Schritte für die nächsten Wochen

  • Hallo zusammen,

    nach meinem Thread im Vorstellungsbereich, in dem ich mich logischerweise vorgestellt hatte, ich möchte diesen Thread vorrangig nutzen um mir meine Ziele für die nächsten Wochen klar zu werden.

    Die erste Etappe ist die Suchtberatung diesen Freitag, danach mir eine SHG zu suchen, wo ich auch mit dem ÖPNV gut hin komme. Da drängt sich allerdings schon ein Konflikt mit dem nächsten Ziel auf: Ich will (besser: ich muss!) von zu Hause ausziehen. Ich wohne noch bei meinen Eltern (mit 28 :roll: ) und die sind alkoholmäßig gut dabei. Solange ich hier wohnen bleibe, werde ich keine räumliche Distanz zum Alkohol gewinnen können. Außerdem sind WoEn-Abende mit meinen Eltern meine Trinkgelegenheit Nr. 1, und Trinkgelegenheiten gilt es auszumerzen.
    Da drängt sich mir die Frage auf: Ist es sinnvoll mir eine SHG zu suchen, obwohl ich weiß, dass ich in eine andere Stadt ziehen werde? Sollte ich das beim ersten Besuch dort ansprechen?

    Was hier in der Gegend auch in nächster Zeit ansteht, ist ein Stadtfest. Die Frage ist für mich, hingehen oder nicht hingehen? Auf der Pro-Seite steht, dass ich endlich mehr aus dem Haus rausgehen muss (ich leide an Sozialer Phobie und verbringe meine Tage meistens alleine), alleine zu Hause zu hocken ist nämlich Trinkgelegenheit Nr. 2. Dagegen sprechen natürlich die >3 Bierzelte, die dort aufgebaut sein werden. Zwar waren solche Feste nie eine Trinkgelegenheit für mich, aber ich habe keine Ahnung wie es jetzt ist. Ich tendiere eher dazu, nicht hinzugehen.

    Soviel erstmal. Ich bin sehr unsicher, meinen Zustand könnte man am Besten mit "entschlossen aber ahnungslos" beschreiben. Ich weiß nicht genau was ich tun soll, und der bevorstehende Auszug macht mir Angst. Angst vor gerissenen Vermietern, die mir für horrende Preise Bruchbuden vermieten wollen, Nachbarschaftskriegen, dass ich es nicht packe (den Umzug als auch, überhaupt den Absprung zu schaffen). Diese ganze Phobi-Denke eben :roll: . Deswegen bitte ich es mir nachzusehen, wenn sich alles etwas wirr und unstrukturiert liest...

    LG
    Plejaden

  • Hallo Plejaden,

    Zitat

    ein Stadtfest. Die Frage ist für mich, hingehen oder nicht hingehen?

    selten komme ich beruflich in eine ähnliche Zwickmühle. Da aber meine Kollegen und Vorgesetzten "Bescheid" wissen, ist die einzige Antwort (auch für Dich) WOANDERS hingehen!

    Zitat

    Ist es sinnvoll mir eine SHG zu suchen

    ohne Einschränkung: JA

    Dort kannst Du ALLE Probleme ("Phobie- Denken") ansprechen und kommst aus deiner Isolation -auch im Kopf- heraus![/quote]


    LG kommal

    unterwegs...

  • viele Leute gehen extra in eine andere Stadt zu einer SHG, weil sie in der eigenen Stadt nicht gesehen werden wollen. Meistens treffen sie dann die ganzen anderen von der eigenen Stadt, die auch nicht gesehen werden wollen.... :lol:

    Und mit Deiner jungfräulichen Trockenheit solltest Du überhaupt nirgendwo hingehen, wo es Alkohol zu trinken gibt und wenns noch so schön dort ist....

    Let it be...

  • Hallo Plejaden,

    zu Hause auszuziehen ist eine große Umstellung an sich, wenn Du bislang das Elternhaus gewohnt warst.
    Obwohl ich der Ansicht bin, dass es für Dich auf Dauer nicht gut ist, bei Deinen trinkenden Eltern zu wohnen,
    halte ich es nicht für sinnvoll alleine zu wohnen.
    Für sinnvoll halte ich jeden Umgang mit Menschen, die nicht trinken.
    Am Beispiel Deiner Eltern wird sich zudem der Umgang mit trinkenden Menschen nicht vermeiden lassen.
    Vielleicht konzentrierst Du Dich besser mehr auf Dich als auf Dein trinkendes Umfeld ?
    Deine Eltern zwingen Dich doch nicht zum Mittrinken ? Warum leiten Sie Dich an ?
    Die SHG kannst Du immer noch wechseln oder in eine zusätzliche gehen.
    Diese wird nach Hilfe und Wohlfühlen ausgesucht, nicht nach Entfernung unter dem Gesichtspunkt entdeckt zu werden.

    Grüsse
    Wolfgang

  • Ich bin gestern nochmal in mich gegangen und hab mich gefragt, warum ich eigentlich ausgerechnet dieses Jahr vorhabe auf dieses Stadtfest zu gehen. Ich war vor zwei Jahren zum ersten Mal dort und sonst nie. Und siehe da - es war ein Hintertürchen. Natürlich ist so ein Fest bislang keine Trinkgelegenheit für mich gewesen, aber zumindest auf dem letzten Fest, wo ich war (das war Ende Juli gewesen) habe ich schon den starken Drang verspürt, an einem Bierstand ganz entgegen meiner Gewohnheit einen zu bechern. Gemacht habe ich es dann nicht weil ich einen Kater hatte und dann eigentlich nicht an Alkohol denken kann. Sieh an, sieh an... also kein Stadtfest.

    Zitat

    Dort kannst Du ALLE Probleme ("Phobie- Denken") ansprechen und kommst aus deiner Isolation -auch im Kopf- heraus!

    Ich denke vor allem die Isolation ist ein entscheidender Punkt. Ich habe alle Freunde verloren und lebe nun in totaler Isolation (meine Eltern sind zwar da, aber kein altersgerechter Umgang, und mein Freund ist berufstätig und deshalb auch nicht immer da). Das hat mich früher nicht gestört, weil ich Angst hatte das Haus zu verlassen. Und ohne Freunde musste ich nicht raus. So einfach war das. Aber jetzt beginnt es mich zu stören. Eine SHG kann für mich ein erster Schritt hinaus ins Leben sein. Und ich kann dort meine Probleme besprechen.

    Zum Ausziehen: Ich würde schon mit meinem Freund zusammenziehen. Der ist, wie oben erwähnt, jedoch nicht immer da. Es ist eine Entscheidung zwischen Not und Elend. Wobei meine eigene Wohnung natürlich alkoholfrei sein würde und ich endlich gezwungen wäre das Leben und seine Härten anzupacken. Hier lebe ich nur in einer Traumwelt und grübele den ganzen Tag vor mich hin. Das kann es nicht sein.
    Meine Eltern zwingen mich nicht zum Mittrinken, aber sie versuchen mich ständig und sehr penetrant zu überreden. Vor allem mein Vater hat meinen steigenden Alkoholkonsum in den letzten Jahren eher mit Wohlwollen als mit Sorge betrachtet, er machte so den Eindruck von wegen "endlich ist meine Tochter auf dem richtigen Weg!".

    Ich werde mich jetzt mal wegen einer SHG erkundigen und danach an meinen Hausarbeiten weiterschreiben.

    LG
    Plejaden

  • Servus Plejaden,

    Zitat

    Hier lebe ich nur in einer Traumwelt und grübele den ganzen Tag vor mich hin. Das kann es nicht sein.

    damit ist eigentlich alles gesagt zu diesem Thema, oder? Du weisst, wo Du ansetzen musst, um etwas zum Positiven zu verändern.

    Mach es! Einzig das aktive "Machen" unterscheidet Dich vom Heer der ewig unzufriedenen Mitmenschen, die "eigentlich" wüssten "wie's geht", aber nichts tun...

    LG
    Spedi

  • Hallo zusammen,

    habe zwei weitere Punkte abgehakt, hab meine Hausarbeit fertig geschrieben, die bis Montag fertig sein musste und fühle mich jetzt irgendwie erleichtert. Dann war ich gestern noch bei der Suchtberatung. Der Herr war sehr freundlich, ist nachdem ich von mir erzählt hab mit mir eine Liste mit den Stadien der Sucht durchgegangen und meinte, ich würde irgendwie zwischen Missbrauch und beginnender Sucht liegen. Weil ich so früh "zur Einsicht" gekommen sei, gibt er mir allerdings gute Prognosen und meint, eigentlich bräuchte ich keine weiteren Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

    Ich soll mir jetzt bis Ende des Jahres meine Trinkgelegenheiten genau unter die Lupe nehmen und genau festhalten, warum ich in bestimmten Situationen trinken würde. Das alles am besten schriftlich. Dann soll ich mich Anfang kommenden Jahres wieder melden und schildern wie ich zurecht gekommen bin. Er meint auch, dass der Auszug von daheim sehr belastend sein könnte, und wenn ich damit Probleme bekäme solle ich mich sofort melden.

    Ich persönlich würde jedoch gerne in eine SHG gehen, vor allem weil ich starke Verzichtsgedanken habe. Klar ändert sich das nicht von heute auf morgen, aber ich hab so gar keinen Schimmer was ich dagegen tun kann. Ich kann mir vorstellen, das ändert sich nicht einfach im Laufe der Zeit (so nach dem Motto "die Zeit heilt alle Wunden"), daran muss ich arbeiten...

    LG
    Plejaden

  • Hallo Plejaden,

    Zitat

    Weil ich so früh "zur Einsicht" gekommen sei, gibt er mir allerdings gute Prognosen und meint, eigentlich bräuchte ich keine weiteren Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

    Mmm, ich denke, dass du da mehr auf dein Gefühl vertrauen solltest, als irgendwelchen Einordnungen in irgendwelchen Listen und eigentlich finde ich es auch nicht so toll vom Suchtberater, dass er dir zusätzliche Hilfsangebote nicht empfiehlt. (wirkt auf mich etwas inkompetent, aber ich kann mich auch irren.)

    Ich finde es gut, dass du dir eine SHG suchen willst und halte den Austausch in einer solchen für sehr wichtig.

    Gruß
    Scrooge

    "Was du bekämpfst, das bleibt bestehen und verstärkt sich, was du dir genau anschaust, das verschwindet."

  • Ob der Berater nun kompetent war oder nicht, kann ich auch nicht so recht entscheiden. Über meinen Konsum, Gefühle usw. habe ich ihn zumindest nicht angelogen. Ich werde mir auf jeden Fall eine SHG suchen, denn ich hab grad kaum einen Schimmer was ich gegen dieses "nasse Denken" tun soll.

    Aktuell hab ich das Problem, dass mir der innere Teufel immer wieder zuflüstert, ich solle mich doch bitte noch einmal richtig besaufen, und dann könne doch für immer Schluss sein. Sein "Hauptargument": Als ich vor zwei Wochen meine zwei letzten Bierflaschen geleert hatte, wusste ich noch gar nicht, dass es meine Letzten sein würden. Das sei alles so unabgeschlossen.
    "Also trink dir nochmal richtig einen, und dann kannst du anfangen mit deiner blöden Abstinenz..."

    Ich hab jetzt einfach mal aufgeschrieben, was mir Teufel vom Rausch so verspricht:
    1. die Ängste werden fort sein
    2. ich werde mich locker und lustig fühlen
    3. es fühlt sich einfach toll an einen Rausch zu haben
    4. die Langeweile ist fort

    Dagegen sage ich: 1. Ich habe gelernt, dass ich meine Ängste aushalten kann und habe verschiedene Strategien entwickelt um sie zu hinterfragen und so verschwinden zu lassen (Worst-Case-Szenario etc.). Ich brauche keinen Alkohol um meine Ängste loszuwerden.
    2. Es haben mir schon viele Menschen gesagt, dass ich lustig sei und man gerne mit mir zusammen ist. Im Gegenteil, mit Alkohol rede ich häufig peinliche Sachen und mache schräge Dinge. Ich brauche also keinen Alkohol um lustig und locker zu sein.
    3. Vordergründig fühlt es sich toll an. Aber im Hintergrund spielt sich ein Drama aus Schuldgefühlen und inneren Machtkämpfen ab, um jede Flasche Bier wird gerungen, und am Ende bleibt nur die Enttäuschung darüber, dass "es" (das Betrinken) schon vorbei sein soll. Es gibt nicht genug Alkohol, um diese Gier zu stillen, sie will immer nur mehr mehr mehr. Nein, der Rausch ist nicht schön.
    4. Ich habe begonnen, Maßnahmen gegen die Langeweile zu ergreifen. Stückchen für Stückchen wird sie aus meinem Leben verschwinden. Ich brauche den Alkohol nicht, um die Langeweile zu bekämpfen.

    So, das schreibe ich nochmal handschriftlich auf, dann wirkt es besser. Ist zumindest mein Eindruck.
    Heute abend grillen meine Eltern wieder, und es wird wohl reichlich "Stoff" fließen. Ich werde mir das Essen kurz abholen gehen und dann drinnen essen, ich glaube ich werde sogar hoch in meine eigenen vier Wände watscheln. Ist besser so.

    LG
    Plejaden[/list]

  • Hallo Plejaden,

    Zitat

    Ich werde mir auf jeden Fall eine SHG suchen, denn ich hab grad kaum einen Schimmer was ich gegen dieses "nasse Denken" tun soll.

    Aktuell hab ich das Problem, dass mir der innere Teufel immer wieder zuflüstert, ich solle mich doch bitte noch einmal richtig besaufen, und dann könne doch für immer Schluss sein. Sein "Hauptargument": Als ich vor zwei Wochen meine zwei letzten Bierflaschen geleert hatte, wusste ich noch gar nicht, dass es meine Letzten sein würden. Das sei alles so unabgeschlossen.
    "Also trink dir nochmal richtig einen, und dann kannst du anfangen mit deiner blöden Abstinenz..."

    Also das du dir eine SHG suchen willst finde ich gut!

    Was den Saufdruck angeht den du hast, ist es erst einmal wichtig das du dich von trinkenden Menschen gänzlich fern hälst, egal wieviel oder "wenig" sie trinken.

    Zitat


    Heute abend grillen meine Eltern wieder, und es wird wohl reichlich "Stoff" fließen. Ich werde mir das Essen kurz abholen gehen und dann drinnen essen, ich glaube ich werde sogar hoch in meine eigenen vier Wände watscheln. Ist besser so.

    Ja das ist besser so, noch besser wäre es aber wenn du dort garnicht hin gehst. Ein trinkendes Umfeld lässt auch bei mir Verzichtsgedanken aufkommen aus denen ein Druck entsteht dem ich früher oder später nicht mehr aushalten würde.


    Liebe Grüße, Alex

    ....ich lebe lieber ungewöhnlich...

    "Das letzte Mal Alkohol getrunken am 12.02.2007"

  • Hallo Plejaden,

    Zitat

    Ich hab jetzt einfach mal aufgeschrieben, was mir Teufel vom Rausch so verspricht:
    1. die Ängste werden fort sein
    2. ich werde mich locker und lustig fühlen
    3. es fühlt sich einfach toll an einen Rausch zu haben
    4. die Langeweile ist fort


    ...
    Die Wirklichkeit:

    1. Die Ängste werden mich fast auffressen!
    2. Ich werde mich nicht mehr fühlen!
    3. Es fühlt sich schrecklich an, auf dem Boden zu liegen! (Falls du das noch merkst.

    Gruß Sweety
    4. Die Langeweile ist fort - stimmt -aber nur weil Ärzte, Sanitäter etc.
    für action sorgen.

    Es ist keine Schande krank zu sein.
    Es ist aber eine Schande, nichts dagegen zu tun!

  • Hallo zusammen,

    ich fühle mich im Moment sehr motiviert mein Leben neu zu ordnen 8) . Die letzten Tage ging es mir gesundheitlich zwar nicht so gut (leichte Erkältung), aber jetzt ist es schon wieder besser. Ich mache mehr im Haushalt, gehe meine Aufgaben für die Uni aktiv an und bin schon auf einige Leute zugegangen um näheren Kontakt aufzubauen. Ich habe nur Angst, dass wieder eine Phase kommen wird, in der ich mich wieder zurückziehe und dann alles für die Katz ist. Diese Phasen kamen früher alle paar Wochen und haben mir nach und nach alle Freundschaften kaputt gemacht :( . Ich hoffe ich erreiche jetzt endlich ein gewisses Maß an Stabilität.

    Ich habe mich jetzt auch daran gemacht eine Wohnung zu suchen. Eigentlich wollte mein Freund das machen, weil er viele Leute kennt (arbeitet für ein Bauunternehmen), aber irgendwie ist da seit zwei Wochen nichts passiert. Also suche ich jetzt auch mal. Ich möchte spätestens Anfang November hier raus sein, eher kann meine richtige Trockenheitsarbeit nicht beginnen.

    Zitat

    Ein trinkendes Umfeld lässt auch bei mir Verzichtsgedanken aufkommen aus denen ein Druck entsteht dem ich früher oder später nicht mehr aushalten würde.

    Das sehe ich auch so, deshalb wäre es schön wenn ich bald den Absprung von daheim bald schaffe.

    sweety : Die Aufzählung ist auch gut, hab sie gleich zu meiner anderen hinzugefügt. Punkt 4. habe ich entsprechend abgewandelt "stimmt, wenn ich mich selbst ersäufe habe ich keine Langeweile mehr". Sanitäter-Action ist mir ja (zum Glück) bisher erspart geblieben.

    So, jetzt gucke ich, ob ich das Leitungswasser an der Uni zur Teebereitung nutzen kann oder mir dabei eine mittelschwere Bleivergiftung zuziehen würde...

    LG
    Plejaden

  • Ich möchte kurz berichten wie es mir in den letzten zwei Wochen ergangen ist.

    Was das Projekt "Umziehen" anbetrifft, habe ich jetzt tatsächlich die Initiative ergriffen und bei drei Vermietern angefragt. Von einem habe ich eine Absage bekommen, von zweien steht noch ein Rückruf aus. Allein das Gefühl, dass ich mich "kümmere" ist überwältigend.

    Ich merke auch von Tag zu Tag mehr, dass ich hier nicht bleiben kann. Bestandsaufnahme: Meine Familie denkt, ich würde mich nur anstellen und tut einiges, um mich wieder ins sichere Boot des Alkohols zurück zu holen. Meine Mutter meint immerzu "das schaffst du sowieso nicht" und findet meine Anwandlung albern, meine Wasserkästen aus dem Keller mit in meine kleine Wohnung nach oben zu schleppen.
    Mein Bruder meint, ich sei hysterisch, es gäb tausende die mehr trinken würden als ich und auch keine Alkis seien (inzwischen zweifele ich derartige Aussagen stark an - was ist noch normal?).
    Mein Vater lässt keine Gelegenheit aus mir aufzuzählen was er alles getrunken habe und wie gut es doch geschmeckt habe :roll: . Gehe ich abends runter um irgendwas zu holen ist mir der Kommentar sicher "Möchtest du was trinken? Ich hab drei Bierchen in den Kühlschrank gestellt." Mache ich ihn darauf aufmerksam, entschuldigt er sich - und macht es einen Tag später wieder. Altersdemenz?
    Andererseits: Mein Freund hält zu mir. Des weiteren habe ich den Ratschlag des Suchtberaters befolgt und wärme alte Freundschaften wieder auf. Die meisten finden meine Abstinenz super, vor allem weil sie selbst kaum was trinken.

    Resümee: Mein Weg wird mich weg von meiner Familie führen in einen neuen Freundeskreis - der gerade im Entstehen begriffen ist.

    Ich versuche meinen Tag stärker durchzustrukturieren. Das Ergebnis ist, dass ich mehr geschafft kriege und deshalb zufriedener bin. Schuldgefühle haben dem Saufdruck bisher viel Angriffsfläche geboten, dadurch, dass ich sie reduziere geht es mir viel besser.

    Dennoch ist er immer da. Es sind keine Anfälle von Saufdruck - mehr ein Zipen und Zerren an meinen Nerven. Ständigs Flüstern in meinem Kopf.
    "So schlimm war es doch gar nicht, andere trinken mehr. Du kannst das. Stell dich nicht so an."
    "Ein Radler ist ja gar kein Alkohol. Ein Radler schadet nichts."
    "Jetzt kann deine Masche aber mal wieder vorbei sein. Ohne Alkohol ist das Leben doch doof, oder? Wäre doch viel schöner mit Alkohol."
    Klar, diese Gedanken kommen von dem "veralkten" Haus in dem ich lebe. Das hatte mir der Suchtberater schon prognostiziert. Ich bin froh, wenn ich hier weg bin.

    Noch eine Merkwürdigkeit: Gestern hatte ich das starke Gefühl, mir würde es so gut gehen, weil ich es geschafft habe nur eine Flasche Bier zu trinken :shock: . Ich musste mir immer wieder sagen "Es geht mir so gut, weil ich keinen Alkohol getrunken habe und GAR KEINEN Alk mehr trinke werde und will!" Trotzdem ließ sich das Gefühl nicht abschütteln. In der Nacht hatte ich einen Rückfall-Traum, in dem ich ein großes Glas Wein gekippt habe. Man, war ich froh als ich aufgewacht bin :roll: .

    Ich muss echt auf der Hut sein. Jede Minute. Diese Gedanken sind fürchterlich.

    Immerhin habe ich ein neues Ziel: Ich habe hier in der Nähe ein suchtmittelfreies Cafe ausfindig gemacht, in dem regelmäßig SHGs offene Infoveranstaltungen abhalten. Mein Ziel ist es, diese Woche dort hin zu gehen. Ich bin sehr gespannt, aber auch ein bisschen ängstlich...

    LG
    Plejaden

  • Hallo zusammen,

    so, nun ist also ein Monat rum. Vier Wochen. Ich bin ziemlich stolz auf mich, auch wenn ich den Tag nicht wirklich gefeiert hab... ist wohl auch besser so :roll: . Ich muss nach vorne sehen.

    Am Wochenende lauert eine böse Falle: Mein Vater hält seine Geburtstagsfeier ab. Da er Sonntag hat, wird er reinfeiern. Diesen Tag habe ich auch mit dem Suchtberater durchgesprochen, ich habe mir folgenden Plan zurechtgelegt: Werde nur zum Kaffee-Trinken und Abendessen da unten auftauchen, ansonsten hier oben in meinem Zimmer bleiben. Da ich niemanden habe, den ich in einer akuten Krise anrufen könnte, habe ich mir schonmal die Nummer von der Telefonseelsorge zurechtgelegt. Falls die mich aus der Leitung schmeißen, komme ich hier halt ins Forum oder in den Chat.

    Ich hoffe, dass ich das hinkriege. Mein Problem ist, dass meine Entschlusskraft wirklich abstinent zu bleiben so wackelig ist wie nie zuvor. Keiner hier glaubt an mich, alle halten das nur für eine alberne Phase, und überhaupt, war doch nicht so schlimm. Komme mir allmählich vor wie der Abstinenz-Rambo, eine gegen alle.

    Ich werde es schaffen. Morgen kontaktiere ich drei weitere Vermieter. Ich muss hier raus, sonst werde ich noch wahnsinnig :? .

    LG
    Plejaden

  • Hallo,

    Zitat von Plejaden

    Ich hoffe, dass ich das hinkriege. Mein Problem ist, dass meine Entschlusskraft wirklich abstinent zu bleiben so wackelig ist wie nie zuvor. Keiner hier glaubt an mich, alle halten das nur für eine alberne Phase, und überhaupt, war doch nicht so schlimm. Komme mir allmählich vor wie der Abstinenz-Rambo, eine gegen alle.

    Diejenigen die bei mir glaubten, es handele sich "nur" um eine vorübergehende Saufpause kamen mir gerade recht! Ich sagte es zwar nicht, aber dachte mir, wegen "Euch" werde ich schon erst recht nicht wieder zu saufen anfangen!

    Ich habe dann irgendwann auch verstanden, was es heißt, für mich trocken zu bleiben, meine Trockenheit nicht von Anderen und deren Launen und Sichtweisen abhängig zu machen!

    Es gab auch "Freunde" die mich wohl gerne hätten wieder Saufen gesehen! Diesen Gefallen tat ich bis heute keinem! Die Spreu trennt sich
    irgendwann zwangsläufig vom Weizen.

    Ich erwarte auch nicht von Menschen zu verstehen, was Sie nicht verstehen wollen oder können. Es gab jedoch Menschen, die mir eines Tages signalisierten, das Sie große Achtung vor mir haben, aufgrund der
    Thematik, alles eine Frage der Zeit.

    Gruß Hermann

  • Zitat von Hermann 65

    Ich habe dann irgendwann auch verstanden, was es heißt, für mich trocken zu bleiben, meine Trockenheit nicht von Anderen und deren Launen und Sichtweisen abhängig zu machen!

    Danke, das hat mich wieder etwas gerade gerichtet. Ich hatte zeitlebens nie gelernt, etwas "nur für mich" zu tun, das lerne ich gerade und vergesse es immer wieder mal :roll: .

    Der Mann von der Suchtberatung hat mich auch auf diesen heißen Tanz eingestimmt, der andauern wird solange ich noch hier zu Hause bei meiner Familie wohne. Es ist nur eine Sache zu sagen, ja klar, wird schwierig werden, weiß ich. Aber dann mitten drin zu stecken in "schwierig", ist schon ein anderes Kaliber.
    Aber ich werde es schaffen. Nur für mich tue ich das.

  • Hallo Plejaden,

    ein großes Problem ist häufig, meinen Mitmenschen klarzumachen, dass ich nicht "nichts trinke", sondern trocken lebe. Die Dimension ist eine ganz andere.
    Ich erlebe das oft bei der Arbeit. Und wenn auch nur der Ansatz von Interesse da ist (oft, oft auch mehr), erzähle ich: Vom Einkaufen, meinem Umgang- wo ich hingehe und wo nicht, Tagesstruktur, Nachsorge und Forum- von meinem neuen, schönen und bewußten Leben. Nicht um bewundert zu werden, sondern um verstanden zu werden. So hab ich´s auch geschafft, einen anderen Arbeitsplatz zu bekommen.
    Nix trinken geht mal, trocken zufrieden leben ist das Ziel an dem ich jeden Tag arbeite- für MICH

    Ich hoffe Du kommst gut über den Tag und das Wochenende. Für die Wohnungsfindung (Umfeld, Kneipe in der Nähe?!) drück ich dir beide Daumen!

    LG kommal

    unterwegs...

  • Hallo zusammen,

    heute geht es mir schon besser. Denke mal, ich hatte die letzten Tage einen Tiefpunkt, den ich ernst nehme. Daraus hätte bei entsprechender Versuchung ein Rückfall erwachsen können, da bin ich mir ziemlich sicher.

    Zitat

    ein großes Problem ist häufig, meinen Mitmenschen klarzumachen, dass ich nicht "nichts trinke", sondern trocken lebe. Die Dimension ist eine ganz andere.

    Ja, das Problem habe ich mit meinen Eltern auch. Dabei habe ich extra darauf geachtet, ihnen klar zu machen, dass ich NIE wieder Alkohol trinken will (und dass, obwohl es mir noch selbst schwer fällt, das zu begreifen/zu verinnerlichen). Ich habe sogar bewusst alle relativierenden Worte wie z.B. "eigentlich" und alle Konjunktive wegzulassen. Begreifen wollen sie es trotzdem nicht. Das war aber abzusehen. Ich werde versuchen, es in Zukunft nicht mehr so an mich ranzulassen, es ist ihr Problem wenn sie es nicht verstehen (wollen). Wichtig ist, dass ICH die Dimension begreife.

    Ich habe mir gestern immer wieder versucht auszumalen, was passieren würde, wenn ich wieder etwas trinken würde. Zuerst "ploppte" total hysterische Freude hoch :roll: , doch dann lenkte ich meine Gedanken davon weg - auf den Strudel aus Kampf, Schuldgefühlen, Gedankenkrieg, der den Rausch beherrschen würde, auf die peinlichen Sachen, die ich sagen und machen würde. Und auf den Kater/den Nebel im Kopf und die wahnsinnigen Schuldgefühle am morgen danach. Das ist es nicht wert. Nie im Leben.

    Allgemein habe ich den Eindruck, dass ich gut vorankomme, was die Umgestaltung meines Lebens angeht. Dadurch, dass ich weniger Sachen aufschiebe, habe ich einen größeren Grad an Zufriedenheit erreicht und kann Pausen besser genießen. Und was das Wichtigste ist: Weniger Schuldgefühle = weniger Saufdruck.

    Wenn es geht, werde ich morgen nochmal hier rein schauen. Ich denke, ich werde Positives zu vermelden haben.

    LG
    Plejaden

  • Hallo zusammen!

    So, das Gröbste liegt also hinter mir. Wie geplant habe ich den Tag auf meinem Zimmer verbracht und war nur kurz zum Kaffee-Trinken und Abendessen unten bei der Festgesellschaft. Vor allem das Abendessen war kritisch, mir wurde von meinen Eltern wieder mal freimütig alles nur erdenkliche angeboten, so als habe ich nie etwas von Abstinez gesagt :evil: . Naja, sei's drum. Ich habe abgelehnt und damit war's auch gut.

    Eine interessante Beobachtung am Rande: Meine Verwandten haben anscheinend gar nicht mitgekriegt, dass ich zwischendurch überhaupt mal was getrunken habe! Mein Onkel gröhlte jedenfalls nur "Ach, die trinkt doch nur Wasser!" als mein Vater mir einen Wein und einen Schnaps angeboten hat. Irgendwie strange, wenn man die Leute so selten sieht...

    Jedenfalls geht es mir gut, ich bin stolz den Tag so gut herumgekriegt zu haben. Bis Weihnachten habe ich nun nichts mehr zu befürchten, was alkohollastige Parties hier im Hause betrifft. Werde mir jetzt einen Tee machen und den Abend gemütlich ausklingen lassen.

    LG
    Plejaden

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