Meine Frau will sich trennen

  • Hallo!

    Meine Frau hatte kurz nach ihrem 1-jährigen wieder 2 Rückfälle.
    Seitdem behauptet sie, sie wäre nicht mehr glücklich bzw. hätte immer nur so getan, als sei sie glücklich gewesen und weiß nicht, ob sie die Beziehung noch möchte, da sie sich an unserem Wohnort nicht mehr wohlfühlt und geren wieder zurück in die USA möchte (wir leben in Südspanien, hatten uns auch hier kennen gelernt, sie ist also nicht für mich umgezogen). Das alles kam, nachdem sie vor 4 Wochen für ein paar Tage zu Besuch bei ihrer Mutter und Schwester in den USA war und auch dort ihr 1-jähriges hatte.

    Ich wusste nach knapp 3 Monaten, dass sie ein Alkohol-Problem hat, dachte aber immer, dass in den Griff zu bekommen.
    Jetzt sind wir seit 6 Jahren zusammen, 2 davon verheiratet und nach 1 Jahr "trocken" sagt sie: "unsere Beziehung ist kaputt, sie hatte auf Alkohol aufgebaut, das war nicht ich". Auf der anderen Seite sagt sie, sie liebt mich.

    Jetzt fliegt sie diesen Sonntag wieder für 10 Tage in die USA, da sie jetzt Unterstützung ihres Vaters braucht.

    Ich bekomme immer zu hören, wie scheiße ich doch bin, weil ich sie "kontrolliere" und ihr nicht vertraue.
    Das Vetrauen ist so ne Sache, da sie mich ständig angelogen hatte, wenn sie gesoffen hatte.

    Kontrollieren: Ich würde sagen, ich hatte "kontrolliert", und zwar in ihrer aktiven Phase, ob nicht irgendwo Alkohol im Haus war.
    Was sie aber als "kontrollieren" bezeichnet, ist meine verzweifelte Suche nach Liebe! Sie ist sehr kalt. Kuscheln oder sonstige Zärtlichkeiten kommen sehr selten von ihr. Sie sagt, wenn ich das brauche, muss ich es mir halt "holen". Wenn ich sie dann z.B. in den Arm nehme, tickt sie aus, wenn es mehr als 10 Sekunden sind.

    Will ich ihr mehr als 1 Kuß am Abend geben (z.B. "Gute Nacht"), kommt: "du hast doch schon nen Kuß bekommen".

    Ok, das geht jetzt wohl am Thema vorbei und gehört wohl eher in ein Forum mit Beziehungsproblemen, sorry ...

    Fakt ist:

    Ich habe über 5 Jahre mit ihr und ihrem Alkoholismus zusammen gelebt und ihr immer 100% zur Seite gestanden und auch die Entziehungskur finanziell zu einem großen Teil unterstützt. Jetzt, nachdem sie wohl gemerkt hatte, dass sie evtl. clean bleiben könnte, brauch sie mich nicht mehr.

    Sie sieht mich und meine Tochter (9 Jahre, nicht ihr Kind) als "Trigger" für eventuell Rückfälle, sprich: wir sind schuld. Und da sie nicht mehr rückfällig werden will, muss sie sich von uns trennen.

    Ich weiß nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll!

    Ich weiß auch nicht, wie meine Tochter mit der Situation umgehen wird. Noch weiß sie nichts davon...

    Danke für's zuhören (lesen),
    Stefan

  • Hallo Stefan,

    ihr seit weder schuld an den Rückfällen, noch daran, das sie getrunken hat.
    Das erst einmal Punkt 1, es ist sehr wichtig, das du dir dessen bewußt bist, und es auch an das Kind weitergeben kannst.

    Punkt 2 ist, das sich der Alkoholiker verändert, wenn er trocken wird. Ich erlebe es gerade selbst, und es ist nicht einfach.
    Vieles muß da neu gelernt werden, sowohl vom Alkoholiker als auch vom CO.

    Zitat

    Das Vetrauen ist so ne Sache, da sie mich ständig angelogen hatte, wenn sie gesoffen hatte.


    das tun nasse Alkoholiker, und ja das Vertrauen ist dahin, und es dauert lange, bis es wieder aufgebaut wird.
    Darüber sollten aber beide ins Gespräch kommen.

    Zitat

    ist meine verzweifelte Suche nach Liebe! Sie ist sehr kalt.


    sorry, aber das klingt für mich schon einengend und klammernd nur beim Lesen.
    Ich weiß von meinem xy, der ein knappes Jahr trocken ist, das da erst einmal nicht viel Raum für anderes da du sein scheint.
    Es geht erst einmal nur um die Trockenheit, daraus kann alles erfolgen, eben auch eine Trennung.
    Ich glaube nicht, das aus den Jahren, die wir an der Seite des nassen Alkoholikers ausgeharrt und ausgehalten haben, einen Anspruch darauf entwickeln können, das der andere bei uns bleibt.
    Die Karten werden völlig neu gemischt, denn wir haben jetzt einen Menschen vor uns, der sein Leben wieder in die Hand nehmen will.
    Es ist sicherlich für den CO auch eine große Umstellung und auch er muß in solche Veränderungen hineinwachsen.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Morgenrot!

    Vielen Dank für Deine Antwort!

    Wahrscheinlich hast Du recht mit dem Klammern, das habe ich so noch gar nicht gesehen.

    Ich werde wohl weiterhin erstmal "zurückstecken" und ihr die Zeit geben, die sie braucht, auch wenn das mit Sicherheit nicht leicht wird...

    Wir hatten gestern unsere erste Sitzung in der Eheberatung. Meine Frau sagte am Ende, sie ist bereit, an unserer Beziehung zu arbeiten.

    Jetzt ist sie im Flieger Richtung USA und ist in 13 Tagen zurück.

    Stefan

  • Hallo Stefan,

    erst mal begrüße ich dich herzlich in unserer Online-SHG!

    Zitat

    Ich werde wohl weiterhin erstmal "zurückstecken" und ihr die Zeit geben, die sie braucht, auch wenn das mit Sicherheit nicht leicht wird...

    Du musst gar nicht zurück stecken! Denn so, wie sie sich verändert, verändern wird, so kannst du das auch! Du musst doch nicht darauf warten, was passiert und was sie nun macht. Auch du darfst machen.

    Du darfst zum Beispiel Dinge entdecken, die dir Spaß machen, die dir Entspannung bringen und so. Und zwar ohne sie! Sie darf ja ein Teil deines Lebens sein aber nicht der einzige Mittelpunkt. Ein Mensch ist eine Bereicherung für mich aber er gehört mir nicht, mal ganz grob gesagt.

    In einer Partnerschaft leben 2 Menschen, 2 verschiedene und eigenständige Menschen. Und sie haben verschiedene und eigenständige Gedanken. Und Wünsche und Lebensvorstellungen. Es ist eine unheimlich schöne Bereicherung, wenn diese 2 Menschen in der Mitte eine Ebene finden, auf der beide glücklich zusammen sind. Aber es gibt neben dieser Ebene noch viele verschiedene, für jeden einzeln.

    Zum Beispiel ist es bei meinem Mann und mir so, dass er es liebt, regelmäßig in die Sauna zu gehen. Und ich kann dem so gar nichts abgewinnen. Also geht er alleine. Er kann meine Musik nicht leiden und ich seine nicht. Er liest sehr viele Bücher politischen Inhalts, ich liebe Belletristik. Ich gucke gerne amerikanische Liebesschnulzen, da könnte er sich schütteln... Letztens war er zur Hochzeit seiner Nichte eingeladen, in einem anderen Bundesland, da ist er alleine hingefahren. Weil ich da nicht hin wollte. Ich treffe mich gerne mit meinen Freundinnen, mache Kaffeeklatsch, stricke und häkel und noch vieles mehr. Ich habe meine Dinge, er seine.

    Und doch haben wir eine gemeinsame Ebene. Eine große Ebene. Auf der wir uns treffen, uns lieben und gemeinsam Dinge machen. Das alles geht.

    Du musst also nichts zurück stecken! Im Gegenteil, du darfst leben! Und vielleicht wirst du gerade interessant für sie, wenn du vielfältig bist? Von deinen Dingen erzählen kannst? Wenn ihr aufeinander trefft und euch wieder findet?

    Viele Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Stefan!
    Ich habe mir deine Geschichte durchgelesen, und wurde berührt bei den Sätzen wie "dass sie kalt ist, nicht kuscheln möchte, ein Kuss reicht...."
    Das ist vielleicht auch eine Charaktereigenschaft, die der Mensch entwickelt, anerzogen bekommt...
    Mein Mann kann auch nicht kuscheln. Mit oder ohne Alkohol. Alles , was er in seiner trockenen Zeit versucht hatte - es war ein Versuch! Nicht echt. Er hatte in seiner Kindheit kaum oder nur sehr wenige Zärtlichkeiten erhalten. Kannte es auch nicht, länger Händchen zu halten als unbedingt nötig. Es ging in unseren ganzen Ehejahren fast immer - nur von mir aus.
    Ein Grund mehr, dass wir uns immer mehr voneinander entfernten.
    Ich möchte dir nicht die Hoffnung nehmen, dass deine Frau eine andere ist. Aber wie Aurora schreibt: Versuche DEIN Leben zu verändern!!! Suche dir einen neuen Weg. Auch wenn es dir anfangs schwer fällt, auch nur einen Schritt in eine andere Richtung zu gehen - es wird dir guttun!
    Praktisch könnte es so aussehen, dass du eine Beratung vor Ort suchst, Gleichgesinnte, mit denen du dich treffen kannst.... Neue Leute kennenlernen heißt, neue Ideen finden, andere Situationen hören, erleben.... oder einfach nur : Ich bin nicht alleine mit meinem Problem. Zuspruch und Hilfe finden.
    Schön, dass du hierher gefunden hast! Das war schon DEIN erster Schritt für dich!
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Aurora, hallo Gotti!

    Vielen Dank für eure aufbauenden Worte!!!

    Ich werde mit Sicherheit, und zwar gleich heute, aufzustehen und MEIN Leben wieder in die Hand nehmen.
    Der Zeitpunkt ist gut, da meine Frau gerade in den USA ist.

    Nochmals vielen Dank!!!!

    Liebe Grüße,
    Stefan

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