Hallo Ihr Lieben,
meine Entwicklung der letzten Wochen fängt bei einem „aha, nur das noch“ an und wandert dann immer weiter. Fast jeden Tag öffnen sich neue Türchen, irgendwie wie Weihnachtskalendertürchen, jeden Tag eine Überraschung und durch.
Eigentlich habe ich mir alles aufgeschrieben, in mir, aber so richtig verstanden habe ich vieles nie. Vielleicht eher wie das fahren auf dem Motorrad. Ich bin kein Champ und mit fast 50 Jahren werde ich auch keiner. Viele knallen einfach an mir vorbei, weil sie gefühlvoller und beherrschter fahren, Dinge, die ich erst richtig nach 30 Jahren auf 2 Rädern fühle. Andere schämen sich für Kurvenbremser oder reißen nur auf dem Highway den Hebel auf, schauen mir verträumt hinterher. Ich fahre, wie es mir gut tut und da gehört eine gewisse Unabhängigkeit dazu und manches Mal auch von den runden, teuren Zahlenschildern.
Verstehen kann ich vieles auch nicht. Da geht eine Abhängige in Therapie, verändert sich plötzlich in einem Maße, das mir Hören und Sehen vergeht und wieder passiert da etwas Unbegreifliches. Die Einstellungen und Vorstellungen gehen von theoretischem Wissen in Angewandtes über und mein Kopf brummt, kann das wieder nicht verarbeiten. Das Alte wird dauernd von Neuem abgespalten. Türe auf, Türe zu, weg mit dem was noch nicht draußen ist. Es ist, als hätte ich ein Alibi für den Unverstand des Untergrundes. Das, was jetzt in der Türe steht, das Neue, schreit nach Umgang, nach Verstand, nach Empfängnis, es ist der Anfang der Befriedigung. Mein Job ist der Umgang damit, bis ich es befriedigt mit Verstand empfangen habe, zu sein.
„Stopp und warum waren die entscheidenden Gedanken“
Stopp: weiter gehe ich nicht, länger fahre ich nicht, mehr esse ich nicht, halt, stopp, nicht Ende, nicht erledigt, nicht und tschüss, einfach nur Stopp und stehen, ein gekoppeltes sowohl als auch Stopp. In meinem täglichen Ablauf, war das Schwierigste, einfach stehen zu bleiben.
Stehen bleiben bei meiner Frau, bei Freunden und Bekannten, Geschäftspartnern, in der Hektik des Jobs, des Alltages, stehen bleiben, keine Entscheidung zu treffen und alles einfach einmal von allen Seiten genau zu betrachten. Dieses ruhige, entspannte, gestoppte Betrachten habe ich nie gelernt, aber es gewaltig was mir dabei über den Weg lief.
Plötzlich sehe ich Menschen, die wie ich umherkreisen, rappeln und zum Überflieger mutieren, ganze Gruppen, Firmen, Konzerne, die unstrukturiert umherirren. Menschen die ruhig, in sich gekehrt da sitzen und gestoppt betrachten, sind eher selten, weil störend, gegen den Strom schwimmend, sie bergen etwas Unbekanntes. Ich sah es überall, life. Wie die Matrix. Es hat mich wahnsinnig gemacht. Auf einer Weltmesse als gestoppter Beobachter zu sein, statt als aktivierender Macher. Ich habe noch nie so deutliche Zusammenhänge gesehen.
Es war wie der kleine Prinz, auf einer angehaltenen Kugel sitzend und aufzunehmen, was um mich, auf dem Stand, in der Halle, in dieser riesigen Messe, der Branche passiert. Langsam, ganz langsam stupse ich diese Kugel an und sie beginnt sich in die andere Richtung zu drehen.
Plötzlich erkenne ich mein Gegenstück, das was mir fehlt, wonach ich lechze, sabbere und scharf bin, was uns fehlt, was wir wollen und nicht haben, will wir es schon längst erblindet in uns tragen. Ich sehe die berührten fehlenden Stücke des Gegenübers. Wir matrixen. Heute ist es die Matrix matrixen. Früher waren es Legosteine, die einfach zusammengesteckt wurden.
Ich sehe meine Frau, wie sie etwas sagt und wie es in mir schmerzt.
Ich sehe mich, wie ich darauf antworte und es in ihr schmerzt.
Ich sehe mich, wie es mich schmerzt, wenn es ihr schmerzt.
Ich sehe mich, wie ich nach Zuneigung lechze, es schmerzt, beim Erkennen des Schmerzes.
Ich sehe mich und je mehr Zuneigung, Liebe ich will, darum bettele, dummes Zeugs rede, wie schlecht es mir geht, wie unendlich geliebt ich doch werden muss, weil ich wieder irgendwas gemacht habe, was noch nie jemand machte und fort gestoßen werde, weil niemand aus Hampelmännern Kraft schöpfen kann.
Ich sehe den unbedarften, liebenden, Erfüllten, der es nicht nötig hat zu betteln, den, der ist, dem es zu fliegt, einfach so, das Glück, die Liebe und halte den Schmerz angstvoll in meiner hand, sehe ihn an, durch ihn hindurch, fühle ihn, er ist fort, weg, gegangen.
Wir matrixen uns zu Tode, statt einfach Stein auf Stein zu sein.
Ich sehe mich, den Alki, den Alkhasser, den Co. und empfinde es anders, als Teil des Ganzen, als Teil dessen, für das ich bisher keine Sicht hatte, das Sein.
Es hat Zeit gebraucht.
Sie haben dieser Tage alle gesoffen. Flaschen, Gläser und ich saß dazwischen, nahm die Veränderungen wahr, ich war nicht mehr abgestoßen, nicht angezogen, ich war einfach dazwischen. Neutral, objektiv, ich sagte zuvorkommend nein, für mich bitte nicht oder die Gläser wurden unbeachtet mit Designertröpfchen gefüllt, die in anderen Bäuchen landeten. Ich habe meinen Frieden geschlossen, mit dem Alk, dem Co, dem Hass, dem Vergangenen.
Warum: ich habe das nie gelernt, mein Sein hatte einen anderen Sinn.
Als ich gefragt wurde, wo vor ich gerade am meisten Angst spüre, musste ich schlucken.
Ja, es sind Beziehungskracher, wenn ich Rede, wenn meine Frau spricht, wenn wir kommunizieren, wenn wir gut und schlecht drauf sind, was wir wie warum sagen, wenn ich die Reaktionen greifen kann. Es war nicht meine Frau, keine Angst die Existenz zu verlieren, nicht die Herausforderungen einer neuen Branche, nicht das Unbekannte unseres Konzerns, auch nicht die Krankheiten, es war die Angst nicht verstehen zu können und zu schnell in den Zustand des Mitdrehers zurück zu verfallen – zulassen zu begreifen, um sich zu vergreifen. Normalität, es ist Normalität in diesen alten Zustand zurückzufallen, nur das umgehen und verarbeiten, die Erkenntnis aus diesem Zustand, das Warum, es gehört dazu.
Nichts sagend zu verstehen, was ein Weg. Ich werde ihn weiter gehen um zu begreifen, wie gleich unsere Strukturen sind.
Genau du musst….. und und und meine Reaktion: Nackenhaare hoch, warum muss sie da immer rum hacken und mir zeigen, wie gebildet und intelligent sie ist. Meine Reaktion, warum nur gehe ich darauf ein, ich bin das was sie nicht ist, gelassen, unstrukturiert, beruhigend für ihre innere Unruhe. Ich bin aber noch mehr, hier und dort habe ich Vorzüge, die sie nicht hat, wo ich mich im Vorteil fühle, ich fühle es, Rechnen z. B. , Gefühle z. b.,
einfaches Tun, statt zu verharren. Gesundes ergänzen. Was mache ich? Rechtfertigungen,
runterspielen, abbauen, sie hochheben, sei nur nicht böse mit mir, lauf nicht fort.
Wie sollen sich zwei einpendeln? Diese Frage steht mit einem Warum?
Warum, wenn es so viel einfacher ist die Augen zu verschließen?
Warum, wenn es statt im Palast auch unter der Brücke trocken bleibt?
Warum, sich irgendeinen Schwachsinn an die Backe kleben?
Warum nicht, wenn es das Leben fordert, will, so sein soll?
Mein Leben fordert es, das Leben meiner Frau fordert und wenn wir das hinbekommen, wenn wir zu uns, zu unseren Versprechen stehen, wollen und können, dann wird etwas passieren, was gemeinhin als Wunder bezeichnet wird. Aber aber aber……
Da ist es wieder, ich muss etwas sagen, meinen Senf abgeben, mich unbemerkt rechtfertigen, labern und bin schwammig, aufgelöst, daneben, fühle mich schuldig, sinnlos.
Die Frage ist nicht wer, wann, wo mit wem, sondern warum? Warum klappt es nicht, wenn beide eine Sprache sprechen und warum dort, wo man sich nicht versteht, wo unterschiedliche Sprachen, Kulturen, Denkweisen die Barrieren überwinden, uns eins werden lassen, unsere Gedanken, unsere Gefühle. Sollen die glücklichen Paare alle kaputt sein, alle was an der Schüssel haben? Alle? Nur die Paare die durchhalten, es sein lassen, ihre Partner, Partner sein lassen, die haben die Weisheit gelöffelt?
Aber – die Bedeutung der Fragen verschwindet, sie werden bedeutungslos, unwichtig. Liebe ist nicht aufliebbar, wie Flasche leer oder Colinchen voll, Liebe ist Sein, der Sinn.
LG kaltblut
NS: aus Geschriebenem:
Martin ist in meinem Traum erschienen, wir fahren mit Gabs auf den Berg, in den Schnee, gehen die Stufen der Aussichtsplattform bis ganz nach oben und befinden und auf dem Dach der Alpen. Alptraum, welche Aussicht- und, was fühlst du frage ich ihn? Ich süre hier oben Nähe, sagt er. Alpinisten, sage ich, lasst uns die Klamotten ablegen und fühlen, wie es ist, nackt, ohne Schutz, in klirrender Kälte hier zu sein- und, was fühlst du frage ich ihn nackt. Ich fühle mich hier oben nackt noch größere Nähe.
Da platzt es aus mir laut heraus: kannst du dieses Buch nicht einmal aus der Hand legen, brauchst du immer und überall etwas zum Festhalten, in uns, auf der höchsten Alp, im Alptraum, immer und überall, einfach so und ich riss ihm das Buch aus der Hand, schleuderte das schwarzen, ledergebundene Buch über die Brüstung zu Tal.
Und- was fühlst du, fragte ich? Sie steht still, bewegt sich nicht, die Erde, alles bewegt sich, schnell, an mir vorbei, ich stehe, ich stehe still und beobachte, das Leben, das mir geschenkt wurde, mich, die Welt, das Leben, das Sein.
Life - einige Jahre zurück, Businessmeeting bei Zürich, Martin hält seine Begrüßungsansprache im großen Saal vor versammelter Mannschaft: …und ich begrüße auch unseren Geschäftsführer aus Deutschland, Karl schläft, wie immer, riesen Applaus, erwischt. Aileth aus Israel, unnahbar, erhaben, ausstrahlend, ich bin eine verzaubernde Zauber-Wüstenblume, für diese Welt zu schade, nicht nur verzaubernd, betörend und mit allen ausgestattet, was das Hirn eines erfahrenen Managers an richtigen Fleck schlagen lässt, hielt ihren Vortrag über neue Sicherheitskonzepte und bekam kräftigen Applaus, gepaart mit den paarungsfreudigen Blicken einer steifen, unruhigen wilden Kerlhorde und danach, ich auch, etwas, nicht steif, sonder Applaus.
Im organisierten Bustransfer, fuhren wir genau auf diesen beträumten Berg, im Sonnenschein, mit Gletschereis, stampften wir die Aussichtsplattform, qualmend und japsend nach oben. Die steife, tiefer gelegte und aufgetunte SL-Horde, war von sich selbst umzingelt, umgarnt von einer aufblühenden Wüstenblume, riss Witzchen und war gut drauf. Nach ausreichender Frischluft und späterem Dinner, war ich nur noch müde und wollte in die Kiste, schließlich war ich um 4h morgens los, in die Schweiz, hatte die übliche 7h Tour mit meinen bescheidenen Understatement Renault in knappen 5h gepackt. Klar, die Karre hatte auch was, man sah es nur nicht. Klar, wenn beim SL-Fahrer das Limit erreicht war und ich vorbei zog, da schon. Aileth war auch müde und wir trafen uns am Auszug, alle trafen sich irgendwie am Aufzug als Aileth den Spielplatz verlies. Aileth und ich stiegen ein und wir waren weg. Ich habe keine Ahnung, was die Meute dachte, aber Aileth und ich wir haben morgens zusammen gefrühstückt, sind gemeinsam nach Zürich gefahren, haben uns die Stadt angesehen, stundenlang geredet, einige unserer Kollegen getroffen, die dumm drein sahen, aber das störte uns nicht. Aileth fragte mich noch, ob nicht noch eine Nacht länger bleiben möchte. Ich bin gefahren, nach Hause, zu meiner Frau und als ich mit erfüllten Gedanken leer von ihr empfangen wurde, habe ich mich zurückgewünscht, dahin, wo mich die SL-Fahrer neidvoll vermuteten. Aileth habe ich nie wieder gesehen, wir haben nie etwas miteinander gehabt, aber für eine ganz kurze Zeit, ganz lange tiefe Gefühle freigesetzt.
Jetzt bin ich wieder auf dem Dach, schwebe. Sie steht still, bewegt sich nicht, die Erde, alles bewegt sich, schnell, an mir vorbei, ich stehe, ich stehe still und beobachte, das Leben, das mir geschenkt wurde, mich, die Welt, das Leben. Nackt, ohne Bibel in der Hand, die Liebe, sie möchte mich fliegen lassen, „Seine“ unvollendeten Süchte wollen mich hinunterziehen, ich schwebe, einfach so, frei und friedvoll.