Hallo an alle, die sich für mein Problem interessieren! Danke, dass Ihr Euch meines Problems annehmt. Ich wäre dankbar für jede Hilfe, die ich kriegen kann...
Kurz erzählt...
Ich bin die Tochter von Alkoholikern (...wer meine Geschichte lesen möchte, kann dies unter meinem Thread im Forum "Wer ist wer im Alkoholikerforum" gerne tun.
Ich habe aber folgendes Problem:
Ich komme mit mir selbst nicht klar. Alles was ich tue (und sei es auch noch so eine banale Kleinigkeit) ist irgendwie falsch. Ich kann auch nicht über eine Entscheidung hinaus, die ich einmal getroffen habe, abschgätzen, was ich genau mit meiner Handlung auslöse. Es ist schwer zu erklären...
Irgendwie laufe ich mit imaginären Scheuklappen durch die Gegend. Ich habe zwar Ziele, weiß aber nicht wie ich diese erreichen kann.
Selbst einen "normalen" Tagesablauf zu planen überfordert mich.
Ich vergesse Termine, oder auch kleine Erledigungen (komme mir vor, als ob ich schon im Anfangsstadium von Alzheiker stecke...) und überfordere auch meine Umwelt auf diese Weise.
Gestern ist ein gutes (oder schlechtes???) Beisspiel passiert. Ich wollte noch etwas am PC erledigen. Kurz vorher war mein Ex hier und hat meine Tochter nach Hause gebracht, die heute wieder Schule hat. Dadurch ist mein Zeitplan durcheinander gekommen und als er weg war, wollte ich besagtes am PC erledigen und war auch bisschen sauer, dass mein Zeitplan wieder nicht hingehauen hatte.
Da kam mein jetziger Partner zu mir und fragte mich, wie das denn mit Essen machen aussähe. (Es war schon halb sechs und eigentlich muss meine Tochter auch rechtzeitig zu Bett, GANZ LOGISCH eigentlich...)
Da wir eigentlich ein gutes, offenes Verhältnis haben sagte ich ihm ehrlich, dass ich gerade echt kein Bock hätte essen zu machen, und dass ich schon vor einer Stunde am Computer hatte sitzen wollen. Sprich, ich würde es zwar machen, aber etwas später... (was ich dabei allerdings nicht betont habe...)
JETZT im Nachhinein ist mir klar, dass ich ihn damit auf die Füße getreten habe. Aber in dem Moment wo ich das gesagt habe, war mir nicht bewusst, dass ich ihn damit ärgern könnte. Es war nicht meine Absicht, allerdings bin ich in diesem besagten Moment wieder total von meinen Scheuklappen "behindert" worden und habe nicht mal im Traum daran gedacht, dass ich ihn damit verärgern könnte.
Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen wie verdaddert ich war, als er eine dreiviertelstunde später an mir vorbei ging und "eine Fresse" zog und ich nicht wusste was los war. Hört sich das jetzt vielleicht etwas naiv an? Könnte sein, dass ich das auch irgendwo bin, aber ich habe es wirklich nicht gewusst.
Als ich ihn dann zur rede stellte war er total aufgebracht (was ich ja jetzt auch verstehe) und er ist nicht der Typ, der einem Vorwürfe macht. Aber da war es soweit. Ich würde kein Verantwortungsgefühl haben, und er fände es tierisch blöd (was ich an seiner Stelle auch blöd gefunden hätte), dass ich mich so verhalten habe, weil er würde ja auch eine Stunde später essen können aber meine Tochter müsste halt rechtzeitig zu Bett... Allerdings war ich wie vor den Kopf geschlagen. Darüber hatte ich echt nicht nachgedacht und ich bin eigentlich auch ein sehr verantwortungsbewusster Mensch, ich war mir aber nicht über die Konsequenzen klar, als ich mich so egoistisch verhalten habe...
Ich gerate in solchen Situationen regelrecht in Panik. Mein Herz fängt an zu rasen und ich muss anfangen zu heulen. Fühle mich wie ein Tier in die Ecke gedrängt, weil ich mir meiner Schuld nicht bewusst bin in solchen Situationen. Gestern war es wieder besonders schlimm. In meinem Kopf fängt sich alles an zu drehen. Besonders die Frage "Warum bist Du so??" fängt regelrecht an in mir zu routieren und ich suche und grabe in mir selber, um Gründe und Erklärungen dafür zu finden, warum ich eigentlich nicht beurteilen kann, warum ich so handle.
Warum kann ich nicht vorausschauend handeln?...
Wie kann ich es lernen?
Es ist ja nicht so, dass ich völlig hilflos bin. Aber für längerfristige Entscheidungen fehlt mir irgendwie der Überblick. Ich strebe auch nach sofortiger "befriedigung" wenn ich etwas haben will muss es sofort sein (typisches Alkoholikerkind-Verhalten), und kann nicht nach längerfristiger Befriedigung ausschau halten.
Meine längerfristigen Ziele kann ich ebenfalls nicht konkretisieren. Ich kann zwar halbwegs planen was ich in zwei Tagen, zwei Wochen und vielleicht in zwei Monaten mache, aber wenn es darum geht längerwierige Projekte in Angriff zu nehmen (z.B: in zwei Jahren Heiraten, in zwei Jahren ein Haus bauen, oder sowas) da hörts bei mir auf. Ich kann mir zwar Ziele wünschen, ich weiß aber nicht wie ich den "langen" Weg bis dahin gehen muss.
Und so ähnlich scheint es auch mit meinem Kopf zu sein. Ich kann selten vorausberechnen, was ich mit meinen Handlungen eigentlich bewirke. Ich bin in vielen Sachen wohl zu impulsiv, oder wie man das nennt. Ist ja auch schön, dass ich die Gründe kenne und das "Kind" beim Namen nennen kann. Aber HELFEN kann mir dabei irgendwie keiner. Mein Freund ist sehr verzweifelt, weil er nach solchen Aktionen hilfos ist, was mich angeht. Wir reden dann zwar darüber, aber es ist dann so als ob ich in einem tiefen Loch stecke und da auch alleine wieder nur heraus komme. Er kann mir dabei nicht helfen.
Morgen will ich in eine Therapiesprechstunde für Kinder von Suchtkranken gehen. Ich klammere mich schon seit letzter Woche an diesen "Strohhalm" und habe auch ehrlich gesagt Angst, dass ich mir zu viel davon verspreche.
Daher wäre ich dankbar für jeden auch noch so unscheinbaren Tipp, wie ich mein krankes Hirn mal "umpolen" kann. Wie kann ich lernen, meine Entscheidungen zu beurteilen und die folgenden Geschehnisse besser abzuschätzen? Mir ist klar, das selbst "normal" tickende Menschen Probleme damit haben können, was ihre Handlungs- und Entscheidungskraft angeht, aber glaubt mir wenn ich sage: BEI MIR IST ES EXTREMER!
Und es tut mir mittlerweile weh es offen zuzugeben, aber ich schaffe das nicht mehr alleine. Gestern hab ich seit langem mal wieder konkret über Selbstmord nachgedacht , aber keine Angst. Es war ein dummer Gedanke und ich lebe viel zu gerne um diesen Gedanken jemals wirklich umzusetzen, aber das hat mir deutlich gemacht, dass ich zu schwach bin und zu hilflos (keinen Plan habe) es alleine zu bewältigen.
Also, rann an die Tastatur! Ich wäre dankbar für Eure Hilfe!!
Ich zähle jede Minute, bis ich morgen endlich in dieser Angehörigen-Sprechstunde sitze. Bis dahin muss ich noch irgendwie "durchkommen".
Sorry, wenn das hier alles gerade ein bisschen viel Text war. Aber das musste mal aus mir "raus" ... Mir gehts echt besser jetzt.
Lieben Gruß, KM