Beiträge von Kettentatoo

    Heute morgen ist mir bewusst geworden, das erste Mal seit 30 Jahren habe ich die Festtage ohne Alkohol verlebt. Und on Top dazu, auch noch sehr schön verlebt. Ich muss ehrlich eingestehen, auch aufgrund der hier angestossenen Diskussion hatte ich Respekt vor den Tagen. Besonders Weihnachten haben ich mich ab und zu beobachtet und selber gefragt, ob ich in irgendeiner Weise nasses Verhalten an den Tag lege oder vielleicht aufgrund der Ähnlichkeit der Limo-Flasche zu einer Bierflasche, und wie ich sie öffne, halte etc. getriggert werde. Und ich muss gestehen, ich habe darauf gewartet, dass irgendein Trigger einsetzte.

    Und, mir ist im Nachhinein dabei aufgefallen, ich habe einen Fehler begangen und zwar, ich habe mir selber misstraut. Ich arbeite mittlerweile seit Monaten intensiv mit mir und habe ehrlich gesagt dabei auch "viel schlimmere" Momente erlebt und die haben sich nie als Problem herausgestellt. Jetzt war ich anderweitig getriggert und das hat sich nicht gut angefühlt. Im Endeffekt würde ich das als sogenannte negative Bestärkung beschreiben und das ist etwas, was nicht in meinen Weg passt.

    Gestern habe ich wieder zu mir gefunden und sitze nun quietsch fiedel am Frühstückstisch und tippe diese Zeilen. Quietsch fiedel auch aus dem Grunde, bewegt mich doch eine Nachricht von gestern Abend sehr. Und das sind so die kleinen Nachrichten, die richtigen Bestärkungen das man doch auf dem Weg ist.

    Zwischen den Tagen habe ich eine liebe Freundin besucht und genau diese Person habe ich am letzten Tag meiner Trinkkarriere ebenfalls getroffen und dann nicht mehr gesehen, bis vorvorgestern. Das heisst, sie hatte mich noch in Erinnerung quasi, "von damals". Und sie hat mir so intensive Worte geschickt, wie überrascht sie war und mich eigentlich nicht mehr wiedererkannt hatte.

    Und das ist schön, sehr schön sogar. Und das Beste ist, ich bin noch nicht fertig ;) Let´s Go 2024!

    in summe ist es herrlich, mich selber neu zu erleben: offener, klarer, befriedeter und optimistischer. viele ängste und depressive verstimmungen sind verschwunden.

    Stark oder?

    Und ich finde, diese Erfahrungen solltest Du ganz fest in Dir verankern und sie Dir zu eigen machen für die Momente, wenn die Gedanken abschweifen. Was Du jetzt erlebst, diese Gesundung, diese Freude, diese Erlebnisse, gerade auch im Rückblick auf die vergangenen, schlechten Zeiten, können eine gesunde Basis für die kommende Zeit werden, das Du mit einem Selbstverständnis nüchtern bist und bleibst.

    Alles Gute!

    Hallo allerseits, ich hoffe ihr hattet schöne trockene Weihnachten!
    Ich habe diverse Treffen, bei denen getrunken wurde, sehr gut überstanden, ohne jegliche Lust auf Alkohol. Das war noch nie so. Bei jedem anderen Aufhörversuch hatte ich täglich Saufdruck. Nun gar nicht mehr. Wahrscheinlich wegen meiner gesundheitlichen Schäden, die mir eine große Angst eingejagt haben. Allerdings rauche ich als "Ersatz" nun mehr als vorher, was ich ganz schrecklich finde. Ich will damit aufhören, Und ich habe einen unstillbaren Hunger auf Süßigkeiten, Chips und Käse und nehme leider daher überhaupt nicht ab. Ich merke dass ich darauf süchtig bin mir irgendwas in den Mund zu stopfen, Zigaretten oder Junkfood statt Alk. So ganz frei fühle ich mich also noch nicht :( Hattet ihr auch so einen schrecklichen Hunger nach dem Aufhören?
    Die Anfangseuphorie ist nun vorbei, und Schlafen kann ich gar nicht gut ohne vom Alk betäubt zu sein. Ich bin bis 1 Uhr früh hell wach und wache viel zu früh auf.
    Ich kann mir nicht vorstellen wieder "ein Gläschen" in Geselligkeit zu trinken, weil ich genau weiß dass es nie bei einem Gläschen bleiben wird und danach der Gang zum Supermarkt folgt... Die anderen mit ihrem Wein und Bier neben mir triggern mich also gar nicht mehr.
    Allerdings brauche ich eine Lösung für tragische Ereignisse. Da könnte ich mir vorstellen mich wieder anzusaufen, weil ich nichts anderes als "Problembewältigung" kenne. Was wäre der Notfallkoffer für ein wirklich tragisches Ereignis?

    Hunger ist ein sehr ähnliches Gefühl wie der Suchtdruck selber. Das ist auch ganz häufig (mit) ein Grund, warum viele Leute nach dem Rauchstopp so zunehmen. Es stellt sich auf der einen Seite der Stoffwechsel um, gleichzeitig wird versucht den Suchtdruck mit Essen zu mindern. Gerade Zucker aber auch Fett / Kohlenhydrat-Kombinationen, gerne mit Glutamaten oder viel Salz gehen auch direkt auf das Belohnungssystem des Gehirns. Deswegen ist das Verhalten als Kompensation nicht unüblich.
    Ich persönlich stehe ja auf dem Standpunkt, Kompensation ist wie den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, auf der anderen Seite ist das erlaubt was hilft. Von daher, wenn man die Muster versteht, kann man besser damit umgehen, bevor man wieder in eine ähnliche Suchtspirale tappt bzw. diese nicht verlässt und dann wieder mit dem Trinken anfängt, weil die Muster halt einfach noch da sind.
    Das Essverhalten was Du an den Tag legst kann auch durchaus direkt auf deinen Schlaf gehen. Und so hängst Du ggf. in einer Spirale fest.

    Wie kommt man da raus, ich hab vor Jahrzehnten mal in einer ähnlichen Spirale gesteckt, da spielte der Alkohol noch keine Rolle, aber die Muster waren gleich. Ich habe radikal meinen Alltag geändert. Also alle Triggerpunkte im Alltag gemieden oder verändert und mir neue Abläufe eingebaut. Und das mindestens 1/2 Jahr lang. Das war am Anfang echt komisch, teilweise auch super ungewohnt, aber hat funktioniert, so bin ich aus den Mustern rausgekommen. Das gleiche Prinzip hat mir bei der Abstinenz auch sehr geholfen, dass ich sofort in der Lage war, Trinkmuster zu umgehen oder für eine gewisse Zeit aus zu widerstehen, weil ich wußte, was mich da triggert.

    Tragische Ereignisse sind in der Tat ein großes und sehr schwieriges Thema. Meiner persönlichen Meinung nach hilft da nur die Erfahrung und Rückschau auf schon andere, bewältigte Herausforderungen, ohne Alkohol. Und mir hat immer das Wissen geholfen, ein Rückfall macht die Herausforderungen immer schlimmer, nicht besser.

    Lieber xxx, warum ist er denn eifersüchtig? Warum fragt er ständig, ob ich einen anderen habe, wenn ich mehrere Wege erledige, die länger dauern oder wenn ich mit Bekannten zum Essen gehe, mir einfach was gönne? Er hat oft im Suff geäußert, früher schon, wenn ich ihn jemals betrüge oder gehe, würde er mir was antun. Warum sagt man sowas, wenn man nichts mehr für seine Partnerin übrig hat? Warum würde er mir kein besseres Leben gönnen? Ich bin die Mutter seiner Kinder.

    (ich habe dieses Zitat aus einem anderen Thema mitgenommen und wollte darauf antworten und festgestellt, dass meine Antwort hier auch sehr gut aufgehoben ist und ich meine Antwort gerne bei mir hätte.)

    Weil der Alkohol nach und nach die Synapsen im Hirn verändert und man anfängt, Gespenster zu sehen. Sprichwörtlich. Das war ein großer Baustein bei mir, dass ich wirklich bemerkte, wie die Welt um mich herum dunkler wurde. Meine Gedanken und Gefühlswelt wurden immer negativer. Ich habe selbst bei mir auf eine Depression getippt, obwohl ich eigentlich wußte, dass es am Alkohol liegen muss.

    Und ich habe wirklich gemerkt, wie sich diese verzweifelte Wut in mir selber, die ich nicht kontrollieren konnte, langsam an Menschen entlud, die aber nichts dafür konnten. Ich habe richtig wahrgenommen, wie ich mich Stück für Stück veränderte.
    Auch die Wahrnehmung meiner Umwelt wurde immer dunkler, bei eigentlich wunderschönen Momenten konnte ich mich in keiner Weise darüber freuen sondern war tief traurig. Und manchmal, wenn ich alleine war, habe ich mich bewusst in diesen Strudel reinfallen lassen.

    Junge Junge, das noch einmal zu reflektieren macht echt Gänsehaut. Aber der Alkohol ist da echt fies, auf der einen Seite führt er Dich sukzessive immer tiefer in das Loch, gleichzeitig ist er aber auch das Mittel um einem ein wenig "Freude" zu spenden. Aber dieser "Kick" ist nur von kurzer Dauer, danach kommt wieder die Traurigkeit. Und die ist besonders da, wenn man gerade nichts trinkt. Also quasi verkatert ist. Also deswegen wartet man sehnsüchtig wieder auf den nächsten Kick. Man ist quasi gefangen wie in einem Hamsterrad mit Spirale.

    Das Glück was ich hatte , war diese Muster zu erkennen und schlussendlich durchbrechen zu können. Ich bin unendlich dankbar für meine vielleicht genetische, möglicherweise auch anerzogene extrem hohe Moral und Gerechtigkeitssinn, die mich im Endeffekt wirklich geschützt haben. Diese Mauern haben dafür gesorgt, dass ich diese aufgestaute Wut und Traurigkeit nur ganz selten an meinen Mitmenschen "rausgelassen" habe. Und auch wenn es zu diesen Momenten kam und diese falschen Emotionen rüberschwappten, hab ich mich schnell irgendwo versteckt und das mit mir selber ausgemacht.

    Und ein wichtiger, weiterer Baustein, irgendwo tief in mir loderte auch immer noch die Sehnsucht nach Freiheit, Glück und Zufriedenheit. Und ich hatte so einen Drang danach, diese Ketten der Last loszuwerden.

    Paradoxer Weise, ich wußte ja eigentlich wie es um mich stand, ich wußte es sehr genau und wußte eigentlich auch genau, dass der Alkohol schuld war, konnte ich mir das nicht vorstellen, aufzuhören. Ich hab mir sogar eine Therapeutin gesucht und ihr von meinen vermeidlichen Depressionen erzählt und diese Person meinte nur, ich habe keine Depressionen, sondern ein Alkoholproblem. Rumms......fachlich bestätigt. Und auch diese Aussage hat (erstmal) nicht geholfen, dass ich aufgehört habe.

    Warum? Der Alkohol ist echt gut darin, einem die eigene Verantwortung abzunehmen und ins Ohr zu flüstern, dass er eigentlich die Lösung ist und nicht das Problem. Und deswegen macht man weiter und geht tiefer und tiefer in den Kaninchenbau.

    Aber, meine persönliche Erfahrung, man kann diese ganzen Ketten sprengen. Nur dann, so ging es mir, ist man erst einmal nackt und quasi orientierungslos und es ist erstmal schwierig, die ganzen ungefilterten Emotionen einzuordnen und damit umzugehen. Und alles was man vorher irgendwie durch die Katalysator Alkohol oder Filter Alkohol gejagt hat, muss man nun alleine, ohne dieses "Mittel" verarbeiten.

    Mir wurde an verschiedenen Stellen damals nahegelegt, dass das freudige Gefühl, die sogenannte Anfangseuphorie, nachdem man ein paar Tage ohne Alkohol verbracht hat, gefährlich ist, man sich seiner Sache nicht zu sicher sein soll. Ich hab das Gefühl damals voll mitgenommen, ausgebaut und quasi als Basisplattform etabliert. Ich meine, nachdem man wirklich lange in einem emotionalen, tiefen Loch gesessen hat, dürstet man nach guten Momenten als auch ungefilterten Glück.

    Und das habe ich voll mitgenommen, ich habe genossen, mich zu spüren, mich wahrzunehmen, mich zu fordern.

    Das Baumloben ist mir ja eine ganz neue "Tradition", davon habe ich noch nie gehört. Ich finds ganz schön strange muss ich sagen. Ich würde daraus mutmaßen dass es auch über das Jahr mit der Nachbarschaft die eine oder andere Veranstaltung gibt, die zum feiern einlädt?

    Ha ja. Ich auch. Aus dem Grund würde mich auch der Grund brennend interessieren, weshalb er in der Küche steht. Zum Brille putzen?

    Ich werfe ihn mir z. B. ins Gesicht. Nach dem Rasieren. In Form von Aftershave.

    Für die Brille hab ich ein Ultraschallgerät, kann ich nur empfehlen. Putzerei mit irgendwelchen Tüchern hat mir über die Jahre die Gläser kaputt gemacht. Aber der Wein, den ich sogar geschenkt bekommen hatte, um es zu konkretisieren, war für die Gäste gestern Abend. Die großzügigen Reste habe ich allerdings gestern Abend noch entsorgt. After Shave macht meiner Erfahrung nach die Haut kaputt, man braucht das Zeug wirklich nicht. Genauso wenig wie BodyLotion oder so einen Quark. Wer einmal cremt, cremt immer.

    Ich bin, wie ich sagte, beim Alkohol nicht dogmatisch, ich habe überhaupt kein Problem damit wenn "er" in der Nähe ist. Die Distanz zu Alkohol ergibt sich allerdings durch Abstinenz automatisch, da muss man m.E. gar nicht viel tun. Insbesondere Menschen, die einen ungesunden Hang zu Alkohol haben, distanzieren sich bsp. von alleine, sobald man sagt, man ist nicht mehr dabei.

    War das nicht Dein Grund der Anmeldung hier? Hilfe und Unterstützung suchen?

    Ich selbst aus eigenen Erfahrung damit fast 17 Jahre trocken. Zuvor mehre Versuchen gescheiterte mit den Geschichten, die ich hier "moniere"

    Der Grund meiner Anmeldung ist eigentlich meine Geschichte zu erzählen und sich dabei auch ein wenig selber zu reflektieren. Diese Diskussion gehört da auch mit zu.
    In meinen Posts habe ich ja meine Intention beschrieben. Denn, ich habe sehr viele, sehr gute Erfahrungen zu erzählen, die mich als Menschen einfach sehr verändert haben.

    Und mein Gedankengang ist, auch solche Erfahrungen gehören geteilt, das eine bewusste Abstinenz wirklich im positiven Sinne "Live Changing" sein kann. Mein Erfahrungsschatz beträgt allerdings "erst" 300 Tage, aber in der Zeit hat sich extrem viel getan, dazu habe ich ja noch gar nichts erzählt. Allerdings, die 300 Tage sind "netto", brutto habe ich mich auf die Abstinenz schon deutlich länger vorbereitet.

    Frohe Weihnachten!

    Wieso hast du nach 10 Monaten noch Alkohol in der Küche stehen? Möchtest du denn kein alkfreies Zuhause?

    Ich glaube, egal was ich antworten würde, mir würde die Ernsthaftigkeit meiner Abstinenz von Euch abgesprochen. Und auf diese Vorwürfe, die völlig aus der Luft gegriffen wären, lasse ich mich nicht ein.

    Jeder hat seinen Umgang mit dem Thema, der eine zieht (sprichwörtlich) Mauern um sich um ja in keiner Weise mit Alkohol konfrontiert zu werden und andere haben einfach für sich eine persönliche Entscheidung getroffen und halten ohne viel Aufhebens daran. Und beides ist vollkommen in Ordnung.
    Aber keinem von Beiden ist die Ernsthaftigkeit der Entscheidung abzusprechen oder zu unterstellen, nicht ernsthaft genug zu sein.

    Kettentatoo

    Dein Empfinden in allen Ehren, das ist es aber hier nicht. Übergriffig würde ich es nur empfinden, wenn jemand ungefragt für mich in meinem Thread das Wort erhebt und das dann auch noch bestätigt, was wider den Erfahrungen entspricht. Aber das ist nur mein Empfinden.

    Dann noch ein nasses Umfeld zu Hause propagiert, was eben eine Gefahr ist und bleibt. Trotz Langzeiterfahrungen irgendwie versucht es zu begründen. Das kommt dann eben in die Schublade Verharmlosung und Gefahr. Was ist es denn sonst? Früher krankhaft zwanghaft gesoffen und nur weil ich im Kopf einen Schalter gelegt habe, wird das schon werden?

    Und mal ehrlich, wenn es mich aggressiv macht, wäre für mich die Frage, warum verteidige ich als trocken werdender Alkoholiker Alkohol-Flaschen zu Hause? Weg mit. Keiner muss Alkohol trinken, außer der Alkoholiker selbst.

    Nicht falsch verstehen.


    Puhh... ich lasse das einfach mal so stehen und schüttel den Kopf. Das ist schon rethorisch ziemlich harter Tobak mit dem Du hier um Dich wirfst und ich finde die Art völligst daneben. Solche aggressive Rethorik hat mit Selbsthilfe wenig zu tun sondern ließt sich nur dem Durchdrücken der eigenen Meinung und, ja wie soll ich das sagen, wenig nach dem Angebot der Unterstützung der Selbsthilfe sondern einfach nur aggressiv.

    Aus welchem Grund? Ich finde das echt krass wie Du verbal um Dich schlägst. Womit ist diese Härte anderen gegenüber begründet?

    Ihr redet / schreibt davon, dass jeder seinen eigenen Tiefpunkt erreichen muss, dann entscheidet man sich für die Abstinenz. Und bis zu diesem Tiefpunkt kann im Außen Unterschiedliches geschehen sein….

    Ich finde das Evelin hier gerade ziemlich in eine Ecke gedrängt wird und empfinde das nicht als ok. Ich finde manche Aussage sogar als ziemlich aggressiv und übergriffig.

    Ich kann jetzt nur von mir sagen, in meiner Küche steht ebenfalls Alkohol. Und ich habe aktuell nicht vor, das Zeug wegzuschütten und es zu behandeln wie der Teufel das Weihwasser. Warum der Alkohol da steht, muss ich nicht erzählen, es hat einen Grund. Aber nur weil er da steht, heisst es nicht, dass ich meine Abstinenz nicht erst nehme oder sie gefährde.

    Würde ich anderen Menschen mit einem Alkoholproblem empfehlen, in der Küche was stehen zu haben? Nein, würde ich nicht. Ich würde der Person aber defintiv auch nicht absprechen, ein Problem mit Alkohol zu haben geschweige sie vor die Wahl stellen zu entscheiden, ob sie Alkoholiker ist oder nicht.

    Ich glaube den Umgang mit dem Stoff muss jeder für sich selber ausmachen. Der eine verweigert es wie der Teufel das Weihwasser, der andere kann mit der Nähe umgehen und hat kein Problem damit. Daraus aber die Ernsthaftigkeit der Abstinenz abzuleiten oder gar abzusprechen, ist nicht okay und jemanden in eine Ecke drängen erst Recht nicht.

    Sorry, das musste ich sagen weil ich das so empfinde.

    Morgenrot

    Ja das definiere ich wohl über ihn. Ich sitze leider nicht hier und bin froh oder habe über Trennung nachgedacht. Obwohl ich weiss wie hoch die rückfallgefahr ist und das kein zuckerschlecken wird.

    Ich sitze hier, lese das alles und werde einmal versuchen ganz sachlich eine Antwort zu finden, in dem ich mich in Situationen reindenke, in denen ich war.

    Wenn meine Partnerin so einen (Liebes)-Druck auf mich ausüben würde, während ich gerade die wohl wahrscheinlich existenziellste Entscheidung und Weg meines Lebens durchführe, beginne, die mich wahrscheinlich alle Kraft kostet - ich würde mich dafür entscheiden, alle Dinge hinter mir zu lassen, die mich belasten und neu anfangen.

    Das bedeutet klipp und klar, Mami1213, ich würde mich von meiner Partnerin trennen. Und jeder Anruf, jede WhatAPP jeder Kontakt der auch nur im entferntesten unsere Beziehung zum Thema hätte, wäre eine Bestätigung einen Cut zu machen.

    Einer der wesentlichsten Sätze, den ich gehört und verinnerlicht habe, kurz vor meinem Absprung war: Herr Kettentatoo, lösen sich sich von allen Dingen die sie belasten und konzentrieren sie sich nur auf sich.
    Und das habe ich gemacht, was am Anfang schmerzhaft zu meiner Abstinenz hinzukam, hat sich hinterher als richtige Entscheidung herausgestellt, die MIR MEINEN Weg ermöglicht hat.

    Ich bin jetzt leider ganz deutlich, ich kann Dir nur anraten: Lass den Mann in Ruhe. Kein Klammern, kein Kletten, keine Sorgenbekundungen, kein Umsorgen, nichts. Die Zeit wird zeigen, was wird. Und nur die.

    Und meiner Meinung nach, Abstand, Pause ist auch für Dich eine gute Idee in dieser Extremsituation. Nur mit Abstand sieht man klarer.

    Alles Gute.

    Hihi, ja ich weiß was du meinst. Ich nenne das Resonanz. Du ziehst an, was du ausstrahlst. Lebensfreude! Ist bei mir auch neu und ungewohnt, obwohl ich wie du auch früher nicht unbedingt schüchtern war. Aber es war anders...und ich hatte leider auch nicht passende Menschen angezogen (andere Alkoholiker, etc).

    Die Frage die ich mir ein bisschen stelle ist, wie ich mit meiner alkoholischen Vergangenheit umgehe. Also, zum Glück habe ich nie wirklich in die Tonne gegriffen oder Dinge gemacht, die ich schwer bereuen müsste oder aber das ich eine Familie hinter mir gelassen hätte bzw. die mich zurück. Diese tiefen, schlechten Phasen habe ich immer mit mir selber ausgemacht und ansonsten irgendwie im Alltag mehr oder weniger unauffällig funktioniert.
    Aber in Gesprächen, heute wieder auf einer Weihnachtsfeier, werde ich natürlich angesprochen ob ich einen Glühwein möchte, z.B. Da ich mittlerweile viel Sport mache und mich darauf auf fokussiere, habe ich natürlich eine Begründung, warum ich ablehne. Und diese Begründung meine ich auch wirklich ernst und ich denke man sieht mir das auch an. Dennoch bleibt da irgendwie ein schales Gefühl oder ich muss mich an die Selbstverständlichkeit noch gewöhnen?

    Ich fühle das genau so wie Du. Eigentlich ist es total krass, charakterlich war ich eigentlich immer ein sehr kommunikativer, offener Mensch, der auch gerne auf Menschen zugegangen ist. Aber diese Fähigkeit ist mir "damals" leider völlig verloren gegangen bzw. ich war nicht mehr in der Lage das auszuleben. Bzw. völlig falsch auszuleben. Mittlerweile ist diese Fähigkeit wieder zurück und ich würde auch behaupten, stärker als vorher. Dadurch, dass man durch ein Tal gegangen ist, ist das Selbstverständnis für sich selber ein anderes geworden, aber auch das Selbstbewusstein.
    Das klingt jetzt vielleicht ein wenig doof, aber, deswegen schrieb ich, "nur nicht mehr trinken" reicht mir nicht, habe ich über die Monate auch viel darauf Wert gelegt mir selber gutes zu tun. Das mache ich bsp. über intensiven Sport und es ist echt schön wie das anschlägt. Und ich bin eigentlich kein schüchterner Mensch, aber ich bekomme mittlerweile doch viel positive Aufmerksamkeit und Komplimente, Flirtangebote und das ist auf der einen Seite total schön, aber gleichzeitig auch sehr ungewohnt, sich wieder zu ...exponieren? Sagt man das?

    Ich weiß nicht, trotz des Regens da draußen hab ich ein ganz anderes Gefühl und das ist echt schön. Ich freu mich schon auf den Frühling ;)

    So geht es mir auch. Ich bin meinen LiebeLieben unglaublich dankbar, dass sie zu mir gestanden sind bis ich endlich eingesehen habe, dass ich Alkoholkrank bin. Ich bin mit Alkohol krank, aber ohne nicht...und we will schon krank sein

    Das ist ein Punkt, über den ich wirklich lange und intensiv nachgedacht habe. Und es war gleichzeitig auch die größte Hürde anzuerkennen, dass ich ein wirkliches, krankhaftes Problem habe.
    Aus diesem Strudel rauszukommen, war wirklich nicht leicht und eigentlich die größte Anstrengung in dem ganzen Prozess. Wenn ich allerdings vorher in irgendeiner Art greifbar vermittelt bekommen hätte, was sich möglichweise für Türen öffnen könnten, hätte ich mich wohl früher zur Abstinenz entschieden. Aber im Endeffekt habe ich mich entschieden, ich bin straight meinen Weg gegangen und bin jetzt rückblickend extrem glücklich darüber.

    Eines, was für mich aber überhaupt nicht ging, war der Gedanke, "einfach nicht mehr trinken". Das hätte bei mir nicht funktioniert. Ich denke, dass ist auch die Herausforderung einer stationären Therapie, wenn es danach wieder in den Alltag geht, wo alles ist wie vorher auch. Da ist ein Rückfall ziemlich wahrscheinlich. Ich war bislang 2x in einer "Käseglocke", aber aus anderen Gründen, und weiß auch genau wie das ist, danach in den Alltag zurückzukommen.

    Und von daher war für mich essentiell, im Alltag selber grundsätzliche Veränderungen herbeizuführen, die mich stabilisieren, motivieren und vorallem auch vorwärts bringen. Denn der Status Quo bis zu dem Zeitpunkt war nicht erstrebenswert, den zu halten. Und glücklicherweise, ich weiß nicht ob das bei anderen auch so ist, kam nach und nach die Power als auch die Motivation, Neues zu tun, was einen selber auch erfüllt.

    Um dadurch auch die Stärke zu haben, in schwierigen Momenten nicht in alte Muster zurückzufallen.

    VG

    Vielen Dank!

    wie ich oben schon geschrieben habe, habe ich mir einige Berichte durchgelesen und ich bin an vielen Stellen sehr erschrocken was ich da lese. Und, an ein paar Stellen erkenne ich Ansätze an meinem damaligen Verhalten wieder und bin von daher auch sehr froh, dass ich den Absprung sowohl gewagt als auch durchgehalten habe. Wobei das Wort durchgehalten nicht stimmt, ich gehe jeden Tag mittlerweile sehr bewusst, aktiv und sehr positiv an und konnte sowohl mein Verhalten als auch meine Lebenseinstellung sehr verändern.

    Und gerade weil ich sehr dankbar darüber bin, wie ich mich verändert habe, möchte ich mit einem gewissen Abstand zu der "dunklen Zeit" darüber ein bisschen schreiben, damit das Denken daran nicht verwässert und ich mir auch bewusst machen kann, das jetzt sehr zu schätzen.

    Ich habe mich damals sehr auf dunklen Pfaden bewegt und auch mein Verhalten war oftmals krass und überhaupt nicht rational, dass es mich jetzt im Rückblick sehr erschreckt, zu was man fähig gewesen ist. Bzw. inwiefern man durch den Alkohol regelrecht fremdgesteuert war und ein eigentlich nicht zu erklärendes Verhalten an den Tag gelegt hatte, sogar nicht schlimmer, diese krassen Verhaltensweisen als normal erklärt hatte.

    Wobei ich vielleicht das Glück hatte, das in meinem Hirn irgendwo ein Funken geglimmt hatte, der mir gerade in den letzten Monaten oder vielleicht auch Jahren immer wieder in das Ohr flüsterte, dass es NICHT normal ist, was ich da tue. Aber, ich denke dass wissen wohl so ziemlich alle die aufgehört haben mit dem Trinken, dass das Wissen um das Aufhören nicht automatisch die Kraft bedeutet, wirklich aufhören zu können.

    Und die Vorstellung, was ein "danach" bedeutet, also wenn man die Flasche stehen lässt, war ebenfalls nicht da, bzw. für mich war diese Vorstellung in keiner Weise positiv besetzt. Was ich zum Glück erkannt war, so wie jetzt geht es nicht weiter. Und dann hat mir das Leben die Chance vor die Füße geworfen den Schritt zur Abstinenz zu wagen.

    Womit ich dann wieder nicht gerechnet hatte war, inwiefern ein "Nicht Trinken" einen krassen Impact auf mein Leben haben wird, wieviele Veränderungen sich dadurch ergeben werden.
    Und vor allem nicht nur wie viele Veränderungen, sondern wie wie viele Möglichkeiten sich ergeben. Und das ist eigentlich so für mich die krasseste Erkenntnis, wie frei man ist. Gleichzeitig drängt sich oftmals der Gedanken auf, wie viel Zeit man verloren hat. Aber gut okay, auch das gehört mit dazu, damit klar zu kommen.

    Und ich habe sehr aktiv damit begonnen, diese neue Freiheit wirklich zu nutzen und ja, dankbar zu sein doch irgendwo noch die Kurve bekommen zu haben. Gleichzeitig finde ich es sehr krass und das beschäftigt mich auch, zu beobachten, wie ich einige Menschen aus meinem Umfeld zurück lassen muss.

    Während ich es anscheinend geschafft habe aus der Spirale auszusteigen und mich gänzlich neu zu fokussieren, bleibt der Blick auf mein "altes Umfeld", die sich anscheinend weiter in der Spirale drehen. Und es bleibt auch die Erkenntnis, dass der Alkohol das Bindeglied zwischen einer eigentlich großen Gemeinschaft gewesen ist. Und wenn man da aussteigt, dann ist man aus vielen Gemeinsamkeiten raus. Eigentlich aus allen.

    Auch familiär gibt es da ein oder zwei Sorgenkinder, sage ich mal, die sich augenscheinlich selber an die Wand fahren. Aber da kann man nichts machen, außer zu gucken und vielleicht ein gutes Vorbild sein. Wobei die Vorbildfunktion eher ins lächerliche gezogen wird, wobei ich da sehr stark annehme, das da eine gute Portion Neid hinter steckt.

    Ja, jetzt hab ich zum Einstieg ziemlich viel geschrieben. Einen schönen Sonntagmorgen erstmal!

    Hallo Zusammen,

    nach langem Mitlesen bin ich zu der Entscheidung gekommen, mich ebenfalls mitzuteilen. Ich bin Mitte 40, mitten im Leben und befinde mich gerade auf quasi auf der Zielgeraden zum Einjähigen ohne Alkohol und empfinde mittlerweile eine tiefe Zufriedenheit mit der Entscheidung, mein Leben künftig abstinent auszurichten.

    Ich hätte zum Zeitpunkt des Aufhörens niemals damit gerechnet, wie sich mein Leben an vielen Stellen fundamental verändert und verbessert. Aber bis ich zu der Entscheidung kam, bin ich über 10 Jahre den alkoholischen Weg gegangen und vor allem "die letzten" 3 Jahre haben mich sprichwörtlich an den Rand gebracht, völlig abzustürzen.
    Ich wußte auf den letzten Metern ganz genau, wenn ich weiter trinke, dann gebe ich mich dem völligen Absturz hin und laufe Gefahr, alles zu verlieren was ich liebe. Oder aber, ich reiße das Ruder herum, verändere mein Leben und mich, und gebe mir die Chance, mich neu aufzustellen.

    In Rücksprache mit meinem Arzt habe ich dann Ende Februar das Trinken von heute auf morgen sein gelassen und mich auf den Weg gemacht. Und jetzt rückblickend, war der Weg nicht immer einfach, es gab viele Herausforderungen. Aber eines war mir klar, einfach nur nicht mehr trinken, ist nicht mein Weg. Und er wird es auch nie sein.

    VG!