Hallo, ich bin Ari, 35 Jahre und habe ein Alkoholproblem.
Ein gutes Glas Wein, ein chickes Glas Champagner und Party ohne Ende...so fing es mit 25 Jahren schleichend an.
Mein Mann ist 28 Jahre älter und Alkhaßer...ein konservativer Naturbursche der zeitweise auch in Askese leben kann.
Er bekam und bekommt mit, dass seine Frau gerne mal ein Gläschen zu viel trinkt und machte keinen Hehl daraus mich -auch immer vor Freunden- darauf "aufmerksam" zu machen, was mich unendlich demütigte.
Aus Wut und Oppositionismus steigerte ich mich sukzessive. Dazu kam, dass ich seit meinem 23 Lj. bis heute unter extremen Schlafstörungen leide und das Alk - erst ab und zu- jedoch immer öfter meinen Schlaf "normalisieren" ließ.
Da ich ein sehr rationalisierter, d.h. übermäßig kopfbetonter Mensch bin, außerdem strukturiert und geplant habe ich im stillen abgewogen was gesundheitsschädigender ist: nicht schlafen oder 2-3 Gläser Rotwein am Abend.
Mit meinem 26sten Lj. begriff ich, dass es der Alk ist und beschloß, da ich damals erst ein Kind hatte ein zweites mal schwanger zu werden.
Auf Grund meiner Persönlichkeitsstruktur wußte ich, dass ich niemals in der Schwangerschaft (SS) trinken würde.
Ich wurde schwanger und absolut abstinent. Niemals hätte ich zugelassen, dass dem Fötus etwas zustoßen würde.
Ich gebar ein proper gesundes Kind, das sich bis heute zu einer charakterstarken Persönlichkeit entwickelte.
Allerdings freute ich mich während der SS schon wieder auf mein erstes Glas Champus und habe die Geburt mit Freunden schon im KH gefeiert.
Ja, ich war zurück in meiner alten Welt, schließlich hatte ich etwas großartiges geleistet und mein Belohnungszentrum meldete sich pünktlich zurück.
Alles fing von vorne an...erst ein mal die Woche ne halbe Flasche Rotwein und ein halbes Jahr später waren es schon fünf mal die Woche.
Ich schämte mich noch nicht einmal, dennoch dachte ich täglich an die schöne Zeit in der SS und beschloß nach einem Jahr meiner Tochter ein Geschwisterkind zu schenken....den Rest der Story könnt ihr euch sicher denken.
Heute habe ich ein nach außen intakt wirkendes "Traumleben": finanziell unabhängig, drei fantastische Kinder, einen Mann der zwar meine Sucht verabscheut, dafür positives Vorbild meiner Kinder ist, einen Hochschulabschluß mit 1,2 (beste Diplomarbeit meines Jahrgang, dennoch im Halbtran geschrieben...auch das ist möglich) und einen Beruf den ich liebe.
Ich spielel aktiv Tennis (2-4 mal die Woche und vertrete erfolgreich den Elternrat meiner Kinder.....doch was steckt hinter der Fassade dieser "erfolgreichen", nach außen eher distanziert und im inneren menschenscheu wirkenden Frau?
Eine Mutter die ihre Kinder anherrscht und völlig überreagiert, eine für das geschulte Auge farig wirkende Person die sich ständig Gedanken darüber macht in welcher Getränkehalle sie noch nicht oder lange nicht wahr....schließlich will man ja nicht schief angesehen werden. Außerdem eine übernervöse Frau die körperlich durch übermäßigen Sport, den Stress mit den Kids, dem Beruf, dem Haushalt und dem Abusus von Alk Angst hat beim Spaziegang plötzlich umzukippen.
Jede körperliche und psychische Veränderung an mir ist mir völlig bewußt, reflektiere mich täglich- schließlich bin ich ja vom Fach (würg).
Fakt ist: Ich trinke maximal zwei Flaschen Sekt oder Rotwein (den weniger, macht schneller müde) nur am Abend. Da ich mich jeden Tag selbst reflektire fallen schon mal ein paar nüchterne Tage in der Woche ab, die mir dann auch nicht schwer fallen. Am Stück allerding ist das schon wesentlich schwieriger.
Fakt ist: Spätestens im Okt. habe ich die größte berufliche Herausfordeung in meinem Leben und stehe unter ständiger Supervision (Expertenaustausch, Beobachtung). Was für mich selbst nüchtern die Hölle ist.
Mein Wille ist mich dieser Herausforderung zu stellen und das geht nur ohne ALK.
Es kann sein, dass ich durch den Druck (ähnlich wie in der SS) meinen Verstand bezgl. des Alk. wieder dominieren kann und mit eurer Hilfe zu einer dauerhaften Abstinenz gelange.
Ups, ich hoffe euch nicht überstrapaziert zu haben. Wünsche euch allen eine geruhsame, alkoholfreie Nacht und werde mich in Zukunft öfter melden. Lg. Ari