Erste Schritte geschafft, aber ...

  • Dankeschön! Im Moment ist alles einfach so anders! Anders gut! Aber für mich ist es auch eine riesige Umstellung: er ist ein neuer Mensch und für mich ist es oft schwierig dass zu begreifen. Wir streiten: konstruktiv ! Ein völlig neues Terrain für mich. Es ist alles besser. Aber manchmal hab ich diese Ängste und Panik in einer Seifenblase zu sitzen die jede Sekunde wieder platzen könnte. Habe Angst dass uns das ganze zuviel wird. Und doch will ich nach vorne schauen und ich ersehne jetzt schon so sehr das Ende dieser Therapie. Dabei stecken wie gerade erst am Anfang. Aber ich will wieder Zeit miteinander: Familienleben, Entlastung. Und ich muss den neuen trockenen Menschen endlich kennenlernen. Dafür fehlt die Zeit. Da sind wieviele fragen die mir wohl niemals beantwortet werden. Das warum? Vielleicht gibt es einfach keine Antwort darauf. Und das ist schwer hinzunehmen. Die nasse Zeit muss ich irgendwie aus meinem Gedächtnis streichen, aber doch kommen einige Situationen und Bilder immer wieder hoch. Heilt die Zeit wirklich alle Wunden ?

  • Hallo Mira,
    das Vertrauen wieder aufzubauen wird Zeit brauchen. Du musst ja auch nicht die nasse Zeit aus Deinem Gedächtnis streichen, das wird eh nicht funktionieren. Aber Du könntest schauen, ob Du die Dinge, die passiert sind, verzeihen kannst?

    Was hindert Dich denn daran, Deinem Mann Fragen zu stellen, die Du gerne beantwortest haben möchtest?


  • Dafür fehlt die Zeit.

    Hallo Mira,

    ich habe mir jetzt einmal deine beiden Threads komplett durchgelesen, mein Rat an dich (und deinen Ehemann(: diese Zeit müsst ihr euch nehmen, anders wird es auf lange Dauer nicht funktionieren. Da spielt die Alkoholkrankheit deines Mann oder eine eventuelle Co-Abhängigkeit deinerseits nicht einmal ein Rolle. Denn so wie ich es aus deinen Posts verstanden haben, war ja schon vor der Eskalation (mir fällt jetzt kein besseres Wort ein) die fehlende Zeit miteinander ein grösseres Problem. Du hast ja geschrieben dass damals viel an deinem Mann hängen geblieben ist, ähnlich wie momentan, wo jetzt alles an dir hängen bleibt während dein Mann arbeitet und zusätzlich nebenbei seine Therapie macht.

    Ihr solltet versuchen euch die nötige Zeit für eure Beziehung frei zu schaufeln, wenn das finanzielle (z.B. für einen Babysitter, Haushälterin, etc) dafür im Wege steht könntet ihr vielleicht versuchen eure Prioritäten bei den Ausgaben unter die Lupe zu nehmen. Du schriebst dass du Anfangs viele Hobbies ausgeübt hast und öfters weg warst, dieses Geld gibst du ja aktuell nicht mehr aus. Dein Mann trinkt nicht mehr, auch hier müsste es grössere Einsparungen geben. Wenn dann trotzdem keine finanziellen Reserven für eure Beziehung übrig sind (trotz dem enormen Zeitaufwand den dein Mann für seinen Lohn leistet - die Stundenanzahl die dein Mann pro Tag für die Arbeit aufbringen muss ist und war (!) einfach zu hoch m.E.) solltet ihr anderswo für Einsparungen ansetzten.

    Das ganze ist natürlich eine Prioritätengeschichte, jeder muss für sich entscheiden was ihm (finanziell) wichtig ist.

    Dass Beziehungen auseinander gehen weil nicht genügend Zeit aufgewendet wird um diese zu pflegen ist im Grunde ja nicht einmal ein Alkohol(sucht)problem. Dass Alkoholmissbrauch und deren Konsequenzen diese Problematik nicht einfacher machen steht natürlich ausser Frage.

    Zeit kann viele Wunden helfen wenn man sich ein solides Fundament dafür aufbaut. Und eben auch die Zeit miteinander (und nicht nebeneinader her) verbringt. Momentan seid ihr ja auf einem guten Weg.

    Gruss,

    Mario B.

  • Das Problem ist weniger ein finanzielles, eher ein organisatorisches. Wegen der Therapie haben sich auch seine Arbeitszeiten verschoben. Er geht morgens um 6 aus dem Haus und kommt um 21:30 ca wieder nach der Therapie. Das zerrt natürlich an meinen Kräften. Zusätzlich fehlen mir so Stunden in der Arbeit und ich arbeite jetzt jedes zweite Wochenende. Somit bleibt eigentlich nur jedes zweite Wochenende. Meistens sind wir beide einfach nur erledigt und kaputt. Aber ich merke schon beim aufschreiben: jedes zweite Wochenende wäre eigentlich drin. Wir müssen es nur mal anpacken da was zu machen

  • Heute bin ich wieder so wütend. Wütend das alles an mir hängen bleibt. Für ihn scheint nur noch Arbeit und Therapie relevant. Aber ich bleibe im Moment völlig auf der Strecke. Ich fühle mich wie die persönliche hauswirtschafterin. Mein Leben baut sich um sein Leben auf und ich hab keine Ahnung wie ich da wieder rauskommen soll. Ja, die Therapie geht irgendwann zu Ende: noch 8 Monate. Aber das fühlt sich unendlich an. Gestern Abend war er nach der Therapie noch unterwegs und Freitag Abend macht er auch was. Er meinte dann noch original zu mir: er macht dann lieber was anderes als sich mit mir zu streiten. Na prima. Vielleicht möchte ich auch mal abends raus? Als er noch gesoffen hat, hing er hier ständig rum und war zu nichts zu gebrauchen und jetzt trocken, macht er was für sich, aber scheint zu meinen hier keine Anwesenheitspflicht mehr zu haben. Sorry das ist jetzt natürlich nur mein Frust den ich mir gerade runter schreibe und ich brauch wahrscheinlich mal wieder jemand der mir den Kopf zurecht rückt. Denn eigentlich wollten wir das so: er sollte mehr für sich machen, trocken werden und zur Therapie gehen. Nur bin ich im Moment echt öfter soweit dass ich mich frage ob es da überhaupt noch einen Platz für mich in seinem Leben gibt. Und wo mein Leben ist? Ich will einen Partner! Aberkennung und Aufmerksamkeit. Ich bin so unzufrieden im gerade und dann hab ich ein schlechtes Gewissen deswegen. An allem ist er sicher auch nicht schuld. Aber es nervt einfach das alles an mir hängen bleibt. Ich glaube mein sonst so unzerstörbares Ego hat einen gewaltigen Knacks abbekommen durch die ganze Sache.

  • Hallo Mira,

    Du bist wütend und frustriert, dass kann ich verstehen. Du willst ihn unterstützen - keine Frage, aber dabei darfst Du natürlich nicht auf der Strecke bleiben. Es hört sich ja so an, dass er am Freitag Freiraum hat. Warum kann er sich in der Zeit nicht um Haushalt und Kinder kümmern und Du machst mal was für Dich? Würde euch ein Wochen- oder Monatsplan, in dem für jeden mal Auszeiten und gemeinsame Zeiten eingetragen werden, helfen? Wie stellt er sich denn eine Partnerschaft in Zukunft vor? Du machst und tust und er ist krank? Hattet ihr vorher eine gewisse Arbeitsteilung? Sicherlich steht seine Trockenheit an Platz 1 der Prioritäten, dass heißt aber in meinen Augen nicht, dass sich die ganze Welt um ihn drehen muss. Du bist auch ein Mensch mit Bedürfnissen und die haben genauso ihre Berechtigung. Gäbe es die Möglichkeit, dass ihr bei der Therapie eine Paarstunde macht, bei der Du mal Deine Sicht der Dinge schildern kannst. Ich fand so eine Moderation durch den Therapeuten ganz hilfreich. Ansonsten versuch dir deine kleinen Inseln zu schaffen um mal runter zu kommen und zu verschnaufen.

    Viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo,

    unabhängig von der Therapie usw. klingt diese Konstellation bereits nach einem enormen Arbeitsaufwand. Vielleicht ist es möglich, den Haushalt etwas schlanker zu gestalten, indem z. B. der Hund abgegeben wird. Bei drei Kindern und zwei berufstätigen Eltern erscheint mir jedes weitere Aufgabengebiet ganz einfach als unnötige Belastung. Lieber wenige Dinge gut, anstatt mit zu vielen Aufgaben überfordert zu werden.

    Grüße

  • Ich glaub mein größtes Problem ist tatsächlich die mangelnde Aufmerksamkeit mir gegenüber. Dass er was mir mir machen WILL, bevor der Alkohol kam haben wir oft was miteinander gemacht und einfach gerne Zeit miteinander verbracht. Paarstunden gibt es genau 4 Stück . Für mich ist das eindeutig zu wenig. Denn wir brauchen im Moment wirklich einen Schiedsrichter bei Gesprächen weil die Wut einfach gerade in mir sitzt und ich einfach so unfair werde dann. Ich weiß es ja, kann aber oft einfach nicht aus meiner Haut. Der Haushalt, die Kinder, Hund und Arbeit: das stemme ich tatsächlich. Aber ich brauche eben zum Ausgleich auch mal den Mann dazu! Essen gehen, mal was schönes machen. Jetzt waren wir mal weg und hatten nen babysitter und dann ist er Original danach in die Nachtschicht gefahren. Ich Fall manchmal echt vom Glauben ab. Ich war gleich wieder auf 180🙈. Ich bin so ne richtig frustrierte Hausfrau gerade. Und das steht mir nicht. Am Schluss bekomm ich noch Falten...ich hab wirklich power und ich bin ein Macher und komme bestens alleine klar. Aber wenn ich nen Partner habe, dann dich bitte nicht nur um sich gegenseitig die Haustürklinke in die Hand zu drücken. Und er kümmert sich am Wochenende auch um die Kinder, aber ich will auch jemand der sich mal wieder um mich (ähmmmmm und meine Bedürfnisse) kümmert.

  • Hallo Mira,

    es ist verständlich, dass Dir alles über den Kopf wächst. Du hast ja auch kaum Ruhe mal zu Dir selbst zu finden.
    Du schriebst vor einigen Tagen " jedes 2. Wochenende wäre eigentlich drin".
    Konntest Du diese Idee weiter verfolgen?

    Aufmunternde Grüße
    Einhorn

  • Zitat

    Denn wir brauchen im Moment wirklich einen Schiedsrichter bei Gesprächen weil die Wut einfach gerade in mir sitzt und ich einfach so unfair werde dann.

    Vielleicht ist das ein Grund, weshalb dein Mann "flieht"? :wink:

    Von Suff auf Nüchternheit ändern sich viele Ansichten, bzw. sind die geänderten Ansichten der Grund, weshalb die Nüchternheit dem Suff vorgezogen wird. (Ein fließender Übergang.)

    Grüße

  • Ja das wäre drin, würde nicht wieder doch gleich eine Geschäftsreise anstehen, der Babysitter absagen und schon bin ich wieder enttäuscht. Und dann ist jede Woche jetzt ein Geburtstag oder Taufe oder oder oder.... ich fahr jetzt dann einfach ein Wochenende mit ner Freundin weg und Jammer die dann das ganze Wochenende zu. Normalerweise ist jammern gar nicht so meins: ich hin die powerfrau die immer alles schafft, die immer ne Lösung findet, die immer gute Laune hat. Aber langsam brodelt es einfach so in mir....

  • @ hull: na klar hat er deswegen keine Lust und ich verstehe das sogar. Aber in mir ist auch ganz viel unverarbeitet... und er bekommt tatsächlich zuviel Frust ab. Aber um 22:00 bin ich fix und alle und hab einfach nur noch schlechte Laune

  • Zitat

    Jetzt waren wir mal weg und hatten nen babysitter und dann ist er Original danach in die Nachtschicht gefahren. Ich Fall manchmal echt vom Glauben ab. Ich war gleich wieder auf 180


    Sorry, das versteh ich jetzt nicht ganz...

    Hat er denn Einfluß darauf wann er zur Nachtschicht muss?
    Hätte er andere Möglichkeiten gehabt?
    Wie hätte es aus Deiner Sicht laufen können?

    Bitte versteh mich nicht falsch, ich versteh es nur nicht

    Liebe Grüße Einhorn

  • Ich kann mich ja selber manchmal nicht verstehen Einhorn , also keine Sorge . Also zur Erklärung: er arbeitet normalerweise keinen schichtdienst. Das ist auch nur vorrübergehend. Aber ich wollte halt nicht eine Stunde zum Essen gehen und danach alleine nach Hause fahrend hab mir den Abend irgndwie anders vorgestellt

  • Mira, ich kann Dich schon sehr gut verstehen, Deine Gefühle, Deine Enttäuschung...
    Ich konnte nur die Situation nicht nachvollziehen, warum man ausgeht, obwohl vorhersehbar ist, dass es quasi nur auf dem Sprung ist, weil der andere ja arbeiten muss und sich so wahrscheinlich gar nicht auf das Gemeinsame einlassen kann.

    (Mir ging es jedenfalls so, wenn ich wüsste dass ich danach arbeiten muss.Von der körperlichen Belastung will ich erst gar nicht reden )
    Ich weiß nicht wie es Dein Mann empfunden hat? Könnte es sein, dass er Dir zuliebe mitgegangen ist? Veilleicht um etwas gut zu machen, was sich dann leider als das Gegenteil herausgestellt hat?
    Konntet ihr vorher oder nachher über die Situation sprechen?

  • Nicht wirklich. Wir sehen uns leider wirklich nur novh soöt abends unter der Woche oder kommen am Wochenende wenn die Kinder im Bett sind und sonst nichts ansteht mal kurz zum Reden. Aber eigentlich ist das keine gute Gesprächszeit, weil wir da einfach beide am Ende sind. Er versucht eh immer ganz verständnisvoll zu sein. Aber ich glaube er nimmt mich nicht ernst ..

  • Hallo Mira,

    ich kann deinen Frust gut verstehen. Du fühlst dich verletzt und links liegen gelassen. Das würde ich in deiner Situation auch so fühlen.


    Normalerweise ist jammern gar nicht so meins: ich hin die powerfrau die immer alles schafft, die immer ne Lösung findet, die immer gute Laune hat. Aber langsam brodelt es einfach so in mir....


    Frustiert zu sein und das kommunizieren zu wollen, ist gar nichts schlechtes oder ungewöhnliches. Immer gute Laune zu haben ist sowieso unmöglich (und auch irgendwie suspekt).

    Zum Zeitproblem kann ich nichts hinzufügen, außer nocheinmal zu betonen, dass es eine Prioritätenfrage ist. Was du abgeben kannst und was nicht, musst du selbst entscheiden.
    Aber es scheint auf der Hand zu liegen, dass irgendein Aspekt abgegeben oder der Aufwand dafür gekürzt werden muss.
    Sonst wirst du weiter frustriert sein, dein Mann sich weiter entfernen, und ihr werdet gar nicht die Zeit aufbringen um zu versuchen eine qualitative Zeit miteinander zu verbringen.

    Es ist verständlich, dass du überfordert bist, aber dein Mann kann nicht als Ventil dafür herhalten, vorallem jetzt nicht, wo er selbst nicht sehr belastbar ist.
    Natürlich entfernt er sich dann zusätzlich, er bekommt signalisiert, dass Zeit mit dir, Stress für ihn bedeutet.
    Das heißt nicht,dass du alles runterschlucken sollst!
    Du brauchst ein anderes Ventil wie schreiben oder Sport oder was dir Spaß macht.
    Bzw. ist es wichtig, dass du deinen Frust und deine Gefühle mit deinem Partner kommunizieren und teilen kannst, ohne sie ihm an den Kopf zu werfen.
    Auch wenn sein Verhalten verletzend für dich ist und das legitim ist so zu fühlen ist, denke ich nicht, dass es seine Intention ist dir mutwillig weh zu tun. Oder dass es ihm egal ist, wie es dir geht..
    Er ist nicht dein Feind, du musst ihn nicht angreifen oder dich vor ihm verteidigen.

    - Kennst du die Gewaltfreie Kommunikation Marshall B. Rosenberg? Auf Youtube gibt es einpaar Videos diesbezüglich, aber auch sonst findet man hilfreiche Seiten darüber, wo man lernen kann, Probleme und Konflikte so auszudrücken, dass es zu einer Lösung kommt und nicht zum Streit. Vielleicht hilft es dir.

    - Es gibt noch eine Methode, die Nähe schaffen kann und die Bindung stärkt. Dafür braucht ihr 1 Stunde Zeit, besser wären 1 1/2 bis 2. Es ähnelt ein wenig AA Kommunikationsweisen.
    Jeder darf für 25-30 min. reden.
    Die Regeln:
    - der/die andere darf nichts sagen. Er/sie darf nur zuhören.
    - wie auch nichts anderes machen (also Bildschirme und andere starke Ablenkungen sind verboten)
    - Die Person die spricht, darf nur über sich sprechen und was sie beschäftigt. Es ist wie ein Monolog oder ein Audiotagebuch.
    - Keine Unterstellungen, Beschimpfungen und Vorwürfe (verständlicherweise), man soll immer bei sich bleiben.

    Danach ist der/die Andere daran und wenn man danach noch Zeit hat, kann man eine halbe Stunde - Stunde dürfen beide über die Themen die angesprochen wurden sich austauschen.
    Es mag anfangs etwas gekünstelt oder erzwungen oder auch lachhaft wirken, aber haben therapeutische und psychologisch durchdachte Grundlagen und wenn ihr es einfach einmal probiert, spürt ihr wahrscheinlich die positiven Effekte. Vorallem wenn ihr es schafft es regelmäßig zu machen, einmal in zwei Wochen, oder auch nur einmal im Monat.

    Ich weiß, dass diese Sachen alle leichter gesagt, als getan sind. Mir fällt es auch nicht leicht, vorallem, dass man bei sich bleibt und dem Gegenüber keine Vorwürfe macht.
    Vielleicht helfen dir die Tipps.

    Ich wünsche dir alles Gute,
    sorra

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