• Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.... eine Redewendung, die bestimmt allen bekannt ist. Gerade in der Alkoholkrankheit spielt die Kontrolle eine Art Schlüsselrolle – für den Betroffenen als auch für den Angehörigen, bin ich der Meinung. Kontrolle ist aber noch viel mehr. Ich habe festgestellt, dass sie in meinem ganzen Leben immer eine große Rolle gespielt hat.

    Wenn ich selbst drehe und tue, dann habe ich die Kontrolle über das Verfahren, egal um welchen Bereich oder welche Menschen in meinem Umfeld es sich handelt. Kontrolle bringt mich in die Lage, böse Überraschungen, Unvorhergesehenes, Schmerzhaftes, Verlust, Verletzung, Verlassensein in Grenzen zu halten. In Grenzen, die mich vor unangenehmen Gefühlen bewahren sollen. Kontrolle ist das Gegenteil von Vertrauen.

    Ich glaube, dass gerade Menschen, die der Co-Abhängigkeit anheim fallen, ein großes Kontrollbedürfnis und eine Art „Urmisstrauen“ haben. Es sind meist nicht die Schwachen, die co-abhängig werden, so wie es aussieht. Stärke zeigen sie nach außen, bekommen alles auf die Reihe. Setzen ihre Stärke ein, um sich selbst zu schützen, indem sie handeln, bevor sie be-handelt werden. Ich glaube, hier wird Angst hinter der vordergründigen Stärke versteckt. Vielleicht, weil das Urvertrauen fehlt, dass auch ohne ihr Zutun alles seinen geregelten Gang gehen kann. Selbst zu drehen und zu tun, hat den Vorteil, sich nicht auf Andere verlassen zu müssen, denn wenn wir uns auf Andere verlassen, gehen wir das Risiko ein, verlassen, enttäuscht, verletzt zu werden. Vielleicht, weil wir es so erfahren haben – irgendwann...

    Wie geht es euch damit?

    Nachdenkliche Grüße
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    Zitat

    Ich glaube, hier wird Angst hinter der vordergründigen Stärke versteckt.


    Genauso ist es. Kontrolle schützt einen vor Verletzungen! Mich macht es wahnsinnig, wenn ich die Kontrolle verlieren könnte - über was auch immer. Einmal über meine Gefühle, aber auch situationsbedingt. Ich möchte meistens alles im Blick haben. Die Kontrolle zu verlieren bedeutet für mich Angst zu bekommen, weil ich nicht weiß, was kommt...

    Du hast Recht, nach außen hin sind wir stark und kommen bei den anderen so rüber. Aber im Grunde genommen auch nur, weil wir völlig auf Sicherheit gehen und selten Risiken eingehen. So ist das jedenfalls bei mir! Ich muss erst mal 1000 Mal eine Bestätigung für etwas bekommen, bevor ich etwas glaube, mich auf etwas einlasse oder was auch immer. Vielleicht kommt es wirklich daher, dass wir oft enttäuscht wurden. Oft auf uns selbst gestellt waren bzw. uns alleine gefühlt haben? Ich weiß es nicht. Meine Eltern haben mir solch ein kontolliertes Leben allerdings auch vorgelebt! Das prägt natürlich auch!

    Mein Vater "nervt" in den letzten Tagen z. B. ständig damit, dass ich mir neue Winterreifen kaufen muss. ER ruft in den Werstätten an, geht in meine Garage und guckt sich die alten Reifen an, um zu wissen, welche neuen ich benötige usw. ALLES TOTAL UNAUFGEFORDERT. ICH HABE IHN NICHT DARUM GEBETEN!! Hab ihm 1000x gesagt, dass ich mit fast 30 Jahren durchaus in der Lage bin, mir Winterreifen zu kaufen :lol:Kontrolle über meine Sicherheit bzw. über mein Leben und die Dinge, die ich tun "SOLLTE" - um sich mit seinen eigenen Problemen erst gar nicht auseinandersetzen zu müssen. Es ist ja nicht nur mit den Winterreifen so, sondern mit allen Dingen. Bloß keinem anderen Dinge zutrauen, damit man immer etwas die Kontrolle über die Menschen behält ;) Wenn er die Kontrolle verlieren würde bzw. wenn er einsehen würde, dass er nicht mehr gebraucht wird - das ist es ja hier, um das es eigentlich geht - dann würde für ihn glaube ich eine Welt zusammenbrechen. Denn dann kämen die eigentlichen Probleme ans Tageslicht. Und um dem aus dem Weg zu gehen, wird fleißig weiterkontrolliert - Kontrollsucht, im wahrsten Sinne des Wortes.

    Bei mir ist es eher so gewesen, dass ich - wie viele hier - nach Alokohol gesucht hab, nach Flaschen, nach Beweisen für eine Affaire oder sonst was. Auch in gewisser Art und Weise eine Verschiebung von meinen Problem auf die meines Mannes. Ein "sich sorgen", anstatt sich mit sich selbst auseinanderzusetzen! Aber auch im alltäglichen Leben erwische ich mich häufig dabei zu kontrollieren - auch bei meinen Kindern (z. B. beim Aufräumen oder sei es beim Kritisieren oder wobei auch immer). Wenn es wirklich nicht angebracht ist, und ich mich dabei ertappe, dann ermahne ich mich und sage mir: Trau den anderen Leuten auch mal was zu. Niemand ist perfekt, und es passiert nichts Schlimmes, wenn du ein wenig Verantwortung abgibst. Jeder macht die Dinge anders, das heißt ja nicht, dass das schlecht ist. Im Gegenteil - Kontrolle und Verantwortung abzugeben ist eine Bereicherung für's ganze Leben! Denn so hat man auch weniger Arbeit und kann sich viel mehr auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren!

  • Hallo Ette,

    das hast mal wieder sehr schön geschrieben und auf den Punkt gebracht.

    Ja, ich seh das auch so. Ich habe bzw. handle immer noch so. Bevor ich jemanden frage mach ich lieber selber dann weiß ich das es auch passiert.
    Ich muß mich nicht auf andere Verlassen und auch nicht warten. Denn Geduld haben bzw. nicht haben ist ja auch so ein Thema was dazu gehört.

    Vor Jahren hat mir eine Lehrerin das schon auf den Kopf zugesagt. Ich hol mir erst hilfe wenn nichts mehr geht oder es schon zu spät ist.

    Ich probiere lieber erst alles alleine aus. Ich hab z.B. ganz alleine eine Küche aufgebaut mit allen was dazu gehört. Geräte anschließen Arbeitsplatte aussägen usw. hab ich vorher noch nie gemacht.
    Ich war sehr stolz auf mich und hab natürlich auch von anderen viel Lob bekommen. Das kannt ich ja sonst auch nicht.

    Auch in vielen anderen dingen ist es so wie du schreibst. Wir müßen selber etwas für unser Selbstwertgefühl tun, meinen wir.

    LG
    Elocin

  • Servus Ette,

    ein Klassiker und eines meiner liebsten Diskussionsthemen in der Selbsthilfe.

    Darf ich Dich (und andere) bitte provozieren (im Sinne einer ernst gemeinten Diskussion!) ?

    Ich behaupte, die so genannte Kontrolle entpuppt sich bei genauem Hinsehen als gar keine Kontrolle.
    Du kannst (egal, ob Coabhängig oder nicht) nichts und niemand kontrollieren, der das nicht möchte.
    Ich behaupte weiter, dass die vermeintliche Kontrolle lediglich dazu dient(e), sich selbst zu beruhigen.

    Warum? Nun, eine effektive Kontrolle setzt voraus, dass es gemeinsam vereinbarte Regeln gibt,
    deren Einhaltung von allen Beteiligten akzeptiert und deren Überschreitung sanktioniert wird.
    Und das ist nicht gegeben:

      die Regeln sind einseitig aufgestellt
      die Einhaltung wird nicht von allen Beteiligten akzeptiert
      eine Überschreitung wird/wurde nicht sanktioniert.

    Wo ist nun die Kontrolle? Richtig, nicht vorhanden.
    Aber derjenige hat ja etwas getan (was auch immer)? Richtig, sich selbst beruhigt und "Sicherheit" vorgegaukelt...

    Dass die ein Verhaltensmuster ist, welches über lange Jahre antrainiert wurde, bestreite ich nicht.
    Ich bestreite auch nicht, dass die "kontrollierenden" das Gefühl haben, sie würden etwas kontrollieren.
    Nur faktisch ist es doch so, dass das "Kontrollverhalten" nur eine müde Drohgebärde ohne echten Erfolg ist.

    Eine halbwegs effektive Kontrolle -um das mal zu verdeutlichen- ist beispielsweise die Eingangskontrolle zu einem
    Konzert oder ins Museum. Keine Karte - Kein Einlass bzw Rauswurf. Das wird auch akzeptiert, von beiden Seiten,
    weil "es" gesellschaftlich "vereinbart" ist, nichts ohne Gegenleistung zu erhalten.

    Warum wird es nun gerade bei Suchtkranken so oft eingesetzt, dieses vermeintliche Kontrollieren?

    Ab hier kann ich nur mutmaßen. Halt: eines weiß ich noch. Ich als nasser Alkoholiker habe sofort gespürt,
    wenn jemand mehr mit der Pflege seiner eigenen Unzulänglichkeiten beschäftigt war (zB Coabhängiger)
    und von diesen durch Übereifer auf anderen Gebieten abgelenkt hat. Ich habe ihm/ihr halt dann die erforderliche
    "Bestätigung" für sein/ihr Tun geliefert, um wieder Ruhe zum Saufen zu haben...den Grund hatte ich ja auch schon wieder...

    Für mich sieht das immer so aus als wäre für den Coabhängigen das Eingeständnis des eigenen
    "Unvermögens" und der Abhängigkeit von anderen Personen genau so schwer wie beim Alkoholiker das Eingeständnis der Abhängigkeit.

    Freue mich schon auf ernstgemeinte Kommentare!

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    ja gerne

    Zitat von Spedi


    Für mich sieht das immer so aus als wäre für den Coabhängigen das Eingeständnis des eigenen
    "Unvermögens" und der Abhängigkeit von anderen Personen genau so schwer wie beim Alkoholiker das Eingeständnis der Abhängigkeit.

    ja ich seh das so es liegt an uns, wir wollen alles kontrollieren aber im Grunde uns selbst. Wir kontrollieren die anderen bzw. schauen auf ihre Unzulänglichkeiten damit wir uns nicht anschauen müssen. Deswegen ist es ja auch sehr schwer aus dieser Abhängigkeit heraus zu kommen. Weil wir uns dann vieles Eingestehen müssen.

    Wir kontrollieren sozusagen unsere Gefühle die wir nicht fühlen wollen oder können.
    Anstatt diese Gefühle wahrzunehmen schauen wir lieber bei den anderen und so können wir die Gefühle zeigen die wir kennen und wollen wie z.B. Wut und Trauer

    Wenn wir dann irgendwann anfangen zu schauen, finden wir oft in der Kindheit die Lösung bzw. das Warum. Ette hat es ja angesprochen wir alle, fast alle haben kein oder kaum das Gefühl des Urvertrauens kennengelernt. Und dieses Urvertrauen kann nie wieder hergestellt werden. Man kann dran arbeiten, mit dem Verstand aber es wird immer fehlen.

    LG
    Elocin
    LG
    Elocin

  • Zitat von Ayki79

    Mein Vater "nervt" in den letzten Tagen z. B. ständig damit, dass ich mir neue Winterreifen kaufen muss. ER ruft in den Werstätten an, geht in meine Garage und guckt sich die alten Reifen an, um zu wissen, welche neuen ich benötige usw. ALLES TOTAL UNAUFGEFORDERT. ICH HABE IHN NICHT DARUM GEBETEN!!

    Verstehe ich das richtig ??? Dein Vater trinkt ???

    Ich war vor JAAAHREN mal bei der Security auf einem Motorradtreffen und hat hat meine Ma es fertig gebracht hinterher den Veranstalter anzurufen um dem zu erzählen wie viele Stunden er mir bezahlen soll. Auch nicht schleht. Erst mit schwarzem "FESTIVAL STUFF" Shirt unter der ganzen Meute herumrennen und hinterher macht Mama das Finanzielle klar. :oops: Lange Rede kurzer Sinn ICH WURDE ZUM AFFEN GEMACHT

    Ist das typisches Verhalten ??? Dann würden sich bei mir noch ein paar Kreise schließen :roll:

  • Spedi,

    du provozierst mich nicht, denn im Grunde sage ich nichts anderes als du. Unsere Kontrolle und unsere Stärke ist so eine Art Mimikry, hinter dem wir unsere Angst vor der eigenen Unzulänglichkeit verstecken. Und die Angst, die entstanden ist durch fehlendes Vertrauen. Ja, es ist sicherlich so etwas ähnliches wie eine Drohgebärde. Aber eine, die auf sehr schwankendem Boden steht, wie wir allzu oft erleben.

    Das Problem, und das sehe ich genau wie du, ist die mangelnde Bereitschaft, dies einzugestehen. Denn nur das Eingeständnis bringt uns in die Lage, diese Gefühle und die daraus resultierenden Verhaltensweisen zu verändern. Diese Veränderung hilft uns, den Co´s, uns abzugrenzen, den Fokus auf uns selbst zu lenken. Für den Anhängigen, vermute ich, hat das zur Folge, dass er uns nicht mehr zur grenzenlosen Unterstützung manipulieren kann. Er muss selbst die Verantwortung für seine Entscheidungen und sein Leben übernehmen. Kein Wunder, dass manche dann wütend reagieren. Denn dadurch nehmen wir ihnen einen Grund zum Trinken. So habe ich es jedenfalls empfunden.

    Mit der Kontrolle anderer Menschen hast du recht. Wir können sie und ihr Verhalten nicht kontrollieren, aber tun oft so als ob. So, wie wir unsere Kinder kontrollieren, dass sie ihre Hausaufgaben machen und ihre Zimmer aufräumen. Kein erwachsener Mensch lässt sich das gefallen, wenn er gesund ist. So wie du schreibst, hast du, als du getrunken hast, diese Strukturen zugelassen, weil sie dir neuerlichen Grund und Ruhe zum Trinken verschafft haben. Die Funktion dieses Systems, das Durchblicken und das Handeln, das dazu führt, es aufzubrechen, stellen für BEIDE die Chance zum Wachsen, zum eigenständigen, selbstbestimmten Leben dar.

    Und dieses daraus resultierende Wachsen schlägt sich auch in anderen Bereichen meines Lebens nieder. Ich muss nicht mehr alles drehen und tun. Ich kann die Kontrolle aufgeben und auf mich selbst achten und nicht nur auf das, was um mich herum geschieht. Denn mein eigenes Verhalten ist das einzige, das ich beeinflussen und verändern kann.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Zitat

    Verstehe ich das richtig ??? Dein Vater trinkt ???


    Nein, er nervt "nur" mit seiner ständigen Kontrolle und seiner Vorsicht ;)

  • Hallo zusammen.

    das ist mal wieder eine interesante Gesprächsrunde. :)

    Zitat

    Kontrolle bringt mich in die Lage, böse Überraschungen, Unvorhergesehenes, Schmerzhaftes, Verlust, Verletzung, Verlassensein in Grenzen zu halten. In Grenzen, die mich vor unangenehmen Gefühlen bewahren sollen.

    Ich selbst glaube auch dass ich gefühlsmäßig einen ziemlichen Knacks weghabe und mich sehr unter Kontrolle habe. Es dauert ehe ich mich öffne.

    Ich denke, dass ich während der Beziehung die Kontrolle zur Bestätigung meines eigenen Empfindens gebraucht habe.
    Ich habe ihm Vertrauen geschenkt, wenn er fort ging. Aber wenn ich das Gefühl hatte, er hat getrunken und wenn er dann das noch vehement abstritt, dann fing ich auch an zu kontrollieren, suchte nach Flaschen, ließ mich anhauchen usw. Ach ja, da bin ich wieder bei meinem geringen Selbstbewusstsein angelangt. Hätte ich meinen eigenen Gefühlen mehr getraut, hätte ich nicht kontrollieren brauchen.

    Nachdem ich nun so etwas wie ein gebranntes Kind bin, muss ich sagen, mein Vertrauen gegenüber der Männerwelt ist jetzt wesentlicher geringer, als während meiner Beziehung. Mein Kopf ist sehr eingeschalten. Ich möchte nicht noch einmal so verletzt werden.

    Ich habe meinen Ex in vielen Situationen vertraut, wenn ich mich daran besinne, wie oft ich von ihm einlullen lassen habe.

    Liebe Grüße Apfel

  • Zitat

    Nachdem ich nun so etwas wie ein gebranntes Kind bin, muss ich sagen, mein Vertrauen gegenüber der Männerwelt ist jetzt wesentlicher geringer, als während meiner Beziehung. Mein Kopf ist sehr eingeschalten. Ich möchte nicht noch einmal so verletzt werden.


    Genauso ist es bei mir auch. Ich kann mich überhaupt gar nicht richtig auf einen Mann einlassen, weil ich immer denke, da ist ein Haken oder sonst was. Ich hab das Vertrauen in die Männer total verloren. Obwohl ich weiß, dass man natürlich nicht alle Männer in einen Sack stecken kann - oder etwa doch *lach* Irgendwie flüchte ich regelrecht davor, wenn ich merke, es könnte wirklich eine ernsthafte Beziehung entstehen. Weil ich Angst vor der Enttäuschung hab. Aber ich bin auf einem guten Weg. Und je mehr man sich (ein wenig) öffnet, umso mehr kann man auch lernen, die Kontrolle über die Dinge abzugeben, seinen Kopf mal für einen Moment einfach abzuschalten und einfach wieder man selbst zu sein. Das habe ich nämlich in den ganzen letzten Jahren völlig verlernt, weil ich immer dieses Sicherheitsgefühl brauchte, diese Kontrolle, um mich selbst gut zu fühlen und mir die Bestätigung zu holen: Siehste, du hattest Recht. Aber auch um mir die Bestätigung zu holen, dass ich mal wieder versagt hab und mich und mein Selbstwertgefühl noch mehr runterziehen lassen hab. Was für ein Blödsinn! Es ist schwer, diese Verhaltensmuster abzulegen, loszulassen. Dafür benötigt man - genauso wie für den ganzen Weg aus der Co-Abhängigkeit - eine Menge Kraft und Arbeit an sich selbst. Der erste Schritt ist die Einsicht, und hier bin ich schon ziemlich weit gekommen ;)

  • Hallo Ayki,

    Zitat

    Genauso ist es bei mir auch. Ich kann mich überhaupt gar nicht richtig auf einen Mann einlassen, weil ich immer denke, da ist ein Haken oder sonst was. Ich hab das Vertrauen in die Männer total verloren. Obwohl ich weiß, dass man natürlich nicht alle Männer in einen Sack stecken kann - oder etwa doch *lach*

    irgendwie ist das schon doof, ich mußte aber auch erst mal eine runde darüber lachen :lol:

    Ich denke auch, dass Vertrauen und Abhängigkeit bei Cos sehr beieinander liegen. Ich ließ mich einlullen, weil ich abhängig war, schenkte da Vertrauen. Vielleicht mißtraue ich jetzt mehr, um nicht mehr so abhängig zu werden.

    Apfel

  • Hallo,
    ich habe auch ständig versucht zu kontrollieren, ob er noch trinkt..(und manchmal habe ich noch eine leise fragende Quelle im Hinterkopf...aber ich lasse sie dort! ;) ) Mein Mann hat damals immer bestritten, dass er trinkt und ich habe es nachher auch nicht mehr gerochen.. ich fühlte mich so hilflos und verletzt, wenn er meine Wahrnehmung demontierte.. ich brauchte für mich den Beweis, nicht verrückt zu sein.. erschreckend finde ich im Nachhinein die Tatsache, dass ich mich auf dieser Ebene lange Jahre bewegt habe und mir wider besseren Wissens meine Wahrnehmuing hab absprechen lassen.. so tief hat er mich damit verletzt, dass ich noch heute4 ein schlechtes Gewissen spüre, wenn ich meiner wahrnehmuing recht gebe ... immer denke ich dann: "..und wenn er nun wirklich mal nichts getrunken hat????" da sorge ich mich gleich wieder um ihn, was er nie für nötig gehalten hat....

    Sch**** Kontrolle....

    LG Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Hallo,

    Apfel , ich denke nicht, dass Vertrauen und Abhängigkeit nah beieinander liegen, denn das Vertrauen möchte ich da eher als Verdrängung oder Verleugnung bezeichnen. Wenn ich zurückdenke, dann habe ich ihm gern geglaubt. Denn hätte ich es nicht getan, hätte ich die Konsequenzen meiner Androhungen wahrmachen müssen, nämlich mich von ihm zu trennen. Und das erschien mir zu dem Zeitpunkt noch unerträglicher als die Tatsache, dass er trank.


    Was die ganze Geschichte mit der Kontrolle betrifft – nun, ich habe für mich festgestellt, dass sie im Zusammenleben mit einem Alkoholiker eskaliert, d. h. wir suchen Flaschen und Beweise dafür, dass er trinkt und lügt, uns womöglich sogar noch mit einer anderen Frau betrügt. Ich habe im Gegenzug aber auch bemerkt, dass mein Kontrollzwang schon vorher und auch danach noch da war. Nur hat er sich dann halt nicht auf das Trinken bezogen. Aber ICH wollte sagen, wo es lang geht, ICH war immer die „Bestimmerin“, denn auch das ist ein Form der Kontrolle.

    Die Aufgabe der Kontrolle, das mich einlassen können, habe ich diesen Sommer auf einem ganz, ganz anderem Gebiet erlebt. Und zwar beim Motorrad fahren. Früher, als ich verheiratet war, bin ich öfter als Sozia mit meinem damaligen Mann unterwegs gewesen. Ich hatte immer Angst dahinten drauf, denn ich machte mir ständig Gedanken darum, ob er denn die Maschine auch immer im Griff hätte und wir heil wieder nach hause kommen würden. Ich fühlte mich ausgeliefert, weil ich selbst bei der ganzen Geschichte nichts tun konnte. Trotzdem hätte ich es gern genossen, denn beim Motorrad fahren kann ich auch unheimlich schöne Eindrücke bekommen. Düfte, Schwerkraft, Geschwindigkeit, Vibrationen, Harmonie, Klänge, Wind und Wetter - ihr seht ich könnte rein ins Schwärmen kommen. Aber so richtig genossen habe ich all diese Eindrücke nie, erst in diesem Sommer.

    Ein Freund meinte, wir könnten doch mal zusammen losdüsen. Und was soll ich sagen? Obwohl er mir bei weitem nicht so vertraut ist wie es mein Ehemann war, konnte ich mich vollkommen entspannt auf die Fahrt einlassen. Für mich war dies wie ein Schlüsselerlebnis dafür, dass ich auf einem guten Weg bin. Die Aufgabe der Kontrolle ist für mich ein Zeichen von Vertrauen und ist dazu noch erleichternd, hilft mir Dinge zu genießen anstatt mein Erleben zu beschränken aufgrund der Angst, was passiert, wenn ich nicht eingreifen kann.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    Zitat

    Apfel, ich denke nicht, dass Vertrauen und Abhängigkeit nah beieinander liegen, denn das Vertrauen möchte ich da eher als Verdrängung oder Verleugnung bezeichnen. Wenn ich zurückdenke, dann habe ich ihm gern geglaubt.


    ...ich habe ihm auch gern geglaubt. Meine Co-Abhängigkeit bestand darin ihm mehr Vertrauen zu schenken, als mir selbst zu vetrauen. Hätte man mich vor einem Jahr gefragt, ob ich naiv bin, hätte ich das abgestritten. Als ich aber registrierte, welchen Schwachsinn er mir weiss machte, kam ich mir schon sehr naiv vor. Vielleicht lasse ich mir wieder einen Bären aufbinden, wenn ich vertraue. Hoffentlich aber habe ich genug gelernt und vertraue und erster Linie mir selbst.
    Auch hatte ich keinen Kontrollzwang, aber mein Innerstes sagte mir, dass muß ich allein können/wissen. Wenn ich es nicht wußte, kam mir dumm vor. Ich habe mittlerweile für mich akzeptiert, dass ich nicht alles allein kann und nehme auch gerne Hilfe an. Und es ist toll diesen Ballast über Bord geworfen zu haben.

    Zitat

    Ich habe im Gegenzug aber auch bemerkt, dass mein Kontrollzwang schon vorher und auch danach noch da war.

    Zitat

    Ein Freund meinte, wir könnten doch mal zusammen losdüsen. Und was soll ich sagen? Obwohl er mir bei weitem nicht so vertraut ist wie es mein Ehemann war, konnte ich mich vollkommen entspannt auf die Fahrt einlassen. Für mich war dies wie ein Schlüsselerlebnis dafür, dass ich auf einem guten Weg bin.


    ...ich war kürzlich zu der Überlegung gekommen und sagte mir, so lange ich darauf achte, dass mir mein Umfeld gut tut, kann ich damit Leben Co zu sein. Ich glaube, es ist eine Kunst manch Verhaltensweise ganz ohne Zwang abzulegen und sich dabei wohlzufühlen.
    Es ist klasse, dass dir dies gelungen ist.
    Liebe Grüße Apfel

  • Zitat

    Auch wir Co´s müssen sehen, was wir zu einem vernünftigen Zusammenleben beitragen können. Und dazu gehört auch, dass wir die Kontrolle loslassen. Nicht nur Flaschen zu suchen ist Kontrolle. Auch wenn wir meinen, wir wüssten, wie der Andere sich verhalten soll, üben wir ein Art von Kontrolle aus. Wir können ihn nicht ändern, auch nicht, wenn er trocken ist. Aber uns selber, unsere eigene Einstellung können wir verändern.


    Wenn es darum geht zu meinen, was dem anderen gut tun würde, dann war ich auch eine Kontolleurin.
    Etwas was mich auch nach der Trennung erschreckte, ist die Tatsache, dass unsere Zukunftspläne eigentlich nur meine waren.

    Gruß Apfel

  • Zitat

    Wenn es darum geht zu meinen, was dem anderen gut tun würde, dann war ich auch eine Kontolleurin.


    So etwas kann ich auch sehr gut. Ich hab mich da allerdings in den letzten Monaten ziemlich zurück gehalten in Bezug auf andere Menschen. Denn ich denke, jeder kann selbst entscheiden, wie er sich verhält, was er tut, usw. Das konnte ich vorher nicht so sehen, weil ich immer einen Drang verspürte, die anderen in die richtige Richtung zu weisen und meine Meinung, mein Verhalten oder was auch immer als DAS Richtige ansah. Jetzt ist dieses "Bestimmungs-Verhalten" mittlerweile nicht mehr so verstärkt, und ich gebe diese Kontrolle auch öfter mal ab... und vor allem - ich mache mir nicht mehr oso viele Gedanken um andere wie das früher eigentlich immer der Fall war!

    Zitat

    Etwas was mich auch nach der Trennung erschreckte, ist die Tatsache, dass unsere Zukunftspläne eigentlich nur meine waren.


    Da sagst du was... Er hat auch immer nur zu allem ja und Amen gesagt, und ich hab mich dann drum gekümmert oder zugesehen, dass es in die Tat umgesetzt wurde. Sogar den Heiratsantrag hab ich ihm gemacht, damit meine (bescheuerten) "Träume" in Erfüllung gehen... Nee, nee, nee...

  • Hallo,

    Zitat von Ayki79

    [quote] Sogar den Heiratsantrag hab ich ihm gemacht, damit meine (bescheuerten) "Träume" in Erfüllung gehen... Nee, nee, nee...

    ach du auch :lol:

    LG
    Elocin

  • Na Mädels,

    dann willkommen im Club! Ich wollt ihm damit seine Zukunftsängste nehmen.... hat aber auch nix genützt. Und vor allem... meine Vorstellung von Zukunft war letztendlich überhaupt nicht seine, obwohl ich es immer so sehen wollte.

    Und nu macht jeder sein Ding - und er macht das inzwischen ganz schön gut.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

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