Nachdem ich gestern bereits den Vorstellungsbereich mit einem längeren Text verziert habe, fasse ich meine “Karriere” hier nochmal kurz zusammen:
Ich bin 41 Jahre alt und trinke seit ungefähr meinem 16. Lebensjahr, zu Beginn noch moderat, im Laufe der Zeit immer mehr und vor allem in sturer Regelmäßigkeit.
Bevor ich trocken wurde, war es in der Regel 1 Flasche Wein pro Tag mit steigender Tendenz: diese Flasche war immer höllisch schnell leer und ich hatte diese unerklärliche Gier nach noch mehr... Ich habe dann auch angefangen, Vorräte anzulegen bzw. Flaschen so zu deponieren, daß mir bloß niemand mit dem Austrinken zuvorkommt.
Letztes Jahr ging es meinem Vater – denn in meiner Familie wurde schon immer und vor allem heftig gesoffen – alkoholbedingt sehr schlecht, er hat dann eine Entziehungskur und ein paar Wochen Therapie absolviert, trinkt allerdings wieder (zur Zeit noch mäßig, aber ich glaube nicht, daß es dabei bleibt). Sein Zustand hat mich immerhin soweit erschreckt, daß ich zusammen mit meinem Freund (der nicht abhängig ist) eine zweimonatige Trinkpause eingelegt habe. Ich wußte damals nicht, daß das eine typische Alkoholikeraktion ist – Päuschen machen und dann denken: “prima, ich hab’s doch im Griff!”. Nach der Pause bin ich wieder voll eingestiegen, was mich im Nachhinein sehr erschreckt hat, denn Tempo und Menge meines Alkoholkonsums wurden immer höher. Seit Anfang 2007 ist das Thema Alkoholabhängigkeit ständig in meinem Kopf, aber ich habe noch ein paar Monate gebraucht, bis ich mir meine Abhängigkeit selbst eingestehen konnte. Ende Juni war dann Ende – seitdem bin ich trocken, was mal mehr und mal weniger schwerfällt.
Dieses Forum kenne ich schon länger, und ich bin sehr beeindruckt davon. Das Lesen der Beiträge hat mir enorm weitergeholfen, und zu Beginn hat mir das auch gereicht. So langsam merke ich aber, daß sich mein trockenes Leben normalisiert und in Grenzen sicher auch stabilisiert. Nur ist das Thema Abhängigkeit in letzter Zeit etwas in den Hintergrund geraten, und das erscheint mir ziemlich riskant. Aus diesem Grund habe ich mich endlich doch hier registriert, damit ich im Forum mehr als nur lesen kann.
Tja, jetzt ist der Text doch länger geworden als geplant. Das kann ich guuut... Aber trotzdem noch kurz zu dem, was ich in nächster Zeit vorhabe:
Ich möchte mich wieder stärker mit meinen Zielen beschäftigen, mir Gedanken über das machen, was im Alltag eines gerade erst trockenen Alkoholikers eben so eine Rolle spielt, mich auseinandersetzen mit meinem Verhalten, das jahrelang von der Sucht geprägt war und ja jetzt nicht von einem Tag auf den anderen “normal” geworden ist - - - und, und, und.
Gerade diese unübersichtliche Menge verschiedener Aspekte verwirrt mich zur Zeit noch ganz schön. Vielleicht läßt sich ja einiges durchs Schreiben (aber auch Lesen) in diesem Forum aufdröseln.
Viele Grüße
Zeppeline