Auf der Suche nach mir selbst...

  • Hallo ihr Kinder von Alkoholikern!

    Nachdem ich mich die letzten Tage als Gast durch viele Threads von euch gelesen habe- mich zum Teil auch wiedergefunden habe, hab ich jetzt den Entschluß gefasst, mich hier zu registrieren und nach langer Zeit MIR selbst zu helfen.

    Ich bin 28 Jahre alt und das Kind eines alkoholabhängigen Vater. Seit meiner Jugend trinkt er- er ist ein Pegeltrinker. Seit 2 Jahren ufert seine Trinkerei aus, er trinkt dann immer wieder exzessiv über ein paar Wochen. Bis es einen Knall macht- zum 2. Mal dieses Jahr ist sein Führerschein weg.

    Es ist ein Teufelskreis. Zuerst die Vieltrinkerphase, dann der Knall- Beteuerungen unter Tränen und Selbstmitleid, dass er ab jetzt sein ganzes Leben lang keinen Tropfen mehr trinken würde. Dann wieder Verhaltensänderung (ich merke jeden Tropfen den er trinkt...), und langsam nimmt die Spirale wieder ihren Lauf.

    So, bisher war es so, dass ich mein Leben nach ihm gerichtet habe: Wenn er getrunken hat hab ich gehofft, dass er aufhört und auch alles dafür unternommen: Gespräche im Guten, Schuldzuweisungen, Tränen, Wutausbrüche,... Dann war er wieder mehr oder weniger lang nüchtern- aber mir gings nicht besser, denn ich hatte nur Angst davor, dass er wieder anfängt.

    Ich will da raus. Ich will mein Leben nicht von ihm abhängig machen. Es kann nicht sein, dass er meine Gefühle bestimmt!

    Ich wohne seit 2 Jahren nicht mehr bei meinen Eltern.
    Meine Mutter ist (wie ich glaube) coabhängig, das Problem ist aber, dass sie pflegebedürftig ist, somit nicht von zu Hause weg kann. Sie wird von Pflegerinnen betreut, aber auch ich bin in die Pflege eingebunden. Und wenn ich sie besuche ist zwangsläufig auch mein Vater dort. Ich befinde mich in einer Zwickmühle und weiß nicht genau, wie ich da rauskommen soll.

    Als großes Glück empfinde ich, dass ich mit meinen Freunden offen über dieses Problem sprechen kann, der Alkoholismus wird nicht totgeschwiegen. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass sie das alles nicht so ganz nachvollziehen können.
    Ich habe ein paar gute Freunde und einen großen Bekanntenkreis. Ich gelte als offener und lustiger Mensch. Ich glaube ich kann meine Probleme gut überspielen- oder ist das alles nur Ablenkung?

    Entschuldigt das etwas verwirrende Posting, ich hab mir einfach von der Seele geschrieben- und das alleine hat schon gut getan.

    Liebe Grüße, mali

  • hallo mali!

    herzlich willkommen hier bei uns kindern,lächel...

    DEIN entschluss endlich DIR ZU HELFEN,gefällt mir..

    emotionale distanz ist DAS zauberwort,welches dir ermöglichen wird wirklich zu DIR zu finden...

    der austausch hier kann dir sehr viel dabei helfen besser zu verstehen und besser "damit"umzugehen..

    nimm dir zeit und mach dich vertraut mit unserer familienkrankheit...wir können dich verstehen,denn wir alle KENNEN diese hölle...

    ich wünsch dir einen regen,hilfreichen austausch..

    liebe grüsse caro

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo Mali,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Ich habe mich auch erst vor ein paar Monaten hier angemeldet, um mir selbst zu helfen. Und merke, dass es mir gut tut, mich auszutauschen und meine Gedanken hier aufzuschreiben. Es erleichtert ganz ungemein auf Menschen zu treffen, die verstehen was einen bewegt.

    Schreib einfach drauf los. Es wird dir helfen. :wink:

    Liebe Grüße
    Renate

  • Hallo Mali,

    auch von mir ein Herzlich Willkommen.
    Ich habe das Gefühl um das zu erreichen, was du hier aufschreibst, war der Schritt hierher schon mal einer, der dich noch sehr viel weiter tragen kann.

    Das Leben, die Gefühle nicht mehr von den Eltern abhängig machen, das steht ziemlich weit oben auf der Liste, der Dinge an denn man arbeiten will, bei den meisten hier.

    Das mit den Freunden kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich hab wundervolle Freunde um die ich sehr froh bin, aber eine kleine Lücke bleibt doch immer, es kann ihnen ja einfach nicht möglich sein zu 100% zu verstehen.

    Mir hat es auch geholfen einfach drauf loszuschreiben, was von mir zu erzählen. Von Problemen die ich jetzt hab (selbstbewusstsein, beziehungen, stimmungsschwankungen etc.) und wie das in beziehung zu meinen eltern stehen könnte.

    Also schließ ich mich Caro mal an ;)

    und liebe Grüße, Roa

  • Vielen Dank für eure Antworten- sie geben mir das Gefühl, nicht alleine zu sein.

    Es ist schon komisch, dass ich in meinem Leben soviel Wert darauf lege, selbständig zu sein, nicht abhängig zu werden von anderen Menschen, auch wenn es meine Freunde sind. Ich hab Probleme damit, andere um einen Gefallen zu bitten. Und dann gelingt es mir nicht, mich von meinen Eltern emotional abzukapseln. Ich hab mein Leben im Griff, aber es kostet mich zuviel Kraft, auch noch die Verantwortung für 2 erwachsene Menschen zu übernehmen. Ich lebe in einem ständigen Kreislauf von helfen wollen, enttäuscht zu werden, mir selbst Schuldgefühle zu machen und mir zu wünschen, dass sich irgendwie- wie durch ein Wunder- alles zum Besseren wendet.
    Mir kommt vor, momentan freuen sich alle auf Weihnachten- ein besinnliches Fest für die Famiele. Aber ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann Weihnachten das letzte Mal schön gewesen ist. Im Grunde bin ich einfach froh, wenns endlich vorbei ist.
    Dieses Jahr hab ich mich so daraus gerettet, dass ich über Weihnachten Nachtdienst habe. Da bin ich abgelenkt...

    Liebe Grüße, mali

  • Liebe Mali,

    du bist ja auch nicht allein. Alkoholkranke Eltern sind gar nicht so selten ;)

    Zitat von Mali80

    Ich lebe in einem ständigen Kreislauf von helfen wollen, enttäuscht zu werden, mir selbst Schuldgefühle zu machen und mir zu wünschen, dass sich irgendwie- wie durch ein Wunder- alles zum Besseren wendet.

    Ich kenne diesen Kreislauf auch, aber man kann ausbrechen, glaub mir :)

    Zitat

    Mir kommt vor, momentan freuen sich alle auf Weihnachten- ein besinnliches Fest für die Famiele. Aber ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann Weihnachten das letzte Mal schön gewesen ist. Im Grunde bin ich einfach froh, wenns endlich vorbei ist.

    jaja, Weihnachten...ganz im Ernst, wie viele Familien gibt es schon, wo es wirklich harmonisch läuft. Es wird einfach von allen Seiten von allen Beteiligten zu viel erwartet, das kann ja nur schief gehen.

    Und bei uns ist dann ja noch die Variable Alkohol im Spiel.

    Ich bin auch schon gespannt auf dieses Jahr. Trinkt sie, trinkt sie nicht? Rastet mein Vater aus, wird er unglücklich, spielt er happy family? Kommt sie mit zu den Verwandten, oder weigert sie sich? Die Fragen bleiben, aber es ist nicht mehr entscheident für meine Gefühle. Ich werd es mir so schön wie möglich machen und einfach keine Wunder erwarten.

    Liebe Grüße, Roa

  • Zitat Mali

    Ich lebe in einem ständigen Kreislauf von helfen wollen, enttäuscht zu werden, mir selbst Schuldgefühle zu machen und mir zu wünschen, dass sich irgendwie- wie durch ein Wunder- alles zum Besseren wendet.

    Liebe Mali,

    herzliches Willkommen auch von mir. Diesen Kreislauf kenne ich auch, ist schon eine Zeitlang her, in der ich mich vergessen hatte, um für andere in erster Linie dazusein.

    ZUm Besseren wendet sich es erst, wenn wir anfangen uns selbst lieben zu lernen, das ist dann wie ein Wunder, das Leben bietet auch uns Alki-Kindern schöne Seiten, wir sollten sie nur sehen wollen und uns diesen zuwenden. (ich habe mir therapeutische Unterstützung dabei geholt)

    Wünsche Dir einen besinnlichen 4. Advent und

    alles Liebe, Weitsicht

  • Ihr seid so viel weiter als ich.
    Bis vor 2 Wochen war ich mir MEINES Problems gar nicht bewußt, mein Hauptaugenmerk hab ich darauf gelegt, meinen Papa "trockenzulegen". Mittlerweile begreif ich, wie abwegig der Gedanke eigentlich.
    Ich hab beruflich ab und zu mit Alkoholikern zu tun, ich WEISS, wie die Alkoholsucht abläuft, dennoch hab ich mir eingebildet, dass es bei meinem Papa anders geht. Dass ihn meine Liebe und Fürsorge retten kann.
    Bei jeder trockenen Phase hab ich gehofft, dass er es schafft, dass ich ihm die Beteuerungen glauben kann. Aber jedesmal wurde ich aufs neue enttäuscht.
    Und dieses Mal (er war nur wenige Tage trocken) hab ich mir geschworen, dass es jetzt anders wird.
    Ich hab noch ein einziges Gespräch mit ihm geführt, da hab ich ihm gesagt, dass das einzige, was ihm helfen würde, eine stationäre Therapie ist. Er hat mir dann mangelndes Vertrauen vorgeworfen. Ich bin dann gegangen...

    Meine Mama hofft weiterhin, dass er "zur Besinnung kommt.
    Sie will nicht von zu Hause weg, sie sagt, sie kenne das.
    Wenn die Betreuung von ihr zu Hause nicht mehr gegeben ist, dann muß sie ins Pflegeheim, weil ich das nicht alleine schaffe- und sie das auch nicht will. Gespräche darüber sind immer sehr emotional, ich weiß da auch nicht weiter. Auf der einen Seite will ich sie nicht ins Pflegeheim "stecken", auf der anderen Seite sehe ich das als einzige Chance für meinen Papa.

    Könnt ihr meinen verworrenen Gedanken verstehen? Ich tus manchmal selbst nicht...

  • hallo mali!

    also das wir etwas weiter sind...ist n vorteil für DICH,lächel....wir können dir die richtige richtung anzeigen...da wir es "hinter"uns haben...vorbei wird es NIE sein....

    mali du hast es für mich auf den punkt gebracht...ICH habe AUCH gedacht:das ist bei meiner mutter gaaaaaaaanz anders und ICH hab die macht sie zu retten....

    die ZEIT hat mich eines besseren belehrt,lächel...

    nichts ist anders als bei anderen...es ist eine kranheit welche bei JEDEM gleich verläuft....auch meine mutter wird ihrer krankheit sehr wahrscheinlich erliegen...traurig nicht wahr?

    doch es ist ihre entscheidung...sie weiss und kennt ALLE möglichkeiten die sie hätte...nur WILL sie diese NICHT nutzen....warum auch immer...

    deine mutter KENNTdas leben mit ihrem mann tatsächlich,lächel...das sie lieber zu hause bleiben möchte,kann ich auch verstehen...

    DU musst keine lösung finden!lass den gedanken los...

    kümmer dich nun um dich und dein wohlbefinden...alles andere wird seinen lauf nehmen...doch DU wirst damit umgehen KÖNNEN...

    weil DU stärker sein wirst...indem DU auf dich schaust...

    liebe grüsse caro

    p.s.mach dich schonmal mit dem wort GEDULD vertraut...es wird dich begleiten...

    dem was über mich einstürmt,möchte ich gelassen gegenüber stehen...

  • Hallo zusammen!

    Wie schaff ich es, nicht dauernd daran zu denken? Das schreibt und denkt sich so leicht: ich schau jetzt auf mich. Aber irgendwie, wenn ich dann in der Situation drin bin dann seh ich überall Dinge die erledigt werden müssen. Es ist zum Teil ja nicht mal so, dass meine Eltern Anforderungen an mich stellen, ich stell sie an mich selbst.
    Ich denk fast, dass ich diese Helfer/Opferrolle ein bißchen brauche, um kein schlechtes Gewissen zu haben. Damit ich sagen kann "ich versuch ja alles..."
    Langsam bemerk ich, dass mein Verhalten wirklich nicht grad gesund ist.
    Ich versuch aber schon, mir Zeit für mich zu nehmen, damit ich was mit Freunden unternehmen kann oder Sport machen,.... Das mach ich dann mit Freude- aber mit einem gewissen Beigeschmack von schlechtem Gewissen. Ich weiß, dass das genau die Dinge sind, die mir gut tun.
    Manchmal bin ich froh, wenn beim Arbeiten viel los ist, damit ich komplett abgelenkt bin. Da denk ich dann auch überhaupt nicht an zu Hause.

    Das Schreiben hier hilft mir alleine schon. Endlich mal die Gedanken von der Seele schreiben. Manches wird mir einfach dadurch schon, dass ich es niederschreibe.

    Liebe Grüße, mali

  • Hallo zusammen!

    Ich merke wie ich an mir arbeite, oder besser gesagt, ich beginne anders zu denken. Bisher war immer ER mein Hauptproblem, meine ganze Aufmerksamkeit hab ich seinem Verhalten gewidmet.

    Heute hab ich ganz bewußt versucht, nicht an die Situation zu Hause zu denken.
    Ich hab nur kurz mit meiner Mutter telefoniert, ob alles ok ist und das wars dann auch schon. Noch vor ein paar Wochen führte ich lange Telefonate mit ihr, ich erfuhr dann jedes Detail seines Fehlverhaltens- hab es aus meiner Mutter regelrecht herausgepresst. Und dann gings mir wieder schlecht- ich kann ja doch nichts ändern.

    Es ist ein ungewohntes Gefühl nicht alles unter Kontrolle zu haben- nur die Kontrolle hatte ich ja auch vorher nicht. Einfach die Tatsache, nicht über alles bescheid zu wissen was gerade so abläuft wirkt momentan ungewohnt auf mich. Aber es ist ein Tag vergangen, an dem es geklappt hat- ein Anfang ist gemacht.

    Hatte heute einen schönen Tag- Adventkaffee bei einer Freundin mit meinen Arbeitskolleginnen und am Abend kam eine andere Freundin auf einen Tee vorbei. Einfach gemütlich.

    Wünsch euch allen einen schönen Abend,
    liebe Grüße, mali

  • Hallo zusammen!

    Heute war ich zu Hause. Er war wieder sehr auf Konfrontation aus, er hat dann die Fähigkeit, ständig am selben Thema herumzukauen. Am Anfang ging alles gut, irgendwie hab ich ihn reden lassen und nicht viel dazu gesagt. Er wurde dann aber verbal immer aggressiver und ich wusste nicht was tun. Früher endeten solche Gespräche dann in Vorwürfen meinerseits bezüglich seinem Alkoholkonsum. Diesmal bin ich aber ziemlich geladen gegangen bevor das Thema Alkohol erwähnt wurde.

    Was soll ich in solchen Situationen machen? Still sein? Ihm recht geben? Streiten?

    Wenn ich was sage und dann gehe lässt er seine Wut an meiner Mutter aus, darum hab ich in letzter Zeit versucht ihm sowenig Angriffsfläche wie möglich zu geben...

    Welches ist der richtige Weg?

    Wäre euch für eure Antworten sehr dankbar.

    Schönen letzten Adventsabend, mali

  • Liebe Mali,
    die situation ist schon sehr verzwickt undi ch wüßte jetzt auch nicht was ich an deiner stelle machen würde. aber weißt du was, an erster stelle solltestdu selber stehen. Dir muß bewußt sein, dass du nur helfen kannst solange es DIR SELBER GUT geht, Dafür solltest du jeden Tag sorgen. Und dann hilfts du so gut du kannst, das reicht. du mußt dich nicht aufopfern, oder verausgaben. man kann nur geben, was man über hat an energie. und damit ist deine schuldfrage auch schon geklärt, denn du mußt garnichts, das was du gibst ist freiwillig. und da ist es vollkommen egal wieviel das ist. dein vater sollte dir einigermaßen egal werden. du weißt, du kannst ihn nicht ändern, und das solltest du verinnerlichen. schwer, wenn man jemanden liebt. aber das kann man lernen. hier im forum lesen wird dir schon dabei helfen. du brauchst kein mitleid haben mit jemandem der sich kaputt machen will. er ist dein vater, er sollte vorbild für dich sein. sag ihm das ruhig mal, statt auf ihn einzureden. mit liebe oder mitleidsvollen gesprächen wird er nie wach. die meisten alkoholiker wissen schon, dass sie abhängig sind und was sie zu tun bzw NICHT zu tun haben. sie schaffen es aber nicht und das kannst du jdn nicht abnehmen. dieser absolute tiefpunkt muß schon da sein, das ist wie ein tritt in den Ar***.
    Spann deinen vater ruhig mit ein in seine verantwortung. Lass ihn ruhig auch mal alles alleine regeln, damit er mal seine grenzen sieht,wenn Du nicht da bist.

  • Schöne Weihnachten alle miteinander! Ich hoffe, ihr könnt die Weihnachtsfeiertage ohne zuviel Streß überstehen....

    Danke Frozen Tears für deine Antwort! Meinem Vater die Verantwortung zurück geben? Er denkt, er ist das Maß aller Dinge und immer im Recht. Gegen ihn anzukommen ist sehr schwierig.
    Er hat seit 3 Wochen den Führerschein weg. Gestern hat er nicht allen Ernstes von mir verlangt, dass ich ihn an die Tankstelle fahren soll, damit er Diesel für seinen Traktor kaufen kann- mit dem wollte er eine kleine Spritztour erledigen. Ich hab ihm dann klar zu verstehen gegeben, dass ich das nicht tun werde. Daraufhin ist er mit Vorwürfen gekommen "Wenn du mich einsperren willst,... Das hier ist kein Gefängnis...." Ich hab dann nur gesagt, dass ICH nicht betrunken gefahren bin und er ja schließlich 2 gesunde Beine hat.
    Erstmal war er eine Weile beleidigt und hat gar nicht mehr mit mir geredet, dann hat er sich wieder beruhigt.

    ICh hab ja momentan Nachtdienst, heute Nachmittag hab ich kurz mit meiner Mama telefoniert. Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass er heute keinen so guten Tag hat, aber ich hab gar nicht mehr nachgefragt, weil mich die Details nur belasten würden. Aber jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber, weil ich denke, dass sie doch auch jemanden zum drüber reden braucht.

    Sonst ist Weihnachten gestern schön gewesen- meinem Vater hab ich einfach nicht die Beachtung geschenkt, wie ich es sonst tue.

    Liebe Grüße an alle,
    mali

  • Liebe Mali,

    freut mich, dass du ein angenehmes weihnachten hattest.

    Zitat von Mali80

    "Wenn du mich einsperren willst,... Das hier ist kein Gefängnis...." Ich hab dann nur gesagt, dass ICH nicht betrunken gefahren bin und er ja schließlich 2 gesunde Beine hat.


    da musste ich richtig schmunzeln als ich das las. und ich finde es immer sehr interessant, wie suchtkranke reagieren, wenn ihre Druckmittel nicht wirken, wenn sie die Knöpfe nicht mehr drücken können.

    Zitat

    Sie hat mir zu verstehen gegeben, dass er heute keinen so guten Tag hat, aber ich hab gar nicht mehr nachgefragt, weil mich die Details nur belasten würden. Aber jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen meiner Mutter gegenüber, weil ich denke, dass sie doch auch jemanden zum drüber reden braucht.


    aber dieser jemand bist unter keinen umständen du. wir wurden als kinder oft genug als emotionaler mülleimer unserer eltern benutzt.
    ich mache das auch immer so, frage nicht nach.

    Liebe Grüße, Roa

  • Hallo Roa uns alle anderen!

    Leider gibts schlechte Neuigkeiten von mir!

    Mein Vater hat letzte Nacht so herumgetobt und geschrieen (Türen kaputt gemacht, die ganze Nacht Terror gemacht,...), dass die Pflegerin von meiner Mama morgen abreist. Dann kommt morgen irgendwann eine ganz neue. die sich mit der Pflege von meiner Mama gar nicht auskennt.
    Mama hat gesagt, sie bleibe im Bett liegen, und sie hat definitiv gesagt, dass ich nicht nach Hause kommen soll um die Neue einzulernen.

    Sie sagt, sie gibt meinem Vater die letzte Chance um zum Nachdenken zu kommen. Ansonsten bleibt nur noch ein Heimplatz übrig, weil die Pflege zu Hause nicht mehr gewährleistet ist.

    Ich hab die Vorahnung, dass er überhaupt nicht mehr zu Besinnung kommt. Und ganz ehrlich, für mich wäre es die einfachere Lösung, wenn sie in einem Heim wäre, weil sich dann die Besuche problemloser gestalten liessen- ohne Konflikte.

    Irgendwie bin ich gar nicht so verzweifelt wie ich gedacht habe, dass ich es in so einer Situation sein werde. Dass es einmal soweit kommt, damit hab ich eh gerechnet...

    Ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie mich und meinen Bruder da raushält, dass sie nicht verlangt, dass ich sie jetzt zu Hause unterstütze. Sie hat gesagt, das wäre im Moment gar keine Hilfe. Ich würde ihr mehr helfen, wenn ich NICHT komme.
    Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin innerlich kalt, wie ein Klotz Eis. In solchen Situationen schalte ich meine Gefühle ab.

    Hoffe ihr habt einen schönen Feiertag,
    mali

  • Danke *strickmütze* für deine Antwort!

    Ja- ich bin wirklich froh, dass mich meine Mutter da raushält. Ich weiß ja, dass da niemand was ausrichten kann. Ich bewundere ihre Stärke und ihre Konsequenz. Sie klang heute am Telefon ganz ruhig und besonnen.
    Sie weiß auch, dass es nicht so weitergehen kann. Bisher hatte sie immer noch Hoffnung, dass er sich ändert, sie war immer diejenige, die ihm eine Chance nach der anderen gegeben hat.
    Jetzt hab ich das Gefühl, dass sie abgeschlossen hat.
    Natürlich wäre es für uns alle besser, wenn sie "normal ausziehen" könnte, sich ein eigenes Leben aufbauen- ohne ihn. AUch das wäre schwierig genug. ABer der Schritt als relativ "junge" Frau aus eigenen Dingen in ein Pflegeheim gehen zu müssen ist hart.
    Vor einiger Zeit hab ich mit dem Gedanken gespielt sie zu mir zu nehmen um sie zu pflegen.
    ABer erstens bin ich berufstätig, bin Single- und sie hat das (zum Glück) auch vehement abgelehnt.

    Ich hoffe, dass das alles irgendwie gut für alle ausgeht.
    In solchen Krisen hab ich immer das Gefühl zu funktionieren- über alles gar nicht lange nachzudenken sondern einfach nur zu machen....
    ABer jetzt in Mitleid für meine Mutter und in Selbstmitleid zu verfallen bringt auch nichts...

    Ich bin soooo froh dieses Forum gefunden zu haben, es hilft mir soviel, einfach nur meine Gedanken abzutippen.....
    Vielen Dank dafür,
    mali

  • Hallo Mali,


    Zitat

    Ich bin meiner Mutter dankbar, dass sie mich und meinen Bruder da raushält, dass sie nicht verlangt, dass ich sie jetzt zu Hause unterstütze. Sie hat gesagt, das wäre im Moment gar keine Hilfe. Ich würde ihr mehr helfen, wenn ich NICHT komme.


    Hut ab vor deiner Mutter, die an euch denkt auch in ihrer schwierigen Situation. Eine starke Frau.

    Zitat

    Und ganz ehrlich, für mich wäre es die einfachere Lösung, wenn sie in einem Heim wäre, weil sich dann die Besuche problemloser gestalten liessen- ohne Konflikte.


    Würde euch beiden sicher gut tun.


    Zitat

    Irgendwie bin ich gar nicht so verzweifelt wie ich gedacht habe, dass ich es in so einer Situation sein werde. Dass es einmal soweit kommt, damit hab ich eh gerechnet...


    Man malt sich in seinem Kopfkino oft die größten Horrorszenarien aus. Aber mir es es oft so gegangen, dass im Notfall ganz aus mir raus eine große Kraft gewirkt hat. Die ich nie zuvor in mir vermutet hätte.

    Ich wünsch dir, dass du diese Kraft in dir selber findest.

    Liebe Grüße
    Renate

  • P.S.
    Ich wollte noch folgendes dalassen:

    Zitat

    Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin innerlich kalt, wie ein Klotz Eis. In solchen Situationen schalte ich meine Gefühle ab


    Vergiss nur nicht wo der Anschalter ist. Es mag ab und zu gut sein, das Zuviel der Gefühle abzuschalten. Aber nicht auf Dauer.

    Renate

  • Ja, Maruschka ich weiß auch, das Gefühle abschalten keine Lösung für immer ist. Aber das passiert dann einfach.....

    Im Moment hab ich das Gefühl ( :roll: ), dass ich soviele Baustellen in Arbeit habe, dass alles in mir arbeitet. Das kenn ich sonst nicht. Dies hier ist die erste kritische Situation, in der ICH mich und meine Bedürfnisse nicht hintenanstelle- und das ganz bewußt. Ich bin mir im Klaren darüber, dass ich mit blinder Aktionswut nichts besser mache. Das ich die Dinge einfach mal laufen lasse und darauf vertraue, dass alles auch OHNE mich seinen Weg findet... Dass meine Eltern das ohne mich auch zu klären bringen, ganz egal was dann raus kommt.....

    Kannst du (oder ihr) eure Gefühle an- und abschalten? Könnt ihr gut Gefühle zeigen?
    Ich hab manchmal richtig Angst davor und überspiel dann mit sarkastischen Bemerkungen, damit keiner sieht, wie ich wirklich bin...

    mali

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