Guten Morgen,
ich weiss gar nicht wie ich anfangen soll
Erst einmal danke für Eure Antworten. Wenn ich ehrlich sein darf, ich war schon ein bisschen traurig darüber, dass ich hier so viel geschrieben hatte, diese ganz lange Geschichte, und kaum etwas dazu kam.
Das hat bei mir wieder eines meiner grundlegenden Probleme aufgewühlt. Nämlich die Frage: "Bin ich es nicht wert? Habe ich was falsch gemacht?"
Es fällt mir jetzt sehr schwer, das hier zuzugeben. Einerseits weil ich weiss, dass ich oftmals diese Katastrophen-Gedanken habe, mit denen ich mich selbst erniedrige. Andererseits weiss ich ja, dass hier nicht ständig jemand antworten kann. Aber eben dieses Gefühl der "Wertlosigkeit" begleitet mich schon mein ganzes Leben lang und obwohl ich schon seit Jahren erkannt habe, dass ich es habe, so ist es mir doch immer noch nicht gelungen, es zu bewältigen. Dazu kommt, wie ich schon erwähnt habe, dass ich einfach immer allein bin.
Ich bin nicht der Mensch der einfach irgendwo allein hingehen kann. Ich komme mir da vor wie auf dem "Präsentierteller". So nach dem Motto: "Die hat wohl keinen abgekriegt"
Gestern war nun überall Tanz in den Mai. Und ich? Ich sass hier zuhause. Allein 
Ich finde dann auch einfach nichts was mir gut tut oder mich ablenken könnte, weil ich meine Gedanken an ihn nicht zum Stillstand kriege.
Da ist immer noch diese Angst um ihn und vor allem die Angst, dass er mich wirklich nur "ausgenutzt" hat. Hat er das? War da wirklich nichts anderes?
Ich weiss nicht ob das bei allen Alkoholikern gleich schlimm ist. Es gibt ja da auch diese Einteilung in "Trinker-Typen". Bei denen, die wirklich permanent unter Strom stehen, also alkoholisiert sind, kann ich mir schon vorstellen, dass denen alles andere komplett egal ist. Aber bei einem Deltatrinker... irgendwas streubt sich da noch in mir das so zu sehen.
Ist wahrscheinlich Selbstschutz, dieses nicht wahr haben wollen, dass ich ihm egal bin.
Aber woher soll ich denn überhaupt wissen, ob ich ihm egal bin?
Und genau DAS ist mein Gedankenkreislauf aus dem ich nicht rauskomme. Ich hab letztens mit meinem damaligen langjährigen Lebensgefährten geredet. Der sagte mir, bist doch selber schuld, Du hast doch nicht mehr geantwortet wenn er geschrieben hat.
Meine Therapeutin sagte mir, ich DARF nicht antworten. Eine andere Frau, meine Betreuerin einer Institution sagte nun wieder, "es ist noch zu früh. Warte ein halbes Jahr und schreib ihm dann, dass er noch immer mit Deiner Unterstützung rechnen kann, wenn er den Schritt in ein Alkfreies Leben machen will".
Ich selber habe immer noch das Bild vor Augen von den Zeiten, als er weinend vor mir stand. "Verlass mich nicht, dann ist alles aus". Naja, es ist nicht alles aus, er lebt sein Leben wie bisher.
Zu drei Leuten aus seinem Freundeskreis habe ich noch Kontakt. Und einer hat mir nun mitgeteilt, ohne dass ich danach gefragt hätte, dass er meinen Ex letztens mit Alkfreien Bier gesehen hätte.
Und sofort schrillten meine Alarmglocken. "Jetzt zeigt er allen, dass er nicht abhängig ist!"
Nein, der hört nicht auf. Noch nicht. Dafür geht es ihm noch viel zu gut. Hat Arbeit, seinen Führerschein, seine Wohnung und natürlich seine ganzen Kumpels.
Ich weiss wirklich nicht ob ich nun die ganze Palette der Co-Abhängigkeit mit mir rumschleppe. Tatsache ist, ich will nicht dass er an dieser sch... Sucht zugrunde geht. Tatsache ist, dass ich Angst davor habe und Tatsache ist auch, dass ich ihn nicht aus meinem Kopf kriege.
Ich möchte ihm manchmal einfach nur schreiben: "Hey, ich hab dich nicht vergessen!"
Was hält mich davon ab? Die Angst davor dass er nicht antwortet oder mir schreibt dass ich ihn in Ruhe lassen soll.
Habe ich es mir zu einfach gemacht indem ich immer sagte, er kann ja nichts dafür dass er sich so verhält? Es ist die Sucht, die ihn zwingt? Er kann keine Gefühle mehr spüren oder leben weil der Alkohol ihm diese genommen hat?
Ich weiss es einfach nicht!
Ich will einfach nicht so handeln wie andere aus seinem Umfeld. Sie wissen es alle und der eine oder andere hat ihn auch angesprochen. Aber die anderen? Ist denen doch egal, ist ja nicht IHR Problem. Diese Ignoranz ist nichts für mich, ich kann und will so nicht sein. Auch wenn ich nicht wirklich was erreichen kann, so denke ich doch, diese ganzen "Freunde" könnten zusammen mehr erreichen. Zum Beispiel indem sie ihm einheitlich signalisieren, dass sie hinter ihm stehen und ihn unterstützen beim aufhören.
Ich weiss aber leider auch sehr gut, dass sich niemand mit solchen Krankheiten wirklich auseinandersetzt. Warum auch? Das passiert doch immer erst dann, wenn man dazu gezwungen wird, etwa weil mein selbst plötzlich betroffen ist oder im nahen Umfeld eine Person hat, die einem sehr sehr viel bedeutet.
Ich habe damals auch sehr kämpfen müssen mit Vorurteilen als mir klar war, dass ich mit meinen Depressionen allein nicht klar komme, dass ich Hilfe brauche.
Oje, was war da los..... "Zum Psychiater???? Warum denn das??? Schaffst Du das nicht ohne???? " Ja, sowas habe ich dann zu hören bekommen. Und "was sollen denn die Leute denken???"
Tja, "die Leute" sind genau die letzten die mir geholfen hätten. Also kann es denen auch völlig egal sein ob ich nun zum Psychiater muss oder nicht. Aber es hat sehr lange gedauert, bis ich dahin gekommen bin. Bis ich verstanden habe, dass es um MICH geht, um MEIN Leben das ich SO nicht mehr leben wollte.
Dennoch, ich kann noch nicht loslassen. Es geht einfach nicht. Ist denn alles nur immer Co-Abhängiges Verhalten? Gibt es den Aspekt der Zuneigung, der Liebe überhaupt nicht mehr?
Wie soll ich jemals wissen, ob ich einen Menschen ehrlich und aufrichtig liebe oder ob ich wieder nur meine eigene Sucht befriedige? Kann ich das überhaupt jemals wissen?
geknickte Grüsse
pingi