Mein Weg ... oder auch meine Gedanken

  • ... wobei ich noch anmerken möchte, dass die "Pflicht" mit vielen Freuden verbunden war, aber das Leben manchmal aus Veränderungen besteht.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Käferchen, hallo Oliver,

    habt Dank für eure Worte !

    Hallo @all...,

    ich möchte noch einmal das bei Günter aufgegriffene Thema der alkoholtypischen Verhaltensmuster aufgreifen, nach oder zu bestimmten Ereignissen an den Alkohol erinnert zu werden. Bei Günter der Ausgang eines Fußballspiels.

    Gerade im Anfang des Weges eines jeden werden wir von diesen Situationen immer wieder „erwischt“, bezeichnet man es oft so, dass der Teufel Alkohol einem mal wieder im Nacken sitzt und sich in Erinnerung bringt.

    Und hier kann man auch wieder an einem unserer Grundbausteine, dem alkoholfreien Umfeld anknüpfen.

    Ich habe mich aus Gründen meiner eigenen Sicherung der Gesundheit ergo der Trockenheit von sämtlichen Orten und Plätzen fern gehalten, an denen ich früher meiner Sucht gefröhnt habe, wusste aus Erfahrung, dass selbst das Dabeisein mit Unalkoholischem letztendlich immer wieder zu Rückfällen führte und mir selbst nur eine Trinkpause vorgaukelte.

    Und als Refugium diente mein Zuhause, das natürlich gänzlich alkoholfrei war.

    Wenn mir also im Anfang meines Weges durch Lebenssituationen und aus deren Emotionen heraus, ob Freude, Wut, Ärger, Stress, Enttäuschung, Lob etc. der Alkoholkonsum suggeriert wurde, das Teufelchen Alkohol langsam mal wieder anklopfte, so habe ich mir immer vor Augen geführt, dass mein nasses Belohnungssystem mein Suchtpotential versuchte zu aktivieren, der Grund zum Trinken nicht im Ausgang eines Ereignisses sondern in meinen alten Verhaltensmustern lag.

    Und diese Verhaltensmuster habe ich stetig abgeschafft und durch neue ersetzt ... und die Wirkung dabei genossen.

    Gruß, Freund.

  • ... schließe ich mal meine Gedanken hier an ... Verhaltensmuster neu schaffen und ersetzen:

    Da gibt es ja 1000e Situationen, bei jedem anders, dass man als „Belohnung“ zum Alkohol griff.

    Und hier reicht es eben nicht nur aus, keinen Alkohol zu trinken, selbst wenn man sich in alkoholfreiem Umfeld bewegt (was aber eine Grundvoraussetzung ist), sondern eben neue Verhaltensmuster, neue Belohnungssysteme zu schaffen.

    Mir geht da gerade gedanklich ein Bekannter durch den Kopf, der aufgrund einer Straftat (unter Alkoholeinfluss) 9 Monate in staatliches Gewahrsam kam.
    Ein Alkoholiker, der sich selbst nicht als solcher bezeichnet.
    In diesen 9 Monaten hat er an einer internen SHG teilgenommen und auch keinen Zugriff auf Alkoholika gehabt, hat mir berichtet, dass dieser ganze Alkoholkonsum nur auf Streß aller Art im Alltagsleben beruhte, er dies alles jetzt nicht hätte und es ihm dabei „gut“ gehen würde, er keinen Alkohol mehr bräuchte.

    Ich greife mal vor, er ist in Freiheit wieder rückfällig geworden.

    Was kann also passiert sein ?
    Er hatte „unter Verschluss“ keinen Alkohol zur Verfügung und auch kein trinkendes Alkoholumfeld.
    Er hatte auch scheinbar keine Situationen (natürlich auch durch die Freiheitsbeschränkung), die ihm Verhaltensmuster „zuspielten“, Alkohol trinken zu müssen.

    So meinen ja z.B. auch manche Menschen, eine stationäre Therapie genüge, um trocken zu werden.

    Aber das reale Leben kommt ja auf jeden zu.
    Hier sollte man eben auf der Alkoholdistanz aufbauen und eben in Situationen, in denen nach alten Verhaltensmustern das Suchtgehirn wieder anspringt nicht in diese Falle tapsen, sondern neue Verhaltensmuster ausleben, sich mit neuen (alkoholfreien) Beschäftigungen belohnen ... und daraus wachsen.

    Und das hat jener Bekannter unterschätzt bzw. nicht wahrgenommen, hat in Freiheit in alten Situationen nach altem Verhalten und „Lösungen“ gegriffen, Situationen die er in „Gewahrsam“ nicht hatte.

    Das mal als Anregung.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,

    Zitat

    Aber das reale Leben kommt ja auf jeden zu.
    Hier sollte man eben auf der Alkoholdistanz aufbauen und eben in Situationen, in denen nach alten Verhaltensmustern das Suchtgehirn wieder anspringt nicht in diese Falle tapsen, sondern neue Verhaltensmuster ausleben, sich mit neuen (alkoholfreien) Beschäftigungen belohnen ... und daraus wachsen.

    Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich nur bestätigen, dass Trockenheit nur dann funktioniert, wenn wir bereit sind, neue Verhaltensmuster zu entwickeln.

    Dieser Weg ist manchmal schwierig, da mein neues, geändertes Verhalten nicht immer auf Zustimmung stößt.
    Zu der Verhaltensänderung gehört aber auch, mit diesen Widerständen umgehen zu können!

    Das "Nicht - alkoholische" Belohnungssystem ist deshalb besonders wichtig für mich.

    Viele Grüße aus dem Norden
    Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Guten Morgen,

    Das mit dem Belohnungssystem kann ich sehr gut nachvollziehen, hab ich mich doch auch jahrelang mit einem Vollrausch "belohnt".
    Mittlerweile betrachtachte ich aber meine gesamte Trockenheit als Belohnung. Ich rufe mir in Situationen, in denen der Wunsch nach Belohnung auftaucht, Dinge ins Gedächtnis die ich geschafft habe und von denen ich weiß, dass sie saufenderweise unmöglich gewesen wären.
    Belohnen tue ich mich trotzdem manchmal, aber nicht mehr so Situationsabhängig, sondern einfach "nur so".

    Gerade Gestern z.B hab ich mir eine CD gekauft.(':)

    VG
    Oliver

  • Hallo Freund,

    ich find es schön, dass Du weiterhin einen Thread hier im Forum hast.

    Und ansonsten: mir geht's da ähnlich wie Oliver: mittlerweile stellt das Nachdenken darüber, was ich alles gewonnen habe, tatsächlich eine Belohnung dar. Nachdenken im Sinne von resümieren...

    Und was das Herstellen neuer Verknüpfungen angeht: eine Freundin von mir hat zwei schwere Hirn-OPs hinter sich, in beiden Fällen hatte sich ein Aneurysma gebildet. Sie musste nicht alles, aber eine ganze Menge neu lernen. Bei ihr konnte man regelrecht beobachten, wie neue Verbindungen entstanden, die alte, nun gekappte Verbindungen ersetzten.

    Wir Glücklichen haben "nur" die Aufgabe, leider noch vorhandene Verknüpfungen zu überlagern. Braucht etwas Geduld, funktioniert aber.

    Viele Grüße,

    Zeppeline

  • Hallo Zeppeline,

    obwohl es ja bei uns einfach und bequem wäre, wenn man diese Rezeptoren im Suchtgehirn, Verbindungen kappen oder eliminieren könnte und das Belohnungssystem nicht nach alten Mustern anspringen würde :wink: .

    Aber wir müssen eben "überschreiben" ... und das geht auch.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,
    klasse das Dein Thread nun wieder
    aus der "Versenkung" auftaucht.
    Ich glaube da werden alle, egal ob
    LZT oder "Frischling", eine Menge
    an Wissen "ziehen" können.

    Danke
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Danke Paolo ... und Hallo und guten Abend,

    ich hatte bei luna im threat geschrieben: „Der Alkohol konnte sich so nie aus meinem Unterbewusstsein entfernen (bei Nichtwahrung der Trockenbausteine).“

    Ich möchte da gleich einer eventuellen Diskussion um das Unterbewusstsein und den Alkohol vorgreifen, ... das kam mir gerade noch so in den Sinn.

    Nun kann es sein, dass der eine oder andere meint, dass der Alkohol in unserem Unterbewusstsein endlos vertreten ist.

    Ich sehe es aus meinem Empfinden anders.

    Unser Suchtgehirn bezeichne ich mal als ruhend, solange man ein dem Alkohol distanziertes und trockenes Leben führt.
    Dass das Suchtgehirn natürlich durch bestimmte Situationen angeregt werden kann, steht außer Frage.

    Aber wichtig ist eben auch das Unterbewusstsein, aus dem ich den Alkohol zu verbannen habe.

    Bei mir war es zu Suchtzeiten oder ich empfand es so, dass der Alkohol in jedem Millimeter meines Körpers steckte, bis tief ins Immaterielle, dem Unterbewusstsein.
    Mein ganzes Leben, Denken und Handeln war vom Alkohol und seinem Konsum geprägt, von der Sucht gesteuert.

    Trockenheit bedeutet für mich auch, sich im Leben bewegen zu können, ohne einen Gedanken an den Alkohol, tief aus dem Unterbewusstsein frei.

    Und das ist unwahrscheinlich schön ... und unbezahlbar.

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,

    Zufall?

    Zitat

    Mein ganzes Leben, Denken und Handeln war vom Alkohol und seinem Konsum geprägt, von der Sucht gesteuert.


    Das schrieb ich vor einigen Minuten in mein
    Tagebuch:

    Zitat

    Diese Defizite meine ich. Entstanden dadurch
    das Alkohol mir wichtiger war als alles andere,
    wichtiger als meine Familie. Auch wenn ich
    das früher niemals geglaubt hätte. Es war so.

    Ich glaube nein, das ist kein Zufall.
    Die Sucht war stärker als alles andere.

    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • hallo freund,

    Zitat

    Trockenheit bedeutet für mich auch, sich im Leben bewegen zu können, ohne einen Gedanken an den Alkohol, tief aus dem Unterbewusstsein frei.


    ja, freund, das ist mein ziel! aber ich kann mir vorstellen, dass ich da noch vieeeel geduld haben muss. wie lange hat es bei dir bis zu diesem punkt gedauert?

    lg katrin

  • Hallo Kathrin,

    diese Frage ist eigentlich unbeantwortbar, ich selbst kann es zeitlich nicht bemessen.

    Das ALLES liegt in der Trockenheit, in einem Wachstumsprozess, bei jedem anders.

    Aber ich kann auch nur sagen, dass ich für den Alkohol in meinem Unterbewusstsein keinen Platz mehr habe, ich mich von dieser Seite her frei und unbelastet fühle, ... ich aber immer meinen Weg weiter gehen muss.

    Gehe gewissenhaft und mit Lebensfreude DEINEN Weg und genieße einfach jeden Moment ... von Jahr zu Jahr wirst du Neues erfahren und empfinden ... und du wirst anderen irgendwann genauso antworten müssen:

    Diese Frage ist eigentlich unbeantwortbar ... das ALLES liegt in der Trockenheit, ... in einem Wachstumsprozeß ...

    Gruß, Freund.

  • Hallo Paolo,

    gleiches Empfinden ... nicht untypisch ... halt die Sucht :lol: .
    Kein Zufall !

    Gruß, Freund.

  • Moin Freund,

    ich freue mich sehr Dich wieder im offenen Bereich lesen zu können. Gerade unsere Diskussionen haben mich immer wieder zum Nachdenken gebracht und mich in vielen Dingen weiter gebracht. Besonders Dein Lieblingsbegriff "Wertschöpfung" hat mittlerweile einen festen Platz in meinem Wortschatz. :lol:


    Liebe Grüße

    Caruso

    Lasse niemals die Menschen fallen, die Dich tragen. Caruso 11/06

    Stuff you died but I don`t cry, my life still starts it`s not a try.
    Caruso 2006

  • Moin Caruso,

    danke für deinen Besuch und deine Worte.
    Es freut mich zu lesen, dass es dir gut geht.
    Man wird sicherlich hier und da sich einmal wieder austauschen :lol: .

    Gruß, Freund.

  • Hallo Freund,
    finds schön ab und an von dir zu lesen, gibt mir immer viel. Und das mit dem Unterbewußtsein, wollt ich am Anfang auch nicht ganz verstehen. Jetzt kann ich von mir sagen, je mehr ich mir Selbst Bewußt werde, ohne Alkohol, um so leichter fällt es mir, Dinge gehen von selber ihren Gang, mir Arbeit an sich selber.
    Aber es braucht seine Zeit, es ist irgendwie ein Punkt im Leben wo man sich selber bewußt wird, das spürt man irgendwie in sich, es ist schwer zu beschreiben.Das gehört auch zum Trockenwerden, meiner Erfahrung nach dazu, dieses sich Selber Bewußt werden.Den ohne Selbstbewußtsein, bleibt man nicht lange trocken, würd ich mal so sagen.
    LG
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,

    erst einmal Glückwunsch zu deiner „Nominierung“ als Moderator und dass du diese Aufgabe übernommen hast.
    Eine sehr gute Wahl der gesamten Forenleitung.

    Hallo @all,

    wie mit dem Unter-/Bewusstsein, auch so treffend wie es Jürgen beschrieben hat, so ist am Anfang die Trockenheit ja auch schwer zu „greifen“, so empfand ich es zumindest.

    Ich bin durch den Erfahrungsaustausch in eine ganz neue Welt eingetaucht.

    Ich saß da also das erste Mal in meiner realen Gruppe und da saßen auch Menschen, die sich als (trockene) Alkoholiker (LZT) bezeichneten, aber für mich eine Ausstrahlung hatten, als ob sie mit Alkohol noch nie in Berührung gekommen sind oder gar einmal süchtig wie ich waren.

    Ich konnte mir auch zu Anfang das Gefühl des Trockenseins überhaupt nicht vorstellen, nur nicht Trinken reicht nicht ... und keiner war in der Lage, mir dieses beschreiben zu können, dass ich es auch verstehe.

    Da aber meine bisherigen Selbstversuche alle postum gesehen Trinkpausen und in Rückfällen gescheitert waren, wusste ich zumindest, dass mein Wissen zu einer Trockenheit, egal was das sein oder wie es sich mal anfühlen sollte, nicht ausreichen würde und ich jetzt ganz neue Wege gehen musste.

    Und da waren eben jene Menschen (LZT), deren Sprache ich zwar noch nicht ganz verstand, aber zu denen ich Vertrauen gefasst hatte, und die einen Weg gegangen sind, der zu dieser angeblichen Trockenheit führen muss.

    Und ich bin mit diesen Menschen gegangen, habe ihre Pfade und ihre Erfahrungen aufgenommen ... und durfte in einem Wachstumsprozess irgendwann empfinden, was Trockenheit bedeutet und wie es sich anfühlt.

    Gruß ... Freund.

  • Hallo Freund,

    Zitat

    P.S. ... ich werde langsam zum Romanschreiber :lol: .

    ich hätt nichts dagegen, und wär doch keine schlechte Veränderung, vielleicht steckte das ja schon tief in deinem Unterbewusstsein drin. :wink::lol:

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo Elocin,

    da muss ich grinsen.
    Veränderungen sind immer gut, wenn sie z.B. Missstände ausmerzen und Neues dabei schaffen.
    Zu manchem Sachverhalt bedarf es eben komplexerer Erklärungs- und eigener Sichtweise :lol: , ... und vielleicht kann der/die eine oder andere davon etwas für sich mitnehmen.

    Lieben Gruß ... Freund.

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