Alkoholfreies Umfeld - aber wie?

  • hallo lunatic,

    als so weit am anfang war es für mich wichtig erstmal trinkenden menschen aus dem weg zu gehen. dort wo alkohol war und gesoffen wurde, war und bin ich weit weg. alkohol im haus sowieso ein tabu, forever! der bekannten- und freundeskreis hat sich reduziert und stark verändert. selbstverständliche folge daraus. wobei das wort "freund" sowieso neu definiert wurde bei mir.

    was das anging war ich sehr radikal. habe alle "saufkontakte" von heute auf morgen abgebrochen.

    bierwerbung etc....muss ich ja nicht gucken.

    viele grüße
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hallo Lunatic.

    Mein Name ist Vaan ich bin Alkoholiker

    GENAU das ist das Problem, mit dem ich mich auch seit nunmehr über 9 Wochen beschäftige. Was bringt das wenn man schön artig zu Hause bleibt und an seinem Tee rumnuckelt wenn man alle 20 Minuten was ´So das Land so das ….´ ´Ein schöööööner Taaaaaag´… und und und zu hören bekommt.

    Das Patentrezept zu diesem Problem habe ich auch hier im Forum noch nicht gefunden und kann wirklich nur ein paar wenige Tipps geben von denen ich mir einbilde, dass sie bei mir helfen. Zur Info an Dich. Ich war niemals zur Entgiftung geschweige denn LZT. Das sage ich gerne immer dabei.

    Ich habe mir angewöhnt den Raum zu verlassen wenn die Werbung beginnt. Alles andere geht wirklich gar nicht. Da bekommst Du eine Welt vorgespielt, die es nicht gibt. Wenn ich leere Flaschen im Straßengraben sehe (Auch ne ganz gemeine Sache) versuche ich mir die Kopfschmerzen vorzustellen den der Trinker(in) nun hat. Ich versuche halt das was ich sehe mit negativen Erinnerungen zu verbinden. Bei mir ist es so, dass ich den aller aller größten Teil der Sauferei zu Hause in mich reingeschüttet habe. Diesen immer wieder gerne geschriebenen Tipp ´Meide die Orte an denen Du getrunken hast“ mag zwar verdammt hilfreich sein von wegen Suchtgedächtnis und so aber aus einer Eigentumswohnung auszuziehen auch so eine Sache.

    Vielleicht tust Du Deinem Mann einen Gefallen damit wenn Du ihn nach Möglichkeit nicht alleine lässt so die erste Zeit .

    Ansonsten interessiert mich wirklich was die anderen hier noch so schreiben. Ich werde das Thema mal im Auge behalten :wink:

  • Hallo lunatic,

    das absolut wichtigste am alkoholfreien Umfeld sind die Menschen mit denen ich zu tun habe und die alkoholfreie Wohnung. Insbesondere die Menschen mit denen ich meine Freizeit verbringe müssen nach alkoholfreiem Gesichtspunkten gewählt werden. Kneipen existieren für mich genausowenig mehr wie Fussballstadien oder berauschte Studentenparties (zu letzteren werde ich über Kontakte von früher immer noch eingeladen, verschwende aber keinen Gedanken daran, auch hinzugehen).

    Werbung für alkoholhältige Getränke sind da eine andere Sache. Ich bin der Meinung, dass man als trockener Alkoholiker lernen muss, damit umzugehen. Irgendwann macht es einem einfach nichts mehr aus. Ich höre bei Werbung sowieso nicht hin. Zumindest nicht bewusst. Bierwerbung und Co. werden uns nun mal unser Leben lang begleiten (ausser vielleicht wenn wir nach Saudi-Arabien umziehen) und von daher können wir dem nicht immer ausweichen.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • hi lunatic,

    also ich glaub die zeit bringt vieles mit sich. anfangs ist es ganz gut, dass man erkennt wo überall "gefahr" lauert. im laufe der therapie verändert sich das meiner meinung nach. man lernt sein verhalten usw...besser kennen und auch der umgang mit all dem wird klarer.

    es "abschalten" geht nicht. gott sei dank! denn als alkoholiker sollte man ein leben lang wachsam und aufmerksam sein. das ist meine meinung und ich lebe damit bisher gut.

    gruß
    carnel

    7. Juni 2005

  • Hallo,
    ich habe für mich auch beschlossen, mich von meinen"Sauffreunden" fernzuhalten. Geh nicht mehr in die Kneipen, habe meine Dauerkarte fürs Stadion verkauft u.s.w. Zu Hause hab ich auch keinen Alk. mehr.Noch nichtmal mehr Alk.Gläser. nur vor Fasching hab ich ein wenig Schiss. Ich hab das so geliebt, alle waren gut drauf, lustige Musik und feiern. Wie feiert ihr heute??Kann mir im Moment noch gar nicht vorstellen, nüchtern tanzen zu gehen. Da käm ich mir voll beobachtet vor.. Es ist echt toll hier im Forum. Grad wenn man wegen kranker Kinder, schlechtem Wetter nicht raus kann. Wie oft bin ich dann mal schnell zum edit Andi und hab ne Flasche WEin gekauft. Ätzend
    Alles Liebe

  • Hallo, habe doch heute meine Gläser aus dem Schrank geholt. Wollte sie wegschmeissen und meine Mutter sagte: OOOH das editAndi Glas nehm ich mit, das ist schön.
    Das ist furchtbar. Heute war ein ganz komischer Tag, kann das gar nicht beschreiben, hab ein bisschen Schiss vor dem was alles auf mich zu kommt.

    alles Liebe

    Bitte keine Namen,von Brauereien benennen!!Andi

  • Hallo,

    ich hatte und habe auch immer Scherereien mit Werbung. Was mir bisher sehr gut geholfen hat war und ist, die Werbung zu analysieren. Ich muss dazu sagen, dass ich früher in der Werbebranche gearbeitet habe und mir so etwas daher recht leicht fällt. Der Zweck: Werbung soll den Menschen auf der Gefühlsebene ansprechen und den Verstand umgehen (der ist für den Konsum problematisch ;) ). Durch die Analyse bringe ich die Werbung wieder in den Bereich des Verstandes. Das ist für mich wesentlich nachhaltiger als mir einfach nur zu sagen "Das ist doch nicht real". Was ist daran nicht real? In welche Welt soll ich versetzt werden? Welche Gefühle werden angesprochen? Mit welchen Assoziationen soll Alkoholtrinken verbunden werden? Entsprechen sie der Realität?
    Man kann sich auch bildlich vorstellen, dass jede Sekunde dieser Werbespots durchgestyled sind und nichts dem Zufall überlassen wird. Dass fluchende Filmteams mitunter tagelang auf DAS richtige Wetter, DIE richtige Lichtstimmung am Drehort warten müssen, der sympathische Biertrinker die Szene zum zwölften Mal machen muss, weil er es wieder nicht richtig hingekriegt hat etc.

    Ich weiß nicht, ob das jedem hilft, wahrscheinlich nicht. Meine zweite Strategie ist es, zumindest den Ton abzuschalten und irgendwas zu lesen, bis die Werbung vorbei ist.

    LG
    Plejaden

  • Hallo lunatic,

    am Anfang ist es natürlich nicht leicht, im Radio, Fernsehen, auf der Straße, überall ist der Alk present.

    Im laufe der Jahre lernte ich aber damit umzugehen.

    Wenn ich daran denke wie es mir vor 4 Jahren ging :roll:

    Heute kann mich die Werbung nicht mehr auf die Idee bringen was zu trinken :!:

    LG Maddin

  • Zitat von Plejaden

    Durch die Analyse bringe ich die Werbung wieder in den Bereich des Verstandes.

    Hallo Plejaden,

    ich finde das eine hervorragende Überlegung!

    Das werde ich ausprobieren.

    Liebe Grüße

    pauly

    Es ist nicht leicht, das Glück in sich selbst zu finden,
    doch es ist unmöglich, es anderswo zu finden.

    Agnes Repplier

    Abstinent seit Oktober 2006

  • Hallo Lunatic,

    ja, da hast Du wohl recht mit Deiner Annahme. Und am Ende hat das sogar noch einen weiteren Grund: Wenn sich Schauspieler bei jedem Take einer 'Trinker-Szene' echten Alkohol einflößen würden, dann wäre der ein oder andere Drehtag sicher ziemlich zeitig beendet!

    Aber zu Deiner ursprünglichen Frage zurück: Ein wirklich 100%iges 'alkoholfrei' lässt sich hier in unseren Gefilden ja leider nicht realisieren. Von daher besteht natürlich immer ein kleines Risiko für Deinen Mann :( . An dieser Stelle ist es, so glaube ich, das wichtigste, dass Dein Mann Dir gegenüber auch absolut offen ist, und mit Dir darüber spricht, welche Reize bei ihm die Gedanken an Alkohol aktivieren.

    Ich habe das bei meiner Partnerin auch beobachtet: Sie versucht mich zwar in jeder Form zu unterstützen, aber durch ihre Nichtbetroffenheit kann sie kaum nachvollziehen, ab welchem Moment Alkohol in meiner Nähe für mich zur Belastung wird. Und da hilft dann am besten die Aufklärung von Seiten des Alkoholikers.

    Dir und Deinem Mann alles Gute!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo Lunatic,

    Zitat

    Ich habe mal gehört, dass die meisten alkoholischen Getränke im Film eh gemogelt sind, weil Ersatzstoffe wie roter Farbstoff oder Apfelsaft realistischer aussehen.


    Das stimmt tatsächlich. Es geht noch weiter: Vieles von dem Essen, dass man zumindest in der Werbung sieht, ist eigentlich gar nicht mehr genießbar. Da wird Trockeneis über das Menü gekippt, damit es schön dampft, Tropfen an Gläsern sind aus Glycerin, weil das zähflüssiger ist als Wasser etc... Foodstyling nennt sich das.

    Den Gedanken kann man noch weiter führen: Ihren eigenen Schauspielern geben die Werbemacher und Konzerne keinen richtigen Alkohol zu trinken, aus gutem Grund. Aber als Verbraucher soll man das Zeugs dann trinken? Neeeee....

    LG
    Plejaden

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!