Mein Weg und meine Probleme

  • Hallo Leute,

    schon wieder ist ein Monat vergangen seit meinem letzten Beitrag. Soweit läuft alles weiterhin sehr gut. Ich nähere mich sozusagen mit rasenden Schritten meinem 2. Trockenheitsgeburtstag. Am 19. März ist es soweit.

    Ja, die Zeit vergeht echt sehr schnell momentan. Beruflich bin ich voll eingespannt, verliere dabei aber trotzdem meine anderen Ziele nicht aus den Augen. Im April werde ich meine Arbeitszeit von Vollzeit auf 30 Stunden reduzieren. Grund: Ich werde promovieren! Das wird eine richtig große Herausforderung, doch ich bin sehr zuversichtlich, da ich auch auf umfassende fachliche Unterstützung zurückgreifen werde können. Die nächsten 3 Jahre bin ich damit allerdings so ziemlich ausgebucht. Aber der Wille und der Ehrgeiz sind riesig und ich bin voller Tatendrang.

    Das Fundament bildet natürlich weiterhin mein Selbstverständnis als trockener Alkoholiker, mit dem ich offener denn je umgehe, wenn ein Gespräch auf diesen Aspekt fällt.

    Zum Thema Offenheit möchte ich aber jetzt noch was anderes schreiben. Folgendes beschäftigt mich zur Zeit: Ich besuche 4-5 Mal ein Fitnessstudio in meiner Nähe. Dort trainiert seit einigen Wochen auch ein Mann, den ich ganz eindeutig als nassen Alkoholiker bezeichnen möchte. Er ist so um die fünfzig, körperlich wohl auch ganz gut in Form (jedenfalls was seine Muskulatur und Ausdauer betrifft), jedoch ist seine Ausdünstung eindeutig. Auch seine Gesichtszüge lassen auf langjährigen Alkoholmissbrauch schließen. Ich bin durch ihn irgendwie angewiedert. Dieser Geruch ist einfach ekelhaft. Mehr als einmal habe ich mir schon überlegt, ob ich ihn darauf anspreche, jedoch bin ich dazu dann doch wohl noch nicht "tough" genug. Ich behaupte zwar selber von mir sehr gerne, dass ich ein offener und ehrlicher Mensch bin, aber hier existiert für mich irgendwie eine Hemmschwelle. Nun ja, mal sehen, wie ich damit fortan umgehe.

    Nachdenkliche Grüße,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    was spricht denn dagegen, wenn du ihm sagst das er eine Fahne hat und es gerade nicht angenehm ist dieses beim Sport in einem geschlossenen Raum es einzuatmen.

    Wie hättest du damals reagiert wenn dich jemand darauf angesprochen hätte?

    Ich hatte ein ähnliches "Problem" in meinem Geschäft zu beklagen. Ich sprach ihn direkt darauf an und seit dem kaut er Kaugummi. Natürlich rieche ich es immer noch nur er geht mir meistens aus dem Weg.

    Ich sagte ihm auch mal flapsig das er und ich die gleiche Krankheit haben. Ich Trocken er Nass.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Blizzard,

    die Frage ist von außen kaum zu beantworten. Entscheidend ist, wie wichtig Dir die Sache ist.

    Einerseits kennst Du den Mann eigentlich nicht, die einzige Gemeinsamkeit ist, dass ihr beide dort ins Training geht.

    Andererseits könnte eine direkte, klare Ansprache für den Mann ein wichtiger Anstoß sein.

    Aus meiner heutigen Position heraus würde ich ansprechen.

    Dass Du promovieren wirst, diese neue Herausforderung annimmst, finde ich sehr gut.

    LG zerfreila

  • Hallo Blizzard!

    Eigentlich kenne ich Dich fast gar nicht.

    Gratulieren möchte ich Dir aber trotzdem

    1)zu Deiner immerwährenden Trockenheit!
    Dass sie das auch immer bleiben wird!

    2)zu Deiner Promovierung
    hm,was ist das? Etwas im Militär?

    Es freut mich einfach für Dich.
    Weisst Du,ich finde,es ist ein Chance,schon relativ früh vom Alkohol weg zu kommen!
    Meiner Meinung nach zeigt Dein Beispiel dies sehr deutlich.

    Ich wünsche Dir einen ganz schönen Sonntag
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo zusammen,

    Hartmut ,

    deinen Spruch, den du da angewendet hast ("Wir haben die gleiche Krankheit - ich bin trocken, du bist nass") finde ich sehr gut. Vielleicht werde ich es genauso machen. Das ist auf jeden Fall ein guter Anstoß.

    zerfreila

    Ja, du hast sicher recht. Im Grunde sind es doch genau solche Sprüche, die bei nassen Alkoholikern oft wichtige Denkanstöße setzen. Ein Grund mehr, mich zu überwinden...

    Spanijoggel

    danke für deine netten Worte. Ich freue mich immer darüber, wenn Außenstehende mich bestätigen - v.a. welche, die sich mit der Materie auskennen. In diesem Sinne wünsche ich auch dir weiterhin alles Gute. Eine Promotion ist übrigens eine Doktorarbeit.

    Viele Grüße und einen schönen Sonntag für euch alle!


    Johannes

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Leute,

    ich habe mir in dieser Woche viele Gedanken gemacht und auch einige interessante Gespräche geführt bezüglich Rückfallgefahren nach vielen Jahren der Abstinenz. Dieser Austausch war sehr intensiv und hat mir durchaus auch zu denken gegeben.

    Worum ging es genau?

    Wir (ich und einige Kollegen) sprachen über einen jungen Mann, der momentan sehr stabil abstinent lebt, seinen Job 100 % ernst nimmt und mit viel Freude erfüllt und in seiner Wohnung und seinem Leben insgesamt aber auch eine absolute Ordnung und Genauigkeit verfolgt. Er ist nämlich der Ansicht, dass man - wenn man erstmal auch nur die kleinste Unordentlichkeit einreissen lässt - als Süchtiger den ersten Schritt Richtung Rückfall geht. Und vor diesem hat er eine irre Angst. Wir stellten übereinstimmend fest, dass er bei dieser Art Leben irgendwann ausgebrannt sein wird - und das er (trotz der derzeitigen stabilen Abstinenz) hochgradig rückfallgefährdet sei. Vielleicht nicht jetzt, aber in ein paar Jahren - falls er nicht weiter an sich arbeitet.

    Warum erzähle ich jetzt diese Geschichte? Nun, ich selber möchte mich zwar nicht mit diesem jungen Mann vergleichen, aber trotzdem stimmte mich die Diskussion nachdenklich.

    Ich merke seit einigen Monaten, dass ich mich momentan mit gefühlten 250 km/h über den Highway des Lebens bewege: 40-Stunden-Job, 2 Zusatzausbildungen neben dem Beruf, Umzug, 5 mal wöchentliches Training, Bücher schreiben und jetzt demnächst auch noch ein neues Studium inklusive Dissertation. Bis jetzt macht mir dieser Weg noch viel Spaß und ich fühle mich fit und zufrieden. Aber irgendwo in meinem Hinterkopf gibt es da eine Stimme, die mir sagt: "Junge, das kann so nicht ewig gutgehen".

    Und nun möchte ich natürlich keinesfalls riskieren, irgendwann in ein gefährliches Burn-out abzugleiten, habe Angst, dann wieder ganz plötzlich in ein depressives Loch zu stürzen. Ja, ich mache mir da schon so meine Gedanken - Gedanken für die in den letzten 12 Monaten kaum Platz war, weil ich immer höher und höher schaltete und mich einfach nur unbesiegbar fühlte. Jetzt bin ich irgendwie wieder auf dem Weg zu einer realistischeren Einstellung.

    In diesem Sinne werde ich mich in den nächsten Monaten wohl ein wenig genauer beobachten und reflektieren, ob ich wirklich meinen Leistungsanspruch an mich selber so hoch ansetzen muss.

    Jedenfalls merke ich, dass der Weg der Trockenheit weiterhin Arbeit erfordert und dass man sich wirklich - auch wenn man schon ein paar Jahre abstinent lebt (bei mir sind es jetzt demnächst immerin auch schon 2) weiter sein Leben genau hinterfragen und gegebenenfalls rechtzeitig gegensteuern muss.

    Mit diesen Gedanken verabschiede ich mich ins Wochenende - obwohl ich ein solches erst nächste Woche wieder habe: Morgen und Übermorgen ist wieder Fortbildung angesagt. Und noch bin ich da sehr motiviert...

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • hi blizzard!
    ganz schön viel was du so machst!
    du kannst froh sein, wenn du so eine stimme hast, die dir das sagt!
    hab ich nämlich leider nicht, konnte meine belastungsgrenzen nie kennenlernen,
    wahrscheinlich dank früher überlastung in der kindheit und jetzt hole ich mich grade aus einem solchen burnout raus.
    aber ich arbeite jetzt dran und das depressive loch ist wieder so gut wie weg!

    ich finde schon auch, dass ordnung wichtig ist für süchtige!
    nicht selten leben ja konsumierende im totalen chaos, kenne das auch von mir selber und merke manchmal am zustand meiner wohnung wie es in mir selbst aussieht! denn wenns mir schlecht geht schaff ichs oft nicht richtig ordnung zu halten. bin aber auch nicht übertrieben ordentlich und glaub nicht, dass ich einem rückfall näher bin, wenn mal ein bisschen was rumsteht.
    tatsächlich ist extreme unordnung nicht selten ein anzeichen für stärkere gefährdung (oder auch schon rückfälle), was auch in dem suchthilfeverein wo ich in betreuung bin so beobachtet wird... denke man sollte es schon als warnsignal sehen, wenns wirklich anfängt, schlimm auszusehen und sich fragen, warum das grade so ist.. würde es jetzt aber nicht so übertreiben, dass es zu einem ordnungswahn ausartet, denn das andere extrem könnte durchaus auch ungesund werden! soweit meine gedanken zu dem thema.

    Lg Dania

  • Hallo Koli,

    ja, über soetwas wie einen Notfallplan habe ich auch schon nachgedacht.

    Am letzten Wochenende habe ich mich zum ersten Mal seit langer, langer zeit wieder ein wenig depressiv gefühlt. Dabei kamen natürlich auch wieder Erinnerungen an längst vergangene Zeiten in mir hoch. Ich merkte plötzlich wieder wie es sich anfühlt, wenn man depressiv ist, aber eigentlich keinen Grund dazu hat. Wie die Grübel-Neigung wieder zunimmt usw.

    Was mich zuversichtlich stimmt, ist die Tatsache, das ich mich recht schnell wieder von dieser Stimmungslage befreien konnte. Nach den zurückliegenden, aufregenden (und sehr beglückenden) Monaten war es auch vielleicht mal wieder notwendig, die Seele zur Ruhe kommen zu lassen. Ich habe daher am Samstag - ganz untypisch für mich - meine Fortbildung saußen lassen und bin nur am Sonntag hingegangen. Ich merke, dass das die richtige Entscheidung war. Ich musste einfach mal nichts tun.

    Die letzten Monate war ich ständig in Bewegung - eilte von einem Projekt zum anderen, spulte eine Trainingseinheit nach der anderen herunter und las ein Fachbuch nach dem anderen, meistens sogar 2-4 Stück parallel.

    Jetzt merke ich, dass ich dabei im Begriff war (oder bin?) meine Mitte zu verlieren. Ich verlor mich in zuvielen, kraftraubenden Details. Das wird sich nun ändern. Da bin ich nun dabei....

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Guten Abend, Blizzard

    in den letzten beiden Tagen habe ich Deinen rasanten Weg, den Du hier in diesem Thread beschreibst, regelrecht "verschlungen".
    Ich finde es ist ein echter "Mutmach-Thread", denn er zeigt, was wir alles erreichen können, wenn wir uns auf den Weg machen und konsequent dranbleiben.
    Ich bin davon überzeugt, dass sich uns Perspektiven und Möglichkeiten eröffnen, von denen wir vielleicht bisher noch nichts geahnt haben, wenn wir uns erstmal auf den Weg machen. Dein Weg ist ein gutes Beispiel dafür. Hut ab!

    Zitat

    Die letzten Monate war ich ständig in Bewegung - eilte von einem Projekt zum anderen, spulte eine Trainingseinheit nach der anderen herunter und las ein Fachbuch nach dem anderen, meistens sogar 2-4 Stück parallel.

    Als ich dies las, bin ich ein wenig nachdenklich geworden, denn ich kenne
    diesen immensen "Bewegungsdrang"- immer alles in Eile und am liebsten mehrere Projekte gleichzeitig. Bei mir habe ich herausgefunden, dass eine von mir selbst verursachte permanente Überforderung (durch zu hohe Ansprüche an mich selbst, Perfektionismus, etc) ein Stolperstein in Richtung Rückfall war. Hier müssen bei mir schon im Vorfeld die "roten Lampen" angehen und ich muss auf die Bremse treten.

    Ich kann mir inzwischen gut durch Yoga und Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen wieder Ruhezonen schaffen. Es gibt zudem einige hilfreiche Yogaübungen, die man zwischendurch auf jedem Bürostuhl durchführen kann. Mir hilft es.

    Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute auf Deinem Weg 8)

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Leute,

    erstmal danke für eure netten und positiven Rückmeldungen zu meinem Weg - auf den bin ich übrigens sehr selber sehr stolz. Manchmal vielleicht sogar ein bisschen zu sehr. Ja, ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass ich gelegentlich zur Arroganz neige.

    @Rote Lampe

    Danke auch für deinen Kommentar. In mir wächst langsam das Bewusstsein, dass bei mir in Sachen Spiritualität und Meditation noch eine gewisse Lücke klafft. Einerseits bin ich ja philosophisch und auch spirituell (nicht esoterisch) sehr interessiert, habe aber selber noch nicht den richtigen Zugang zur inneren geistigen Dimension gefunden. Ich bin da noch ein Suchender. Von Yoga halte ich z.B. sehr viel. Durch meinen Bruder (einen Meister des Archaya-Yoga und Ausbildungsleiter für Yogalehrer) bin ich da schon einigermaßen beeinflusst. Doch so richtig "klick" hat es da auch noch nicht gemacht. Insbesondere Meditation interessiert mich sehr. Ich weiß, dass in einem ganzheitlichen Lebensansatz die geistige Dimension auch Beachtung finden will und werde daher weiter suchen.

    Gruß,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Leute,

    wieder mal Zeit, mich zu melden.

    Nachdem ich Anfang Februar ja gewissermaßen einen kleinen stimmungsmäßigen Durchhänger hatte, geht es seit Anfang letzter Woche wieder bergauf. Obwohl...Donnerstag und Freitag gings mir ganz schön schlecht - das hatte aber rein physische Gründe: Ich hatte nämlich einen kurzen, aber sehr heftigen Magen-Darm-Virus. Ohne auf die Details einzugehen: Ich habe an einem Tag (Donnerstag) ungefähr 2 1/2 Liter Flüssigkeit verloren...

    Nun ist aber alles wieder in Ordnung. Schon am Wochenende ging es mir richtig gut und ich habe die 2 Tage Krankenstand irgendwie auch genoßen...lag den ganzen Tag faul vor dem Fernseher und habe Wintersport geguckt. Jetzt hat mich die Arbeit wieder. Morgen habe ich mein 6-Monatsgespräch mit meinem Chef, das jeder Mitarbeiter am Ende seiner Probezeit führt. Ich fühle mich in dem Laden ja echt wohl und bin froh, dort gelandet zu sein.

    Im März habe ich eine Woche Urlaub, wo ich zu meinen Eltern nach Österreich fahren werde. Ab April arbeite ich ja nur noch 30 Stunden, weil ich dann wieder nebenbei studieren werde. Sportlich wird die Form langsam auch wieder besser - im Mai und im Juli habe ich 2 wichtige Wettkämpfe. Außerdem plane ich gerade mit meiner Frau unseren Urlaub Ende Juli am Bodensee.

    So, das wars erstmal in Kürze - wünsche allseits eine schöne Woche! :D

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,
    schön mal wieder etwas von Dir zu lesen :lol:

    Ja,so manches mal sendet uns unser Körper ganz deutliche Signale.Und,tat doch mal ganz gut das "faule Wochenende"auf dem Sofa,oder??

    Na dann wünsche ich dir für das morgige Gespräch alles Gute,wird schon schief gehen,denn das es dir in "dem Laden"ganz gut gefällt wirst Du sicherlich auch in deiner Arbeit wiederspiegeln,so what!

    Bodensee,wie herrlich Vorfreude ist eine mit der schönsten Freuden :wink:

    Lass mal hören Blizzy wie's gelaufen ist morgen!

    Lieben Gruß,Andi

  • Hallo Andi,

    ja, dann will ich das mal tun!

    Also, mein Probezeitgespräch lief sehr gut. Ich wusste zwar, dass man ganz zufrieden mit mir sein würde, aber dass man mich so überschwenglich bewerten würde, hätte ich auch wieder nicht gedacht. Nun ja - bei aller Bescheidenheit - konnte ich mir dann doch ein Lächeln nicht verkneifen - und verlor damit sozusagen mein "Pokerface" gegen Ende des Gesprächs, weil ich schon teilweise echt gerührt war.

    Jedenfalls bin ich sehr zufrieden und weiß nun, wie sehr man meine Arbeit schätzt und dass ich für ein erstes, halbes Jahr schon verdammt viel dort erreicht habe. Das spornt natürlich an: Sich weiter in die Materie zu vertiefen, die Konzepte zu verfeinern, die Arbeit mit meinen drogenabhängigen Klienten weiter voranzutreiben. Insgesamt weiß ich meinen Job sehr zu schätzen und bin sehr dankbar, dass man mir diese Chance gegeben hat. Und nochmal: Ich kann nicht oft genug betonen, wie richtig meine Entscheidung war, von Anfang an offen mit meiner Krankheit umzugehen - gerade in diesem sensiblen Bereich der Suchthilfe. Denn wie sollte ich für Offenheit und Ehrlichkeit als ersten Schritt in eine stabile Abstinenz predigen, wenn ich es nicht selber "leben" würde?

    In diesem Sinne - euch allen schon mal ein schönes Wochenende. Ich bin ab morgen auf Selbsterfahrungs-Wochenende im Rahmen meiner Ausbildung und schon sehr gespannt was mich da im Kloster erwartet...

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,
    wusste ich's doch :lol:

    Und mit einen hast Du ganz bestimmt recht,Offenheit und Ehrlichkeit sich selbst,und seinen Mitmenschen gegenüber entgegenzubringen dieses beinhaltet auch den ehrlichen Umgang mit unserer Krankheit!!

    Ich persönlich halte es von Anfang an so,und habe noch nie abfälliges erfahren,warum soll ich Wasser predigen und Wein saufen wenn ich selbst nicht in der Lage bin,noch nicht einmal mir selbst ehrlich gegenüberzutreten.

    Ich wünsche dir ein schönes Wochenende mit vielerlei neuen Eindrücken und Erkentnissen die dich Zielführend weiter voranbringen.

    Lieben Gruß,Andi

  • Hallo Leute,

    ich melde mich mal wieder - und zwar ganz entspannt, denn: Ich habe 9 Tage Urlaub!!

    Gestern abend war ich noch mit meinen Kollegen in der Stadt essen. Es war sehr lecker und eine sehr angenehme Atmosphäre. Ich freue mich einfach, dass das Verhältnis mit meinen Kollegen so gut funktioniert und dass wir wirklich ein sehr gutes Team sind, wie ich finde. Da macht die Arbeit einfach auch gleich viel mehr Spaß.

    Nach dem Essen sind meine Kollegen dann noch weitergezogen um in einer Bar noch einen Coktail zu schlürfen. Natürlich wurde ich auch gefragt, ob ich mitkomme. Obwohl ich mich - nach nunmehr 2 trockenen Jahren - als ziemlich gefestigt ansehe, habe ich abgelehnt. Ich kann mit Bars o.ä. einfach nichts mehr anfangen. Für mich ergeben sich da keinerlei positive Assoziationen. Ich würde mich unbehaglich fühlen (auch ohne Suchtdruck) - und warum sollte ich mir das antun? Ich sagte also freundlich, dass ich nach Hause muss. Auf dem Weg zur S-Bahn sagte ich dann zu mir selber: "Keine 10 Pferde bekommen mich mehr in eine Bar".

    Und das meine ich tatsächlich so. Ich sehe überhaupt nicht als "Verzicht" an, da nicht mitgegangen zu sein, als irgendeinen Vorgang, der mir schwergefallen wäre. Es gab für mich keinerlei ambivalente Gefühle. Ich war gesättigt von dem guten Essen und freute mich nun auf meine Wohnung und meine Frau.

    Alkohol spielt in meinem Leben keine Rolle mehr. Alkoholismus als meine Krankheit, die ich ein Leben lang sehr ernst nehme sehr wohl. Das ist der feine Unterschied.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,


    ich wünsche Dir einen erholsamen Urlaub und sage einmal ganz fett Dankeschön für diesen tollen Beitrag, der mal wieder zeigt, wie wichtig es ist, sich eine gute Grundlage zu schaffen, ein trockenes Leben führen zu können. :wink:

    Danke Dir.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Guten Morgen, Blizzard

    Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie Du die Dinge reflektierst und auf den Punkt bringst!

    Zitat

    Alkohol spielt in meinem Leben keine Rolle mehr. Alkoholismus als meine Krankheit, die ich ein Leben lang sehr ernst nehme sehr wohl. Das ist der feine Unterschied.

    Dir ein schönes Wochenende und erholsame Urlaubstage 8)

    RoteLampe

    Das Beste geschieht JETZT!

  • Hallo Blizzy,
    erst einmal wünsche ich dir ein paar schöne erholsame Tage :wink:

    Ich werde heute auch noch ab und an von einigen Kollegen gefragt ob ich noch mit auf ein Feierabendbierchen mit auff'n Parkplatz komme,obwohl sie meiner Krankheit wissen,jedoch völlig unwissend sind :lol:

    Selbst der Aspekt sie hätten für mich extra Cola gekauft kann mich da nicht überzeugen.

    Mir bringt es nichts mich mit alkoholtrinkenden Menschen zu umgeben,ob es nun meine Kollegen sind oder nicht,datt spielt bei mit keine Geige!

    Und genau das lebe ich auch,und schwupps haben die Nachfragen rapide abgenommen :lol:

    Nein,ich werde nicht mehr gefragt,aber wer will,darf gerne Fragen,ich habe immer die gleiche Antwort!

    Hasste juut jemacht,das ist geistige Loslösung,so soll es sein.

    Gruß Andi

  • Hallo Leute,

    ich danke euch recht herzlich für eure zustimmenden und lobenden Kommentare und wünsche euch allen einen wunderschönen Sonntag!

    Viele Grüße,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

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