Und wieder von Null auf unendlich

  • Hallo zusammen,

    jetzt ist 3 Wochen gut gegangen. Oder auch nicht. Ich habe mich von meinem Vater distanziert nachdem er mich kalt belogen hat, dass er zu einer Therapie geht, aber in Wirklichkeit zu Hause etwas getrunken hat. Danach war der Umgang von meiner Seite sehr distanziert und wir hatten sporadischen Kontakt.

    Ich habe ihm 1x ein paar Sachen gewaschen, aber das war auch das Ende meiner Unterstützung.

    Letzte Woche rief mich seine Freundin an, die in der Kur ist. Sie hat mit ihm telefoniert und er hätte aufgelegt. Seither wäre er nicht mehr erreichbar. Ich bin dann hingefahren. Mein Schlüssel konnte leider die Tür nicht öffnen, weil von innen der Schlüssel steckte.

    Kurz gesagt, ich musste den Notruf wählen. Feuerwehr, Notarzt und zuletzt auch Polizei kamen und haben die Tür geöffnet. Er konnte nicht mehr laufen oder aufstehen. Er wollte aber dennoch nicht mitfahren. Er ist dann doch mitgefahren. Ich habe wieder Sachen gepackt und sie in die Klinik gebracht. 20 Minuten später kam der Anruf ob ich doch nochmal kommen könnte, weil sie Probleme mit ihm hätten.

    Ich konnte ihn beruhigen, bin jedoch ziemlich beschimpft worden, weil ich ihn da gelassen habe.

    Auch nachts kamen ständig Nachrichten mit nicht grade freundlichen Inhalt. Mein Handy war allerdings aus, so dass ich zumindest schlafen konnte.

    Jetzt ist er wieder im Krankenhaus. Allerdings sehen die Ärzte wohl alles nicht so schlimm... er ist nicht wie beim letzten Mal auf einer Station wo er unter kompletter Aufsicht ist und darf das Krankenhaus auch eigenständig verlassen.

    Nach der Entlassung geht es weiter zur Entziehungskur. Seine Freundin und ich haben deutlich gemacht das er ohne diesen Schritt allein sein wird. Allerdings meinte die Ärztin das er ja kein schwerer Fall ist und deshalb 6 Wochen ausreichen! Ich habe da starke Zweifel. Ab wann ist man denn ein schwerer Fall! Ist die Einlieferung mit RTW im Abstand von 5 Wochen nicht Warnzeichen genug?

    Ich habe meinen „Service“ sehr eingestellt. Es gibt feste Zeiten zu denen ich ihm Sachen bringe. Ich gebe nur ab. Treffen will ich ihn nicht.

    Auch sonst ist telefonieren wie sonst nicht drin...

    Trotzdem ist das alles frustrierend. Ich weiß gar nicht so richtig was ich noch machen kann. Ich habe mit den Ärzten gesprochen, aber scheinbar ist alles nur in meinen Augen deutlich!

  • Selbst wen er länger als 6 Wochen in der Entwöhnungstherapie stecken würde - es nützt nichts: Er muss den Wunsch nach einem Ende mit der Sauferei haben. So, wie sich dein Beitrag liest, bewegt sich bei deinem Vater gar nichts.

    Du hast es ja schon geschafft, deinen Service (prima Bezeichnung!) weitgehend einzuschränken.

    Bitte, schon um deiner selbst Willen, drehe da auch nichts mehr zurück. Auch wenn er tatsächlich mit der Trinkerei aufhören sollte.

    Du bist es dein Lebtag gewöhnt, andere zu bepampern. Er kann im Alter ruhig lernen, sich selbst um seine Angelegenheiten zu kümmern.

    Nutze die gewonnene Zeit für dich!

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Danke für deine Antwort. Steckt sehr viel Wahrheit drin!

    Um ehrlich zu sein denke ich da ähnlich. Ich denke er macht das Ganze nur damit wir Ruhe geben. Das Problem kommt gar nicht bis zu ihm durch.

  • <BonnieS>: Da kann ich nur sagen: Achte auf dich selbst, lass dich nicht in den Sog deines Vaters reinziehen.

    In den vielen Jahren meiner Sauferei habe ich es perfekt verstanden, mein Umfeld einzuwickeln und dafür zu sorgen, daß sie mich immer wieder auffangen.

    Bedankt habe ich mich damals nie dafür - es war selbstverständlich, daß da jemand war, der mich aus dem Schlamassel holt.

    In meiner letzten Beziehung fand ann auch die Kehrtwende statt. Denn plötzlich war es meine Partnerin, die mir ständig den Rücken frei gehalten hat, wenn ich mal wieder hackedicht war und nix mehr auf die Reihe gekriegt habe.

    Und dann, nach fast 15 Jahren Beziehung, habe ich plötzlich festgestellt, daß ich sie nur ausnutze. Um sie zu schützen, habe ich die Beziehung beendet - sie selbst hätte diesen Schritt nie gemacht.

    Erst dann konnte ich erkennen, daß ich ein Problem habe und bin in eine Therapie gegangen.

    Ich habe mir nach meiner Therapie oft gewünscht, meine Umgebung wäre etwas rigoroser gewesen mit mir, hätte mich mal vor die Wand fahren lassen.

    Deren "Service" hat mir im nachhinein nur geschadet.

    Heute ist meine damalige Lebensgefährtin meine beste Freundin und Nachbarin :) Und sie hat mir bestätigt: Hätte ich die Beziehung nicht beendet, würden wir heute noch im Sumpf meines Alkoholismus rumeieren: ich als Alkoholiker und sie als Co-Alkoholiker

    Gruß....

    Mein Leitsatz seit meiner Klinikaufnahme 3.7.14:
    "Ich bitte um Hilfe bei meiner Krankheit - alleine schaffe ich es nicht!"

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