butterweich und steinhart zugleich

  • Hallo Ihr Lieben,

    meine Entwicklung der letzten Wochen fängt bei einem „aha, nur das noch“ an und wandert dann immer weiter. Fast jeden Tag öffnen sich neue Türchen, irgendwie wie Weihnachtskalendertürchen, jeden Tag eine Überraschung und durch.

    Eigentlich habe ich mir alles aufgeschrieben, in mir, aber so richtig verstanden habe ich vieles nie. Vielleicht eher wie das fahren auf dem Motorrad. Ich bin kein Champ und mit fast 50 Jahren werde ich auch keiner. Viele knallen einfach an mir vorbei, weil sie gefühlvoller und beherrschter fahren, Dinge, die ich erst richtig nach 30 Jahren auf 2 Rädern fühle. Andere schämen sich für Kurvenbremser oder reißen nur auf dem Highway den Hebel auf, schauen mir verträumt hinterher. Ich fahre, wie es mir gut tut und da gehört eine gewisse Unabhängigkeit dazu und manches Mal auch von den runden, teuren Zahlenschildern.

    Verstehen kann ich vieles auch nicht. Da geht eine Abhängige in Therapie, verändert sich plötzlich in einem Maße, das mir Hören und Sehen vergeht und wieder passiert da etwas Unbegreifliches. Die Einstellungen und Vorstellungen gehen von theoretischem Wissen in Angewandtes über und mein Kopf brummt, kann das wieder nicht verarbeiten. Das Alte wird dauernd von Neuem abgespalten. Türe auf, Türe zu, weg mit dem was noch nicht draußen ist. Es ist, als hätte ich ein Alibi für den Unverstand des Untergrundes. Das, was jetzt in der Türe steht, das Neue, schreit nach Umgang, nach Verstand, nach Empfängnis, es ist der Anfang der Befriedigung. Mein Job ist der Umgang damit, bis ich es befriedigt mit Verstand empfangen habe, zu sein.


    „Stopp und warum waren die entscheidenden Gedanken“

    Stopp: weiter gehe ich nicht, länger fahre ich nicht, mehr esse ich nicht, halt, stopp, nicht Ende, nicht erledigt, nicht und tschüss, einfach nur Stopp und stehen, ein gekoppeltes sowohl als auch Stopp. In meinem täglichen Ablauf, war das Schwierigste, einfach stehen zu bleiben.
    Stehen bleiben bei meiner Frau, bei Freunden und Bekannten, Geschäftspartnern, in der Hektik des Jobs, des Alltages, stehen bleiben, keine Entscheidung zu treffen und alles einfach einmal von allen Seiten genau zu betrachten. Dieses ruhige, entspannte, gestoppte Betrachten habe ich nie gelernt, aber es gewaltig was mir dabei über den Weg lief.

    Plötzlich sehe ich Menschen, die wie ich umherkreisen, rappeln und zum Überflieger mutieren, ganze Gruppen, Firmen, Konzerne, die unstrukturiert umherirren. Menschen die ruhig, in sich gekehrt da sitzen und gestoppt betrachten, sind eher selten, weil störend, gegen den Strom schwimmend, sie bergen etwas Unbekanntes. Ich sah es überall, life. Wie die Matrix. Es hat mich wahnsinnig gemacht. Auf einer Weltmesse als gestoppter Beobachter zu sein, statt als aktivierender Macher. Ich habe noch nie so deutliche Zusammenhänge gesehen.
    Es war wie der kleine Prinz, auf einer angehaltenen Kugel sitzend und aufzunehmen, was um mich, auf dem Stand, in der Halle, in dieser riesigen Messe, der Branche passiert. Langsam, ganz langsam stupse ich diese Kugel an und sie beginnt sich in die andere Richtung zu drehen.

    Plötzlich erkenne ich mein Gegenstück, das was mir fehlt, wonach ich lechze, sabbere und scharf bin, was uns fehlt, was wir wollen und nicht haben, will wir es schon längst erblindet in uns tragen. Ich sehe die berührten fehlenden Stücke des Gegenübers. Wir matrixen. Heute ist es die Matrix matrixen. Früher waren es Legosteine, die einfach zusammengesteckt wurden.

    Ich sehe meine Frau, wie sie etwas sagt und wie es in mir schmerzt.
    Ich sehe mich, wie ich darauf antworte und es in ihr schmerzt.
    Ich sehe mich, wie es mich schmerzt, wenn es ihr schmerzt.
    Ich sehe mich, wie ich nach Zuneigung lechze, es schmerzt, beim Erkennen des Schmerzes.
    Ich sehe mich und je mehr Zuneigung, Liebe ich will, darum bettele, dummes Zeugs rede, wie schlecht es mir geht, wie unendlich geliebt ich doch werden muss, weil ich wieder irgendwas gemacht habe, was noch nie jemand machte und fort gestoßen werde, weil niemand aus Hampelmännern Kraft schöpfen kann.
    Ich sehe den unbedarften, liebenden, Erfüllten, der es nicht nötig hat zu betteln, den, der ist, dem es zu fliegt, einfach so, das Glück, die Liebe und halte den Schmerz angstvoll in meiner hand, sehe ihn an, durch ihn hindurch, fühle ihn, er ist fort, weg, gegangen.

    Wir matrixen uns zu Tode, statt einfach Stein auf Stein zu sein.

    Ich sehe mich, den Alki, den Alkhasser, den Co. und empfinde es anders, als Teil des Ganzen, als Teil dessen, für das ich bisher keine Sicht hatte, das Sein.

    Es hat Zeit gebraucht.

    Sie haben dieser Tage alle gesoffen. Flaschen, Gläser und ich saß dazwischen, nahm die Veränderungen wahr, ich war nicht mehr abgestoßen, nicht angezogen, ich war einfach dazwischen. Neutral, objektiv, ich sagte zuvorkommend nein, für mich bitte nicht oder die Gläser wurden unbeachtet mit Designertröpfchen gefüllt, die in anderen Bäuchen landeten. Ich habe meinen Frieden geschlossen, mit dem Alk, dem Co, dem Hass, dem Vergangenen.


    Warum: ich habe das nie gelernt, mein Sein hatte einen anderen Sinn.

    Als ich gefragt wurde, wo vor ich gerade am meisten Angst spüre, musste ich schlucken.
    Ja, es sind Beziehungskracher, wenn ich Rede, wenn meine Frau spricht, wenn wir kommunizieren, wenn wir gut und schlecht drauf sind, was wir wie warum sagen, wenn ich die Reaktionen greifen kann. Es war nicht meine Frau, keine Angst die Existenz zu verlieren, nicht die Herausforderungen einer neuen Branche, nicht das Unbekannte unseres Konzerns, auch nicht die Krankheiten, es war die Angst nicht verstehen zu können und zu schnell in den Zustand des Mitdrehers zurück zu verfallen – zulassen zu begreifen, um sich zu vergreifen. Normalität, es ist Normalität in diesen alten Zustand zurückzufallen, nur das umgehen und verarbeiten, die Erkenntnis aus diesem Zustand, das Warum, es gehört dazu.

    Nichts sagend zu verstehen, was ein Weg. Ich werde ihn weiter gehen um zu begreifen, wie gleich unsere Strukturen sind.

    Genau du musst….. und und und meine Reaktion: Nackenhaare hoch, warum muss sie da immer rum hacken und mir zeigen, wie gebildet und intelligent sie ist. Meine Reaktion, warum nur gehe ich darauf ein, ich bin das was sie nicht ist, gelassen, unstrukturiert, beruhigend für ihre innere Unruhe. Ich bin aber noch mehr, hier und dort habe ich Vorzüge, die sie nicht hat, wo ich mich im Vorteil fühle, ich fühle es, Rechnen z. B. , Gefühle z. b.,
    einfaches Tun, statt zu verharren. Gesundes ergänzen. Was mache ich? Rechtfertigungen,
    runterspielen, abbauen, sie hochheben, sei nur nicht böse mit mir, lauf nicht fort.

    Wie sollen sich zwei einpendeln? Diese Frage steht mit einem Warum?
    Warum, wenn es so viel einfacher ist die Augen zu verschließen?
    Warum, wenn es statt im Palast auch unter der Brücke trocken bleibt?
    Warum, sich irgendeinen Schwachsinn an die Backe kleben?

    Warum nicht, wenn es das Leben fordert, will, so sein soll?

    Mein Leben fordert es, das Leben meiner Frau fordert und wenn wir das hinbekommen, wenn wir zu uns, zu unseren Versprechen stehen, wollen und können, dann wird etwas passieren, was gemeinhin als Wunder bezeichnet wird. Aber aber aber……

    Da ist es wieder, ich muss etwas sagen, meinen Senf abgeben, mich unbemerkt rechtfertigen, labern und bin schwammig, aufgelöst, daneben, fühle mich schuldig, sinnlos.

    Die Frage ist nicht wer, wann, wo mit wem, sondern warum? Warum klappt es nicht, wenn beide eine Sprache sprechen und warum dort, wo man sich nicht versteht, wo unterschiedliche Sprachen, Kulturen, Denkweisen die Barrieren überwinden, uns eins werden lassen, unsere Gedanken, unsere Gefühle. Sollen die glücklichen Paare alle kaputt sein, alle was an der Schüssel haben? Alle? Nur die Paare die durchhalten, es sein lassen, ihre Partner, Partner sein lassen, die haben die Weisheit gelöffelt?

    Aber – die Bedeutung der Fragen verschwindet, sie werden bedeutungslos, unwichtig. Liebe ist nicht aufliebbar, wie Flasche leer oder Colinchen voll, Liebe ist Sein, der Sinn.


    LG kaltblut


    NS: aus Geschriebenem:

    Martin ist in meinem Traum erschienen, wir fahren mit Gabs auf den Berg, in den Schnee, gehen die Stufen der Aussichtsplattform bis ganz nach oben und befinden und auf dem Dach der Alpen. Alptraum, welche Aussicht- und, was fühlst du frage ich ihn? Ich süre hier oben Nähe, sagt er. Alpinisten, sage ich, lasst uns die Klamotten ablegen und fühlen, wie es ist, nackt, ohne Schutz, in klirrender Kälte hier zu sein- und, was fühlst du frage ich ihn nackt. Ich fühle mich hier oben nackt noch größere Nähe.

    Da platzt es aus mir laut heraus: kannst du dieses Buch nicht einmal aus der Hand legen, brauchst du immer und überall etwas zum Festhalten, in uns, auf der höchsten Alp, im Alptraum, immer und überall, einfach so und ich riss ihm das Buch aus der Hand, schleuderte das schwarzen, ledergebundene Buch über die Brüstung zu Tal.

    Und- was fühlst du, fragte ich? Sie steht still, bewegt sich nicht, die Erde, alles bewegt sich, schnell, an mir vorbei, ich stehe, ich stehe still und beobachte, das Leben, das mir geschenkt wurde, mich, die Welt, das Leben, das Sein.

    Life - einige Jahre zurück, Businessmeeting bei Zürich, Martin hält seine Begrüßungsansprache im großen Saal vor versammelter Mannschaft: …und ich begrüße auch unseren Geschäftsführer aus Deutschland, Karl schläft, wie immer, riesen Applaus, erwischt. Aileth aus Israel, unnahbar, erhaben, ausstrahlend, ich bin eine verzaubernde Zauber-Wüstenblume, für diese Welt zu schade, nicht nur verzaubernd, betörend und mit allen ausgestattet, was das Hirn eines erfahrenen Managers an richtigen Fleck schlagen lässt, hielt ihren Vortrag über neue Sicherheitskonzepte und bekam kräftigen Applaus, gepaart mit den paarungsfreudigen Blicken einer steifen, unruhigen wilden Kerlhorde und danach, ich auch, etwas, nicht steif, sonder Applaus.

    Im organisierten Bustransfer, fuhren wir genau auf diesen beträumten Berg, im Sonnenschein, mit Gletschereis, stampften wir die Aussichtsplattform, qualmend und japsend nach oben. Die steife, tiefer gelegte und aufgetunte SL-Horde, war von sich selbst umzingelt, umgarnt von einer aufblühenden Wüstenblume, riss Witzchen und war gut drauf. Nach ausreichender Frischluft und späterem Dinner, war ich nur noch müde und wollte in die Kiste, schließlich war ich um 4h morgens los, in die Schweiz, hatte die übliche 7h Tour mit meinen bescheidenen Understatement Renault in knappen 5h gepackt. Klar, die Karre hatte auch was, man sah es nur nicht. Klar, wenn beim SL-Fahrer das Limit erreicht war und ich vorbei zog, da schon. Aileth war auch müde und wir trafen uns am Auszug, alle trafen sich irgendwie am Aufzug als Aileth den Spielplatz verlies. Aileth und ich stiegen ein und wir waren weg. Ich habe keine Ahnung, was die Meute dachte, aber Aileth und ich wir haben morgens zusammen gefrühstückt, sind gemeinsam nach Zürich gefahren, haben uns die Stadt angesehen, stundenlang geredet, einige unserer Kollegen getroffen, die dumm drein sahen, aber das störte uns nicht. Aileth fragte mich noch, ob nicht noch eine Nacht länger bleiben möchte. Ich bin gefahren, nach Hause, zu meiner Frau und als ich mit erfüllten Gedanken leer von ihr empfangen wurde, habe ich mich zurückgewünscht, dahin, wo mich die SL-Fahrer neidvoll vermuteten. Aileth habe ich nie wieder gesehen, wir haben nie etwas miteinander gehabt, aber für eine ganz kurze Zeit, ganz lange tiefe Gefühle freigesetzt.

    Jetzt bin ich wieder auf dem Dach, schwebe. Sie steht still, bewegt sich nicht, die Erde, alles bewegt sich, schnell, an mir vorbei, ich stehe, ich stehe still und beobachte, das Leben, das mir geschenkt wurde, mich, die Welt, das Leben. Nackt, ohne Bibel in der Hand, die Liebe, sie möchte mich fliegen lassen, „Seine“ unvollendeten Süchte wollen mich hinunterziehen, ich schwebe, einfach so, frei und friedvoll.

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Kaltblütiger,

    wenn wir die Matrix als Gebärerin betrachten, können wir vielleicht endlich annehmen, was wir wirklich sind, was wirklich aus ihr geboren wurde und was wir vielleicht all die Zeit hinter dem Bemühen versteckten, geliebt zu werden. Wir müssen nicht der Spiegel sein, in dem sich Andere als besser, intelligenter, gebildeter betrachten können. Unser eigenes Leben leben und nicht mehr das, von dem wir denken, wir müssten es leben, um Anerkennung zu finden. Uns eingestehen, dass es womöglich im Grunde gar nicht das ist, was wir leben wollen. Wenn Dinge, im wahrsten Sinne des Wortes, wegbrechen und sich zeigt, was als Substanz dahinter steckt und es sich dann trotzdem gut anfühlt, könnte es sein, dass dies das von UNS gewünschte Leben ist.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    meine Erkenntnisse des Monats:

    Zwei blonde Friseusen, eigentlich spricht man da von Witzfiguren.
    Ich habe sie erlebt, still und beobachtend, zuhörend, lauschend, welche gewaltigen therapeutischen
    Worte von zwei blonden Friseusen an ihre Kundinnen ausgesprochen wurden.
    Ich überlege mir deshalb, ob ich über diese Witze nochmals lache.


    4% unserer Gefühle wandern ins Hirn zum Bewusstsein, 96% bleiben Unbekannte
    Der Wind knallt gegen ein Baugitter, das fliegt schwingend auf die Straße. Rückspiegel, Linksschwenker, Glück gehabt, vorbei, statt, mitten durch Auto. Als ich vorbei bin, kommen die Abläufe ins Bewusstsein.
    1km weiter, Regen, dunkel, 7er biegt langsam, bedächtig auf die Hauptverkehrsstraße, hält, fährt, hält, fährt, steht auf der Straße, Irrer, Rückspiegel, Linksschwenker, Glück gehabt, vorbei, statt, mitten ins Auto. Als ich vorbei bin, kommen die Abläufe ins Bewusstsein. 2km weiter, kleiner KA fährt vor mir ungeachtet der sich ändernden Verkehrsführung geradeaus, über zwei Spuren, vor mir, volle Kann in die Eisen, Glück gehabt, vorbei, statt, mitten ins Auto. Als ich vorbei bin, kommen die Abläufe ins Bewusstsein. Gewaltig was in 96% steckt.

    Wie soll ich begreifen, was um mich herum passiert, in mich einfließt?


    Ungesund gedacht, Zähne verbissen, Zahnkrone geplatzt, weg, Biss verschoben, weitere Zähne beschädigt, abgebrochen, kaputt, Kettenreaktion. Erkenntnis: öfter zum Zahnarzt gehen, aber der kann nur flicken, also muss schon vorher was passieren. Wie im Leben, wenn es im Hirn stimmt, stimmt es, wenn nicht, geht eins nach dem anderen hin. Man kann es stoppen, reparieren, aber heilen, heilen können wir nur selbst, in uns.

    Teure Erkenntnis, 3x Keramik, watt nix koss es nix, manchen kostet es das Leben.


    Ansonsten, hat es sich gerade auserkannt.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Kaltblütiger,

    unser Unbewusstes ist manchmal viel klüger als der Verstand. Wenn du dich durch drei gefährlichen Situationen, ganz unbewusst, gesund nach hause chauffiert hast, dann hat vielleicht noch jemand etwas mit dir vor.

    Und wenn wir etwas „auserkennen“, bleibt uns doch die Erkenntnis. Vielleicht haben wir uns selbst verändert und werden etwas Neues erkennen oder aber wir haben erkannt, dass wir uns etwas vorgemacht haben. Die Zeit wird es bringen, was dein „auserkennen“ bedeutet.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    Ette, auserkennen, danke, mal wieder aufhören zu denken und fühlen, mach ich.

    Irre, bekloppt hat ja was mit dumm zu tun, also Unverständnis. Da waren auch Klischees, von 2 blonden Friseusen, die mit ihrer lokalen Einfachheit und brillanten Klarheit enorme anzuerkennende Veränderungen in ihre Gesellschaft brachten, unbemerkt, natürlich, einfach geniale Friseusen, ausgestattet mit unbezahlbarer Menschlichkeit. Einmal im Monat werde ich mir da einen Therapieplatz gönnen.

    Wir sind, wer wir sind und je mehr ich grübele, erkenne, begreife, mich entwickele, von mir weg und aus mir heraus gehe, je mehr verändert sich. Ein Muss, weil nichts so bleibt wie es war. Die Erinnerung an die Vergangenheit, an totes Vergangenes, HH, Hirnheilung, kann nur heute und in der Zukunft erfolgen, die Genialität liegt in der Einfachheit, die in meinem untrainierten Hirn zu kompliziert wurde. Ich will weiter gehen, „einfach“, langsam in die Zukunft, Schritt für Schritt. Ich freue mich auf den 6.12., auf Kidman und Kurt den Eisbären, auf Philip Pullman, auf den goldenen Kompass und hoffe für die Produzenten, dass sie die gewaltige Trilogie mit ihren Bildern nicht zerschossen haben. Ich spiele eine Hauptrolle in diesem Film, verliere um zu gewinnen, alles, meine Frau spielt mit, wir alle spielen da mit, wenn wir nicht von Buchstaben, wenn wir uns von unseren Gefühlen bewegen lassen.

    Wisst Ihr, ich habe kein Geld, keine Macht, nichts, aber ich bin immer noch nicht mittellos, ich habe gewaltige Mittel, ich bin mein mächtigstes Mittel und nur mein Boss weiß wirklich welche atomaren Kräfte in meinen Zauberberg hausen. Wenn sie noch nicht frei wurden, in der Vergangenheit können sie es nicht mehr, gestern war gestern, heute, morgen, übermorgen schon.

    Ich habe mit einem neuen Kapitel begonnen. Ich habe mir gerade wieder einen verpasst, so was wie einen Co-Rausch. Dumm gelaufen. Ich gebe den Rausch hiermit zurück, an meinen Nebenbuhler und ich werde ihn mir bedeutungsvoll in meinem Hirn zergehren lassen, mit allem was unser Körper an Verdauungssäften produziert, bis hin zum endgültigen Betätigen der Villeroy&Boch Taste, verbunden mit dem befreienden Geräusch der Spülung in meinen Ohren.

    Die Worte, die Zeilen verändern sich, wir verändern uns. Ich muss sie oft mehrfach lesen, meine, Eure, die Bedeutung neu erfahren, manche klingen selbst in heiklen Situationen sanft, beruhigend, gelassen, andere schreiend, tobend, stürzend, trauernd, klagend, freudig bis glücklich. Sie lesen sich nicht wie sie geschrieben sind, nicht wie aneinander gereihte Buchstaben, sie klingen wie wir sind, wie wir sie fühlen, unser Sich verändert sich, laufend, der Klang verändert sich, laufend.

    Ich verstehe das ja alles selbst nicht. Ich kann nicht mit meiner Frau diskutieren, sie ist mit dem Mund, mit den Lippen, mit dem Hirn anders geschaltet als ich. Das ist so, als würde eine gerade pfeilschnelle Magnetbahn über meine alten Schienen mit Jim Knopf im Lummerland umhertuckern. Wenn ich auf den Punkt komme, dann hängt sie Schienen los im Raum und wenn sie Gas gibt, dann habe ich noch gar keine Kohlen nachgelegt. Ich rede, klar und verständlich zu anderen, bekomme Resonanz und es funktioniert, ich bekomme dieses Gefühl was da in mir ist bei ihr nicht nicht ausgesprochen, nicht rund gedacht, nur aufgeschrieben. Teilweise hier, in meinen PC, in Briefen oder Blöcke und sie, sie beginnt ein großes Schweigen. Ich kann die Augen schließen, denken und fühlen und dann fühle ich, all die Energie im Körper, wie sie zu Buchstaben wird, zu Wörtern, wie soll ich da mit meiner Frau kommunizieren? Ich bekomme nichts raus und sie nimmt nichts auf, wäre da wenigstens ein Schrederer, gäbe es Schnippsel irgendwas. Es geht nicht, sie steht vor dem Zauberberg, buddelt sich rauf und runter und kann nichts damit anfangen. Verbuddelt sich in sich selbst. Wofür liest sie tausende Bücher, wenn sie zu Buddelbrocken werden? Ich habe keine Ahnung von Literatur, aber für mich ist das heute unerfüllte Selbstbefriedigung durch andere. Ich möchte die Gefühle genießen, das was mich erfüllt, es erfühlen.

    Was ist denn jetzt diese Liebe, die Abhängigkeit des Unbekannten, des Unbegreifbaren, des Unerfüllten, was für einen Sinn gibt diese Liebe? Was für einen Sinn gibt mir meine Ehe, gibt mir meine Frau, gibt mir die Liebe zu meiner Frau? Was für einen Sinn sieht sie? Sinnloses Denken bis zur atomaren Hirnschmelze. Ich nenne das Kapitel:

    „Der unerfüllte Zauberzustand des bestiegenen Besteigers im Zauber der Selbstbefriedigung durch andere“, wobei ich dem Unerfüllten noch gerne mehr losen Inhalt geben würde.

    Ja, ich kann voll und ganz ohne meine Frau leben und existieren. Ich habe Dinge hier gelernt, die weit über meinen Verstand hinausgehen. Ich habe Dinge erfahren, die ich früher mit Übernatürlichem verband, es ist das Verständnis meiner Gefühle. Vielleicht bewege ich mich auch nur immer weiter von meiner Frau weg, weil sie mir nicht folgen kann. Ob wir die Richtigen sind? Ist es nicht vollkommen egal wer da zusammen ist? Äußerlichkeiten verändern sich, Verhalten verändern sich, Gemeinsamkeiten verändern sich, Gefühle verändern sich. In dem Augenblick wenn der Rammeldamast abgelegt ist, die Endorphinproduktion normal wird, beginnt die Wonne des Gewöhnlichen, Alltag. Die Frage müsste vielleicht anders sein: wir finden sich die richtig Passenden einfacher, problemloser, schneller? Vielleicht bin ich in allem durch Ungeduld überfordert, ich habe gerade erst gelernt still zu sitzen, noch tiefer in mich hineinzuhorchen. Was wäre die richtig Passende, wenn sich alles laufend ändert? Warum schneller, wenn es so lange dauern muss? Ich denke auch dass, es viel einfacher ist, jemanden zu finden, wo all das vorgeformt und passend bereit liegt, wie ich es mir wünsche, wie sie es sich wünscht, aber wir haben alles in uns und wir haben uns für einander entschieden. Es ist alles in uns, wir haben es nur noch nicht ausgepackt. Vielleicht haben wir auch nur dieses weihnachtliche Gefühl des Päckchenauspackens, die Freude am anderen verloren.

    Ich denke, es ist einfacher etwas zu erzählen, wenn ich neu bin, als wenn ich nach Jahren splitternackt vor einem Partner liege und wir ganz tief in uns rein sehen können. Vielleicht können meine Frau und ich nicht mehr damit umgehen, wenn wir so tief in uns hineinblicken, sie klar, unvernebelt, ich klar unverliebt oder wir sehen einfach nur in die falschen Ecken. Sehen wir mal was wir sehen werden.

    Erich Fried, Vorübungen für Wunder, was steckt da alles drin, was für atomare Hirnkraft.


    Liebe Grüße Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    wenn der Meister des Alexanderplatzes, meiner scheinbaren lieb gewonnenen Wahlheimat, Alfred Döblin, der Ansicht ist, „Das gefährlichste Organ des Menschen ist der Kopf“, dann bekommt ihr aus meinem Kopf das härteste Gefährliche.

    „Das Härteste sind Buchstaben!“

    Ihr könnt mich noch fortsperren, „Solange Du da bist“, was in diesem Roman steckte, aber was dieses kleine Netzwerk von geistigen Kerntupfern für Reaktionen anrichten wird, in mir, wenn ich es verständlich gemacht habe, verstehe, begreifbare harte Buchstaben, geformt zu fühlenden Worten, Texten, Seiten in einem Buch, in unseren Bäuchen, ich habe keine Ahnung was sein wird, wenn es geschrieben ist, ich hoffe nur, dass sich mein Hirn mit jeder Zündung mit dehnt, hohlen Platz habe ich genug. Ich weiß, Ihr werdet es verstehen, die Veränderungen, beide, die „Unbeugsamen Gebeugten“.


    Lieben Gruß Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Kaltblütiger, ich habe das Empfinden, dass du im Moment wieder am Trudeln bist. Scheinbar entwickelt sich nicht alles so, wie du es dir vorgestellt hast. Ich denke, dass auch hier gilt, den Fokus in erster Linie auf dich zu richten. Auch wenn dein Nebenbuhler nicht mehr präsent ist, solltest du dir wichtig sein.

    Ob du gebeugt bist oder nicht, kannst du selber entscheiden. Unbeugsam gerade gehen muss nicht zwangsläufig heißen, nicht mehr angenommen zu sein - im Gegenteil. Grün ist die Hoffnung - heißt es und im Grünen sollen wichtige Erkenntnisse verborgen sein, hat man mir erzählt. Ich bin gespannt....

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    Betriebsblind, kennt Ihr den Begriff? Da wird man versetzt, von Oben nach Unten oder von Unten nach Oben.

    Lebensblind, wenn man nicht mehr so ganz dabei ist und dann muss man Ordnung schaffen, sonst wird man versetzt. Wenn das Leben nicht mehr blind ist, wenn wir uns auf uns besinnen, haben wir wenig Gelegenheit blind umher zu stampfen. Unser Leben ist keine Kartoffel, es ist viel zu wertvoll um da rum zu stampfen.


    Lieben Gruß Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Kalli,

    Betriebsbild, Lebesblind, Beziehungsblind ja das kann es treffen.

    Abstand, Urlaub, etwas aus der Reihe machen, anderer Blickwinkel.
    Mal von oben , unten oder der Seite.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Kaltblut,

    ich glaube, Co-sein hat immer mit einer Art Betriebsblindheit zu tun. Wenn wir an dieser arbeiten, wissen wir noch nicht genau, wo es hingehen soll, fühlen uns also wieder irgendwie betriebstblind. Das Problem ist meines Erachtens, dass wir zu lange etwas sehen wollen, was vielleicht gar nicht da ist. Oder aber die Tatsachen nicht wirklich ansehen mögen, weil sie uns unsere Hoffnung und unsere Illusion vom "alles wird gut" zerstören würden.

    Irgendwann wirst du wissen, wie es für dich weitergehen soll. Ob mit oder ohne deine Frau - auch das wirst du wissen, wenn du für dich "sehend" geworden bist. Leider kannst du dieses Sehvermögen nur ganz alleine entwickeln. Hilfe kannst du dir natürlich dazu suchen, aber deinen Weg sehen und gehen musst du doch für dich alleine.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Guten Tag Ihr Lieben,

    heute habe ich verpennt - und? Habe ich gebraucht.

    Wenn Buchstaben hart sind, muss man sie erweichen, formen, schmiegen, bis sie zu einem weichen, anschmiegsamen Angorawollpüllöverchen werden. Im Winter trägt man sie unten drunter, nah am Herzen, wenn sie nicht kratzen.

    Kratzbürsten sind was ganz anderes, manchmal wie Kunstblumen oder künstlichen Weihnachtsbäume, fast natürlich, fast lebend, aber tot, herzlos, nicht anschmiegsam. Manchmal bin ich eine Kratzbürste, weil es in mir unwohl juckt, dann werde ich herzlos, zu harten Buchstaben.

    Harte Buchstaben gehören in die Suppe, gekocht, weich gemacht, bis sie wieder auf der Zunge zergehen. Manche kann man auch polieren, dann strahlen sie wieder, kratzen nicht mehr.

    Entweder oder ist wie harte oder weiche Buchstaben.
    Sowohl als auch ist wie strahlende, polierte, weiche, anschmiegsame, herzliche, lebende, freudige Buchstaben, gefällt mir besser. Morgen koche ich Linsensuppe, da kommen dann auch Kartoffeln rein.

    Infarkt – Alkohol – trocken – neues Leben – was steckt in diesen harten Worten für herzliches Leben.

    Lieben Gruß Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat von kaltblut


    Infarkt – Alkohol – trocken – neues Leben – was steckt in diesen harten Worten für herzliches Leben.

    Kaltblütiger, okay, hier handelt es sich um IHR Leben. Und was ist mit deinem?

    Im übrigen muss ich dir wieder mal widersprechen. Buchstaben in der Suppe dürfen nicht so labberich sein, dass sie auf der Zunge zergehen. Allzu weich gekocht und all zu weich gespült ist nichtssagend und langweilig, find ich. Und Kratzbürsten können die Durchblutung anregen und sind, wenn sie aus kleinen Wurzeln sind, ausgesprochen natürlich.

    Bei der Linsensuppe geh ich jedoch mit dir konform. Schon seit ich Kind war, ist sie meine Lieblingssuppe und ich konnte gut verstehen, dass jemand sein Erstgeburtsrecht dafür verkauft, so wie es in der Bibel steht.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    mit Andachtsadventsstille im Kopf, ging mir immer wieder das „Warum“ durch den Kopf. Warum gehen die Beziehungen auseinander, warum verschiebt sich so viel, warum passt so viel nicht mehr? Schön dachte ich, es ist einfacher sich Gründe zu suchen, dass es nicht mehr passt, einfacher neue Partner zu finden, einfacher den Fragen aus dem Weg zu gehen und überhaupt: vieles ist einfacher wenn man nicht mehr dran denkt.

    Meine Großmutter nahm mich früher in den Arm, drückte und streichelte mich und alles war wieder gut.
    Meine Kinder hatten auch den ganzen Rattenschwanz von Neurodermitis, über Krupp, mit Dauerticket für die Notaufnahmen und all die üblichen Schreianfälle. Trotzdem, wir nahmen sie in den Arm, hielten sie, streichelten sie und oft genug war alles wieder gut, einfach so. Wir sind keine Kinder mehr, da ist niemand, bei dem wir uns einfach fallen lassen können, der uns auffängt, einfach so, warum eigentlich nicht?
    Warum kann unser Superhirn, unsere Edelmasse, unser Denkapparat nicht einfach sagen: Schatz, ich will das alles wieder gut ist und der andere sagt: klasse, ich auch, dann ist ja alles wieder gut.

    Warum eigentlich nicht? Weil unser Hirn zu kompliziert denkt? Weil zwei Hirne zu komplziert denken, zu weit fort sind von unserer kindlichen Gefühls- und Gedankenfreiheit?

    Damit ich zukünftig nicht mehr so kompliziert bin, versuche ich mein Hirn etwas auf spedistischen Minimalismus zu schrumpfen, kein Schrumpfhirn, komprimierte kurze Gedanken die ein sich ausdehnendes Feuerwerk durch das kleine Wort „durch“ in meinem Kopf zünden können. Nur wenn ich dazu bereit bin, wenn ich in mir „bin“, es in mir habe, nur dann passiert es, kann es überhaupt passieren. Wenn ich stundenlang über irgendwas grübele, quatsche und schreibe, bringt mich das nicht wirklich weiter, es muss drin sein, im Herzen, im Blut, in unserer Seele und dann geht alles wie von selbst:

    Leben durch Leben
    Sein durch Sein
    Glaube durch Glaube
    Liebe durch Liebe
    Gelassenheit durch Gelassenheit
    Loslassen durch Loslassen
    Einlassen durch Einlassen
    Vertrauen durch Vertrauen
    Verstehen durch Verstehen
    Selbstbewusstsein durch Selbstbewusstsein
    Ehrlichkeit durch Ehrlichkeit
    Offenheit durch Offenheit
    Angst durch Angst
    Kapitulation durch Kapitulation
    Zweifel durch Zweifel

    Vielleicht denkt Ihr ja jetzt ich denke wieder zu kompliziert. Nun, es gab da eine Zeit, da habe ich an meine Frau, an meine Ehe, an unsere Zukunft, an unsere Liebe geglaubt, zweifellos vertraut, gelassen, losgelöst, ehrlich und offen, waren wir angst- und zweifelfrei verbunden. Wir - sie mit mir, ich mit ihr - wir. Gibt es irgendeinen Grund, warum das nicht wieder so sein kann, warum nicht „alles ist wieder gut“ sein kann?

    Vielleicht fallen Euch ja Situationen ein, wo das Eine nicht zum Anderen passte und es funktionierte nicht, passte nicht, ich habe viele, sehr viele dieser Unpässlichkeiten, dieser Zweifel durch Zweifel. Heute mag ich sie nicht mehr, genug.

    Lieben Gruß Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    damals, habe ich gefragt, wo der Unterschied zwischen Hilfe für einen Kranken und einen Alkoholkranken ist? Es wurde gesagt: ein Kranker lässt sich helfen, er würde alles dafür tun, um gesund zu werden, der Alkoholiker nicht, der denkt nur an sich, seinen Bedarf und die Angehörigen bleiben auf der Strecke.

    Damals, da fragte ich: warum soll sie mit dem Trinken aufhören, wenn die Aussichten keine Aussichten sind? Da wurde gesagt: um die Zeit bis zum nächsten Infarkt bewusst zu erleben.

    Damals, stieg ich aus, sie nahm fremde Hilfe an, wurde trocken, für sich und dann war sie es und zog an mir vorbei wie eine trockene Feststoffrakete, die von allen mit großen Augen beäugt wird. Wisst Ihr eigentlich, dass ein Rückfall, heute, etwas anderes wäre als vor einigen Monaten? Es würde mich nicht mehr auf Abwege bringen, ich ging meinen Weg und würde es als Test für uns beide sehen.

    Damals, da fand ich laufend neue Gedanken, die mich betrafen, nur mich, nicht sie, Krankes in mir, dass es zu richten galt. Meine eigenen Abhängigkeiten, Liebesbedarf, Überliebe, Helfersyndrom, Kontrolle, Kindheitserlebnisse, Masochismus, fehlender Selbstwert, keinen Egoismus, unkoordiniertes Handeln, Ausweichen vor der Angst, der Stille, dem Alleine sein, Schuldgefühle, Wiederholungen, Fortlaufen, Erkenntnis und ich war noch nie auf mich ausgerichtet, jetzt musste ich. Alles war dafür und dagegen, alles war schon längst in mir, ich habe es nur nicht gesehen.

    Neulich noch, da fand ich, dass meine Frau immer negativ gepolt war und platzte, aus mir unerklärlichen Gründen, denn ich machte doch gar nichts, außer jedes Mal wenn ich den Mund aufmachte und irgendeinen negativen Krams von mir lies, vielleicht noch gepaart mit männlicher, unbefriedigter Wortwahl, da wurde sie gereizt, dumm gelaufen, ich habe es nicht verstanden, bis ich jedes Wort selbst spürte.

    Irgendwann ist ausgerichtet, läuft alles gerade in der Spur, ist ausgesehen. Bis es nicht mehr geht. Dann kommt etwas Neues auf uns zu, auf dem gleichen Gleis. Dann ist alles unbedeutend, vergessen, gestern, weil wir nur heute, hier und jetzt leben. Ein lieber Mensch hat mir gerade eine Schelte verpasst, schade, aber es ist seine, nicht meine, ich brauche das nicht anzunehmen, früher hätte ich mich gegrämt. Dann sehe ich es wieder: das Wenige was ich begreifen kann, was tatsächlich in mein Bewusstsein wandert, was ich sehen, fühlen, spüren, riechen, schmecken und hören kann. Ein Nichts, gegen all das Unbekannte, was täglich von mir ins Hirn aufgesaugt wird.

    Ich habe das Denken abgestellt, es war ein schönes Wochenende, wir hatten Spaß, den goldenen Kompass haben wir gesehen und uns seit langem das erste mal wieder „verstanden“. Wir haben über Dinge geredet, über die wir schon lange nicht mehr redeten und waren einfach nur offen. Ich hatte Angst, dass es nie mehr so sein würde. Ich habe ihre Hand gespürt, ihren Kopf auf meiner Schulter und ich weiß nicht so richtig, wem es mehr „gut“ getan hat, ihr oder mir und sie hat sich einfach beim Spazierengehen eingehackt, Kleinigkeiten, die normal sind, für uns waren sie es nicht mehr, nicht wirklich.

    Es gibt Missverständnisse und Dinge, die sich zwischen Menschen aufbauen können, die tun einfach nur weh, wenn man sie betrachtet oder auch nur falsch deutet. Ich war auch vor kurzem eifersüchtig, auf was eigentlich? Heute ist es mir egal, das war es auch schon am Donnerstag, als ich los fuhr, da hatte ich schon losgelassen. Trotzdem tat es gut zu spüren, dass es kein „auf was eigentlich gibt“. Nachdem einiges aus meinem Kopf ist, vieles geklärt wurde, können wir anderen Dingen gelassen entgegensehen, wir haben alle Zeit die wir haben und wenn wir eine Chance haben, dann werden wir sie nutzen.

    Da sprach eine Frau von „kaputt gekümmert“, dass sie die Nase so voll hat von all den Menschen, die irgendwas geben und irgendwas wollen, als verdeckte Gegenleistung, dass sie nichts mehr annimmt, die Menschen nicht mehr an sich ran lässt. Als ich das hörte hatte ich ganz schön Muffe, dass meine Frau mich zukünftig auch ablehnen würde, weil sie vielleicht mich, mein Tun und Handeln, vollkommen ablehnen würde, ablehnen muss, um zu sich selbst zu finden. Das ich so handeln müsste, dass wir nicht mehr miteinander sprechen würden, nicht mehr reden könnten. Dabei wäre „wird schon wieder, alles wird gut“ so einfach und das ist es auch.

    Vieles ist nicht so wie es scheint und noch viel mehr scheint anders als es sein sollte. Also lassen wir mal alles so im Raum stehen, ohne zu klammern, ohne etwas zu wollen, es „wird schon wieder, alles wird gut“.

    Es gibt auch Menschen, die sagen, ich empfinde zu viel für meine Frau. Kann ich zu viel empfinden?
    Ab wann ist zu viel zu viel, wenn es mich krank macht oder wenn es mir zu gut tut oder wenn andere es sagen?

    Was hindert mich daran, mit meiner Frau wieder glücklich zu werden, ein zufriedenes Leben zu führen? Nichts, denn es wird schon längst. Was mich wirklich hindert? Meine Gedanken- ich habe einige Tage nicht über irgendwelche tiefsinnigen Gedanken gegrübelt und es ging mit gut, einfach nur gut. Ich möchte noch mehr von dem „nur gut“.

    Alles was ich will geht nur, wenn es in mir ist, durch mich passieren kann, wenn es in ihr ist, durch sie passieren kann und ich wünsche mir, dass wir noch viel passieren lassen - wir haben alle Zeit die wir haben.


    Vielleicht ist es irgendwie wie beim Lampen aufhängen:
    Wir haben eine Lampe gekauft, irres Teil, schwer, wie macht man das fest, wenn die Altbaudecke mit Rigibs was abgehängt ist? Die Decke weg und den alten Stuck aufarbeiten, aber es hat seinen Grund, dass irgendwer die Decke einzog. Der Baumarkt ist voll von Ideen, die Fachleute haben noch Bessere und meine Kumpels, die haben noch viel bessere Ideen, fast Patent reife Ingenieursarbeit kommt da zusammen, Maßarbeit vom Feinsten. Dann gehe ich die Sache an, was denkt Ihr was da abgeht? Richtig, Chaos, strukturierter, gedachter, klarer, aufgezeichneter Hirnschrott. Kalli nimmt die Leiter, die Bohrmaschine, bohrt „ein“ 3mm Testloch, trifft gleich auf Holz, Hacken rein, hängt unverwüstlich bombenfest an der Decke. Genauso und nicht anders kann das im Leben auch gehen. Kann, wenn ich mir nicht selbst im Hirn rum stehe.


    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben, hallo Kim,

    ich mach auch mal ein Kerzchen an, aber eher um mich was zu entfrösteln. Diese Jungs, die Juniorgeneration, ich dachte die pennen noch, ne, die waren schon längst mittags auf der Piste. Das war wohl mein heißester und schärfster 3. Advent aller Zeiten, auf dem Bike, kaum einer unterwegs, frische Luft, Sonne und auch was Gefrorenes auf der Straße, da ging mir mal was die Muffe. Wir sind hier ja nicht in den Alpen, bergisches Land, halbhollandflach, aber schön war es doch und ich ganz klein gefroren.

    Vielleicht nächste Woche noch neuer TÜV und dann packen wir das Stück weg, bis Spedi die Gummikuh geputzt und geölt hat.

    Das war heute ein wunderschönes unbezahlbares Erlebnis, nein, meine Frau kann dadurch nicht ersetzt werden. Sonst ist hier alles in Butter. Ich führte noch ein Telefonat mit einem Bruder, der in Köln schnell noch was Himmel un Äd essen war, sich einige Kölsch rein gezogen hat und mit seiner Frau auf der Autobahn ist. Dabei erzählte ich ihm von SHG und Therapeuten und erfuhr, dass ich wohl nicht mehr so richtig alle im Kopf habe. Ihr glaubt nicht wie froh ich bin, dass in 12 Jahren, wenn ich sein Alter erreicht habe, mein Kopf immer noch anders ticken wird und das ich froh bin, all die Erfahrungen gemacht zu haben, seit ich hier landete, dank Euch..

    LG, schönen 3. Advent und die Kerzen ausmachen nicht vergessen kaltblut

    NS: Smilla, ne, ich kann doch nur Salsa, aber da kommt man immer so ins Schwitzen

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo kaltblut,

    ich habe das Gefühl dass Du ganz richtig tickst. Ich hoffe Du bist wieder aufgetaut und auf normale Größe gewachsen, lol...
    Liebe Grüße
    Kim

  • Hallo auch an Dich !!

    Schön das es Dir so gut geht, kaltblut.

    Genau wie Du mit Deinem Bruder werde ich seit ich hier im Forum bin bißchen komisch angeschaut.
    Nicht weil ich darüber rede aber meine eigene Einstellung zu Alkohol hat sich schon sehr gewandelt.

    Gestern war ich mit 2 Freunden in der Sauna....

    Schön.. 3 Saunagänge, zwischendurch spazierengehen und im Lounge-Bereich (so heißt sowas ja heute) Füße an den Kamin gehalten.

    Dabei hat der eine tatsächlich 4 Weizenbier getrunken und nebenbei erwähnt, dass er danach noch auf die Piste will, weil ja erst morgen seine 3 Kinder kommen...
    Ist also geschieden und auch wenn das 1000 Gründe haben könnte - Ich
    habe die Weizenbiere gesehen und mir meinen Teil gedacht...

    Ich bin wirklich sensibel geworden, wenn ich sowas sehe. Aber was soll ich sagen ? Ich weiß wo ich die Grenze ziehen würde aber bei anderen ? Da gehts mich doch nichts an ? Oder hätte ich Courage zeigen sollen. Vielleicht bin ich ja doch eher unsensibel..


    Liebe Grüße

    Emma

    In every heart, there ist room - A sanctuary safe and strong
    To heal the wounds of lovers past - Until a new one comes along

    (Billy Joel)

  • Hallo Emma,

    klar wirst Du da sensibel, das legt sich. Courage, für was, für unänderbare andere? Wenn Du Dir die Folgeteile vom goldenen Kompass ansiehst oder die Bücher von Pullman mit auf Deine Reise nimmst und rein ziehst, der Bär ist der Held, der Held stirb, der hat Courage, wir für uns und das ist eine ganze Menge. Ich schrieb mal, der Bär, das bin ich. Damals fühlte ich mich noch so, jetzt nicht mehr, jedem das seine.
    Wir können die Welt nicht ändern, aber uns, dann ändert sich etwas.

    Es gibt Dinge, die mach ich und die mag ich nicht mehr, das war vor paar Monaten anders. Paar dumme Bemerkungen und Sprüche, die kommen schon gelegentlich, meistens lacht keiner drüber, doch ich, in mich rein, aber ob dass Courage oder Sarkasmus oder Nussknackertechnik ist, keine Ahnung.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr Lieben,

    wenn ich hier über die totale Liebe lese, da wird mir irgendwie auch komisch, aber eher schön komisch, nicht mehr wie anfangs, mit aufgelöstem Gesabbers und Tastaturkurzschluss.

    Meine Frau liebe ich ja auch und manchmal bekomme ich einen verpasst, wegen zu viel KOpf-Liebe, mal von außen, mal von ihr, mal von mir selbst, weil ich nicht mehr ich selbst bleibe und meinen Weg verlasse. Da sagt der Kanzler zum König im Film:… von der Wahrheit bis zur Wirklichkeit ist ein weiter Weg, klasse Spruch, Herr Mann. Jezt fange ich im runden Alter an alte Schinken zu lesen, ja besser Klassiker, ehe was geflogen kommt und gegen meinen kleinen Weihnachtsbauch rumst. Ich freue mich riesig drauf, Zauberberg, Alexanderplatz und einige aus meiner neuen Ohway 1,99euro Kollektion zu lesen, gibt es da.

    Als wir uns mit- oder aufeinander einließen, das ist jetzt ungefähr so 4 Jahre her, da hieß es für mich nur: ganz oder gar nicht und ganz mutig entschied ich für mich: ganz. Meine Frau hatte sich auch nach anfänglicher gezähmter Widerspenstigkeit so entschieden, ganz, wir gaben uns einander ganz hin, ließen uns ganz fallen, weil wir beide im anderen etwas fanden, was wir brauchten und lange gesucht hatten, das war wie „aus zwei mach eins“. Das ist ja auch alles wunderbar, so lange wir dabei auch bei uns bleiben, uns nicht im anderen auflösend verlieren. Wir verloren uns, in uns, mit Mach drei Geschwindigkeit, um später mit Mach 5, das ist ganz schnell oder heftig oder der Scharfe hinter vielen Gittern, voll auf der Nase zu landen.

    Trockenlandung, voll ist ja nichts mehr und auch das Hirn ist frei, aber wo wir eines Tages wirklich landen, das bleibt in den Sternen beim Weihnachtsmann. Wisst Ihr was, jetzt habe ich all die Monate gesucht, gemacht und getan, los gelassen und den Unterschied zu fallenlassen gelernt (auch komisch: gemeinsam lässt man sich fallen, in die Liebe, aber nicht aus Liebe, da lässt man los, denk, denk, denk, hm grr), irgendwie bleibt das trotzdem wie raten was im Weihnachtpäckchen ist, wenn man weder Größe, noch Papier, noch sonst irgendwas zuordnen kann. Was drin ist, weiß man erst wenn man es aufmacht, Überraschung. Ich finde Überraschungen gut, Lebensüberraschungen und ich freue mich darauf, was mir das Leben noch alles für tolle Überraschungen schenken wird, ausgepackte Wirklichkeiten.


    Lieben Gruß und lässt Euch nicht vom Einpacken unterkriegen kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

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