Herausforderungen in den letzten Wochen des Jahres

  • Ich habe das m.E. wichtige Thema mal vor die Klammer gezogen, damit es nicht in irgendeinem thread versickert und sich als Merkposten an die User richtet, die sich im ersten Jahr der Abstinenz befinden.

    Ein paar kleine Anhaltspunkte für die Adsventszeit, die m.E. größere Herausforderungen mit sich bringen, da der Alkohol ab ca. Mitte November schon fast allgegenwärtig zu sein scheint. Ich wähle bewusst den Begriff der Herausforderung, da er positiver klingt, als das eher negativ besetzte Wort Risiken.

    1. Der Verbraucher wird in dieser Zeit nur so mit Reklame für Alk zugeschüttet. Heute Morgen hörte ich z.B im Radio die Reklame eines Discounters für's WE: Und was stand an erster Stelle? Rum.

      Demnächst quellen die Prospekte von Discountern, Super- und Getränkemärkten förmlich über mit Alk. All das prasselt im ersten Jahr besonders intensiv auf den Neueinsteiger ein, der womöglich noch etwas wackelig unterwegs ist.
    2. Weihnachtsmärkte, bei denen sich eine Saufbude an die nächste reiht, dazu der Geruch/Gestank von Glühwein und Schnaps.
    3. Weihnachtsfeiern, bei denen es schon mal heftig, auch alkoholisch, zu Sache gehen kann.
    4. Weihnachten selbst im Kreis der so netten Familie, so dass wie selbstverständlich auch angestoßen werden muss.
    5. Dann als Finale Silvester, m.E. das versoffenste Ereignis des Jahres.
    6. Und dieses Jahr gibt's dank Fifa noch ein Sahnehäubchen oben drauf, die Fußball-WM. Stichwort: Rudelgucken und -saufen. Auch wird die WM gerade von der Alk-Branche gerne zum Anlass genommen, irgendwelche Sondereditionen incl. Zubehör wie Gläser, Becher, Fähnchen, Wimpel und was weiß ich für einen Quatsch, dafür mit viel Tam Tam auf den Markt zu schmeißen.

    Alle diesen Ereignisse wirken auf den noch nicht so gefestigten Probanden heftig ein und können das immer noch blendend funktionierende Suchtgedächtnis gehörig in Wallung versetzen. Falls also vermehrt Suchtgedanken/Saufdruck aufkommen sollte, dann könnten die vorstehenden Aspekte mitauslösend gewesen sein.

    Also geht in Euch und überlegt, ob die Teilnahme an so einem Ereignis wirklich erforderlich ist und wie Ihr Euch ggf. absichert, damit es nicht zum Unfall (Rückfall) kommt.

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Danke Carl-Friedrich,

    für mich ist in dieser Zeit der „Gruppenzwang“ ein wichtiger Faktor. Ähnlich wie Carl Friedrich geschrieben hat Rudelbildung. Gerade wenn der Alkoholiker als einzelner, sich gezwungen fühlt etwas zu machen, was er später bereut. Ist nicht zu unterschätzen und ist mir zwar nicht in dieser Zeit, aber in den Anfängen bei einer Reha passiert.

    Wichtig ist, zuvor schon mal Strategien zu entwickeln.


    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Das ist sehr gut zusammengefasst, Carl-Friedrich.

    Was den "Gruppenzwang" angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass da was dran ist, auch aus der Gewohnheit heraus. Ich hatte halt mein Leben so gestaltet, dass ich an den Wochenenden immer weg war und auf Feiern getrunken habe. Ich konnte und wollte am Anfang gar nicht mein Leben so dermaßen auf den Kopf stellen, dass ich allein zu Hause bleibe, anstatt mit meinen Leuten mitzugehen. Nicht mit denen, wo es wirklich nur um das Saufen ging, da habe ich mich instinktiv irgendwie von Anfang an abgekapselt. Aber mit den Anderen bin ich schon ständig noch weggegangen. Ich wollte das so und es fühlte sich auch richtig an in dem Moment. Das war eben mein Leben. Erst nach und nach verlor ich das Interesse daran. Es war nicht mehr meine Welt.

    Im Nachhinein betrachtet, hätte ich vielleicht noch mehr auf mich achten müssen. Obwohl ich nie Probleme hatte "durchzuhalten". Ich habe das nie als Kampf empfunden, ich war von Anfang an gern ohne Alkohol. Für mich war das in der Theorie schon längst erledigt, ich hatte kein Problem mehr mit dem "Nie wieder", als ich mich endlich entschloss.

    Aber hier schlagen ja auch manche auf, die erst durch das Ankommen hier erkennen, Alkoholiker zu sein. Die es schwer haben, weil sie sich noch gar nicht so sehr mit dem Gedanken angefreundet haben, nie wieder Alkohol trinken zu können/wollen. Ich lese hier oft, dass dieses "heute" zählt. Also immer von Tag zu Tag leben. "Heute trinke ich keinen Alkohol". Ich denke, auch das kann eine Methode sein, völlig in Ordnung. Aber wenn man dann alles um sich herum so lässt, wie es vorher war, dann hat man es glaube ich sehr, sehr schwer und viele werden rückfällig.

    Ja und es stimmt, dass gerade in der Weihnachtszeit alles mit Alkohol lockt. Ob die Feiern, die Werbung, die Weihnachtsmärkte. Für viele Menschen gibt es quasi gerade in der Zeit immer "einen guten Grund" zu saufen.

    Für uns trockene Alkoholiker gibt es aber einen einzigen Grund, das eben nicht zu tun: Die Sucht

    LG Cadda

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