• Hallo,
    bin noch relativ neu hier. Ich erhoffe mir, mit anderen Betroffenen Erfahrungen austauschen zu können. Habe bereits einiges gelesen, was mich schockt, aber auch tröstet.
    Nach allem was ich gelesen habe und mir Institutionen gesagt haben, bin ich co-abhängig. Dadurch, dass ich alles manage, möchte ich, dass mein Mann mich liebt. Er ist seit 8 Wochen trocken(der lange Weg dahin war schmerzlich), lehnt aber jedes Gespräch oder jede Auseinandersetzung mit mir oder dem Thema oder unserer Beziehung ab. Er schenkt mir nur sein Gehör, wenn ich ihm wieder mal Zigaretten finanziere. Ich finanziere nämlich momentan alles und fühle mich endlos allein gelassen mit allem. Das ist das Absurde an der Geschichte. Zum einen fühlt man sich so allein, aber man macht und regelt doch alles nur um diese "trügerische Zweisamkeit "zu Hause zu erreichen. Ich stehe eigentlich im Leben, habe einen guten Job, der mir Spass macht, 2 Kinder, habe ein Hobby und eienen Freundeskreis, trotzdem fühle ich mich innerlich zerissen, weil ich um jeden Liebesbeweis meines Mannes betteln muss. ...indem ich wieder mal etwas für ihn regle, bzw. Zigaretten kaufe. Er hat sich völlig zurückgezogen aus dem Arbeitsleben und auch sonst, verbringt jeden Tag zu Hause in seinem Büro oder macht Reparaturen am Haus. Unseren Lebensunterhalt bestreite ich seit vier Monaten allein, was langfristig nich möglich sein wird. Es sei, denn ich gebe meine sämtlichen Ersparnisse auf.
    Bin ich zu ungeduldig? Muss ich ihm noch Zeit geben, bis er sein Leben wieder allein in die Hand nimmt oder ist das jetzt meine Co-Abhängikeit, die wieder alles für ihn regeln möchte?
    Schreibt mir bitte Eure Erfahrungen.
    Danke und LG

  • Servus Oktavia,

    wenn Du selbst ein derartiges Leben erstrebenswert findest, dann nur zu.
    Solltes Dir aber "sauer aufstossen", dann wirst Du nicht umhinkommen, für Dich eine Veränderung herbeizuführen.
    Wie die aussehen kann - das musst Du für Dich entscheiden, hier kann keiner Dein Leben für Dich leben.
    Der Punkt ist: sorge Dich um Dich, und nicht um ihn...

    LG
    Spedi

  • Danke für Deine Antwort. Rational weiss ich, dass Du Recht hast, aber die Umsetzung ist einfach so schwer, insbesondere da ich nicht sicher bin, wie weit ich einen gerade trockenen Alkoholiker belasten kann.
    Du hast recht, ich sehne mich nach Lachen, Heiterkeit, Spass, Liebe, mal in den Arm genommen werden ohne Grund.
    Außerdem hängen wir finanziell zusammen, dh. er kann sich zurücklehnen und ich den Kredit für das Haus abzahlen. Geht die Loslösung aus der Co-Abhängigkeit immer mit einer räumlichen Trennung einher?Ich habe heute wirklich viel gelesen im Forum und in den meisten Fällen läuft es doch darauf hinaus. Anders kann man sich doch nur schwer befreien, als Ehepaar hängt man immer zusammen drin und ist irgendwie rechtlich haftbar für den anderen. Aussedem wäre es echt hart für unseren Sohn (6 Jahre), der seinen Vater sehr liebt.
    Das sind so meine Gedanken. Etwas ungeordnet, ich weiss
    LG
    Oktavian

  • Hallo Oktavian,

    willkommen bei uns.

    Ich bin auch noch bei meinem trinkenden Mann, und hänge auch überall finanziell mit drin, Haus usw. Was ist ein Haus gegen ein freies, selbstbestimmtes Leben? Dieser Gedanke hat mich anfangs sehr erschreckt, alles aufzugeben.
    So wie es jetzt ist, will ich aber auch nicht weiter machen.
    Aber ich spüre, wie mir das weniger wichtiger wird, und ich werde mich anwaltlich beraten lassen.

    Zitat

    ch sehne mich nach Lachen, Heiterkeit, Spass, Liebe, mal in den Arm genommen werden ohne Grund.

    ,
    genau um das auch wieder zu erleben, denn das zusammenleben, kann man doch eigentlich nicht mehr so nennen.
    Ich habe mich verbogen, nur um es ihm recht zu machen, und er konnte sich einrichten.

    Zitat

    Geht die Loslösung aus der Co-Abhängigkeit immer mit einer räumlichen Trennung einher?I


    Nicht zwangsläufig, aber doch sehr oft.
    Ich habe mir mein eigenes Zimmer eingerichtet, als ersten Schritt. Ich lass ihn machen, auch wenns mir schwer fällt. Aber ich weiß: gegen den Alk hab ich eh NULL Chance. Für mich ist die Trennung MEIN Ziel.
    Natürlich kommt es nicht gut an, wenn du dein Verhalten veränderst, aber du tust es für dich.

    Zitat

    wie weit ich einen gerade trockenen Alkoholiker belasten kann.


    er ist für sein Leben selbst verantwortlich. Selbst wenn er wieder anfangen würde zu trinken, hast du keine Schuld. Das liegt alles in seiner Hand, was er mit seiner Trockenheit macht, ob er daran arbeitet, oder sie wieder aufgibt.
    Darauf hast du keinen Einfluß.

    lg Lämmchen

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Oktavian,

    ich heiße Dich hier nochmal herzlich Willkommen :wink:

    Zitat

    Er ist seit 8 Wochen trocken(der lange Weg dahin war schmerzlich), lehnt aber jedes Gespräch oder jede Auseinandersetzung mit mir oder dem Thema oder unserer Beziehung ab.

    Ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung raten, Dir in dieser Zeit, in der er sich selbst wiederfinden muß, Dich darauf einzustellen, Dein Leben, Deine Bedürfnisse wieder in den Vordergrund zu stellen.
    Ein Mensch, der alkoholabhängig ist, sich in Therapie begibt, benötigt ganz lange Zeit für sich, seine Verhaltens-und Denkmuster zu verändern. dafür benötigt er alle Kraft für SICH. Und genauso mußt Du es für Dich sehen.
    Auch wir als Angehörige brauchen Zeit für uns, um unsere Verhaltens- und Denkmuster zu überdenken, sie zu verändern. Und Du bist bereits dabei, Deine Bedürfnisse zurückzustellen.

    Zitat

    Du hast recht, ich sehne mich nach Lachen, Heiterkeit, Spass, Liebe, mal in den Arm genommen werden ohne Grund.

    Um nicht weiter in die Co-Abhängigkeit zu rutschen, solltest Du Dir zumindest mal Gedanken machen, wie Du Dich für DICH abgrenzen kannst. Sei es nun innerhalb Eurer Beziehung oder vielleicht den Weg der Trennung in Erwägung zu ziehen.
    Dazu wird Dir bestimmt niemand die Entscheidung abnehmen, aber Ihr müßt Beide an Euch arbeiten.....! Das benötigt Kraft, viel Kraft.

    Ich wünsche Dir, daß Du Kraft hast, Dein Leben in den Fokus Deiner Gedanken und Wünsche stellst und Dich nicht aufgibst.

    Liebe Grüße
    S.Käferchen [Blockierte Grafik: https://beispiel.rocks/beispiel.rocks/www.cosgan.de/images/smilie/tiere/k025.gif]

  • Hallo Oktavian,

    schön daß Dich an das Forum wendest. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß ein Teil den anderen samt Kind, Haus und Folgen mit durch zieht, möglich ist alles, es gibt fast jedes Wochenende Lottomillionäre, der größre Teil der Wetter hat 3 Richtige und bekommt nichtmal seinen Einsatz zurück, Woche für Woche, davon Leben viele, bis nichts mehr da ist. Du bestimmt wo und ob Du Kreuze machst.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo,
    ich habe mich sehr über Eure Resonanz gefreut. Man merkt, dass Ihr im Thema drin seit. Freunde, die man mit dem Thema wahrscheinlich schon langweilt, stehen dem Ganzen sprachlos gegenüber, weil sie nicht verstehen können, dass man das alles mitmacht. Mein Mann lebt eigentlich bei uns im Hotel, ich putze, koche, kaufe ein, aber irgendwie degradiert er sich doch auch, übernimmt die Rolle eines 3.Kindes (wir haben 2 Kinder). Er wirkt auch nicht glücklich dabei. Sonst würde es mir leichter fallen, ihn sein Ding machen zu lassen. Wenn man ihn darauf anspricht, dann sagt er, was machst Du denn eigentlich so viel, nimm Dich doch nicht so wichtig, die Waschmaschine wäscht doch allein (z.B.).
    Gestern bin ich wieder voll in die Co-abhängigkeitsfalle reingefallen, habe mir extra Urlaub genommen um ihn zum Arzt zu "zerren", aber der Stempel vom Arzt bedeutet auch,dass er von der Krankenversicherung befreit ist, was wiederum bedeutet,dass ich das nicht auch noch zahlen muss. Und das genau meine ich , ich bin doch irgendwie mit gefangen oder kann ich zuschauen, wie er aus der Krankenversicherung geschmissen wird. Dann lass etwas passieren und...peng bin ich wieder mit drin. Ich will ihn nicht mit durchziehen und ich kann es auch nicht. Ich versuche auch mein Ding zu machen, gehe meinem Hobby wieder nach und treffe Freunde -mit oder ohne ihn. Es ist nur...er ist der Vater meiner Kinder und irgendwie kann ich mir momentan ein Leben ohne ihn nicht vorstellen, aber ein Leben mit ihm kann ich mir nicht leisten!
    LG
    Oktavian

  • Genau so, liebe Oktavian, habe ich meine Co-Abhängigkeit ausgelebt. Ich habe ihn beschützt, um für mich Schaden zu vermeiden und dadurch dafür gesorgt, dass seine "Lebensunfähigkeit" nicht auffällt.

    Genau so vermitteln wir diesen Menschen das Gefühl sie haben alles im Griff. Hat er doch nach Deinem "Händchenhalten" wieder alles geregelt, oder? Meinst Du tatsächlich, ihm ist bewußt, dass Du geholfen hast? Nein, wieder erfolgreich eine Anforderung, die das Leben stellt, gemeistert.

    Genau das war der Punkt, warum ich ausziehen musste: wenn man/frau zusammenlebt, so sind Mietzahlunge, Strom und der Besuch des Schornsteinfegers wichtig. Einer muss es erledigen, im Regelfall der Co-Abhängige. Der Süchtige selber hat die Jokerkarte, weil ihm alles abgenommen wird.

    Ich lebe nun alleine, trinke mit "meinem" Schornsteinfeger Kaffee und bespreche wie ich in meinem Heim meinen Wunschoffen stellen kann. Die nicht abgelesenen Stromuhren, die nicht durchgeführte Kaminreinigung des Hauses zuvor muss mich nicht mehr beeindrucken, da steht nun ein anderer Mensch in der Verantwortung.

    Genau so ist es - ein Leben mit einem Suchtkranken kann teuer werden. Muss nicht, aber kann, der Gerichtsvollzieher juhu, angenehm, sehen wir uns schon wieder - habe ich massig erlebt. die KFZ-Steuer, "Ach schönen guten Tag, ist es wieder einmal soweit?". Schön und wieder Zeit die Co-Abhängigkeit auszuleben .... muss doch das Auto den Betreffenden zum Arbeitsplatz bringen. Gut, das tat ich nicht, aber es wäre noch eine Möglichkeit gewesen ;)

    Weißt du, was ich mir überlegt habe: immer alkoholisiert im Auto unterwegs passiert ein Unfall. Die Versicherung lehnt die Zahlung ab, weil ja alkoholisiert, der Arbeitgeber muss kündigen weil ja der Betreffende nicht mehr zum Arbeitsplatz kommen kann. Dann aber wohne ich in dem Haus und wer kommt für Miete ect auf????
    Oder ganz anderer Fall: Sturz durch Alkohol, böse Verletzung, längere Krankheit, Aufenthalt zu Hause und .....

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Liebe Dagmar,
    Du hast recht mit allem. Hat sich die Situation für Dich nur geregelt, indem Du ausgezogen bist? Aber die Kreditzahlungen laufen doch weiter und dann bin ich haftbar und er sitzt im gemachten Nest.

    Dazu und das soll hier wirklich auch nicht untergehen kommen die Gefühle. Ist die Liebe jetzt wirklich nur eine Form von Mitleid und Verantwortlich fühlen? Manchmal denke ich ja, dann wieder denke ich, da ist doch noch was. Es gibt auch schöne Momente. Unsere Beziehung war nie nur Sonnenschein, aber wir waren irgendwie Seelenverwandt (der eine dachte etwas und der andere sprach es aus) und mein Mann ist meine grosse Liebe (gewesen??). Gut, als wir nach Deutschland zogen, habe ich natürlich mehr übernommen, er sprach ja die Sprache nicht. Das ist jezt aber ca. 8 Jahre her und er spricht die Sprache immer noch nicht und ich mach immer noch alle Behördengänge. Bis zum Gerichtsvollzieher ist es bisher nicht gekommen, das muss ja furchtbar sein. Ich hoffe, ich habe die Kraft, vorher die Reissleine zu ziehen. Mir hat vor kurzem ein Bekannter erzählt, dass er viele Jahre mit seiner Frau eine ähnliche Beziehung hatte. Er hat sich getrennt und hat seine Frau Jahre später gefragt, warum sie nach der Trennung wieder in die Arbeit gehen könnte? Sie antwortete: "Jetzt muss ich ja!" So langsam wird mir die Tragweite dieser Äußerung bewusst.
    LG
    Oktavian

  • Es hat sich vieles geregelt. Er versucht zu drohen aber ich gehe nicht ans Handy und vermeide allen Kontakt. Ich ignoriere, dass er hier am Haus vorbeifährt und versuche mit mir und meinen Gefühlen klar zu kommen.

    Liebe - was kann noch Liebe sein, wenn wir nicht wertgeschätzt oder gar verletzt werden? Ist es nicht oft der Wunsch, dass ein Traum vom erfüllten Leben als Familie sich erfüllt. Ist es nicht vielleicht dass wir nicht erkennen können oder wollen dass all unsere Hoffnungen vergebens waren? Ist es nicht vielleicht die Angst vor dem Alleinsein, die uns an Partner bindet, die uns nachweislich nicht gut tun?

    Für mich war egal, ob es Liebe oder Egoismus ist, ob er mir fehlt oder ich damit schwer klar komme. Denn eines war logisch: es wird schlimmer - ich habe noch niemanden kennengelernt, der es alleine schafft und das ohne Krankheitsbewußtsein. Die Agression wurde größer, die Probleme evtl auch, weiß ich nicht habe ja keinen Kontakt mehr.

    Irgendwann einmal wären aus den sexuellen Übergriffen Gewalttaten geworden. Der Alkohol erlaubt kein logisches Denken mehr, zumindest zuweilen - wer sagt mir denn, dass nicht genau in einem solchen Moment etwas passiert? Wer fällt dann wie und warum die Treppen runter ??? Wer verletzt sich???

    Schöne Momente, klar gab es die, sonst wäre es ja keine Paarbeziehung geworden. Aber ich finde bei mir mehr Misstimmungen unter uns und mehr unterschiedlichkeiten als Gemeinsamkeiten. Ich habe noch sehr mit der Trauer zu tun, keine Frage, aber noch hatte ich damit zu tun zu sehen wie sich ein Mensch verändert.

    Es war für mich grausam zuzusehen was sich entwickelt hat und ich möchte nicht wissen, was noch die Steigerungsmöglichkeiten sein könnten.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar

    ...es ist sicher schmerlich gewesen, diesen Schritt zu tun. Gibt es jetzt schon Momente, wo Du die Erleichterung über die Trauer überwiegt ?

    Ich glaube, irgendwann ist man nur noch froh, Ruhe zu haben. Natürlich hat man Angst vor dem Alleinsein, (insbesondere mit zwei kleinen Kindern, die am Vater hänen.) Man glaubt immer noch an das Familienidyll. Insbesondere, da er doch den ersten Schritt gemacht hat und trocken ist. Ich denke immer,morgen wache ich auf und alles ist, wie es einmal war, nur ohne Alkohol, d.h. er geht in die Arbeit, ist fröhlich. ...
    Ist das ein Trugbild? Vielleicht muss ich ihm doch noch mehr Zeit zugestehen, erst 2 Monate trocken, nach 20 Jahren Alkohol. Ich hadere mit mir innerlich. Ich versuche mir schöne Momente zu schaffen, wenn nötig auch allein oder mit den Kindern.
    LG
    Oktavian

  • Oh ja, die Traurigkeit ist eine andere als zuvor, sie ist nicht mehr belastend oder körperlich spürbar. Diese Trauer, die ich jetzt spüre ist die Bearbeitung und auch die Tatsache, dass ich viele Dinge nicht sehen konnte (wohl weil alles zu viel war) die nun wieder stückchenweise als Erinnerungen zurück kommen.

    Weißt Du Oktavian, ich habe lange gedacht, ohne Alk gäbe es die Probleme nicht. Da habe ich persönlich in meinem Fall auf jeden Fall falsch gedacht. Mein Gegenstück konnte keine Freude zeigen, dafür klappte es mit der Wut umso besser. Klar, durch den Alk war alles verstärkt, aber es war und ist ja alles in ihm drin.

    Vielleicht hat er wegen einer inneren Leere oder Unzufriedenheit zur Flasche gegriffen, ich kann es nicht beurteilen. Aber ich hasste zum Beispiel das Probleme nicht ausgetragen oder besprochen wurden sondern dass geflüchtet wurde, ich konnte das fast nicht aushalten alleine zu hause zu sitzen und Probleme nicht lösen zu können. Er war aber ein Runnaway - würde sich das ändern wenn er trocken wäre?? Ich befürchte nein! Würde sich nach einer Therapie und Einsichtigkeit etwas ändern? viel... vielleicht ....
    Aber Automatismen, die über Jahrzehnte hinweg betrieben wurden, wie lange benötigen die wohl um umgedacht zu werden?

    Jede-/r muss auch für sich selber entscheiden ob wirklich eine Trennung tragbar ist, für mich wäre ein zusammenleben nicht mehr denkbar gewesen, so tief war die Angst was noch alles passieren könne.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Oktavian!
    Melde mich mal hier in deinem Thread, kurz aus meinem /unseren Leben.
    Meinem Mann habe ich - jetzt ist es fast ein Jahr her!!! - die Pistole auf die Brust gesetzt: Aufhören oder ich gehe zum Anwalt = Scheidung. Nach ca. 10 Minuten Nachdenken hat er sich entschieden.
    An diesem Abend war zum Glück auch gleich die SHG dran und er konnte sofort etwas ändern. Diese besucht er sooft er kann. Leider ist er dienstl. oft weg. Nun ja, er hat aber auch einen Kollegen gefunden, der das gleiche Schicksal teilt, mit dem er sich oft unterhalten kann.
    Ohne die SHG hätte er es nicht geschafft - vorher war er schon oft wochenlang trocken, immer wieder die Hoffnung, Versprechen,...... Ich habe viel zu lange gewartet. Natürlich auch den "Kindern zuliebe", und und und....
    Viel gelernt habe ich hier im Forum und auch in der Angehörigengruppe.
    LEtztendlich lerne ich immer noch bei meiner Therapie.
    Das wars erst mal, liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Ich fühle mich auch manchmal ganz schön allein gelassen. Meine Mutter ist nun schon seit, ich glaube 3 oder 4 Jahren am trinken. Ich habe auch nicht besonders viele Freunde muss ich dazu sagen. Aber die, die ich habe die sind irgendwie nicht so richtig für mich da wenn es mir wegen meiner Mutter mal wieder so richtig sch... geht. Ich habe am Anfang immer gedacht das ich mit meinen Problemen die meine Mutter betreffen besser allein zurecht komme, aber so ist das nicht. Meine Freundin hört sich das zwar an aber so richtig für mich da ist sie auch nicht, sie versucht immer vom Thema abzulenken hab ich das Gefühl. Na ja auch nicht immer aber meistens. Dann dachte ich da ich ja jetzt wieder einen Freund habe kann ich mit ihm darüber reden aber er interessiert sich so gar nicht dafür. Ich habe aber gemerkt das es hilft darüber zu reden, wenn es mein Problem auch nicht abschafft aber na ja immerhin. Und hier kann man glaub ich ganz gut darüber reden!
    Gruß Schnubbel!

  • Danke für Eure Rückmeldungen. Sie bedeuten mir viel.

    Mein Mann ist ja jetzt seit 2 Monaten trocken. Die Ärzte, die Pfleger,ich alle in der Entgiftungsklinik haben ihn versucht zu überzeugen, noch zu bleiben. Nur er war nicht zu überzeugen. Alle rieten ihm noch eine Auszeit zu nehmen, die er wohl braucht. Ich habe ihm vor dem Arzt die Pistole auf die Brust gesetzt und gesagt, wenn er wieder anfängt zu trinken, reiche ich die Scheidung ein. Auch für mich als Selbstschutz, denn da ich es laut ausgesprochen hatte, ist ein Versprechen an mich, denn die Zeit mit einem nassen Alkoholiker will ich nicht mehr erleben.
    Mein Mann ist jetzt viel klarer. Logisch, er ist ja nüchtern. Nur glücklicher wirkt er nicht. An Anfang war er noch enthusiastisch, hatte Pläne. Jetzt legt er sich oft am Nachmittag in Bett, will nichts mehr wissen von der Welt, rasiert sich nicht mehr und mir kommt so langsam der Gedanke hoch, dass nicht alles am Alkohol liegt. Er lebt im Mikrokosmos unseres Hauses, aber alles weitere interessiert ihn nicht wirklich. Vielleicht noch die Kinder zu einem gewissen Grad. Er orientiert sich sehr in seine alte Heimat. Weiss genau, was dort vor sich geht, was hier passiert weiss er nicht. Vielleicht sollte ich ihn ziehen lassen, würde ich ja, wenn er sagen würde: " Ich pack`s hier nicht mehr", aber tut es ja nicht. Soll ich ihm das auch noch abnehmen? Er wartet irgendwie, auf was weiss ich nicht genau. Hat er mir auch durch die Blume schon gesagt, dass er auf was wartet. Vielleicht, dass ich sage, es ist Schluss, aber ich hänge noch an ihm ( oder an dem was früher war???) Es nur so weh, ein Leben ohne ihn vorzustellen. Habe ich eine Wahl? Vielleicht sollte ich es wie Du machen, Gotti, und ihm die Pistole auf die Brust setzen mit SHG oder Therapie oder Trennung, aber wenn er ablehnt, muss ich es durchziehen und ich weiss nicht, ob ich es momentan schaffe. Ich weiss nur, dass mir das Schreiben gut tut.
    Liebe Grüsse
    Oktavian

    ...und für Schnubbel, alles Liebe für Dich. Schreiben und Lesen hier tut gut, weil hier alle auch von der Sache betroffen sind. Die Kinder sind wirklich immer die Leid-tragenden, auch das gibt mir zu denken. Danke.

  • Liebe Oktavian,
    ich denke, jahrzehntelange Automatismen und Gefühle sind auch nach einem Entzug noch da. Auch Therapien müssen später im anderen Umfeld umgesetzt werden. Das gelernte muss verinnerlicht werden.

    Oftmals greifen wohl Alkoholiker gerade wegen Depressionen oder Leere zu ihrer Medizin und dem folgenden Suchtmittel.

    Hier erhielt ich den Tip aufgrund des Verhalten meines Ex mich mit dem Thema Narzissmus auseinanderzusetzen. Nun, das scheint (leider für ihn) ein Volltreffer zu sein! Ich für meinen Teil werde das nicht erfahren, aber es macht für mich erklärbar warum sein Verhalten leer wirkte. Warum keine Freude gezeigt werden konnte, vielleicht sogar nicht empfunden werden konnte.

    Ich befürchte, oftmals wird die Sucht behandelt, wenn aber psychische Krankheiten dahinter stehen, so werden diese oftmals nicht entdeckt - zumal sie im Keim ähnlich sind der Auswirkungen eines Alkoholkranken (ich lasse mich gerne korrigieren, ich bin Laie und keine Fachkraft).

    Ja, der Alkohol und seine Folgen belastete meine damalige Partnerschaft und er machte Angst vor dem was noch geschehen wird. Aber er war nicht das einzige Problem. Noch so vieles gab es, was zwischenmenschlich nicht vereinbar war, so vieles, was neben dem Alkohol belastend war.

    Ich denke, Abstinenz alleine ist es nicht. Wie wir Co's uns selber finden müssen und mit uns selber alleine klar kommen müssen und für unser Glück selber verantwortlich sind, so müssen das auch Süchtige nach Therapien lernen. Ein schwerer Weg für alle. Vermutlich kann aber dann nur jeder Partner seinen alleinigen Weg finden, die dann eventuell später einen gemeinsamen Weg ergeben können.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,
    danke für Deine Antwort.
    Wie kommst mit dem Alleinsein klar? Ich habe Angst davor. Scheinbar ist die Situation jetzt noch nicht so schlimm, wie meine Angst vor dem Alleinsein. Ich kann mir ein Leben ohne ihn einfach nicht vorstellen. Das tut noch so weh. Die Frage ist, kann ich mir ein Leben mit ihm vorstellen? Und mein 6jähriger hängt an meinem Mann. Wird der nicht eines Tages sagen, " Du hast Papa rausgeekelt". Papa hat doch kein Bier mehr getrunken." Mein Sohn stellt sich zwar immer auf meine Seite, aber kann ich ihm den Vater nehmen? Auch so eine Frage.
    Ich habe lange während meines Studiums allein gelebt, zwar mit wechselnden Partnern hier und da, aber immer allein gelebt, eigenständig. Ich habe mich dann so gefreut, als ich meinen Mann traf. Wir waren irgendwie seelenverwandt, zwar sehr unterschiedlich, aber im Grossen einig. Ich dachte, hey, da ist ist jetzt jemand mit dem ich mein Leben zusammen verbringen kann. Er war zwar immer mehr der "Eigenbrötler", aber wir haben doch dann und wann etwas zusammmen unternommen und es war auch immer sehr schön zusammen. Jetzt klingt er sich meistens aus, wenn ich etwas mit den Kindern unternehme oder ich komme aus der Arbeit und er legt sich einfach ins Bett und ich sitze da mit unserem Babyund unserem Sohn. Das macht einen traurig.
    LG
    Oktavian

  • Sehr gut komme ich mit dem Alleinsein klar, viel besser, als ich gedacht hätte.

    Na ja, diese Seelenverwandtschaft dachte ich auch zu haben, und auf einem Schlag änderte sich das - nun ja schleichend angefangen hatte der Alk bereits über die Jahre, aber durch den Tod von Großeltern und Vater innerhalb weniger Wochen schien der Narzisst erwacht zu sein, der Moral und alles andere - aber auch Interessen ect. - vergessen hatte.

    Es war ein Mensch, mit dem ich zusammen lebte, der nicht mehr derjenige war, für den ich mich entschieden hatte. Seine Veränderungen bewirkten in mir auch Nachdenken, dadurch konnte ich ihm sagen was ich bereit bin hinzunehmen und was nicht, beispielsweise den Alk oder Gefühlskälte nicht mehr. Dadurch widerum war ich nicht mehr die Partnerin, für die er sich mal entschieden hatte.

    Unsere Richtungen haben sich geändert - voneinander weg! Der Alk war ein Punkt - aber nur einer von manchen anderen.

    Wäre das ohne Alk nicht geschehen? Oder später? oder oder oder? Ich kann es nicht sagen. Was ich aber weiß ist die Tatsache, dass dieser Mensch nicht über sich und seine Wünsche und Erwartungen reden konnte. Ich selber bin kein Hellseher und somit ist es nahezu unmöglich eine beidseitig befriedigende Partnerschaft zu führen.

    Eigenbrötler - genau das richtige Wort. Leider....Aber auch hier trifft mich eine Teilschuld, weil mich der ständige Alk, der bei allen Aktivitäten dabei war, anekelte. Davon mal abgsehen war ich nicht stolz mit einem wankenden Partner unterwegs zu sein (was ja für Dich alles nicht mehr gilt). Ich selber habe nie gebeten dass er den Alkohol lässt sondern nur mitgeteilt, dass er sich mal Gedanken um seinen Konsum machen sollte. Tat er nicht! Ich sagte am Schluß nur dass ich nicht mehr bereit bin mir anzusehen welch eine Person er nunmehr geworden ist. Das war sein aus an mich!

    o.k., damit muss ich leben - und ich denke, es wird mir gelingen. Ich muss noch be- und verarbeiten, weil innerhalb von wenigen Monaten alles auf den Kopf gestellt wurde was er mal als Werte oder Hobbies lebte. Nichts mehr war das - die Person war ausgewechselt, sorry, das stecke ich nicht innerhalb von Monaten weg.

    Aber es zeigt "wir, die wir jetzt sind" sind nicht diejenigen, die sich vor 8 Jahren "füreinander entschieden" hatten.

    Lieben Gruß von Dagmar

  • Hallo Dagmar,
    ja das Alleinsein mit zwei kleinen Kindern macht mir Angst. Ich weiss eigentlich gar nicht warum, denn ich unternehme sehr viele Dinge mit den Kindern allein. Vielleicht ist es auch die Angst vor dem Ungewissen, vor der Neuorientierung, dem Organisieren.
    Ist ja paradox, jetzt bin ich co-abhängig, das heisst manage alles und versuche "unser" Leben zu meistern und die Leute sagen mir : " Ach, Du bist ja so stark !" und ich habe doch Angst, denn eigentlich ist man gar nicht so stark.
    Mein Mann ist nicht agressiv (meistens) oder böse, er vegetiert halt so vor sich hin, zieht sich zurück in sein Büro im Keller, braust zwar schnell auf, aber nur wenn ich ihn konfrontiere mit finanziellen Dingen, Rechnungen, die zu bezahlen sind usw., einfach mit der Realität. Aber ich denke oder ich hoffe, dass das mit seinem neuen nüchternen Zustand zu tun hat. Auf der anderen Seite, habe ich mir füher eingeredet, dass es was mit seinem betrunkenen Zustand zu tun hat. Vielleicht gehört es aber einfach zu seinem Wesen, mit der Realität nichts zu tun haben zu wollen.
    In wiefern war Dein Mann selbstverliebt oder narzisstisch?
    Natürlich entwickelt man sich unter Umständen in andere Richtungen, aber es tut weh, das einzusehen.
    LG
    Oktavian
    P.S. Im übrigen finde ich es super, dass Du es geschafft hast, Dich aus der Abhängigkeit zu lösen.

  • Ach je, noch habe ich mich nicht gelöst aus der Abhängigkeit, noch kämpfe ich ebenso wie Ihr. Ich bleibe meinem Suchtmittel fern, aber "geheilt" bin ich noch lange nicht.

    Narzissmus - nun es gibt einige Punkte
    - keine Freude empfinden - Neid - gefühllos besser gesagt, es werden keine Gefühle nach aussen gelassen ect.

    spöter weitrer, mpbel kommen

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