Bin am noch ganz am Anfang

  • Moin Lütze,

    als du letztens schriebst, dass dein Therapeut meinte, deine Frau wäre mit ein Grund, dass du getrunken hast, erinnerte ich mich, dass es bei uns ähnlich war. „Sein“ Therapeut hat ihn immer wieder in diese Richtung geschubst und es hat mich tierisch angenervt. Ich hatte bei verschiedenen Gelegenheiten Kontakt mit dem und er läuft mir auch jetzt noch öfter durch meine Arbeit in der Selbsthilfe über den Weg. Ich fühle mich in seiner Nähe unwohl, obwohl ich zwischenzeitlich nachvollziehen kann, was er meinte. Aber damals hätte ich mir von ihm mehr Unterstützung gewünscht, meine Rolle im System zu erkennen. Aber er war ja nun mal der Therapeut meines Ex. Ich musste also selbst sehen, dass ich Hilfe und Erkenntnisse fand.

    Aber er hatte recht. Es gab zwischen uns Dinge, Verhaltensweisen und Interaktionen, die wir beide nicht sehen wollten. Inzwischen grenzen wir uns voneinander viel besser ab, auch wenn wir viel zusammen unternehmen. Und ich habe gelernt, dass ich ihn machen lassen muss. Egal, ob es mir gefällt und ich es richtig finde, was er tut oder nicht. Es ist sein Ding. Wenn es mich selber betrifft, muss ich für mich entscheiden, ob ich Grenzen ziehe oder nicht. Genauso ist es für ihn. Und auch für dich wird es Teil deiner Trockenheitsarbeit sein, für dich und deine Zufriedenheit zu sorgen, egal, ob deine Frau so agiert, wie du es dir wünschst oder nicht. Je mehr Eigenständigkeit und eigenes Leben ihr euch aneignet, desto besser werdet ihr miteinander auskommen, vermute ich. Allerdings ist es eben eine Entwicklung, die beide nehmen müssen. Wenn nur du dich weiterentwickelst, wird es womöglich irgendwann ganz vorbei sein.

    Was tut deine Frau für sich? Und wie kommt sie mit ihrem Leben zurecht aus dem sie dich, nachvollziehbar, ausgeschlossen hat? Es reicht nicht, wenn sie sich von dir trennt, denn dann hat sie nur ein Symptom, nicht aber die Ursache ihrer Co-Abhängigkeit aus ihrem Leben verbannt. So, wie es für dich nicht ausreicht, nur nichts mehr zu trinken, wie du ja in den letzten Monaten festgestellt hast.

    Ich freue mich immer, wenn ich dich lese, auch wenn es dir nicht immer gut geht. Ich habe das Empfinden, dass du auf einem guten Weg bist, auch wenn er dir manchmal steinig und unwegsam erscheint. Es kommen auch wieder andere Zeiten, wenn du durchhältst – versprochen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Einen wunderschönen guten Morgen, Lütze!
    Also eines ist schon mal ganz klar: :!::!: Du bist kein !!! Looser :!::!::!:
    Du hast es bis hierher geschafft , und das ist ein SIEG! Und sympathisch bist du auf jeden Fall, denn sonst würde ich - und die anderen sicher auch - dir hier nicht immer wieder antworten. :)
    Du hast ja jede Menge Pläne für das WE.! Finde ich gut, vor allem, dass du deinen kleinen Schatz immer wieder siehst. Ohne meine Kinder könnte ich nicht leben. Auch wenn meine Tochter täglich mir mir "Differenzen" hat, sie fehlt mir schon nach einem Tag.
    Na, und ich gebe die Hoffnung für euch anderen zwei noch lange nicht auf. Werde mal ganz feste abends an euch denken, wenn ich mit meinem "Chef" rede.
    Dich würde ich nicht aufgeben. (Bin sowieso sehr ehrgeizig - ein Grund für mein langes Aushalten !?)
    Genug Süßholz :oops: .
    Wünsche dir ein erfülltes Wochenende, liebe Grüße Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Lütze,

    Zitat

    Ich war wiedermal überrascht,dass ich dort als sympatisch und naja...nett charakterisiert wurde.Wo ich doch denke manchmal,das auf meiner Stirn das Wort "Looser" steht...

    Mit solch einem verschobenen Selbstbild hatte ich auch jahrelang zu kämpfen. Es entsteht, wenn dir Menschen mit denen du viel Zeit verbringst (gezwungenermaßen oder freiwillig) dir immer wieder bestimmte Dinge einreden. Dabei muss es nicht gleich um Beleidigung oder Mobbing gehen, es können auch ganz subtile Dinge zu einer Verschiebung führen, wie z.B. jemanden nie etwas zutrauen oder Doppelbindungs-Konstellationen etc.

    Du kannst dein Selbstbild selbst bestimmen. Ich bin auch gerade dabei und es ist eine sehr schöne Erfahrung endlich zu lernen, wer und wie ich wirklich bin ;) .

    Schönen Feiertag!
    Plejaden

  • Hallo Lütze!

    Ich wehre mich auch ganz entschieden gegen den Looser!!!
    Eine so kontinuierliche Trockenarbeit wie Du sie leistest kann ich nur bewundern!
    Das allerwichtigste dabei ist,es kann gar nicht genug betont werden,dass Du bei Dir bleibst,Dir selber wohlgesinnt bist,Dir selber vertraust. Das ist ein Lernprozess,ein ganz Schöner noch dazu,denn er gibt Dir den nötigen Frieden.

    In dem Sinne wünsche ich Dir ein ganz gutes Wochenende mit vielen schönen Momenten.

    Herzliche Grüsse
    Yvonne

    ichbinda123

  • Hallo Ihr
    Wo hab ich ers nur gelesen oder gehört?Alles was man verliert ,findet man wieder .Nur nicht so und dort,wo man dachte,das es sei.Mmh.Scheint bald so.Und Ette:Ich nehme dich beim Wort...
    von wegen versprochen und so.
    Ich hatte einen schönen Tag!Vormittags hatte ich mehr Anrufe erhalten,als ich das ganze lange WE führen wollte.Schön.Auserdem hatte ich Zeit für mich,da der Grosse zu seiner Männertagsrunde schon vor dem Mittag aufbrach.Und positiv für mich:Fast nüchtern zurückkam.Gerochen hab ich gar nichts!Ich bin froh,das er mit Alkohol umgehen kann.Keine Vererbung oder so.Mmh.Obwohl ich mit 18 auch noch nicht so wahr.
    Ich hab endlich mal Schränke ausgemistet .Hab mich endlich mal rangetraut!Im Schlafzimmer.Alles mit soviel Erinnerungen belastet oder behaftet.Ich tat es,weil es getan werden mußte.Es war kein Gefühl der Befreiung,eher das Gefühl,die Erinnerungen auf die richtige Größe zu stutzen.Ihren Schrank mit vollgepackt,weil es nicht mehr der ihre ist...Aussortiert ,was mich belastet oder ganz simpel,was ich eh nicht anziehe oder ich selbst mit zuviel von gestern oder so verbinde.Na zum Beispiel wenn ich noch wuste,das trug ich bei einer Sauftour oder so ähnlich.
    Ihr Hochzeitskleid und meinen Anzug habe ich behalten...grins.
    Am Nachmittag waren wir mit dem Kleinen im Kino.Wir hatten uns in der Zeit vertan(zu früh).Also saßen wir noch davor und tranken Cappuchino(ich jedenfalls).Ich konnte ganz souverän die Möchtegern-Männer begucken,die mit Bier und geschmückten Fahrrädern zum Teil sturzbetrunken an mir vorbei fuhren.Und das gute Gefühl:Ich bin anders...Übrigens hatten wir 2 unsere Fahrräder auch mit frischem Flieder geschmückt.Während wir so davor sitzen,bin ich mit der Kartenverkäuferin(einer anderen wie beim letzten mal) ins Gespräch gekommen.Nur geplaudert.Wäre mir früher nie passiert,dass ich ein Gespräch am Leben erhalte...Schliesslich habe ich ja keine Fahne mehr...Es war gestern in erster Linie Vatertag für mich.Schön.
    Nachher werd ich einkaufen gehen müssen...Mal checken,was noch fehlt im Kühlschrank.Und ne Entscheidung fällen,ob ich nun grille oder nicht,also ob ich nun Geburtstag nachfeiere oder nicht.Es ist eigentlich eine Last.Ohne eigentlich.
    @Gotti:Wenn dein "Chef" fragt,wer da manchmal sich meldet ohne "angemeldet" zu sein,dann bin ich das.Danke.
    @Spani:Das Beisichbleiben kann eine Lebensaufgabe sein oder werden.
    @Plejaden:Da hast du wohl sehr recht.Ist es fürs neue Selbstbild nötig,herauszukriegen,warum ich von anderen in diese Form gepresst wurde?Was denkst du?
    @alle:Heute sind es 6 Monate,die ich ohne Alkohol lebe.Darauf bin ich stolz!
    Die Zeit vergeht immer schneller.
    Ich werd eines nicht tun,zerpflücken,was ich besser machen hätte können.Sondern versuchen,zu geniessen,was ich habe.

    Schönen Freitag

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Hallo Lütze,
    freue mich, über deinen schönen Tag zu lesen.
    Hatte auch einen ruhigen, zwar alleinigen, aber schönen Tag. Mein Mann musste arbeiten. Aber heute habe ich mich richtig über sein Heimkommen gefreut :) .
    Mit den Feiern ist es wirklich so eine Sache. Mein Mann möchte auch gar nichts mitfeiern. Da kann ich euch trockene Alkis schon verstehen. Aber vlt. sollte man einfach direkt zu einer "Grillparty ohne Alkohol" einladen! Wer kommt, kommt, wer nicht verzichten kann ist ohnehin kein richtiger Freund!?
    Gehört natürlich ein bisschen Mut dazu. Mal sehen, ob das meiner schafft.?
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • :lol::lol::lol: Hallo Lütze! :o:o:o

    Gatuliere Dir ganz herzlich zu Deinen 6 Monaten Trockenheit!!
    Ist ja toll! Ja,freu Dich darüber! Da steckt doch eine ganze Menge Trockenheitsarbeit dahinter.

    Ich wünsche Dir einen ganz sonnigen schönen Tag

    Herzliche Grüsse
    :lol::lol::lol: Yvonne :lol::lol::lol:

    ichbinda123

  • Auch von mir alles Gute zum halben Jahr :D :D . Mögen noch viele viele weiter folgen, du hast es in der Hand :lol:

    Zitat

    Ist es fürs neue Selbstbild nötig,herauszukriegen,warum ich von anderen in diese Form gepresst wurde?


    Die Frage ist weniger warum. Das Warum ist nämlich klar: Du solltest vor allem manipulierbar sein. Ich spreche da nur mal die "Generalschuld" an - das ist fast wie ein Knopf, auf den man nur zu drücken braucht und schon gerätst du zumindest ins Wanken. Ich habe auch zuviele von diesen Knöpfen.

    Die bessere Frage ist das wie, auf welche Weise: So kannst du deine Knöpfe finden und abmontieren.

    Ich muss eben essen gehen, wenn du magst schreib ich später noch was dazu :lol: .

    LG
    Plejaden

  • Hallo Lütze,

    auch von mir herzliche Glückwünsche und vor Allem Alles Gute für Deinen weiteren Weg!

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo Lütze,

    Herzlichen Glückwunsch zu deinen ersten 6 Monaten!!!

    Weiter so du machst das richtig gut.

    Ich frag mich grad wo ist nur die Zeit geblieben.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Hallo ihr
    Das frage ich mich auch:Wo ist die Zeit geblieben?
    Mir geht es gut.Fühle mich gereifter,habe gestern wieder so Erfahrungen oder Schlußfolgerungen gewonnen,gezogen.Dinge,die ich in der Deutlichkeit gar nicht sah bisher.
    Ich glaube,es ist alles irgendwie vorbestimmt im Leben.Da ist meine Krankheit,der ich mich nie jetzt schon gestellt hätte,wenn sie nicht gegangen wäre.Da ist das Auto,dass wir vor 2 Jahren das erste Mal "bloß" leasten und nicht bezahlten.Da ist das Haus,das immer noch keine Anstalten macht,mal zu mir zu gehören...jetzt brauch ich es gar nicht mehr.Es ist eine Wohnung und nichts weiter.Es ist mein Rückzugsort,der viel zu selten mit Leben erfüllt wird.Halt,das ist schon falsch!Ein Ort,der regelmäßig mit Leben erfüllt wird und zwar durch mich und meine Kinder!Da gibt es ein bekanntes Ehepaar,das nie Kinder wollte,und jetzt ein Haus baut.Neben einem Kinderspielplatz,was beide vorher nicht wußten.Da konnte ich letztes Jahr die Arbeitsstelle wechseln,was ich nicht tat und im Gegenteil den Chef einweihte.Einen Chef,der mir vertraut auch und gerade in Hinblick auf meine Suchtkrankheit.Da sind Freunde,die jetzt nur noch Bekannte sind.Die ihre eigenen Fehler machen und deren Überheblichkeit unseren Eheproblemen damals und dem Stellen meiner Krankheit jetzt,sie dahin führten,dass ich sie nicht als Freunde bezeichnen kann.Die gaben keine Hilfe damals und jetzt nicht,weder mir noch meiner Frau,sie bewerteten oder kommentieren das Geschehen.Ohne was davon zu wissen.Nur um was gesagt zu haben.Ohne jegliche Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber.
    Da gibts auch mich.Ich lerne das erste Mal seit langem,oder das erste Mal überhaupt etwas über mich!Ich stelle Fragen,nach deren Antworten ich schon lange suchte.Und ich habe das Gefühl,ich gehe meinen Weg.Das inzwischen sichere Gefühl,das ich es alleine packe.Im Haushalt,im Leben.Bei der Suchtbewältigung und beim Eindringen in mein Innerstes brauch ich noch Hilfe,und die habe ich mir geholt.Ich ganz alleine!
    Ette hat mich gefragt,was tut meine Frau für sich?Das ist eine gute FRage!Aus der Ferne geht das schlecht zu beurteilen.Aber ich weiss ,worauf die Frage abzielt.Solange ich der Einzige bin,der sich verändert,so lange kann es nichts werden mit uns.Schliesslich haben sich jetzt schon meine Vorstellung von Liebe geändert.Die ich ihr nicht zeigen kann,die ich ihr nicht geben darf,weil sie es nicht möchte.Vlt. bringt sie sich da um was.Aber das kann nur sie wissen.Ich hab sie gestern zum Abendessen eingeladen,war eine Blitzidee und kam auch für mich überraschend.Sie nahm die Einladung an und wir hatten einen schönen Abend mit dem Kleinen.Als Vorwand sagte ich,es ist mein "Jubiläum".Keine Sorge,ich klärte das auf und sagte,dass es wirklich nur ein Vorwand war,um sie zu sehen.Wir redeten und sie meinte,das sei der Höhepunkt ihrer Woche.Meiner war es nicht,für mich der Höhepunkt des Tages!Denn ich habe noch 2 Tage vor mir,und es liegt an mir,welche Höhepunkte ich mir hinzufüge.Wisst ihr,wie ich es meine?Vermutlich hatte ich doch recht,damit,dass ihre Arbeitszeiten und die ständige WE-Arbeit uns trennten und sie fertig machen.Und die Ahnung,dass ich sie mitnehme mit meinem Schwung und meinem neuen Leben.Es liegt an ihr,mitzukommen.Und es liegt an mir loszulassen.Ich will nicht zu früh loslassen,das stimmt.Aber wenn ich will,das es ihr gut geht,dann muß ich das!Ette,es gibt schon ein paar Sachen,die sie tut,was früher nicht war.Soweit ich das beurteilen kann,denn ich frage inzwischen nicht mehr dannach.Wenn sie es sagt,ist es ok.Ich habe selber erst lernen müssen,wie sehr Kleinigkeiten einen "verletzten" Menschen aufbauen können.Ja,heute geht es mir gut!Ich werde heute einen alkfreien Grillabend gestalten.Mit meinen Söhnen und ein paar Gästen.Nicht lange,und der ERwartung,das ich wieder was über die Gäste lernen werde.Ich weisas schon in welche Richtung es gehen wird.Aber ich weiss schon,was richtig ist für mich.
    Angst habe ich,die Fragen aller Fragen ihr gegenüber zu stellen.Bei der Thera wurde mir dazu geraten.Flagge zeigen,nicht Fahne riechen...Ich glaube,das käme jetzt zu früh.Und habe gleichzeitig Sorge,es kommt irgendwann zu spät.Was solls.Ich versuche ,es zu nehmen,wie es kommt.Und da bin ich wieder am Anfang:Alles hat einen Sinn.Wenn es so kommen sollte oder kommen soll,kann ich es nicht ändern und werd ich mein Bestes dazu geben und mich um mich kümmern.
    Plejaden,bitte schreib doch ein wenig mehr über deine Gedanken.Das klingt so treffend und ich wüsste gern mehr darüber,wie bist du so weit gekommen.Was kann ich noch mitnehmen von dir.

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Na,das klingt nun doch nach Rückblick,auf das was ich bisher erreicht habe.Und auch das klingt nicht schlecht!Schon wieder falsch!Es klingt gut,sehr gut sogar!Und es ist gut,das ich das erkenne.
    Mal noch am Rande:War gestern beim Friseur und habe recht lange mit der hübschen Frau (Frisöse)gequatscht.Wäre mir früher auch nicht gelungen.Ich hätte mich gequält über Konversationen dieser unverbindlichen Art...

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Hallo Lütze,

    ich beschäftige mich nun schon seit etwa 2003 mit meinen Problemen, da kommt dann halt einiges zusammen ;) . Hab angefangen mich auch in dieser Richtung zu informieren, weil ich immer das Gefühl hatte, etwas ist falsch, etwas stimmt nicht. So ähnlich wie bei dir: Wie ich dachte, dass ich bin, und wie andere sagten, dass ich bin.

    Wie gesagt, die Formung dient dazu, dich manipulierbar zu machen. Bei Kindern gelingt das besonders einfach. Meine Eltern haben mir z.B. die Schuld daran gegeben, dass ich so "komisch" bin, instabil, weinerlich, still, schüchtern. Motto: Was haben sie nicht alles für mich getan, ich hätte doch alles gekriegt was ich wollte, und dann das...
    Meine Therapeutin meinte im O-Ton zu mir: "Bei allem, was Ihnen passiert ist und wie sie behandelt wurden, sollen Ihre Eltern froh sein, dass Sie nicht aus dem Fenster gesprungen sind." Jo. Da hat sie wohl recht.

    Es müssen keine Schläge oder Beleidigungen sein, wie ich schon sagte. Viel schlimmer und subtiler ist die sogenannte emotionale Gewalt oder der emotionale Missbrauch. Wird am häufigsten in der Kindererziehung angewendet, kommt aber auch häufig in destruktiven Partnerschaften vor. Emotionale Gewalt hinterlässt keine erkennbaren, äußerlichen Spuren, ist schwer zu beweisen und wird vom Täter immer abgestritten.

    Es können viele kleine Dinge sein, Beispiel gefällig? Mein Freund wollte von mir, dass ich mir seine ganzen (vielen!) Termine merke. Der dahinterliegende Grund ist einfach: Er hatte keinen Bock sich damit auseinander zu setzen. Habe ich dann einen Termin vergessen, war ich natürlich Schuld daran, dass ein wichtiges Geschäft etc. geplatzt ist und eine manchmal stundenlange Tirade folgte. Habe ich mich geweigert mir seine Termine zu merken, hieß es "und ich dachte, du liebst mich!"

    Durch solche Sachen sollst du in eine bestimmte Form gepresst werden; du sollst leicht zu handhaben, immer kontrollierbar sein. Deine Eltern oder dein Partner/Partnerin wollen sich nicht mit einem selbstständigen Menschen mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und Wünschen auseinandersetzen. Sie wollen im Gegenteil, dass du ihre Bedürfnisse und Wünsche erfüllst und ihre Gefühle aufsaugst wie der berühmte seelische Mülleimer.

    Das klingt alles vielleicht etwas hart, aber trifft es doch im Kern. Es ist sehr oft im Mantel der "Liebe" versteckt und deshalb schwer zu erkennen.

    Noch mehr gefällig ;) ?

    LG
    Plejaden

  • Ach ja, das Wichtigste habe ich vergessen: Was tun dagegen?

    Zuerst einmal: Lernen, der eigenen Wahrnehmung wieder zu trauen. Täter schalten diese Wahrnehmung gerne als Erstes ab, weil sie als Mittel der Reflektion dazu dienen kann, das perfide Spiel zu durchschauen. Beispiel:
    Du: Ich bin unglücklich
    Täter: Quatsch, du bist nicht unglücklich. Wie kannst du das behaupten, nach allem, was ich für dich getan habe? Schau dir die Kinder in Afrika an, DIE sind unglücklich.

    Also, wenn du den Eindruck hast, etwas macht dich traurig, unglücklich oder wütend, dann gehe dem nach und traue deiner Empfindung. Aber wie ich lese, tust du das ja bereits ;)

    Dann könntest du schauen, ob du deine Knöpfe lokalisieren kann. Was muss jemand zu dir sagen, dass du dich unhaglich fühlst, ein schlechtes Gewissen bekommst etc.? Überprüfe mal, was dahinter steckt. Wurden dir falsche Wahrheiten verkauft, vielleicht als Kind, vielleicht in deiner Partnerschaft, in der Schule, sonstwo?

    Eine falsche Wahrheit, die mir verkauft wurde: Sei immer artig und brav, dann werden alle nett zu dir sein. Wenn du Ärger machst, wirst du bestraft.
    Diese falsche Wahrheit äußert sich heute in meiner Konfliktunfähigkeit. Ich kann nichtmal einen Pullover im Geschäft umtauschen = Ärger machen. Aber da ich nun weiß, dass diese Einstellung auf einer falschen Annahme beruht, kann ich etwas dagegen unternehmen.

    LG
    Plejaden

  • Liebe Plejaden, ich glaub das ist genau mein Ding. Genau darum geht es bei mir...krass auf den Punkt gebracht hast Du das hier. Hast Du vielleicht noch weiterführende Tips für mich? Auch Literatur?
    Danke für diesen Beitrag!!! Hast Du Dich nach dieser erkenntnis mal mit deinen Eltern an einen Tisch gesetzt? Ihr scheint ja wieder gut miteinander klar zu kommen...?

    Viele Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo Karotte,

    das habe ich im Laufe der Jahre so angesammelt; such mal im Internet nach Begriffen wie "emotionale Gewalt" oder "emotionaler Missbrauch". Dann kann ich noch das Buch "So gewinnen Sie mehr Selbstvertrauen" von Rolf Merkele empfehlen, da wird recht gut auseinander genommen, wie man im Laufe seines Lebens beeinflusst worden ist und wie dadurch das Selbstvertrauen zerstört wurde.

    Falls du denkst (oder weißt), dass du als Kind Opfer seelischer oder körperlicher Gewalt warst, such mal nach Alice Miller oder "Schwarzer Pädagogik". Die Bücher von Alice Miller habe ich noch nicht gelesen, aber ein paar Zusammenfassungen ihrer Kernaussagen und die haben mir sehr geholfen!

    Ich für mich habe herausgefunden, dass es wichtig ist die ganzen Einflüsse, die andere auf mein Leben hatten rauszufiltern und durch meine eigenen Ansichten zu ersetzen. Wenn man lange genug bestimmten Ansichten ausgesetzt war, werden diese irgendwann zu den EIGENEN Ansichten. Das kann mitunter sehr destruktiv sein. Die Bücher und Texte begleiten beim "Herausfiltern" der destruktiven Ansichten und Einflüsse.

    Mit meinen Eltern habe ich nicht geredet. Meine Mutter weiß zwar, dass es falsch war mich und meinen Bro zu verprügeln. Aber die emotionale Gewalt wollen die beiden nicht wahrhaben. Das ist auch logisch, weil sowas ja meist nicht absichtlich eingesetzt wird. Die Täter sind sich häufig gar nicht bewusst, was sie da tun.
    Ich hab jetzt so meinen Frieden mit ihnen geschlossen, weil ich weiß, dass es auch nichts ändern wenn ich ihnen mein Leben lang etwas vorwerfe. Ich verbittere daran nur und das will ich nicht.

    LG
    Plejaden

  • Na, na, na, Lütze!
    Du wirst uns hier doch nicht untreu werden? Quatscht da einfach mir der Frisöse!
    :P Mach nur weiter so, andere Mütter haben auch schöne Töchter.
    Aber, du kennst ja meine Meinung. ...
    Will hier mal eine "Lanze für Roland Kaiser"brechen. Die Musik war zu meiner "Sturm und Drangzeit" modern, da wurde richtig abgetanzt. Manchmal krame ich ihn dann eben wieder raus. Aber beim Musikhören bin ich total "eklektisch". Ich höre fast alles mal an, von Klassik, und Blasmusik, über "Amy Winehouse", Tote Hosen, Ärzte, Beatles, Irish Folk, und nicht zu vergessen Kinderlieder (berufl. bedingt). Was gar nicht geht sind so Sachen wie "Nightwish" - hört mein Sohn, ist mir zu hart.
    Naja, wünsche dir einen gemütlichen Grillabend und liebe, verständige Gäste!!!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo ihr
    Sehr interessant was Du,Plejaden,schreibst.Ich muß es mindestens 4 mal durchgelesen haben...und denke immer noch nach darüber.Das lass ich erst mal setzen.
    Meld mich noch mal

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

  • Lieber Lütze, warum schreibst Du nicht mehr? Würde gerne wissen wie es Dir geht? Ich setz mich grad mit dem Plejadenthema auseinander. Die bücherei hat hier leider kaum ein Angebot. Aber ich hab schon ein uch ausgemacht das ich mir dann kaufen will wenn ich Geld hab:
    "Die Liebesfalle: Spielregeln für eine neue Beziehungskultur"
    von Hans-Joachim Maaz, hier wird auch viel aus der Kindheit erklärt.
    Wünsch Dir was und hoffe es geht Dir gut.!!!

    Grüße
    Karotte

    Das Leben ist Widerspruch: Das eine ist und das andere auch.

  • Hallo ihr,Hallo Karotte
    Natürlich schreibe ich hier noch was.Am Dienstag zum Beispiel.Ging bloss nicht zum Abschicken irgendwie.Hat also keiner lesen können.
    Mir geht es gut.Nachher ist SHG.Der Grosse ist bei seiner Mutter zum Abendbrot eingeladen und es ist nichts.Darüber freu ich mich ,über mich selbst.In erster Linie.Seit dem Gespräch beim Therapeuten und meiner Vorstellung bei der Thera sind einige Sachen ins rollen gekommen.Bei mir und meinem Denken.Ihr habt das ja letzte Woche schon ansatzweise mitbekommen.Das Gefühl ist gut,ich habe was erreicht.Und das Erkennen:Mensch du,du bist doch auch wer.Du bist nicht schlecht und kein Versager.
    Ich war Eisessen in einer anderen Stadt montags und hinterher spazieren für mich so,bummeln und Schaufenster gucken.Heute war ich beim Zahnarzt und hinterher Rad fahren durch meine Stadt.Ich bemühe mich um gute Grundstimmung für mich selbst.Gar keine trüben Gedanken erst aufkommen lassen.Wozu auch.So ging es mir Sonntag schon auf die Ketten,das lange WE.Zuviel Zeit zum Denken über die Tage gehabt.Gut,dachte ich,gehste halt ins Bett und morgen läufts dann besser.War auch so.Es ist sicher eine Frage der Zeit,bis ich mich und meine Situation verarbeitet habe.
    Meiner Frau gegenüber halte ich ein wenig mehr Abstand.Ich glaube das ist besser so,da ich in letzter Zeit merke immer mal wieder,das es so schlecht ohne sie auch nicht ist.Oder anders,dass auch sie mal ein Zeichen geben könnte,wenn ihr was an mir liegt.Ich bin immer da für sie gewesen ,aber im Moment bin ich da für mich,und habe keine Zeit für andere.Nur noch für meine Kids.Die Nähe und Vertrautheit scheint mir abhanden gekommen zu sein zwischen mir und ihr,aber vlt. ist das gut so?Vlt hat alles seinen Sinn im Leben...schrieb ich schon,denk ich noch .
    Ich empfand auch so:In meine Sucht hab ich mich selbst reingeritten.Bis zu einem Punkt,wo ich selbst schon nicht mehr rauskam.Gefangen war in diesem Spiel.Es ging nicht mehr ohne weiteres aufzuhören.Ich konnte mir (heute betrachtet) nicht mehr selbst helfen.Wofür schämen jetzt noch?Ich bin süchtig und konnte nicht mehr anders.
    Wo waren meine Leute eigentlich,warum hat mir mein Umfeld nicht helfen können oder wollen,das ich meine Sorgen oder Probleme lieber wegtrank.

    Es war mehr eine Ahnung,die ich hier versuche,wiederzugeben.
    Klingt heute ein wenig holprig,merke ich gerade.

    Lütze

    Trocken seit 2.11.2007

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