für das bisher NICHTS spricht. Alle Anzeichen stehen auf weiter jammern, weiter im Selbstmitleid baden, weiter saufen.

    Du bist erst aber auch schon Anfang 32. Ich gehe nicht davon aus, dass Du erst mit Ende 30 ein Kind willst. Das wäre aber WENN der Mann jetzt anfängt sich auf einen langen und schweren Weg zu machen der Zeithorizont. Und nochmal: Dafür gibt es bisher nicht die geringsten Anzeichen.

    Mach Du Dich auf Deinen Weg. Verschwende nicht entscheidende Jahre. Genau die wirst Du bitter bereuen, wenn Du mit 35 oder gar noch später vor den Trümmern Deiner Luftschlösser stehst.

    Er kann noch 10 Jahre weiter trinken und dann nüchtern werden, sich eine neue suchen und Kinder mit ihr haben. Du kannst das nicht. Für Dich ist es dann zu spät. Die Biologie ist hier zu uns Frauen sehr ungerecht und um so abartiger ist es, wenn uns eingeimpft wird eine Engelsgeduld mit allem und jedem zu haben.

    Ich weiß, das ist das letzt was Du hören oder lesen willst. Ich wünschte, ich hätte es früher gehört und gelesen.

    Ein Mann dem Du nicht mal zutraust sich ein paar Möbel anzuschaffen und mal durch zu wischen ist kein Vater für Deine Kinder sondern ein Wrack und Klotz am Bein. Du fühlst das Gewicht nach Jahren gar nicht mehr richtig. Und nachdem Du das Gewicht, das Dich niemand außer Dir selbst zu Tragen zwingt, endlich abgeschnallt hast wunderst Du Dich, wie schnell Du auf einmal laufen kannst.

    Nur Mut!

  • Hallo Nelay!

    Die Sehnsucht nach euinem guten und harmonischen Leben ist doch vollkommen normal. Aber mit diesem Partner wird es bestimmt nicht möglich sein.

    Ihr kennt euch gerade mal 4 Jahre und du erlebst dass sich seit ungefähr 3 Jahren die Beziehung immer mehr verschlechtert hat, er seinen Führerschein und seine Arbeit verloren hat und du ausgezogen bist.

    Er aber jammert rum dass du Sachen die du angeschafft hast mitgenommen hast und versucht dir noch ein schlechtes Gewissen einzureden. Mit diesem Mann wirst du dich nie auf Augenhöhe befinden. Es wird immer mehr an dir hängen bleiben denn es hört sich wenig danach an dass er seine Sucht in den Griff bekommen will.

    Auch wenn es noch wehtut lasse ihn laufen so etwas verdient kein Mensch. Ich habe mir auch ein vollkommen selbständiges Leben aufgebaut und das nach 32 Jahren Ehe. Es geht alles wenn man es nur intensiv möchte leider trifft es auf die Sucht des Partners nicht ztu da ist man vollkommen machtlos.

    LG Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Nelay,

    du hast deine Sachen gepackt und bist ausgezogen, das finde ich gut für euch beide.

    So kannst du dein Leben wieder selbstständig gestalten und er schaft den Absprung

    evtl. schneller wenn er für sich selbst sorgen muss.

    Etwas verstehe ich nicht, evtl. weil ich kein Co sondern trockener Alkoholiker bin.

    Zitat

    Habe ihm auch angeboten, dass ich ihm helfe, alles schön zu putzen und den Rest, der übriggeblieben ist zusammenzuräumen.

    Du bist doch ausgezogen, weshalb willst du dann bei ihm putzen, das kann er auch selbst :!:

    LG Martin

  • Zitat von Nelay

    Hab etwas Angst, dass es mir schlechter geht, wenn der ganze Stress weg ist. Aber irgendwie bin ich zuversichtlich, dass es mit jedem Tag etwas einfacher werden wird. Er kann oder konnte es immer gut mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Und das möchte ich auch nicht mehr. Ich wünsche mir jemanden, der mich respektiert und mit dem man über Probleme einfach mal ganz normal sprechen kann.

    Wie genau funktioniert es, sich "ein schlechtes Gewissen einzureden"? Kann mir das nicht vorstellen. Kannst du das genauer beschreiben?

  • Hallo Nelay,

    das, was dein Ex-Freund da gerade macht, sind so die typischen "Spielchen", die in solchen Beziehungen ablaufen. Ich kenne das auch aus meiner ersten Ehe so.

    Dein XY möchte das alte Leben mit dir wieder herstellen. Denn es ist für ihn irgendwie ein Stück Normalität. Zumindest von außen gesehen. Dafür werden immer wieder dieselben Dinge angewandt.

    Dir wird Verantwortung übertragen, die du gar nicht hast. Denn er ist erwachsen und kann gut selbst für sich Verantwortung übernehmen. Für Cos ist es erst mal wichtig, dieses Gefühl zu bekommen gebraucht zu werden. Verantwortlich zu sein. So nach dem Motto "was soll er denn ohne mich bloß anfangen, der Arme".

    Daraus wird dann aber ein Gefühl der Schuld. Du fühlst dich schuldig daran, wenn es ihm nicht gut geht bzw. wenn er dir was vorjammert. Da piekt er genau in die Wunde. Er sagt dir um die Ecke, dass du dich nicht genug angestrengt hast, dass du nicht lieb zu ihm warst usw. Und er auch unter anderem deshalb gezwungen ist zu trinken. Weil er es nicht anders aushalten kann.

    Du fühlst dich verantwortlich und irgendwann völlig überfordert, denn du wirst ihm nie gerecht werden können. Er wird immer wieder einen Grund finden. Und du strengst dich an, weil du dich verantwortlich und wichtig fühlst, weil alles gewissermaßen in deiner Hand liegt. Sein ganzes Wohlbefinden.

    Es ist ein Hin und Her...

    Du musst dich für nichts rechtfertigen! Das, was du getan hast, nämlich dich trennen, das ist dein gutes Recht! Es geht ja schließlich um dein Leben und dass du dich wohl fühlst. Er kann ja für sich auch das Leben so machen, dass es ihm gut damit geht. Und selbst wenn du 10 Liebhaber hättest dann ist das deine Angelegenheit und geht ihn nichts an...

    Zitat

    Ich möchte eigentlich viel lieber erstmal das machen, was mir Spaß macht

    Wenn du das "eigentlich" in diesem Satz weg lässt dann ist das perfekt!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

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