• Hallo an alle,

    auch ich möchte mich kurz vorstellen - ich bin nicht hier, weil ich selbst ein Problem mit Alkohol habe, sondern ich keinen Rat mehr weiß und überfordert bin, meinem Sohn zu helfen.

    Nun kurz zu mir:

    Ich bin 56 Jahre alt, seit 2011 geschieden, zwei Söhne - 21 und 27 Jahre alt. Es waren harte Zeiten mit den beiden alleine, da sich der Vater, nach der Trennung, null um die Beiden gekümmert hat.

    Beide Söhne haben soweit ihren Weg trotzdem super gemacht....Schule, Ausbildung, Arbeit...ich bin sozusagen eine stolze Mama!!!

    Nun zu "meinem Problem":

    Mein großer Sohn ist mit der Trennung damals nicht fertig geworden, obwohl er es nie zugegeben hat. Alle meine Versuche mit ihm darüber zu reden bzw eine Therapie anzustreben scheiterten.

    Er flüchtete sich im mehr ins "feiern mit extremen Alkoholkonsum". Er hatte damals eine Freundin, in deren Familie es "normal" war, tagtäglich, am Abend zur Belohnung, zum Alkohol zu greifen. Er war 17 - ich konnte ihm nichts mehr verbieten und alle Gespräche tat er als "Unsinn meinerseits" ab. Die Freundin ging, aber sein Alkoholkonsum blieb. Die nächste Beziehung ging aufgrund seiner Trinkerei in die Brüche. Er war verzweifelt, trank immer mehr, fuhr auch betrunken Auto und fuhr mit über 2Promille sein Auto zu Schrott. Beging im Suff Fahrerflucht - 1 Jahr Führerscheinentzug und eine saftige Geldstrafe. Zu Recht!!! Ich dachte, das öffnet ihm die Augen....von wegen. Wenn bisher meistens nur am WE richtig viel getrunken wurde, kam jetzt der tägliche Konsum ins Spiel. Mittlerweilen wohnt er nicht mehr Zuhause. Sein Konsum blieb. Er macht täglich seine Arbeit, ist gewissenhaft und sehr fleissig. Allerdings muss NACH der Arbeit, JEDEN Tag, der Gang zum Wirt sein. Es bleibt nicht bei einem Bier.....er verträgt viel....andere kennen es ihm nicht an, auch wenn er fünf Halbe getrunken hat - ich schon 😔.

    Mittlerweilen hat er eine ganz liebe Freundin und sie werden nächstes Jahr, wenn auch nicht geplant, Eltern. Er hört sein tägliches abendliches Trinken trotzdem nicht auf. Seine Freundin hat schon ein paar mal versucht ihm ins Gewissen zu reden, ein paar Tage Einsicht und dann alles von vorne. Ich habe Angst um ihn und habe Angst vor dem, was er aus seinem Leben macht - er wird alles verlieren und es wird alles kaputtgehen.

    Kann mir jemand Tipps geben, wie man ihn in die richtige Richtung bringt....es muss ja in SEINEM Kopf klick machen....meine Frage an die Betroffenen unter euch? Was hat bei euch dieses "Klick" ausgelöst?

    Nicht nur er macht sich sein Leben kaputt, auch wir gehen an diesem Wissen ihm nicht helfen zu können, zugrunde.

    So - das war jetzt viel....tut mir leid.

    Aber alleine, mir das etwas von der Seele schreiben zu können, tat schon gut.

    Vll liest ja jemand meinen "Roman" und kann mir etwas zur Seite stehen.

    Ansonsten: euch allen noch einen schönen Tag :)

  • Hallo AnFo,

    Ich selbst bin trockene Alkoholikerin und habe vor 11 Jahren aufgehört, Alkohol zu trinken. Ich war damals alleinerziehend mit meinem Sohn, der ist jetzt 16. Es gab vorher schon einige Denkanstöße, einmal waren wir mit der Uni bei Synanon. Da wurde mir klar, daß die Kriterien der Sucht, sprich, wann man Alkoholiker ist auf mich zutrafen. Also klar wurde es mir eigentlich nicht, ich dachte damals nur oh gott hört sich ähnlich an, ich habe es aber wieder weggeschoben. Ich hatte auch mehrere schlimme Abstürze und habe mein Leben riskiert. Aber selbst nach so einer Katastrophe habe ich nie mit dem Gedanken gespielt ganz aufzuhören. Was ich bis vor 11 Jahren versuchte war kontrolliert zu trinken. Was aber überhaupt nicht geht. Zu meinem früheren Lebensgefühl gehörte einfach der Alkohol dazu, weil er mich scheinbar mutiger machte, kommunikativer und ich mein Schneckenhaus verlassen konnte. Als es bei mir Klick gemacht hat, war wie gesagt vor 11 Jahren, als ich nach so einer durchtrunkenen Nacht morgens nicht arbeiten gehen konnte, mich krank melden musste. An dem Tag hatte ich noch dazu ein Bewerbunggespräch für meines Sohnes Schule, ob er angenommen wird. Ich habe plötzlich gewusst, ich will eine Mama sein, die sich um ihren Sohn kümmern kann. Ich will die Kontrolle wieder über mein Leben bekommen. Ich muss und will den Alkohol komplett aus meinem Leben verbannen. Dann habe ich im Netz dieses Forum gefunden und alles komplett nach Bauplan durchgezogen und bin seit 11 Jahren ohne Rückfall.

    Es war bei mir nur so, dass ich vor 11 Jahren selbst aufhören wollte, alles Reden, die Abstürze, Unfälle, Besuch bei Synanon haben mich nicht dazu gebracht.

    Liebe Grüße Hana

  • Liebe Hana,

    vielen Dank für deine Antwort.

    Die Umstände, warum du getrunken hast, bzw. dieses Gefühl das dir der Alkohol gab, das Ganze sehe ich bei meinem Sohn auch in gewisser Weise. Ich denke oft, er hat Angst zu versagen, nicht zu bestehen....

    Wobei ICH ihn immer in allem bestärkt habe und ihn in allem unterstützt habe. Aber anscheinend hat das "Gehen" seines Vaters, dann doch diese Ängste ausgelöst. Er fühlt sich mit Alkohol stark und meint über allem zu stehen.

    Deine Worte geben mir etwas Hoffnung, denn er sagt immer wieder er möchte ein guter Vater werden!!! Nicht so einer wie seiner ...aber, er hat Angst davor, es verkehrt zu machen.

    Vll löst die Geburt des Babys dann doch noch diesen "Klick" aus...

    Ich weiss ja.....es MUSS VON IHM AUSGEHEN.

    Vielen Dank nochmal für deine Zeilen. Du hast meinen absoluten Respekt dafür, dass du es geschafft hast.

    LG

  • Hallo AnFo,

    Leider ist es so, dass bei Jedem der Klick unterschiedlich ist. Ich wollte auch für mich selbst aufhören, immerhin war mein Sohn schon fast 6 Jahre alt und es gab viele Momente vorher, die ein Klick hätten sein können. Der Klick ist ja der individuell empfundene absolute Tiefpunkt des Alkoholikers. Der Klick ist die Kapitulation vor dem Alkohol, meine Erkenntnis war, dass ich süchtig bin, Alkoholikerin bin UND nicht kontrolliert trinken kann. Ich muss richtig aufhören mit allem drum und dran. Wann der absolute Tiefpunkt für einen Alkoholiker sein wird, an dem er sich entschließt wirklich aufzuhören mit dem Trinken, kann man leider als Außenstehender nicht wissen.

    LG

  • Hartmut 12. Juli 2021 um 19:01

    Hat den Titel des Themas von „Vorstellung“ zu „AnFo Vorstellung“ geändert.
  • hallo AnFo,

    ich glaube auf meine Mutter habe ich schon lange nicht mehr gehört.....bei mir kam immer nu bla, bla an, er muß es schon selber erkennen, bzw die Freundin hat bestimmt größeren Einfluss....bei mir war es so wie bei vielen...erst habe ich probiert einen Monat nichts zu trinken...hat nicht geklappt...also kontrolliert dh 3 große Bier am Tag...das wurde dann zur Katastrophe mit heimlich trinken und vielen Schummelein...ich habe erst dann realisiert, dass ich ein Problem habe, und dass ich das nicht alleine schaffe... nach einem sehr intensieven Gespräch mit meiner Frau habe ich was verstanden....es lag in der Waagschale Frau und Kinder (noch kleine Kinder) oder der Alkohol mit mir... da habe ich verstanden was ich meinen armen Kindern und meiner Frau eigentlich antue...irgendwo da kam der Klick im Kopf....und hält noch bis heute...

    ich glaube, ein guter Vater sein zu wollen bzw der Beste, kann einem den Klick näher bringen (war halt bei mir so)

    Lieben Gruß

    mexico

  • Ich bin Realist mit Neigung zum Optimisten ...und deshalb hoffe ich, dass der "Klick" bei meinem Sohn nicht erst kommt, wenn er dann schon alles verloren hat.

    Danke Hana!

    LG Angie

  • Hallo mexico,

    danke für deine Nachricht.

    Ja - genauso sehe ich es ja auch. Deshalb mische ich mich nicht ein - umso mehr geht es mir nahe, da ich genau weiss, dass ich NICHTS tun kann.

    Dass ich mich hier angemeldet habe, hat einfach mit dem zu tun, dass es mir hilft zu sehen, wie andere damit umgehen. Vergleiche zu finden....mit diesem Wissen dann Unterstützung für meine "Schwiegertochter" sein zu können. Das Mädl ist erst 19 Jahre, steht zwar mit beiden Beinen fest im Leben, aber diese Erfahrung überfordert sie zeitweise sehr.

    Das mit dem Reduzieren und Schummeln befürchte ich bei ihm auch. Am WE hatte er ein langes Gespräch mit seiner Freundin, in dem er jetzt wenigstens mal zugab, dass er weiss, dass er zuviel trinkt.

    Allerdings gebe ich auf seine Aussagen, es reduzieren zu wollen, nichts.....was er am Abend reduziert, zieht er am Mittag vor oder holt es am nächsten Tag nach....wahrscheinlich!

    Wie gesagt: danke nochmal, dass du mir deine Geschichte erzählt hast - das gibt mir einen minikleinen Hoffnungsschimmer.

    Ansonsten Chapeau, dass du es geschafft hast!!!!!!

    LG

    AnFo

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