Meine Welt zerbricht gerade und ich kann nur zuschauen?

  • Hallo Ihr Lieben,

    seit einer Weile schon leide ich mit Euch, freue mich mit Euch, weinte einige Tränen und jetzt habe ich den Mut gefasst, mich auch zu Wort zu melden.

    Wo fange ich an? Vor fast 9 Jahren habe ich geheiratet..eigendlich meinen Traummann, den Mann mit dem ich alt erden wollte, eigendlich immer noch will.

    Er ist Amerikaner und kam wegen der Liebe nach Deutschland, gepülant war, für ein paar Jahre, dann gehen wir in seine Heimat. Aber wie das nun mal im Leben so ist, kam immer etwas anderes dazwischen. Er fand einen Job, der ihm Spaß machte, ja, die Firma steckte damals in der "Gründerzeit" und ist mit ihm gewachsen, so sehr gewachsen, dass mehr Leute eingestellt werden mußten. So weit so gut.
    Mit den Leuten kam Unfrieden in die Firma, sein Heimweh wurde immer schlimmer und aus 2 oder 3 Bier am Abend wurden schnell 5, 6 oder 9.

    Tagsüber hat er nu an den WOchenenden getrunken und hat sich in ein Online Spiel geflüchtet.
    Streit gab es dann öfters, ich wollte das nicht akzeptieren. Wir haben nichts mehr unternommen am Wochenende, weil er die ganze NAcht getrunken und gespielt hat, unser Freundeskreis wurde schmaler.

    Ja, und dann starb im Juni sein Vater, wir flogen hin, waren da, kümmerten uns die letzten 3 Wochen seines Lebens um ihn, mein Mann wuchs über sich hinaus, aber weder die Ärzte nioch wir konnten es verhindern.

    Voller Selbstvorwürfe und Schuld flog mein Mann mit mir zurück, er ging zum Arzt., ließ sich krank schreiben und trank von früh bis spät.
    Irgendwann sprach er mit seinem Arzt über sein Alkoholproblem und drr legte ihm einen Termin bei einem Psychater nahe. Dort wurde ihm geraten, ins Krankenhaus zur ntgiftung zu gehen und dann wolle man schauen. Ja, und da ist er jetzt, seid 2 Wochen, eine noch vor sich.

    Da er nicht wirklich "viel" getrunken hat und auch immer nur Bier verlief die Entgiftung relativ harmlos. Leberwerte sind wieder im grünen Bereich und er hatte wohl viel Zeit nach zu denekn.

    Er will mich verlassen, plant zu sparen und irgendwann nach Amerika zurück zu gehen. Will einfach alles hin schmeißen.

    Will ausziehen und sich eine eigene Wohnung schen, sagt, er muß lernen wieder sein Leben zu leben. Ich hätte ihm zu viel abgenommen und außerdem haben wir eh nichts gemeinsam?????????? Damit mein er, dass ich nicht so mag, wenn er mit zerissenen Jeans unterwegs ist. Ich arbeite an ziemlich öffentlicher Stelle, viele Kennen mich in meiner Stadt.

    Gestern sprachen wir darüber, ich sagte ihm, dass ich ihn noch sehr liebe und nicht bereit bin alles hin zu werfen. Wir haben einen Mittelweg gefunden, jeder bekommt sein eigenes Zimmer, getrennte Konten und die Rechnungen werden geteilt und dann sehen wir mal.

    Es macht mich so traurig und tut so weh, ich merke wie meine Welt zerbricht und kann doch nichts tun.

    Traurige Grüße

    Ich

  • Hallo Jetztich,

    klasse, daß Du den Mut gefunden hast Dich anzumelden und zu schreiben.
    Es hat sich viel verändert und wird sich noch mehr verändern.

    Dein Mann ist sein freier Bestimmer, mit Frau, mit allem was dazu gehört, er ist er und er hat eine weise Entscheidung getroffen, nicht zu saufen, zu leben. Aber es geht hier um Dich, wie kommst Du damit klar, mit den Veränderungen, den neuen Situationen? Siehst Du Land mit dem getroffenen Arrangement? Was tust Du für Dich?

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Lieber Kaltblut,

    vielen Dank für Deine Antwort. Ich habe schon viel in Deinem Tread gelesen und gelitten und auch geweint.

    Ich komme überhaupt nicht klar mit der neuen Situation. Ich sitze hier und grüble. Ich bin froh und glücklich, dass mein Mann mit dem Trinken aufgehört hat. Ich habe immer gedacht, wenn er das schafft, wird alles gut. Aber jetzt lerne ich, dass dem nicht so ist.

    Ich habe immer geglaubt, ich bin so stark und kann mit allen möglichen Situationen umgehen. Kann ich nicht!

    Ich erkenne mich hier in vielen Beiträgen wieder. Und doch habe ich noch keine Lösung für mich gefunden.

  • Hallo Jetztich,

    das ist das Schwierigste, Dinge zu erfahren die wir nicht kennen, von denen wir nichts wissen, die uns Angst machen, die wir ein Leben lang in uns tragen, dann sind sie da, einfach so.

    Es wäre ein Wunder, wenn Du einfach eine Lösung finden würdest, denn die steht hier auch nicht, nur Wegweiser, die Lösung ist in Dir.


    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Ja, er klammert mich aus, aber nicht immer, heute redet er von Wir und morgen von Ich.

    Macht Pläne für uns beide, sagt, er liebt mich.

    Sagt, er muß zu sich selbst finden, das verstehe ich. Aber müssen wir nicht auch wieder zu uns finden?

    Ich weiß, wie er riecht, würde ihn aus 1000 Männern raus riechen, und das nicht, weil er stinkt.

    Wir beide wissen vom aneren alle Vorlieben, was wir nicht mögen. Kennen unsere Schwachpunkte, unsere Stärken. Wir waren uns immer sehr nah. Mit und ohne Alkohol.

  • Hallo Jetztich..
    Schön, dass du deine Gefüphle mit uns hier teilen willst..
    Es ist immer wieder so viel Hoffnung mit dem wunsch, der Partner möge aufhören zu trinken verbunden.. Man glaubt, dass dies alles an Problemen lösen wird, dass dann endlich alles gut ist.. nun kommt die Realität emtweder so daher, dass man Rückfälle mit erlebt bis man selber endlich begriefn lernt:Mensch es geht hier um mein Leben..
    oder aber, dass der Partner selber viele Dinge in die Hand nimmt und vielleicht für sich selber wählt, dass dies nicht SEIN Leben ist..so nicht.. manchmal rudern Paare gemeinsam..manche verlieren sich im Strom der Leben heißt..trotz Ausschaltung des suchtmittels..einige finden sich erst nun wirklich..wieder andere entscheiden sich zu trennen...wollen alleine gehen.. lassen los....manche von denen finden sich vielleicht auch wieder...
    Ich kann deine Traurigkeit fühlen, aber ich kann nur zu hören und versuchen dir ehrlich zu antworten.. alles andere macht auch keinen Sinn:wink:

    nu lass ihn ziehen..Liebe bedeutet loslassen...gib ihm diese Zeit, damit er sich neu finden kann ..auch du kannst diese zeit nutzen-für DICH..
    Am Ende schwimmt ihr vielleicht auch wieder im selben Strom im Gleichklang.. drängen treibt ihn weg.ihn zu "zwingen" bei dir zu bleiben, könnte ihn auch wieder in diese trinkende Litargie verfallen lassen...

    Ich hoffe, du verstehst was ich dir damit versuche zu sagen.. liebe mitfühlende grüße Tihaso

    co-abhängig...Sich auf den Weg machen - egal wie schwer er ist!!!

  • Hallo Ihr Lieben,

    Danke für all die netten und ehrlichen Antworten.

    Heute morgen sieht die Welt schon ein bisschen besser aus, trotz Regen.

    Ich denke, ich werde den Ratschlägen folgen und ihn erst mal machen lassen. Er ist so voller Energie.

    Trotzdem fühlt es sich für mich noch so an, als wenn ich auf der Strecke bleibe...hoffnungslos könnte ich es beschreiben.

    Aber Mut und Kraft bekomme ich schon, wenn ich Euch lese, vielleicht ist das einfach eine neue Herausforderung des Lebens, und wer weiß, was da noch so auf mich wartet.

    Ich bin jedenfalls froh, hier gelandet zu sein. Danke!

    LG
    Ich

  • Hallo Jetzich,

    gut, dass du dich hier angemeldet hast, da du hier viele Gesichtspunkte zu unserer Krankheit lesen kannst. Die, die für dich passen, kannst du dir zu eigen machen und an dir arbeiten und wachsen.

    Du schreibst, dass ihr quasi getrennt lebt, weil dein Mann sein Leben wieder selber koordinieren will. Ähnliches habe ich auch erlebt. Allerdings ist "mein Alki" vollends ausgezogen, um, wie er sagte, alleine trocken zu werden. Mit mir zusammen würde dies nicht funktionieren.

    Inzwischen haben wir ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Und er ist sein fast drei Jahren trocken. Auch ich habe die Zeit genutzt, um mich weiterzuentwickeln. Denn es hatte schon seinen Grund, dass ich mit einem alkoholkranken Mann zusammen gewesen bin.

    Für uns beide war das Loslassen also nur von Vorteil. Lass dir und ihm die Zeit für eigene Wege, eine eigene Verantwortung und ein eigenes Leben. Dann seid ihr vielleicht irgendwann soweit, auch wieder ein gemeinsames Leben zu führen - ohne Alkohol.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • P.S.

    Ich denke auch nicht, dass deine Welt zerbricht. Allerdings das Bild, das du dir von deiner Welt machtest, dass hat Risse bekommen. Aber ihr beide habt es in der Hand, diese Risse wieder heil zu machen.

    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Liebe Ette,

    ja, vielleicht hast Du recht, die Welt zerbricht nicht, bekommt nur Risse, aber im Moment fühlt es sich an, wie wenn sie zerbricht.

    Ich muß lernen, mit der neuen Situation klar zu kommen. Es wird schon werden, aber erstmal tut es so sehr weh.

  • Hallo Jetztich!
    Seit mein Mann sich entschlossen hat, wirklich trocken zu werden (jetzt 9 Monate) hat sich mein Leben total verändert.
    Anfangs dachte ich: Alles wird nur noch gut und wunderbar!
    Pustekuchen. Alles ging drunter und drüber. Vor allem, weil ich plötzlich so "daneben stand". Ich sorgte mich weiter um ihn, machte ihm damit das Leben aber schwer.
    Hier im Forum sind mir dann die Augen geöffnet worden und ich habe angefangen, an mich zu denken, ihn alleine zu lassen.
    Letztendlich habe ich mit einer Therapie angefangen, weil ich einfach mit allem nicht mehr klarkam.
    Es sind zwar erst kleine Schritte, die ich weitergekommen bin, aber immerhin.
    Dazu kann ich dir nur raten, damit deine Welt wieder "heil" werden kann.
    Alles Gute für dich, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo jetztich,

    versuche doch einfach die situation so hinzunehmen wie sie jetzt ist.
    es gibt für jetzt sofort keine lösung.
    doch, die trennung, aber das willst du nicht.
    also, grenz dich so weit wie möglich ab, nur so könntest du es ertragen.
    wenn du es nicht aushälst, dann musst du gehen.

    der ALK ist nicht euer einziges problem. er überdeckt und beherrscht nur alles.
    das braucht ganz ganz viel zeit und geduld.

    lg

    vergissmeinnicht :wink:

  • Hallo Ihr Lieben,

    heute ist es soweit, er ist zu Hause während des Tages und wir räumen die Zimmer um.
    Irgendwie freue ich mich darauf, bin aber gleichzeitig auch traurig.

    Beginn des neuen Leben?
    Raum für jeden von uns?
    Neues aufeinander zu gehen?
    Mehr Raum für Gefühle?

    Alles Dinge, die mor durch den Kopf gehen.

    Ich lese gerade ein Buch "Codependent no more!" in English, er hat es mir gegeben. Vieles aus dem Buch spiegelt sich hier in vielen Beiträgen wieder, ist also eine internationale Sache.
    Auch in dem Buch erkenne ich mich in vielen wieder und denke jetzt, dass ich ihm wirklich mehr Raum zu atmen geben muß.

    Mit Eurer Hilfe schaffe ich das vielleicht sogar, weiß aber auch, dass ich mit der Erkenntnis erstmal ganz am Anfang stehe.

    Danke!!

    LG
    Ich

  • Guten Morgen Jetztich,

    es wird also umgeräumt, damit jeder Raum für sich hat. Einen Raum oder überhaupt Raum? Und wann machst du dann deinen Namen für dich zum Programm?

    Du schriebst am Anfang, deine Welt zerbricht. Sorry, aber im Gegensatz zu dir sehe ich einige gute Ansätze. Die jedoch von „deinem Alki“ kommen. Ich wollte solche Aktionen früher genauso wenig positiv sehen wie du. Schließlich war er ja der Kranke, den ich betüddeln musste. Dass ich ihm damit auch jegliche Verantwortung und Raum zum Atmen nahm, hab ich gnädig verleugnet. Schließlich hätte ich mir dann zugestehen müssen, dass ohne meine Sorge um ihn ziemlich viel Leere in meinem Leben vorhanden gewesen wäre. Inzwischen habe ich das geändert.

    Codependent – ja hast du etwa wirklich geglaubt, dass Co-Abhängigkeit nur in Deutschland vorkommt? Klar ist es ein internationales Problem, schließlich machen der Alk oder dysfunktionale Familienstrukturen auch nicht vor Staatsgrenzen halt. Du kannst also auf internationalen Erfahrungsschatz zurück greifen, wenn du etwas für dich tun möchtest und dir aus diesem Erfahrungsschatz all das herauspicken, von dem du meinst, es könnte dir helfen. Helfen auf dem Weg auf dem es dann heißt : Jetzt ich..... Ach ja, und ob dein Mann trinkt oder nicht, hat überhaupt keine Relevanz, wenn es darum geht, DICH weiter zu entwickeln.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ihr Lieben,

    danke für all die Beiträge, Ratschläge und Augenöffner.

    Er kam heute aus dem Krankenhaus heim, nach der Entgiftung und hat bereits ein Bier getrunken, er sagt nur eins und es tat gut.

    Ich habe mich auf dem Absatz gedreht und bin in mein neues Zimmer gegangen. Ich glaube, ein bisschen hab ich schon gelernt.

    LG

    Ich

  • Hallo Jetztich,

    ja und nu ?????

    Was willst Du jetzt tun?

    Ihm fehlt die Einsicht zu seiner Krankheit völlig und wahrscheinlich muss er noch ein paar Runden drehen, bevor er seinen Tiefpunkt hat.

    Die Frage ist.... wo ist Deine Schmerzgrenze?

    Lieben Gruß
    Speedy

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