• Ach so, noch vergessen:

    Zitat

    Bis zum persönlichen Tiefpunkt, wo der Schwindel dann ein Ende hat


    Der Erfahrung eines Tiefpunktes landet dann sicher dort, wo die Ängste ihr Zuhause haben.
    Diese neue, negative Assoziation bringt den Körper dann in die von Plejaden beschriebene 'Kampfbereitschaft' und durch genau diese können alle positiven Assoziationen, die im Suchtgedächtnis lagern und zum Trinken animieren, effektiver ignoriert werden. Therapie durch Traumatisierung sozusagen. Schon irgendwie bitter!

    Liebe Grüße

    J

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Seid mir nicht böse, wenn ich heute eine Runde aussetze, aber ich hatte einen 11-Stunden-Tag und kriege Kopfschmerzen wenn ich jetzt über sowas nachdenken muss 8) .

    Keine Panik JoeDoe, ich habe schon länger darüber nachgedacht dass das Suchtmonster langsam überholt ist. Man kann es doch auf eine Sache reduzieren: Es wird von vielen über den "Teufel Alkohol" geredet. Dabei ist Alkohol, sind alkoholische Getränke in erster Linie nur Getränke, ein Lebensmittel. Der Teufel, der sitzt letztendlich in meinem Kopf.

    So, schreib noch in meinen Thread und dann geht es in die Heia.

  • Hallo Plejaden,

    Zitat von Plejaden

    Seid mir nicht böse, wenn ich heute eine Runde aussetze, aber ich hatte einen 11-Stunden-Tag und kriege Kopfschmerzen wenn ich jetzt über sowas nachdenken muss 8) .


    Kein Problem, bin ganz bestimmt nicht böse :wink: .

    Schade fand ich eigentlich, dass sich nicht noch ein paar weitere Meinungen zu diesen Gedanken hierher verirrt haben. Aber vielleicht ist dieses Theoretisieren auch nicht unbedingt von so großer Bedeutung in einem Selbsthilfeforum :?: . Da hat die konkrete Unterstützung und die praktisch orientierte Hilfe -gerade am Anfang einer Abstinenz- sicher einen weit höheren Stellenwert. Der Versuch, die eigene Erfahrung zu abstrahieren und in ein Modell zu packen, ist dabei natürlich nicht unbedingt hilfreich. Whatever! Ich werde das mal weiter denken (Die nächsten Thesen sind schon in Arbeit :wink: ) und zu einem späteren Zeitpunkt weiterführen.

    Ansonsten hatte ich heute die Entscheidung über meine Teilnahme an der mir angebotenen ambulanten Therapie zu fällen. Nach einem wirklich sehr intensiven Gespräch mit meiner Suchtberaterin habe ich mich dann letztendlich dagegen entschieden. Zur Begründung nur ganz kurz: Der Schwerpunkt dieser Maßnahme liegt auf der Gruppentherapie, die wöchentlich und in Form von 6 Wochenendseminaren stattfinden würde. Der einzeltherapeutische Bereich wäre auf Gespräche im 4-Wochen-Takt beschränkt, wobei dieser Takt im 'Notfall' auch etwas erhöht werden könnte. Was den 'Gruppenteil' anbelangt, so glaube ich, dass ich hier und auch in anderen 'realen' SHGs genau so gut, wenn nicht sogar besser aufgehoben bin. Die Einzeltherapie kommt in meinen Augen zu kurz und in diesem Rahmen würde ich mir die Möglichkeit nehmen, zusätzlich an einer Individualtherapie bei einem freien Therapeuten teilzunehmen. Letzteres verfolge ich ja auch zur Zeit und ist mir bezüglich meiner Angstproblematik/Selbstunsicherheit ein großes Bedürfnis. Durch diese Entscheidung bin ich jetzt natürlich ein wenig mehr darauf angewiesen, mich eigenverantwortlich um die Stabilisierung meiner Trockenheit zu kümmern, aber diese Verantwortung müssen wir ja alle früher oder später übernehmen.

    Nun denn!

    Ich wünsch Euch was!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo J.

    Zitat

    Schade fand ich eigentlich, dass sich nicht noch ein paar weitere Meinungen zu diesen Gedanken hierher verirrt haben

    Meine Thesen!

    1. Alles gut und schön , nur "mir" nutzt es nichts! Siehe mein Posten bevor du sinniert hattest

    2. Nicht jeder ist auf der gleichen Gedanken oder Augenhöhe hier im Forum und will oder kann, dir folgen!

    3.Mich erinnern solche gedankliche Ergüsse , zu sehr an die Nasse Zeit !
    Über was ich da philisophiert hatte. und zu keinem Ergebinis kam , ist erschreckend!

    diese Ausage von dir finde ich sehr wichtig!

    Zitat

    Da hat die konkrete Unterstützung und die praktisch orientierte Hilfe -gerade am Anfang einer Abstinenz- sicher einen weit höheren Stellenwert.

    Solange es dir hilft und du es für dich tust ,ist es eine gute Sache hier alles nieder zu schreiben! Manch einer liest es ja doch! :wink:

    Ich sehe einfach auch die Gefahr , bei allem was das Suchtgedächtnis nun ist , sein könnte , eine geankliche Hintertür aufzumachen!

    Ich bin mehr der Praktiker ! :wink:

    Gruß M2109

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo M.,

    Zitat

    1. Alles gut und schön , nur "mir" nutzt es nichts! Siehe mein Posten bevor du sinniert hattest


    So etwas hatte ich mir ja auch schon fast gedacht ... die Sache mit dem konkret und praktisch orientiert :wink:

    Zitat

    2. Nicht jeder ist auf der gleichen Gedanken oder Augenhöhe hier im Forum und will oder kann, dir folgen!


    Das ist doch eigentlich immer so ... mal versteht man sein Gegenüber und mal kann man mit seinem Gesprächspartner überhaupt nichts anfangen. Ob das etwas mit Augenhöhe zu tun hat, weiss ich nicht :roll: . Hätte mich nur interessiert, ob sich jemand anderes auch auf einer ähnlichen Weise mit dem Thema beschäftigt.

    Zitat

    3.Mich erinnern solche gedankliche Ergüsse , zu sehr an die Nasse Zeit !
    Über was ich da philisophiert hatte. und zu keinem Ergebinis kam , ist erschreckend!


    Da haben wir wohl etwas gemeinsam :wink: . Nur kann ich mich heute auch noch am folgenden Tag an meine Gedanken erinnern. Unter dieser Voraussetzung macht es mir wieder 'Spaß', mich diesem und auch anderen Themen auf diese Art zu nähern. Aber das ist natürlich auch 'Geschmackssache'.

    Insgesamt hast Du sicher nicht ganz unrecht mit der Aussage, dass alles, was sich um das Suchtgedächtnis dreht, am Ende auch dazu geeignet ist, sich selbst oder auch anderen 'Hintertürchen' aufzuzeigen. Vor diesem Hintergrund können solche Philosophierereien auch nicht ganz ungefährlich sein. Denn auch, wenn sie mir helfen, die Sucht als Krankheit zu begreifen, sö lädt es auch zu 'fröhlichem' Weitertrinken ein, wenn man es nur halb versteht, oder sogar nur halb verstehen will!

    Ich denke, ich werde diese Gedanken lieber an einem anderen Ort, als dem diesen weiterführen. Stichwort Verantwortung.

    In diesem Sinne trocken bleiben :D !

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo J.

    Zitat

    Ob das etwas mit Augenhöhe zu tun hat, weiss ich nicht

    ich meinte es auf Bezug, der Trockenheit! Ein "Neuling" liest und versteht es wahrscheinlich anders ,als ein "Langzeittrockener"!

    Es ist ja nur meine Meinung, vlt äußert sich ja noch jemand auf deine Gedanken!

    Gruß M2109

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo M.,

    ui, ein Missverständnis meinerseits *sorry*.

    Da hast Du natürlich völlig recht mit der Dauer (und der Stabilität) der Trockenheit. Wenn ich mir überlege, wie ich vor fünf Monaten auf solche Texte reagiert hätte, oder ob ich sie überhaupt gelesen hätte :roll: ?

    Dennoch sind mir weitere Meinungen natürlich immer herzlich willkommen :wink: !

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Mh, so habe ich das auch noch nicht gesehen. Ich kenne solche Philosophiereien aus einem anderen Selbsthilfeforum. Das Gefährliche daran ist das Zirkellaufen - ich fange mich einem Problem nur noch theoretisch zu nähern ohne wirklich etwas zu bewirken. Ich habe das beruhigende Gefühl, an mir zu arbeiten, aber in Wirklichkeit gehe ich nur Veränderungen aus dem Weg und reduziere irgendwann alles nur noch auf die theoretische Auseinandersetzung.

    Aber das hattet ihr ja schon geschrieben, so ähnlich jedenfalls ;) .

    Mh, zu deinem Therapieplan 2008 möchte ich mich nun nicht äußern, wüsste jetzt nicht was ich als Wichtiger erachten sollte. Wenn du das Gefühl hast, dass die Probleme mit der Selbstunsicherheit und Ängsten dein Suchtproblem ausgelöst haben, würdest du dir für dein weiteres Leben mit einer Therapie dagegen sicherlich einige Erleichterung verschaffen. Mal ein Beispiel von mir: Ich muss in meinem Studium Pflichtexkursionen absolvieren. Eine habe ich vor über anderhalb Jahren hinter mich gebracht (zur Zeit der Fussball-WM). Schon die Anmeldung war die Hölle, allein der Gedanke, fünf Tage mit fremden Personen wer-weiß-wohin zu fahren ließ Übelkeit in mir aufsteigen.
    Jetzt steht die nächste Exkursion an und siehe da: Von Angst kaum eine Spur. Und das, obwohl es volle zwei Wochen mit völlig fremden Leuten in eine groooße europäische Hauptstadt geht, die rappelvoll mit Leuten sein wird... Dadurch, dass die Angst fast weg ist, ist auch ein Saufgrund zum Teufel gegangen. Und das bisschen Angst, was noch da ist, halte ich aus. Ich habe gelernt, damit umzugehen, sie zu fühlen und gelassen zu bleiben.

    In diesem Sinne
    Plejaden

  • Ich war gestern beim Arzt und es war sehr voll, also Warten war angesagt. Im Wartezimmer habe ich dann mal Gelegenheit, in einigen Zeitschriften zu blättern. Ich habe da was gelesen, was hierin passt, also zum Thema Suchtgedächtnis.

    Irgendwelche schlauen Leute haben herausgefunden, dass der Mensch sehr oft Negatives für sich Positiv verwandelt. Ist egal ob Alkohol oder was anderes. Es läge in der menschlichen Natur.

    Man erlebt was Negatives. Beispiel dort war u. a. eine Frau mit einer schlechten Beziehung, die sich nicht trennen konnte. In ihrer Erinnerung nahme sich hauptsächlich wahr, was für sie an der Beziehung positiv ist. z. B. nicht alleine sein oder mehr Geld zusammen zu haben usw. Solange sie nicht in der Lage war die Realität herzustellen, also dass der negative Anteil wesentlich höher war als das Positive konnte sie an ihrer Situation nichts ändern.

    Als ich das las, viel mir die Sache mit dem Suchtgedächtnis ein. Dieser Mechanismus im Gehirn, immer die Gewichtung auf die positiven Seiten zu legen.

    Wenn ich an Alkohol denke und das tue ich schon mal, macht mein Gehirn das auch mit mir. Die schönen Seiten sind wunderbar im Gedächtnis eingeprägt und werden vom Gehirn hochgeschaukelt. Aber ich bin auch in der Lage was dagegen zu halten, das kommt nicht automatisch, aber ich kann es tun und das tue ich in diesen Momenten und holte mir die ganze miese Palette ins Gehirn. Damit denke ich, kann man einen ganz guten Ausgleich schaffen.

  • Hallo zusammen.

    Plejaden :
    Ich habe keine Ahnung, ob sich die Schlange bei meinen Gedanken irgendwann selbst in den Schwanz beisst (Zirkellaufen?), allerdings kann das Theoretisieren natürlich von der eigenen Person ablenken. Für mich speziell ist auch die 'Tiefpunkterfahrung' so eine Sache, die ich auf dieser Ebene nicht zu ausführlich behandeln solte. Denn da mir ein wirklicher Tiefpunkt fehlt, bestände die Gefahr, mich über die theoretische Notwendigkeit eines eben solchen gerade zur Wiederaufnahme des Trinkens zu zwingen. Motto: Fehlt der tiefe Schmerz, scheitert auch die Abstinenz. Von dem Standpunkt aus betrachtet, ist selbst für mich darin ein kritisches Moment zu sehen.

    Zum 'Therapieplan': Also grundsätzlich habe ich in den letzten 6 Monaten schon eine Verbesserung bei meinen Ängsten wahrgenommen. Ich denke, dass Angst und Alkohol sich auch prima gegenseitig verstärken können, und durch den Wegfall des einen, auch das andere immer mehr an Intensität verliert. So konnte ich während des Urlaubs auch (fast) ganz ungehemmt mit anderen Reisenden kommunizieren. Probleme bereiten mir allerdings immer noch 'Bewertungssituationen', da verspüre ich doch immer noch eine Unsicherheit, bei der der ein oder andere professionelle Rat vielleicht gar nicht verkehrt wäre. Aber mal sehen, wie sich das entwickelt ... bin jedenfalls optimistisch eingestellt :D .

    Brigitte :
    Tja, ich denke, da ist schon etwas Wahres dran, an dem, was Du gelesen hast. Negative Erlebnisse etwas schhneller verblassen zu lassen, als die Positiven, ist ja prinzipiell auch eine gute Sache. Zumindest, wenn es nicht um Alkohol geht. Da wird diese Tendenz zum Optimismus doch schnell zur Falle. Hmmm, ganz ehrlich: Da muss ich mir noch ein paar Gedankenbrücken bauen, die mich dann sicher wieder in die Realität holen, wenn ich denn auch mal einen positiven Gedanken an Alkohol habe. Bis jetzt war es glücklicherweise noch nie besonders stark, aber wer weiss ...?

    Ansonsten geht's mir gut. So langsam fährt hier die Karnevalssession ihrem Höhepunkt entgegen, aber da bin ich ja glücklicherweise immun. Ich denke, viele 'Frischlinge' werden in den nächsten Wochen wohl leider Rückfallerfahrungen machen, wenn sie sich unbedacht ins Getümmel schmeissen. Also: Gebt auf Euch acht, geht gar nicht erst hin!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo miteinander!

    Ich wollte ja auch noch etwas darüber schreiben, warum man sich nicht mit jedem Alkoholiker identifizieren kann oder muss. Nachdem sich mir jetzt aber gezeigt hat, dass dieses Abstrahieren nicht unbedingt von Vorteil ist, mag ich das jetzt auch lieber dabei belassen, dieses Thema aus meiner eigenen Perspektive zu betrachten.

    Ich mag bei meinen Beschreibungen gern bei dem hier im Forum verlinkten Video bleiben: Dazu mag ich direkt vorweg schicken, dass ich den Film für nicht besonders gelungen halte. Der Alkoholismus als Krankheit ist nur sehr unzureichend dargestellt und ein differenziertes Bild sieht sicher anders aus. Aber ich wollte ja auch mehr über meine persönlichen Eindrücke schreiben. Da sehe ich nun einen Menschen, der eine offensichtlich sehr stark ausgeprägte Alkoholproblematik ausgebildet hat. Mal sehe ich ihn nüchtern, mal im Zustand der totalen Trunkenheit. Die Stimme aus dem Off versorgt mich dann mit einigen weiteren Informationen und nun stehe ich also vor der Frage, ob ich mich in dieser Geschichte wieder erkenne. Um es kurz zu machen: In den meisten Punkten kann ich mich nicht wiedererkennen.

    Verhalten, welches ich von mir auch kenne, sehe ich natürlich im Trinken allgemein, auch die melancholischen Elemente des Suffs sind mir wohl bekannt. Bei 100 Entgiftungen wird mein Horizont allerdings gesprengt. Ich habe eine Entgiftung hinter mir und möchte es gerne dabei belassen. Vielleicht erinnern sich einige hier, die auch mehrere Entgiftungen hinter sich gebracht haben, an ihre erste und dabei natürlich auch an die Unsicherheit und auch die Angst, die dabei im Vorfeld entstanden ist (sofern die Entgiftung freiwillig und mit einer kurzen, mentalen Vorbereitungszeit stattgefunden hat). Diese Entgiftungserfahrung ist für mich unglaublich wertvoll, weil ich mich einerseits in einer völlig ungewohnten Situation wiedergefunden habe, andererseits natürlich auch, weil ich einen sehr eindrucksvollen Blick auf meine Zukunftsoptionen habe werfen können. Während dieser Zeit ist mir natürlich aufgefallen, dass so manch einer diesen Aufenthalt mit einer unglaublichen Routine und Erfahrung angegangen ist. Da wird nach dem medizinischen Check erstmal der Kühlschrank inspiziert und anschließend der ‚persönliche Bedarf’ auf die Bestellliste für den nächsten Tag geschrieben. Im Anschluss geht es direkt in das Raucherzimmer, wo man dann fachkundig den einsetzenden Entzugstremor mit dem anderer Patienten vergleicht. Mir ist an dieser Stelle natürlich bewusst, dass ich mit der gleichen Diagnose auf der Station war, wie die anderen Patienten auch, aber diese Routine im Umgang mit der eigenen Krankheit war und ist ein Bild für mich, in dem ich mich nicht wiederfinden möchte. Ich bin mir sehr sicher, dass ich nach zwei, drei, vier oder fünf Entgiftungen die gleiche Routine entwickeln würde, aber im jetzigen Augenblick bin ich nicht an diesem Punkt und ich mag mich damit auch nicht identifizieren, um eben nicht Gefahr zu laufen, diese Erfahrungen für mich selbst machen zu wollen oder zu müssen, um mir des Alkoholismus wirklich bewusst zu werden. Ich glaube, dass mir diese Nichtidentifikation hilft, es auch wirklich bei dieser einen Runde zu belassen.

    Eine andere Sache aus dem Film, die ich nicht am eigenen Leib erfahren habe, ist die des Co-Verhaltens. Da ich bisher nicht in der Situation gewesen bin, dass mich meine Partnerin (weder meine jetzige, noch frühere) in meiner Sucht in einer Form hat ‚unterstützen’ müssen, wie es in dem Film gezeigt wurde, fehlt mir auch hier die Möglichkeit, mich mit dieser speziellen Situation zu identifizieren. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand mich in dieser Art und Weise im eigenen Untergang unterstützt. Weder von meinen Eltern, noch von meiner Partnerin. Ich habe den Film auch ein zweites Mal zusammen mit meiner Partnerin gesehen und im anschließenden Gespräch hat sie auch ganz klar zur Sprache gebracht, dass es bei aller Liebe Grenzen gibt. Einen oder zwei Rückfälle könnte man ja noch verstehen und auch ‚verzeihen’, wenn die daran anschließenden Entwöhnungsbemühungen auch intensiviert werden Eine eigene ‚Trinkerecke’ mit Gummimatratze, die dann täglich von Urin und anderen Körperausscheidungen befreit werden muss, die wird es allerdings bei uns nicht geben. Hier wäre die Leidensfähigkeit meiner Partnerin definitiv überschritten und auch das Gefühl der Liebe könnte mit einem ‚aber ich bin doch krank!’ nicht aufrechterhalten werden.

    Wie gesagt, ich werte den gezeigten Fall nicht und bilde mir auch kein Urteil, dennoch fehlt mir die Möglichkeit, mich damit zu identifizieren.

    So, jetzt bin ich hoffentlich wieder bei mir geblieben und habe nicht unnütz theoretisiert :wink: .

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Danke, Andi!

    Ich bin auch seeeeeehr zufrieden :D !

    Zur Identifikation aber vielleicht auch noch Folgendes:

    Ich bemerke bei mir doch eine steigende Tendenz, mich sehr resolut von Trinkenden (ob nun Alkoholiker oder nicht) zu distanzieren. Am Beispiel meiner Kioskhaltestelle wird mir das recht deutlich. (Zur Erläuterung für diejenigen, die diesen Teil nicht gelesen haben: An der Straßenbahnhaltestelle, die ich in der Regel nutze, liegt ein Kiosk, an dem sich auch immer diverse Personen trinkenderweise durch den Tag schlagen). Als Raucher kommt es hier gelegentlich vor, dass man um eine Zigarette angeschnorrt wird. Früher habe ich derartige Bitten mit einem spaßigen Kurzpalaver abgelehnt. Heute mache ich das nicht mehr, ich finde es sogar unangenehm, wenn mich jemand nach dem Genuss von 3, 4, oder 5 Litern Bier anspricht. Kein spaßiges Kurzpalaver mehr, nur noch die konkrete Ansage, dass ich keine Zigarette übrig habe.

    Eine andere Situation ereignete sich neulich beim Einkaufen. Am frühen Nachmittag ging eine Frau mit ihrem Kind durch die Gänge, wobei der Alkoholgeruch auf drei Meter deutlich wahrzunehmen war. Die Tochter (vielleicht elf oder zwölf Jahre alt) befüllte den Einkaufswagen, an dem sich ihre Mutter festhielt, um nicht wankend umherzustolpern, sehr routiniert. Ich denke, dass es sicher nicht normal ist, wenn man um 14:30 Uhr betrunkenerweise durch den Supermarkt zieht und dabei auf die tatkräftige Unterstützung eines Kindes angewiesen ist. Eine Alkoholproblematik ist da wohl mehr als wahrscheinlich. Ich konnte mich an diesem Punkt aber ebenfalls nicht mit dieser Frau und ihrem Verhalten identifizieren. Der Schwerpunkt meiner Gefühlswahrnehmung lag eindeutig bei dem Kind. Es war eine Mischung aus Mitleid und Trauer, aber auch eine Art Wut auf die Mutter des Kindes. Denn zum Erleben einer ‚glücklichen Kindheit’ tragen solche Situationen sicher nicht bei.

    Ich weiß nicht, ob diese Abgrenzungen jetzt wirklich gut für meine junge Trockenheit sind, oder ob ich da mehr Mitgefühl mit den (Mit-)Betroffenen haben sollte – so sind aber zur Zeit meine Empfindungen.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo JoeDoe,

    mh, identifizieren kann ich mich auch nicht mit den von dir beschriebenen Menschen. Ich sehe sie als eine Art imaginäre Verlängerung meines Weges in die Alkoholkrankheit: Das könnte ich sein, wenn ich wieder anfange zu trinken. Wenn ich falle, und nicht mehr hoch komme. Klar, ich bin ein sehr reflektierter Mensch, ich stelle viele Dinge die ich tue kritisch in Frage. Genau das hat mich dazu gebracht, so früh aus der Krankheit auszusteigen, weil ich mich angesehen und gemerkt habe: Was du gerade tust, ist nicht gut. Es ist nicht richtig.

    Grundsätzlich möchte ich für mich nicht ausschließen, einmal in dieses Stadium der Krankheit zu kommen. Meine 100ste Entgiftung "feiern" zu können, Kinder meine Arbeit verrichten zu lassen, weil ich es nicht mehr auf die Reihe kriege. Ich hatte zum Beispiel mal gedacht, ich würde nie Depressionen kriegen, das würde mir nie passieren. Vor zwei Jahren wurden dann bei mir mittelschwere Depressionen diagnostiziert, die meiner Reflektion völlig entgangen sind.

    Ich mag das Bild von der Zukunft als ein Labyrinth aus tausenden von Wegen mit tausenden von Gabelungen. Jede Gabelung als eine Entscheidung von mir. Ich bin nach Kräften bemüht, immer die für mich beste Entscheidung zu treffen und einen geraden Weg zu verfolgen ;) .

    Ich wünsch dir noch viel Nerven in deiner Hochburg, ich wohne zum Glück nur am Rande der jecken Todeszone. Einer aus meiner SHG erzählt übrigens, dass er am Rosenmontag "so richtig feiern geht", und heroisch nur keinen Alk trinkt... Ich hab lieber meinen Babbel gehalten :roll: . Er ist zig Jahre trocken und muss wissen, was er tut.

    LG
    Plejaden

  • Hallo Plejaden,

    Zitat

    Grundsätzlich möchte ich für mich nicht ausschließen, einmal in dieses Stadium der Krankheit zu kommen.


    Das sehe ich genau so wie Du. Natürlich habe ich keine Ahnung, ob ich nicht auch irgendwann meine '100ste' in Angriff nehme. Ich kann mich eben nur nicht in diese Situation hineinversetzen und bin auch nach Kräften bemüht, diesen Weg zu vermeiden. Eine absolute Sicherheit werde ich aber nie erlangen.

    Zitat

    Einer aus meiner SHG erzählt übrigens, dass er am Rosenmontag "so richtig feiern geht", und heroisch nur keinen Alk trinkt... Ich hab lieber meinen Babbel gehalten Mit den Augen rollen . Er ist zig Jahre trocken und muss wissen, was er tut.


    Ja, diese Aussagen sind mir auch begegnet. Selbst nach fast acht Jahren in dieser Gegend, bleibt mir der Sinn und der Spaß von Karneval verschlossen. Aber ich bin auch in einem Teil Deutschlands aufgewachsen, wo man die 'Jecken' eventuell für einen Eingeborenenstamm aus Afrika und 'Karneval' vielleicht für eine Wurstsorte gehalten hätte :wink: . Ich konnte diesen Frohsinn jedenfalls nur betrunken ertragen. Und ohne Alkohol geht das gar nicht mehr! (Glücklicherweise wohne ich aber nicht im Zentrum, sondern in ruhiger Randlage). Vielleicht ist es für diejenigen, die dieses Spektakel aus Kindertagen kenne, etwas anderes und das Feiern kann auch ohne Alkohol Freude bereiten ... keine Ahnung ... aber wenn jemand nach vielen Jahren Trockenheit meint, so etwas machen zu müssen, dann halte ich als Frischling auch meinen Babbel :wink: .

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Oh, Mist!

    Ich glaube, meine Lichtmaschine macht Ärger :( . Das passt mir jetzt aber gar nicht in die Finanztüte!

    Hmmmmmmmm, da hätte ich mir vor einigen Monaten glatt ein Bier aufgemacht (weil das ja ein eine echt gute Lösungsstrategie gewesen wäre :roll: ). Nach einem Bier gelüstet es mich im Augenblick aber überhaupt nicht. Das ist ja schon mal etwas.

    Nun ja, ich packe mir jetzt lieber einen Hund, gehe in den Wald und beiße einen Baum! Vielleicht tröstet mich ein derartiges Unterfangen ein wenig ... mal gucken, ich werde berichten :wink: !

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo J.,

    kaputte Lichtmaschinen kommen nie gelegen. Das macht kaputte Lichtmaschinen aus. Wir sollten sie gelegentlich loben, während sie nicht kaputt sind und brav ihren Dienst tun. Der Lichtmaschine ist's zwar wurscht, aber wir haben mehr Freude.

    Ich habe übrigens ein sehr gutes Verhältnis zu Bäumen und ich kann dir nur empfehlen:

    Umarmen statt beißen :wink:

    Gruß .Micha

    Das Schönste kommt noch

  • Hallo zusammen,

    @Annika&Micha:
    Habe mich dann doch kurzerhand entschlossen, den Bäumen ihren Frieden zu lassen und stattdessen meinen Hund mit einer Apportier-Vorsitz-Übung gequält :twisted: ! Ist natürlich Quatsch: Dem Hund macht das sogar Spaß :wink: .

    Die Dinge des Alltags loben, wenn sie ihren Zweck erfüllen, ist sicher eine gute Idee ... obwohl ... Dem Toaster ein Loblied singen, weil er den Toast nicht verbrannt hat? ... Mit dem Haustürschlüssel knuddeln, weil er artig die Türe aufgesperrt hat und nicht im Schloss abgebrochen ist? ... Dem Lichterschalter einen Dankesbrief schreiben, weil er so folgsam Stromkreisläufe trennt und wieder schließt? … Ich weiß ja nicht? … Wenn das jemand sieht :roll: :D !

    @Currlinger:
    Ich schau mal, was ich da so berichten kann … ist eine lange, eine sehr lange Geschichte und ich weiß auch nicht, ob ich diese so komplett in’s Forum schreiben mag. Ich werde Dir aber auf jeden Fall noch einmal etwas dazu schreiben.

    Ansonsten bin ich gestern noch auf ein Stellenangebot aufmerksam gemacht worden. Das ist natürlich schön, aber leider weiß ich auch aus Erfahrung, dass auf eine Ausschreibung wie diese etwa 600-800 Bewerbungen eingehen werden (das ist kein Scherz!). Aaaaaaber: Die mich auf diese Stelle aufmachende und zu meinem Dunstkreis gehörende Person kennt sowohl den Geschäftsführer, als auch den Ansprechpartner persönlich. Noch besser: Ein Bekannter, für den ich schon mal einige Arbeiten erledige, kennt die beiden sogar noch besser. Nun habe ich die Klüngel-Maschinerie mal angeworfen und bin gespannt, ob sich dabei etwas ergibt. Der Job ist schon mit einer Menge Verantwortung verbunden und in einigen Bereichen würde ich mich in meiner selbst oft viel zu gering schätzenden Art auch als gar nicht ausreichend qualifiziert sehen, aber was man nicht kann, das kann man lernen!

    Drückt mir mal die Daumen.

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo zusammen,

    eigentlich ist heute ein Tag, der bisher recht frei von dramatischen Ereignissen geblieben ist (Naja, die Kripo hat heute morgen angerufen, aber keine Angst: Keiner wird hier gesucht oder hat sich etwas zu schulden kommen lassen :wink: ). Und auch sonst wird heute nichts Besonderes mehr passieren.

    Aber trotzdem ist es heute irgendwie ein denkwürdiger Tag. Denn heute Abend vor genau einem halben Jahr habe ich den letzten Schluck aus meinem letzten Bierglas genommen, die leere Flasche zur Seite gestellt, mich zur Ruhe gebettet und mich zugegebenermaßen durchaus mit gemischten Gefühlen auf das 'Abenteuer Abstinenz' eingestimmt.

    Es war nicht immer leicht, und es ist auch noch ein langer Weg, aber ich habe diese Entscheidung mit all ihrer Konsequenz in keiner Minute des letzten, halben Jahres bereut! Ich wünsche mir jedenfalls, dass das auch so bleibt.

    Ich wünsch Euch was!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Ich schneie mal schnell bei dir rein und gratuliere dir zum Halbjährigen :lol: . Mögen noch viele viele weitere folgen.

    Ach ja, und deiner Lichtmaschine wünsche ich alles Gute ;) . Soll mal ganz bleiben, das blöde Ding.

    LG
    Plejaden, die bei ihrem letzten Schluck Bier noch gar nicht wusste, dass es ihr Letzter sein würde...

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