Wie weh das tut... Tränen...

  • Hallo!
    Ich bin seit 8 Wochen trocken und ich habs allein geschafft - schaffen müssen - es war ja niemand für mich da und ich hatte das Gefühl, die Notbremse ziehen zu müssen - sonst hätte ich nicht mehr arbeiten gehen können.
    Ich habs geschafft - zunächst ohne die Hausbar zu entsorgen (Die ist jetzt allerdings in den Müll gewandert).
    Ohne meine Beziehungen zu Alkoholikern und Freizeit-Alkohol-Freunden abzubrechen.
    Ohne auf Feiern zu verzichten (außer zum Jahreswechsel - da habe ich verweigert, das hätte ich wohl nicht geschafft.)
    Ich war im Kampf und hab mir nicht erlaubt, zuzugeben, wie weh mir manches tut. Ich kann hart sein, will es aber nicht sein müssen.

    Jetzt habe ich viele Tränen zu weinen.
    Darüber, wie weh es mir tut, dass einer meiner besten Freunde mich zum Trinken animiert hat - obwohl er sich vorher Sorgen über mich gemacht hat und wollte, dass ich aufhöre. Warum versucht ein Freund, mich runterzuziehen?
    Wie weh es mir tut, dass ich meinen Eltern nicht wirklich erzählen kann, wie schlimm es war. Ich möchte sie nicht verletzen.
    Wie weh es tat, als ich vor Weihnachten ständig anstoßen sollte und der Spielverderber war, als ich es nicht tat. Einen Schluck Sekt mit Kollegen habe ich genommen, das Glas dann weggestellt - fast hätte ich zu Hause wieder angefangen zu trinken. Dann habe ich einsam die Hausbar entsorgt.
    Wie weh es tat, dass ich Sylvester nicht im Kreis meiner Freunde feiern konnte. Das wäre mir zu viel geworden. Der ganze Spaß und die Lebenslust ist mir auch entgangen.
    Ich geh jetzt mal heulen.

    Und frage mich:
    Was macht Euch traurig? Was tut Euch am meisten weh - beim Aufhören mit dem Trinken? Und wie werdet Ihr damit fertig?

    Entschuldigung für das Selbstmitleid.
    Grüße von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Traurig? Keine Sekunde!!!

    Erleichtert, dass ich endlich kapituliert habe und nicht mehr kämpfen muss. Erleichtert, weil ich endlich meiner Familie und meinen Freunden offenbaren konnte, wie mies es mir die ganze Zeit ging. Das ich lieber sterben wollte als so weiter machen.

    Mittlerweile überwältigt von meinem neuen Leben, niemals hätte ich geahnt, dass es mir noch mal so gut gehen kann.

    Traurig??? Ja, doch, manchmal, aber nur wegen der verlorenen Jahre!

    Klaus

  • Hallo Jean,

    ich denke das, was dir da so weh tut, ist, dass du dich noch nicht von deinem alten Leben verabschiedet hast. Ich schätze mal es ist den Leuten aufgefallen, das du nicht mehr trinkst, aber niemand weiß, das du Alkoholiker bist. Hast du dir das selbst schon eingestanden ? Würdest du ganz offen sagen, Leute ich kann mit Alkohol nicht umgehen und bei mir gibt es nur ein ganz oder gar nicht (und bei "ganz" würdest du alles verlieren), sieht in dir auch niemand mehr einen "Spielverderber", vor allem du selbst nicht. Allerdings erfordert das bei vielen mehr Mut und Kraft als der ständige Kampf gegen den Alkohol. Die Erleichterung hinterher, war bei mir sehr groß. Ich hoffe es steht dir da kein falscher Stolz im Weg.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo jean,

    wie gut ich Dich verstehen kann...wie dünn ist der Boden unter uns und wie schnell bricht dieser ein. Ich selbst habe das etliche Male erlebt und möchte Dir sagen, weine ruhig, mach alles, was Dich erleichtert, doch dann steh auf und fange wieder an.

    ich wünsche Dir die Kraft dazu und vergiß, daß irgendjemand dich runter-
    gezogen hat.

    Sophia

  • hi jean!
    das einsam sein ist wohl das schlimmste.
    keine gespräche,keinen spass mehr...
    aber ich denke,dass man da durch muss...
    kann dir nicht so viel sagen,da ich auf dem weg bin...
    hab sehr gut verstanden,was du schreibst...
    l.g.
    zhig

    .

  • Hallo Jean, mir ging es am Anfang ähnlich. Aber nur weil ich den Fehler gemacht habe, es weiterhin zu verheimlichen. Erst im nassen Zustand und dann im trockenen Zustand. Glaube mir, das war kein giter Weg und ungeheuer anstrengend. Ich bin jetzt 14 Monate trocken und habe ertst die letzten 3 Monate mein Umfeld Umgestellt. Keine Feiern mehr mit Alkohol, " Freunde" aussortiert und sogar meinen Mann verlassen. Mein Mann hat mir die ganzen Jahre immer vermittelt, das Alkis schlechte und schwache Menschen sind. Irgendwann habe ich das geglaubt und mochte meine Krankheit ihm gegenüber nicht zugeben. Das war ein sehr sehr großer Fehler. Jean glaube mir, es ist besser offen darüber zu sprechen und Feierlichkeiten zu meiden. Ich dachte auch, ich bin so stark aber irgendwann kam der Zusammenbruch. Nach meiner Offenheit und den Veränderungen im Umfeld geht es mir viel viel viel besser und ich spüre eine große Erleichterung.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft auf deinem weiteren Weg
    und bleib am Ball.
    Es lohnt sich !!!!

    Heike

  • Danke für Eure Antworten!

    Ich bewundere alle von Euch, die es geschafft haben, sich offen zur Alkoholsucht zu bekennen.


    Ich habe bis jetzt zwei sehr engen Freunden von meiner Alkoholsucht erzählt - ganz offen.

    Meine Eltern und diverse Freunde wissen, dass ich zuviel getrunken habe - und momentan nichts trinken darf, gar nichts. Wahrscheinlich haben sie eh kapiert, was der Grund ist. Nur beim Namen genannt habe ich es nicht - hab mich nicht getraut.

    Ja, vor mir selber habe ich zugegeben, dass diesmal ein Schritt zurück - zumindest im nächsten Jahr - und weiter will ich nicht denken - nicht möglich ist. Diesmal ist es anders. Hab schon früher mal mehr getrunken und dann einfach aufgehört. Diesmal ging das nicht. Ich hatte einen kalten Entzug. Ja, dann möchte ich hier sagen, dass ich Alkoholiker bin oder war - je nach Betrachtungsweise. Dass es kein Zurück mehr für mich gibt. Und dass ich keinen einzigen Schluck Alkohol mehr trinken darf und möchte. So - jetzt fällt es mir glaub ich leichter, selbst nicht drauf zu vergessen.

    Ihr habt mir viel zum Nachdenken gegeben mit Eurer Konsequenz und Euren persönlichen Geschichten - aber zuviel nachdenken, das schaffe ich momentan nicht. Trinken werde ich aber nicht.
    Bin einfach nur ziemlich traurig und K.O..

    Danke, dass Ihr mich nicht allein gelassen habt!

    Sabine

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Hallo Jean,
    deinen Freund, der dich zum trinken animierte, glaubst du, enttäuscht zu haben. Wehmütig entsorgst du die Bar. Beim ständigen Anstoßen zum Fest warst du der Spielverderber.
    Genau in dieser Atmosphäre dümpelt deine derzeitige Trockenzeit (Abstinenz sag ich nicht dazu), & genau diese Atmosphäre ist eine Art Garantieschein für den Wiedereinstieg in den Alkoholkonsum. Fang also damit an, dir erstens deine Krankheit selbst einzugestehen & zweitens dein unmittelbares Umfeld darüber nicht im unklaren zu lassen. Bei deinem besten Freund würde ich anfangen, er tut zumindest so, dass er Verständnis dafür entwickeln kann. Auch deine Eltern solltest du nicht allzulange im unklaren lassen.
    Diese erste Maßnahme macht allerdings nur dann Sinn, wenn du auch konsequent den neuen Weg weiter gehst, ganz unabhängig davon, wohin er dich führen wird. So bleibt dir nur das Wabern im Selbstmitleid, ständige Quälerei bezüglich des Alkoholkonsums & vor allem eine denkbar geringe Aussicht auf Erfolg (statistisch belegt).
    Karsten erwähnte schon den Verzichtsgedanken. Du wirst nach einigen Monaten "Verzicht" staunen, was dir alles im Leben entging durch die Sauferei. Im Gegenteil beinhaltet der Alkoholkonsum einen massiven Verzicht auf eine Reihe von lebenswerten Dingen. Andere, die schon länger trocken sind als ich, werden dir das bestätigen können.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Dante!

    Ich hab nicht das Gefühl, dass bei mir irgend etwas dümpelt und schon gar nicht die Alkoholsucht.
    Zum Leben gehört für mich der Schmerz mit dazu. Auch mir zu erlauben, manchmal traurig zu sein.
    Traurig bin ich nicht drüber die Hausbar entsorgt zu haben - oder dass ich allein dabei war. Erschrocken war ich drüber, dass der Zug zur Flasche in dem Moment so stark war.
    Den Verlust zu leugnen, wenn ich zu Sylvester nicht so feiern konnte, wie ich wollte, wäre glaub ich falsch. Das war ein Verlust für mich. Und das macht mich traurig.
    Traurig macht mich, dass einer meiner Freunde nicht zu mir gestanden ist. Das ist traurig. Weil ich Freunde nicht einfach ablege - ich hab mir Freundschaften langjährig aufgebaut und stehe zu meinen Freunden. Das sind echte Freunde.

    Ich bereue aber keinen Tag, seitdem ich zu trinken aufgehört habe. Vieles ist aber neu und verwirrend für mich in meinem Leben. Und, nein, ich glaube nicht, dass ich momentan gefährdet bin, mit dem Trinken wieder anzufangen.
    Danke dass Du mich darauf hingewiesen hast, wie wertvoll mir mein neues Leben ist.

    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Hallo Jean,

    am meisten hat mich traurig gemacht, dass ich nichts von dem, was ich unter Alkoholeinfluss getan habe, wirklich wieder gutmachen kann. Es ist wie in Stein gemeißelt.

    Ganz am Anfang hatte ich so einen Anflug von Wehmut, als ich sah, wie entspannt andere Menschen mit Alkohol umgehen können, dass ich das nun mal nicht mehr kann. Aber mit anderen Dingen muss ich schließlich auch leben: Ich habe eine Menge Allergien und verzichte auf etliche Lebensmittel. Wenn mich jemand bedauert, erkläre ich ihm, dass die Folgen, wenn ich dies oder das essen würde, viel schlimmer für mich wären als der Verzicht (der in dem Moment widerum kein Verzicht ist, weil ich mir damit ja etwas Gutes tue).

    Ich habe übrigens mit meinen Freunden Silvester gefeiert, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass ich daran noch ganz schön zu kauen habe.

    Die Traurigkeit, unsere Mitmenschen betreffend, kenne ich auch. Das ist etwas, was wirklich schmerzt. Aber wie können wir erwarten, dass andere Menschen besser mit unserer Sucht zurechtkommen als wir selbst? Ich habe für mich entschieden, hier ganz bescheiden zu bleiben (hoffentlich gelingt es mir).

    Falls Deine schlechte Stimmung anhält, versuchs doch, wenn Du magst, mal mit den Tipps, die unsere "alten Hasen" hier geben: Tu Dir etwas Gutes, sei lieb zu Dir. Geh an die Luft; tanze; leih Dir einen Hund aus dem Tierheim aus und tolle mit ihm herum; mach irgendwas, was Deine Seele streichelt. Malen; Blumen oder Gemüse für den Frühling auf der Fensterbank aussäen; in ein Konzert gehen oder ins Kino; in einen englischsprachigen Chat gehen (Neuseeländer und Australier sind besonders freundlich und geduldig); singe laut oder mach einen Schönheitsabend - es gibt 1000 Sachen, die Dich ganz persönlich n i c h t traurig machen. Vielleicht machst Du ja auch einfach etwas, was Du Dich noch nie getraut hast. :wink:

    LG, Meni

  • Vielen Dank für Eure Antworten
    - die die mir "den Kopf gewaschen haben" und mir gesagt haben wo's langgeht... Und die, die mir Mut gemacht haben... Danke für Euer Verständnis.
    Heute ist für mich einer von diesen wichtigen Tagen, die immer seltener werden, der letzte war vor Weihnachten, wo ich mit mir kämpfe, um den eingeschlagenen Weg weiterzugehen... Mit jedem Kampf werde ich sicherer. Aber na ja, falscher Stolz, von dem habe ich jede Menge, ich kann es ja sagen: War ein Kampf heute, vor allem weil meine Stimmung im Tal war.

    Hab heute auf Euer Anraten hin mit 2 sehr engen Freundinnen gesprochen und mein Alkoholproblem eingestanden, einmal nur angedeutet, einmal schonungslos ausgesprochen, ohne zu verharmlosen...

    Beide waren schockiert; besonders weil ihnen nichts aufgefallen war; dann nochmals über die Offenheit; wollten micht beschützen; waren dann verständnisvoll...

    Für mich war es jedenfalls wichtig, zu mir zu stehen und mich zu outen.

    Allzu weit werde ich nicht gehen mit der Offenheit, denk ich, ich möchte mir ja nicht schaden, aber der Tipp, mich in meinem engeren Umfeld zu outen war gut, glaub ich... Ich schaff es nicht allein.

    Meine Eltern wissen, dass ich keinen Schluck trinken darf, das reicht vorläufig, wenn ich sie besuche, wird nicht getrunken...


    Das war ganz wichtig für mich heute und ich weiß wieder, wo's langgeht.

    Danke für die Hilfe
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Jean, für mich begann die Ernsthaftigkeit erst in dem Moment, wo ich mich bei unseren Freunden geoutet habe. Sie waren zwar auch total verdattert - aber wenn ich es nicht mal meinen Freunden sagen kann, stimmt etwas nicht... Schön, dass Dir das zum jetzigen Zeitpunkt schon gelingt!

    LG, Meni

  • Liebe Jean,
    die Entscheidung,die Du für Dich getroffen hast,dich zu outen im engsten Freundes und Familienkreis,war die richtige.Das sie jetzt so reagierten,ist vieleicht so,daß Sie es nicht so sahen,wie Du es jetzt siehst.Deshalb ist es unwahrscheinlich wichtig,mit unserer Krankheit ehrlich umzugehen,auch wenn es Dir zu Anfang schwer fallen mag,wird es mit der Zeit immer leichter.Heute nach über 2 Jahren Trockenheit,gehe ich auch in die Apotheke,und frage nach den Inhaltsstoffen der Medikamente die mir verschrieben wurden,und sage das ich trockener Alkoholiker bin,egal ob zig Menschen hinter mir stehen oder nicht.Natürlich habe ich kein Schild um den Hals hängen,wo draufsteht"Ich bin Alkoholiker"
    aber all meine Arbeitskollegen,meine Verwandten,Bekannten und Freunde wissen,daß ich trockener Alkoholiker bin,und sollten dennoch Fragen ausserhalb kommen,erzähle ich den Menschen,wo ich das Gefühl habe,daß es Sie interessiert davon.Richtig müsste es heissen,ich will keinen Alkohol mehr trinken,und nicht das ich es nicht darf,aber vlt meinst Du ja das gleiche.Denn dürfen tust Du alles aber die Frage stellt sich will ich das?Ich will Leben,Ich will nicht mehr trinken!
    Hötrt sich besser an,als wie,Ich darf Leben,Ich darf Arbeiten,oder?Alles in allem hast Du gutes getan,daß Du dich geoutet hast!
    Ehrlichkeit beginnt bei einem selber,und nicht bei anderen!

    Liebe Grüße,Andi

  • Hallo Jean,
    ich freue mich, dass Du einen Anfang gemacht hast. :P
    Glaube mir, es wird dir immer leichter fallen mit anderen darüber zu sprechen.Denke immer an das eine:
    Du kannst unwahrscheinlich stolz auf Dich sein. Du stellst Dich Deinem Problem. Die meisten laufen davor weg.
    Ich drücke Dir weiterhin die Daumen und denke daran,
    Jeder Tag ohne Alkohol ist ein Geschenk. Für dich und Deinen Körper

    Schwalbe

  • Hallo!

    Vielen Dank für Eure Antworten!

    Heute gings mir besser: Ich war lange im Freien und bin auf ein Berglein getrabt. Hab den klaren Himmel bewundert, von oben ins Tal hinuntergesehen. Da hab ich keine Sekunde an das Trinken gedacht. Ich war so wunderbar mit der Welt, mit dem nächsten Schritt, mit meinem Körper beschäftigt... Es war ein Genuss; und ich habe das Gefühl, mein Körper ist viel leistungsfähiger als vor dem Entzug. Dann waren da Sonne, der Winterhimmel... Ich erlebe alles viel intensiver als vor dem Entzug.

    Ich hab was wiedergewonnen, was ich verloren hatte.

    Ich glaube, das ist ein Teil des Weges aus dem Selbstmitleid, wie ihr mir ja geraten habt: Mir was Gutes tun. Oder vielleicht: Mir Dinge zurückerobern, die einmal mir gehört haben. Das neue Leben. Manchmal sagt der Augenblick: Das neue Leben ist schöner als das alte. Dafür lohnt es sich weiterzumachen.

    Mal sehen, eine Belohnung muss heute noch drinnen sein: Ich werde mal in Ruhe eine halbe Stunde Musik hören. Das Alleinsein genießen. Als ich noch getrunken hab, war ich oft nervös. Konnte nicht allein sein. Das kann ich jetzt wieder... :)

    Andererseits: Es stimmt schon, dass ich in eine Selbstmitleidsphase gerutscht bin und dass ich gefährdet bin. Momentan denke ich oft ans Trinken. Mir ist aber klar, dass es für mich nur ein alles oder nichts gibt... Und dass ich die Hausbar in ein Bücherregal verwandelt habe war eine gute Idee. Ich würde mir gerne sagen, dass ich einfach zum normalen Trinken zurückkehren kann... War ja noch nicht so lange her, dass ich halbwegs normal mit Alkohol umgegangen bin. Aber ich spüre, dass ich mich damit selbst belüge. Es gibt nur alles oder nichts, Abstinenz oder Saufen für mich. Einfach weil ich es mir selbst angetan habe. Ich hab keine Grenzen mehr gekannt und jetzt gibt es kein Zurück.
    Wenn alle Stricke reißen, motiviert mich wenigstens, dass ich meinen Arbeitsplatz erhalten möchte, dass ich nicht zum Glas oder zur Flasche greife. Und... Aber darüber möchte ich dann nur im geschützten Bereich sprechen.

    Eure Unterstützung ist ganz, ganz wichtig für mich. Ich kann Euch gar nicht sagen wie. Was für eine Erleichterung, es nach 8 Wochen nicht mehr allein schaffen zu müssen, sondern mir helfen zu lassen.

    Liebe Grüße und vielen Dank von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Zitat von Fietje

    Hallo Jean,

    ... Aber ich glaube auch, dass es für die Leute, die sowieso ein ruhiges Wesen haben und immer zu Hause gerne vorm Fernseher gebechert haben es einfacher haben, als diejenigen, die gerne Ausgegangen sind und viel Freude an Geselligkeit und Feiern hatten. aber das ist nur meine eigene Meinung.
    Ich habe für mich festgestellt, dass ich nicht zu Feiern , Discos oder ähnlichen Aktivitäten gehen darf, da ist die Gefahr für mich zu groß.
    Ich kann leider sagen, ich trinke nur aus dem Grund nicht, weil ich Todesangst davor habe, was ich im Filmriss anstelle, bzw. was mir angetan wird.
    Aber im Grunde meines Herzens würde ich alles dafür geben, wieder "normal" trinken zu können. Leider ist das so, und ich hoffe, dass es sich ändert.
    ...
    Viele Grüße, Fietje

    Hallo Fietje!

    Vielen Dank, dass Du so ehrlich antwortest. Ich fühl mich damit nicht so allein, weil ich weiß, dass Du auch Selbstmitleid kennst und den Partys nachtrauerst. :( Ich wünsch mir, dass ich Dich nicht weiter runterziehe... :? Ich wünsch mir für Dich, dass Du zufriedener wirst mit Deinem neuen Leben. Verdient hast Du es Dir weiß Gott, nachdem Du so lange die Zähne zusammengebissen hast und getan hast, was richtig ist...
    Gibts etwas, was Dich ein klein wenig aufbaut?

    Liebe Grüße von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Hallo Jean,

    schön, das es dir wieder besser geht. Ich hab für mich auch das Spazierengehen entdeckt. Es gibt hier viele Weinberge und da kann ich prima herumwandern. Das macht mir auch den Kopf wieder freier und die Aussicht ist meistens toll. Steht öfters hier im Forum: Wenns einem im Kopf brummt, dann für ne Stunde raus und stramm durch die Gegend laufen - und es funktioniert.

    Ich finde es auch stark von dir, dass du den Mut gehabt hast mit deinen Leuten zu sprechen. Viel mir auch sehr schwer, aber da führt kein Weg dran vorbei und wenn mans gemacht hat, ist man hinterher auch ein wenig stolz auf sich. Ich muss für mich viele Gefühle erst mal wieder neu lernen bzw. den Umgang damit, auch das ich mal stolz auf mich sein kann. Wahnsinn, was man alles durch den Alkohol ersäuft. :roll:
    Das mit dem Belohnen ist auch eine tolle Sache. Meine Belohnung heute war u.a. ein heißer Vanillepudding mit ein paar Pflaumen. Naja, schön das du hierher gefunden hast.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo!

    Hab ja am Abend um diese Uhrzeit meistens gesoffen. Das hat mich eingenebelt und lahmgelegt.

    Heute Abend fällt mir auf: Das geht mir nicht ab. Ich bin so wunderbar klar im Kopf, dass ich alles machen könnte, was mir Spaß macht... Plötzlich tun sich so viele Möglichkeiten auf...

    Statt eingenebelt herumzuliegen, kann ich jetzt, nüchtern: lesen, Musik hören, telefonieren, tanzen, spielen, hier schreiben...

    Das ist so ein Bahnhofs-, Reise und Aufbruchsgefühl jetzt, das ich als Kind schon hatte: Ich stand da und dachte: Vom Bahnhof gehen so viele Züge weg an schöne Orte, an denen ich sein möchte: nach Rom, Mailand, Moskau, Paris. Und dann fuhr ein Zug ab...

    :o Endlich hab ich eine Fahrkarte in mein neues Leben und kann einsteigen. Plötzlich gibt es viel mehr Möglichkeiten, Aktivitäten und schöne Orte im Leben, an die ich reisen kann. :)


    Stimmt, wenn das Verlangen stark wird und die alten Gewohnheiten sich melden, hilft der Gedanke an ein neues Leben. Auch jetzt. In der alten Situation mit neuem Lebensgefühl ohne Alkohol.

    Liebe Grüße von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Zitat von Fietje

    Ja Jean, da hast du recht, dieser Gedanke von Freiheit, daran ziehe ich mich auch immer wieder hoch.

    ...

    Ich glaube, tief im Inneren verachte ich mich selber sooo sehr, dass es mir einfach Spaß macht mich kaputtzumachen, es ist verrückt!

    ...
    Liebe Grüße,
    Fietje

    Hallo Fietje!

    Lass Dir mal sagen, ich bewundere Dich sehr. Dass Du mit Zähnezusammenbeißen und Disziplin bis hierher gekommen bist. Trocken.

    Viel Kraft zum Arbeiten für die Uni!

    Und ach ja, mal intuitiv gesprochen, wenn Du Dich so sehr verachtest, dann darfst Du Dir auch nichts Gutes tun oder Dich belohnen?

    Oder lässt sich da was machen, wenn ich ein gutes Worte bei Dir für Dich einlege? :)

    Liebe Grüße und danke für Deine ehrlichen Antworten
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

  • Zitat von Fietje

    Aber immer optimistisch bleiben!!

    Man muss sich einfach die positiven dinge vor augen halten! Vielleicht schaff ichs diesmal ja sogar für immer und du dann aber auch!!!!!!!!!! :D

    Einfach DAS ERSTE GLAS STEHEN LASSEN!!!!!!!!!

    Ja, das erste Glas stehen lassen, auch wenn's nicht einfach ist, und alle weiteren auch...

    Heute gehts mir mal gleich am Morgen besser, obwohl ich mit Tränen aufgewacht bin, weil ich weiß, dass ich das, was ich tue, für mich tue.

    Ganz lieben Gruß von
    Jean

    Wenn ich mir selbst nicht erlaube, dass es mir ohne Alkohol gut geht - wer soll es dann für mich tun?

    Trocken seit November 2006

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