Kann ein Alkoholiker (nass) andere Menschen lieben ???

  • ich könnte es mir so vorstellen, dass man schon tief im Inneren Liebe empfindet, diese aber irgendwie im Moment des massiven Alkoholkonsums verdrängt wird, betäubt wird und man dann einfach zu einem anderen Menschen wird, der alles um sich herum vergißt und erst wieder im Zustand seiner Ausnüchterin wieder in seine alte Haut zurück kehrt. So scheint es mir jedenfalls immer mit meinem Mann gewesen zu sein. Dass was er im alkoholisierten Zustand gemacht hat, hatte für mcih eigentlcih ncihts mehr mit Liebe zu tun. kein Respekt , keine Achtung mehr. ich wurde beschimpft , betrogen und verletzt. Das hat wohl wneig mit Liebe zu tun,oder? Dennoch, wenn er nüchtern war, war er ein liebevoller Menshc und hat mir imemr gesagt wie sehr er mich liebt. Daher habe ich auch immer gedacht, dass er doch aufhören müßte zu trinken, weil er mich doch liebt und mir sowas nicht antun dürfte. Aber die Sucht ist halt größer als die Liebe, wie hier schon oft geschrieben wurde.
    generell würde ich aber schon sagen, dass der Alkoholiker irgendwie zwei Persönlichkeiten beinhaltet. Eine, die lieben 'kann', die andere die nur den Alkohol liebt. Zusammengezogen zu 'einer' Person resultiert daraus eigentlcih,d ass ein Alkoholiker in nassem Zustand nicht fähig ist zu lieben auf die Art und Weise, wie ein trockener oder normaler Mensch. Ich glaube, das erklärt auch vieles, was hier bisher geschrieben wurde. Die einen schreiben, dass sie nie aufgehört haben zu lieben, andere schreiben, dass sie Partner, Kinder etc. vernachlässigt haben, aber dennoch geliebt. Vielleicht sollte man nicht so sehr die Liebe an sich in den Vordergrund stellen in dieser Fragestellung, sondern eher das was man von einem Partner erwartet, den man liebt und der einem vorgibt zu lieben. Nämlich Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortung, Füreinander da sein etc. Ich glaube dann wird es verständlicher.
    Das Wort 'Liebe' ist so umstritten und kann so unterschiedlich definiert werden. Eine Mutter liebt ihren Säugling ja auch, kann nichts davon von ihm erwarten. Denn der kann ja nichts (zurück) geben.
    Das ist zwar eine andere Form von Liebe. Hat aber schon mit den Gefühlen von Liebe an sich zu tun.
    Es gibt ja auch Menschen, die meinen, dass es keine Liebe gäbe, sondern alles nur auf Triebe, Sexualität usw zurückzuführen ist.
    Daher ist es schwer dieses Thema zu diskutieren.

  • Hi Paddy,

    genau, jeder hat seine Bedeutungskurve. Sexualität ist für mich keine Liebe, das ist ein körperliches auslieben der Triebe. Dieses Auslieben geht schnell vorbei und nach einigen Monaten bleibt oft wenig, nass oder trocken, lassen wir das also weg.

    Für mich hat Liebe etwas mit den von Dir genannten, vielleicht altmodischen Werten, vielleicht sind es ja auch nur Wunschvorstellungen zu tun: „Nämlich Vertrauen, Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit, Verantwortung, Füreinander, Achtung, Respekt“ und Kommunikation, beidseitig, ganz und nicht nur ein Bisschen. Diese Werte wachsen in Jahren und nicht in einigen Höhepunkt gesteuerten Augenblicken.

    Wären diese Eigenschaften nicht da oder massiv gestört, wie von Dir beschrieben, ist die Beziehung ein Mittel zum Zweck, ein Benutzen, einseitig, ich würde mich irgendwann entfremden und tschüss, nass oder trocken.

    Die Trockenheit selbst ist für mich kein Garant, dass die o. g. Werte einfach so da sind oder immer bleiben. Für mich ist damit auch ein daran Arbeiten und Verinnerlichen verbunden, auch ein Loslassen, weil nur zusammen wächst, was nicht gebunden ist, alles andere beschädigt diese Werte. Beschädigt war ich, als ich klammerte, Co war, zappelte und nichts dagegen tun konnte. Beschädigt ist sie, wenn sie unter „Seinem“ Einfluss steht und von Prozenten geklammert wird.

    Ich habe auch Tage, wo ich vieles von mir weise, null Bock auf Gefühle habe und meine Ruhe brauche. Aber ich habe nicht diese 2. Person in mir, die, die v. g. Eigenschaften täglich verschiebt, keinen steuernden Nebenbuhler in mir, der durch die nassen Umstände Tag für Tag zum Superstar mutiert und dann alles andere wertlos in den Schredder wirft. Es mögen ja nur Stunden sein, aber die Erfahrungen hier zeigen auch, dass aus Stunden Tage, Wochen oder Monate werden und dann verschwinden die Werte eben immer öfter, bis zur Lieblosigkeit.

    Meine Frau liebt nass und trocken, sie hat Werte, die in bestimmten Stunden verschoben werden und irgendwann wären sie weg.

    Nimm es mal so: in meiner Bude ist kein Alkohol, keine Riedels, kein Nachtmänner. Einen kalten Entzug dulde ich ebenso nicht. Also trinkt sie abends heimlich, schmuggelt das Glas von A nach B und dreht die Lippen bei einem Kuss fort, ich könnte ja was riechen. Sie betrügt mich in diesen Augenblicken mit diesem kleinen Hosenscheißer aus der Flasche. Ich werde damit jeden Tag auf ein Neues gefordert, das belastet die Beziehung, ich vertraue ihr, auch darauf, dass in Kürze der Entzug, die LZT etwas ändern werden. Unsere Beziehung wäre bedeutungslos, ein wichtiger Grundstein zerbröselt, wäre keine Änderung in Sicht, ich wäre endgültig fort, erledigt, ebenso, wenn die anderen o. g. Werte sich verflüssigt hätten, aber sie sind bei uns beiden da. Wir haben dieses Auslieben hinter uns, halten an diesen altmodischen Wunschwerten fest und daraus entsteht etwas noch Schöneres. Deshalb glaube ich auch weiterhin an den Bestand unserer Ehe, daran, dass wir beide uns lieben, dass der Nebenbuhler verschwindet, auch wenn es keine Garantien gibt und die gibt es nicht, nicht nass, nicht trocken, nicht mit Vertrag.

    LG kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Schwieriges Thema. Was Du schreibst , Kaltblut, macht für mich schon auch irgendwie Sinn. Und ich hoffe für Dich, dass Du und Deine Partnerin es schaffen werdet.
    Aber gemeinsam denke ich, bringen wir allmählich das Ganze auf einen Punkt. Was mir doch jetzt klarer wurde ist der Zusammenhang zwischen Alkohol, den damit verbundenen Lügerien, Unzuverlässigkeiten, Kommunikationsschwierigkeiten usw, was doch so allmählich die Gefühle schwinden läßt, Zweifel aufkommen läßt, ob sich die Beziehung noch lohnt, überhaupt noch eine lebenswerte Beziehung ist, ob man überhaupt noch 'hoffen' kann auf Veränderung. Das Ungewisse, ob der Partner jemals wieder zu seinem Urzustand zurückkehrt und auch dabei bleibt machen eine Beziehung mit einem nassen Alkoholiker doch sehr schwierig, nahezu unmöglich. irgendwo scheint die Liebe schon zu schlummern, odch wenn sie nicht mehr gelebt wird, wenn tägliche Enttäuschungen das Leben prägen, was ist das dann alles überhaupt wert.
    Die Vorstellung, dass alle gemeinsamen Ziele in einer Beziehung so langsam über Bord geworfen werden, dass gemeinsame Anschaffungen wie z.B. Haus , Wunschprojekte usw. einfach allmählich zu bruch gehen, Schuldenberge entstehen - da fragt man sich schon noch nach dem Sinn dieser Beziehung. Da ist es wohl schon berechtigt nachzufragen, wie so etwas überhaupt entsthen konnte, wenn doch der Partner vorgibt einen zu lieben. Ich glaube jeder Partner eines Alkoholikers stellt sich irgendwie diese Fragen und stellt dann letztenendes die Liebe in Frage.
    An all diesen geschichten wird mir klar, 'wie' gefährlich der Alkohol doch eigentlich ist, wie weitgreifend er in das Leben eines Menschen eingreifen kann, vernichtend sein kann. Während die Liebe menschen zusammen bringt, neue Energien freisetzt und Menschen dazu bringt ihre gemiensamen Pläne durchzusetzen, so ist der Alkohol derart destruktiv und zerstörersich, heuchlerisch, indem er gute Stimmung vortäuscht und nach und nach Leben und Lebensträume und Lebensinhalte zerstört.
    Auf jeden Fall ist er der Feind der Liebe, eine Macht, die unter Umständen größer sein kann. Manchmal kommt es ja doch vor, dass die Liebe dann auch wieder den Alkohol besiegt.
    Somit könnte man es doch so sehen, dass die Sucht und die Liebe in einem nassen Alkoholiker vorhanden sind als sich gegenseitig bekämpfende Kräfte und je nachdem zum Vorschein kommen, wer von beiden gerade stärker durchdringt.

  • Im Laufe meiner Beziehung, die gerade in der Endphase ist, musste ich feststellen, dass ich selber meinem alkoholkranken Freund keine Liebe mehr entgegenbringen konnte weil schon alleine der Anblick wie er wieder seine Flasche zum Mund führt und die ständige Fahne alle Liebe in mir für den Moment abtöte. Ich habe über Jahre kein liebes Wort mehr verlieren können.

    Im Gegenzug waren seine LIebesbekundungen automatischer Natur, damit sie eben gesagt sind, ein liebevolles Geschenk zum Geburts- oder Valentinstag, aber mit Liebe hatte das alles nichts zu tun.

    Auf der einen Seite finde ich es nicht schön, wie ich war. Auf der anderen Seite habe ich ihm mehr als einmal gesagt dass eine Fahne bzw. sein torkeln durch das Haus und regelmässiges Stürzen auf der Treppe ect. alles in mir abtötet.

    Lieben kann mein Freund nur sich selber, da bin ich sicher. Er ist nicht in der Lage Gefühle auszusprechen oder zu leben, statt dessen kommen die Flaschen ins Spiel. Statt also Gefühle wie Liebe zu spüren wird durch den Alk entweder die Angst genommen oder das positive Gefühl verstärkt.

    Es schlummern sicher "Gefühle" in ihm - wie er auch starke Aggressionen hat und zeigt - da er diese aber nicht nüchtern spürt ist es wohl immer nur ein "Gefühlchen". Eine Mutter liebt ihr Kind, ich denke schon, dass das Liebe ist auch wenn sie alkoholkrank ist, nur ob sie diese Liebe unter Promille "pur" spürt und empfindet ist eine andere Frage.

    Ich empfand es als Partnerin eines Alkoholikers immer so, als ob die Dosis nie ausgeglichen ist. Diese "Liebe" war immer in so ständigen schwankenden Dosierungen dass das, was ich mir persönlich unter Beständigkeit vorstelle, nicht zu finden war. Ich persönlich denke, was meinen Fall betrifft: Mein Partner schätzt sich selber nicht (kann somit auch schwer andere Menschen wertschätzen) um das Gefühl zu ändern kommt der Alk ins Spiel. Und ab jetzt ist alles von einem Grauschleier belegt und kein "Gefühl" mehr sondern Alkoholbahnen in Nerven und Gehirn....

    Lieben Gruß von dagmar

  • Hallo an alle,
    ich lese mich seit einigen Tagen in diesem Thread durch und würde mich freuen wenn er mal wieder paar Antworten bekommen würde. Ich schreibe im Co-Bereich und ich bin sehr betroffen und berrührt was hier so alles geschrieben wurde. Im Moment ist es für mich sehr wichtig die Seite der mal "nass-gewesenen" Betroffenen zu lesen, ich versuche mal wieder den Absprung und habe schon immer das Problem das ich alles sehr persönlich nehme und das macht mich so traurig. Ich kann in meiner "Beziehung" nicht mehr bleiben, aber ich liebe ihn trotz all der schlimmen Dinge die er mir angetan hat und es wieder trotz 2LZ nicht geschafft hat, oder noch nicht will.
    Ich bin noch fleißig am Lesen und sende erstmal viele Grüße und DANKE für eure Offenheit, das hilft mir schon etwas.
    liebe Grüße Nele

  • Hallo liebe Leute,
    dieses Thema ist ja schon sehr oft im Forum diskutiert worden und es gibt wohl immer wieder neue Überlegungen dazu. Ganz wichtig scheint es doch zu sein für die Beziehung zwischen Abhängigen und Coabhängigen, denn oft fühlt sch der Coabhängige nicht mehr geliebt.
    Wenn man von einer Definition von Liebe als ein Gefühl von Selbstlosigkeit und Geben spricht, so wie man es auf der einen Seite oft liest, als etwas Göttliches, dann könnte man ja meinen, dass die Coabhängigen die perfekten Liebenden sind. Alles geben und nichts zurück bekommen. Aber da fängt es schon an. In der neuen Zeit wird Liebe oft als ein Geben und Nehmen definiert. Eine Art Tauschgeschäft. Zur Liebe gehören als zwei dazu. Das ist ein wesentlicher Unterschied.
    Alles Geben, aber auch etwas zurück erwarten. Das ist das was in der Beziehung mit einem Alkoholiker ja oft nicht mehr funktioniert. Das aht mit Liebe, je nachdem wie man sie nun auch definiert nicht viel zu tun. Eines muß man dich klar sehen. Alkohol ist ein Betäubungsmittel. Es verfälscht oder dämpft gefühle und läßt den Trinkenden unzurechnungsfähig werden. Wenn man sich dessen bewußt ist braucht man sich doch diese Frage nach Liebe garnicht stellen. Oder wurde irgendwo schon einmal beschrieben, dass ALkohol die negativen Gefühle ausfiltert und nur noch das schöne über läßt. Würde man sich eher geliebt fühlen, wenn der Partner nur noch euphorisch ist? Das wäre doch auch unglaubwürdig.
    Die ganzen Übeltaten, die ein Alkoholiker macht sind doch Erscheinungen des Alkoholkonsums und nciht bewußt und mit klarem Verstand gegen eine Person gerichtet. Wir schreiben und lesen doch selber hier über die verrückten unerklärlichen Dinge, die passieren und im nüchternen Zustand handelt es sich um Lämmchen. DAher verstehe ich auch gut die Erklärungen, die hier im Thread von Alkoholikern abgegebn wurden. Die Liebe kann doch da sein, doch wird sie eben in alkoholisierten Zustand verfälscht, nciht wahrgenommen, nicht erwidert. Daher würde ich doch eher sagen, dass Partner und Kinder oft vernachlässigt werden. Darum, weil der nasse Alkoholiker es garnicht anders kann in seinem Zustand. So, jetzt kommt die entscheidende Frage. Ist das für mich noch eine funktionierende Beziehung, eine wie ich sie mir wünsche, ein Zustand , den ich leben möchte?
    In einer Beziehung zwischen Alkoholiker und coabhängigem geht es nicht so sehr um Lieben , sondern eher um 'Leben'. Wählt man sich einen Partner aus, dann kommen doch eher solche Wünsche wie: Er sollte mich lieben, er sollte gut aussehen, humorvoll, sein, verantwortungsbewußt, liebevoll, gemeinsame Ziele haben, usw. Bei jedem etwas anders, aber im Prinzip sollte man sich doch hinterfragen, was da noch alles von zutrifft. Denn mit 'nur die Liebe zählt' kommt man hier nicht weiter. Manchmal ist es eben sinnvoll, dass man sich trennt, auch wenn die Liebe da ist. Das kann auch bei Paaren sein, wo kein Alkohol im Spiel ist. Das muß keine Schande sein und kann auch vorrübergehend sein. Man kann auch ein einfach freundschaftliches Verhältnis mit jemandem haben / erhalten, den man liebt, wo aber etwas nicht stimmt in dem Zusammen'leben'.

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