Beiträge von simsala

    Hallo Sardine,

    Ich war in einer ähnlichen Situation wie du und hab lange auch immer nach Beweisen für mich gesucht, dass sein Verhalten nicht normal ist. Ich verstehe das gut. Wenn ich jetzt aber zurückblicke frage ich mich, wie ich das so lange aushalten konnte. In zwei Tagen ist der 1. Todestag meines Mannes. Ich sage das jetzt bewusst so krass, weil es tatsächlich so schlimm werden kann. Ich bin froh, dass meine Kinder die allerschlimmste Zeit bei meinem Mann nicht miterleben mussten und ich vorher schon mit ihnen ausgezogen bin. Es ist halt einfach eine unberechenbare Krankheit. So lange du in einer Situation bist, wo du alles analysiert und kontrollierst wirst du keine Ruhe finden. Selbst wenn ein Tag gut ist bleibt man auf der Hut und wartet nur auf die nächste Bestätigung. Ich weiß auch wie kraftraubend ein kompletter Umbruch des eigenen Lebens ist aber du musst nicht verharren und aushalten. Deine Tochter ist noch so klein das ist ein Vorteil für dich. Je älter sie wird und je mehr sie mitbekommt desto schlimmer wird es für euch beide.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!

    Simsala

    Hallo Maria,

    Das was der Pfarrer da zu dir gesagt hat macht mich so wütend ich würde am liebsten direkt selber noch aus der Kirche austreten so wie du. Aber so ein dummes Zeug musste ich mir auch anhören. Man ist sowieso schon fertig, macht sich Vorwürfe, obwohl man nichts falsch gemacht hat und dann kriegt man zur Belohnung noch einen oben drauf. Ich habe gelernt, dass solche Schlaubi-Schlumpf Sprüche immer von Menschen kommen, die noch nie in Berührung gekommen sind mit Alkoholismus. Wenn man Mal einen trifft, der schon Kontakt zu einem Alkoholiker hatte sieht die Sache ganz anders aus. "Da kannst du gar nichts machen, da muss er/sie selber rausfinden." heißt es dann nämlich.

    Fühl dich umarmt.

    Simsala

    Ich verstehe dich Liesel. Man erhofft sich durch die Blutwerte in erster Hinsicht die Einsicht des alkoholkranken Partners und eine Bestätigung für sich selbst, dass man richtig liegt mit seiner Einschätzung. Ich könnte es bei den ersten Blutergebnissen auch kaum glauben, dass diese halbwegs gut ausfielen. Leider ist die Schädigung des Gehirns und der Psyche, die durch Alkohol ausgelöst wird nicht mit einfachen Bluttests zu erfassen. Obwohl sie genauso oder sogar noch schwerwiegender ist als eine angegriffene Leber. Ich denke für dich ist es Enttäuschung und Erleichterung zugleich, dass die Werte gut sind. Enttäuschung, weil sich nun wieder nichts tut. Er hat keinen Handlungszwang. Sein Körper ist gesund. Erleichterung natürlich, weil man dem Anderen nichts Schlechtes will. Aber wieder geht es für dich nicht weiter. Ich hatte diese Aufs und Abs so oft. Immer in der Hoffnung "jetzt checkt er es, jetzt geht erst an, muss er doch jetzt!" Und wieder nichts. Bis ich an den Punkt kam wo das nicht mehr ging. Mein persönlicher Punkt. Sein Autounfall mit 3 Promille. Da wusste ich, ich muss selbst tätig werden und gehen. Aber bis zu dem Punkt gingen auch ein paar Tage und Aufs und Abs ins Land. Diese hörten auch danach nicht auf aber ich war distanziert er durch meinen Auszug. Konnte mein Handy ausstellen und war seinen Launen nicht mehr ausgesetzt. Wenn man selbst nicht irgendwann sein Schicksal in die Hand nimmt entscheidet das Leben irgendwann selber für dich. Und das was dabei herauskommt kann viel schlimmer sein als ein Auszug. Aber lass dich nicht zu sehr von Außen unter Druck setzen. Du musst deinen eigenen Punkt erreichen an dem du deine Entscheidung triffst. Liebe Grüße.

    Wir hatten bei meinem Mann damals mehrfach den sozial psychiatrischen Dienst da. Aufgeräumt haben wir nichts. So wie Linde sagt, sie sollen das ganze Ausmaß sehen. Und nach einigen Besuchen des SPD haben sie ihn doch mitgenommen. Obwohl er noch widersprechen konnte. Das geht schon. Bei uns war es leider zu spät für ihn, er starb kurze Zeit später im Entzug, aber ich bin trotzdem froh, dass er nicht allein zu Hause war.

    Hallo ihr Lieben,

    Seit Langem schreibe ich nun Mal ein Update in meinem eigenen Thema.

    Am Freitag ist mein Umzug zurück in die Heimat. Ich freue mich sehr darauf und die Kinder auch. Es wird Zeit für einen Neuanfang. Die letzten Monate oder Jahre waren der blanke Wahnsinn. Aber nun ist es in dieser Stadt zu Ende gebracht und wir können abschließen.

    Wir schmeißen nur unsere Klamotten in die neue Wohnung und fahren direkt in den Urlaub. Wenn wir zurück sind haben wir immer noch 4 Wochen bevor die neue Schule, die neue Arbeit und der Kiga beginnt um uns einzurichten. Das läuft schon nicht weg.

    Mit meinem Mann habe ich weitestgehend Frieden geschlossen. Ich sehe es jetzt als Erkrankung, nicht mehr als böse Absicht. Ich finde es schade, dass er den Kampf für uns nicht aufgenommen hat aber ich akzeptiere, dass er zu krank war, um es zu versuchen. Es nutzt nichts ewig mit der Vergangenheit zu hadern. Er fehlt mir so wie er früher war und es tut mir sehr leid, dass er nicht sehen wird wie seine Kinder aufwachsen. Und es tut mir leid, dass die Kinder ohne Vater aufwachsen werden. Aber ich akzeptiere es und ich werde alles tun, um meinen Kindern das beste Leben zu bereiten was ich bieten kann. Sie werden zurecht kommen. Wir sind ab Freitag nicht mehr die kleine kaputte Truppe sondern ein Mehrgenerationenhaushalt (: Mal sehen wie das wird. Ich freue mich darauf.

    Danke für eure Ratschläge und lieben Kommentare. Und allen viel Kraft die noch "mitten drin" stecken. Das Leben geht weiter. Ich merke es gerade.

    Bis bald eure simsala.

    Hallo Sommerregen,

    ich denke deine Angst ist unbegründet. Wenn Alkohol und Kinder im Spiel sind, sind die Behörden vorsichtig.

    Warst du schon bei der Anwältin? Ich hatte damals einen sehr guten Anwalt, der mir meine Ängste sehr schnell nahm und ganz klar sagte: das Kind bleibt bei der Mutter. Kein Richter würde auch ohne die Alkoholgeschichte einfach so ein Kind aus seinem gesicherten Umfeld reißen. Da müsste schon etwas gravierendes bei der Mutter vorliegen. Mit seinen Lügen kann dein Ex dich einschüchtern aber wenn er vor Gericht falsche Aussagen macht (die er auch erstmal belegen müsste) ist das eine Straftat. So blöd ist er nicht. Außerdem hat er nicht durch die 3 monatige Kontaktpause das Umgangsrecht ohnehin schon verspielt? Das war damals bei mir auch Thema. Ich würde einem alkoholkrankem Menschen meine Kinder ohnehin nicht unbeaufsichtigt überlassen. Klar ist es wichtig, dass der Kontakt zum Vater da ist und sicher wäre es für dich eine Entlastung die Verantwortung mit ihm zu teilen, aber du hättest doch keine ruhige Minute wenn du nicht mitbekommst was da abläuft.

    Mach dich nicht verrückt. Und bezieh das Jugendamt vielleicht doch noch weiter mit ein. Es ist gut wenn du nachweisen kannst, dass du dort Unterstützung gesucht hast. Das Familiengericht und das Jugendamt arbeiten oft zusammen. Das kann nur positiv für dich sein.

    Liebe Grüße simsala

    Bei mir war das immer wechselnd. Einen Tag gab es bei ihm Einsicht und er wollte sich endlich Hilfe holen am nächsten Tag war wieder alles vergessen. Immer wieder enttäuschte Hoffnung. Zuletzt gab es dann keine Einsicht mehr. Nur noch liegen und trinken bis zum Ende. Es ist grauenhaft wie ein geliebter Mensch vor den Augen seiner Familie einfach verschwindet.

    Ja das ist es wirklich. Ich kann es rückblickend immer noch nicht glauben wie schnell es bei meinem Mann ging. 2019 noch in unser Haus gezogen. Jetzt ist nichts mehr da. Habe derzeit viele flashbacks und verarbeite zum ersten Mal. Diese Erkrankung ist so tückisch und mächtig. Ich kann es zur Zeit nicht mehr sehen wenn jemand in meiner Gegenwart etwas trinkt. Denke sofort "wenn der wüsste". Ich hatte auch immer den Drang zu helfen. Auch als ich schon ausgezogen war. Aber jeder Versuch verpuffte. Man kann einfach nicht glauben, dass jemand so leben möchte. Möchte er wahrscheinlich auch nicht aber er erkennt das Ausmaß nicht. Sei stark und vergiss dich selbst nicht über seine Erkrankung.

    Liebe Maloross,

    Aktuell sieht der Arbeitsmarkt doch wirklich gut aus. Wenn ich du wäre würde ich mich lieber irgendwo an eine Kasse setzen oder Regale einräumen (da ist ohnehin nichts schlechtes dran), bevor ich mich in dem Zimmerchen verkriechen würde. Hauptsache Geld und Unabhängigkeit. Und dann sähe die Wohnungsgeschichte doch auch wieder anders aus. Schritt für Schritt! Es ergibt sich immer was.

    Du hast schon so viele gute Ideen gehabt. Jetzt wird es Zeit für Taten.

    Liebe Grüße

    Hallo meine Liebe, unabhängig von dem ganzen Mist eine Frage: hatte dein Sohn im vergangenen Jahr mal Scharlach/Streptokokken? Häufig tritt als Spätfolge diese Nierenentzündung auf. Vor allem in dem Alter. Falls ja Arzt drauf hinweisen.

    Und selbstverständlich kannst du seine Sachen vor die Tür stellen. Es ist dein Haus! Steht er mit im Grundbuch? Wenn nicht Schloss austauschen und ciaou Kakao. Wäre die einfachste Lösung für dich und den Kleinen. Du brauchst jetzt alle Kraft für dich und den Kleinen!

    Liebe Grüße

    Direkt beim Jugendamt anrufen und das Problem schildern. Ich hab das damals auch gemacht. Die Dame war super kompetent und meinte "wenn Sie ihr Kind einen Alkoholiker zur Betreuung geben und es passiert was ist das Verletzung Ihrer Aufsichtspflicht." Da war ich sehr erleichtert. Es war auch meine größte Sorge dass er (oder meine Liebe Schwiegermutter für ihn) auf sein Umgangsrecht besteht und ich die Kinder völlig allein bei ihm lassen muss.

    Liebe Liesel,

    das Problem ist nur: es kann bei deinem Mann von jetzt auf gleich noch schlimmer werden und er kann überhaupt keine Betreuung für deine Tochter mehr leisten. Darum wäre es besser das jetzt schon in Angriff zu nehmen. Ich überlege gerade eine Au-Pair zu nehmen denn bei mir sieht es mit den Kindern alleine und Nachtdiensten auch nicht rosig aus. Bisher konnte ich durch meine Selbstständigkeit die Kinder immer mit zur Arbeit nehmen. Das war nicht ideal aber wenigstens waren sie sicher bei mir. Nun fällt die Selbstständigkeit weg und es wird sich vieles ändern. Wenn kein Au pair dann Babysitter oder Leihoma aber den oder die möchte man ja nun auch erstmal Kennenlernen bevor man ihm oder ihr seine Liebsten anvertraut. Sowas braucht Zeit und die hast du evtl nicht mehr lange. Sonst würde noch ein Gespräch mit dem Arbeitgeber helfen und ihm deine Schwierigkeiten verdeutlichen. Es bleibt ja nur ein paar Jahre noch so. Deine Tochter ist bald aus dem Gröbsten raus. Du würdest ja nicht für immer die Dienstreisen aussetzen. Und seit Corona wissen wir alle dass vieles auch per Internet-Sitzung erledigt werden kann. In meinem Beruf leider nicht aber vielleicht bei dir. So oder so. Eine Lösung gibt es immer. Besser jetzt unabhängig von seiner "Unterstützung" (mehr oder weniger) loskommen als plötzlich völlig aufgeschmissen zu sein.

    Wie heftig und du hattest ja noch so mitfühlend geschrieben, dass er dir leid tat. Und nun das. Was will er damit erreichen? Weiß er wahrscheinlich selber nicht. Vermutlich nur Wut, weil es dir besser geht als ihm. Blockieren ist gut. Alles Reden bringt da nichts. Aber tut mir leid, dass du jetzt wieder in ein Gefühlschaos stürzen musst wegen ihm. Sieh es als erneute Bestätigung!

    Liebe Liesel,

    Ich verstehe dich gut. Gerade wenn man in diesem Zwiespalt ist und nicht sicher ist ob er betrunken fährt oder nicht... Und immer eingeredet bekommt von ihm man übertreibe. Was ich in der Situation tatsächlich getan habe: ich habe der Polizei damals einen anonymen Hinweis gegeben als er den Unfall gebaut hat. Weiß nicht ob sie ihn ohnehin hätten pusten lassen oder nicht aber ich schäme mich dafür nicht und würde es wieder tun. Ich fand es sei meine Verantwortung einzugreifen. Habe angerufen, Kennzeichen und Unfallort genannt und siehe da knapp 3 Promille. Ich weiß dass ist schwieriger wenn er unterwegs ist aber auch da kann die Polizei eingreifen und ihn mit Kennzeichen rausfischen. Ich hatte ihm zuvor schon verboten die Kinder im Auto mitzunehmen. Es zog nicht. Er machte was er wollte. Da hab ich die Kinder einfach überall hin mitgenommen. Auch zur Arbeit. Ging natürlich nur wegen Selbstständigkeit. Aber irgendwie gibt es immer einen Weg. Es ist tatsächlich so: wenn er doch einen Unfall macht wirst du dir nie verzeihen nicht eingegriffen zu haben. Ich will dich gar nicht weiter torpedieren hier aber es kann wirklich schnell schiefgehen. Und du kannst der Polizei sagen, sie möchten es bitte vertraulich behandeln. Da haben die Verständnis. Und wenn du erwähnst dass der Lappen schon Mal wegen Alkohol weg war reagieren die sehr schnell. Bei meinem Mann sind sie tatsächlich ständig Kontrolle gefahren, um zu sehen, ob das Auto bewegt wurde. Wenn er das nächste Mal ins Auto steigt einfach dort anrufen. Im Grunde tust du ihm damit auch einen Gefallen. Wenn er betrunken jemanden umfährt wird er in diesem Leben auch nicht mehr froh.

    Liebe Claudia,

    Ich kann dir gut nachfühlen. Mein Mann ist jetzt 7 Monate tot und ich habe in der ersten Zeit auch nur funktioniert für die Kinder. Aber es trifft mich immer noch wie ein Schlag. Gestern waren wir in einem Kinder Indoorpark und die Dame an der Kasse fragt "na und wo habt ihr den Papa heut gelassen?" "Mein Papa ist tot.," Sagte meine Tochter nur. Betretenes Schweigen. Und ich frage mich warum die Beiden das schon ertragen müssen und dann kommt bei mir auch die Wut hoch auf ihn. Warum hat er uns das angetan? Wir können es nicht ändern. Und verstehen sowieso nicht. Es wird leichter. Unsere Kinder brauchen uns stark. Das ist Fluch und Segen zu gleich. Ich drück dich.

    Darauf hoffe ich bei meinen Kindern auch. Sie haben trotz unseres Auszugs viel mitgemacht. Ihr Vater ist tot. Niemand konnte ihm helfen. Unsere komplette Existenz ist zerbrochen. Wir sind von Hinz nach Kunz umgezogen und von unserem Traumhaus in der letzten Kellerwohnung gelandet. Ich hab die Hoffnung, dass sie einfach nur gestärkt aus dem Mist herauskommen und nicht als seelisches Wrack. Wir reden viel. Auch über Alkohol. Ich schweige nichts tot. Aber es ist mehr als ein Kind in diesem Alter ertragen sollte. Aber so ist es nun Mal. Wir drei halten zusammen. Ich nehme jedes Hilfsangebot von außen an. Und trotzdem ist man ständig am Limit. Aber andersrum kann uns auch so leicht nichts mehr schocken nach dem ganzen Mist. Und ich freu mich doppelt und dreifach über jedes unbeschwertes Lachen und jeden normalen Tag.