Mein Weg und meine Probleme

  • Hallo Blizzard,

    Zitat

    Mir graut immer noch vor der Vorstellung, dass ich nach der Aufnahme einer neuen Tätigkeit wieder in so eine Krise rutsche, wie zuletzt - und das möchte ich auf keinen Fall nochmal durchmachen. Glaube ich ja auch nicht, dass mir das nochmal passiert - schließlich hat sich seitdem in meinem Leben viel getan (Stichwort: Abstinenz), trotzdem bleibt da eine gewisse Versagensangst.

    Dieser Versagensangst,kannst Du nur entgegenwirken,indem Du dich Ihr stellst!

    Es ist schwer,daß ist klar,aber es bleibt schwer,wenn Du dich dessen nicht stellst,und sie überwindest!

    Jetzt,wo Du nüchtern und klar denkst,wird dieses deinem Handeln vorangehen,und meist,wendet sich alles zum positiven!

    Du schaffst das schon,Glaube an dich,und an deine Fähigkeiten!

    Gruß Andi

  • Hallo Leute,

    heute möchte ich nur eine kurze Anektote einbringen, die wiedermal beweist, wie widerwärtig Alkoholmissbrauch sein kann.

    Gestern Abend sitze ich mit meiner Verlobten gemütlich beim Tatort, also so etwa kurz nach halb zehn Uhr ein seltsames Geräusch zu vernehmen war. Es hörte sich so an, als ob es aus unserem Arbeitszimmer kam. Mein Frauchen schickte mich vor und ich entdeckte erst mal nichts. Dann ging ich Richtung Fenster - und was entdeckte ich da auf dem aussenliegenden Fensterbrett? Richtig, eine ordentliche Portion Kotze. Nicht alles Gute kommt von oben.

    Sofort hatte ich die 14-jährige Tochter unserer Nachbarn oberhalb in Verdacht - konnte eigentich auch sonst niemand gewesen sein, denn wir wohnen im 3. von 4. Stockwerken.

    Bin gleich hin um zu fragen ob alles in Ordnung ist, bekam aber keine Antwort. Jetzt eben war ich nochmal klingeln und da habe ich dem schon etwas älteren Vater des Mädchens Bericht erstattet. Er war sehr geknickt und sagte sofort, das das seine Tochter war. Er würde es gleich alles saubermachen. Wie unangenehm! Denn nicht nur mein Fensterbrett (das ich inzwischen selber gereinigt hatte) war betroffen, sondern auch die 3 Stück darunter.

    Hoffentlich steht mir ähnliches nicht mal mit meinen künftigen Kindern in der Pupertät ins Haus.

    Vor allem aber hoffe ich, das ich nie wieder selbst in so eine Situation komme, wo mir sowas passieren könnte - sprich das ich betrunken bin.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo liebe Forumsgemeinde,

    wollte mich mal wieder melden. Mir geht es sehr gut. Die letzten Tage waren auch wieder sehr schön und ich merke, wie langsam wieder positives Denken in mein Leben einkehrt. Die Fragen über die ich mir die vor ein paar Wochen noch das Hirn zermartert haben, treten Stück für Stück ein bisschen mehr in den Hintergrund. Das angstvolle Dahinvegetieren in der Anfangszeit meiner Abstinenz entspannt sich langsam - also eigentlich das, was mir viele prophezeit haben, wo ich aber zu pessimistisch war, es zu glauben.

    Deshalb der Hinweis an dieser Stelle an alle, die neu dabei sind und gerade nur Leere, Sinnlosigkeit, Sorgen und Angst verspüren während ihrer ersten trockenen Schritte: Es geht vorbei! Wirklich. Die Zeit heilt zwar nicht alle aber viele Wunden - die Gedankengänge im Hirn werden mit der Zeit ruhiger und weniger verkrampft.

    In der Suchtberatungsstelle hat man uns mal erklärt, wie das aus neuro-chirurgischer Sicht im Gehirn abläuft. Aber ich will mich jetzt nicht dazu versteigern, diese Erklärung hier wahrheitsgemäß wiedergeben zu können.

    Mittlerweile fühle ich mich so gut, dass ich mich langsam auch wieder befähigt fühle, demnächst wieder arbeiten zu gehen. Die Pause hiervon hat mir die letzten Wochen sehr gut getan. Ich glaube nicht, dass ich so einen guten Grundstein für mein künftig trockenes Leben hätte setzen können, wenn ich weiterhin voll berufstätig gewesen wäre. Das ist aber sicher bei jedem Menschen anders. Meine letzte Tätigkeit hat mir einfach auch nicht besonders viel bedeutet.

    Ich darf nur nicht zu übermütig werden und die Dinge schleifen lassen. Ich werde weiterhin hart an mir arbeiten müssen, um eine stabile und glückliche Trockenheit zu erlangen. Aber ich bin auf einem guten Weg - das fühle ich.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo liebe Leute,

    das Wochenende war widerum sehr schön. Samstag waren wir bei Freunden frühstücken mit anschließendem Gesellschaftsspiel, sonntags war ich mit meinen Trainingskamaraden 4 Stunden bei brütender Hitze am Sportplatz trainieren, danach war ich mit meiner Freundin noch Eis essen. Am Abend war ich dann so k.o. das ich fast schon während des "Tatort" einschlief. Habe dann zum ersten Mal seit langer Zeit 8 Stunden geschlafen (nur einmal aufgewacht).

    Für diese Woche habe ich mir vorgenommen, aktiver zu werden. Zu Hause tendiere ich nämlich in den letzten Wochen immer meh dazu, meine Zeit mit überflüssigem Internetsurfen und Fernsehen zu vergeuden. Heute werde ich mich erstmal um meine Homepage kümmern, meine Bewerbungen für ein geplantes Mastersstudium fertigmachen und mich auch wieder ganz konkret meine persönlichen Gedanken sortieren und ausformulieren (was ich nur für mich in einer Art Tagebuchsammlung zu verschiedenenen Themen mache).

    Nachdem ich in den vergangenen Wochen mir erstmal wieder ein Stück innere Ruhe erarbeitet habe, will ich jetzt wieder an meinem Selbstvertrauen/Selbstverständnis arbeiten. Und dazu ist es notwendig, aktiver zu werden.

    Von Zeit zu Zeit befallen mich immer noch Gedanken der Sinnlosigkeit, der Gleichgültigkeit und einer gewissen inneren Anspannung. Aber diese Gedanken haben einen Teil ihres Schreck-Potentials verloren. Und irgendwann werden sie sich dann hoffentlich ganz aus meinem Leben verabschieden.

    Herzliche Grüße an alle und einen guten Start in die neue Woche,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo zusammen,

    meine gute, fast schon euphorische Phase ist die letzten 2 Tage irgendwie verflogen. Ich bin momentan gar nicht gut drauf. Morgens bin ich müde, mittags lustlos, nachmittags wieder müde und abends wieder lustlos.

    Mit Mühe und Not habe ich mich gestern und heute aufgerafft, die wichtigsten Besorgungen zu machen. Ansonsten habe ich meine Zeit im Internet (in politischen Diskussionsforen v.a.) verplempert.

    Jetzt frage ich mich, ob das der Beginn einer neuen Phase ist, die man irgendwie im Zusammenhang mit meinem neuen, nüchternen Leben sehen muss, oder ob man es einfach mal hinnehmen muss nicht gut drauf zu sein. Schließlich gehts doch jedem mal so, oder?

    Ich neige halt in meiner jetzigen Situation dazu negative Stimmungslagen sofort auf die Waagschale zu legen und mich zu fragen, ob das jetzt beginnende Depressionen sind usw. Ich bin mir einfach sehr unsicher, was mein Seelenleben anbelangt. Ich habe (noch) kein Vertrauen in eine sich anbahnende emotionale Stabilität.

    Aber wie gesagt: Vielleicht dramatisiere ich einfach auch. Meine Freundin kam gerade nach Hause und sagte als erstes zu mir: "Ich bin heute irgendwie schlecht drauf." Ich sagte dann, das es mir genauso ginge. Sie darauf wiederum: "Das geht heute offenbar allen so. Bei mir am Institut waren alle schlecht drauf und wollten schon zu Mittag wieder nach Hause gehen".

    Das beruhigte mich dann wieder ein bisschen. Vielleicht gehört zum Erlernen einer zufriedenen Nüchternheit dazu, sich selbst nicht mehr dauernd so ernst zu nehmen. :wink:

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,
    genau - jeder ist mal schlecht drauf! Das ist doch ganz normal.
    Unsere negativen Erfahrungen lassen uns nur immer denken: schlecht drauf = unzufrieden = depressiv verstimmt = rückfallgefährdet...
    Deine Stimmung ist doch nichts Schlechtes.
    Letztlich zeigt sie doch, dass du dir mal Gutes tun solltest. Das muss nicht immer "action" sein.
    Warum solltest du nicht mal "rumhängen" ?
    Übrigens: das tu ich heute auch.
    Take it easy
    Sweety

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo sweety!

    Ja, du hast recht. Ich glaube das ist eine ganz wichtige Erkenntnis. Das von dir beschriebene Gedankenmuster trifft glaube ich tatsächlich auf viele von uns zu.

    Auch ich muss lernen, mit negativen Gefühlen umzugehen. Und das ist mir wahrscheinlich gestern sogar ganz gut gelungen. Heute bin ich wieder besser drauf.

    Das ist wahrscheinlich gerade wirklich aktives Lernen. Während meiner nassen Zeit fühlte sich ja jeder Tag irgendwie gleich an - das ist jetzt anders.

    Dir und allen anderen hier auch einen schönen Tag! Freue mich, dass du geantwortet hast. :)

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Mach dir da mal nicht so viele Gedanken drum. Anfangs, denke ich, spielen die Gefühle sowieso Berg- und Talfahrt. Sie bzw. du müssen sich auch erst dran gewöhnen, keinen Alk mehr zu bekommen. Mit Alkohol hat man ja sowas nicht mitgekriegt.

    Auch haben sehr viele am Anfang High-Gefühle, rosa Wolke schweben, was aber auch nach ein paar Wochen vorbei geht. Aber auch zwischendurch fällt man auf den Boden der Realität und wenn diese Gefühle weg sind, meint man, es geht einem nicht gut.

    Mit der Zeit wird sich alles einpendeln und bekommt sein Maß. Allerdings kann ich natürlich auch nicht sagen, ob da krankhaft bedingte Depressionen hinter stehen, das musst du selber beobachten und in dem Fall einen Spezial-Arzt aufsuchen.

    Aber ich denke, es ist jetzt nur das Wechselbad der Gefühle.

  • Hallo Brigitte,

    vor ein paar Monaten war ich noch felsenfest davon überzeugt Depressionen zu haben. Heute weiß ich, das ich einfach "nur" Alkoholiker bin, der nicht erkannt hat, wie schlimm es um ihn stand und dessen Seele deshalb verzweifelt aufgeschrien hat.

    Trotzdem habe ich die Gedanken, möglicherweise grundsätzlich depressiv veranlagt zu sein, noch nicht wirklich ablegen können. Aber meine Entwicklung seit ich jetzt zum ersten Mal mit dem Trinken aufgehört habe in dem Bewusstsein a) alkoholkrank zu sein und b) diesmal nicht nur eine Trinkpause zu machen hat mich zu der Erkenntnis geführt, das es wohl nicht so ist. Meine Seele, die mich die ganze Zeit so geschmerzt hat, wird besser, die Gesamtentwicklung halte ich für tendenziell positiv. Aber es gibt immer wieder Rückschläge, die ich dann in meiner derzeitigen, noch instabilen Gemütslage sofort dramatisiere.

    Deshalb ist es gut wenn ich z.B. hier schreibe und dann für mich die ganze Sache erst mal richtig reflektiere. Dabei fällt mir dann auf, dass die Sache gestern z.B. einfach "mal ein schlechter Tag war"

    Viele Grüße

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Siehst du, Blizzard. Es muss sich alles erst sortieren.

    Das Schreiben ist schon gut, irgendwie entsteht ein Prozess, wenn man seine Gedanken ordnen muss. Nur weiter so.

  • Hallo liebe Forumsgemeinde,

    morgen geht für mich wieder eine Woche ohne Alkohol zu Ende. Jetzt sind es 90 Tage her, seitdem ich dem Alkohol endgültig ade gesagt habe und ich fühle mich in meinem Entschluss sehr bestärkt. Die Zeit bisher war nicht immer einfach und wird es wohl auch in Zukunft nicht sein. Mittlerweile habe ich den notwendigen Abstand zu meiner nassen Zeit um mir erst mal richtig darüber klar zu werden, was ich für ein Leben geführt habe, wohin es mich mit dem Alkohol weitergeführt hätte und wo ich jetzt, ohne Alkohol, hinwill - in meinem Leben.

    Jeden Tag werden mir die Dinge irgendwie ein klein wenig klarer und ich kann mich nur immer mehr wundern, wie ahnungslos ich z.B. vor einem halben Jahr von meiner Krankheit noch war. Klar, ich wusste das mit mir was nicht stimmt und hatte auch kein Problem damit, mich als Alkoholiker zu bezeichnen. Aber was das bedeutet, was alles auf mich zukommen würde mit der Entscheidung abstinent zu leben usw., davon hatte ich kaum einen Schimmer.

    "Aus Krisen lernen" ist momentan ein festes Motto zur Bewältigung meines Alltages und zur geistigen Arbeit an meiner Trockenheit. Immer wieder kommt es vor, das ich mich schwach fühle in meiner Abstinenz in den letzten Wochen, das ich nervös, innerlich aufgekratzt, ja sogar richtig verzweifelt bin. Alles Gefühle, dich früher sofort mit Alkohol "niedergekämpft" hätte, nichtwissend, das ich damit genau diese Gefühle in Zukunft noch immer stärker gemacht habe.

    Heute setze ich mich damit auseinander und habe dabei diese Woche eine wichtige Entdeckung gemacht: Krisen gehen vorbei. 2 mal ging es mir diese Woche überhaupt nicht gut - Dienstag und Donnerstag. Ich fühlte mich verängstigt, lustlos, müde und vom Leben selbst einfach nur erschöpft. Sofort fing ich an zu dramatisieren, zu zweifeln, zu verzweifeln. Doch als ich mich wieder beruhigte, mich auf andere Gedanken brachte, mich ablenkte, stellte ich fest: Es geht vorbei. Das hört sich jetzt sicher so nichtssagend, so einfach an. Aber das ist es für mich nicht. Für mich ist es DIE Erkenntnis der letzten Monate schlechthin. Man kann schlechte Zeiten, man kann sogenannte "Tiefs" aushalten. Das sie momentan regelmäßig auftauchen schreibe ich einfach der Tatsache zu, das sich mein Leben in den vergangenen Wochen radikal geändert hat. Wo gehobelt wird, fallen Späne.

    Das große Erdbeben ist vorüber. Ich baue mein Leben neu auf. Wenn ich jetzt noch ab und zu meine Tiefs habe, dann sind das höchstens kleine Nachbeben, die mir nichts mehr anhaben können.

    Aber Übermut tut selten gut. Deshalb bleibe ich weiterhin wachsam und ich weiß das ich auch nur eine Armlänge vom nächsten Glas entfernt bin.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    es ist für mich auch sehr erstaunlich gewesen, festzustellen, dass ich eigentlich keine Ahnung hatte, wie sich meine eigenen Emotionen "verhalten". Auch ihre Flüchtigkeit hat mich immer sehr verwirrt, denn sie kamen mir meist beständiger vor, als sie wirklich sind. Jedes Tief nimmt einmal ein Ende, es sei denn ich "füttere" es weiter und weiter - das passiert ja oft leider unbewusst, was es dann schwer macht es zu unterbinden. Aber ein "normales" unangenehmes Gefühl wie Schwäche, Elendigkeit oder Angst geht oft von selbst wieder vorbei. Ich kann gut verstehen, dass dich diese Erkenntnis beeindruckt, ging mir nämlich genau so. Es zeigt aber leider auch, wie weit ich mich von mir selbst wegbewegt hatte und das es noch viel zu lernen gibt.

    Gefährlich ist allerdings, dass du meinst es "jetzt geschafft" zu haben und die kleinen Nachbeben könnten dir nichts mehr anhaben. Das mag für den Moment erstmal stimmen, aber es ist für mich unheimlich wichtig auch weiterhin nah an meinen Gefühlen dran zu bleiben. Wenn ich jetzt anfangen würde zu meinen, 'ach ich bin stabil - emotional kann mich nichts mehr erschüttern, ich weiß ja es geht vorbei' - dann wär das eine prima Grundlage um nachlässig zu werden und sich wieder so zu verhalten, wie ich "vorher" war. Das würde einem Rückfall Tür und Tor öffnen.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo Timster,

    ich habe mir jetzt nochmal mein letztes Posting durchgelesen und ich glaube, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe.

    Du hast mit dem was du schreibst natürlich völlig recht. Aber ich meinte das anders. Ich glaube nicht, es "geschafft" zu haben, im Sinne von "mir kann nichts mehr passieren". Ich meinte vielmehr: Ich habe es geschafft, die Erkenntnis zu gewinnen, das ich lernen kann mit meinen Gefühlen und Emotionnen trocken umzugehen, sie zu be- und verarbeiten. Ich stehe negativen Gefühlsmomenten nicht mehr nur verzweifelt gegenüber, sondern bin mir bewusst, das ich das Handwerkzeug besitze, mich auch nüchtern mit diesen Gefühlen auseinanderzusetzen. Hört sich jetzt vielleicht ein bisschen kompliziert an, aber ich denke du weißt was ich meine.

    Ich wünsche Dir und allen anderen noch einen schönen Sonntag!

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    jetzt habe ich mir auch nochmal dein vorletztes Posting durchgelesen und sehe, dass ich dich wohl falsch verstanden habe :lol:
    Ich wünsch dir einen schönen Sonntag.

    Viele Grüße,

    Timster

  • Hallo Forumsgemeinde,

    ich durchlebe momentan so eine Art Wechselbad der Gefühle, allerdings nur mit leichten Temperaturschwankungen, um es mal so auszudrücken.

    Irgendwie ist das schon komisch. Wenn ich morgens aufstehe fühle ich mich eigentlich ganz gut, trinke meinen Kaffee und lese Nachrichten. Ich fühle mich dabei wie wahrscheinlich tausende andere Menschen auch.

    Dann gehe ich eine Stunde später in meine Suchtberatungsstelle (dort habe ich momentan immer Mittwoch morgens eine "Therapievorbereitungsgruppe" von 60 Minuten). Dort fühle ich mich anfangs meist etwas aufgekratzt und unwohl, später dann aber wieder besser. Zu Hause genau das selbe. Eine Stunde fühle ich mich gut, die nächste dann wieder sehr lethargisch bis nervös. Je später es im Verlauf des Tages wird, desto besser wird meine Stimmung. So gegen 23-1 Uhr gehts mir dann stabil, gleichmäßig gut, sodass ich dann ausgeglichen schlafen gehen kann.

    Irgendwie ist das komisch. Ich nehme keinerlei Medikamente oder Beruhigungsmittel oder ähnliches - aber diese Gefühlsschwankungen sind immer da. Sie kommen mir jetzt aber nicht "bedrohlich" vor, soll heißen, das ich das auch nicht dramatisieren will. Mich würde nur interessieren, ob das auch ein beobachtbares Sympthom bei euch war. Wie sah es bei euch in den ersten Monaten der Trockenheit aus? Ging es euch da ähnlich bezüglich Gefühlsschwankungen?

    Momentan nimmt die Arbeit an meiner Trockenheit einen wesentlichen Teil meines Tagesablaufes ein, wodurch ich auch schon viel gelernt und über mich selber erfahren habe.

    Herzliche Grüße an euch von meinem Balkon, wo ich wohl nicht mehr allzu lange werde sitzen können, da es nach Gewitter/Regen aussieht. :wink:

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,
    diese Berg- und Talfahrt, die Du durchmachst würde ich als normal bezeichnen.
    Nach einer sehr langen " nassen" Zeit erlebst Du jetzt mal deine Gefühlswelt kennen.
    Überlegt doch mal, wie lange Du deine Gefühle mit Alkohol betäubt hast?

    Mir ging es so ähnlich! Soviel zu Deiner Frage. Ich habe mich in den ersten Monaten meiner Trockenheit auch erst richtig kennengelernt. Wie das genau war, kann ich heute nicht mehr sagen. Ist aber auch schon gut 6 1/2 Jahre her.

    Nur Mut! Arbeite weiter an Dir. Was ich hier so von Dir gelesen habe stimmt mich sehr freudig. Sollten sich viele ein Beispiel dran nehmen.

    Trotzdem immer schön wachsam bleiben. Die Euphorie die Du beschrieben hast ist gefährlich. Ich habe viele Leute kennengelernt, die sich davon blenden ließen und rückfällig wurden.

    Ich wünsche Dir alles Gute!
    Gruß
    phonix

    Ich bin nicht auf dieser Welt um anderen zu gefallen!

  • Hallo phonix,

    und danke für deine Rückmeldung!

    Keine Sorge, ich passe auf wie ein Schiesshund. Momentan sowieso, da ich mich wie gesagt derzeit den Großteil meines Tages mit der Krankheit beschäftige (eigentlich die ganzen letzten 3 Monate). Aber auch für die Zukunft habe ich erkannt, das mein Erfolg wohl maßgeblich davon abhängt, sich die Problematik regelmäßig zu vergegenwärtigen. Ich habe schon sehr viel über Rückfälle gelesen und gehört, und warum sie so passiert sind. Ich werde mich dagegen wappnen, um es mal so salopp aushzudrücken.

    Die Arbeit an meiner Trockenheit soll mich den Rest meines Lebens begleiten - das ist mein Vorhaben.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Blizzard,

    mit Interesse und Aufmerksamkeit habe ich die letzten Wochen Deine Beiträge hier gelesen.
    In vielen Dingen habe ich mich wiedererkannt.
    Besonders gefallen (wenn man das so sagen kann) haben mir Ausführungen über die geistige Auseinandersetzung mit unserer Krankheit.
    Habe ebenfalls fast das gleiche durchgemacht wie Du, allerdings bisher ohne therapeutische Hilfe.
    Ich finde es außerordentlich wichtig sich dieses mit sich selbst beschäftigen. Mir ist sehr viel über mich klar geworden.
    Erstaunlich.

    Eines wundert mich aber bei Dir. Du schreibst das Du sehr sportlich bist und auch Erfolge aufzuweisen hast und hattest in Deiner früheren Zeit.
    Ich bin nun genau das Gegenteil von einer Sportkanone, ein richtiger Bewegungsmuffel.
    Untrainiert bis zum es geht nicht mehr.
    Jetzt fange ich an mich zu bewegen! Laufe jeden Tag zur Arbeit ca. 40 min. und das auch sehr straff und auch wieder zurück.
    Dazu "hopple" ich 2mal die Woche und am Wochenende auf dem Laufband im Gym rum, plus einiger Kurse.
    Jedenfalls merke ich dass ich überhaupt keine Kondition habe.
    Bin nachträglich erstaunt das ich die ewige Zeit des Trinkens relativ unbeschadet überstanden habe. Meine Blutwerte waren immer in Ordnung, auch die Leberwerte....

    Deine Stimmungsschwankungen kann ich ebenfalls nachvollziehen.
    In der SHG wurde vom Moderator dazu auch gesagt das wir ja jetzt auf dem Weg in die Trockenheit auch die Gefühle, Emotionen wieder wahrnehmen. Vorher haben wir sie weggetrunken oder die innere Leere mit Alkohol gefüllt.
    Jetzt müssen wir lernen mit unseren Gefühlen umzugehen und uns auseindersetzen, sich ihnen stellen. In mich reinhören was ist da und nicht gleich zumachen.

    Ansonsten habe ich 3 Monate mehr auf dem Buckel :lol: als Du auf dem Weg.

    Na, ich wünsch uns Glück und Zufriedenheit und das wir unser Ziel nie aus den Augen verlieren.

    Gruß
    Christian

  • Hi Blizzard,
    schön, schön!
    Du hast hier ein gutes Thema angesprochen. In guten Zeiten sollten wir uns für die schlechten, oder sagen wir lieber bedrohlichen Zeiten wappnen.

    Ich habe mir dafür einen Notfallplan zurecht gelegt, bzw. mir Gedanken über mein mögliches Verhalten in punkto Rückfallverhinderung gemacht.

    Was werde ich alles in Bewegung setzen, sollte es mich überkommen?
    Liegen Telefonnummern bereit?
    Wen kann ich ansprechen, wer wird mir helfen, wer kann mir überhaupt helfen?!
    Sind meine Freunde gebrieft? Was muss mein Partner tun?
    Was mache ich wenn ich keinen erreiche? Und, und, und....

    Das funktioniert natürlich nur, wenn die Basisarbeit gemacht ist.
    Alkolholfreie Zone in meinem direkten Umfeld. Das ist mein Puffer!

    Viele sagen, na ja, wenn es soweit ist, dann besorge ich mir eben was.
    Richtig! Der Stoff ist ja überall erhältlich!
    ABER( und das ist mein Grundgedanke) wenn ich mir was besorgen muss, dann habe ich auf dem Weg dahin schon mal wieder die Möglichkeit über mein Verhalten nachzudenken und aufzuwachen! Das ist der ganze Trick dabei.

    Ich kenne einige Leute aus meiner SHG, die Zuhause auf einem Pulverfass sitzen. Entweder, weil der Partner noch "normal" Alkohol konsumiert, oder der Betroffene sich aus irgendwelchen fadenscheinigen Gründen nicht von seiner Weinsammlung(oder was auch immer) trennen kann.
    Hat ja auch mal viel Geld gekostet! Ha Ha Ha.

    In meinen Augen nicht der richtige Weg! Wir können damit doch sowieso nichts mehr anfangen. Warum dann also noch die Flaschen polieren? Das Zeug bringt uns höchstens nur noch um!

    Wie sieht es bei Dir Zuhause aus? Alkoholfreie Zone schon vorhanden, oder gibt es noch Altlasten? Wenn ja, sollten diese umgehend im Klo entsorgt werden. Oder verschenken. Wie auch immer, sollte noch was da sein, weg damit, wenn nichts mehr da ist, hast Du schon alles getan! :)
    :):)

    Bis dann
    phonix

    Ich bin nicht auf dieser Welt um anderen zu gefallen!

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