Wie sage ich es ihm?

  • trotzdem erwische ich mich immer wieder bei diesem Gedanken, dass er ja vielleicht doch Recht hat und ich übertreibe ein wenig.


    Genau das ist unser Wunder Punkt. Es ist unsere Entscheidung anzufangen an uns zu zweifeln. Weil wir es einfach gar nicht anders können. Es uns nicht erlauben unsere Bedürfnisse klar zu äußern und einzufordern. Andere Meinungen auszuhalten wenn sich andere wegen UNS schlecht fühlen. Wir lassen uns klein machen. lassen es zu.

    Das kann man aber wieder umlernen, wenn Du lernst bei Dir selbst zu sein. Ist nicht so ganz einfach. geht aber

  • Hallo,
    es rührt mich gerade zu Tränen, dass ihr euch fragt, wie es mir geht. Es bedeutet mir so unendlich viel, auch wenn wir uns nicht persönlich kennen...

    Ich musste lange über das, was ich hier im Forum gelesen habe, nachdenken. Natürlich auch über die Antworten auf meinen Beitrag. Ich war inzwischen auch bei der Beratungsstelle. Es war ein tolles Gespräch und mir wurde geraten, mehr für mich zu tun und mehr Zeit alleine mit meiner Tochter zu verbringen. Und mir wurde eine Selbsthilfegruppe empfohlen, die ich demnächst aufsuchen werde.

    Im Moment ist alles einfach nur anstrengend hier. Habe die ganze Zeit versucht mich nicht davon beeinflussen zu lassen, wann und wieviel er trinkt. Ich kann es nicht. Ich gucke ihn "doof" an sobald er eine Flasche in der Hand hat und ich kriege schlechte Laune. Heute Abend, nach ein paar Flaschen war er nicht mehr ganz nüchtern und als er noch eine im Garten trinken wollte, habe ich gesagt, dass ich dann schon mal reingehe. Das fand er blöd und sagte, es wäre ja Wochenende und was so schlimm daran wäre usw. Insgesamt übertreibe ich, ich hätte ihn ja so kennengelernt und auf einmal mache ich ein Drama daraus. Und es nervt ihn, dass ich ihn sofort schief angucke und und und... Er hält sich doch zurück mit der Menge und was will ich denn mehr usw.
    Letzte Woche hatten wir Besuch von Freunden. Die beiden Männer haben getrunken, wir Frauen haben uns unterhalten. Sie trinkt im Moment wegen Medikamenten keinen Alkohol und mir ist so gar nicht danach. Sie scheint gemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmt. Er hat ihr dann wohl erzählt, dass ich ein Problem mit seinem Alkoholkonsum habe. Daraufhin meinte sie, dass sie mich nicht ernst nehmen kann, weil ich doch sonst auf Parties auch gerne trinke. Bei dem Gespräch war ich nicht dabei, das hat er mir vorhin erzählt... Das hat mich so verletzt. Das sieht so aus als hätte ich auf einmal aus heiterem Himmel ein Problem...Dass er hier phasenweise 4-5 Mal die Woche betrunken war, hat er ihr natürlich nicht erzählt. Ich fühle mich so mies gerade. Zweifle an meinen Gedanken, meinen Gefühlen. Er findet es auch völlig übertrieben, dass ich kein Bier mehr mitbringe wenn ich einkaufen fahre. Er kann es nicht nachvollziehen, warum ich das im Moment einfach nicht kann.
    Ich schaue meine Tochter an und frage mich, welche Auswirkungen eine Trennung für sie hätte, denn die beiden haben eigentlich ein gutes Verhältnis und er kümmert sich sonst um sie, wie um eine eigene Tochter. Im Moment zerreißen mich meine Gedanken innerlich.

    Tut mir leid, wenn alles etwas durcheinander geschrieben ist, aber es müsste einfach alles raus.

    LG

  • Hallo Angel,

    Zitat

    Bei dem Gespräch war ich nicht dabei, das hat er mir vorhin erzählt

    Du warst nicht dabei und weißt nicht, was sie wirklich gesagt hat und was bei ihm angekommen ist. Schau auf Dich und nicht auf ihn. Es ist dir zuviel und basta - was anderes zählt nicht und vergleichen bringt gar nichts. Bleib konsequent - Du musst auf keinen Fall Bier für ihn holen.

    Hab leider gerade nicht so viel Zeit, aber das wollte ich Dir noch fix da lassen.

    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Angel,

    das, was du gerade erlebst mit deinem Mann und auch deinem Umfeld das ist schon fast typisch...

    Dein Mann verhält sich so, wie es auch mein Exmann getan hat und wie ich es schon 1000 Mal hier gelesen und woanders auch gehört habe. Es ist schon gruselig, wie sich das immer wieder ähnelt und auch abläuft :( . Er ist abhängig, vielleicht ist ihm das auch bewusst aber er kann das nicht zugeben. Das ist ein Merkmal der Sucht auch, diese Verleugnung des Problems vor sich selbst. Also redet er es sich und dir schön, gewissermaßen. Er spielt das herunter um sich selbst zu beruhigen und dich eben auch. Dass das deine Wahrnehmungen verdreht ist leider das Ergebnis davon. Bitte, lass dir deine Wahrnehmungen und deine Gefühle nicht klein reden oder weg reden! So wie du Dinge empfindest, so sind sie für dich ja maßgeblich! Es ist ja DEIN Leben, was davon massiv betroffen ist und was soll also an deinen Gefühlen dabei falsch sein? Deine Gefühle sind deine Gefühle und die sind richtig!

    Auch diese Gespräche mit Freunden oder so, das kenne ich auch. Auch Vergleiche wie: guck doch, wie viel der und der trinkt, dagegen bin ich doch ein Waisenknabe...

    Natürlich wissen andere oft nicht den vollen Umfang, meine Erfahrung ist aber auch, dass sie es sehr wohl wissen aber die Augen verschließen. Denn wenn sie hinsehen würden würden sie merken, dass da eigene Probleme sind und die wollen nicht gesehen werden. Also werden die Dinge schön geredet, ähnlich wie der Alkoholiker das auch macht, um sich selbst mit eigenen Problematiken nicht auseinander setzen zu müssen oder auch um dich bei der Stange zu halten.

    Es ist soooo schwer, sich da abzugrenzen, einmal von den Dingen, die dir ein Mann erzählt um dich ruhig zu halten, einmal was dein Umfeld dir erzählt aus genau dem selben Grund. Mir wurde damals sogar oft gesagt, ich solle doch auf meinen Mann aufpassen... oder, was noch schlimmer war: wenn du ihn verlässt, geht er unter.

    Das sind Totschlag-Argumente und die haben mich lange festgehalten in meiner Suchtehe.

    Zitat

    Ich schaue meine Tochter an und frage mich, welche Auswirkungen eine Trennung für sie hätte, denn die beiden haben eigentlich ein gutes Verhältnis und er kümmert sich sonst um sie, wie um eine eigene Tochter.

    Dann frage dich doch aber bitte auch welche Auswirkungen es hat, wenn sie täglich ihre traurige, verunsicherte Mutter sieht, die sich streitet, die klein gemacht wird, sieht, wie der Mann sich volllaufen lässt (und das sieht sie, 100%) . Auch Kinder kommen schnell in eine Co-Rolle. Das solltest du nicht unterschätzen. Und seine Sucht geht, wenn er sie nicht stoppen kann, immer weiter abwärts. Das ist Fakt. Ich sage dir das aus eigener, leidvoller Erfahrung... und was das für ein Kind bedeutet, ist schlimmer als eine Trennung...

    Es ist gut, dass du mal alles aus dir raus geschrieben hast! Nun kannst du vielleicht ein wenig besser sortieren und neue Aspekte sehen!

    Zitat

    Ich war inzwischen auch bei der Beratungsstelle.

    Das ist super!

    Und du bist ja auch hier, in unserer Online-Selbsthilfegruppe! Und hast vor, auch eine in deiner Nähe aufzusuchen. Damit tust du viel dafür, dass sich an deiner Situation was ändern kann. Darauf darfst du stolz sein!

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!