Was bringt es, Alkoholiker zu sein?

  • Sehr interessante Diskussion, hier in Deinem Thread, Hull. Gestoßen bin ich darauf durch Deinen Beitrag in meinem Tagebuch und durch den Beitrag von Correns. Ich werde hierzu auch noch antworten.

    Ich habe aber eine Frage an Poster:

    Wenn Du kein Alkoholiker bist.... weshalb ist es Dir dann so wichtig, nichts mehr zu trinken? Ein Glas ab und zu kann dann (wenn Du nicht alkoholkrank bist) ja nicht so schlimm sein???

  • Und wenn Du nicht alkoholkrank bist... was hat Dich dazu gebracht, Dich in diesem Forum anzumelden?

    Wenn Du kein Alkoholiker bist... warum dann also die Gedanken zum Thema Alkohol??

  • Zitat

    Wenn Du kein Alkoholiker bist.... weshalb ist es Dir dann so wichtig, nichts mehr zu trinken? Ein Glas ab und zu kann dann (wenn Du nicht alkoholkrank bist) ja nicht so schlimm sein???

    Ich bestreite nicht, alkoholkrank zu sein, da ich - sobald ich den ersten Schluck Alkohol getrunken hatte (mit zeitlichen Abständen, meist zu Wochenenden, dies über ca. 20 Jahre) - keine Kontrolle mehr besaß, oder insofern nur noch die eine Kontrolle besaß, dass es mit dem ersten Schluck auch bis zum letzten fortgeführt werden musste, egal was passiert.

    In den letzten Jahren gab es für mich in einigen Bereichen große Entwicklungen; die Interessen änderten sich und in der Summe aller Ereignisse war der Alkohol nur noch lästig, hinderlich, zerstörend, nicht mehr euphorisierend (Justiz, Gesundheit, soziale Zerwürfnisse usw.) und damit überfällig aus dem Leben geschmissen zu werden. Die Besäufnisse wurden im letzten Jahr auch deutlich weniger, der Abstinenzgedanke begann also schon unterbewusst umgesetzt zu werden, wobei ich im ersten halben Jahr der dann folgenden vollständigen Abstinenz eine Hintertür offen ließ (ich las diese Formulierung bereits in einem anderen Thema); dies kam mir dann allerdings derart schwächlich vor, dass die Verachtung für Rückfälle usw. den vermeintlich schönen Stunden haushoch überlegen war und ich ganz einfach festlegte, nie wieder zu trinken, und auch hier gilt nun: egal was passiert.

    Ich habe in einem anderen Thema auf Sportlerfamilien, Rechtsanwaltsfamilien o.ä. Bezug genommen, so ist dies auch bei mir tief verankert; es gibt kein Scheitern und selbst wenn es ein Scheitern geben sollte - was es nicht gibt - wurde mit diesem schonungslosen Einsatz so viel erreicht, dass das dann letztlich doch den Sieg darstellt.

    Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, ich bestreite nicht, alkoholkrank zu sein, aber ich glaube nicht, dass es das ist, was meine Persönlichkeit richtig trifft und ich bin mir sicher, dass diese vermeintliche Erkenntnis nichts an meinem Denken verändert. Mir war im Jugendalter bewusst, dass mein Alkoholkonsum abnormal war und dies - wie jeder Missbrauch - bei entsprechend sich erhöhender Dosis und einer ausreichenden Zeitachse im Niedergang enden wird. Dass dies aber wie eine bahnbrechende Erkenntnis immer wieder bei jeder Gelegenheit als "Alkoholismus" oder "Krankheit" zu benennen ist, halte ich für banal und nutzlos.

    Ich sehe fernerhin keinen Sinn darin, mich einer scheinbar übergeordneten und geheimnisvollen Macht auszusetzen, die mich eines Tages gegen meinen Willen wieder trinken lassen soll. Ich habe alles selbst in der Hand, Krankheit hin oder her.

    Grüße

  • Meine Frage ging auch eigentlich an den Beitrag über mir, von „Poster“.

    Du hast das nicht bestritten, das hab ich schon verstanden. Klar. Denn man kann selbstverständlich auch alkoholkrank sein, auch wenn man „nur“ am Wochenende trinkt. Ich habe viele Jahre auch „nur“ an den Wochenenden getrunken. Alkoholikerin war ich da trotzdem schon. Irgendwann blieb es nicht mehr beim Wochenede. Wenn die Einsicht zur Krankheit bei Dir erst einige Jahre später gekommen wäre, könnte ich mir vorstellen, dass es Dir auch so ergangen wäre. Aber das spielt ja zum Glück keine Rolle mehr, da Du aufgehört hast.

    Wie gesagt... meine Fragen bezogen sich auf den Beitrag von Poster und ich bin gespannt auf die Antworten meiner Fragen.

  • Hallo Cadda

    Ich habe als ich den Alkoholkonsum eingestellt habe schon realisiert, dass ich nicht mehr

    selbstbestimmt war. Wesentlich war aber die Erkenntnis, dass der Alkohol meinen Körper nach und

    nach zerstört. Ich habe mir den Alkohol zum Feind erklärt, ihm den Kampf angesagt und den Kampf gewonnen.

    Im Forum wird gepredigt vor dem Alkohol zu kapitulieren, anders könne man nicht trocken bleiben. Das sehe ich

    komplett anders. Wenn ich kapituliere ist der Gegner ( Alkohol) der Sieger. Der Sieger bestimmt aber immer über den

    Besiegten. Ich habe den Kampf gewonnen, also bestimme ich. Dadurch führe ich ein selbstbestimmtes Leben.

    In meinem Thread „Poster ohne Alk „ kannst Du nachlesen warum ich hier in den Anfangsjahren aktiv.

    Nochmal Alkohol trinken ?

    Schließe ich zu 100 % aus, weil Alkohol für mich wie Gift ist und mich sofort umbringt. Ich trinke ja auch kein

    Arsen, E 605 oder ähnliches.

    Für mich hält sich einer die Hintertür offen, wenn er einen Rückfall für möglich hält.

    In den Anfangsjahren meiner Trockenheit war der Gedanke bzw. das Nachdenken über den Alkohol schon

    sehr präsent. (täglich)

    Die vergangenen Jahre ist meine Nüchternheit oder Alkohol eine Nebensache. Es gibt viele Dinge die größere

    Priorität haben. Auch ein Grund weil ich sehr selten im Forum poste. Ich bin aber nach wie vor hier auch im

    geschützten Bereich und schaue ab und zu mal rein.

    Lg

    der Poster

  • hallo poster

    ich sehe es ähnlich wie karsten, ich habe nicht gegen den alkohol gekämpft, ich habe ihn nur gesoffen. ich habe nur eingesehen das ich darüber keinerlei kontrolle mehr habe, falls ich sie überhaupt jemals hatte.
    alkohol ist für mich heute nur noch ein stoff der in irgendeinem gefäß drin ist. und solange ich ihn nicht mehr trinke kann er mir nichts mehr anhaben.
    grüße
    NNGNeo

  • Im Forum wird gepredigt vor dem Alkohol zu kapitulieren, anders könne man nicht trocken bleiben. Das sehe ich

    komplett anders. Wenn ich kapituliere ist der Gegner ( Alkohol) der Sieger. Der Sieger bestimmt aber immer über den

    Besiegten. Ich habe den Kampf gewonnen, also bestimme ich. Dadurch führe ich ein selbstbestimmtes Leben.

    Hallo!

    Anfangs tat ich mich auch mit dem Begriff der Kapitulation vor dem Alkohol schwer, insbesondere wenn man ihn militärisch sieht, denn dann bedeutet er, sich dem Alkohol zu unterwerfen.

    Viele verwenden den Begriff jedoch anders und zwar in dem Sinne, dass der Alkoholiker dem Alkohol nicht gewachsen ist, wenn er sich auf ihn einlässt.

    Ich halte mir den Alkohol auf Distanz, da ich im Falle des Konsums schwächer bin als er.

    Laut Duden versteht man unter Kapitulation auch das Aufgeben. In diesem Sinne haben wir Abstinenzler auch aufgegeben, nämlich den Alk zu konsumieren.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Vielleicht sollte dann aber ganz einfach das Zitieren von amtlichen Definitionen für bestimmte Begriffe zugelassen werden.

  • Hallo,

    der eine Kämpft, der andere Kapituliert und ein Weiterer hat einfach aus dem Verstand heraus aufgehört. Irgendwie ist das auch wurscht, wenn am Ende das Trocken sein steht. Wenn jemand zwanghaft trinken musste aber sich am Wort Alkoholiker stört ist das irgendwie auch shit egal. Seine Sache. Die Assoziation ist vielfältig. Jedoch nach ICD-10 gibt es den Alkoholiker ob es nun passt oder nicht.

    Am Anfang meines Weges hielt ich mich auch an gewisse Begriffe fest. Besonders Begriffe die in mir etwas Negatives auslösten. Poster , eine gehaltvolle Predigt muss ja nichts Negatives sein :D

    Wer in einem Alkoholiker Forum schreibt das es für einen trockenen Alkoholiker einen 100% Ausschluss gibt, keinen Alkohol mehr trinken zu müssen, verharmlost nicht nur die Krankheit, sondern hat sie eben (noch) nicht für sich als Krankheit akzeptiert.

    Es ist ein absoluter Mumpitz etwas auszuschließen was krankhaft gesteuert werde könnte. Es ist jedoch schön zu lesen das jemand sich relativ sicher fühlt nicht wieder zu trinken zu brauchen. Das zeigt zumindest eine gewisse Stabilität.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut

    Ich spreche hier nicht von „einem trockenen Alkoholiker“ sondern von mir.

    Wenn auch meine Ansichten und mein Weg für Dich Mumpitz darstellen, ist es für

    mich eine Erfolgsgeschichte.

    Ich hatte nie einen Rückfall. Wieviele hattest Du ?

    Lg

    der Poster

  • Hallo Poster,
    wieso fühlst du dich da denn angesprochen?

    Zitat

    Ich spreche hier nicht von „einem trockenen Alkoholiker“ sondern von mir.

    Was bist du dann? Trinken tust du nicht und betonst immer wieder kein Alkoholiker zu sein. Also kannst du schon mal nicht trocken sein, da es diesen Begriff nur als Alkoholiker gibt und kannst also auch nie einen Rückfall erleiden. Den gibt es eben nur unter Suchtkranken.

    Wer als Alkoholiker die Anzahl der Rückfälle von Anderen für sich wertet stellt sich einem Wettbewerb.Den jedoch eine Krankheit aus ausschließt. Alkoholismus ist eben eine Krankheit. Würdest du den selben Maßstab eines „Rückfalles“ auch bei Krebs Kranken anwenden?

    Es ist doch toll das du nicht mehr trinken musst und denkst alles soweit im Griff zu haben. Passt doch alles für dich. Ich bin 11 Jahren trocken

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut

    Stimmt ich bin nicht trocken, ich trinke keinen Alkohol mehr. Ich bin auch kein Alkoholiker mehr, ich

    bin Antialkoholiker( Einer der Alkohol verabscheut ).

    Einen Rückfall könnte ich schon erleiden, wenn ich erneut zum Glas langen würde. Das schließe ich allerdings

    aus, solange ich bei klarem Verstand bin.

    Ich veranstalte auch keine Wettbewerbe wer die meisten Rückfälle hatte, sondern zeige auf warum ich meiner

    Sache so sicher bin.

    Ein Rückfall erfordert ja aktives Handeln im Gegensatz zum Wiederausbruch einer ( Krebs ) Krankheit.

    Die Alkoholkrankheit wird ja nur für nasse Alkoholiker anerkannt. Ein trockener Alkoholiker hat ja arbeitsrechtlich

    und auch versicherungstechnisch keine Ansprüche.

    Wie unsinnig es ist mit diesen Begrifflichkeiten zu hantieren und sich daran zu orientieren zeigt auch der Umgang

    mit einer anderen Sucht, dem Rauchen.

    Ich rauche seit mehr als 10 Jahren nicht mehr. Bin ich jetzt kalter Nikotiniker ?

    Auch hier könnte ein Rückfall nur aufgrund aktiven Handelns geschehen. Ich müsste mir eine Zigarette anzünden

    und wäre in kurzer Zeit wieder Kettenraucher.

    Auch dies schließe ich zu 100 % aus.

    Lg

    der Poster

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