Hallo ihr!
Danke erstmal für die nette Begrüßung
Ich hab im Vorstellungsbereich schon ein bisschen erzählt, hier nochmal die Ultrakurzfassung: Mein Vater ist Alkoholiker, meine Mutter co-abhängig, damit bin ich aufgewachsen. Ach ja, falls das noch von Interesse sein sollte, ich bin 22.
Und hier die anschließende Langfassung, holt euch ruhig ne Tasse Tee, das kann dauernd
Mir selbst ist erst vor kurzem aufgegangen, wie sehr mich das geprägt hat. Bis vor einer Weile konnte ich mir mein Verhalten selbst nicht erklären. Ich habe viel über mich nachgedacht, aber zufriedenstellende Antworten habe ich darauf nicht gefunden, da hielt ich mich einfach für seltsam irgendwie.
Als ich dann zufällig etwas über typische Verhaltensweisen von erwachsenen Kindern von Alkoholikern gelesen habe, fing es langsam an, in meinem Hirn zu routieren. Ich habe mir Bücher zu dem Thema gekauft und war ganz unglaublich erleichtert, als ich gelesen habe, dass ich also doch nicht einfach komisch bin, sondern in Anbetracht der Umstände, unter denen ich aufgewachsen bin, völlig normal reagiert habe.
Die Erkenntnis hat mich schon ein wahnsinniges Stück weiter gebracht. Ich finde es ungeheuer tröstlich, dass es Anderen geht wie mir. Und ich brauche nicht mehr ständig zu grübeln, warum ich bin, wie ich bin. Weil ich gemerkt habe, dass es eine Erklärung dafür gibt. Und wenn ich erstmal verstehe, warum es ist, wie es ist, kann ich auch versuchen, bestimmte Verhaltensweisen zu ändern.
Diese Verhaltensweisen, von denen ich spreche, resultieren hauptsächlich aus meinen Schwierigkeiten mit Nähe. Ich habe lange nachgedacht und zu dem Schluss gekommen, dass mein fehlendes Selbstwertgefühl die größte Baustelle ist.
So lange ich denken kann, habe ich nie viel Bestätigung erfahren. Ich war immer schon in der Schule sehr gut. Das wurde so hingenommen, das war selbstverständlich, schließlich war ich ja ihr Kind, da gehörte sich das ja wohl so, nicht einmal dafür wurde ich gelobt. Auch nie getröstet oder in den Arm genommen, nie haben meine Eltern gesagt, sie wären stolz auf mich, sowas gab es bei uns einfach nicht.
Man strampelt sich eben so durch. Ich bin älter geworden, habe Freundinnen gefunden und war viel auf Parties unterwegs. Ich wurde relativ häufig angesprochen. Das hat mich erstmals auf den Gedanken gebracht, dass ich - vielleicht - doch nicht so wenig liebenswert bin.
Aber dieses alte Denken saß noch viel zu tief. Und so habe ich erstmal jeden, der näheres Interesse an mir bekundete, von mir weggestoßen. Weil für mich nach wie vor unvorstellbar war, dass sich jemand für mich hätte interessieren können - warum auch, schließlich hatte ich nichts zu bieten. Ich dachte immer, die Anderen könnten das nicht ernst meinen. Komplimente konnte ich überhaupt nicht annehmen. Sobald ich auch nur dachte, etwas könnte Nähe erfordern, habe ich dicht gemacht, um nicht verletzt zu werden.
Ich habe es bis heute nicht geschafft, das abzulegen. Rein rational weiß ich, das stimmt nicht. Aber manchmal kommen diese alten Gefühle wieder hoch.
Dann sage ich mir, das ist Blödsinn, und du weißt das. Du bist jemand und du kannst etwas. Dann rufe ich mir ins Gedächtnis, was mir meine Verabredungen gesagt haben, ich sei eine intelligente, attraktive, witzige Frau. Ich habe eine bewundernswerte Art und Einstellung. In den letzten Jahren hatte ich einige Verabredungen, irgendwas mussten die Herren also an mir finden.
Solche Dinge halte ich mir vor Augen, um mich selbst davon zu überzeugen, dass ich nicht so schlecht bin, wie ich mich sehe. Und trotzdem merke ich immer wieder, das Misstrauen sitzt zu tief, ich kann nicht glauben, dass die Männer das ernst meinen, ich kann es immer noch nicht richtig annehmen.
Aber was soll da Vernunft helfen, wenn das Gefühl einfach noch da ist
"Durchschaut" hat das bislang noch niemand. Meine Schwester glaubt, ich wäre auf Grund zu hoher Ansprüche an die Männerwelt Single.
Meine Freunde halten mich einfach für einen überzeugten Single.
Aber ich wirke auch nicht wie jemand ohne Selbstbewusstsein. Ich bin gerne mit Freunden und Bekannten in der Kneipe, dort bin ich unterhaltsam, schlagfertig, habe keine Probleme, neue Leute anzusprechen und kennen zu lernen. Solange das alles auf einer unverbindlichen Kumpelschiene läuft, ist alles kein Problem. Vor alllem weiteren schrecke ich aber sofort zurück.
So, Seelenstriptease beendet
Entschuldigt, dass ich hier so zutexte, aber das musste mal raus.
Ging es jemandem ähnlich? Und wie schafft man es, mit sich ins Reine zu kommen?
Im Voraus schonmal danke für hoffentlich eintreffende Antworten/ Kommentare/Sonstiges.
Liebe Grüße, Loti