Hallo Ihr Lieben.
Und plötzlich bist du im anderen Film.
Als vor knapp 3 Jahren etwas in mir passierte, nach ihrem Infarkt, nachdem ich einige Wochen hier war, ein Beziehungsbuch gelesen hatte und feststellte: außer einer geheimen Kommunikation war bei uns fast alles auf der Strecke geblieben und dann war diese geheime Kommunikation eben das Außergewöhnliche, das Besondere an unserer Beziehung, die Überbindung, die Überliebe.
Dass die Beziehung nur noch ein Ziehen war, konnte ich mir nicht eingestehen. Warum und weshalb auch, irgendwie war das reparierbar. Alles ist reparierbar. Wenn die Frau trocken wird, wird alles wieder gut.
Die letzten Tage ging ich die Dinge durch, die so heftig hochkamen, als wir uns endgültig trennten, als sie böse wurde und heftig über mich herzog, das tut auch heute noch weh. Nicht nur, dass ich lange Zeit brauchte um meine Verlustängste zu überwinden, noch länger um die Enttäuschung und bösen Dinge zu verarbeiten, sondern das anzusehen, was mich eigentlich so betroffen gemacht hat. Treffer betreffen mich, nur mich. Jede Berührung ist ein Treffer. Vieles ist nicht wichtig was wichtig erscheint, ich bin auch einmal von meinem Hund gebissen worden, der der treueste Gefährte war.
Einige sehe ich hier wie mich, einen Sack über dem Kopf, die Liebe als Navi im Hirn, laufen sie verwirrt reihenweise über die Dächer und plumsen kopfschüttelnd und zappelnd in die Tiefe. Im frustigen Matsch ihrer Eingeweide stellen sie dann fest, dass die Liebe nicht geholfen hat. Die Liebe hat vieles verdrängt, hat Flügel verliehen, ist im Sack, mit in der Kiste, weg.
Der Zustand der Liebe, mein Zustand stand schwarz auf weiß in einem Buch. Mein Zustand verlieh mir Flügel, war stärker als meine Ängste, als mein Bewusstsein, stärker als liebevolle Menschen und ließ mich noch oft aus großen Höhen abschmieren. Dummheit ist nicht schlimm, denn ohne sie könnte ich nichts lernen, dann wüsste ich ja alles, was ich ja nicht weiß.
Der Alkoholiker ist der bessere Liebhaber.
Er hat alles dafür gegeben, um seinen Mangel an sich aufzufüllen, nicht mit Geschwätz und Gründe suchen, mit Taten, mit Saufen. Er hat zur Befriedigung seiner Bedürfnisse alles getan was er konnte.
Als Coabhängiger war ich dazu nicht fähig. Ein Unfähiger, der nicht dazu in der Lage war, seinen Lebensmangel, seine tiefsten Bedürfnisse zu befriedigen, sondern lebte meine Süchte in der Partnerschaft aus. Abhängigkeit vom Abhängigen, die bis zur permanenten, jahrzehntelangen Kriegsschaft und bis in den Tod halten kann.
So hätte ich auch gleich wieder in die Pampe langen können. Vielleicht nicht wie vorher, sondern als extremes Gegenteil, diesmal genau anders herum, als Überfähiger, der sich einen Abhängigen sucht, um das gleiche Szenario aus anderer Perspektive zu erleben oder mit vertauschten Schaustellern unverändert weitere Lebensfolgen drehen.
Einerseits ist es meist unmöglich, mit einem gesunden, starken Partner klarzukommen, denn da muss ich ja genau hinsehen, auf mich, auf ihn, auf Veränderungen, das tut weh. Deshalb gehen ja auch so viele oder fast alle Beziehungen auseinander. Zwei müssen hingucken wollen können. Wenn sie es nicht können, nicht wollen, nichts davon wissen, wie soll das gehen? Andererseits heißt es nach einigen Jahren immer noch oder wieder in die braune Stinkemasse gegriffen zu haben, denn es wurde nicht genug verändert oder zurück verändert oder nur auf alten Ebenen ausgekuschelt. Wollen können ist mal zwei ganz schön viel.
Ich habe ein Beuteschema, eine klare Vorstellung was ich von außen in mich hinein projiziere, was ich will, wo ich drauf abfliege, wo das Liebeselixier aus dem Kopf, schluckend in die steife Hose wandert. So lange wollen können eine Mangelstillung ist, bin ich an mich selbst gekettet und unfrei. Mein Beuteschema ist meine Mangelerfüllung. Ein Mangel, der 50 Jahre gewachsen ist. Dem Mangel kann ich mich hingeben oder ihn auflösen, wie die Angst, sie als kostbares Gut in der Hand halten, von allen Seiten betrachten und mit einem behutsamen Atemhauch auflösen.
Als ich vor fast 3 Jahren feststellte, dass da unwiderruflich etwas nicht stimmte, hätte es doch eigentlich klick machen müssen. Klick machte nur die Angst vor der Veränderung, vor dem Verlust, vor dem Ausbruch aus dem Gewöhnlichen. Liebe als Angstkiller, als Mangelblender.
2 Jahre habe ich für die Endtrennung gebraucht, nochmals ein Jahr um so einfache Dinge zu begreifen. Ich bin froh, dass in den vergangenen Tagen eine geballte Ladung Wut in mir hoch kam, hat sie mir doch gezeigt, dass sie nutzbar ist und dass alles einen Sinn hat.
So gesehen bekommt alles einen runden Sinn, ich, für mich, immer mehr unbewertet grundlos leben.
Ein schönes Wochenende Kaltblut