Beiträge von pingi

    Hallo zusammen,

    nun ist es soweit. Ich bin gerade beim Koffer packen, morgen gehts in die Klinik. Und auch mein Sohn wird morgen nachmittag dann in der Wochengruppe einziehen.
    Gestern habe ich es ihm gesagt, bzw sagen müssen. Es war sehr schwer denn er war doch geschockt. Es tat mir weh, dass ich es ihm sagen musste.
    Natürlich habe ich versucht ihm alles so gut wie möglich zu erklären, aber ein ungutes Gefühl bleibt.

    Ich weiss es soll ihm helfen, ich weiss es soll mir helfen. Aber jetzt geht es erstmal wieder um "Trennung", für ihn, für mich, für seine Schwester und auch für seinen Papa. Blöd ist halt dass es nur feste Telefonzeiten gibt und ich weiss nicht, ob ich dann auch während dieser Zeiten anrufen kann bei ihm.

    Im Moment stehe ich noch vor einem riesengrossen Berg... habe noch Angst diesen Berg nicht bewältigen zu können.

    Ach ja... mein Ex-xy hat sich am Samstag per sms gemeldet. Ich hatte da Geburtstag. Obwohl ich mich drauf vorbereitet hatte, dass er sich NICHT melden wird, wäre ich enttäuscht gewesen. Am Abend schrieb er nochmal... und auch am Sonntag.
    Er schreibt oft "bis bald".... Scheinbar glaubt er immer noch, dass es ein Wiedersehen geben wird. Ja, wenn er aufhört sich zu zerstören. Sonst nicht!

    Nun muss ich weiterpacken. Ich bin gespannt was da so alles auf mich zukommt in den nächsten 6 Wochen. Ein bisschen mulmig ist mir schon, aber noch sind meine Gedanken eher bei meinem Sohn und wie er wohl zurecht kommen wird.
    Es ist nicht leicht.

    LG
    pingi

    Hallo sarawen,

    und genau das ist auch mein Fehler. Dieses Gefühl nur mit Partner komplett zu sein. Ich wünsche mir und Dir wirklich, dass man das loslassen kann und sich selbst genug ist, auch ohne Partner.
    Wie das aussehen soll.... weiss ich leider überhaupt nicht. Aber ich denke das hat viel mit diesem Zuneigungshunger zu tun. Das suchen nach Sicherheit, die man als Kind vermisst hat, das auffüllen der Defizite von damals.
    Ich hoffe, dass es einen Weg gibt, irgendwie.

    LG
    pingi

    Hallo ihr lieben,

    ich möchte mich bei Euch für die moralische Unterstützung bedanken.

    Es ist nun soweit. Am Montag muss und werde ich meinem Sohn sagen, dass er in eine Wohngruppe kommt. Ich bekomme zwar die Unterstützung durch seinen Betreuer der Tagesgruppe bei diesem Gespräch, aber ich habe dennoch sehr grosse Angst davor.
    Ich weiss, dass es für meinen Sohn sehr schwer wird, wenn man ihn aus seinem Umfeld reisst. Dazu kommt, dass ich selber am Mittwoch dann in die Klinik gehe. Bei mir ist es begrenzt auf 6 Wochen, aber bei meinem Sohn.. ?

    Er ist schon seit Ostern bei seinem Vater drüben damit er meine z. Zt. depressive Krise nicht mehr so mitbekommt, damit er sich daran nicht schuld fühlt. Trotzdem dass mich das alles sehr belastet, kreisen meine Gedanken immer noch viel zu oft um meinen ex-xy. Ich hasse es, aber ich kann es nicht vermeiden und es macht mich wahnsinnig. Er sollte überhaupt keine Rolle mehr spielen in meinem Leben. Der denkt bestimmt nicht mehr an mich oder daran wie es mir geht. Und ich doofe Kuh mache mir immer noch Gedanken um ihn. Wann hört das endlich auf???

    Ich will nicht mehr an ihn denken. Ich will jetzt für meinen Sohn, bzw. meine beiden Kinder da sein. Und natürlich will ich jetzt an MICH denken.
    Aber gerade durch diese unglückliche Beziehung zu meinem ex-xy sind eben genau diese Dinge wieder zutage getreten, an denen ich arbeiten muss. Es ist ein Teufelskreis. Denke ich an meine Zukunft, an das woran ich arbeiten muss, so denke ich auch automatisch wieder an ihn.

    Wie kann ich das bloss verhindern? Ich weiss einfach nicht mehr weiter.

    LG
    pingi

    Guten Abend zusammen,

    Danke für Eure Antworten und entschuldigt bitte, dass ich jetzt erst wieder schreibe. Bei mir ist in den letzten Tagen soviel passiert dass ich einfach nicht mehr weiss was ich noch machen soll.

    Ich hatte ja erwähnt, dass ich durch meine Depressionen nicht so wirklich für meine Kinder da sein konnte. Dann kam jetzt noch in letzter Zeit die unglückliche Beziehung mit meinem ex-xy dazu. Das hat sich auch gerade auf meinen Sohn sehr negativ ausgewirkt, so dass er nun in Zukunft in eine Wohngruppe kommt. Das tut mir so verdammt weh, ich kann es nicht beschreiben.

    Montag Termin in der Tagesgruppe, um es meinem Sohn zu sagen. Dabei bekomme ich Unterstützung durch seinen Betreuer. Aber ich habe sehr grosse Angst vor diesem Termin, weiss nich wie mein Sohn reagieren wird. Ich will ihm nicht weh tun, ich will nicht dass er denkt ich wolle ihn "abschieben".
    Und am Mittwoch habe ich dann selber Aufnahme in einer Psychischen Klinik.
    Mein ganzes Leben ist im Moment total zerrissen. Und genau so fühle ich mich auch innerlich.

    traurige Grüsse
    pingi

    Liebe girasole,

    danke für deine Ermutigungen. Dennoch habe ich grosse Angst davor wie mein Sohn das alles aufnehmen wird. Und ja, ich fühle mich schuldig. Das schlimme ist, dass mein Sohn genau in dem zeitraum so extrem abgerutscht ist, als ich so richtig "im kampf" um und für meinen ex-xy war. Ich war ja nur noch mit ihm beschäftigt und mein Sohn hat miterleben müssen, wie es mir immer schlechter ging. Dazu kommt, dass mein Sohn auch von meinem ex enttäuscht ist. Er war doch immer sein "Kumpel". Und nun muss er erfahren, wie wenig er ihm bedeutet hat.
    Wäre mir der Kerl doch nie über den Weg gelaufen.

    Für mich ist es jetzt sehr schwer zu ertragen, dass ich schon heute in einer Woche in der Klinik bin. Wann mein Sohn dann in eine Wohngruppe kommt und wo genau, das steht noch nicht fest. Aber seine Mama wird dann vermutlich nicht da sein, die Zeit die wir zusammen noch haben wird beschnitten, weil ich "weg muss". Ich kann meine Gefühle diesbezüglich gar nicht in Worte fassen :cry:

    Lg
    Pingi

    Liebe girasole


    Danke! Ja, Du hast Recht. Allerdings kommen Eure Antworten sehr wohl bei mir an. Aber bevor ich darauf eingehen kann.... PENG ... wieder eins auf die Birne.
    Was mir so furchtbar weh tut an der Sache ist, dass mein Sohn ganz klar sagt, er will nicht in eine Wohngruppe. Das war ja schon öfter mal im Gespräch aber ich habe immer gesagt, dass ich das nicht will. Eben weil ich das Gefühl habe, ihn "abzuschieben", mich meiner Verantwortung zu entziehen.
    Aber ich musste mir tatsächlich eingestehen, dass ich die Verantwortung nicht tragen kann, solange ich nicht mal für mich selbst die Verantwortung übernehmen kann.
    Und das ist dazu nicht in der Lage bin, hat mir ja meine vergangene "Beziehung" gezeigt.

    Und nun ist es doch soweit gekommen und ich kann da im Moment nicht mit umgehen. Vor allem, dass ich ihn dann so vor vollendete Tatsachen stellen muss ist mir unerträglich. Wie gesagt, er weiss ja noch nichts davon, dass es jetzt beschlossen wurde.
    Ich sehe bei ihm halt fast dieselben Probleme wie bei mir. Und ich weiss genau wie ich mich fühlen würde, wenn man mich so aus meinem vertrauten Umfeld heraus reisst. Mir selbst macht das unglaubliche Angst, weil ich das Gefühl dabei habe, meine Sicherheit zu verlieren. Meinen Rückzugsort. Und ich weiss, dass es meinem Sohn da nicht anders gehen wird.
    Ich hoffe nur, ich kann ihm bewusst machen, dass ich ihn nicht abschieben oder loswerden will.
    Blöd ist auch, dass er von anderen Kindern aus Wohngruppen erzählt bekommen hat "wie doof es da ist".
    Klar, es ist ein Unterschied ob man machen kann was man will oder ob man Pflichten bekommt, die man zu erfüllen hat. Das wird eine grosse Hürde für ihn werden.
    Aber ich weiss auch, dass er Grenzen braucht. Grenzen die ihm Sicherheit geben und die ich ihm nicht geben kann, leider.

    Aber trotzdem dass ich das alles weiss... es tut verdammt weh :cry:

    pingi

    Hallo Just

    ja, das Problem kenne ich nur allzu gut, leider. Ich habe diese Struktur-Problematik auch und bin noch schwer am kämpfen damit.
    Aber Du kannst noch froh sein, dass Du wenigstens noch den Anreiz hast überhaupt etwas zu tun.
    Bei mir ist es eher so, dass ich fast überhaupt nichts mehr mache, weil ich nicht mehr weiss wo und wie ich anfangen soll.

    Bin gerade dabei sowas wie einen Stundenplan zu erstellen. Also erstmal die fixen Punkte eintragen. Aufstehen ... Frühstück.... also das was wirklich fest drin ist im Tagesablauf.
    Und dann die Zeiten dazwischen "sinnvoll" belegen. Das ist gar nicht so einfach, weil man ja oft nicht weiss wieviel Zeit man für verschiedene Aktivitäten einplanen muss.
    Und ganz wichtig: Nicht nur mit Pflichten auffüllen sondern auch mit Zeiten für Dich in denen Du Hobbies nachgehen kannst oder ähnliches.
    Vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter.

    LG
    pingi

    Guten Abend allerseits,

    kommt eigentlich immer alles auf einmal? Nun habe ich den nächsten Schlag erhalten. Auch mein Sohn wird mir nun "weggenommen". Er ist 13 und soll zukünftig in einer Wohngruppe untergebracht werden. Ich fühle mich so verdammt mies. Ich habe zugestimmt, schweren Herzens, weil es für ihn eine Hilfe sein soll. Sonst kann es passieren, dass es ihm mal genau so geht wie mir. Und das will ich nicht!!!
    Ich muss von dem Gedanken weg, dass man ihn mir wegnehmen will, dass ich als Mutter "versagt" habe. Aber es ist so schwer.
    Mein Sohn weiss noch nichts davon, ich durfte es ihm noch nicht sagen. Muss erst alles geklärt werden, wegen Platz gucken und so weiter.
    Ich weiss langsam nicht mehr weiter. Es tut so höllisch weh. Erst "verliere" ich meinen "Partner"... der im Grunde genommen nie ein richtiger Partner war, aber eine Trennung ist dennoch ein Verlust.... und jetzt auch noch MEIN Kind. Werde ihn nur am Wochenende sehen, wobei noch nicht mal sicher ist, dass ich ihn jedes Wochenende haben werde.

    Wann hört das endlich alles auf? Es reicht! Was muss ich noch alles auf mich nehmen??
    Irgendwie komme ich zur Zeit aus der Verzweiflung nicht mehr raus. Erst die mit Skepsis besetzte Vorfreude heute, wegen Klinik (wovor ich auch ein bisschen Angst habe, mir aber trotzdem Hilfe erhoffe) und noch am gleichen Tag das Gefühl dass man mir wieder einen Menschen nimmt, an dem mein Herz hängt.
    Ich möchte mich irgendwo in einer Ecke verkriechen, einrollen, ganz klein machen. Nichts mehr hören, sehen oder fühlen müssen.


    sehr traurige Grüsse
    pingi

    Hallo Fories,

    bin grad völlig geplättet.
    Habe gerade schon den Anruf aus der Klinik bekommen. Kann sein, dass ich schon in der nächsten Woche dort aufgenommen werde.

    Das bin ich jetzt erstmal verdauen. Damit habe ich ja nun sooo schnell nicht gerechnet.... :shock:

    LG
    pingi

    Hallo allerseits,

    erst einmal muss ich hier nun wirklich all denen, die den Schritt in ein trockenes Leben gemacht haben, meine absolute Hochachtung aussprechen!
    Hut ab, ihr habt wirklich alle meinen vollsten Respekt.

    Nachdem ich nun so viel über die Krankheit gelesen habe wird mir immer klarer, wie schwer das sein muss, bzw. ich kann es in etwa ahnen. Klar sein wird es mir sicher nicht, da ich keine Betroffene bin ("nur" Co :? ).

    Was mir des öfteren auffällt: Im Co-Bereich schreiben ja auch einige trockene mit und viele berichten, wie sie sich früher in ihrer nassen Zeit verhalten habe. Das ganze ist meist sachlich geschrieben, so dass ich mir oft die Frage stelle wie man sich dabei eigentlich fühlt, wenn man zurückdenkt und realisiert, was man da eigentlich alles "angerichtet" hat.

    Deshalb mal meine Frage hier an alle. Wie ist das mit dem Gewissen in der trockenen Zeit wenn man zurückdenkt?

    Ich habe natürlich auch einen Grund für meine Frage. Ich hatte bereits erwähnt, dass ich auch mit so einigen psychischen Belastungen zu tun hab. Unter anderem halt auch mit Depressionen.
    Das waren mehrere Jahre, die ich eigentlich nur irgendwie am Rande des Lebens "existiert" habe. Aber wirklich gelebt habe ich nicht. Ich habe nichts mehr gefühlt, weder positives noch sonst was. Ich war eigentlich innerlich schon tot, hab es bloss noch nicht gemerkt.

    In dieser Zeit war ich leider auch nicht so für meine Kinder da, wie ich es hätte sein müssen. Das tut mir noch heute sehr weh und ich habe an manchen Tagen grosse Schuldgefühle, zudem das ganze auch zumindest an meinem Sohn nicht spurlos vorbei gegangen ist. Ich kann nichts rückgängig machen, leider, nur versuchen es in Zukunft besser zu machen.
    Meine Therapeutin sagt mir auch oft, ich soll nicht vergessen dass ich krank war (bin) und das alles nicht mit Absicht gemacht habe, sondern dass es mir einfach nicht anders möglich war.

    LG
    pingi

    Hallo zusammen,

    Danke für eure Beiträge. Ich habe alles gelesen und ich habe auch einiges darauf zu antworten. Nur kann ich das im Momenr leider nicht. Bin gestern morgen, sehr früh, mit rasenden Kopfschmerzen aufgewacht und mir ist irgendwie speiübel. Hoffe ich habe das bald hinter mir. Nichtsdestotrotz war ich heute zur Therapie, die Sache mit der Klinik ist am start, innerhalb der nächsten zwei wochen werden die sich melden. Bin froh wenn ich da hin komme, aber ein bisschen mulmig ist mir auch. Viele fremde Gesichter, aber hoffentlich auch Hilfe, die ich dringend brauche.

    Ich gebe mir Mühe, hier bald wieder zu schreiben.

    LG
    Pingi

    Hallo nochmal,

    entschuldigunung, ich wolle hier niemanden in Angst und schrecken versetzen, das war nicht meine Absicht.

    Als ich schrieb, "wozu das alles noch" war das mehr darauf bezogen, dass dieser ganze Mist den ich bisher hinter mich gebracht habe, ohne nennenswerten Erfolg geblieben ist.
    Ich schrieb ja, ich fühle mich wieder so wie ganz am Anfang dieser ganzen Behandlungen.

    Natürlich, es gibt Veränderungen. Ich tue heute schon das eine oder andere was ich mir vor 4 oder 5 Jahren nicht hätte vorstellen können.
    Da bin ich überhaupt nicht mehr aus der Wohnung raus.
    "Spazieren gehen? ... neee, keine Lust"
    "Einkaufen?..... kein Bock!"

    Alles Lügen! Ich wollte nicht raus weil ich Angst hatte!
    Angst, dass die Leute wieder reden, lästern, sich das Maul zerreissen.
    SO habe ich es erlebt, jahrelang. Und so empfinde ich es auch heute noch manchmal.

    Es gibt Tage da lässt mich das total kalt. "Na und? Lass den/die doch gucken! Mir egal"
    Aber jetzt nach der Trennung.... wenn ich jetzt raus muss, selbst zum einkaufen.... da geht das nicht mehr. Dann habe ich das Gefühl dass mich wirklich JEDER anguckt. Und dann: "was macht DIE denn für ein Gesicht?"
    Klar renn ich nach einer Trennung nicht mit einem lächeln durch die Gegend. Es tut weh! Egal ob nun co oder nicht co, alk oder nicht alk.

    Ziele, Vorstellungen von der Zukunft, Träume... alles was mit dieser einen Person zusammenhing muss ich aufgeben. Ich kann das nicht von jetzt auf gleich. Auch wenn ich erkannt habe, dass alles nur Täuschung war, von ihm aus. Aber ich habe es erst jetzt erkannt.... und es fällt immer noch schwer dass wirklich zu akzeptieren.
    Ich brauche Zeit dafür. Zeit, um diese Verletzungen durch die Täuschung zu verarbeiten. Mein Glauben... an ihn und auch an mich.... zerstört.
    Geht es denn nur mir so?? Haben alle anderen nicht damit zu kämpfen gehabt?

    girasole
    Ja, Du bist auf dem aktuellen Stand. Meine Therapeutin hat gemerkt, dass ich das alles nicht mit einer ambulanten Therapie bearbeiten kann. Weil es viel zu viel ist, was da in mir alles brodelt.
    Ich hatte ja schon mal eine stationäre Therapie (2010) aber da bin ich noch völlig "unbedarft" hingekommen. Da wusste noch niemand so richtig worum es eigentlich geht.
    Ich wurde erst auf Depressionen und soz. Phobie behandelt. Erst in dieser stat. Therapie kam dann raus, dass ich eine Persönlichkeitsstörung habe und die Depressionen eine Folge der Sozialen Isolation waren, welche wiederum durch die soz. Phobie ausgelöst wurde.
    Und genau so verwirrend wie es sich jetzt hier liest ist es auch. Denn wo kam die soz. Phobie her?
    Aus der Persönlichkeitsstörung!
    Aber bis das alles raus kam war es ein sehr sehr weiter Weg. Und auf diesem Weg bin ich so einige male ganz derbe auf die Klappe geflogen. Eben weil es weniger um meine Person sondern viel mehr um die Symptome ging, die zu der Diagnose gehören.

    Ich möchte mal ein Beispiel dafür anführen:
    Die meisten Menschen mit soz. Phobie sind nicht in der Lage mit dem Bus zu fahren.
    Allerdings bereitet mir das Bus fahren überhaupt keine Probleme. Und genau an diesem Punkt habe ich gemerkt, dass mein sog. "Bezugstherapeut" wirklich nur Dienst nach Vorschrift kannte.

    Während einer Sitzung sagte er mir, ich solle doch morgen mal mit dem Bus nach XX fahren.
    Dann kam nix mehr von ihm. Ich hab drauf gewartet dass er weiter spricht und mir sagt, was ich denn in XX soll.
    ER wiederum hat auf eine Reaktion von mir gewartet. Eigentlich hätte ich zu diesem Zeitpunkt sagen müssen, dass ich nicht mit Bus nach XX fahren möchte. Denn mit DER Diagnose ... kann ich das doch gar nicht?
    Tja... er war völlig ratlos und ich kam mir ganz fürchterlich ver****** vor.

    Mein Vertrauen in diesen "Therapeuten" war schlagartig hin.
    Ich bin ein Mensch und keine Diagnose.

    Und genau solche Erfahrungen machen es so schwer, immer wieder weiter zu machen. Ich mag nicht 20 mal meine Lebensgeschichte erzählen und dann kommt im Endeffekt doch nichts dabei raus, weil die gar nicht MICH gesehen haben, mir gar nicht zugehört haben sondern nur auf den Zettel geguckt haben wo stand "Soziale Phobie!"

    Ist es jetzt wirklich so verwunderlich, dass man irgendwann alle Hoffnung auf Besserung aufgibt?

    Und nein, ich habe mir xy nicht ausgesucht um meine Probleme zu lösen. Ich habe mich schlicht und ergreifend in ihn verliebt. Konnte ich gar nichts gegen tun, ist einfach passiert. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich doch gar nicht, dass ich durch ihn auch mal "raus, unter die Leute komme"... das war alles noch weit weg. Also kann das nicht der Grund für meine rosarote Brille gewesen sein.... die jetzt verdammt schwarz ist :cry:

    LG
    pingi

    Hallo Nys,


    ich danke Dir sehr für Deine Worte, kann gar nicht beschreiben WIE sehr!
    Du hast es genau getroffen. Ja, es ist Verzweiflung. Ein ständiger Kampf mit mir selbst.
    Erwartungen erfüllen für die ich keine Kraft mehr habe. Funktionieren, irgendwie. Auch wenn alle Reserven längst verbraucht sind. Aber doch ist da immer noch die Verantwortung.
    Nicht aufgeben, weitermachen.... irgendwann wird alles gut.

    Irgendwann!

    Dieses Wort macht mir Angst. WANN ist Irgendwann? Ich habe Angst, dass ich die Zeit bis zu diesem Irgendwann nicht mehr habe.
    Ich war mir so sicher, dass ich schon ein Stück weiter wäre. Und jetzt fühle ich mich als wenn ich wieder ganz am Anfang stehe, als wenn alles bisherige nichts gebracht hat.

    Therapien, Gespräche, noch mehr Gespräche, Gedanken, Überlegungen, Suchen nach den Gründen, nach den Ursachen. Es war schon so viel was ich gesehen und erkannt habe, so viel woran ich gearbeitet habe.
    Und doch fühle ich mich jetzt klein und schutzlos, wehrlos und ausgeliefert.
    Nicht ausgeliefert an "die böse Welt" sondern an meine eigene Hilflosigkeit.

    Abschalten, Kraft tanken, für mich sorgen, an mich denken....

    WIE?

    Was fehlt mir? Was tut mir gut?
    Alles Fragen auf die ich keine Antwort weiss. Es war mir vorher nie möglich über solche Fragen überhaupt nachzudenken. Keine Zeit und Angst davor.
    Ich muss funktionieren, ich MUSS!

    Ich muss tun was man erwartet von mir, ob ich kann oder nicht spielt keine Rolle. Es wird erwartet und ich habe das zu schaffen. Basta, Aus, Ende der Diskussion.

    Gib Dir doch mal Mühe..... dann kannst Du das auch.... denk doch mal an Deine Kinder!
    Wer denkt an mich? Wo bin ich in diesem ganzen System? Wie kann ich als Mutter funktionieren wenn ich nicht mal als Mensch funktioniere?

    Ich kann ja nicht zaubern und ich versuche ja schon alles mögliche und auch schon unmögliche. Jahrelang, jeden Tag.
    Immer der Gedanke: "Ich muss!"

    Ich würde dieses "ich muss" so gern umwandeln in ein "ich will" oder auch in ein "ich möchte".
    Aber ich habe gelernt dass es mir nicht zusteht etwas zu wollen. Etwas für mich zu wollen. Also funktioniere ich. Für andere. Nicht für mich. Weil ich es nicht kann.

    Wozu das alles noch?

    pingi

    Hallo zusammen,


    ich weiss im Moment nicht mehr was ich antworten soll. Ich bin jetzt wie betäubt, erschlagen. Vieles tut verdammt weh aber das schlimmste ist, dass ich mir jetzt Selbstmitleid vorwerfen lassen muss!
    DAS verletzt mich sehr!!

    Ich habe hier geschrieben, dass ich mich in therapeutischer Behandlung befinde. Es ist nicht leicht solche Dinge zu bearbeiten, vor allem wenn man Hilfe sucht und sie nicht bekommt!!!!
    Auf diesen Therapie-Platz, den ich jetzt seit Februar habe, habe ich lange warten müssen.
    Ich weiss erst seit 2003 dass mit mir "irgendwas nicht stimmt". Die grosse Frage war nur "WAS ist es???"
    Warum wurde ich immer abgelehnt, warum wurde ich gemobbt? Warum habe ich jede meiner Ausbildungsstellen, jede Arbeitsstelle verloren?
    WARUM???

    Niemand hat es gesehen oder wollte es sehen. Ich hab keine Unterstützung bekommen, niemals! Als ich mich damals geöffnet habe, meinen Eltern gegenüber, als ich gestanden habe dass ich ANGST habe in die Schule zu gehen, wurde das abgetan mit den Worten: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich!" Mehr nicht!
    Heute heisst es: "Wir haben uns da nicht so reingedacht"
    Wenn ich versuche meine Situation zu erklären, wenn ich versuche zu erklären was in mir vorgeht bekomme ich immer noch dieselbe Antwort.
    "Ich kann mich da nicht so reindenken, früher gab es sowas nicht!"

    Und das schlimmste war dann letztes Jahr im Mai die Aussage: "Wenn Du sowas hast, dann musste dich mal drum kümmern dass Dir geholfen wird!"
    Zu diesem Zeitpunkt war ich schon 3 Monate stationär behandelt, hatte mehrere ambulante Therapien..... und DANN so ein Spruch!!!
    Das war dann ausschlaggebend dafür, dass ich mich ins Auto gesetzt habe und losgefahren bin. Mit dem festen Vorsatz ALLES zu beenden.
    Einzig meine Tochter hat reagiert. Sie hat die Polizei informiert, nach mir wurde gefahndet!
    Und ja, sie haben mich "erwischt". Als ich zurückkam zu meinen Eltern. Ich bin die ganze Zeit in der Gegend rumgefahren, meine Tochter hielt Kontakt zu mir, über SMS. Das war wahrscheinlich meine Rettung. Es hat mich daran erinnert, dass ich Verantwortung habe. Für meine Kinder! Es hat mich auf den Boden zurückgeholt, sonst sässe ich jetzt nicht mehr hier.
    Ich bin dann unter Polizeibegleitung per Rettungswagen in der geschlossenen Psychiatrie gelandet.
    Diese Demütigung.... vor dem Elternhaus .... Polizei, Rettungswagen..... und ALLE Nachbarn auf den Beinen. Bloss nichts verpassen!

    "Tu doch was dagegen"

    Ja, ich tue. Seit 11 Jahren tue ich was!!

    Was ich gelernt habe? Dass ein Mensch nicht behandelt wird! Steht die Diagnose fest, wird die Diagnose behandelt, aber nicht der Mensch!
    Alles Theorie die im geschützen Bereich wunderbar funktioniert. Aber nicht draussen.
    Theorie schön und gut, aber wenn sie sich nicht in die Praxis umsetzen lässt, weil alles nur "fiktiv" ist, weil es nicht auf MICH passt sondern nur auf meine Diagnose.....
    Aber ich habe nicht aufgegeben.

    Nach diesem fürchterlichen Vorfall habe ich mich wieder um eine Therapie bemüht. Ich wollte endlich leben. Nicht nur existieren und irgendwie funktionieren sondern LEBEN!
    Es hiess dann, 4 Monate Wartezeit. Aus diesen 4 Monaten sind dann 9 Monate geworden! Einmal pro Woche eine Stunde Therapie. Seit Februar. Und damit soll ich nun Dinge aufarbeiten die sich in fast 46 Jahren meines Lebens entwickelt haben.

    Und dann lese ich hier.... Selbstmitleid!
    Das tut so verdammt weh, ich kann es nicht beschreiben.

    pingi

    Guten Abend

    ich wollte mich zwischendurch mal eben melden. Ich denke immer noch über diese ganzen Fragen nach, was sich ändern würde wenn .....

    Tja... also es macht schon einen Unterschied ob man weiss, dass sich dieses Verhalten seinerseits aus der Sucht heraus entwickelt oder ob man annehmen muss, dass es auf seinen tatsächlichen Charakter beruht.

    Hätte er mich mit voller Absicht (ohne Suchthintergrund) so behandelt würde ich noch ernsthafter an meinem Verstand zweifeln als ich es jetzt ohnehin tue. Naja, nicht gerade an meinem Verstand, aber doch an meinem Selbstwert.
    Und genau darum frage ich mich halt immer solche Dinge wie: "War/bin ich ihm wirklich egal?"
    Es würde nichts ändern an dem was ich tue... denn ich bleibe bei der Trennung. Aber es ändert eine ganze Menge an meinen Gedanken und vor allem an meinen Gefühlen, die ich mir selbst gegenüber habe.
    Ich weiss nicht ob ich das jetzt so geschrieben habe, dass es auch so verstanden wird, wie ich es meine.
    Manches ist so schwer zu formulieren.

    Ich habe schon sehr oft überlegt ob es wirklich so eine gute Idee ist, sich wirklich so genau über die Krankheit "Suchtabhängigkeit" zu informieren. Hätte ich das alles nicht gewusst was diese Sucht hervorrufen kann dann wäre ich vielleicht noch schneller zur Trennung gekommen aufgrund seines Verhaltens mir gegenüber.
    Aber dadurch dass ich mich halt sehr oft damit "beruhigt" habe dass "er ja schliesslich nichts dafür kann" habe ich ja immer Rücksicht auf IHN genommen, durch viel Verständnis für SEINE Situation, für SEINE Krankheit, für SEINE Sucht....

    Und wäre da nicht irgendwo immer noch die Hoffnung auf Besserung gewesen.... ich bin mir ganz sicher, dass es anders gelaufen wäre.

    Aber dieses ganze "hätte, wäre, wenn und aber" nützt nun alles nichts mehr. Es ist jetzt wie es ist und ich muss damit irgendwie klar kommen. Auch wenn mir immer noch der rote Faden fehlt, der mich durch das ganze Chaos leitet. Noch suche ich ihn... und hoffe dass ich ihn finde.

    Ich war gestern nachmittag mit meinem Sohn und seinem Vater schwimmen. Irgendwie war das meine Rettung glaub ich. Als ich mit meinem Sohn zusammen im Wasser war, kam mir der Gedanke dass ich sowas mit meinem EX-yx niemals hätte machen können. Denn der hat ja gar keine Zeit mehr für solche Unternehmungen. Der muss ja seine Sucht, sein Trinkverhalten organisieren.

    Wie wäre das wohl gewesen gestern? Mein Sohn und ich im Wasser und ER.... in dem kleinen Bistro... Bier trinken :cry:

    Wie oft hat er mir gesagt, er wolle mal mit mir ein WE wegfahren....
    Wunschdenken! Und ich bin mir sicher, dass er es in dem Moment wo er es sagte auch ganz genau so gemeint hat.
    Vermutlich wird er doch allmählich feststellen, dass er aufgrund seiner Krankheit auf viele seiner Wünsche verzichten muss weil er durch den Saufdruck bzw. die Entzugserscheinungen daran gehindert wird, sich diese Wünsche zu erfüllen.

    Mir wird immer deutlicher bewusst, was das eigentlich für eine zerstörerische Krankheit ist. Sie lässt einfach NICHTS mehr über vom eigentlichen Menschen der er war, bevor die Abhängigkeit da war.

    Traurig, unheimlich traurig und gleichzeitig auch erschreckend.

    Ich werde in der nächsten Zeit versuchen all die Fragen hier zu beantworten, die mir gestellt wurden. Im Moment klappt das noch nicht wirklich.

    Aber, meine Kinder sind 17 und 13 Jahre alt @ heidi13
    Und nein, ich denke nicht dass meine Gedanken um ihn kreisen um von meinen eigenen Problemen abzulenken. Es ist eher so, dass meine eigenen Probleme nicht mehr da waren, als ich mit ihm zusammen war. Die kommen erst jetzt, nach der Trennung, wieder zum tragen.
    Wäre ich am 30.04. noch mit ihm zusammen gewesen, dann hätte ich ganz sicher nicht allein und traurig zuhause gesessen sondern wäre irgendwo unterwegs gewesen. Mit ihm!
    Aber das ist ja nun vorbei :cry:

    LG
    pingi

    Hallo Jürgen,

    ich wünschte ich könnte es auch so sehen wie Du. Aber im Moment bin ich einfach noch nicht so weit.
    Ist ja auch erst 4 Wochen her, dass ich mich getrennt habe. Ich weiss dass es dauert. Aber es ist ja keine "normale Trennung" sondern eine Trennung aus Selbstschutz.

    Und ein Mensch ohne Selbstwert (wie ich es bin) hat halt Probleme mit dem Selbstschutz.
    Ich weiss nicht, wie ich es beschreiben soll, sorry.

    lg
    pingi

    Hallo NNGNeo,

    danke für den Hinweis. Ja, das mit dem schreiben hat mir letztens auch meine Therapeutin gesagt. Ich hab sogar letztens überlegt, quasi IHM einen Brief zu schreiben. Mit der Option, dass er ihn nie erhalten wird.
    Allerdings hab ich zu schnell den Selbstbetrug dahinter erkannt und somit gar nicht erst damit angefangen.

    Aber vielleicht sollte ich es doch mal tun. Meine ganzen Gefühle und Gedanken niederschreiben. Auch tatsächlich so, als wenn ich alles IHM schreibe.

    Ehrlich gesagt, ich bin grad zweigeteilt. Einerseits freue ich mich dass das mit der Therapie nun klappen wird. Andererseits weiss ich aber, dass es da um meine grundlegenden psych. Probleme gehen soll die ich schon lange lange Jahre habe. Die sind aber im Moment absolut überlagert von meinem derzeitig aktuellen Problem und das ist nun mal die Trennung von einem nassen Alkoholiker. Habe echt Angst, dass es mich in meiner Symptomatik dann wieder überhaupt nicht weiter bringt, weil ich mit den Gedanken nicht bei mir bin.

    LG
    pingi

    Guten Morgen,

    ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll :(
    Erst einmal danke für Eure Antworten. Wenn ich ehrlich sein darf, ich war schon ein bisschen traurig darüber, dass ich hier so viel geschrieben hatte, diese ganz lange Geschichte, und kaum etwas dazu kam.
    Das hat bei mir wieder eines meiner grundlegenden Probleme aufgewühlt. Nämlich die Frage: "Bin ich es nicht wert? Habe ich was falsch gemacht?"

    Es fällt mir jetzt sehr schwer, das hier zuzugeben. Einerseits weil ich weiss, dass ich oftmals diese Katastrophen-Gedanken habe, mit denen ich mich selbst erniedrige. Andererseits weiss ich ja, dass hier nicht ständig jemand antworten kann. Aber eben dieses Gefühl der "Wertlosigkeit" begleitet mich schon mein ganzes Leben lang und obwohl ich schon seit Jahren erkannt habe, dass ich es habe, so ist es mir doch immer noch nicht gelungen, es zu bewältigen. Dazu kommt, wie ich schon erwähnt habe, dass ich einfach immer allein bin.

    Ich bin nicht der Mensch der einfach irgendwo allein hingehen kann. Ich komme mir da vor wie auf dem "Präsentierteller". So nach dem Motto: "Die hat wohl keinen abgekriegt"

    Gestern war nun überall Tanz in den Mai. Und ich? Ich sass hier zuhause. Allein :(

    Ich finde dann auch einfach nichts was mir gut tut oder mich ablenken könnte, weil ich meine Gedanken an ihn nicht zum Stillstand kriege.
    Da ist immer noch diese Angst um ihn und vor allem die Angst, dass er mich wirklich nur "ausgenutzt" hat. Hat er das? War da wirklich nichts anderes?
    Ich weiss nicht ob das bei allen Alkoholikern gleich schlimm ist. Es gibt ja da auch diese Einteilung in "Trinker-Typen". Bei denen, die wirklich permanent unter Strom stehen, also alkoholisiert sind, kann ich mir schon vorstellen, dass denen alles andere komplett egal ist. Aber bei einem Deltatrinker... irgendwas streubt sich da noch in mir das so zu sehen.
    Ist wahrscheinlich Selbstschutz, dieses nicht wahr haben wollen, dass ich ihm egal bin.
    Aber woher soll ich denn überhaupt wissen, ob ich ihm egal bin?

    Und genau DAS ist mein Gedankenkreislauf aus dem ich nicht rauskomme. Ich hab letztens mit meinem damaligen langjährigen Lebensgefährten geredet. Der sagte mir, bist doch selber schuld, Du hast doch nicht mehr geantwortet wenn er geschrieben hat.
    Meine Therapeutin sagte mir, ich DARF nicht antworten. Eine andere Frau, meine Betreuerin einer Institution sagte nun wieder, "es ist noch zu früh. Warte ein halbes Jahr und schreib ihm dann, dass er noch immer mit Deiner Unterstützung rechnen kann, wenn er den Schritt in ein Alkfreies Leben machen will".

    Ich selber habe immer noch das Bild vor Augen von den Zeiten, als er weinend vor mir stand. "Verlass mich nicht, dann ist alles aus". Naja, es ist nicht alles aus, er lebt sein Leben wie bisher.

    Zu drei Leuten aus seinem Freundeskreis habe ich noch Kontakt. Und einer hat mir nun mitgeteilt, ohne dass ich danach gefragt hätte, dass er meinen Ex letztens mit Alkfreien Bier gesehen hätte.
    Und sofort schrillten meine Alarmglocken. "Jetzt zeigt er allen, dass er nicht abhängig ist!"
    Nein, der hört nicht auf. Noch nicht. Dafür geht es ihm noch viel zu gut. Hat Arbeit, seinen Führerschein, seine Wohnung und natürlich seine ganzen Kumpels.

    Ich weiss wirklich nicht ob ich nun die ganze Palette der Co-Abhängigkeit mit mir rumschleppe. Tatsache ist, ich will nicht dass er an dieser sch... Sucht zugrunde geht. Tatsache ist, dass ich Angst davor habe und Tatsache ist auch, dass ich ihn nicht aus meinem Kopf kriege.

    Ich möchte ihm manchmal einfach nur schreiben: "Hey, ich hab dich nicht vergessen!"
    Was hält mich davon ab? Die Angst davor dass er nicht antwortet oder mir schreibt dass ich ihn in Ruhe lassen soll.

    Habe ich es mir zu einfach gemacht indem ich immer sagte, er kann ja nichts dafür dass er sich so verhält? Es ist die Sucht, die ihn zwingt? Er kann keine Gefühle mehr spüren oder leben weil der Alkohol ihm diese genommen hat?
    Ich weiss es einfach nicht!

    Ich will einfach nicht so handeln wie andere aus seinem Umfeld. Sie wissen es alle und der eine oder andere hat ihn auch angesprochen. Aber die anderen? Ist denen doch egal, ist ja nicht IHR Problem. Diese Ignoranz ist nichts für mich, ich kann und will so nicht sein. Auch wenn ich nicht wirklich was erreichen kann, so denke ich doch, diese ganzen "Freunde" könnten zusammen mehr erreichen. Zum Beispiel indem sie ihm einheitlich signalisieren, dass sie hinter ihm stehen und ihn unterstützen beim aufhören.

    Ich weiss aber leider auch sehr gut, dass sich niemand mit solchen Krankheiten wirklich auseinandersetzt. Warum auch? Das passiert doch immer erst dann, wenn man dazu gezwungen wird, etwa weil mein selbst plötzlich betroffen ist oder im nahen Umfeld eine Person hat, die einem sehr sehr viel bedeutet.
    Ich habe damals auch sehr kämpfen müssen mit Vorurteilen als mir klar war, dass ich mit meinen Depressionen allein nicht klar komme, dass ich Hilfe brauche.
    Oje, was war da los..... "Zum Psychiater???? Warum denn das??? Schaffst Du das nicht ohne???? " Ja, sowas habe ich dann zu hören bekommen. Und "was sollen denn die Leute denken???"

    Tja, "die Leute" sind genau die letzten die mir geholfen hätten. Also kann es denen auch völlig egal sein ob ich nun zum Psychiater muss oder nicht. Aber es hat sehr lange gedauert, bis ich dahin gekommen bin. Bis ich verstanden habe, dass es um MICH geht, um MEIN Leben das ich SO nicht mehr leben wollte.

    Dennoch, ich kann noch nicht loslassen. Es geht einfach nicht. Ist denn alles nur immer Co-Abhängiges Verhalten? Gibt es den Aspekt der Zuneigung, der Liebe überhaupt nicht mehr?
    Wie soll ich jemals wissen, ob ich einen Menschen ehrlich und aufrichtig liebe oder ob ich wieder nur meine eigene Sucht befriedige? Kann ich das überhaupt jemals wissen?

    geknickte Grüsse
    pingi