Alles zerbrochen! Verdränge Probleme tauchen auf, mein Leben

  • Hallo!

    Ich versuche jetzt erst mal die Ereignisse in Worte zu fassen.

    Mein Vater trinkt schon immer, ich bekam oft genug die Geschichte erzählt, dass er bei meiner Geburt nicht dabei sein konnte, weil er einen trinken war.

    Zu Hause hatten wir alle Angst vor ihm (alle sind: Mutter, Oma, Schwester und ich), und das ist heute auch noch so. Wir sind meinem Vater immer so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, was aber schwierig war. Meine Mutter hat uns Kinder immer mit dem Vater geschickt, weil sie gedacht hat, er geht dann nicht in die Kneipe, war aber vergebens, ist trotzdem gegangen.

    Zu Gewaltätigkeiten kam es auch oft, aber nur gegen uns Kinder. Meine Mutter hat dann nichts gemacht, meine Oma auch nicht. Bei uns wurde und wird das alles totgeschwiegen. Mein Vater ist wegen jeder Kleinigkeit ausgerastet, z. B. als mir mal als kleines Kind eine Flasch O-Saft runter gefallen ist.

    Es ist noch nicht mal drüber geredet worden, als ich mit meinem Vater und seinem LKW unterwegs war, er wieder getrunken hatte und wir von der Polizei angehalten wurden. 2,3 Promille, Führerschein weg, die Polizei hat mich behandelt wie eine Schlampe und hat behauptet ich sei gefahren (war da 14, natürlich kein LKW-Führerschein). Meine Mutter hat es irgendwie hinbekommen, dass ich da ohne Vorstrafe wg. Fahren ohne Führerschein rauskomme (ich bin ja auch nicht gefahren). Aber geredet darüber haben wir nie.

    Ich bin mit 18 sofort ausgezogen, seitdem flüchte ich vergegens vor den Schreckgespenster aus der Vergangenheit. Ich muss auch sagen, dass ich die Gedanken daran bis vor kurzem auch ganz gut verdrängen konnte und halbwegs glücklich, zumindest aber zufrieden war.

    Seit die letzte Prüfung meines Studiums vorbei ist, ich bestanden habe etc. kann ich die Gedanken daran aber nicht mehr verdrängen. Sie sind immer mal wieder aufgetaucht und ich habe mich schnell auf was anderes konzentriert. Ich hatte ja auch viel zu tun, wollte zu meinem Freund ziehen, dachte auch irgendwie, wenn ich weit genug von meinen Eltern wegziehe, dann kann ich alles vergessen. Habe aber jetzt eingesehen, dass es so nicht funktioniert. Konnte die Gedanken nicht mehr verdrängen, musste außerdem einsehen, dass ich von meinem "Freund" sehr stark ausgenutzt wurde und mein Traum ist geplatzt. Dachte echt, dass ich, wenn ich zu ihm ziehe, endlich Geborgenheit finde, indem ich eine eigene Familie gründe.

    Habe die Beziehung jetzt beendet, da ich mich auch während der Beziehung immer einsam und alleine gefühlt habe. Problem war auch, dass es mir eben seit der letzten Prüfung vor vier Monaten schlecht geht, esse seit dem auch kaum noch und mein Freund war nicht für mich da, sondern hat mir noch weitere Sachen aufgehalst. Dabei habe ich ihn regelrecht um Hilfe angebettelt, lag oft heulend bei ihm auf dem Sofa und war für gar nichts mehr in der Lage. Hat ihn nicht besonders interessiert.

    Der Auslöser, dass alles hoch kam, war ein Gespräch mit meinem Chef. Ich musste ihm ja gezungenermaßen sagen, dass ich mich getrennt habe und deshalb doch nicht kündige. Dass ich weg will, war in der Firma bekannt, meine Nachfolgerin arbeitet auch schon bei uns. Er hat sehr einfühlsam und verständnisvoll reagiert.

    Später kam er zu mir und hat mir erzählt, dass er in der gleichen Situation ist (überlegt sich scheiden zu lassen). Dann hat er einen Satz gesagt, der bei mir voll die Horrorvisionen aus meiner eigenen Kindheit (Streitereien meiner Eltern) heraufbeschworen hat. Er sagte, er wird wegen der Kinder wahrscheinlich bei seiner Frau bleiben.

    Da sind mir die ganzen elenden Streitereinen wieder eingefallen, die es bei uns immer gab. Meine Eltern sind auch wegen uns Kindern zusammen geblieben, streiten sich seit 20 Jahren aber nur bzw. gehen sich aus dem Weg. Die haben echt nichts gemeinsam. Die Stimmung bei uns im Haus war so lieblos, keiner hat sich für den anderen interessiert, Gefühle wurden nie gezeigt (außer Hass und Wut bei meinem Vater, wenn er uns Kinder verprügelt hat). Mit 12 habe ich versucht mich umzubringen, indem ich nichts mehr esse, seitdem habe ich auch eine Essstörung (im Moment nicht unter Kontrolle).
    Auf jeden Fall hat mich der eine Satz meines Chefs so runter gezogen, dass ich meine Sachen zusammen gepackt habe und gegangen bin. Den Rest der Woche bin ich dann auch einfach zu Hause geblieben und habe nachgedacht, meine Gefühle sortiert. (Für meine Arbeitsstelle hatte das keine Auswirkungen, hab mich entschuldigt, Chef hat gesagt, wär nicht schlimm, soll nicht drüber nachdenken).

    Also was mir klar geworden ist, ist folgendes:

    - Meine Beziehung war sehr oberflächlich, mein Freund wusste nicht mal, dass mein Vater trinkt, geschweige denn, dass ich ein Problem damit habe

    - auch zu Freunden habe ich eher oberflächliche Beziehungen, keiner weiß von meinen Problemen

    - Bin für alle die Ratgebertante, keine Ahnung warum. Egal wer ein Problem hat, er kommt damit zu mir

    - habe Schuldgefühle, weil mein Vater trinkt, weil ich nicht auf der Arbeit war, weil ich eine Prüfung nicht so gut geschrieben habe, weil ich meinen Freund verlassen habe und er jetzt alleine ist, weil ich mich zu wenig um meine Oma kümmere, könnte das endlos fortsetzen

    - bin sehr perfektionistisch

    - mir ist aufgefallen, dass ich mich an ganze Jahre meiner Kindheit/Jugend überhaupt nicht mehr erinnere! Warum? Was ist da passiert?

    - das Schlimmste: fühle mich total einsam

    Was ich mir vorgenommen habe ist, dass ich erst eine neue Beziehung eingehe, wenn ich meine Probleme gelöst habe, nur wie lös ich die? Wie geh ich auf der Arbeit damit um? Wie mach ich meinem Chef klar, wenn er schon so was zu mir sagt, dass er das dann wenigstens mit mir ausdiskutieren sollte, weil ich mir sonst Sorgen um seine Kinder mach?

    So, der Text ist viel länger geworden, als geplant, also vielen Dank für alle, die bis zum Ende durchgelesen haben.

    Über Antworten freue ich mich natürlich auch!

    Danke!
    Julia

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Julia

    und recht herzlich willkommen hier im Forum.

    Ich glaub Du hast genügend Probleme und solltest Duch nicht mit den Problemen Deines Chefs beschäftigen... Sicher meinst Du es gut, aber Du musst erstmal mit Dir selbst ins Reine kommen. Gib ihm vielleicht einen Tip zu diesem Forum hier - vielleicht hilft ihm das.

    Ansonsten kann ich Dir nur vorschlagen, Dich hier in den verschiedenen Threads mal einzulesen. Vielleicht findest Du für Dich eine Lösung, denn Du kannst nur was für DICH SELBST tun.
    Hast Du vielleicht die Möglichkeit, eine reale Selbsthilfegruppe zu besuchen? Wird eigentlich überall angeboten und auch im Internet findet man passende Adressen!

    Ich wünsch Dir viel Erfolg für Deinen weiteren Lebensweg!

    KB

  • Hallo KB,

    ich lese jetzt schon seit zwei Stunden im Forum.

    Meinem Chef will ich nicht helfen, kann das auch gar nicht, kenne seine Frau nicht und seine Eheprobleme gehen mich auch nichts an. Er hat kein Alkoholproblem, auch seine Frau nicht. Er hat mich bloß mit dem Satz, von wegen, er will sich nicht scheiden lassen wegen der Kinder, an meine Kindheit erinnert und das ganze Chaos in mir heraufbeschworen. Ich will einfach vermeiden, dass so was noch mal passiert. Er will ja dauernd über seine Probleme reden, wie sag ich ihm, dass ich das im Moment nicht kann??? Ohne dass er beleidigt ist?

    Bin im Moment unentschieden, ob ich in eine Selbsthilfegruppe oder in Therapie gehen soll. Selbsthilfegruppe hätte für mich den Vorteil, dass ich da am Anfang einfach zu hören kann. Nachteil wäre, dass ich dann einmal die Woche eine halbe Stunde früher Feierabend machen muss, was schwierig ist. Müsste da in der Firma zumindest eine gute Erklärung liefern, weil das dann ja nicht einmal, sondern jede Woche so sein soll.

    Vor einer Therapie habe ich Angst, dass da alte Erlebnisse hochkommen und mich wieder völlig aus der Bahn werfen. Letzte Woche, nach dem dämlichen Satz meines Chefes, habe ich vier Tage in meiner Wohnung gehockt, nachgedacht, konnte nicht schlafen, mich zu nichts aufraffen, habe nichts gegessen, sondern war einfach nur völlig fertig. Und wer weiß, was eine Therapie heraufbeschwört. Vorteil wär hier einfach, dass ich dann proffessionelle Hilfe habe.

    Weiß nicht, was ich da machen soll. Mir wär eine Selbsthilfegruppe lieber, wenn das nichts bringt, kann ich ja immer noch eine Therapie machen. Aber wie begründe ich das auf der Arbeit, dass ich Zukunft einen Tag immer früher Feierabend machen will?

    Viele Grüße
    Julia

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
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    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Julia,

    also ich habe zweimal im Monat SHG - mehr ist es leider nicht. Das kann mit Sicherheit woanders anders laufen, das weiss ich nicht...

    Die Entscheidung musst Du letztenendes selbst treffen. Es gibt hier einige, die auch prfessionelle Hilfe entgegenommen haben und nehmen, da kann ich aber nicht mitreden, da dies aus Zeitgründen für mich gar nicht in Frage kommt.

    Dein letzter Satz war nicht schlecht - wäre eine Möglichkeit und wenn Dein Chef so verständnisvoll istdann versteht es sicher auch das. Die Zeit kannst Du vielleicht an einem anderen Tag dranhängen!

    LG KB

  • Hallo KB,

    er reagiert schon sehr verständnisvoll, werd ihn einfach fragen.

    Die ganze Abteilung hat sehr liebevoll reagiert, bisher war es immer so, dass alle mit ihren Problemen zu mir gekommen sind. Aber man sieht es mir im Moment wohl an, dass es mir wirklich richtig schlecht geht.

    Mein Ex hat mich so lange ausgenutzt, bis ich zweimal völlig entkräftet zusammen gebrochen bin. Habe wirklich alles für den gemacht, es kam nichts zurück.

    Meine Freunde und Arbeitskollegen kamen auch immer mit allem zu mir, ich hab ja nie nein gesagt. Aber die kümmern sich im Moment wirklich sehr um mich. Es weiß zwar keiner, was mit mir los ist, vielleicht muss ich das auch dem Chef nicht erklären, um frei zu bekommen. Vielleicht reicht es ja, dass er sieht, wie schlecht es mir im Moment geht.

    Und das sieht man wirklich: unausgeschlafen, weil ich die ganze Nacht über meine Kindheit nachdenke, schon 8 kg abgenommen, vor allem bin ich so müde, dass ich kaum noch was geregelt bekomme. Und die anderen kennen mich nur als die Starke, die immer für alle da ist und immer lacht und optimistisch ist.

    Naja, werd ihn am Mo fragen und seh ja dann, wie er reagiert (wahrscheinlich wieder so verständnisvoll, dass ich gleich anfange zu heulen). Das ist auch so ein Problem. Kenne es nicht, dass jemand mich und meine Probleme ernst nimmt, das war zu Hause nie so. Jetzt sind gleich mehrere Personen da, die mir zuhören und verständnisvoll sind und ich muss dann immer heulen und kann dann gar nicht mehr aufhören.

    Gruß
    Julia

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    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Julia,

    finde Deinen mut beachtenswert. Schön wenn sich jetzt alle mal um Dich kümmern und Du Dich so auch auf die Anderen verlassen kannst. Das ist GEBEN und NEHMEN in ausgewogenem Maße! Lieb von ihnen!

    Aber denk dran, Du musst nun auch was für Dich tun. Regelmäßige Mahlzeiten und die Nacht ist zum Schlafen da sind ganz wichtige Bestandteile! Gerade wenn Du sowieso schon Probleme mit dem Essen hast! Vernachlässige DICH SELBST nicht.

    Liebe Grüße von Katrin

  • grüss dich, julia

    auch ich kenne das Problem in meiner Herkunftsfamilie -"totschweigen", oder "davon darf aber keiner was erfahren" etc., etc...
    Auch bei uns hat es Schläge - mütterlicherseits - gegeben. Sie trank nicht, dafür aber der Vater, trinkt auch immer noch, inzwischen schon sehr in einem krankhaften Stadium, wie mir heute wieder aufgefallen ist.

    Auch ich trug kleinere oder grössere Schäden davon, einer davon war beginnender Alkoholismus. Habe aber, und das war auf den Tag genau vor 3 Jahren, am 25. Okt. 2005, mich entschieden, mir professionelle Hilfe zu holen. An diesem Tag deswegen, weil ich an diesem Tag einen Totalabsturz mit mehrtägigem Spitalsaufenthalt infolge zu vielen Trinkens hatte. Das war, so nebenbei, der letzte Tag, an dem ich Alkoholisches konsumiert habe.

    Ich erzählte das jetzt deswegen, weil ich als Folge dieses Vorfalles und natürlich jahrelangem Trinkens vorher, ich therapeutische Hilfe in Anspruch nahm. Ja, ich nahm einige Stunden bei einem Psychotherapeuten - auf Anraten meines Hausarztes - und das half mir sehr.
    Einige Monate später begann ich dann eine stationäre Therapie wegen des Trinkens und habe mich dann auch dort wieder sehr mit der Geschichte unserer Familie unter therapeutischer Unterstützung auseinandergesetzt.

    Natürlich, werden einige jetzt sagen, getrunken hat er ja selbst, stimmt auch, aber ein Grund dafür war sicher die Verhältnisse in unserer Familie.

    Lange Rede, kurzer Sinn meiner Antwort:
    Wie KB schreibt, SHG, ja, grundsätzlich jede Hilfe annehmen, die sich bietet - auch dieses Forum natürlich - aber ich würde zusätzlich die Kindheit mit einem Psychotherapeuten aufarbeiten, es tut einem nachhaltig gut, obwohl schlechte Erinnerungen an die Kindheit nie ganz gelöscht werden können, aber man kann es mit professioneller Hilfe lindern.

    lg
    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Danke Katrin und Klarer Kopf,

    ich finde mich im Moment überhaupt nicht mutig, sonst würde ich vielleicht wenigstens mal eine Andeutung machen, warum es mir so schlecht geht und nicht immer nur "private Probleme" auf Nachfrage antworten.

    Habe das Bedürfnis, darüber zu reden, kann aber nicht. Habe Angst, dass die Person dann total geschockt ist.

    Das mit dem Essen klappt seit Donnerstag wieder einigermaßen, da hat eine Kollegin, die mal magersüchtig war, einfach für uns beide gekocht und das mit auf die Arbeit genommen. Das hat so lecker ausgesehen und gerochen und seitdem ess ich wieder was, wenn auch immer noch unregelmäßig.

    An Klarer Kopf, eine Frage:
    Hat dich die Theraipie am Anfang nicht sehr stark mitgenommen? So dass alles wieder hoch kam?

    Mein Vater trinkt übrigens auch immer mehr, versteckt Alkohol vor dem Rest der Familie. Alle außer mir wohnen immer noch zusammen im alten Haus, also Oma, Mutter, Schwester und eben mein Vater. Neuerdings wird er gewaltätig gegen meine Mutter. Ich hab ihr schon angeboten, bei mir einzuziehen, sie will nicht bzw. blockt ab, weil über das Thema ja geschwiegen werden muss.

    Mit Alkohol selbst habe ich keine Probleme, war da immer sehr vorsichtig, weil ich ja gesehen habe, was dann passiert. Führe da zwar Buch drüber (Verhütungsmethode NFP, da muss man das als möglichen Störfaktor notieren), aber es waren in den letzten drei Monaten zwei Gläser Wein, die auch an zwei verschiedenen Tagen. Trinke nur, wenn es mir seelich gut geht und dann auch nur wenig.
    Hatte mal mit so 12 - 13 eine Phase, wo ich immer schon vor der Schule, während der Schule getrunken habe, hat auch keiner was gesagt zu Hause. Und ich kam öfters hackedicht nach Hause. Habe irgendwann von allein wieder damit aufgehört.

    Mein größtes Problem ist im Moment, dass ich permanent an meine Kindheit denke und nicht schlafen kann.

    Habe am Montag ein Telefontermin bei einer Therapeutin (wurde mir von der Kollegin empfohlen, die für mich gekocht hat, die hat dort ihre Magersucht überwunden). Die Therapeutin will dann abschätzen wie es mir derzeit geht und entsprechend einen Termin dazwischen schieben oder für später geben. Die ist im Moment ziemlich ausgebucht. Sie hatte mich schon angerufen, aber da war ich auf der Arbeit und da bin ich nie allein.

    Ich will einfach irgendwann mal glücklich sein und eine liebevolle Beziehung eingehen können. Ich will einfach mal Nähe spüren und zulassen können und ich will auf keine Fall wieder so ausgenutzt werden.

    Da muss ich wohl den schweren Weg gehen und meine Kindheit aufarbeiten.

    Gehe jetzt schlafen!
    Euch allen auch eine gute Nacht.
    Julia

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Habe gerade eine Fehler entdeckt:
    Ich war nicht immer vorsichtig mit Alkohol, sondern ich meinte ich bin jetzt sehr vorsichtig.
    Sorry

    Das sind die Starken,
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    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Julia,
    auch ich kann dir nur raten, eine Psychotherapie zu machen. Selbst wenn du Angst davor hast, daß dich die Gefühle aus deiner Kindheit überwältigen könnten - dort wirst du wenigstens aufgefangen. Die Gefühle immer und ewig unterdrücken, das geht doch nicht für alle Zeit, das merkst du ja jetzt gerade, nicht wahr?
    Du machste es ganz richtig jetzt, du hörst in dich rein und fängst an, für dich zu sorgen, das ist gut so. Und iß auch weiter, das gehört zur Fürsorge für dich selbst - für andere hast du lange genug gesorgt!
    Ich wünsche dir alles Gute,
    mach weiter so,
    liebe Grüße
    Feuervogel

  • Liebe Julia,

    ich habe die Erfahrung gemacht, daß man eine Art eingebauten Selbstschutz hat.

    Damit meine ich folgendes: Es kommt nur das hoch, was man auch bewältigen kann. Ich fand mich bei meiner Therapeutin immer sehr gut aufgehoben. Dort konnte ich ganz behutsam mich dem annähern, was gerade für mich "dran" war. Mal viel, mal wenig, mal etwas Aktuelles, mal etwas Uraltes.

    In der Therapie habe ich auch gelernt, WIE ich mit Erinnerungen und alten Erlebnissen gut umgehen kann. Ich fühle mich heute nicht mehr hilflos ausgeliefert. In der Therapiestunde, in dem Therapiezimmer ist es wie in einer anderen Welt, einer anderen Zeitzone. Ein Raum, eine Stunde nur für mich, wo ich geborgen bin und aufgefangen werde, was immer gerade los ist.

    Wenn man die Gefühle, die hochkommen immer wieder verdrängt, dann verschwinden sie ja nicht. Sie kommen bei der unpassendsten Gelegenheit wieder. Also ist es vielleicht besser, man sucht sich einen geschützten Rahmen, wo man einfach so sein darf, mit all den chaotischen Gefühlen. Mit Arbeitskollegen würde ich nicht so sehr ins Detail gehen.

    Ja, vergiß nicht zu essen und schau auf die vielen Kleinigkeiten, die dir JETZT gut tun: spazierengehen, lesen, Musikhören, ein Bad nehmen...

    Alles Liebe, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen, Julia

    zu deiner gestrigen Frage - "hat dich die Therapie nicht stark mitgenommen, so dass alles wieder hochkam?" - schreibe ich dir ein paar Gedanken.

    1. Ich hatte damals den "ungebrochenen" Willen, diesem "Hochkommen" von negativen Erinnerungen oder Erlebnissen von vergangenen Zeiten endgültig ein Ende zu setzen. Koste es, was es wolle. Wie ich dir schon sagte, du kannst keinen Schalter ausmachen, auch nicht mit fachlicher Hilfe, aber du lernst besser damit umzugehen, diese Dinge besser zu verarbeiten, eben mit Therapiestunden. Sind ja nicht gerade billig, die Thera-stunden, war mir aber egal.

    2. Habe dann gemerkt, als meine Mutter davon erfuhr, dass ich solche Stunden in Anspruch nehme, dass sie, eben meine Mutter mir gegenüber ein anderes Verhalten an den Tag legte. Auf gut deutsch gesagt, am liebsten hätte sie es mir verboten. Ich muss dazu sagen, ich war damals 42, habe mich längst schon "abgenabelt", wenn du verstehst, was ich meine, wohne aber sehr in der Nähe meiner Eltern, aber, wie gesagt, mir war zu diesem Zeitpunkt egal, was irgendjemand anders für Meinung hatte, ich zog das durch. Wie ich dir schon schrieb, ich landete damals ja in der Intensivstation mit einem sehr hohen Promillestand, also war mein Problem ja sowieso einigen bekannt. So nebenbei noch: Bei 2 meiner Geschwister gab es auch grobe Probleme mit Alk, 1 hats anscheinend im Griff, will aber mit Familie und Geschwister nichts mehr zu tun haben, und ein Bruder geging Selbstmord, danach - er lebte in 400 km Entfernung von uns - ist erst rausgekommen, was er für Probleme mit Alk und auch in seiner Beziehung zu einer Freundin hatte.
    Jedenfalls merkte ich, dass meine Mutter mir diese Thera-stunden nicht "gönnte", und wenn es nach ihr gegangen wäre, diese sofort beendet hätte. Denn, was würden denn Angehörige, Verwandte etc. sagen, wenn sie davon Wind bekämen? Immer diese verlogenene, totschweigende Art. Bin dann halt auch draufgekommen, warum gerade sie, die uns ja auch schlug, sich so dagegen stemmte, na ja, was soll ich sagen, sie hatte halt wahrscheinlich Gewissensbisse.

    3. Fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, heisst ja auch, und das merkt man erst nach einiger Zeit, das solche geschehene Dinge so gut aufgearbeitet werden, dass man irgendwann eine Einstellung erlangt, mit der man ganz gut leben kann. Z.B. kommt man dann drauf, dass der Vater nicht grundlos trinkt - die ihre Kinder schlagende Mutter auch einst ihr "Packerl" bei ihren Eltern zu tragen hatte, was natürlich nicht in entferntester Weise eine Entschuldigung sein sollte. Aber man sieht es aus einem anderen Blickwinkel und das hilft einem dann sehr im eigenen Familienleben, im Sinne von:
    Vorherige Generationen haben bei ihrem Zusammenleben wenig Liebe an den Tag gelegt, in meiner Generation wird es das nicht mehr geben, was heisst, ich werde mehr Herzenswärme in meine Familie einbringen. Was bei mir nicht heisst, ich werde meine Kinder jetzt verwöhnen und alle Wünsche erfüllen, ich trachte einfach danach, dass aus ihnen gut für das Leben gerüstete Menschen werden, die von sich selbst einmal behaupten können, dass sie mit mir jederzeit und über alles reden können und es nichts gibt, was totgeschwiegen werden muss.
    Denn, wie man ja auch in den diversen Büchern über dieses Thema erfahren kann, wenn in Familien Dinge verschwiegen oder totgeschwiegen werden, dann "nagt" ein Nachkomme daran, was heisst, irgendeiner trägt die negativen Konsequenzen daraus. Hier sind, glaube ich, Autoren u. Buchtitel nicht erlaubt, frag einfach dann die Therapeutin, wenn du dazu Lust hast.

    Abschliessend in meiner kleinen morgentlichen Mitteilung kann ich dir noch sämtliche Bedenken bezügl. Thera nehmen, denn wie auch Linde66 und Feuervogel schreiben, in der Therapeutenstunde bist du in einer anderen Welt, als bei mir die 50 min immer um waren, tat es mir immer leid und ich freute mich schon auf die nächste, denn da war jemand, dem konnte ich mein Herz öffnen, der hörte mir zu, der verstand mich und er half mir.
    Ein kleiner Tip noch:
    Wichtig ist, dass die "Chemie" zwischen dir und deinem Therapeuten passt. In Ö sagen wir dazu: "Du musst mit ihm können".
    Dann noch wichtig:
    Je mehr du dich ihm gegenüber öffnest, desto besser kann er dein Problem behandeln. Der beste Therapeut kann es nicht, wenn du nicht "aus dir rauskommst". Kostet anfangs vielleicht Überwindung, aber du wirst sehen, es hat nur positive Auswirkungen.

    In diesem Sinne, mach dir heute einen schönen Tag, ich fahre heute ein Stück mit dem Fahrrad, nachdem ich gestern beim Laufen mein Kniegelenk beleidigt habe.

    lg klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo und guten Morgen,

    ihr habt mir echt Mut gemacht! Werd ja dann am Montag am Telefon hören, ob mir die Therapeutin symphatisch ist.

    Ich wollte auch nicht mit allen Arbeitskollegen reden und erzählen was mit mir los ist, sondern nur mit einer. Die hat nämlich die gleichen Erfahrungen in ihrer Kindheit gemacht.

    So, heute muss ich leider noch ein paar unangenehmen Dinge erledigten, muss erst zu meinem Ex-Freund Sachen abholen und dann noch schlimmer, zu meinen Eltern. Werd es aber irgendwie durchstehen. Vielleicht geh ich heut abend noch zu ner Freundin.

    Euch allen einen schönen Sonntag.

    Gruß
    Julia

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

  • Hallo Julia!

    Na, wie war dein Telephonat? Was hast du für einen Eindruck von der Therapeutin gewonnen?

    Viele liebe Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • So, bin wieder da!

    Ich hatte diese Woche meine erste Sitzung, weil jemand abgesprungen ist.

    Habe mich sehr wohl gefühlt, konnte über Sachen reden, über die ich noch mit keinem gesprochen habe. Hat mir sehr gut getan. Wir haben sehr lange über meine Familie gesprochen.

    Naja, gibt nicht viel neues. Hatte gestern in der Firma ein paar unangenehme Gespräche, weil ich so viel abgenommen habe. Die haben ja schon recht, aber ich krieg auch mit Gewahlt kaum was in mich rein.

    Viele Grüße
    Julia

    Das sind die Starken,
    die unter Tränen lachen,
    eigene Sorgen verbergen
    und andere glücklich machen.
    (Franz Grillparzer)

    Hat eine Freundin über mich gesagt. Besser kann man mich auch nicht beschreiben.

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