Lilawolke - Lila Wolke

  • Hallo zusammen,


    Ich bin 34 Jahre alt und meine Mutter trinkt seit 10 Jahren.
    Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer und ich dachte dieses Jahr bereits zwei Mal, dass sie einsieht, dass sie Hilfe braucht - leider trat dies noch nicht wirklich ein.
    Unser Alltag besteht hauptsächlich aus Lügen und ich selbst schwanke zwischen Wut und Mitleid ihr gegenüber.


    Ich hoffe hier auf Austausch mit anderen Angehörigen und dass ich lerne besser mit der Situation umzugehen.

    Viele Grüße

    Lila Wolke

  • Hallo Lilawolke,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider kennt die Alkoholsucht nur eine Richtung: nach unten. Im Laufe der Zeit wird die Trinkmenge immer mehr, wenn der Alkoholiker keine Einsicht zeigt und weitertrinkt.

    Als Angehöriger kann man bedauerlicherweise nichts tun, so bitter das auch ist. Da helfen weder gute Worte noch Taten.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Klicke den Link an und schreibe ganz kurz etwas, damit wir Dich für den offenen Bereich und den Austausch freischalten können.

    Wir werden dann Dein Thema zu "Erste Schritte für Angehörige" oder in den Bereich "EKA - Erste Schritte für Kinder von Alkoholkranken" verschieben. Teile uns kurz mit, wo Du weiterschreiben möchtest.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, Lilawolke.

    Und Du kannst überall schreiben, jedoch bitte nicht die ersten 4 Wochen bei den
    neuen Teilnehmern im Vorstellungsbereich.

    Wenn Du eine andere Überschrift für Deinen Thread möchtest, wende Dich per PN an einen Moderator.

    Ich wünsche Dir einen guten und hilfreichen Austausch.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo zusammen,

    Jetzt habe ich ein paar Tage nur gelesen und nicht geschrieben, aber heute ist wieder so eine Nacht, in der ich wach liege und nachdenke und keinen Schlaf finde.

    Meine Mama und ich hatten immer ein sehr gutes Verhältnis. Wir haben viel zusammen unternommen, Gedanken geteilt und waren uns immer sehr nahe. Vor 10 Jahren veränderte es sich - Schritt für Schritt. Heute erkenne ich sie oft nicht wieder.

    Ich bin damals weggezogen (100km) - wir hatten noch guten Kontakt und ich habe es nicht so mitbekommen, dass das Trinken immer unkontrollierter wurde. Es ist schon einiges passiert in den letzten Jahren. Auf Familienfeiern ist sie am Tisch eingeschlafen, Treppen heruntergefallen, mit dem Rad gestürzt.
    Ich habe in den letzten Jahren immer wieder mit ihr über das Thema Alkohol gesprochen. Sie sagte immer sie hat ein Problem, will es schaffen nicht mehr zu trinken. Es folgten ambulante Therapien - bei denen sie aber auch währenddessen weiter getrunken hat und das Thema nie richtig bearbeitet hat.

    Sie ist einfach ein anderer Mensch, wenn sie getrunken hat - aggressiv und lügt. Es ist für mich so schwer zu ertragen, wenn sie oft tagelang im Bett liegt (wenn es wieder Ärger wegen dem Trinken gab).
    Meine beiden Kinder (3 und 6) geben ihr viel Kraft, leider gab es aber auch schon Tage, an denen sie nicht nüchtern war, als die Kinder bei ihr waren. Ich kann ihr in dieser Hinsicht auch nicht mehr vertrauen, sie denkt ich würde es nicht merken, wenn sie nur ein Glas Wein hat. Man merkt es. Sie nimmt starke Antidepressiva und man merkt jeden Schluck, den sie trinkt.

    Ich fühle mich wie gelähmt - ich will meine Mama nicht verlieren, will aber auch nicht nur angelogen werden und wenn sie weiter trinkt auch eigentlich keinen Kontakt zu ihr haben. Sie sagt, sie will es schaffen - es kommt mir nicht so vor. Ich weiß, dass man sie nicht dazu drängen kann - wenn sie an diesem Punkt noch nicht ist, ehrliche Hilfe anzunehmen, dann muss ich es akzeptieren. Aber es fällt mir so schwer :(

  • Hallo Lila,

    auch meine Mutter hat viel getrunken und hatte Depressionen. Mir wurde erst im Nachhinein vieles klar.

    Sie wollte keine Hilfe, ich habe oft versucht sie zu überreden, psychologische Hilfe anzunehmen. Erst als ich selbst in der Situation war, wusste ich, warum sie keine Hilfe wollte. Dann wäre herausgekommen, dass sie Alkoholikerin ist.

    Wahrscheinlich konnte sie sich selbst gegenüber auch nicht zugeben, eine Alkoholikerin zu sein.

    Vielleicht ist das bei Deiner Mutter ähnlich oder sie will einfach nicht abstinent leben.

    Ich bin damals auf Abstand gegangen, weil ich einfach ihre Art nicht mehr ertragen habe. Sie hat sich auch sehr verändert. Das alles sehe ich heute in einem anderen Licht, nachdem ich selbst viel über meine Alkoholkrankheit erfahren habe. Auch ich habe mich sehr verändert in meiner nassen Zeit und ich war oft erschrocken, wie sehr!

    Nur ich selbst konnte meine Alkoholsucht stoppen. Niemand anders.

    Und nur Du kannst Dich und Deine Kinder schützen vor einer Alkoholikerin, die nicht mal eben einen Tag keinen Alkohol trinken kann. Denn dann würde sie in den kalten Entzug kommen. Auch das wäre sehr gefährlich, wenn sie allein mit den Kleinen ist.

    Es ist schwer, wenn man den Kontakt einschränkt, aber für Dich und die Kinder ist es das Beste.

    Kannst Du mit Deinem Partner oder auch mit Freundinnen über die Situation sprechen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Danke für deinen Beitrag Elly

    Meine Mama trinkt nicht täglich - ca 3-4x die Woche. Aber wenn sie trinkt, dann kann sie nicht mehr aufhören, bis sie eben so betrunken ist, dass sie ins Bett muss.
    Sie lebt mit meinem Papa zusammen - die Kinder sind daher nie alleine mit ihr - aber sie merken natürlich auch, dass Oma dann oft anders ist.

    Ich habe langsam das Gefühl, dass der Alkohol schon das Gehirn geschädigt hat - sie kann sich nichts mehr merken, erzählt Dinge innerhalb von 15 Minuten drei mal.

    Sie sagt, dass die Therapeutin, zu der sie einmal die Woche geht (sie nennt es Reha) sagt, dass sie für einen stationären Aufenthalt zu wenig trinken würde. Auch ihre Hausärztin würde sagen, dass sie keine Alkoholikerin ist.
    das klingt für mich alles komisch und nicht professionell

  • Vielleicht sind Therapeutin und Hausärztin ernsthaft und professionell, aber deine Mutter erzählt dir eine beschwichtigende (Lügen-) Geschichte? So kenne ich das. Mir wurde sonstwas alles erzählt.

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Ich kenne das von meiner Mutter auch. Lange hat sie behauptet, dass die Hausärztin oder der Neurologe ihr "erlaubt" hätten am Abend Wein zu trinken.

    Ich habe damals (ich war ein paar Jahre älter als Du) den Kontakt ganz abgeprochen.

    Nach einem Hilferuf meiner Mutter habe ich nun eine Vorsorgevollmacht für sie und kümmere mich aus der Ferne um ihre Pflege. Sie ist nun bald 80 und leugnet nicht mehr Alkoholikerin zu sein. Es ist auch unübersehbar. Sie ändert aber nichts daran. Ab und zu spricht sie es am Telefon an, doch ich lasse mich nicht darauf ein und bewerte den Alkoholismus auch nicht mehr. Zur Zeit betont sie, dass sie weniger Alkohol trinke wegen der Hitze. Schön wäre es ja für sie.

    Ich kümmere mich darum, dass meine Mutter vom Pflegedienst versorgt wird, und halte Abstand. Mehr kann ich nicht tun. Wäre der Lebenspartner meiner Mutter noch am Leben, würde ich dies nicht machen.

    Ich fühle mich wie gelähmt - ich will meine Mama nicht verlieren, will aber auch nicht nur angelogen werden und wenn sie weiter trinkt auch eigentlich keinen Kontakt zu ihr haben.

    Dein Bedürfnis nach Abgrenzung ist eine gesunde Reaktion. Es ist richtig und sehr sehr wichtig, die eigenen Grenzen zu spüren und zu verteidigen, wenn sie oder die eigene Wahrnehmung in Frage gestellt wird. Wenn Du keinen Kontakt zu ihr haben willst, dann brich ihn ab.

    Keinesfalls würde ich Deine Kinder zu ihr lassen. Das Verhalten von Alkoholikern ist nicht nachvollziehbar und wirkt auf Kinder verstörend. Es spielt keine Rolle, ob die Enkel Deiner Mutter gut tun. Deine Mutter tut den Enkeln nicht gut. Das würde ich ihr auch so mitteilen und konsequent danach handeln.

    Es steht nicht in Deiner Macht, am Alkoholismus Deiner Mutter etwas zu ändern, das kann nur sie allein.

    Es ist der Alkohol, der dazu führt, dass Deine Mutter die Kontrolle über ihr Leben verliert. Du hast keinerlei Anteil daran.

    LG Siri

  • Liebe Siri, danke für deine lieben Worte! Es tut gut diese zu lesen.

    Ich überlege, ob ich selbst zu einer Beratungsstelle gehe - einfach um mit jemand außenstehendem einmal darüber zu sprechen.

    Da es auch gelegentlich relativ normale Tage mit ihr gibt - tue ich mich wahrscheinlich auch sehr schwer den Kontakt wirklich abzubrechen. Wie erkläre ich das auch meinen Kindern? Meine Tochter hat ein sehr enges Verhältnis zu meinem Papa, der ja im gleichen Haushalt wohnt.

  • Ich überlege, ob ich selbst zu einer Beratungsstelle gehe - einfach um mit jemand außenstehendem einmal darüber zu sprechen.

    Liebe Lilawolke,

    das ist in jedem Fall hilfreich. Mir haben Gespräche mit dem Kriseninterventionsdienst sehr geholfen, als meine Mutter sich gemeldet und um Hilfe gebeten hat. Für mich war der erneute Kontakt traumatisch. Die Person dort kannte sich sehr gut mit den Auswirkungen von Alkoholismus auf die Familie und insbesondere Kinder und EKAs aus. Es war der erste Schritt, mich mit den tiefen, lähmenden Schuld- und Schamgefühle auseinanderzusetzen, die ich seit meiner Kindheit habe. Daran arbeite ich intensiv weiter in einer Therapie.

    Da es auch gelegentlich relativ normale Tage mit ihr gibt - tue ich mich wahrscheinlich auch sehr schwer den Kontakt wirklich abzubrechen.

    Gerade der Wechsel zwischen "normalen" Tagen und solchen, wo sich der Alkoholismus deutlicher auswirkt, sind für Kinder Gift. Es unterminiert ihr Vertrauen in ihre eigene Wahrnehmung und ihre eigenen Grenzen. Zudem lernen sie auf diese Weise, immer in Habachtstellung zu sein, weil das Verhalten Deiner Mutter ja völlig unberechenbar für sie ist. Das ist wirklich Gift für sie!

    Dein Vater kann ja Euch besuchen und den Kontakt mit seinen Enkeln ausserhalb der Großeltern-Wohnung ohne die Oma aufrecht erhalten. Den Kindern kann man erklären, dass die Oma leider krank ist.

    Aber hier gibt es einige Ekas mit Kindern, welche Dir da besser über eigene Erfahrungen berichten können. Ich selbst habe keine Kinder, habe aber vor 20 Jahren erlebt, wie verstörend meine Mutter auf die Enkel ihres Lebenspartners gewirkt hat. Zum Glück hatte deren Mutter damals konsequent reagiert.

    LG Siri

  • Ich habe langsam das Gefühl, dass der Alkohol schon das Gehirn geschädigt hat - sie kann sich nichts mehr merken, erzählt Dinge innerhalb von 15 Minuten drei mal.

    Das erlebe ich bei meinem vater auch, er hat eigentlich immer getrunken ('nur abends, nur bier oder wein', so hat er das glaube ich für sich legitimiert, wurde ja nie schlimmer in seinen augen, der pegel blieb gleich, jedenfalls glaube ich das. Vielleicht hat er auch heimlich getrunken und ich habs nie gemerkt), aber jeden abend solange ich mich erinnern kann. Und mittlerweile habe ich das gefühl, er kann eigentlich nichts mehr denken und spult nur noch sätze ab die er schon immer gesagt hat.

    Erst als erwachsene, eigentlich in den letzten fünf jahren realisiere ich so langsam, dass das nicht normal ist. Dss erschrickt mich oft am meisten, wie sehr ich verinnerlicht hatte dass feierabendtrinken einfach dazugehör(t)e.

  • Ja, erschreckend, wie normal es für Kinder (erwachsen oder nicht) sein kann, wenn konsumiert wird.

    Meine Mama trinkt tagsüber - heimlich. Sie kauft sich Wein in der Tankstelle und ist dann oft mehrere Stunden nicht erreichbar und kommt dann irgendwann volltrunken nach Hause. Es gab Tage, da hat sie essen in den Ofen geschoben und alles ist verbrannt, weil sie es nicht mehr wusste und eingeschlafen ist. Sie streitet jeglichen Konsum oft ab - auch wenn sie die Flasche Wein noch in der Hand hält.

    Ich schäme mich auch oft für sie, wenn sie mit bekannten oder Nachbarn spricht, wenn sie getrunken hat. Die wissen ja von der Problematik ja nicht.

  • Hach ja - ich mal wieder.
    Die letzten Wochen verliefen wie immer,

    meine Mutter trinkt alle paar Tage - tagsüber, ist aggressiv und kann danach wieder zwei Tage nicht aus dem Bett aufstehen.

    Ich habe ihr gesagt, dass ich den Kontakt zu ihr auf ein Minimum beschränken werde, solange sie weiter trinkt und ihr Verhalten sich nicht ändert. Habe ich auch getan. Sie ist jetzt dran, dass sie für sich eine passende Therapiemöglichkeit findet. 1x pro Woche Gespräch bei der Caritas scheint ja nicht ausreichend zu sein. Bei dieser Suche erklärte sie mir auch, welche Formen für sie nicht in frage kommen würden und wo sie auch nicht genommen werden würde.

    Ich frage mich, wie für sie jetzt der richtige Weg sein könnte.
    Sie sagt ins Bezirkskrankenhaus könnte sie nicht, weil auf der geschützten Station wird man nur angenommen, wenn man dort quasi klingelt und man müsste betrunken sein. Es gibt dort eine weitere Station (keine Akutstation sondern dort wird der Entzug begleitet über drei Wochen und danach wird man an passende Rehaeinrichtungen weitergeleitet). Sie sagte sie habe dort angerufen und dort wäre sie auch falsch, weil sie hat ja keine Entzugserscheinungen. Sie sei ja nicht körperlich abhängig sondern nur psychisch und dann braucht man keinen stationären Entzug.

    Ich dachte ich hätte viel über das Thema gelesen, aber ich komme mir so doof vor - sie bringt das alles so glaubhaft rüber…


    Ebenso hat sie mir vorgeworfen, dass ich sie ja nur verurteilen würde und ihr keine Hilfe wäre. Dabei habe ich diese ja wirklich so oft angeboten und außer Lügen kam nichts bei rum.

    Wie geht ihr mit solchen Aussagen um? Sie sagte, dass es nur gut ist, wenn sie funktioniert, aber wenn sie als die Aussätzige Hilfe braucht, steht ihr niemand bei.

    Zum verzweifeln :(

  • Bleibe dabei, den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken, Lilawolke!

    Wenn sie Hilfe bekommen will, wird sie einen Weg finden.

    Außerdem ist sie nicht allein, Du hast geschrieben, sie lebt mit Deinem Vater zusammen.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Sie sagt ins Bezirkskrankenhaus könnte sie nicht, weil auf der geschützten Station wird man nur angenommen, wenn man dort quasi klingelt und man müsste betrunken sein

    Dannn kann sie ja klingeln. Klingt eher wie eine ausrede.

    Ich kann berichten, wie ich es erlebt habe. Um auf der suchtstation aufgenommen zu werden, braucht es neben der krankeneinsicht des kranken papiere. Versicherungsschutz. Es muss klar sein, wer die kosten übernimmt. Hat deine mutter vollen versicherungsschutz? Sonst ist alles ungleich schwieriger. Man bekommt nur einen platz, wenn es einem wirklich körperlich schlecht geht. Krämpfe, entzugserscheinungen, blut im stuhl etc. Eine überweisung vom hausarzt, in unserem fall dann noch eine unterschrift von der suchtberatung. Uns haben sie auch in der notaufnahme weggeschickt, mit dem rat weiterzutrinken. Der zustand des kranken war noch nicht prekär genug. Einen platz hat er dann dennoch bekommen, weil es dann lebensgefährlich wurde, und er selbst die hilfe einforderte bzw an den punkt kam, wo er kapitulierte vor der sucht. Alles davor, warum dieser und jener weg nicht ging, waren ausreden um weiter zu trinken.

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