Rückfall, aber nicht ins Trinken

  • Zitat

    Ich denke, dass das der Punkt ist. Mich gut fühlen, weil es einen gibt, der schwächer als ich ist, dem ich helfen kann. Das lässt mich meine subjektiv empfundenen Mängel, meine eigenen Unsicherheiten vergessen. Und – schwupps – muss ich es immer wieder haben, so wie der Alki seine Pulle. Co´s trinken sich ihre schlechten Gefühle für sich selber nicht weg, neee, die helfen sie sich weg. Und das Feststellen dieser Tatsache, das ist etwas, an dem ich recht lange zu kauen hatte.


    Was ist daran hart? Es stimmt doch! Der Wahrheit ins Auge sehen würde ich es eher nennen...

    Zitat

    Wenn ich viel helfe, dann bin ich viel.....


    So wie wir es früher immer eingetrichtern bekommen haben...

    Dass das Selbstbewusstsein wächst, wenn ich es nicht mehr jedem recht machen will, habe ich auch erfahren. Davor muss ich aber einfach das Risiko eingehen, dass der Andere verschnupft ist, wenn ich nicht mehr nur für ihn da bin. Es ist einfach ein ständiger Prozess, der uns zu neuen Erfahrungen verhilft.
    Das hab ich auch gemerkt. Je mehr ich auch mal an mich selbst denke und meine Bedürfnisse in den Vordergrund schiebe, umso mehr können die anderen damit nicht umgehen und es nicht verstehen. Die anderen wollen oft nicht, dass man sich verändert. Aber das muss einem egal sein, im ewigen Prozess der Veränderung. Ohne Veränderung keine Weiterentwicklung, oder wie war das noch mal ;)

    Zitat

    Es gibt kein Endprodukt, richtig, denn eine Partnerschaft ist so lebendig und veränderlich wie wir Menschen es einfach sind. Um bei deiner Metapher mit den Blumen zu bleiben – es kommen neue Blättchen nach, wenn alte, welke abgepflückt werden. Blumen und Pflanzen können nicht ungehindert wachsen, wenn sie zu eng gepflanzt sind. Wenn ich in der Co-Abhängigkeit stecke, stehe ich zu eng an meiner „Alki-Pflanze“, kann weder meine Zweige noch meine Blüten richtig entfalten, genauso wenig wie die andere Pflanze. Das Loslassen, das Abrücken, versetzt uns beide in die Lage, uns zu entwickeln. Verwaisen muss ich dabei nicht, ganz im Gegenteil. Erst die Entwicklung meines „Planzendaseins“, mein Wachsen, versetzt mich in die Lage, zu lieben ohne der Symbiose zu bedürfen.


    Schön geschrieben :)

  • Liebe Ette,

    kerlistisch betrachtet liebe ich an und für sich die Herrlichkeit des Weiblichen und deshalb bleibt die schärfste Waffe der Kopf, alles reinpacken, was überläuft rauslassen, bis zur friedvollen Kopflosigkeit.

    Da könnt Ihr jetzt Sterntaler putzen, Blumen pflanzen oder sonst was mit zarter, flinker Weiblichkeit anstellen, ist der Kopf klar, wird der Körper gesund, ist beides gesund, geht alles wie von selbst, (ist das jetzt schon symbiosiert?) gelassen eben, durch Seinlassen. Ihr habt in allem Recht, trotzdem lasse ich es mir nicht nehmen unvernünftig zu leben, Schranken zu durchbrechen, dummes Zeugs zu komponieren, zu schreiben, zu kochen, zu essen. Die ganze Welt ist eine riesige Symbiose, warum soll ich mir irgendwas fort denken, umdenken, gut denken, wenn ich es nicht als erforderlich sehe? Wohin wollt Ihr denn alle noch wachsen? Ich schrumpfe naturbedingt. Wofür, was muss ich noch suchen, wenn es läuft?
    Wisst Ihr was für mich die dümmste Symbiose bleibt: die der Gottesanbeterin, der Kerl vernascht sie und wird dabei gefressen. Ich mag mir das gar nicht vorstellen, andererseits, irgendwas muss dran sein.

    Ich habe einen weg, bin Co und das werde ich ewig sein, ich habe zu viel Alkohol in meinem bisherigen Leben getrunken und bin trocken. Meine „weg“ ziehen sich durch mich durch, durch Beruf, Familie, Ehe, bis ins Bett und da kannst Du jetzt meine hole Birne aufklappen, mit der Schaufel x-mal umgraben und Unkraut zupfen, ich bin und bleibe ich, eben, einer der einen weg hat, das habe ich heute, wie vor einem oder zehn Jahren oder in 10 Jahren.

    Ette: meine Frau ist trocken, ich bin trocken, wir brauchen uns nicht mehr beide, trotzdem brauchen wir uns. In meinem Job stimmt was nicht, ich brauche ihn, wie die Firma mich. Irgendwas Co ist immer. Symbiosen werden immer sein, bis wir irgendwann madig werden.

    Und jetzt Ette, jetzt setz Dich mal:

    Wenn es kein dagegen Angehen, kein Kämpfen, kein Mittel, kein Nichts, gegen Alk, gegen Co, gegen uns selbst gibt, nur ein ganz einfaches „Seinlassen“, wenn es so einfach ist, dieses „Seinlassen“ , was hält Dich davor zurück einfach glücklich und zufrieden zu sein? Wohin willst Du denn wachsen, wo Du doch alles schon längst in Dir hast?

    Schönen Feiertag kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Zitat

    Wenn es kein dagegen Angehen, kein Kämpfen, kein Mittel, kein Nichts, gegen Alk, gegen Co, gegen uns selbst gibt, nur ein ganz einfaches „Seinlassen“, wenn es so einfach ist, dieses „Seinlassen“ , was hält Dich davor zurück einfach glücklich und zufrieden zu sein? Wohin willst Du denn wachsen, wo Du doch alles schon längst in Dir hast?


    Man kann immer über sich hinauswachsen, liebes Kaltblütchen ;) Und es macht Spaß zu sehen, wie viel man geschafft und wie sehr man sich weiterentwickelt hat... wie es voran geht und man sich gut dabei fühlt (ok, manchmal auch nicht - aber das gehört auch dazu).

  • Stimmt! @ Ayki


    Ach Karl!

    Nun gebe ich dir in großen Teilen recht und trotzdem lese ich zwischen deinen Zeilen eine Art Echauffiertheit. Ich habe nicht geschrieben, dass DU irgend etwas weglassen sollst. Ich habe von MEINER Symbiose geschrieben, die ich gelebt habe. Du wirst aber deine Gründe haben für deine Reaktion.

    Ganz im Gegensatz zu deiner Äußerung bezüglich deiner Birne, empfinde ich diese übrigens alles andere als hohl. Leicht dominant empfinde ich sie, wenn ich mir das betrachte, was zwischen deinen Zeilen schwingt. Und dass du einen weg hast – mein Gott! Haben wir das nicht alle? Du stehst doch drüber, oder etwa nicht?


    Heute morgen, beim Laufen, sind mir wieder so ein paar Gedanken durch den Kopf gegangen, die ich aufschreiben möchte, damit sie mir nicht verloren gehen. Vielleicht kann der eine oder die andere ja auch etwas damit anfangen.

    Der Kaltblütige hat das Beispiel mit den Blumen, die auf dem Tisch stehen, gebracht.

    In meiner Küche steht im Moment auch eine Blume, ganz alleine in einer schmalen, schlanken Vase. In dunklem, intensiv warm-samtigen Rot steht die Blüte in wunderschönem Kontrast zu der weißen Wand dahinter. Auch der kräftige Stiel und die saftig-dunkelgrünen Blätter kommen dadurch richtig zur Geltung. Die Dornen am Stiel sind deutlich zu sehen. Aufrecht steht sie, ganz ohne Beiwerk. Wer sie nicht richtig anfasst, kann Schmerzen erleiden, denn dann kommt er in den „Genuss“ der Dornen. Sie wird diese nicht für jemanden einziehen, so wichtig er auch für sie sein mag. Wer sie jedoch zu nehmen weiß, dort, wo sie ihr Herz hat, im dunklen warmen Rot, vor dem ein Stück Stängel ganz ohne Dornen wächst, kann sich an der Wärme und der Intensität der feurigen Röte freuen. Egal, ob es eine Efeuranke, ein zart gegliedertes Palmblatt, ein paar schlanke Gräser oder einige Dolden Schleierkraut sind. Auch ein knorriger, dunkler Zweig oder eine unnahbare Silberdistel kann eine durchaus passende Ergänzung sein, genauso wie duftender Lavendel oder zart-pelzige Frauenmantelblätter. Und trotzdem – sie steht auch allein aufrecht und zufrieden in ihrer Vase, ohne den Kopf hängen zu lassen.

    Ich habe sie mir ausgesucht, als sie zusammen mit etlichen anderen Blumenstängeln auf einem Tisch lag und jemand sagte, jeder solle sich ganz intuitiv für eine entscheiden.

    So begegnen sie mir manchmal ganz unverhofft, die roten Rosen, die es für mich regnen soll.

    Jetzt muss ich mich aber anhübschen, weil ich mit soner unnahbaren Silberdistel verabredet bin.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Ihr Lieben Weibchen,

    Pflanzen, Blumen, Blüten, Nektar, da sind wir wieder beim Bombus lapidarius, das sind Brummer, die jetzt wieder unter den Bäumen liegen, Zuckerwasser raus und eintrichtern.

    Ayki, es ist alles schon längst in uns, wir müssen das nur finden, fühlen und begreifen, dann fühlt es sich toll an, wenn wir uns begreifen und wieder trauen, da bekommen wir mächtiges Selbstvertrauen.

    Ette, klar, ich komme voll klar, denn es gibt ja Millionen die höhere Ämter bekleiden und größere, buschigere Hohlräume haben, die kommen ja auch irgendwie klar.

    Im TV war übrigens neulich ein Bericht über Bewegungsmangel. Joggen tut gut, weil es unsere Ergänzung zum Mindestbewegungspensum ist. 10000 Schritte braucht der erwachsene Mensch, am Tag, sonst wird er rund und dann krank. Wenn wir mehr laufen, funktionieren wir mehr. Ette, ich liebe Deine Gedanken.
    Wenn es Dir mit irgendwas besser, toller, schöner, zufriedener, angenehmer, wachsend ergeht ist das schön, Prävention ist nötig, Vorsicht gehört zur Prozellankiste und meine Mutter ist mit bald 87 unter 150cm geschrumpft, schön, dass sie da ist.

    Wenn meine Frau die Alte ist, jetzt trocken, evtl. einen psychischen, unänderbaren Schaden durch jahrelangen Alkoholkonsum davon getragen hat, was hat sich dann geändert? Die Einstellung.
    Wenn ich der Alte bin, entcoiniert, trocken bin, einen psychischen, unänderbaren Schaden durch jahrelangen Selbstmissbrauch habe, was hat sich dann geändert? Die Einstellung.

    Ette, es hat mir heute Morgen riesig Spaß gemacht, entgegen aller Vorgaben, Pflichten und Auflagen, ganz alleine im Bett zu bleiben und zu lesen, ohne Joggen, ohne irgendwas, einfach so. Wohin wollt Ihr denn jetzt strampelnd wachsen, was gibt es zu wachsen, was nicht schon längst in Euch ist?

    Dann gibt es heute eben einen rote Rosen-Blumenregen für die Damen, viel Spaß.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Danke schön für den Rosenregen :)

    Zitat

    Wohin wollt Ihr denn jetzt strampelnd wachsen, was gibt es zu wachsen, was nicht schon längst in Euch ist?


    Ich finde, man sollte immer weiter wachsen und nie stehenbleiben - egal wo hin die Reise geht...

  • Zitat von kaltblut

    Ette, ich liebe Deine Gedanken.

    Ich weiß, Kaltblütiger, ich weiß.

    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Moin, moin,

    manche Tage sind schon gebraucht, kaum dass ich aufgestanden bin. Gestern war so einer. 12 Stunden im Büro, weil alles, was schief gehen kann, schief gegangen ist. Verrückt, wie ein Mist den nächsten nach sich zieht. Es fiel mir sehr, sehr schwer, dabei ruhig und gelassen zu bleiben. Am Abend dann hatte ich zu nichts mehr Energie, als mich einfach ins Bett und vor den Fernseher zu werfen. Aber ich denke, dass es halt auch solche Tage geben muss. Heute ist bestimmt ein besserer.

    Allerdings fällt es mir an so einem Tag sehr schwer, einen schönen Moment zu sehen. Trotzdem hatte ich tief in mir drin ein warmes Gefühl. Vielleicht weil mich heute Abend als erster meine Rose in der Küche begrüßte. Ach, da fällt mir ein.... es gab ja doch schöne Momente gestern. Ich habe festgestellt, dass ich bei all den schrägen Sachen, die passiert sind, doch noch lachen konnte. Und dass ich eine sichere Wärme in mir spürte, obwohl mein Umfeld alles andere als sicher und behaglich erschien.

    Für das Wochenende habe ich ein paar ganz schöne Sachen vor, sodass ich bestimmt für die nicht so schönen Situationen in der Woche entschädigt werde. Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass es mir am Wochenende besser geht als in der Woche. Allerdings hätte ich heute morgen gerne noch ein wenig länger geschlafen. Aber morgen, morgen schlafe ich aus.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Moin, moin,

    heute ist das Haus, in dem ich wohne, wieder vollends wie in Watte gepackt. Wenn ich auf den Balkon trete, fühle ich mich wie in einer Wolke. Gestern morgen war es ähnlich und als ich zum Laufen ging, legte sich der Nebel wie ein feiner, kühler Schleier auf mein Gesicht. Ganz still war es, als ob der Nebel alle Geräusche dämpft. Es gibt darüber auch ein Gedicht. Aber mir fällt nicht ein, von wem es ist, dass ich es suchen könnte. Na, irgendwann finde ich es wieder.

    Bedauerlicherweise kann ich heute nicht laufen, weil ich eine Verletzung am Fuß habe. Nun muss ich also mindestens bis Mittwoch eine Trainingspause einlegen. Seltsam, ich hätte vor einem halben Jahr nicht gedacht, dass mir das irgendwann fehlen würde.

    Der Nebel draußen hat inzwischen ein strahlendes Weiß angenommen, weil die Sonne scheint. Bald wird sie ihn vertrieben haben und es wird wieder einer von diesen herrlichen goldenen Oktobertagen, die nach Laub riechen und den Himmel in durchsichtigem Blau über alles wölben. Ein wenig Melancholie liegt dann im Sonnenschein, der die sommerliche Kraft und Hitze verloren hat. Und auch die Bäume, die sich wie für das Grande Finale jeden Tag ein wenig bunter zeigen und feurig aufleuchten, bevor sie nackt und trostlos ihre Zweige in den grauen Novemberhimmel strecken, erzählen schon von der dunklen Jahreszeit.

    In Rilkes Herbsttag heißt es, wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben. Seltsamerweise habe ich zur Zeit wenig Bedenken und Befürchtungen vor dem Grau des Novembers und den langen Winterabenden, die in absehbarer Zeit folgen werden. Vielleicht weil ich mein „Haus“ bestellt habe, ich weiß, dass ich zwar alleine bin, aber nicht einsam. Im Sommer bin ich eher nach draußen orientiert, sodass viele Dinge liegen bleiben, die mir auch Freude bereiten und mit denen ich mich dann, wenn nichts mehr nach draußen lockt, endlich wieder beschäftigen kann.

    Langsam fange ich schon an, Backzutaten zu bevorraten, um dann, wenn die Lust mich überfällt, Kekse zu backen. Wahrscheinlich wird so mancher in den Genuss dieser meiner „Wohlfühltätigkeit“ kommen, denn alleine kann ich sie gar nicht alle aufessen. Aber ich liebe den Duft, der dann die Wohnung durchzieht und freue mich am Ergebnis, dass nach getaner Arbeit, von verführerischen Aromen umhüllt, vor mir liegt. Aber noch gibt es draußen genug zu erleben. Deshalb mach ich mich jetzt davon....

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    könnte das Gedicht von Hermann Hesse sein?

    Irgendwas mit: "Seltsam ist es im Nebel zu wandern........"


    Lieben Gruss und schönen Sonntag

    Smilla

    ---------------------------

  • hallo ette !

    gehört zwar nicht zum thema alkohol, aber tut vieleicht der seele gut. :lol:


    eduard mörike

    Im Nebel ruhet noch die Welt,

    Noch träumen Wald und Wiesen:

    Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,

    den blauen Himmel unverstellt,

    Herbstkräftig die gedämpfte Welt,

    Im warmen Golde fließen.


    passt im übertragenen sinn auch auf den schleier der co-abhängigkeit.


    schönen sonntag und liebe grüße frau

    liebe grüße frau
    ______________

    Nicht weil es schwer ist, tun wir es nicht
    sondern es ist schwer, weil wir es nicht tun

  • Guten Morgen,

    und recht vielen Dank Smilla und frau. Smilla, ja, das von Hesse meinte ich und konnte es, Dank deiner Hilfe, auch wieder finden. Das Gedicht von Möhrike finde ich auch sehr schön, frau. Bestimmt hat er es an einem Tag wie gestern geschrieben.

    Dabei fiel mir auf, dass ich mir zwar immer wieder Bücher kaufe, aber ganz wenige mit Gedichten habe. Noch immer ist in meinem Hinterkopf, dass das etwas ist, was nicht unbedingt erforderlich ist, nicht vernünftig. Dabei bin ich manchmal alles andere als vernünftig.

    Frau, ich denke, dass es nicht schlimm ist, dass das Gedicht nicht mit Alkoholabhängigkeit zu tun hat. Schließlich beherrscht diese Krankheit unser aller Leben viel zu sehr. Da ist es ganz gut, sich auch mit ganz anderen, schönen und angenehmen Sachen zu beschäftigen. Die, die vielleicht auch unvernünftig sind.

    Vor allem in Augenblicken von großer Freude ist mir Vernunft ganz egal. Da war ich doch gestern in einer Situation, dass mir etwas begegnet, mit dem ich gar nicht mehr gerechnet hatte, weil mir mein Kopfkino einen anderen Film präsentiert hatte. Und schwupps, machten sich meine Hände selbständig. Ohne groß darüber nachzudenken, taten sie etwas, was ich mir so rein vom Kopf her vorgenommen hatte, nicht mehr zu tun. Als unvernünftig hatte ich es für mich eingestuft. Das Fühlen darüber war aber ganz anders, als das, was mein Kopf beschlossen hatte. Später dann, beim Einschlafen, ging mir das durch den Kopf. Und ich war froh, dass ich nicht nur immer vernünftig handle, sondern auch meinem Fühlen, dem Unbewussten, auch Raum lasse. Schließlich zeigen sich doch im Unbewussten meine Bedürfnisse, das was ich mir wünsche, was ich mag.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    manchmal lese ich hier Worte, Sätze oder Sequenzen, die, nachdem ich den PC ausgeschaltet habe, sich in meinem Kopf zu verselbständigen scheinen. Denkprozesse kommen dann in Gang, die ohne das Lesen hier vielleicht gar nicht in mein Bewusstsein kämen.

    Von Träumen hab ich gelesen, von Einstellungen und davon, wie ich selbst damit umgehen sollte oder manchmal auch muss. Ja, Träume sind etwas Wunderschönes, alles ist eine Frage der Einstellung – und eine Frage der Entscheidung, wie ich selbst damit umgehen möchte.

    Ich hatte einen Traum von Zusammenleben, von Partnerschaft, von Beziehung, der irgendwann in Wodkaflaschen ertrunken ist. Das, was dabei an die Oberfläche kam, waren Dinge, die nur mich ganz alleine betrafen, aus meiner Geschichte resultierten, mir Ecken und Kanten anerzogen, angelernt hatten. „Er“ war nur derjenige, aufgrund dessen ich mich mit diesen meinen Ecken und Kanten nun auseinandersetze. Dazu musste ich akzeptieren, dass ich mit meiner Art dazu beigetragen habe, das System aufrecht zu erhalten. Und das hat er für sich dann eher erkannt als ich und dem Ganzen ein Ende bereitet. Mir erzählt, dass er nicht mit mir leben, jedoch den Kontakt mit mir nicht missen möchte und sich womöglich irgendwann in mich verliebt.

    Geduldig hatte ich mich beschieden, meine Bedürfnisse zurückgestellt, um ihn nicht ganz zu verlieren. Jedes Mal, wenn ich ihn traf, darauf gewartet, vielleicht ein „Liebeszeichen“, einen Kuss, eine Berührung zu erhaschen – gewartet und gehofft, dass er mich irgendwann doch noch so liebt wie ich es mir erträumte. Schließlich hatten wir schon einige Jahre Gemeinsamkeit hinter uns gebracht, eine gewisse Vertrautheit aufgebaut, kannten unsere guten und weniger guten Seiten. Und brachten immer noch die ein oder andere Saite zum Klingen beim Anderen. Jedoch nicht so, wie ich mir das in einer Beziehung vorstellte. Ich musste auf dies oder jenes verzichten, mich bescheiden, wenn ich nicht den letzten Kontakt mit ihm auch noch verlieren wollte. Das hielt ich eine ganze Weile aus, hoffte auf die Erfüllung meines Traumes und vergaß während dieses Hoffens, dass mein Leben auch ohne diesen Traum wunderschön, vielfältig und zufrieden sein kann.

    Den Traum von einem gleichberechtigten, gesunden Zusammenleben habe ich immer noch. Jedoch ohne die erzwungene Harmonie, die meine Bedürfnisse außen vor lässt, nur um mit jemandem zusammen zu sein, denn es heißt, wenn es schmerzt und zehrt und sehnt, ist es keine Liebe.

    Inzwischen bin ich der Lage, alleine gut zurecht zu kommen. Und mir begegnen Zeichen von Liebe, ganz ohne mein Zutun. Ich bescheide mich nicht mehr, aber ich habe mich entschieden. Entschieden, so zu leben, wie es mir gut tut. Ohne Ansprüche und ohne Erwartungen an Andere, einfach das leben, was MIR gefällt. Und obwohl ich mir das nie vorstellen konnte, geht es mir gut damit. Ich genieße das, was mir freiwillig gegeben wird.

    Erstaunlicherweise ist das ganz schön viel, wenn ich es so recht betrachte. Vielleicht hat sich aber auch nur mein Traum verändert. Selbstbestimmt, selbstbewusst, selbstreflektierend und mich in anderen Menschen spiegelnd, kann ich plötzlich ganz ohne Beziehungskiste zufrieden leben. Ich denke, dass das die Voraussetzung dafür ist, irgendwann auch wieder mit jemandem zusammen zu leben. Bedingungslose Liebe hab ich kennen gelernt.....wo ich sie nie erwartet hätte. Mein eigenes Leben in den Fokus zu nehmen, hat mich befähigt, die Menschen um mich herum sein zu lassen, wie sie sind. Wenn sich dann daraus etwas entwickelt, was meinem Traum vom Zusammenleben entspricht, wäre das einfach on top. Ansonsten bleibe ich lieber so wie ich bin, eine zufrieden träumende Singelin mit der Option zum Zusammenleben – irgendwann und irgendwie. Etwas, was ich ohne die Alkoholabhängigkeit meines Ex und seinem Loslassen von mir nie kennen und leben gelernt hätte. Denn dabei habe ich selbst gelernt, loszulassen und zufrieden damit zu leben.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Moin, moin,

    mein Co-Gespür, zur Zeit ist es wieder sehr präsent. Ein Mensch in meinem Umfeld benimmt sich in meinen Augen seltsam. Er bezeichnet sich als trocken, jedoch habe ich ein anderes Gefühl. Fragen nützt nichts, wie ich aus Erfahrung weiß. Nun stehe ich da, sorge mich und weiß, dass ich nichts bewegen kann. Von anderer Mensch hat mir bestätigt, dass ich im Bezug auf sein Trinken, das richtige Gespür hatte. Aber das muss ja dann in diesem Fall nicht auch so sein.

    Es ist im Moment ein ganz ungutes Gefühl, was mich beherrscht. Ich muss zusehen, wie etwas seltsam läuft und kann nichts bewegen. Ich kann den Menschen sogar verstehen, dass die Scham ihn vielleicht davon abhält, sich zu öffnen. Bin mir aber auch bewusst, dass ich vielleicht falsch liege. Das Loslassen des Etwas bewegen zu wollen, es ist immer noch eine Anstrengung, eine Geschichte, die ich rein vom Kopf her regeln muss. Wieder einmal Kopf gegen Bauch.....

    Ette, die sehr nachdenklich ist.

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Ich kenne diese Gedanken. Man kann oft in andere Menschen hineinsehen und nichts für sie tun. Denn sie wollen einen "guten Rat" eh nicht hören und annehmen - egal, ob es nun um den Alkohol geht oder um andere Dinge... Nimm Abstand von dieser Person - sie tut dir nicht gut! Das fällt mir jetzt so spontan dazu ein.

  • Achja, das Co-Sein ist ziemlich kompliziert.
    Ich zerbreche mir immer noch in vielen Dingen den Kopf. Ich habe heute auch schon überlegt einen Co auf seine Co-Abhängigkeit anzusprechen. Naja ich habs nicht getan, so richtig wollte ich dann doch nicht.
    Ist es wirklich verkehrt nicht wegzuschauen und ein Problem, wenn auch nicht das eigene, anzusprechen?

    Irgendwie bin ich ja auch froh jemanden (euch) gefunden zu haben, der mir die Augen geöffnet hat.
    Ich denke so lange man nicht mit der Einstellung herangeht, dass man denjenigen auf den rechten Weg bringen muß und sich dabei selbst vergißt, ist es ok jemanden auf seine Sucht anzusprechen.
    Ich selbst suche aber auch bei Alkis ziemlich das Weite, sehe sie als Gefahrenquelle. Ich kann auch nicht so richtig glauben, dass es jemand schafft ein Leben lang trocken zu bleiben.

    Liebe Grüße Apfel

  • Guten Morgen Ihr Lieben,

    die letzten Tage hatte ich sehr viel tun, Stress, den ich nicht beeinflussen konnte und dem ich auch nicht aus dem Weg gehen konnte. Gestern Nachmittag habe ich mir dann einfach Ruhe gegönnt – dachte ich. Denn trotzdem ich mich körperlich entspannt habe, ging es in meinem Kopf drunter und drüber.

    Der Grund dafür? Ein Geschenk, das gestern mit der Post kam, und zwar ein Buch. Ein ganz besonderes Buch. Ich hatte es gleich begonnen zu lesen und konnte nicht aufhören, bis ich es nachts gegen halbeins durch hatte. Der Zauber dieses Buches lässt mich auch heute morgen nicht los. Mich selbst habe ich darin stellenweise wiedererkannt. Und am Ende bin ich sehr nachdenklich ins Land der Träume gereist, denn einer der letzten Sätze dieses Buches hat mich tief berührt. Zu gerne würde ich mich mit dem Menschen, der mir das Buch geschenkt hat, darüber unterhalten. Aber leider geht dies nicht. Allerdings habe ich wahrgenommen, dass auch dieser Mensch von dem Buch sehr beeindruckt war. Mir jedoch bleiben nur Spekulationen darüber, worin dieses sein beeindruckt sein besteht. Wenn es sein soll, wird sich die Gelegenheit dazu noch finden.


    @Ayki: Stimmt, der Mensch tut mir nicht gut, obwohl dies mal ganz anders war. Das Problem ist aber noch ein ganz anderes, weittragenderes. Und damit schlage ich mich zur Zeit herum. Ich habe in einer Gruppe etwas ausgesprochen, was kein anderer getan hat. Ich habe keinen Protest bekommen und keine Zustimmung – nur Schweigen. Nun bin ich gespannt, wie es weitergeht.

    Apfel : Bei Anderen sehe ich auch immer wieder co-abhängige Strukturen oder Dinge, die meiner Meinung nach nicht richtig laufen. Ich glaube, dass das nur allzu menschlich ist. Oft denke ich dann darüber nach, wie ich selbst reagiere, mit Situationen umgehe, denn die Grenzen sind fließend. Wenn ich wegschaue, ist es dann Ignoranz, Gleichgültigkeit oder ist es Toleranz dem Anderen gegenüber? Spreche ich jemanden auf sein Problem an oder lasse ich ihn machen, seine eigenen Erfahrungen, seinen eigenen Weg finden. Hilfe, um die ich gebeten werde, ist für mich okay, wenn sie meine eigenen Grenzen nicht überschreitet. Ich dränge sie jedoch nicht mehr auf, nehme alles einfach in die Hand und versuche zu machen und zu tun. Und ich sage, was ich wahrnehme, auch wenn es nicht immer gern gehört oder gelesen wird.

    Ich kann mir, genau wie du, schlecht vorstellen, dass Trockenheit den Rest des Lebens gelebt werden kann. Wahrscheinlich ist es eine lebenslange Arbeit, es zu bleiben. Genauso, wie ich immer wieder daran arbeiten muss, nicht wieder in co-abhängigen Strukturen zu denken und zu handeln.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Zitat

    Ich kann mir, genau wie du, schlecht vorstellen, dass Trockenheit den Rest des Lebens gelebt werden kann. Wahrscheinlich ist es eine lebenslange Arbeit, es zu bleiben. Genauso, wie ich immer wieder daran arbeiten muss, nicht wieder in co-abhängigen Strukturen zu denken und zu handeln.


    Ich denke, das schaffen nur diejenigen, die sich WIRKLICH Mühe geben und EWIG an sich arbeiten und sich ständig weiterentwickeln. Mal eben hier und da sagen, ich bin jetzt trocken oder ich bin nicht mehr co-abhängig... das geht einfach nicht!! So sehe ich das auch! Obwohl ich denke, dass man die Co-Abhängigkeit eher "besiegen" kann als die Sucht!

  • Guten Morgen Ihr Lieben,

    nun beginnt sie also wieder, die neue Woche und sie wird sicherlich wieder sehr arbeitsreich. Im Gegensatz dazu habe ich mir ein „Cocooning-Wochenende“ gegönnt. Ganz, ganz viel geschlafen und nur das Allernotwendigste zu hause erledigt. Gelesen, nachgedacht und gestern Nachmittag, als die Sonne so herrlich golden nach draußen lockte, habe ich einen langen Spaziergang gemacht.

    Dabei bin ich auch einen klitzekleinen Weg zwischen Häusern und Gärten gegangen, den ich noch nie gegangen war. Beidseitig von Hecken war er eingerahmt und erstaunlicherweise war es dort sehr still, obwohl hinter den Hecken Häuser und Gärten liegen. Ich hatte fast das Gefühl, die Stille körperlich zu fühlen. Es war jedoch kein unangenehmes Gefühl. Im Gegenteil – als wäre ich selbst einer dieser Büsche, so kam ich mir vor. Lediglich der Wind strich sanft durchs Geäst und über meine Haut und das flammendrote Weinlaub wisperte mir etwas zu vom nahenden Winter. Die roten Beeren einer Eibenhecke leuchteten mir entgegen und der Duft von vergehendem Lauf wehte mir um die Nase. Ganz friedlich wurde mir dabei und ich fühlte mich auf eine sehr ruhige Art lebendig und als Teil von all dem, was da so wuchs.

    Dieser Tage hatte ich Geburtstag und habe, da ich sehr eingespannt bin zur Zeit, auf eine Feier verzichtet, weil sie mir zusätzlich Stress gemacht hätte. Dabei fand ich es schon erstaunlich, wer sich meldete oder nicht, wenn keine Feier ansteht, die an den Tag erinnert. Und doch hatten sich drei Menschen schon ganz früh am Morgen gemeldet. Der, den ich liebe, der, den ich schätze und der, den ich geboren habe, kurz die Menschen, die meinem Herzen am nächsten sind. Ich war zufrieden, so wie es war, denn ich habe mir den Tag so geschenkt, wie es für mich am angenehmsten war. Und habe dabei festgestellt, dass es mein erster Geburtstag war, an dem ich nicht melancholisch ans Älterwerden dachte und auf die große Überraschung wartete. Früher hatte ich an diesem Tag immer dasselbe Gefühl wie zu der Zeit, als ich Kind war. Ganz toll sollte er sein und alles sollte sich um mich drehen. Und trotzdem war ich immer ein wenig traurig und unzufrieden gewesen.

    Dieses Jahr habe ich den Tag so verbracht, wie es mir gut tat. Auch wenn das eine Form der Feier ist, die niemand von außen unbedingt nachvollziehen kann. Zufrieden war ich und glücklich darüber, dass ich ihn so erleben durfte. Vielleicht bin ich doch noch erwachsen geworden.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

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