Buggi 1962: Moin Moin aus dem hohen Norden

  • Hallo ich möchte mich kurz vorstellen. Ich heiße Burkhard bin 59 Jahre alt und komme aus dem schönen Schwerin. Ich bin seit 8,5 Jahren trocken und zufrieden damit. ich kann nur jeden ermutigen auch wenn es nicht einfach ist diesen Weg zu gehen. Es lohnt sich enendlich selbstbestimmt jeden Tag zu entscheiden und nicht mehr fremdgesteuert. In diesem Sinne.

    Einer von Euch Burkhard

    „Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“
    Max Frisch

  • Hallo Burkhard,

    willkommen in unserer Online SHG ,

    wenn 1962 im Nickname stimmt nicht mehr lange 59 ;)

    8, 5 Jahren sind ja schon mal eine Hausnummer. Gratulation. Wie war dein Weg dahin? Kannst du mal etwas dazu schreiben, damit wir dich besser kennenlernen können? Hast du Therapie gemacht, Selbsthilfegruppen oder ähnliches?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut und Bolle und all die anderen,

    erstmal danke für die freundliche Aufnahme hier :lol:

    Ich möchte mich hier nun etwas genauer vorstellen. Ja es war wie bei so vielen von Euch. Getrunken habe ich schon immer seit meiner Jugendzeit und das unkontrollierte wegmachen ohne Kontrolle. Zu Anfang waren es meist Wochenenden an denen getrunken, Entschuldigung ich sollte bei der Wahrheit bleiben, gesoffen wurde. Spiel ohne Grenzen war nur ein flapsiger Begriff dafür. Über Jahre war ich der typische Quartelssäufer. Gearbeitet bis an den Rand der Erschöpfung. An den Wochenenden dann das Saufen. In der Woche wurde schon alles auf das trinken ausgerichtet. Ich weiß es bis heute wie Termine in Familie von mir weggelogen wurden nur um „frei“ zu haben. Ja und dann waren auch noch persönliche Dingen. Durch Arbeit und Alkohol habe ich es nie geschafft eine Beziehung zu einer lieben netten Frau aufzubauen. Das macht mir bis heute zu schaffen. Und so lebe ich bis heute allein. Das macht das trockensein auch nicht einfacher aber ich schaffe das. Aber Moment ich schweife ab. Ich möchte an dieser Stelle mal einige Jahre überspringen und ins Jahr 2010 gehen. Nach einigen Klinikaufenthalten hauptsächlich wegen Blutdruck wurde bei mir noch eine mittelgradige Depression festgestellt da bin ich zur damaligen Zeit aus allen Wolken gefallen. Damit bin ich bis heute in Behandlung. Medikamentös und gehe auch in regelmäßigen Intervallen zum Arzt. Im Jahr 2010 wurde ich das erste Mal richtig arbeitslos. Also über eine richtig lange Zeit und so nahm meine Alkoholkrankheit richtig Fahrt auf. Es wurde dann schon in der Woche getrunken vor allem Bier. Jeden Tag und dann jede Nacht. Bis zu 20 Flaschen Bier. Das habe ich dann wochenlang so gehandhabt. Einfach vergessen ausblenden ihr kennt das alles. Irgendwann war mir das mit den Bierflaschen zuviel. Es war für mich eher ein logistisches Problem. Mindestens zweimal einkaufen am Tag. Das Flaschengeklapper, die Abgabe, der Gestank, ihr kennt das …Und es geht viel einfacher. Einfach ne Flasche Wodka und ne Flasche Brause und das wars. Ja so gings weiter.

    Ich habe in dieser Zeit viele Menschen enttäuscht hauptsächlich sind hier zu nennen meine Eltern meine Mutti zu der ich eine ganz besondere Beziehung hatte. Aber auch meine 3 Schwestern und deren Partner. Im innern wollte ich mit dem trinken aufhören es muss doch noch mehr geben als nur Supermarkt und zurück. Und so war es auch Anfang 2014 als mich meine Schwester Susanne offen ansprach auf meine Alkoholprobleme die ich ja versucht hatte über Jahre zu kaschieren. Aber versucht es erst garnicht, die euch kennen ich meine wirklich kennen wissen was los ist…Für mich war das wie ein Startschuss ein Signal komisch als wenn ich drauf gewartet hätte. Zudem bot sie mir noch an mich zu Unterstützen in allen Fragen. So macht sie mir ein Termin in der Suchtberatungsstelle. Zu der bin ich dann mit ihr zusammen hin um erstmal eine Bestandsaufnahme zu machen. An dieser Stelle muss ich erwähnen das ich kalt entzogen habe. Aus heutiger Sicht kann ich das keinen empfehlen. Es ist immer gut das zumindestens ambulant begleiten zu lassen. Oh man die Tage werde ich so schnell nicht vergessen. Allerdings habe ich danach relativ schnell meine Hausärztin und Psychiater mit eingebunden. Gleich nachdem ich in der Suchtberatung war hatte ich mich um eine SHG gekümmert. Das hab ich dann schon alleine gemacht. So bin ich dann bei den Guttemplern in Schwerin aufgeschlagen. Oh mann war das für mich das erstmal unangenehm. Aber das erzählen ohne herumzureden jeder versteht einen, man muss nichts erklären. Es tat mir gut endlich mal zu reden. Und Guttempler warum weiss ich nicht hätte auch ne andere SHG sein können. Also für mich persönlich war es die richtige Wahl zumal ich auch meine sozialen Kontakte über Jahre vernachlässigt hatte. Ich kann nur jeden ermutigen. Ich bin seit 2014 in der SHG und gehe bis heute regelmäßig hin.

    Seit diesem Jahr arbeite ich ehrenamtlich im Lotsennetzwerk Mecklenburg Vorpommern als Lotse mit. Hier versuche wir anderen Alkoholikern die frisch aus der Entgiftung kommen zu unterstützen mit Rat und Tat. Mal auf nen Kaffee , mal sprechen am Telefon wenns mal nicht so läuft also Hilfe auf niederschwelliger Ebene. Ich möchte an dieser Stelle auch etwas zurückgeben, helfen, unterstützen einfach dasein. Ich bin nun seit über 8,5 Jahren trocken und ehrlich gesagt ich hätte es mir selbst nicht zugetraut. Ist aber so und nun bin ich auch ein wenig stolz auf mich kann ich auch glaube ich !

    So ich denke es gäbe noch so viel zu sagen, aufzuarbeiten, über Suchtdruck und Strategien zu reden aber vielleicht nächstes mal. Ich kann und möchte jeden der diesen Weg aus der Sucht versucht nur ermutigen es lohnt sich wirklich endlich ein selbstbestimmtes Leben zu führen und ja es gibt Probleme jede Menge aber sie werden durch Alkohol nicht besser oder gehen weg sie bleiben.

    So bis dann seid lieb gegrüßt ich bin und bleibe einer von Euch Burkhard

    „Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“
    Max Frisch

  • Alex07 11. August 2022 um 13:12

    Hat den Titel des Themas von „Moin Moin aus dem hohen Norden“ zu „Buggi 1962: Moin Moin aus dem hohen Norden“ geändert.
  • Hallo Burkhard,

    deine Bewerbung wurde akzeptiert. Du kannst dich nun im offenen Bereich mit anderen austauschen.

    Dein Thema habe ich an die richtige Stelle geschoben.


    Gruss

    Alex

    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt. – Mahatma Gandhi

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