• Guten Morgen an alle!

    Wie schon gestern angedeutet habe ich die erste Woche eigentlich nichts umsetzen können, was ich mir vorgenommen habe. Es gab ein ganz blödes Erlebnis, das mich ziemlich kalt gelassen hat. Meine Vorgesetzten sehen das als souveräne Reaktion, mich erschreckt es eher, wie abgestumpft ich geworden bin. Dann gab es auch einige Erfolgserlebnisse mit viel Lob und Komplimenten. Die haben mich nicht kalt gelassen. Im Gegenteil - das war mir so elend unangenehm. Ein bisschen freuen konnte ich mich erst abends zu Hause. Ist das normal??? Das ist doch fast wie beim nassen Alkoholiker selbst, dass man einfach nur noch als Hülle durch den Alltag läuft und die normalen Gefühle irgendwie nicht funktionieren wie sie sollen.

    Da die Woche ziemlich stressig war sah ich wohl auch teilweise etwas getresst aus. Mindestens einmal am Tag kam von irgendwem ein Spruch wie"nächste Woche ist ja xy wieder da", "Vermisst Du ihn schon?, "ich hätte dich fast nicht erkannt ohne xy" o.ä. Ja, der kommt nächste Woche aus dem Urlaub wieder und trinkt bestimmt immer noch täglich seine drei Bier. Ich bin inzwischen sicher, dass ich nicht so tun kann, als wüsste ich das nicht. Aber wie komme ich da raus, ohne dass allen Kollegen auffällt, dass da etwas nicht stimmt?

    Ja, ich habe mich ziemlich klar entschieden, dass ich das Trinkverhalten so nicht mit ansehen kann. Ich verarbeite noch die letzten Jahre mit meinem Mann und kämpfe um jedes Stückchen Normalität. Ich bin noch nicht soweit, Ähnliches mindestens 35 Stunden pro Woche wieder vor der Nase zu haben. Daheim ist momentan alles so schön harmonisch und erschreckend einfach, aber das kleine Teufelchen auf meiner Schulter schreit ständig: "halt, das ist zu einfach, hier stimmt was nicht". Und im Büro das gleiche in grün, nur dass ich weiß, hier stimmt was nicht.

    Meine Kleine ist gerade erkältet, am liebsten würde ich mich is Montag mal kurz anstecken. Aber irgendwann muss ich da sowieso wieder hin. Die Versuchung, mich einfach wie immer komplett zurückzuziehen und meinen Kopf auf "interessiert mich alles nicht" zu programmieren ist gerade so groß, und das bei allen guten Vorsätzen.

    Was wahrscheinlich jedem beim Lesen schon auffällt und ich auch einfach nicht begreifen kann, ist die Frage: wenn sie jetzt versucht hat, mal wieder eine normale freundschaftliche Beziehung aufzubauen, warum dann ausgerechnet wieder mit einem (wahrscheinlich) Alkoholiker? Schön blöd, oder?

  • Hallo Sternchen,

    Zitat

    warum dann ausgerechnet wieder mit einem (wahrscheinlich) Alkoholiker? Schön blöd, oder?


    Nö, finde ich gar nicht blöd.
    Ich denke es liegt daran, das du ein großes Maß deines Selbstbewußtseins davon abhängig machst, was du für andere tust.
    Im nachhinein kann ich dies für mich unterstreichen.
    Wenn ich mir nicht vorstellen kann "einfach nur" geliebt zu werden, neigte ich dazu, mich als Kümmerer zur Verfügung zu stellen.
    Gebraucht werden, sich unentbehrlich machen, dann mußte man mich doch lieben.
    Wer glaubt sich Liebe "verdienen" zu müssen, ist hochgradig CO gefährdet.
    Sicher spielt auch die Erziehung hinein. Wir hatten mal einen Thread dazu:
    https://beispiel.rocks/beispiel.rocks…topic30773.html


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Zitat

    Wenn ich mir nicht vorstellen kann "einfach nur" geliebt zu werden, neigte ich dazu, mich als Kümmerer zur Verfügung zu stellen.
    Gebraucht werden, sich unentbehrlich machen, dann mußte man mich doch lieben.

    Ach Mist, jetzt hatte sich in meinem Kopf schon so eine schöne Antwort formuliert. Kollege xy "funktioniert" ja noch, ich wusste bis vor kurzem nicht wieviel er trinkt und ich "kümmere" mich sicher nicht um einen 10Jahre älteren Mann, den ich nicht mal besonders gut kenne. Ja, und dann sind mir die kleinen Zettel wieder eingefallen, die ich oft hingelegt habe. Vergiss deinen Termin nicht, du wolltest heute unbedingt xxx anrufen, Hast du eigentlich schon...

    Ja, er ist schusslig und vergesslich und manchmal kontrolliere ich seine Arbeit und stecke ihm dann heimlich, wo er noch Fehler korrigieren muss. Sch..., ich bin im Büro mehr CO als zu Hause. Das macht die Situation jetzt nicht wirklich besser. Wie komme ich da jetzt wieder raus?!?!?!

  • Guten Morgen,

    heute habe ich sehr schlecht geschlafen und meine Gedanken sind wieder auf ihrer Achterbahnfahrt. Kennt ihr das, wenn man das Gefühl hat, man sei überhaupt nicht eingeschlafen, weil man bei jedem Aufwachen genau da wieder ansetzt, wo man beim Eindösen war?

    Am WE habe ich zu Hause gearbeitet. Über 3 Stunden und natürlich unbezahlt. Und ich war kein bisschen genervt oder gestresst. Im Gegenteil, mir macht meine Arbeit eigentlich immer noch Spaß. Ich war mir eine Weile nicht sicher, weil ich gerade so ungern hingehe. Aber an der Arbeit selbst liegts offensichtlich nicht.

    Lösungen sind nach wie vor keine in Sicht. Für diese Woche habe ich mir nur vorgenommen, meine eigene Arbeit zu machen und meinem Kollegen seine Arbeit zu überlassen. Aber schon das wird verdammt schwer... Weil er es inzwischen irgendwie erwartet.

    :(

  • Hallo Sternchen,
    Na, dann lass ihn doch warten ... ich taet auch gerne bezahlt in einem Buero hocken und drauf warten, dass Jemand Anderes meine Arbeit macht!

    Was kann denn passieren, im schlimmsten Fall? Dass er Dir seine Freundschaft entzieht? Ist es denn eine, also eine die auf Gegenseitigkeit beruht? Oder vielleicht doch eher ne Einbahnstrasse, in der die Energie immer von Dir zu ihm fliesst?

    Jemand hat mir mal gesagt, es gibt Menschen, die sind wie Energie-Zecken. Saugen sich voll mit der Lebensenergie Anderer und lassen diese schlaff und Blutleer zurueck. Und "Zecken" sollte man meiden. Die echten und die Energiezecken!

    Lindi

  • Hallo Sternchen,

    Zitat

    Ach Mist, jetzt hatte sich in meinem Kopf schon so eine schöne Antwort formuliert.


    ich kenne solche Antworten, mit irgend etwas mußte ich mich auch immer selbst "ruhigstellen", um alles als nicht so schlimm zu empfinden.

    Zitat

    ich bin im Büro mehr CO als zu Hause


    du hast dein Einsatzfeld nur verlagert, das kenne ich sehr gut, hat bei mir auch funktioniert, der Beruf passt auch noch dazu, das es erst einmal nicht auffällt.
    Mich hat dann jemand sehr unsanft drauf hingewiesen.

    Zitat

    Wie komme ich da jetzt wieder raus?!?!?!


    Alkoholismus am Arbeitsplatz decken, ist erst einmal auch Verhalten, hast du ja selbst geschrieben.
    Seid ihr ein großer Betrieb? Dann gibts einen Betriebsrat, den du fragen kannst, ob es eine Suchtvereinbarung gibt, oder vielleicht einen Suchtkrankenhelfer.
    Wenn du das hinterher arbeiten bei deinem Kollegen unterläßt, welche Konsequenzen hätte es?
    Es ist kein Verpetzen wenn du Vorgesetzte ansprichst, vielleicht braucht er gerade dies um seinen Tiefpunkt zu spüren und handeln zu können.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Guten Morgen Lindi,


    Zitat

    es gibt Menschen, die sind wie Energie-Zecken. Saugen sich voll mit der Lebensenergie Anderer und lassen diese schlaff und Blutleer zurueck. Und "Zecken" sollte man meiden.

    Nein, eher das Gegenteil trifft zu. Er ist eher jemand, der anderen hilft, teils freiwillig und gerne, teils weil er absolut nicht nein sagen kann. Arbeit abgeben kommt eigentlich gar nicht in Frage und es ist schon ein schwer zu ertragendes Drama, wenn er sich für 5 Minuten ein Feuerzeug leihen muss. Vielleicht habe ich mich anfangs einfach geschmeichelt gefühlt, weil er von mir Hilfe angenommen hat.

    Freundschaft? Schwer zu beurteilen bei einem konfliktscheuen Menschen.

    Naja, ich habe eine Liste gemacht mit den Arbeiten, die er erledigen muss damit ich mit meiner Arbeit weitermachen kann. Und ihm gesagt, er soll mir Bescheid geben, wenn er fertig ist.

    Er hat sich gleich darauf gestürzt und arbeitet sie ab. Obwohl er echt wichtigeres zu tun hat. Hauptsache keinen Ärger bekommen...?

  • Hallo Morgenrot,

    ja, wir haben einen Betriebsrat, eine Suchtvereinbarung und eine Suchthelferin. Gegen die Suchthelferin liegen bisher vier Beschwerden beim Betriebsrat vor. Sie ist ein ziemlich dominanter, gemeiner Mensch und tratscht noch dazu gerne.

    Vor zwei Jahren war ich wegen einem wirklich schweren Alkoholiker beim Betriebsrat. Ich musste jeden Morgen an ihm vorbei und der Schnapsgeruch war unerträglich. Dazu ständige Fehlzeiten von ein paar Tagen, falsche oder keine Informationen zu seinen Projekten und extreme Wutanfälle. Dann ging es los, dass er Schnapsflaschen in seinem Schreibtisch und in seiner Tasche hatte und während der Arbeitszeit für Stunden verschwand und offensichtlich betrunken wiederkam.

    Der Kollege ist ebenfalls ein netter Mann (nüchtern zumindest) und es macht mich traurig, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass er die nächsten Jahre überlebt. Ja, er sitzt auch nach zwei Jahren noch an seinem Platz, riecht nach Schnaps und verschwindet zum Trinken.
    Eine Kollegin die direkt mit ihm zusammenarbeitet wurde schon fast abgemahnt, weil sie sich mehrfach über die Auswirkungen seines Alkoholproblems beschwert hat. Angeblich alles nicht wahr.

    Was wird ein solcher Betriebsrat zu meinem jetzigen Fall sagen? Vielleicht drei Bier oder mehr täglich - Bier ist doch okay, die Menge auch und er trinkt nicht während der Arbeitszeit. Er vergisst Termine und schafft seine Arbeit nicht mehr - klar, im Moment sind wir alle überlastet, viele Aufträge, Urlaubszeit.

    Passieren wird nichts, wenn ich mein Verhalten ändere. In unserer Firma darf man beliebige Beträge in den Sand setzen, irgendein vernünftig klingender Grund findet sich immer.

    Ich habe ihn gestern auf die Lüge angesprochen. Davon aber morgen mehr, ich muss langsam los.

    Schönen Arbeitstag an alle!

  • "Stell Dir vor, jemand erzählt Dir während einer Unterhaltung, er sei 51 Jahre alt. Einige Wochen später erzählt er Dir plötzlich, er sei 54. Und das, obwohl Du nie nach seinem Alter gefragt hast. Wenn das jemand war, vor dem Du vorher Achtung und Respekt hattest, ändert sich dadurch irgendwie alles. Du hast keine Lust mehr, ihm zuzuhören, weil Du sowieso nicht wissen kannst, was alles wahr ist und wo Du unnötig beschwindelt wirst. Du willst nichts mehr von Dir erzählen, weil diese Art von Offenheit einfach auf Gegenseitigkeit beruhen muss. Und irgendwie bist Du einfach frustriert, weil du nicht verstehen kannst, wieso du wegen einer Sache, nach der du nicht einmal gefragt hast, angelogen wirst.
    Also, warum trinkst du mal "1-2" Bier, mal "so 3" täglich? Ich habe nicht danach gefragt, warum hast du mich mindestens einmal angelogen?"

    Diese Ansage hat mich wirklich Überwindung gekostet. Ergebnis: versteht er nicht. An die Gespräche kann er sich nicht mehr so deutlich erinnern, aber er habe sich immer um Aufrichtigkeit bemüht. Statt ehrlicher Erklärung gab es Entschuldigungen und eine detaillierte Beschreibung seiner Trinkgewohnheiten im letzten Jahr (im Urlaub wars natürlich (??!!??) etwas mehr), obwohl ich mehrfach mit "ich will es nicht wissen, ich will nur nicht angelogen werden" unterbrochen habe.

    War also alles mehr als frustrierend, wie man wahrscheinlich gestern schon rauslesen konnte. Dafür fällt es mir momentan wirklich recht leicht, ihm nicht hinterherzuarbeiten. Ansonsten bin ich nur froh, wenn die Woche vorbei ist.

  • Hallo Sternchen

    wenn der Fehler im System liegt - dann kann man nur das System verlassen. Du bist in einem Alter, in dem Du noch problemlos die Arbeitsstelle wechseln kannst.

    Wenn die Firmenleitung u.a. alkoholbedingtes Verhalten kaschiert und unter den Tisch kehrt - kann und sollte es nicht Deine Aufgabe sein, daran was zu ändern (es sei denn, Du sitzt an geeigneter Position).

    Zu Deinem Kollegen:
    WAS erwartest Du von einem alkoholkranken Menschen? Ist das nicht die Regel: Lügen - Entschuldigung - Verharmlosung - bei negativen Konsequenzen Wutanfälle? - Für mich gehört das zum Krankheitsbild Alkoholmißbrauch und leider zerstört der Alkohol auch das Gehirn. Manchmal dauerhaft. Ich habe mich mit den frühen Anzeichen der Korsakow-Krankheit beschäftigt - damals - als ich sehr verzweifelt versucht habe, die Winkelzüge meines XY und seine Logik? (falls es eine gäbe) zu verstehen.
    Dabei wurde mir nach und nach klar, daß es garnichts zu verstehen gibt - sondern nur die Frage: Wie kann ich mich davon distanzieren, um nicht selbst auf irgendeine Weise krank zu werden. Ich glaube, es geht nicht darum, daß Du Deine(n) Kollegen richtig behandelst - sondern darum, daß Du für Dich richtig handelst und keine Erwartungen an einen kranken Menschen hast, die dieser in der augenblicklichen Situation einfach nicht erfüllen kann.

    LG Nys

  • Hey Sternchen,

    Nys hats ja schon geschrieben: das ist wohl klassisches Suchtverhalten. Der Kollege wird es wahrscheinlich nicht wahrhaben wollen und glaubt seine Aussagen selbst. Daher ist es ihm nicht verständlich, was du da hast.

    Wenn du ihm dann hinterherarbeitest, merkt er die Konsequenzen seiner Erkrankung selbst nicht und glaubt weiterhin, alles sei in Butter.

    Wenn es in deinen Augen keinen anderen Ausweg gibt, die Tätigkeit durch das Problem des Kollegen für dich unangenehm wird, würde ich überlegen, die Arbeit zu wechseln.
    Das dürfte doch noch machbar sein?

    Liebe Grüße,
    Zimttee

  • Guten Morgen,

    Danke für eure Antworten. Die Firma zu wechseln stellt eine Möglichkeit dar, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Allerdings muss ich wirklich sagen, dass ich momentan gar nicht mehr so unglücklich bin. Seit diesem komplett unnötigen Gespräch und der Reaktion darauf weiß ich ja, woran ich bin. Kollege säuft gerade ein bisschen in seiner Arbeit ab, und hat auch schon einige Male mit bittenden Blick und "Könntest Du vielleicht" angesetzt. Aber die letzten Tage musste ich ihn nur ansehen und er hat die Klappe gehalten. Bei mir läufts dafür richtig gut, ich habe die Urlaubszeit aufgeholt, alte Dinge abgearbeitetund die aktuellen wieder komplett im Griff.

    Okay, etwas Mitleid ist immer noch da, lässt sich aber aushalten. Ich genieße einfach ein bisschen die Situation und wie leicht plötzlich alles ist, seit ich meinen Tagesablauf meiner Arbeit anpasse und nicht um irgendwelche Bedürfnisse von Kollegen herumplane. Also auf jeden Fall VIELEN DANK fürs drauf aufmerksam machen. Jetzt sehe ich das selbst ganz deutlich und kann nur kopfschüttelnd fragen: Wie issn das passiert ?!? :shock:

  • Guten Morgen,

    ich bin ehrlich gesagt erstaunt, wie schnell ein Mensch (vermutlich Alkoholiker, genaues weiß man ja nicht, oder ?) hier mal aufgrund weniger Angaben abgebügelt wird. Auch die erteilten Ratschläge entbehren für mich zumindest nicht eines gewissen Zynismus.

    Alkoholismus wird von den meisten Usern hier als Krankheit gesehen und anerkannt. Würde man mit jemanden, der eine anerkannte, chronische Krankheit hat, ebenso umspringen ? Ihn ausgrenzen, ihn meiden, sich beim Betriebsrat wegen ihm vorstellig machen ?
    Aus der Ferne Korsakow diagnostizieren, nur weil er sein Alter einmal mit 51 und einmal mit 54 angibt ?

    Alkoholismus ist in unserer Gesellschaft tief verwurzelt, zudem die Dunkelziffer entsprechend hoch. Der Ratschlag, sich eine andere Arbeitsstelle zu suchen, um somit dem Thema Alkohol aus dem Weg zu
    gehen, halte ich für etwas blauäugig.

    Ganz allgemein bin ich ehrlich gesagt etwas schockiert, daß gerade in einem Forum, in dem auch Alkoholiker schreiben, so unsensibel und oberflächlich mit der Thematik umgegangen wird. Und sowas passiert mir wirklich selten.

    Aber der Alkoholiker an sich scheint sich tatsächlich gut als allgemeiner Sündenbock zu eignen.

    Gruß Andreas

  • Hallo Andreas

    jetzt bin ich schockiert!

    um bei meinem Beitrag zu bleiben, dann habe ich Korsakow nicht diagnostiziert - sondern gesagt, daß ich mich damit beschäftigt habe.

    Meinen Beitrag möchte ich nicht als Angriff auf den Kollegen von Sternchen verstanden wissen!

    Es gibg darum, ob sie sein doch etwas auffälliges Verhalten verstehen muß oder nicht. Ich meine sie regt sich über ihn auf - obwohl er wahrscheinlich krank ist. Das ist ja wohl was anderes - als über jmd. rüber bügeln.

    Was wäre denn Dein Vorschlag - wenn sie offensichtlich an ihrer Abeitsstelle ständig mit alkoholbedingtem Verhalten konfrontiert ist - und der Arbeitgeber das nicht beachtenswert findet?

    Gruß Nys

  • Hallo Andreas,

    mich würde dann natürlich auch mal Deine Meinung interessieren. Wie sollte ich mich denn weiter verhalten? Mit meinem Mann war eine Beziehung in seiner nassen Zeit auf keinen Fall möglich. Freunde hat er größtenteils auch verloren. Sollte ich mich wirklich um eine freundschaftliche Beziehung mit einem Menschen bemühen (wie Du vielleicht gelesen hast ist das für mich wirklich eine große Mühe), der möglicherweise ebenfalls ein Alkoholproblem hat?

    Es geht mir hier nicht um meinen Kollegen, von mir aus soll er trinken so viel er will. Arbeiten mit ihm geht auch, seit ich mich eben auf meinen Teil der Arbeit konzentriere. Mir ging es hier eher um den freundschaftlichen Teil. Das war eigentlich wirklich schön und ich war viel weiter als die letzten Male, als ich so etwas versucht hatte. Aber irgendwie ist das am Thema Alkohol gescheitert. Schon der Satz "wenn er nicht schon Morgens getrunken hat war er ja gar kein richtiger Alkoholiker" war der Anfang vom Ende. Für mich klang das wie "stell dich nicht so an...". Ein Freund reagiert anders...

    Ich habe nicht vor, jemanden fertig zu machen, nur weil er vielleicht krank ist. Aber ich werde ihn vielleicht aus meinem Leben ausgrenzen, weil ich ihm sowieso nicht helfen kann. Falls es andere Möglichkeiten gibt, bitte her damit!!!!

    Liebe Grüße,

    Sternchen

  • ach je, jetzt habe ich mal die Fortsetzung eurer Unterhaltung im anderen Forum gelesen. Danke, dass ihr gewechselt habt, denn ehrlich gesagt geht es mir hier absolut nicht darum, zu definieren, ob jemand der drei Bier trinkt ein Alkoholiker ist und ob Lügen, kleine Schwindeleien und Beschönigungen eine Folge eines Alkoholproblems oder einfach Charaktersache sind.

    Ich wollte mich selbst etwas genauer Beobachten, bei dem Versuch, mich anderen Menschen gegenüber doch mal wieder zu öffnen. Weil ich gemerkt habe, dass es mir bestimmt nicht so mies gegangen wäre, wenn ich jemanden gehabt hätte, dem ich hätte sagen können, wie mein Leben aussah. Ich war stolz auf mich, als ich zum ersten Mal jemanden gesagt habe "mein Mann ist Alkoholiker und erst seit zwei Wochen trocken. Ich habe Angst davor wie es weitergeht."

    Und dann bin ich damit an den falschen geraten. Vielleicht weil er selbst zuviel trinkt, vielleicht weil er kein emotionaler Mensch ist, vielleicht weil es ihn nicht interessiert, wie es mir geht. Das ist doch echt völlig irrelevant. Ich habs versucht und bin damit erst einmal gescheitert. Und das ist tierisch frustrierend. Wenn eine solche Überwindung dahintersteckt kann man nicht einfach wieder so tun, als sei alles bestens und eben einfach einen großen Bogen um das Thema Alkohol machen. Da ist nun mal der Wurm drin, das hat nichts mit ausgrenzen oder nachtreten zu tun. Ich bin einfach traurig über die Situation.

  • Hallo Sternchen,

    meine Meinung hab ich z.T. schon in meinem Thread dargelegt, weil ich hier Deinen Thread nicht mit den Ansichten eines abstinenten Alkoholiker zuposten will.
    Letztendlich ist das der Co-Bereich und die Ansichten eines Abstinenten können sich mitunter deutlich von denen eines Co's entscheiden. Vielleicht ist es einfach so, daß man als Abstinenter zwangsläufig eine andere Sichtweise hat.

    Aber nun zu Deiner eigentlichen Frage, die ich dann doch hier bei Dir beantworten will:

    Aus meiner Sicht gibt es noch keinen Grund, ihn definitiv als Alkoholiker einzustufen. Und eine freundschaftliche Beziehung zu ihm heißt doch nicht zwangsläufig, daß Du Dich um sein angebliches Alkoholproblem kümmern mußt.
    Wenn Du bisher sehr gut mit dem Menschen ausgekommen bist, warum sollte sich das ändern, nur weil er zwei, drei Bier am Tag konsumiert ?

    Für Dich selbst ändert sich doch dadurch nix, oder ? Anders wäre es, wenn er ganz offensichtlich durch den Alkoholkonsum ein anderer Mensch wird, seine Arbeit nicht mehr vernünftig erledigt, extreme Stimmungsschwankungen an den Tag legt.

    Ich will das jetzt nicht rosarot malen...es ist ja durchaus möglich, daß er trotzdem ein Alkoholproblem hat. Aber das würde sich weder dadurch lösen, daß Du ihm gegenüber als Co auftrittst noch indem Du ihn in Zukunft ignorierst, obwohl Du das vielleicht gar nicht wirklich willst.

    LG Andreas

  • Guten Morgen,

    Danke für Deine Antwort. Das ist ja mal eine ganz andere Richtung.

    Zitat

    Aus meiner Sicht gibt es noch keinen Grund, ihn definitiv als Alkoholiker einzustufen

    .

    Das kann ich unterschreiben, sehe ich auch so.


    Zitat

    Wenn Du bisher sehr gut mit dem Menschen ausgekommen bist, warum sollte sich das ändern, nur weil er zwei, drei Bier am Tag konsumiert

    Es hat sich geändert, seit ich es mit Offenheit versucht habe und dafür den blöden Spruch und zumindest teilweise Lügen über seinen eigenen Alkoholkonsum zurück bekommen habe (nach dem ich nie gefragt habe).
    Ich könnte mit den täglich drei Bier leben, von mit aus auch 5 oder 8, ich bin nicht mit ihm verheiratet und er ist selbst groß genug. Aber ich mag nicht angelogen werden. Schon gar nicht wenn ich mich selbst durch meine Ehrlichkeit so verletzlich gemacht habe.

    Dazu vielleicht mal eine Frage an alle, die Antworten wollen:

    Wie wichtig sind Verständnis und Ehrlichkeit in euren Freundschaften?

    Schönen Sonntag noch an alle!

  • Moin Sternchen,

    bin erstaunt, daß außer Correns und Nys so früh am Sonntag morgen tatsächlich schon User aus dem Bett gekrabbelt sind :)
    Ich denke, jetzt wird eher klar, um was es Dir eigentlich geht...nicht um seinen Alkoholkonsum an sich, der ja in den letzten Posts thematisiert wurde, sondern um das Gefühl, angelogen worden zu sein. Das ist natürlich absolut verständlich. Oft gehen Lügen und Alkoholmißbrauch Hand in Hand. Nun ist halt die Frage, ob es noch mehr Situationen gab. Die unterschiedlichen Konsumangaben könnten z.B. daher kommen, daß er eben nicht immer ein bestimmtes Quantum trinkt. Die Altersangaben könnten ein Versehen sein. Es ist mir auch schon passiert, daß ich meinen eigenen Geburtstag vergessen habe, weil für mich Geburtstage keine so große Bedeutung haben.

    Aber ich kann nachvollziehen, daß Du Dich dadurch vor den Kopf gestoßen fühlst. Vielleicht solltest Du ihm genau das auch sagen...daß Du Unehrlichkeit nicht ertragen kannst.

    LG und schönen Sonntag

    Andreas

  • Ja, besonders als Morgenmuffel wird man schnell zum Frühaufsteher, wenn man das Singen und Dauerplappern des geliebten Töchterchens erst ertragen kann, wenn man mindestens eine Stunde wach ist :) .

    Genau erkannt es ging um die Lügen, um sonst nichts. Die Altersangaben waren übrigens nur ein ausgedachtes Beispiel, das ich ihm gegenüber benutzt habe. Das hat er auch noch verstanden. Der Übergang war dann: "so ging es mir, als Du mir von zwei unterschiedlichen Mengen Alkohol erzählt hat, im Abstand von nur 3 oder 4 Wochen". Ich hätte gerne noch darüber geredet, aber da kam nix mehr.

    Das ist ein weiteres Problem. Die erste Meinungsverschiedenheit hatten wir ja bei seiner Reaktion "wenn er nicht morgens schon trinkt ist er kein richtiger Alkoholiker". Auch darüber hätte ich gerne geredet, einfach erklärt, warum mich das in dem Moment so getroffen hat. Aber irgendwie scheint er komplett konfliktscheu zu sein. Lieber bei jedem sch... sofort entschuldigen und dann das Thema in großem Bogen meiden.

    Ja, je mehr ich schreibe, desto mehr wird mir klar, dass das nicht passt. Es fällt mir nur noch schwer, es zu akzeptieren, weil ich soviel Zeit und Arbeit an mir selbst investiert habe. Und jetzt irgendwo wieder von vorne anfangen muss. Kann passieren, immer mal wieder. Aber im Moment nervts mich eben tierisch.

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