Beiträge von sorra

    Hallo PapaMUC,

    deine Geschichte ist erstaunlich und ich freue mich für dich und deine Kinder, dass es ein gutes Ende genommen hat. Ich hoffe auch für deine Ex-Frau, dass sie einen Weg findet, der ihr längerfristig hilft.

    Leider sind die Geschlechterrollen bezüglich Erziehungsrechten und - pflichten sehr einseitig und rigide aufgeteilt, was sich negativ für alle Seiten äußert.
    Leider werden diese Strukturen bewusst und unbewusst von verschiedenen Instanzen unterstützt, wie von Psychiatern oder auch in der Judikative. Der automatische Zuspruch der Erziehung zur Mutter ist als solcher zu hinterfragen und es ist gut, dass es dann die Entscheidung doch umgeändert worden ist (auch wenn leider viel zu spät).

    Als jemand, der selber keine gute Beziehung zum eigenen Vater hat und auch einen Freundes- und Bekanntenkreis, in dem der Vater überwiegend seine Rolle nicht akzeptiert hat, nicht vorhanden, desinteressiert oder gewalttätig war, ist es umso schöner und wertvoller immer wieder zu erfahren, dass es sehr wohl Männer gibt, die sich um ihre Kinder und ihr Wohl engagieren.

    Danke für deinen Beitrag!
    Ich wünsche dir alles Beste,
    sorra

    Hallo Mira,

    ich denke, ich verstehe dich jetzt besser.


    Das Buch hatte ich übrigens mal. Das macht mich schon beim lesen aggressiv.


    Hahaha, ok verstehe.


    Ich gehe nochmal tief in mich und werde überlegen wie sich dieses Zeitproblem managen lässt. Seine Therapeutin (war letzte Woche mit da ) meinte übrigens auch : es ist zuviel ! Er will die Therapie auf Biegen und Brechen an einem Stück durchziehen. Ich wäre dafür lieber nur 2 mal die Woche zu machen und dafür länger. Aber davon will er nichts wissen.


    Ja tu das, irgendwo lässt sich bestimmt Zeit frei machen.
    Aus welchen Gründen will er die Therapie in einem Stück durchziehen, weißt du das?
    Ist es die fehlende Aufmerksamkeit, die dich stört oder macht es dich auch vielleicht nervös, dass er dir "entgleitet" bzw. du gefühlt weniger Kontrolle über ihn hast,als früher wo er abends zuhause (betrunken) rumgehockt ist? Vielleicht kannst du das etwas genauer beschreiben?

    Alles Liebe.
    sorra

    Hallo Mira,

    ich kann deinen Frust gut verstehen. Du fühlst dich verletzt und links liegen gelassen. Das würde ich in deiner Situation auch so fühlen.


    Normalerweise ist jammern gar nicht so meins: ich hin die powerfrau die immer alles schafft, die immer ne Lösung findet, die immer gute Laune hat. Aber langsam brodelt es einfach so in mir....


    Frustiert zu sein und das kommunizieren zu wollen, ist gar nichts schlechtes oder ungewöhnliches. Immer gute Laune zu haben ist sowieso unmöglich (und auch irgendwie suspekt).

    Zum Zeitproblem kann ich nichts hinzufügen, außer nocheinmal zu betonen, dass es eine Prioritätenfrage ist. Was du abgeben kannst und was nicht, musst du selbst entscheiden.
    Aber es scheint auf der Hand zu liegen, dass irgendein Aspekt abgegeben oder der Aufwand dafür gekürzt werden muss.
    Sonst wirst du weiter frustriert sein, dein Mann sich weiter entfernen, und ihr werdet gar nicht die Zeit aufbringen um zu versuchen eine qualitative Zeit miteinander zu verbringen.

    Es ist verständlich, dass du überfordert bist, aber dein Mann kann nicht als Ventil dafür herhalten, vorallem jetzt nicht, wo er selbst nicht sehr belastbar ist.
    Natürlich entfernt er sich dann zusätzlich, er bekommt signalisiert, dass Zeit mit dir, Stress für ihn bedeutet.
    Das heißt nicht,dass du alles runterschlucken sollst!
    Du brauchst ein anderes Ventil wie schreiben oder Sport oder was dir Spaß macht.
    Bzw. ist es wichtig, dass du deinen Frust und deine Gefühle mit deinem Partner kommunizieren und teilen kannst, ohne sie ihm an den Kopf zu werfen.
    Auch wenn sein Verhalten verletzend für dich ist und das legitim ist so zu fühlen ist, denke ich nicht, dass es seine Intention ist dir mutwillig weh zu tun. Oder dass es ihm egal ist, wie es dir geht..
    Er ist nicht dein Feind, du musst ihn nicht angreifen oder dich vor ihm verteidigen.

    - Kennst du die Gewaltfreie Kommunikation Marshall B. Rosenberg? Auf Youtube gibt es einpaar Videos diesbezüglich, aber auch sonst findet man hilfreiche Seiten darüber, wo man lernen kann, Probleme und Konflikte so auszudrücken, dass es zu einer Lösung kommt und nicht zum Streit. Vielleicht hilft es dir.

    - Es gibt noch eine Methode, die Nähe schaffen kann und die Bindung stärkt. Dafür braucht ihr 1 Stunde Zeit, besser wären 1 1/2 bis 2. Es ähnelt ein wenig AA Kommunikationsweisen.
    Jeder darf für 25-30 min. reden.
    Die Regeln:
    - der/die andere darf nichts sagen. Er/sie darf nur zuhören.
    - wie auch nichts anderes machen (also Bildschirme und andere starke Ablenkungen sind verboten)
    - Die Person die spricht, darf nur über sich sprechen und was sie beschäftigt. Es ist wie ein Monolog oder ein Audiotagebuch.
    - Keine Unterstellungen, Beschimpfungen und Vorwürfe (verständlicherweise), man soll immer bei sich bleiben.

    Danach ist der/die Andere daran und wenn man danach noch Zeit hat, kann man eine halbe Stunde - Stunde dürfen beide über die Themen die angesprochen wurden sich austauschen.
    Es mag anfangs etwas gekünstelt oder erzwungen oder auch lachhaft wirken, aber haben therapeutische und psychologisch durchdachte Grundlagen und wenn ihr es einfach einmal probiert, spürt ihr wahrscheinlich die positiven Effekte. Vorallem wenn ihr es schafft es regelmäßig zu machen, einmal in zwei Wochen, oder auch nur einmal im Monat.

    Ich weiß, dass diese Sachen alle leichter gesagt, als getan sind. Mir fällt es auch nicht leicht, vorallem, dass man bei sich bleibt und dem Gegenüber keine Vorwürfe macht.
    Vielleicht helfen dir die Tipps.

    Ich wünsche dir alles Gute,
    sorra

    Hallo Tini,

    Lütte hat es im Prinzip schon gesagt. Du als Mutter musst die Entscheidung treffen und zwar was das Beste für alle ist und nicht was deine Tochter glaubt zu wollen.
    Sie ist ein Kind. Das soll ihre Sicht und Gefühle nicht entwerten, jedoch ist sie nicht imstande die Dinge in dem Fall klar zu sehen bzw. will es nicht wahrhaben (zB. Wenn ihr das Zimmer wichtiger ist als der Friede, bzw. wenn sie die Trinkerei hinunterspielt) Jugendlichen fällt es oft schwer die Dinge distanzierter zu betrachten und nüchtern zu betrachten.
    Es klingt als würde sie den Ausmaß der Probleme nicht realisieren oder wahrhaben wollen bzw. keine Trennung wollen.
    Es ist natürlich, dass eure Trennung sie schwer belastet. Vielleicht kannst du für sie eine Unterstützung in Form einer Therapie oder ähnliches suchen.

    Ich würde mit ihr reden und erklären, dass es dir leid tut, dass die Situation nun so ist und es schwer für sie ist, jedoch im Moment die einzige Lösung darstellt. Und ihr muss auch klarwerden, dass diese Veränderung Umbrüche mit sich bringt, jedoch nicht heißt, dass sie ultimativ von ihrem Vater, Hund und Haus getrennt sein wird. Sie kann zu allen weiterhin die Beziehungerhalten, ihren Vater treffen und besuchen, mit dem Hund gehen, ihr Dachbodenzimmer benutzen wenn sie dort ist, übers Wochenende zum Beispiel oder ähnliches.

    Ihr seid keine WG, so zu tun ist illusionär und führt letztendlich zu nichts. Du kannst nicht mit deinem Mann weiter zusammen wohnen, nur weil deine Tochter es so möchte.
    Vielleicht hasst sie dich für den Umzug, daran solltest du nicht dein Handeln festmachen. Und auch wenn sie jetzt wütend sein wird und dir die Schuld gibt, das heißt nicht, dass das auf ewig so sein wird uns sie es nicht später anders sehen wird. Steig nicht auf die Dramatisierung deiner Tochter mit auf.

    Es ist deine Aufgabe als erwachsene Frau und Mutter verantwortungsbewusst zu handeln. Du weißt was das richtige ist. Lass dich nicht beirren.

    Alles Liebe,
    Sorra

    Hallo Tini,
    mir gefällt dein Benutzername, erinnert mich an eine nahestehende Person :)
    Willkommen!


    Es ist so schwer sich richtig und konsequent zu verhalten als Ehefrau eines Abhängigen....


    Das stimmt, und nicht nur für Ehefrauen, sondern alle Angehörigen. Es ist schwierig und langwierig, jedoch essentiell.

    Zitat

    Ich merke aber dass er auch wirklich was ändern will. Er will anfangen wieder schwimmen zu gehen, geht mal wieder mit dem Hund raus und sagt er will unter der Woche keinen Wein mehr trinken weil der ihn so runterhaut, nur noch Bier und weniger.


    Gut für ihn, das wird aber nicht das Problem lösen. Mein Bruder, der Alkoholiker ist, macht regelmäßig Sport. Saufen tut er trotzdem.
    Dein Mann will was ändern, aber ist nicht gewillt aufzuhören. Aber das ist die Veränderung, die die einzige Chance auf einen positiven Ausgang hat.
    Und ich schließe mich Aurora an: Die Alkoholsorte ist vollkommen irrelevant.

    Zitat

    Ob er irgendwann einsieht dass er nicht um eine Entgiftung herum kommt?


    Das sind natürlich die Fragen, die niemals beantwortet werden können, bevor es nicht passiert. Es ist wichtig unabhängig davon handeln zu können.


    Was kann ich noch tun? Ausser für mich selber Sorgen.

    Ganz ehrlich... nichts weiter...


    [/quote]
    Ich denke, du kannst doch weiteres tun.
    Mir hat es geholfen, (räumlichen) Abstand zu gewinnen, in Therapie zu gehen, mich viel über Alkoholismus, Co-Abhängigkeit usw. zu informieren, über Fachliteratur und Gespräche mit Suchtexperten und Betroffenen.
    Gerade durch das Lesen kann ich gut eine größere Distanz gewinnen und einen nüchternen Blickwinkel bekommen. Vielleicht hilft dir das auch.

    Ich würde eigentlich das ruhige Gespräch mit deinem Mann suchen, aber versuchen nicht anzuklagen oder Dinge zu sagen, die man nicht halten kann. Wenn aber nicht einmal der Wille zum Aufhören da ist (er will ja nur die Menge reduzieren, also will er trinken), kannst du nicht wirklich was machen.
    Es ist sehr verständlich, dass es dir nach dieser langen Ehe schwer fällt, dich zu lösen und dass es dich belastet. Sowas ist nicht einfach.
    Wie geht es deiner Tochter mit dem Ganzen, wie sieht sie das? Weiß sie, von den Änderungsvorhaben deines Mannes und deinem Frust?

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Hull,

    nach längerer Überlegung ist der Ausdruck "Alkoholkrankheit" vielleicht doch nicht die treffendste Beschreibung. Sucht wäre vielleicht angebrachter? Da ich mich nicht so tiefgreifend mit dem Thema beschäftigt habe, wie andere hier, wähle ich etwas unüberlegte Begriffe und ich merke, dass dies problematisch für Betroffene hier ist.


    Es erscheint mir - je länger ich nüchtern bin - immer sinnloser, eine Ansammlung aller Gründe für die Nüchternheit niederzuschreiben, da letztlich nur der Wille gezählt hat.


    Ist das so? Die einzige Droge die sich bei mir je zur Sucht entwickelt hatte, war die Nikotinsucht bzw. das Rauchen (wenn man Internetnutzung außer Acht lässt). Es ist nicht ganz vergleichbar mit Alkohol, da es keinen sonderlichen Effekt hat, außer dass es wohl etwas stresslösend wirkt und das Hungergefühl dämpft. Ich habe auch aus einem scheinbar banalen Grund aufgehört: Ich wollte schon länger aufhören, habe es aber nicht geschafft. Dann hatte ich eine Erkältung und war angewidert von Zigaretten und habe drei Tage nicht geraucht. Ich wollte mir die "Arbeit" nicht zerstören und habe es seitdem so beibehalten. Jetzt bin ich auch militant in meinem Nichtrauchen und habe ein Unverständnis für Menschen die noch weiterhin rauchen und auch für mein eigenes damaliges Verhalten.
    Ich habe sehr jung zu rauchen begonnen und mir war auch von Anfang an klar, dass es schlecht und süchtigmachend ist (zumal das Rauchen auch nicht mehr gesellschaftlich so verherrlicht wird wie Alkohol) und mein "Wille" war schon früher da. Deshalb kann es eigentlich nicht vollständig am Wille bzw. mentaler Entschlossenheit festgemacht werden, nicht? Ich hatte nicht mehr Wille, als ich aufgehört hatte, als zwei Monate davor. Ich habe nur eine mir gelegene Chance ergriffen.


    Es wird definitiv als Störung angesehen, ich habe hierzu einige Dinge nach meiner Anmeldung ausgeführt, ich denke allerdings nicht, dass wir hier die gleichen Beweggründe haben.


    Welche Beweggründe sind es bei dir Menschen nicht auf Augenhöhe begegnen zu können? Du meinst der Ursprung liegt in deiner Störung?

    Übrigens war mein Satz unwissend dahingeschrieben, mir war nicht klar, dass bei dir eine Störung vorliegt. Ich habe deinen Eröffnungsbeitrag nun nachgelesen.

    Du hast eine recht spezifische Kombination an verschiedenen Ausprägungen. Ich kann mir schwer vorstellen, wie sich das im Alltagserleben äußert (vorallem die Hochsensibilität in Zusammenhang mit der dissoziale Störung). Aber es macht viele deiner Aussagen verstehbarer, wie das mit den Regeln und der Manipulation (obwohl ich mir gleich beim Lesen an eine manipulative Strategie dachte: "gute Idee!" haha :D)

    Ich finde, dass es in so einem Fall wichtig ist, das Suchtverhalten im Bezug auf die Störung zu betrachten. Du hast selbst beschrieben, dass du mit dem Trinken begonnen hast, um eine bewusste Taubheit der Sinne zu schaffen. Alkohol wird oft u.a. als Selbstmedikation benutzt. Ich vermute, dass mein Bruder auch das Rauschmittel deshalb so eingesetzt hat, auch aufgrund gewisser psychischer Probleme, aber andere als du hast. Aber das Ziel war: Taubheit und Eskapismus.

    Danke für deine Anteilnahme.
    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Mario,

    Nein, ich meinte in dem Fall, ein nasser Alkoholiker ist ein schlechter Vater.
    Und von Yvonnes Beschreibungen nach klingt es, als hätte der Mann Probleme Verantwortung für die Kinder zu übernehmen, jenseits von Alkoholismus. Deshalb habe ich das auch geschrieben.
    Aber wahrscheinlich habe zu unklar formuliert.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Yvonne,

    ist es schlimmer mit einem schlechten Vater aufzuwachsen oder ohne?
    Ich würde sagen, ersteres, (da ich das auch bekommen habe).
    Wegen dem Trinken: du kannst wahrscheinlich nur, bei der Kindübergabe, schauen wie er sich verhält und dann einschätzen, ob er betrunken ist, nicht?

    Alles Liebe,
    sorra

    Hi Hull,

    ich danke dir für deine rasche Antwort. Dir zu antworten ist eine wunderbare Gelegenheit, um meine tagtäglichen Verpflichtungen hinauszuschieben!


    Ich sehe Alkoholismus nicht wirklich als spezifische Krankheit, es sind gewisse Charaktereigenschaften, die dazu führen, allgemein anfälliger oder zumindest empfänglicher für Stimulanzien zu sein. Es ist kein Zufall, dass fast alle Alkoholiker rauchen oder aber auch Mischkonsum nachgehen. In der Tat wusste ich im Jugendalter, dass mein Alkoholkonsum schon vom ersten Mal an Missbrauch sein musste, natürlich gab es keine klare Definition von einem Alkoholiker, aber selbst für hemmungslose Jugendverhältnisse, gab es für mich nur Extreme (nicht nur im Alkohol).


    Das mit dem Suchtcharakter mag stimmen, aber ich sehe das Ganze doch als Krankheit, in der eine gewisse Neigung oder Veranlagung vielleicht ein Mitfaktor ist, aber generell darüber hinaus geht.

    Aha, das heißt es war schon früh in deinem Bewusstsein. Und was war dann das Ausschlaggebende für dich, dass du von dieser Erkenntnis heraus zum Handeln übergegangen bist?
    Ich bin mir sicher, dass mein Bruder auch weiß, dass sein Alkoholkonsum nicht normal oder kontrolliert ist. Er sagt selbst, dass er ein Problem hat. Aber er kann trotzdem nicht aufhören oder sich Hilfe suchen.


    Du musst versuchen zu verstehen, dass Regeln nutzlos sind. Im besten Falle mag es zu Beginn so laufen, dass der Betroffene, erst dann, wenn du außer Sichtweite bist, macht was er will. Mit der Zeit wird dies dem Betroffenen zu umständlich und er macht generell alles wieder so, wie er will. Man kann es mit einer Diät vergleichen, die der Betroffene von vornerherein hasst und nur durch äußeren Zwang durchführt. Das sind jene Konstrukte, die einstürzen - einzig die Frage, wann es soweit ist, lässt Interpretationsspielraum.


    Ich verstehe. Vielleicht brauche vielmehr ich die Regeln...
    Das heißt heruntergrebochen habe ich die Option zwischen ihn aushalten oder Kontaktabbruch?



    Für dein Verhalten kann ich dir nichts sagen, ich persönlich habe früher allerdings nur überlegene und hochintelligente Menschen respektiert. Falls der Gegenüber in irgendeiner Form Schwäche gezeigt hat, habe ich seine Ansichten sofort entwertet, da er mir niemals als Vorbild dienen könnte.


    Ach, das kenn ich gut!
    So war ich auch damals. Intellekt und (meine eingeschränkte Definition von) Intelligenz waren für mich das Größte und durch einen hohen IQ war es auch einer der wenigen Bereiche in meinen Leben, in denen ich mich sicher fühlte und stützen konnte.
    Ich denke, das hat aber nichts mit Alkohol zutun. Das ist mehr eine Störung der Persönlichkeit, unabhängig von Alkohol. Bei mir lag es im Kern an einer Unfähigkeit, Menschen auf gleicher Ebene zu begegnen, ich konnte sie immer nur in einem ungleichen (Macht)Verhältnis sehen, indem ich entweder auf sie hinauf- oder herabsah. Es hatte auch viel mit meinem flackernden Selbstbild zutun, teilweise habe ich noch immer Schwierigkeiten damit. Vielleicht hat das bei dir einen ähnlichen Ursprung, da du wie du schreibst, zu Extremen tendierst und deshalb vielleicht schwer auf eine Ebene mit den Menschen sein konntest.

    Wie auch immer, ich finde es immer besonders bereichernd, aus der Sicht von Alkoholikern was lesen zu dürfen, es bringt mir viel Klarheit.
    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Sunny,


    Natürlich ist das Leben manchmal etwas mühsam, und ein Leben nur für sich, ohne Freunde, Familie ist auch trostlos. Was müsste denn passieren, damit Du Dein Leben wieder genießen kannst?

    Als ich deine Frage gelesen habe, habe ich überlegt, welche Umstände anders sein müssten, damit mir mein Leben gefällt. Dann ist mir eingefallen, dass bezüglich einer Studie zu Glück, nur 20% Prozent deines Glücks- bzw. Zufriedenheitsgefühl von äußeren Umständen bestimmt wird. 80% Prozent kommen von deiner innerlichen Einstellung, wie du die Welt siehst.
    Ich habe keine Antwort. Wahrscheinlich müsste sich meine Sicht ändern, damit ich das Leben genießen kann. Vielleicht hab ich einen Mangel an Glückshormonenzufuhr. Im Hinblick auf die Vergänglichkeit verschwindet jeglicher Lebenssinn.
    Jetzt bin ich sehr pathetisch geworden.

    Was ich eigentlich sagen wollte: ich denke, ich bin nicht fähig und teilweise auch nicht gewillt, aus mir selbst soviel Nutzen zu ziehen, so das ich nur für mich lebe. Ich weiß nicht, wie man das ändern kann.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Hull,


    die Erkenntnis des Betroffenen ist die einzige Möglichkeit für Veränderung. Das Problem in sich selbst bei (vor allem bei täglichem) Alkoholmissbrauch ist natürlich, dass die Sinne grundsätzlich vernebelt sind, die Willensstärke eingeschränkt wird und der Alkohol schließlich die einzige Quelle für Glücksgefühle wird.

    Ja das stimmt, es ist grauenhaft welche verschlingende Wirkung der Alkohol hat.


    Mir persönlich erschließt es sich nicht, wie man dies als Betroffener nicht merken kann, aber ich muss es glauben, da es unzählige Berichte darüber in diesem Forum gibt.

    Aber wie kann das sein, du hast es selbst doch auch erfahren? Also die Krankheit bzw. ihre Tragweite lange nicht bemerkt, oder? Gibt es für dich keine Paralleln zu den anderen Beiträgen?


    Wie es auch sei, der Betroffene erkennt seinen Zustand oder nicht, kann aber nur im Falle des Erkennens versuchen, sich zu befreien und schließlich eine Logik für sich selbst zu entwickeln, die möglichst kein Hilfskonstrukt darstellt, und letztlich damit für immer nüchtern bleiben. Alle anderen Umwege, wie du selbst schon vermutest, führen nicht zum Ziel.

    Da stimme ich dir zu. Aber denkst du, dass es dabei völlig egal ist, was der Angehörige tut? Ich denke, es macht einen Unterschied, ob man sich einmischt oder die Person ignoriert. Meine Frage wäre, wie ich bei dem ganzen ins Spiel komme?

    Was ist das effizienteste?
    Wären gewisse "Regeln" sinnvoll, wie ein Treffen nur, wenn er nüchtern ist oder das Thema Alkohol nicht ansprechen usw.? Wie du sagst, sind die Sinne vernebelt, wieviel bringt ein Treffen dann wirklich, wenn er seine Sinne taub sind?
    Sein unberechnbares Verhalten verunsichert mich zudem, ich habe auch Angst teilweise, deshalb ist es klug, die Situationen zu planen und vor zu kalkulieren, jedoch fällt es mir schwer, abzuwägen was in manchen Fällen das richtige ist.
    Ich schätze mich auch schlecht ein, ich wäre gerne viel cooler, als ich dann wirklich bin. Ich bin meistens sehr ruhig, wenn ich mich mit ihm treffe und schaffe einen distanzierten und "professionellen" Umgang. Er ist sehr nervös und impulsiv, ein falsches Wort und er explodiert. Ich schaffe es schon gut, mit ihm zu sprechen, ohne anzuklagen und auch mich zu schützen, sobald er mich angreift. Es ist kräfteraubend und vielleicht auch manipulativ, aber es geht. Innerlich jedoch sterbe ich und Wut und Trauer füllt meinen ganzen Körper. Dann brauche ich auch einige Tage um wieder zu mir zu finden.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo an alle,

    ich habe das Thema eröffnet, da ich das Gefühl hatte, es geistert im Forum herum. Deshalb wollte ich hier Raum dafür schaffen, um darüber zu sprechen. Ich wollte niemanden vorführen oder zu etwas drängen. Die Entscheidungsebene obliegt auch letztlich natürlich den Forumsbetreibern.


    Zum Thema Wertschätzung und Selbstverständlichkeit:


    Du erinnerst mich mit dieser Aussage sehr stark an eine nahestehende Person von mir. Er hilft immer Menschen bei allen Möglichen und denkt, das die Menschen das automatisch zurückzahlen werden. Es kommt natürlich nichts und er fühlt sich veräppelt. Mir kommt immer die Wut, wenn ich das sehe, ich denke mir, er ist zu nett, wieso steht er nicht für sich ein?
    Ich kann deinen Frust verstehen, aber meiner Ansicht nach sind die Menschen nicht grundlegend freundlich und hilfsbereit. Öfters wird versucht, soviel rauszuschlagen wie der andere es zulässt, deshalb sind die Netten auch so oft leider die Dummen. Ich will jetzt nicht allen etwas unterstellen, aber diese moralische Pflicht hat nicht jeder und vielleicht würden sie (die Neuen zB) es auch gerne machen, aber wissen mangels Kommunikation gar nicht, dass das gewünscht ist. Deshalb sind gewisse Rahmenbedingungen meiner Ansicht nach angebracht.

    Auch wenn Hartmut meint, früher war das nie ein Problem hier, jetzt ist es weshalb auch immer nicht mehr so und wenn du ein Ungleichverhältnis spürst, solltest du es einfordern und besser kommunizieren. Für dich, denn das ist dein Recht. Sonst setzt du (und andere sicherlich auch) diese ganze Energie ins Forum, ohne etwas zurück zu bekommen, wie ein Co-Abhängiger bei einem Alkoholiker :P
    Ich denke nicht, dass die Leute nur durch kurzes In-sich-gehen, plötzlich wie nach dem Glücksprinzip handeln werden und, wie es Elly schön formuliert hat, den Stab weiterreichen.


    Deshalb glaube ich, würde es helfen, wenn es bei den Grundsätzen verankert wäre, zB bei der Forumsbeschreibung oben, dazuschreiben, dass ein gegenseitiges Helfen bzw. Austausch gewünscht ist, damit das ganze nicht in die Einseitigkeit verfällt.

    Und ich habe es schonmal geschrieben, (aber niemand ist darauf eingegangen...) aber man könnte auch eine Funktion machen, in der man zuerst einpaar Beiträge bei anderen schreibt, bevor man sein eigenes Thema eröffnen kann, um sich einen Austausch zu sichern (man kann ja auch schreiben, warum es diese Funktion gibt).

    Ich bin überrascht, dass alle Geld zahlen wollen :D Ich denke nicht, dass ich im Forum wäre, wenn es komplett kostenpflichtig ist. Vielleicht liegt es daran, dass ich um einiges jünger bin, als das anscheinende Durchschnittsalter hier, jedoch habe ich kein gesichertes Einkommen und lebe von Monat zu Monat, ich weiß nicht ob ich bereit wäre, eine weitere finanzielle Belastung und auch Bindung aufzunehmen.

    Ach, und Elly hat geschrieben, dass Foren vielleicht schon überholt sind. Das ist ein interessanter Punkt. Ich denke, dass ihre "Blütezeit" auf jeden Fall in den 00er Jahren war, aber das Foren verschwinden, bezweifle ich. Sie werden vielleicht wie andere Medien und Plattformen an den Rand gedrängt, aber generell sehe ich noch reichlich Bedarf.

    Ich finde es übrigens schön, dass es soviele Ideen und aber auch Beiträge, in denen beschrieben wird, was das Forum für sie eigentlich bedeutet.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Penta!

    [quote='Penta','Re: Die Kunst des Rettens oder: Mein Bruder, der keine Hilfe will']
    Du beschreibst das gut, und hast auch sehr Recht damit. Ich versuche auch schon permanent etwas zu verändern, und es hilft (mir) auch. Ich versuche mich nicht an Methoden zu klammern, die jahrelang keine Ergebnisse erzielen. Jedoch bin ich in einem ewigen Hin und Her zwischen vollkommenes Ausblenden und Rettungsmodus, weil es wahrscheinlich auch so tief verwurzelt ist.

    Danke für deinen Beitrag.
    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Morgenrot,


    Im Bereich Sucht bist du ein hilfloser Helfer, für den nassen Alkoholiker.
    Investiere deine Energie in dich, denn du bist es wert.

    Ich bin es mir aber nicht wert. Ganz nüchtern ausgedrückt. Ich investiere eh Energie in mich, da ich nicht zuviele Unannehmlichkeiten im Leben haben will, aber ich finde das Leben nicht sonderlich lebenswert. Es ist mühsam. Und nur für mich zu leben, erscheint mir komplett sinnlos.
    Ich sehe keinen Nutzen darin.

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Hull,

    ich danke dir für deine Antwort!


    im Prinzip ist es nur fraglich, wann der Betroffene seinen Zustand als nicht mehr wünschenswert anerkennt. Es gibt hier Beispiele von Personen, die obdachlos wurden, aber auch von Personen, die ein noch scheinbar normales Doppelleben führten. In beiden Beispielen trinken die Personen nichts mehr. Beide Personen hatten ihren Tiefpunkt, obgleich er relativ war.

    Ich finde es vielmehr fraglich, OB der Betroffene diesen Zustand jemals als nicht wünschenswert anerkennen wird. Und ich bin mir auch unsicher, ob das Anerkennen reicht, um ein Handeln auszulösen.
    Die Chancen den sogenannten Absprung niemals zu schaffen sind sehr hoch. Es ist viel wahrscheinlicher an der Krankheit zugrunde zu gehen...

    Ich verstehe deinen Punkt, dass der Tiefpunkt ein relativer Moment für den Betroffenen ist, jedoch ist mein Problem, dass es eben nicht sicher ist, dass das überhaupt eintritt. Dann ist es nur mehr eine Glaubensfrage bzw. ein Vertrauen, dass mein Bruder das schon "irgendwie" schaffen wird.
    Da wären wir auch beim Kern der 12 Schritte, nämlich in etwas zu vertraut, das sich außerhalb der eigenen Kontrolle befindet. Das erklärt auch warum AA diesen religiösen Bezug an sich hat.
    Meine Probleme sind aber:
    1. Das ganze Konzept betrachte ich skeptisch. Um ehrlich zu sein, wirkt es auf mich, wie eine Selbstlüge, die man sich einredet, um sich gut zu fühlen. Ich bin kein Fan von Glaubensdingen.
    2. Wüsste ich auch wirklich nicht, wie man dieses Vertrauen rein praktisch aufbringen kann.
    Ich habe das auch nie richtig beigebracht bekommen bzw. gelernt.
    Was meinst du dazu?
    Wie war es denn eigentlich für dich, als du noch getrunken hattest mit den Angehörigen und dem Trockenwerden?

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Amy!

    Ich bin in keiner vergleichbaren Situation, kann diese deshalb nur limitiert nachvollziehen, aber von dem was ich hier herauslese, klingt es für mich so, als hättest du deine Entscheidung schon getroffen.
    Es klingt so, als wäre die Liebe erloschen, wie es Sunny schon treffend formuliert hat.
    Ich habe das Gefühl, dass du nun zwiegespalten bist zwischen Liebe und Verantwortungsgefühl und hier nach einer "Erlaubnis" zum Trennung suchst.
    Natürlich ist es nicht gut für den Heilungsprozess deines Mannes, wenn er seine Familie als Unterstützung nicht hat, das ist völlig logisch.
    Trotzdem kannst du dich trennen, wenn die Situation nicht mehr für dich tragbar ist.
    Ich möchte mir da ehrlich gesagt kein Urteil anmaßen, ihr seid wohl einige Zeit zusammen und da ist das schwer so eine Entscheidung zu treffen. Zudem sind Menschen aus unterschiedlichen Gründen zusammen, nicht jeder braucht eine lodernde Flamme an Liebe, um bei jemanden zu bleiben. Deshalb musst du es für dich entscheiden. Aber wie gesagt, ich habe das Gefühl, gedanklich bist du schon getrennt, du hast nur, verständlicherweise, Angst davor deinen Mann zu verletzen bzw. ihn ins Unglück zu stürzen. Aber diese Angst wird dich nicht weiterbringen.

    Diese räumliche Trennung finde ich auch keine gute Idee, aus den gleichen Gründen, die meine SchreibkollegInnen nannten. Dein Mann wehrt sich da ja auch dagegen, es sollte immer klare Abgrenzung bzw. Rahmenbedingungen gegeben sein. Ich würde das mit dem Auszug auch juristisch klären, und weiß von meiner Familie, dass bei der Scheidung meiner Eltern mein Vater ausziehen musste, da die Kinder bei der Mutter waren (aber das Haus war auch gemietet und kein Eigentum).

    Alles Liebe,
    sorra

    Hallo Emmaleah,

    das mit der Gehirnwäsche habe ich übrigens auch schon öfter hören müssen, immer dann, wenn man nicht so gehandelt hat, wie die Person es wollte. Wie schon mal geschrieben wurde, er muss uns ja schlecht finden, für ihn sind ja quasi die Feinde. Aber ich denke, du kannst selbstständig denken und handeln.

    Wie ist es dir die letzten Tage ergangen?

    Alles Liebe,
    sorra