Ich will was ändern

  • Hallo zusammen, Ich hab ja meine Geschichte schon im Vorstellungsbereich beschrieben.....
    Es ist so schwer sich richtig und konsequent zu verhalten als Ehefrau eines Abhängigen.....Nachdem er nun ja die Entgiftung nach einem halben Tag abgebrochen hat leben wir als WG zusammen so gut es geht. Ich merke aber dass er auch wirklich was ändern will. Er will anfangen wieder schwimmen zu gehen, geht mal wieder mit dem Hund raus und sagt er will unter der Woche keinen Wein mehr trinken weil der ihn so runterhaut, nur noch Bier und weniger. Seine Tabletten Doxepin will er zur Not nehmen.....ist aber dazu noch nicht bereit. Ob er irgendwann einsieht dass er nicht um eine Entgiftung herum kommt?
    Was kann ich noch tun? Ausser für mich selber Sorgen.
    Lg von Tini

  • Hallo und willkommen Tini,

    er hat die Entgiftung nach so kurzer Zeit abgebrochen... das heißt, der Alkohol ist noch in ihm oder er macht gerade einen kalten Entzug.

    Zitat

    er will unter der Woche keinen Wein mehr trinken weil der ihn so runterhaut, nur noch Bier und weniger.

    Er will nicht trocken werden! Denn ob Bier oder Wein oder sonst was, Alkohol ist Alkohol! Auch wenn auf der Bierflasche weniger Promille drauf steht, im Endeffekt ist es das gleiche. Und was meinst du mit "seinen Tabletten"?

    Zitat

    Was kann ich noch tun? Ausser für mich selber Sorgen.

    Ganz ehrlich... nichts weiter...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Tini,
    mir gefällt dein Benutzername, erinnert mich an eine nahestehende Person :)
    Willkommen!


    Es ist so schwer sich richtig und konsequent zu verhalten als Ehefrau eines Abhängigen....


    Das stimmt, und nicht nur für Ehefrauen, sondern alle Angehörigen. Es ist schwierig und langwierig, jedoch essentiell.

    Zitat

    Ich merke aber dass er auch wirklich was ändern will. Er will anfangen wieder schwimmen zu gehen, geht mal wieder mit dem Hund raus und sagt er will unter der Woche keinen Wein mehr trinken weil der ihn so runterhaut, nur noch Bier und weniger.


    Gut für ihn, das wird aber nicht das Problem lösen. Mein Bruder, der Alkoholiker ist, macht regelmäßig Sport. Saufen tut er trotzdem.
    Dein Mann will was ändern, aber ist nicht gewillt aufzuhören. Aber das ist die Veränderung, die die einzige Chance auf einen positiven Ausgang hat.
    Und ich schließe mich Aurora an: Die Alkoholsorte ist vollkommen irrelevant.

    Zitat

    Ob er irgendwann einsieht dass er nicht um eine Entgiftung herum kommt?


    Das sind natürlich die Fragen, die niemals beantwortet werden können, bevor es nicht passiert. Es ist wichtig unabhängig davon handeln zu können.


    Was kann ich noch tun? Ausser für mich selber Sorgen.

    Ganz ehrlich... nichts weiter...


    [/quote]
    Ich denke, du kannst doch weiteres tun.
    Mir hat es geholfen, (räumlichen) Abstand zu gewinnen, in Therapie zu gehen, mich viel über Alkoholismus, Co-Abhängigkeit usw. zu informieren, über Fachliteratur und Gespräche mit Suchtexperten und Betroffenen.
    Gerade durch das Lesen kann ich gut eine größere Distanz gewinnen und einen nüchternen Blickwinkel bekommen. Vielleicht hilft dir das auch.

    Ich würde eigentlich das ruhige Gespräch mit deinem Mann suchen, aber versuchen nicht anzuklagen oder Dinge zu sagen, die man nicht halten kann. Wenn aber nicht einmal der Wille zum Aufhören da ist (er will ja nur die Menge reduzieren, also will er trinken), kannst du nicht wirklich was machen.
    Es ist sehr verständlich, dass es dir nach dieser langen Ehe schwer fällt, dich zu lösen und dass es dich belastet. Sowas ist nicht einfach.
    Wie geht es deiner Tochter mit dem Ganzen, wie sieht sie das? Weiß sie, von den Änderungsvorhaben deines Mannes und deinem Frust?

    Alles Liebe,
    sorra

  • Hallo Aurora und sorra,
    Es tut gut Antworten und nette Worte zu bekommen. Ich bin froh dass ich dieses Forum gefunden habe.
    Ja es ist ist wirklich schwer nach so vielen Jahren....Ich überlege ernsthaft eine schöne Wohnung zu finden für mich und Tochter. Das müsste ja auch nicht für immer sein.....einfach Abstand gewinnen und sehen was passiert. Das Problem ist wirklich unsere Tochter für die das furchtbar wäre. Sie liebt ihr Zimmer, wir haben erst letztes Jahr den Dachboden für sie ausgebaut. Sie liebt auch den Papa, unser Haus, Garten und Hund. Auch wäre sie abends oft allein weil ich oft abends arbeiten muss.
    Heute hat mein Mann nur drei Bier getrunken weil er krank ist......Schmerzen in der Schulter, starke Schmerzmittel genommen.
    Früher hat er Doxepin genommen gegen Ängste. Jetzt trinkt er die Ängste weg. Er hat aber auch schon mal eine Zeit lang wieder Doxepin genommen und dann darf er keinen Wein trinken. Die Hausärztin hat ihm das auch verschrieben als er das mit der Sucht erzählt hat und dass er davon loskommen will. Das ist aber schon 1 Jahr her und er hat es noch nie genommen seitdem.
    Liebe Grüsse von Tini

  • Hallo Tini,

    herzlich willkommen im Forum. Auch wenn es vielleicht weh tut, ich hab nicht den Eindruck, dass Dein Mann trocken werden will. Ich denke, es gibt da nur ein schwarz oder weiß. Trinken oder nicht trinken wie schwanger oder nicht schwanger - ein bisschen geht nicht.
    Ich war vor sechs Jahren in einer ähnlichen Situation und bin ausgezogen, weil ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste. Mir war egal, ob die 20 Jahre Ehe den Bach runter gehen oder nicht, ich musste nur noch weg. Allein konnte ich zur Ruhe kommen. Mein Kind (damals schon aus dem Haus, hat mich im Nachhinein gefragt, warum ich nicht schon früher mit ihm ausgezogen bin - autsch). Mein Mann hat dann aber beschlossen ohne Alk zu leben und so sind wir wieder zusammen (auch kein einfacher Weg). Das Verhältnis zu unserem Kind ist besser, aber da sind noch sehr viele Risse, die nur langsam mit der Zeit gekittet werden können - hoffentlich.
    Es sollte in Deinem Leben erst mal um Dich und dein Kind gehen. Das heißt, wie stellst Du Dir ein zufriedenes Leben vor? Kannst Du das so wie es jetzt ist, verwirklichen? Was kannst Du tun, damit es dir besser geht? Dein Mann ist erwachsen und trifft seine Entscheidungen für sein Leben. Das war schwer für mich zu verstehen, dass er sein Leben auch versaufen darf, aber als diese Erkenntnis vom Kopf zum Herzen durchgewandert war, ging es mir besser.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld für Deinen Weg
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Vielen Dank an lütte!
    Ich habe meine Entscheidung jetzt getroffen und es geht mir besser damit auch wenn es hart ist. Ich kann mit meinem Mann inzwischen vernünftig darüber reden dass ich mir eine Wohnung suche. Er meint auch das ist das beste wenn wir uns -- zumindest erstmal- in aller Freundschaft trennen. Was dann ist Wissen wir ja nicht. Auf jeden Fall muss ich nicht mehr jeden Tag zusehen wie er sich kaputtmacht. Allerdings tut mir unsere Tochter so leid.....Es steht mir bevor mit ihr ernsthaft darüber zu reden.
    Der nächste Schritt ist nun eine schöne Wohnung zu finden.....bitte haltet mir alle die Daumen. Es ist ein spannender Schritt jetzt den ich zu gehen wage und der Kraft kostet.
    Lg an alle

  • Sehr gute Entscheidung, Tini! Dazu wünsche ich dir ganz viel Kraft und Mut, den Weg zu gehen! Lasse dich nicht von irgendwelchen Ausreden ( z.B. auch von der Tochter ) abhalten. Sie wird dich irgendwann verstehen, wenn sie dich liebt, und dein Leiden sieht. Es ist schwer Luxus aufzugeben, aber den "Luxus" vom Frieden im Haus kann nichts toppen!!!! Ich spreche aus eigener Erfahrung, und ich habe sehr sehr viel aufgegeben, und sogar meinen Eltern ihr Haus genommen. Aber mein alter Vater wünschte sich nur, "dass du wieder gesund wirst". Er ist letztes Jahr im Seniorenheim verstorben, und ich bin ihm so dankbar, dass er mich bis zuletzt so geliebt hat.
    Alles Gute für dich und deine Tochter!!!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo,
    Ich bin nun wieder vollkommen verzweifelt und sehe überhaupt keine Lösung mehr.
    Gestern habe ich mit meiner Tochter geredet. Sie will auf keinen Fall hier weg. Und ich gehe nicht ohne sie. Sie ist aber auch verzweifelt und versteht mich. Sie will dass Papa auszieht oder eine Therapie macht.
    Heute hat meine Mann wieder gekocht und Küche gemacht und wollte einen auf Friede Freude Eier Kuchen machen.....hatte die Wein Flasche schon beim Kopf. Ich bin fast geplatzt. Wir hatten einen hässlichen Streit. Er zieht immer alles irgendwie ins Witzige.....das regt mich mega auf. Wie gesagt, ich seh im Moment keinen Ausweg.
    Hat jemand eine Idee....??

  • Hallo Tini,

    wie alt ist Deine Tochter? Manchmal müssen wir als Mütter für unsere Kinder eine Entscheidung treffen, die sie nicht mögen. Ich denke, der Schaden, den ein Umzug bei ihr "anrichten" würde, wäre nicht so gravierend wie das Leben mit einem alkoholabhängigen Vater. Wäre dein Mann bereit auszuziehen?
    Wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Tini,

    Du bist schon einige Zeit in dieser kniffligen Situation.
    Aus diesem Grund würde ich sehr klar überlegen und mir ALLES schriftlich notieren.
    Ich würde nichts überstürzen!

    Was ich dabei aufschreibe, ist einzig und allein für mich bestimmt.
    Aus diesem Grund kann ich alles, aber auch wirklich alles, aufschreiben.
    Ich würde zuerst mit einer absolut ehrlichen Bestandsaufnahme beginnen.
    Folgende Dinge würde ich näher und detaillierte untersuchen:
    Liebe ich meinen Partner noch?
    Mache ich eine große Änderung, solange mein Kind noch zur Schule geht?
    Wie sähe ein optimaler Tag, eine optimale Woche für mich aus?

    Dann - aber wirklich erst dann - würde ich mir verschiedene Handlungsmöglichkeiten aufschreiben.

    In all diese Aktivitäten würde ich meinen Partner nicht einbinden.
    Zuerst bräuchte ich Klarheit für mich und nur für mich.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Überblick
    Correns

  • Hallo ihr.
    Nein mein Mann ist nicht bereit auszuziehen. Leider. Meine Tochter belastet das alles sehr im Moment......eigentlich mehr mein Verhalten als seins. Sie sagt es ist doch im Moment alles gar nicht so schlimm....Er trinkt doch keine zwei Flaschen Wein mehr.......Sie ist 15 übrigens.
    Ich bin nun ja doch entschlossen uns eine Wohnung zu suchen....Sie sagt sie will das nicht.
    Sicher er liegt nicht betrunken unterm Tisch und schlägt niemanden. Er kocht Essen und geht mit dem Hund. Aber wie gesagt Wein ab Mittag und dann mehrere Bier.
    Soll ich einfach noch warten bis die Tochter auszieht? Im Moment leben wir wie eine ganz gut funktionierende WG.Aber glücklich bin ich nicht. Aber ich muss ja auch an sie denken.
    Was meint ihr?
    Lg Tini

  • Hallo Tini,

    Lütte hat es im Prinzip schon gesagt. Du als Mutter musst die Entscheidung treffen und zwar was das Beste für alle ist und nicht was deine Tochter glaubt zu wollen.
    Sie ist ein Kind. Das soll ihre Sicht und Gefühle nicht entwerten, jedoch ist sie nicht imstande die Dinge in dem Fall klar zu sehen bzw. will es nicht wahrhaben (zB. Wenn ihr das Zimmer wichtiger ist als der Friede, bzw. wenn sie die Trinkerei hinunterspielt) Jugendlichen fällt es oft schwer die Dinge distanzierter zu betrachten und nüchtern zu betrachten.
    Es klingt als würde sie den Ausmaß der Probleme nicht realisieren oder wahrhaben wollen bzw. keine Trennung wollen.
    Es ist natürlich, dass eure Trennung sie schwer belastet. Vielleicht kannst du für sie eine Unterstützung in Form einer Therapie oder ähnliches suchen.

    Ich würde mit ihr reden und erklären, dass es dir leid tut, dass die Situation nun so ist und es schwer für sie ist, jedoch im Moment die einzige Lösung darstellt. Und ihr muss auch klarwerden, dass diese Veränderung Umbrüche mit sich bringt, jedoch nicht heißt, dass sie ultimativ von ihrem Vater, Hund und Haus getrennt sein wird. Sie kann zu allen weiterhin die Beziehungerhalten, ihren Vater treffen und besuchen, mit dem Hund gehen, ihr Dachbodenzimmer benutzen wenn sie dort ist, übers Wochenende zum Beispiel oder ähnliches.

    Ihr seid keine WG, so zu tun ist illusionär und führt letztendlich zu nichts. Du kannst nicht mit deinem Mann weiter zusammen wohnen, nur weil deine Tochter es so möchte.
    Vielleicht hasst sie dich für den Umzug, daran solltest du nicht dein Handeln festmachen. Und auch wenn sie jetzt wütend sein wird und dir die Schuld gibt, das heißt nicht, dass das auf ewig so sein wird uns sie es nicht später anders sehen wird. Steig nicht auf die Dramatisierung deiner Tochter mit auf.

    Es ist deine Aufgabe als erwachsene Frau und Mutter verantwortungsbewusst zu handeln. Du weißt was das richtige ist. Lass dich nicht beirren.

    Alles Liebe,
    Sorra

  • Hallo sorra.
    Du hast im Prinzip natürlich Recht. Wichtig ist aber für mich erstmal dass ich eine INNERE DISTANZ gewinne! Ich glaube das ist noch wichtiger als die Wohnung.
    Es geht mir eigentlich ganz gut mit der Entscheidung erstmal noch abzuwarten. Als ich das meiner Tochter sagte fiel ihr richtig eine Last von der Seele. Sie hat jetzt viel mit der Schule zu tun und soll erstmal einen guten ESA Abschluss schaffen.
    Danke auch an Correns. Und ja, ich liebe meinen Mann noch.
    Aufgeschoben ist nicht aufgehoben......Es hat sich trotzdem in mir immens etwas verändert. Das merkt mein Mann auch.
    Lg von Tini

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