Trennung mit Kind

  • Hallo zusammen!

    Ich habe mich gestern hier vorgestellt und würde mich gerne austauschen. Mein Freund ist Alkoholiker und medikamentenabhängig seit mindestens zwei Jahren, vermutlich seit mehr als 12 Jahren. Ich habe es wahrscheinlich erst vor zwei Jahren bemerkt. Ich habe alles versucht ihm zu helfen, aber jetzt ist der Punkt an dem ich nicht mehr kann, obwohl ich ihn wirklich immer noch sehr liebe. Ich bin gerade auf Wohnungssuche und habe meinem Freund das auch heute mitgeteilt. Unser gemeinsamer Sohn ist 9 Jahre alt und ich frage mich, wie ich ihm die Trennung beibringen soll. Meine Therapeutin hat mir geraten ihm die Wahrheit zu sagen, nämlich dass der Papa ein Problem mit Alkohol hat und wir deswegen ausziehen. Ich weiß aber nicht, ob ich das so gut finde bzw ob das für meinen Sohn gut ist. Er hat den Papa ein paar Mal betrunken erlebt, aber so richtig weiß er natürlich nicht, dass sein Papa, sein großes Vorbild, so sehr krank ist.
    Wie habt ihr das denn gehandhabt?
    Ich freue mich über Ratschläge und Erfahrungen.

  • hallo Wolkenschaf,

    herzlich willkommen bei uns im Forum.

    Ich finde deine Therapeutin hat recht. Sei ehrlich zu deinem Sohn, denn Kinder bekommen sehr viel mehr mit, als Erwachsene denken.
    Ich habe auch lange versucht alles von ihnen fernzuhalten, damit habe ich aber unbewußt genau das getan, was ich nie wollte.
    Ihnen ihre Wahrnehmungen " ausgeredet" , und das ist nicht gut. Ehrlichkeit und ein altersgemäßes Gespräch sind sehr wichtig, und die Kinder spüren, dass sie ernst genommen werden.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Wolkenschaf,

    auch hier nochmal, wie schon im Vorstellungsbereich: Sehr richtig, dass Du Dich trennen wirst.

    Ich gebe Morgenrot absolut recht. Ich finde es wichtig, ehrlich zu sein bzw. zu erklären und helfen zu verstehen.

    Ich habe Dir ja schon erzählt, dass ich selbst trockene Alkoholikerin bin. Ich rede mit meinen Söhnen offen darüber. Dadurch habe ich im Nachhinein immer wieder mitbekommen, wie viel sie gemerkt haben und wie sehr sie es bei meinem damaligen Partner gehasst haben, dass er „immer Bier getrunken“ hat. Ich finde es auch wichtig, klar zu machen, dass das eine Krankheit ist. Ich gehe zu, dass ich das nicht nur für meine Kinder, sondern auch für mich wichtig finde. Schließlich möchte man nicht, dass ein Kind denkt, „warum hört er/sie nicht einfach auf, wenn es mir dann besser geht?“. Ich finde es wichtig, dass ein Kind weiß, dass es nichts dafür kann. Alkoholiker sagen ja oft, dass sie trinken müssen, weil Stress vorhanden oder sonst was.

    Du musst ja nicht detailliert jede Einzelheit mit Deinem Sohn durchsprechen, aber die groben Dinge würde ich ihn definitiv erklären. Er sitzt eh gezwungenermaßen mit im Boot. Dann hat er auch das Recht zu wissen, weshalb. Ich denke, mit Erklärungen kann er auch besser damit umgehen, als ohne.

    LG Cadda

  • Danke für eure Antworten!
    Ich habe meinem Freund ja heute gesagt dass ich ausziehen werde. Er hat bisher immer heimlich getrunken bzw auch erst wenn ich schon im Bett war. Jetzt hat er heute Abend schon 1,5 Liter Bier getrunken. Ich habe meine Schwester und ihren Mann zu Heiligabend nach hier eingeladen und habe jetzt Angst dass es an dem Abend eskalieren könnte, wenn er trinkt. Ich überlege schon meine Schwester auszuladen bzw könnten mein Kleiner und ich auch zu ihr. Meinen Freund zu Weihnachten alleine lassen finde ich aber auch unheimlich schlimm. Er hat weder Familie noch Freunde mit denen er sonst die Feiertage verbringen könnte. Mein Sohn möchte Weihnachten sicher auch mit seinem Papa verbringen. Ich weiß gerade nicht was ich tun soll, wenn er jetzt einfach hemmungslos trinkt. Ich kann ihn ja nicht rauswerfen und eine neue Wohnung habe ich noch nicht gefunden.
    Ich könnte zu meiner Schwester, aber zur Zeit ist ja nicht mal Schule wegen Corona und ich muss von Samstag bis zum 25.12. arbeiten. Dann hätte ich keine Betreuung für meinen Sohn. Ich weiß nicht was ich tun soll, aber ich möchte nicht die nächsten Wochen mit einem Besoffenen jeden Abend verbringen!

  • Danke für eure Antworten!
    Ich habe meinem Freund ja heute gesagt dass ich ausziehen werde. Er hat bisher immer heimlich getrunken bzw auch erst wenn ich schon im Bett war. Jetzt hat er heute Abend schon 1,5 Liter Bier getrunken. Ich habe meine Schwester und ihren Mann zu Heiligabend nach hier eingeladen und habe jetzt Angst dass es an dem Abend eskalieren könnte, wenn er trinkt. Ich überlege schon meine Schwester auszuladen bzw könnten mein Kleiner und ich auch zu ihr. Meinen Freund zu Weihnachten alleine lassen finde ich aber auch unheimlich schlimm. Er hat weder Familie noch Freunde mit denen er sonst die Feiertage verbringen könnte. Mein Sohn möchte Weihnachten sicher auch mit seinem Papa verbringen. Ich weiß gerade nicht was ich tun soll, wenn er jetzt einfach hemmungslos trinkt. Ich kann ihn ja nicht rauswerfen und eine neue Wohnung habe ich noch nicht gefunden.
    Ich könnte zu meiner Schwester, aber zur Zeit ist ja nicht mal Schule wegen Corona und ich muss von Samstag bis zum 25.12. arbeiten. Dann hätte ich keine Betreuung für meinen Sohn. Ich weiß nicht was ich tun soll, aber ich möchte nicht die nächsten Wochen mit einem Besoffenen jeden Abend verbringen!

  • Liebe Wolkenschaf,

    das ist wirklich eine schwierige Situation und es ist schwer, dazu was zu sagen.

    Also als Außenstehende und eine, die das schon alles hinter sich hat, sage ich, er ist erwachsen, er will saufen, du kannst nichts daran ändern und es wird wahrscheinlich kein wirklich entspanntes und schönes Weihnachten. Ich weiß das ja, ich habe alles ähnlich erlebt. Und habe eben auch so manches ausgehalten aus Rücksicht, aus Angst vor Eskalation, aus falsch verstandener Verantwortung, aus Angst vor Veränderung und dass was Schlimmes passiert und ich Schuld wäre. Ich hatte mich damals entschieden es so zu machen, ich wusste es nicht besser und musste dann mit den Konsequenzen, also meiner Enttäuschung, Wut und Schmerz, fertig werden.

    Ich verstehe sehr gut, in welcher Zwickmühle du bist. Es ist sehr schwer, raus zu gehen aus solchen Beziehungen. Es hängt vielleicht noch immer etwas Hoffnung daran, dass es sich doch zum Guten wendet.

    Ich spekuliere mal ein wenig...

    Wenn du dich entscheidest bei ihm zu sein über Weihnachten dann sei gewiss, dass es nicht leicht werden wird. Höchstwahrscheinlich. Es wird wahrscheinlich psychisch sehr anstrengend sein und enttäuschend. Auch für euren Sohn. Er ist ja alt genug um zu sehen, was passiert. Dein Sohn ist 9 und in dem Alter kann man ihm nichts vormachen mehr. Du hast trotzdem das Recht, dich für ein Zusammensein zu entscheiden.

    Wenn du dich entscheidest bei deiner Schwester zu sein kann es sehr gut sein, dass du in Gedanken bei ihm hängst. Dich schuldig fühlst. Angst hast. Dass er dich mit bösen oder weinerlichen Nachrichten bombardiert um dir Schuldgefühle einzureden. Auch das wird sehr unangenehm sein. Solche Gefühle auszuhalten ist ziemlich schwer. Du wirst das Fest nicht wirklich genießen können.

    Welches ist das größere Übel?

    Egal, wie du dich entscheidest, das kann dir niemand abnehmen, du musst halt mit den Konsequenzen leben. Entscheidungen für "nach Weihnachten" treffen. Vielleicht brauchst du ein letztes Zusammensein um dir sicher zu werden, dass eine Trennung unumgänglich ist. Alles darf sein, es ist dein Leben.

    Zitat

    Ich weiß nicht was ich tun soll, aber ich möchte nicht die nächsten Wochen mit einem Besoffenen jeden Abend verbringen!

    Im Grunde steckt hier schon eine Antwort drin...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Liebe Aurora, vielen Dank für Deine Worte.
    Ich merke jetzt schon dass es mir gut tut hier zu schreiben.
    Ich habe jetzt mit meiner Schwester besprochen, dass sie Heiligabend wie beschrieben mit ihrem Mann für ein paar Stündchen zu uns kommt. Wir werden sehen wie es funktioniert.
    Ich hatte heute ein Gespräch mit meinem Freund. Er ist psychisch stark angegriffen, weil ich ausziehen möchte. Er hat mir gesagt,dass er mit dem Arzt ausgemacht hat, den Alkohol nur zu reduzieren. Er kann sich nicht vorstellen nie wieder zu trinken. Das sagt alles denke ich.
    Nächste Woche geht er nochmal zur Suchtberatung. Das ist sein zweiter Termin dort.
    Nach allem was ich hier bisher gelesen habe, wird es mit seiner Einstellung nichts Neues ergeben.
    Ich habe ihn gebeten, dass er doch auszieht. Es wäre für unseren Sohn einfach viel wichtiger, in seiner gewohnten Umgebung und mit unseren Haustieren zu bleiben. Bisher ist er da nicht einsichtig. Ich schaue mich also weiter nach einer Wohnung um und dann sprechen wir nochmal.

  • Guten Morgen Wolkenschaf,

    Du hast es richtig erkannt, damit ist alles gesagt. Wenn ein den Alkohol reduzieren könnte, wäre man kein Alkoholiker.
    Reduzieren klappt nur ne gewisse Zeit....

    Der Wille, abstinent zu leben und nie wieder trinken zu müssen, muss vorhanden sein, das ist Voraussetzung.
    Selbst wenn dieser Wille da ist, schaffen es Einige nicht. Aber wenn der Wille nicht da ist, kann er sich alle Maßnahmen direkt sparen.

    Es ist schade, dass er Eurem Sohn zuliebe nicht ausziehen möchte, aber dann würde ich an Deiner Stelle gehen. Sonst vergeht viel zu viel Zeit, wenn Du darüber noch verhandelst. Selbst wenn er sich bereit erklärt, kann er die Trennung damit immer wieder verzögern.

    Du machst das Richtige, glaub mir. Mit einem Alkoholiker kann man keine gute Beziehung führen und man wird als Kind negstiv geprägt fürs Leben.

    LG Cadda

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