Hallo,
ich habe das Forum hier nicht vergessen und will euch heute einen Update geben, da er Hoffnung macht.
Wie ging es bei mir weiter ?
Die Berufung beim Oberlandesgericht wurde im Herbst 2008 abgelehnt, das Aufenthaltsbestimmungsrecht war nun bei meiner Ex. Zwar kam noch eine Ansage der vorsitzenden Richterin: "Noch ein Rückfall und die Kinder sind weg". Dem war dann aber nicht so, wie sich zeigen sollte.
In der Zeit danach gab es viele unerfreuliche Erlebnisse, wie wahrscheinlich bei jeder Scheidung. Sie hatte immer wieder Rückfälle, aber das ist nie „offiziell“ aufgefallen. Insgesamt gab es 3 Fälle, bei denen es so schlimm war, dass sie freiwillig in die Entgiftung gegangen ist, i.d.R. wenn die Kinder bei mir waren, mit der kurzfristigen Info, die Kinder sollen jetzt mal kurz bei mir bleiben. Das erste Mal habe ich meine Ex selbst noch nachts in das nächste geeignete Krankenhaus gebracht. Könnt euch vorstellen, wie das als Vollzeit-Angestellter ist, kurzfristig wieder 3 Kinder im Haushalt zu haben. Sie waren dann meist 2-3 Wochen bei mir und dann sollten sie wieder zu ihr zurück. Ich habe die Vorkommnisse auch alle immer dem Jugendamt und dem Gericht gemeldet, was dann zwar immer wieder Aktivität auslöste, aber keine echte Änderung. Meine Ex wechselte nach jeder Entgiftung den Therapeuten, da sie Vereinbarungen nicht eingehalten hatte, war dann wieder reumütig, gab sich therapieoffen, einsichtig etc., es gab immer positives Feedback, war ja auch immer der Erstkontakt. Beim letzten Mal hat sich dann das Jugendamt massiv dafür eingesetzt, dass die Kinder jetzt mal länger bei mir bleiben. Es wurde dann Ende 2010 auf freiwilliger Basis vereinbart, dass sie erst mal 9 Monate bei mir sind und dann sehen wir weiter. Ich konnte mich dann mit Hilfe eines Au-Pairs gut auf die Situation einstellen, kann auch viel von Zuhause arbeiten, war also alles gut.
Nach den 9 Monaten wollte meine Ex, dass die Kinder unbedingt zu ihr zurück sollten, vermutlich auch stark wegen des Unterhalts, den ich bezahlen muss. Nach all den Erfahrungen der Zeit seit der Trennung, Rückfälle, Entgiftungen, Kinder über Nacht zu mir, Mutter wieder im Krankenhaus, dachte ich, das muss doch mal ein Ende haben. In der Zeit, als die Kinder bei mir waren, gab es nie ein Problem. Als ich den Richter dann fragte, was denn gegen mich spricht, war die Antwort recht lapidar: Nichts, gar nichts, wir wollen es aber weiter mit der Mutter versuchen….
Die Kinder mussten also wieder zurück zur Mutter und dennoch wollte ich es nicht dabei belassen, es gab viele Termine mit dem Jugendamt, Termine bei SOS Kinderdorf, um ein passendes Umgangsmodell zu finden, aber kein wirklicher Fortschritt. Nachdem es wieder Rückfälle gab und ich bei Gericht nicht nachgelassen habe, wurde seitens des Gerichts Ende 2011 beschlossen, ein Sachverständigengutachten erstellen zu lassen bzgl. der Frage, wo die Kinder besser sein sollten. Dieses lag dann im Frühjahr vor, der gleicher Tenor wie bisher: Er spricht gar nichts gegen den Vater, aber die Mutter ist ja nun sehr einsichtig, therapiewillig und es gäbe daher eine gute Prognose….keine Kindeswohlgefährdung bei der Mutter…
Am 31.7.2012 war dann die Verhandlung beim Amtsgericht und ich habe alles krachend verloren. Die Kinder sollen bei der Mutter bleiben und ich solle alle Verfahrenskosten bezahlen. Allein das Gutachten hat über 6.000.- gekostet und ich solle das mit der Begründung bezahlen, dass es ja hauptsächlich wegen meiner Bedenken erstellt wurde. Das muss man sich mal vorstellen, da ist eine Mutter anerkannte Alkoholikerin, hat Rückfälle, muss regelmässig zur Entgiftung ins Krankenhaus und ich muss ein Gutachten bzgl. Erziehungsfähigkeit bezahlen. Ich war komplett am Ende, resigniert, habe beschlossen, alles Kämpfen aufzuhören, bis zum 15.8.2012. An diesem Tag, 2 Wochen nach der Gerichtsverhandlung wurde ich von der Polizei angerufen, ob ich meine Kinder in der Wohnung meiner Ex abholen könne, es gibt ein Problem. Ich bin sofort hingefahren und, es waren 2 Polizeistreifen mit 4 Beamten da, meine Ex und meine Kinder. Was war passiert ? Sie hat wohl seit der erfolgreichen Gerichtsverhandlung heftigst getrunken, ist dann an dem Tag mit dem Auto zu einer Tankstelle gefahren, um dort 2 Flaschen Wodka zu kaufen, um Nachschub zu holen. Der Tankwart hat die bedrohliche Situation erkannt und hat die Polizei gerufen. Diese haben dann einen Alkoholpegel von 3,4 Promille festgestellt. Sie haben sie dann nach Hause gebracht, dort die Kinder gesehen und mich informiert. Sie wurde direkt von der Polizei zur Entgiftung gebracht, Führerschein weg, etc. Wie die Kinder mir dann erzählt haben, haben sie die letzten 2 Wochen den Haushalt gemacht, Einkaufen, Kochen, Abspülen, Wäsche waschen etc. Die Mutter hat ihnen strikt verboten, mit mir darüber zu sprechen. Es waren ja die ersten 3 Wochen der Schulferien, die sie bei der Mutter verbringen wollten, daher haben wir uns nicht gesehen und am Telefon war immer alles ok.
Dann ging alles sehr schnell. Einspruch beim OLG bzgl. des Urteils vom 31.7.2012, das Verfahren wurde dann sogar rein schriftlich abgewickelt, da so eindeutig, Aufenthaltsbestimmungsrecht bei mir, Kosten des Gutachtens hälftig etc.
Seither leben die Kinder bei mir, sehen ihre Mutter regelmässig, diese hat weiter Rückfälle und auch Entgiftungen, aber das bekommen die Kinder nicht mehr in voller Härte mit, ich denke, es ist auch ein wenig besser geworden. Jetzt ist alles so, wie ich es eigentlich wollte, die Kinder haben seither ein gutes und sicheres Zuhause und sie sagen heute auch, dass es so besser ist als alles vorher. Mein Sohn hat heuer eine Ausbildung begonnen, meine ältere Tochter beginnt im Frühjahr ein Studium und die Jüngste macht in 2 Jahren ihr Abi.
Das sind jetzt einige wenige Zeilen, die Details würden Bücher füllen, es war ein unglaublich harter Kampf und ich bin in der etwas priviligierten Lage, dass ich mir diesen Kampf leisten konnte, finanziell, emotional und intellektuell. Es kostet unglaublich viel Kraft und am Ende war fast alles umsonst, fast. Hätte der Tankwart einfach nur Wodka verkauft, hätte wieder niemand etwas gemerkt, bis zum nächsten Mal, bis was Schlimmeres passiert…
2 Dinge haben mich in der ganzen Zeit am meisten frustriert. Die wechselnden Therapeuten meiner Ex, die jedes Mal wieder die Einsichtigkeit ihrer Patientin und die positive Prognose ausgeführt haben und ein Richter, der nichts anderes Im Sinn hat, als die Kinder bei der Mutter zu belassen und jedes Mal wieder auf die Therapeuten hört. Nie sprach was gegen mich, aber das hat niemanden interessiert, besser eine kranke Mutter, als einen gesunden Vater, das war sehr erniedrigend. Kein Risiko bei mir, aber eine gewisses bei der Mutter, aber das ist besser ---unverständlich
Ich verstehe ja, dass Therapeuten erstmal ein Vertrauensverhältnis zu Ihren Patienten aufbauen müssen und dass sie versuchen, Ihre Patienten maximal zu unterstützen. Es darf aber nicht sein, dass immer wieder die vereinbarten Regeln ohne Konsequenz gebrochen werden, es darf nicht sein, dass man nur den Patienten in den Vordergrund stellt, es geht sehr wohl auch um die Kinder und was für die Kinder das Beste ist. Mir ist auch klar, dass meine Ex sehr gut rüber kommt, wenn sie nichts getrunken hat, es darf erfahrenen Therapeuten aber nicht passieren, sich so instrumentalisieren zu lassen, und das wieder und wieder. Wenn dann dazu noch ein schwacher Richter kommt, der die Muster ja auch sehen muss, aber immer wieder auf einen Therapeuten hört, dann ist das Chaos perfekt. Das Ergebnis am Ende ist ja richtig und gut, aber es hat für die Kinder 4 Jahre gedauert, bis eine echte Stabilität eingetroffen ist.
Zum Glück hatte ich sehr viel Unterstützung und positive Erfahrungen, primär von meiner Familie und meinen Freunden, aber auch meinen Arbeitgeber habe ich informiert und auch hier nur positive Erfahrungen gemacht. Das Jugendamt war sehr engagiert und hat sich wirklich bemüht, ist aber letztlich auch an den Empfehlungen der Therapeuten und den Entscheidungen des Gerichts gescheitert. Geholfen haben mir auch viele Gespräche mit Institutionen wie Al-Anon, Blaues Kreuz, Familien-Notruf, SOS Kinderdorf. Sehr hilfreich war auch dieses Forum und seine tollen Mitglieder. Es tut einfach gut, zu sehen, man ist nicht alleine und man bekommt immer Zuspruch und Unterstützung. Und daher will ich heute etwas zurückgeben: Es lohnt sich zu kämpfen, Du bist nicht allein, Deine Kinder sind es wert.
Und dieses Forum ist sehr hilfreich.
Danke