... komme ich auch mal wieder zum Schreiben. Vorweg: Ich muss grad an fünf Hausarbeiten tippen, von denen ich drei fertig gekriegt hab und bin tatsächlich froh um jede Minute, die ich nicht vor dem Monitor verbringen muss. Jetzt habe ich aber endlich wieder mehr Luft, zwei Hausarbeiten in drei Wochen sind überschaubar .
Gedanken über den Alkohol habe ich mir trotzdem gemacht. Zum einen ist es jetzt endlich so, dass ich stabiler geworden bin. Zwar nicht so stabil, dass ich große Freudensprünge wage (das werde ich erst in einigen Jahren tun), aber ich fühle mich viel wohler. Ich merke, wie sich mein Körper regeneriert, wie viele Zipperlein verschinden, die ich vorher auf mein fortgeschrittenes Alter zurückgeführt habe (ulkig, nicht? ich erkläre mich mit Ende 20 lieber für verrostet als zu erkennen, dass es an meinem Alkkonsum lag).
Über zwei Dinge habe ich mir verstärkt Gedanken gemacht:
1. habe ich ziemlich oft von jüngst trocken gewordenen Menschen gelesen, dass sie eine Meidung des Alkohols mit dem Verlust jeglicher Geselligkeit gleichsetzen. Dies will ich nicht werten (es steht mir auch gar nicht zu), aber ich habe mich gefragt, wie sehe ich das eigentlich?
Nun, es ist für mich tatsächlich aufgrund meines bisherigen Lebensstils eigentlich kein großes Problem. Ich habe Feste und andere Gelegenheiten, auf denen ordentlich gebechert wird, von mir aus gemieden. Was jetzt ein bisschen ziept ist die Tatsache, dass ich eigentlich auf solche Festivitäten gehen wollte, um mal aus meinem Schneckenhaus rauszukommen. Vor allem, dass ich nun nicht zu den Rollenspielgruppen in meinem Bekanntenkreis gehen kann, wurmt mich etwas (da wird gezecht ohne Ende).
Aber ich denke, da wird sich was anderes finden lassen.
2. Als ich noch Alkohol getrunken habe und mich mit dem Aufhören beschäftigt habe (damals ein sehr erschreckender Gedanke, der Panik auslöste), war ein "Argument": "Du kannst doch nicht für den Rest deines Lebens nur Wasser trinken! Du musst doch auch mal was anderes trinken!"
Doch, ich kann. Das habe ich jetzt bemerkt, und ich kann es sehr gut. Der Trick heißt Tee. Schwarzer Tee, grüner Tee, Früchtetee, Kräutertee... Ich habe eine Kanne Früchtetee oder Kräutertee inzwischen abends zum Pflichtprogramm gemacht, weil ich abends immer besonders gefährdet bin etwas zu trinken. Der Suchtberater meinte, ich müsse versuchen die Zeit, die ich mit trinken zugebracht habe, mit etwas anderem zu füllen. Das tue ich jetzt. Dadurch, dass ich tagsüber mehr Dinge anpacke und mache, bin ich abends zufriedener und kann ohne Schuldgefühle entspannen. Und Tee zu kochen ist ein größerer Aufwand als nur eine Flasche Wasser aufzudrehen.
Übrigens beginnt sich mein Geschmackssinn zu verfeinern. Ich hätte nie gedacht, dass alkoholische Getränke so einen penetranten Geschmack haben, dass sie einem regelrecht die Knospen aus der Zunge hauen, aber es scheint so zu sein.
LG
Plejaden